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XXJ. ueber das erhalleia des Quecksilbersecbli- Von Dr. L. ELBNER, Lehrer der Chemie am IrGnigl. Gewerbeinstilut zll eerlin. Obgleich schon Iange bekennt war, dass verschiedene Me- tallsalze, mit Lijsungen von Eiweiss in Wasser vermischt, ei- genthiimliche Niederschlage geben, so war docb die chemische Kenntniss von der Xatur dieser Verbindungeu sehr ungewiss nnd schwankend. Bis in die letzte Zeit wurden sie theils Piir Verbindungen der Metrllsalze mit Eiweiss, theils fur Verbin- dungen der respectiven Oxyde rnit Eiweiss gehalten. Wie wich- tig deren genauere Kenutniss nicht allein Wr Chemie, son- dern auch fur Toxikologie und Physiologie se?, leuchtet ein. Bei der ziemlich bedeutenden Anzahl dieser Verbindungen ond der nicht geringen Schwierjgkeit bei der chemischen Untersuchung derselben kann deren Kenntniss auch niir nach und nach vorschreiten. In der neuesten Zeit ist das Verhalten des scbwefelsauren +%a) KapPcroxydes and des essigsauren Bleies zu mehreren thierischen Stoffen +%+F) duxh eine grosse Anzahl von Thatsacheo genau erPorscht worden durch Mi t- s c h e r 1 i c h d. J. j aus welchen Untersuchungen zugleich die chemische Zusammensetzung dieser Verbindungen hervorgeht. Unter allen den Piiederschliigen, die durch Metnllsalze in Aufliisungen des Eiweisses in-Was?n?P 'entstehen, hat wohl keiner eine grossere Bedeutsnmkeit erlangt nls der "iederachlsg, den Quecksilbersublimrt drmit hervorbrin gt, und dessenungeachtet ist seine chemische Zusammensetzung bis in die letzte Zeit von verschiedenen Chemikern auch verschieden angegeben worden. Nacb Berzelius j-) und B o s t o c k ist der Kiederschlag eine Verbindung von Quccksilberchlorid mit Eiweiss, nach 0 r- Pi I a eine Verbindung des Eiweisses mit Quecksilberchlorur. Diese verschiedenen Angaben zu priifen uiiteroalrm F er d in a n d z.11 Eiioeiss und Kusesloff $31. *) Vgl. d. J. Bd. 16, 146 u. 363. **) Po ggend. Annal. XL, 8. 106 - 133. *+*) RIiill er's Arch. f. Anat. 1836, S. 296. fl B e r x e l i u s Lelirbuch der Cliemie, uhersetzt von Wiililer, Ild. lV, 5. 66. JOUnl. f. prakt. Chemie. XVII. 3. 9

Ueber das erhalten des Quecksilbersublimats zu Eiweiss und Käsestoff

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XXJ. u e b e r d a s e r h a l l e i a d e s Quecks i lber secb l i -

V o n Dr. L. E L B N E R ,

Lehrer der Chemie am IrGnigl. Gewerbeinstilut zll eerlin.

Obgleich schon Iange bekennt war, dass verschiedene Me- tallsalze, mit Lijsungen von Eiweiss in Wasser vermischt, ei- genthiimliche Niederschlage geben, so war docb die chemische Kenntniss von der Xatur dieser Verbindungeu sehr ungewiss nnd schwankend. Bis in die letzte Zeit wurden sie theils Piir Verbindungen der Metrllsalze mit Eiweiss, theils fur Verbin- dungen der respectiven Oxyde rnit Eiweiss gehalten. Wie wich- tig deren genauere Kenutniss nicht allein Wr Chemie, son- dern auch fur Toxikologie und Physiologie se?, leuchtet ein. Bei der ziemlich bedeutenden Anzahl dieser Verbindungen ond der nicht geringen Schwierjgkeit bei der chemischen Untersuchung derselben kann deren Kenntniss auch niir nach und nach vorschreiten. In der neuesten Zeit ist das Verhalten des scbwefelsauren +%a) KapPcroxydes and des essigsauren Bleies zu mehreren thierischen Stoffen +%+F) d u x h eine grosse Anzahl von Thatsacheo genau erPorscht worden durch M i t- s c h e r 1 i c h d. J. j aus welchen Untersuchungen zugleich die chemische Zusammensetzung dieser Verbindungen hervorgeht.

