5
34 Rochleder : Vorkommcn dcs Qnercitrin als Rliithcnfarbstoff. silber mit Schwefelcynnlthyl sind. Jodmethyl und Jod- amyl rerhalten sich ebenso gegen das Schwefelcyanqueck- silber. IJeber das Vorkoninieii des Quercitrin als Bltithenfarhstoff. Von Dr. Friedrich Rochleder. (Aus dem XXXIII. Baiidc, S. Sli5 dcs JnLrgniigcs 1858 ilcr Sitzungs- bericlite dcr iiiattiem.-iintur\~. Clnssc der k:iiscrl. Ali:idcmic der IV isse n sch :I ften.) Ein Stoff gew-innt uiii so inehr an Interesse, je weiter verbreitet er in der Xatur vorkommt. Dns Quercitrin, welches Chevreul in der Rinde und dem Splinte von Quercits t;ttcfwia entdeckte, dessen Ileindarstellung Bolle y lehrte und dessen Natur von R i g a u d erkannt wurcle, ist nicht nur in der genannten uordnmerikaoischeo Eiche, sondern auch in einigen andern Pflanzen entlialten. Ich und Professor H 1 as i w e t z fanden in deli Bluthenknospsn von Copparii spinosa und 8 t e i n in deli sogenannten chi- nesischen Gelbbeeren, die nach v o n &I nr t i us die un- en t w ic k el te n B 1 u t h e 11 k n osp L' n vo n Sopli ora japonica sin d , das yon W e i s s und gleichzeitig yon K u m m e l in den Bllttern von Hitla yrnoco/e,is entdeckte, von B o r n tr4ger genaucr untersuchte Rutin oder die Rutinslure. Spiiter hat Hlas i IV e t z die Identitst des Rutin rnit dem Quer- citrin nnchgewiesen. Wir haben demnnch in Quercus lotctoria (Rinde und Splint), in Rt~a yraveolerrs (Uliitter), Copporis spinosn (Blii- thenknospen) und Sopho~a japouicn (unentwickelte Bluthen- knospen) das Quercitrin als gemeinschaftlichen Bestand- theil.

Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

34 Rochleder : Vorkommcn dcs Qnercitrin als Rliithcnfarbstoff.

silber mit Schwefelcynnlthyl sind. Jodmethyl und Jod- amyl rerhalten sich ebenso gegen das Schwefelcyanqueck- silber.

IJeber das Vorkoninieii des Quercitrin als Bltithenfarhstoff.

Von

Dr. Friedrich Rochleder.

(Aus dem XXXIII . Baiidc, S. Sl i5 dcs JnLrgniigcs 1858 ilcr Sitzungs- bericlite dcr iiiattiem.