Unter allen den Piiederschliigen, die durch Metnllsalze in Aufliisungen des Eiweisses in-Was?n?P 'entstehen, hat wohl keiner eine grossere Bedeutsnmkeit erlangt nls der "iederachlsg, den Quecksilbersublimrt drmit hervorbrin gt, und dessenungeachtet ist seine chemische Zusammensetzung bis in die letzte Zeit von verschiedenen Chemikern auch verschieden angegeben worden.

Nacb B e r z e l i u s j-) und B o s t o c k ist der Kiederschlag eine Verbindung von Quccksilberchlorid mit Eiweiss, nach 0 r- Pi I a eine Verbindung des Eiweisses mit Quecksilberchlorur. Diese verschiedenen Angaben zu priifen uiiteroalrm F e r d in a n d

z.11 E i i o e i s s und K u s e s l o f f $31.

*) Vgl. d. J. Bd. 16, 146 u. 363. **) P o ggend. Annal. XL, 8. 106 - 133. *+*) RIi i l l er's Arch. f. Anat. 1836, S. 296. fl Berxe l iu s Lelirbuch der Cliemie, uhersetzt von Wiili ler,

Ild. lV, 5. 66.

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Rose *) eine Untersuchring fiber die Verbindung des Eiweisses mit Melalloryden, wobei er vorzugsweise die Verbindung deu Quecksilberchlorids mit Eiweiss beriicksichtigte. Aus diesen Untersuchungen ergab sich als Endresullat , dass der Nicder- schlag , der durch Qiiecksilberchlorid in wlsserigen Eiweisslij- sungen entsteht , keine Verbindung tfieses Haloidsalzes mit Ei- weiss sei , sondern nor eine Verbindung des Quecksilheroxydes mit Eiweiss. - Die chemische Zusammensetaung dieses Nie- derschlages schien dcmnach viillig beslimmt und unbemveifelt. Da trat L a s s a i g n e a%) mit einer Abhandlung auf, in wel- cher als Endresultat sich herausstellt, dass der durch Publimat in EirveisslBsungen gebildete Niederschlag eine Verbindung sei yon unver:indertcm Sublimat init Eiwcise, wie schoii 1883 durch C h a u t o u r e I I e ausgesprochen worden sei, fibereinstinmend mit den Ansichten von B e r z e l i u s und B o s t o c k . OrPi la 's Ansicht wried iibrigens auch in dieser Abliandliing widerlcgt, wie schon von I3 e r z c I i u s und P. R o s e gescliehen war. Die Verschiedenheit der Ansichten uber die Zusammenselzung des Niederscblages Iauft demnach darauf h a u s , dass er noch im- rner von eiiiigen Chemikern als Verbindung des uiiveriinderten Chlorids mit Eimeiss, von anderen als Verbindung des Queck- bilberoxyds init Eicveiss betrachtet wird, da die 0 r f i l a'sche Ansicht als beseifigt anzusehen ist. Urn endlich uher diesen Gegenstand in's Klare zu liommen, unternahm ich noch einiiial die Untersuchung dieses Niederschlages und fand bald, dabs sowohl die eine als die sndWe Ansiclit der Chemiker ihre Giil- tigkeit habe, je nnchdem, was einfach genug ist, der Nieder- schlag noch riicht liinreichend ollcr viillig hioreichend mit de- stillirtem Wasser ausgesiisst worden war.

1st demnach der Niederschlag niclit binreichend ausge- siisst, so witd er bei der Analyse naliirlich Queclisilberchlorid zeigen , i s l er sber hinliinglich mit destillirtem Wasser ausge- siisbt, so enthiilt er, wie schon F. R o s e beobachtete, nur Queck- silberopyd und kein Chlorid. Freilich ist das Aussussen des Niederschlages eine gar lange dauernde Operation, die jedoch durch Anwendung der B erze l ius ' schen Waschflasche bedeu-

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*) P o g g e n d . Annal. Bd. SXVIII, S. 132 ff. *(') D. J. 11, 215.

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tend erleichtert wird. Die Untersuchung wurde aue nachste- hende Weise ausgei‘iihrt :

es wurde Eiereiweiss rnit destillirtem Wasser angertihrt and mit einem Ueberschusse von Quecksilberchloridliisung ge- fiillt. Der Niederschlag setzt sich bei einem Ueberschusse des Fallungsmittels gut ab, die Fliissigkeit wird aber nie lilar und geht triibe durch das Filter, hat man versiiumt, auf diesenUmstand Riick- sicht 211 nehmen ; Erscheinungen, wie sie von F. R 0 s e bei seiuen Untersucliungen schon wahrgenommen worden sind und die bei den Arbeiten von M i t s c h e r l i c h d. J. eben so angefiihrt wer- den. Dieser schneeweisse kiiseartige Niederschlag wurde auP ein Filter gegeben und mittelst Anwendung der Waschflasche mit destillirtem Wasser ausgesfisst. Die ersten Abwaschfliis- sigkeiten zeigen stark die Reaction aue Quecksilberchlorid, sl- lein nach langem Aussussen werden die Reactionserscheinun- gen iuimer schwiicher und man gelangt doch endlich dahin, dass weder salpetersaures Silber noch Hydrothionammoniak Re- actionen zeigen. - Die letzten so gepriiften Abrraschwasser zeigfen durchaus lieinen Gehalt mehr weder an Salzsiiure noch an Quecksilber.

Der NiederschIag hatte bei diesem Iangandsuernden Aus- siissen sein iiusseres Ansehen nicht bedeutend veriindert , er hatte seine weisse Farbe bebalten und war our korniger ge- worden. J. L. L a s s a i g n e bat den oben erhaltenen Nieder- schlag nur durch 12 Stunden ausgesusst, allein diese Zeit ge- nugt nicht, urn den Niederschlsg in die weiter unten beschrie- beneverbindung umzoiindern. Mit diesem Niederschlage, der d’em- nach noch Chlorid enthielt , da die Waschwiisser, wie angege- ben wird, noch Reactionen mit Bydrothionammoniak nnd salpeter- saurem Silber eeigten , hat L a s s r i g n e seine weiteren Unter- suohungcn augestellt. Ein einfncher Versuch wird zeigen, dass die Verbindung, welche L a s s a i g n e erhielt, eine ganz anderc war als diejenige, welche durch viilliyev Aussiisscn erhalten wurde. - Der feucbte Niederschlag nach Lassaigne lijst eich leicht auf, wenn er mit Liisungen von alkalischen Chlo- riiren, Bromuren oder Jodiiren geschiittelt wird; allein der von mir erbaltene ciilliy arisgesusste feuchte Niederschlag liiste sich nicht irn mindesten in den obengenannlen Verbindungen ; ja, als ein Antheil der mit dem Niederschlage in Beriihrung ge-

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wesenen L6sungen filtrirt nnd der freiwilligen Verdunstung in Uhrgliisern ubcrlassen worden war, so krystallisirten die alkali- schen Chlorure, Bromiire iind Jodure mit ihrer ihnen eigenen Krystallform heraus, mobei der offenbar nur durch dns Schiitteln mechanisch aufgenommene geringe Antheil des Niederschlages sieh als eine wolkige Triibung in dcr Richtung der Axe der Wiir- felkrystalle zu erkennen gab, wohin e r durch die Kryslallisa- tionshaft gleichsam zuruckgedriingt morden war, wie wir etwa eine iihnliche Erscheinung an dem in Thonschiefer auskryslnl- tisirenden Chiastolith haben. - Es kiinrien auch demnach die anderen von L as s a i g n e fiir seine Verbindung angegebenen Erscheinungcn nicht bei dem viillig ausgesussten Niederschlage stattfinden. - Ich gehe daher sogleicb zu dem chemischen Ver- halten des viillig ausgesussten hTietlerschl@es uber.

I n Ammoniak liist sic11 der feuchte Niederschlag durch Schiittela leicht auf, bei liingerem Hinstellen w i r d die Aufliisung grau gefiirbt. Rascher geschieht die Zersetzung beim Erhitzen.

In Kaliliisung ist der feuctite Niederschlag ebenblls leicht liislich ; nach einiger Zeit setzt sich ein schwarzer Xiederschlrg von metallischem Quecksilber ab. Die Zersetzung erfolgt schnel- )er beim Erhitzen. Hierbei hatte ich Gelegenheit, dieselbe Er- scheinung zii beobachten, die B e r 7r e l i u s in seinein Lehrbuehe der Chemie uber das Verhalten einer rerdiinnlen LDsung von kaustischem Kali zu diesem feuchten Niederschlage anfulirt : nlmlich, dass dic Verbindung, mit schwacher Kelilauge uber- gossen, erst gelb und .uputPr erst, durch Reduction des Ozydes zu metallischem Quecksilber, grm wird. - Ein Beweis, dass dns Queclisilber in dt:m R'iederscblagc als Oxyd und nicht als Oxydul enrhalten ist; man kann diese Einwirkung einer ver- diinnten Kaliliisung auf den meissen Niederschlag sehr gut be- obachten, wenn man sich zu diesem Versuche eines Uhrglaees bedient.

Essigsriure last den feucbten Niederschlag leicht. Wird die Auflosung bis zum Kochen erhitxt, so iindert sie sich nicht.

Salzsuure, cliemiuch rein, von 1,130 spec. Gew. Iiist die Verbindung mit violettrother Farbe auf, dumb Erwarmen geht die Auflosuiig rascher und vollstiindig vor sich; die Autliieung lLst sich mit destillirtem Wasser, welcbes aber dieselbe Tem- peralur habeu muss wie die Liisung, verdannen, ohiic getriibt

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zu werden. Beide Liisungen, mit devtillirteln Wasser verdilnnt durcb einen Strom Schwefelwasserstoffgas , welches zuvof

durch aindurchleiten durch eine MitteIfInsche gereinigt worden war, zersetzt, gaben zu Anfange die SO cbarnliteristisch gelb- weissen schwel'elbasischen Verbindungen , die erst bei Perner fortgesetntem Hindurchleiten mit schwarzer Farbe in das Sd- faret umgewsndell wurden; ein sicherer Beweis, dnss Oxyd und nicht Oxydul in der Verbindung enthalten ist.

Das Verhalten gegen reine SalpetersHure und Schwefelsiure fand ich ganz so, wie es schon friiher von B e r z e l i u s , Thi- n a r d und H a t c h e t t angegeben worden ist 3;:).

Dass die Verbindung Quecksilberoxyd enthllt, ist durch obige Versuche dargethsn; es ist jetzt zu zeigen, dass der Niederschlag nur eine Verbindung ist Bus Quecksilberoxyd und Eiweiss und nicht aus Sublimat und Eiweiss. Eio Theil des feuchtea Niedewdilages wurde in Essigsiiure aufgelBst und mit salpetersaurem Silberoxyd versetzt, wodlirch keine Triibung er- folgfe. Der Sietferschlag wurde mit chemisch reinem kohlenssu- rem Natron vermischt, im Platintiegel bis zur Verkohlung erhitzt und nach und nach durch in geringer Menge darauf ge- schiitteten chemisch reinen Salpeter verbrannt. Die mit destil- lirtem Wasser ausgezogene und mit chem. reiner Salpetersaure neutralisirte Masse gab mit salpetersaorem Silberoxyd nur eine schwache Triibung. - Dasselbe Verhalten hat F. R o s e be- obachtet bei seinen Untersuchungen.

Ein anderer Antheil des Niederschlages wurde mit reiner concentrirter Salpetersiiure in der Warme behandelt, die dndurch entstandene gclbe Flussigkeit von der gelben tnlgiihnlicben Sub- stsnz abfiltrirt, mit destillirfem Wasser verdunnt und mit s& petersaurelo Silber gepruft. Auch hierbei zeigte sich nnr eine geringe Triibung. - Dieser geringe Gehalt an Chlor, dea die beiden zuletzt angefiihrten Priifungen nacbweisen, hat wohl si- cherlich nur seinen Grund in dern geringeo Gehalte an Koclr- sdz, der sich jrr nach Berze l iu s ' s Analysc %%) im Eiweiss vorfindet; da er nicht seinen Grund in dern viillig ausgesiiss-

*) Haodb. der theoret. Chemie von b. Gmelin. Bd. IJ. 1829.

**) Beraelius, Lebrbuch der Chemie, ubers. yon W6 hler Artik. Eiweissstoff.

Bd. 1V. 1831.

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134 Elsn er, ub. Quecksilbersublimat.

ten Niederschlage haben kann, indem die Ietzten Waschfliissigkei- ten auch nicht eine Spur Reaction auP Chlor zeigten. Es scheint bueh, als musse durch heftig -eingreiPende Agentien erst die organische Substana zersliirt werden, ehe die Chlorreaction her- vortreten kann, indern nur nach den zulctzt angefiihrten Operatio- nen die Chlorteaction hervortrat, da sie doch bei dem Einwirken der Essigsaure auP die Verbindung nicht zu erkennen war. - Der Niederschlag ist nach seiner ciilligen d u s s u s s u i i ~ demnach nur als bestebend anzusehen aus Quecksilberoxyd und Eiweiss. Es wnr jetzt noch die chemische Zusammensetzung des Nieder- schlages in bestimmten Verhiiltnissen nachzuwcisen. Die An- gaben uber die quantitative Zusammenselzung sind eben so ver- echieden; so giebt 0 r f i l a an, die getrocknete Verbindung ent- hslte 62,!32 Theile Eiweiss in 100 Th. Nach B o s t o c k ent- h%lt die Verbindung in 100 Th. 88,89 Th. Eiweiss. - Las- s a i g n e fand in der von ihm analysirten Verbindung 93,45 Eiweiss. L a s Y a i g tie hat ubrigens den Quecksilbergehalt nicht direct gefunden, sondern denselben aus dem Chlor berechnet. - Dn hier nur Quecksilberoxyd in der Verbindung war, wic aua obigen Versuchen hervorgeht, so konnte aus der NIenge des erhaltenen BchwePeiquecksilbers die Menge des Quecksilberoxy- des berechnet werden. Urn aber das Quecksilberoxyd als Schwe- felquecksilber zu Wllen, musste die getrocknete Verbindung erst in einer S h e geliist werden; nun ist aber eben SO bekannt *], dass in den sauren Losungen, welche entstehen , wenn Fieisch, Felt etc. mit Salpetersiiure oder Salzsffure anhallend gekocht werden , durch Scbwefeimasserstoff~a~ Niederschliige sich bil- den, welches auch hier stattfinden und so den Gang der quan- titativen Analyse, menigstens auP diese Weise verhhren, un- statthaft machen konnte. Urn mich zu iiberzeugen, ob diese Erscheinung auch hierbei eintreten wiirde, loste ich Eiweiss in reiner Salxsiiure durch Digestionswiirmc auP, verdunnte rnit de- stillirtem Wasser und liess anhallend einen Strom gereinigtes Schweeeelwasserstoff~~is durch die Ciisung hindurchgehen j sllein es entstnnd auch nichl die mitidesle Triibung, daher die quan- titative Analyse auk' folgende Weise unternommeu wurde.

EY wurde 1 Grm. des im Wasserbade scharf getrockneten

*) H. Rose , Haudb. d. aualyt. Cbemie. I. u. 11. Bd. 1937.

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NiederschlageS durch Digeriren mit erwhrmter chemisch reiner Salxsiure von 1,130 spec. Gew. in einer Porcellanschafe aoZlig aupgcifijt, die Auflirsung mit destillirtem Wasser von derselben Tcmperatur als die siilzsa~ire lriisung verdiinnt, filtrirt und die filtrirtc l.iisung durch einen Stroln gereinigtes Schmefelwasser- stoffgas zersetzt. So Iange die schwefelbasische gelbe Ver- bindung noch nickit in Sulfuret iibergegangen war, blieb sie suspendirt, sobald- aber alles in Siilfuret iibergefiihrt war, setzte sich der Niederschlag sehr gut ab und gab zugleich ein Er- kennungsinittel an die Hand, dass die Verbindung viillig durch Schwcfclwasscrstoffgns zersetzt war, dcnn es wurde durch fort- gesetztes Hindurchleiten des Gases von nun an oicht die mindeste Triibung erzeugt. Das so erhallene Schwefelquecksilber wurde vollig ausgesusst , auf einem geivogenen Filter filtrirt und bei schr gelinder Wiirme so lange getrocknet, bis es bei mehrmals wicderholten WAgungen niehts an Gervicht verlor. Es wurden euP diese Weise erhalten BUS 1 Gr. der Verbindung 0,114 hiichstes SchwePeIqiiecksilber. Auf Quecksilberoxyd und dsnn sogleich auP 100 Theile dcr Verbindung berechnet, giebt die Zussmmensetzung des (im Wasserbade) getrockneten Nieder- schlages zu 10,278 Quecksilberoxyd und 89,722 Eiweiss. Eine zweile Analyse gnb auf 1 Gr. 0,120 Sch~~~efelquecl;silber. Diese auf Quecksilberoxyd und auP 100 Theile dcr trocknen Verbin- dung bercchnet, gab 11,192 Oxyd und 58,808 Eiweiss. Bo- st Of k fand 88,89 Eiweiss. Die Verbindung entspricht, nach den Atomverhidtnissen des Eiweisses und des Queclisilberoxydes berechnet, der Zusammensetzung ails 2 At. Quecksilberoxyd und 3 At. Eiweiss, welclies aut' 100 Th. der Verbindung giebt: 11,Ol Oxyd und 88,99 Eiweiss. Als ich diese Untersuchung schon beendigt hiitte, kam rnir die Reobachtung von G e o g h e - g a n , jedoch nur im Auszuge aus den Ann. d. Pharm. XXIV, S. 36-40, zu Gesiclit, welcher auf synthetischem Wege zu demselben Rcsultate wje ich gelangt ist, intieln er niirnlich direct Bus Quecksilberoxyd und Eiweiss diese Verbindung darstellte.

Die grosse Aetinlichkeil in dem Verhalten des Eiweissstoffes und des Kiisestoffes liess aucb im Voraus schon die Ansicht zu, dass der Niederschlag, der in Milch durch Quecksilbersublimat18- sung entstellt, mohl dieselbc Zusammensetzung haben miichte wie der Bus oiner Eimeisslosung durch Quecksilberchlorid erhaltene.

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Diese Ansicht wurde auch vallig bestiitigt. Es wurde viillig abgerahmte Milch in einer Porcellsnschsle erwgrmt und dhrch einen Ueberschuss von Quecksilberchloridlisung gefdlt ; der Niederschlag setzt sich auP diese Weise leicht ab und hat ein weissss klseartiges Ansehen. Er wurde ganz auP dieselbe Weise behandelt wie der Eiweissniederschlag, und alles , wns von diesem schon oben angefiihrt morden ist, gilt auch fur ihn. Der Weg, der eingeschlagen wurde, um zu finden, ob Oxyd oder Chlorid in ihm, nach viilliger Aussiissung, vorhanilen sei, war ganz derselbe, und es ergab sich, dass salpetersaures Sil- heroxyd auch nicht cine Spur Sabsuure, als in der Verbin- dung enblten., anzeigle. Es besteht demnach dieser Kieder- schlag eben so wie der Eiweissniederschlag nach eollsfundigsr Aussiirsung aus Quecksilberoxyd und h3sesfoff. Die quantila- live Analyse, ganz so, wie oben angegeben, ausgefuhrt, gab in 100 Th. des im Wssserbade getrockneten Niederschlages 11,iS Quecksilberoxyd und 88,82 Ka5estoff , auffalleiid ahnlich der Zusammensetzung des Eiweissniederschla~es.

Fur FAlle der gerichtliohen Chemie ist Folgendes n&h sls beachtungswerth anzuftihren. Rei Behandlung der KBsestoffver- bindung mit Quecksilberoxyd , mit chemisch reiner Siilpeters%ure, treten die bekannten Erscheinungen ein; wird nun die Verbindung 80 lange mit -der Siiure gekocht, bis keine Zerselzung dersel- Ben mehr wahrnehmbsr ist) die gelbe saure Fliissigkeit vott der talgartigen Mssse abfiltrirt , rnit destillirtem Wasser stark ver- diinnt und durclr SchwePelwasserstofas aersekt, so entstelt ein starker gelber Xiederschlag , der sehr lcicht fiir Schwefelarsen gehalten werden kijnnte, besonders ds liinyere Zeit dazu ge- hiirt, ehe das dnuernd hindurchstriimende Schwefelwasserstoff- gas die Verbindung viillig zu deio schwarzen Sulfuret zersetzt. -.Es ist daher weit sicherer , die kasenrtigen Niederschliige, die man erhalt, wenn Milch oder milchhallige Fliissigkeilen auP Metallverbindungen gepriift werden sollen, bei Digestionswarme mit ehemisch reiner Salzsfure zu behandeln, die so erhaltene Lijsung zu verdiinnen uiid mit SchwePelwasserstofl’g.~s zu be- bandeln. Ich habo mich niimlich durch AuRiken vou absicht- lich zu diesein Versuche nach der Angabe von B e r z e l i u s dargestelltem reinen und im Wasserbade getrockneten Kase- atoff in reiner Salasaure von 1,130 Fpec. Gerv. (desseu Auf-

E Is n e r , iib. Quecksilbersublirnat.

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E 1s n er, iib. Quecksilbersublimat. i 31

lijsung mjt destillirtem Wasser stark verdiinnt worde) uber- zeog;t, dass ein durch diese Lijsung des KBsestoffev i n Salz- saure lgngere Zeit hindurchgeleiteter Sirom gereinigten Schwe- felwasserstoff~ases auch nicht eine Spur von Fiillung erzeugte. Ich muss hier besonders hervorhebeb, dass zu diesem Versuche die Auflijsung des K?isestoffes sowohl wie die des Eiweissstof- fcs nur bei einer Erwarmung der Siiure vorgenommen ward, bei welcher die S h e durchaus nicht in's Kochen kam. - Ueber dic Auffindung metallischer Verbindungen in Milch und milchhalti- gen Fliissigkeiten gedenke ich in lcurzem rneine Versoche mit- zutheilen.

L a s s a i g n e bat ferner noch gehnden, dass sicb der Fa- serstoff ebenfalls ohne VerSnderung mit dem Quecksilberchlorid verbinde; ob aber nicht durch langandauerndes Aussfiesen sich der Sublimat aus dieser Verbindung entfernen lasse, ist wohl in Frsge zu stellen, da Eiweiss-, 1Ziise- und Faserstolf SO

nahe verwandle Kijrper sind. Dariiber habe ich jedoch keine Versuche angestellt.

Als allgemeines Resultat wiirde dch demnach, obigen Un- tersuchungen eufolge, Nachstehendes hersusstellen:

Der collstundig mit destillirtem Wasser ausgesiisste Nie- derschlag, der in Eiweissliisungen durch einen Ueberschuss von QuecksilberchIorid entsteht, i d eine Verbindung von Quecksid- b e r o q d mit Eirceiss. Gana dasselbe gilt fur den Niederschlag, welcher in abgerahmter Milch durch einen Ueberschuss von Quecksilbersublimat erzeupt wird ; aach er ist , nach vollutri'n- diyem Aussiissen, eine Verbindung von Queckuilberoxyd mil Kiisestoff.

Eiie ich diesen Gegenstand verlasse, gehe ich noch ein- ma1 zu den Schiussfolgerungen iiber, die L a s s s i g n e in der im Eingonge cilirten Arbeit aufstellt. Ich fiihre nur die ad 1 i n der' Abhandlung angefuhrte auP, da nur diese mit der Schluss- folgerung meiner Untersuchung in directer Beziehung steht. Diese Folgerung Iautet SO:

Eiweiss und Faserstoff verbinden sich aogenhlicklich mit dern Quecbilbercblorid, obne sich zu zersetzen, im Gegensabe der Ansicht einiper Autoren.

I n wiefern diese Folgerung nun eine Vw6nderung erlei- det , geht aus den oben angefuhrten Versucheu deutlich hervor

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cunbesioeifrlt natiirlich nur fiir die Verbindung des Eiweiss- stoffes, da ich die Verbindung des Paserstores nicht untersucht babe, obgleich bei der Aehnlichkeit beider Kiirper sich wohl aut' ein iihnliches Verhalten schliessen liisst), - SO dass jetzt das Schwankende in der Ansicht iiber die Zusammensetzung der oft erwiihnten Niederschliige von Eiweiss u n d Kiisestoff mit Sublimat alu vijllig heseitigt und festgestellt anzusehen ist.

Bei der besonderen Untersuchung des Riederschlages, den Quecksilbersublirnat in Milch erzeugt, ergaben sich noch nach- stehende Thatsachen.

Wird der Niederschlag mit destillirtem Wasser au$gekochl, ao geht er weit rasoher in die Verbindung von Quecksilberoxyd mit Kiisestoff uber, als dieses bei dem blos bei gewiihnlicher Temperatur slatlfindenden Aussiissen der Fall ist. - Er hat durch dieses Vcrfahren nur ein kiirnigeres und mehr gelhli- clies Ansehen gewonnen, gerade SO, HIS wenn der Niederschlag im Wasserbade ausgetrocknet worderi id.

Enthllt auch wirlilich der R'iederschlag irn Anfange noch Sublimat, so wird im Verlaufe des Aussiissens dieser doch giinz- lich entfernt iind es bleibt nur zuruck eine chemische Verbin- d u n g von Eiweiss oger Klsestoff mit Quecksilberoxyd.

XXII. B e lr it c h t 16 tag e n ii Be r d e n c h e m i s ch e n H e v g Q it9

Bei d e r Zerse laung d e s S iub l imuts did r c I& E ito e is s.

V o n Dr. L. E L S N E R.

Obgleich iiber die chemische Zusammensetzung d es Nie- derschlages, den Sublimat in Eiweissliisungen hervorbrin& von metireren Chemikern die verschiedensten Ansictiten aufgestellt wordeo sind, wie ich in vorstehender Abhnndliing ausfiihrlich gezeigt hsbe, bis dessen Zusammensetzung endlich unbestreit- bar und eicher festgestellt worden ist, so war immer noch eine naturgemiisse Ansichl dariiber aubustellen , wie diese merk- wiirdige Zersetzung wohl vor sicli gehen mag, tia, wie wir wissen, selbst coacentrirte Schwefelsiiure den Sutlimat nicht zersetzt. Ich erlaube mir, iiber diesen Gegenstand nachstehend meine An-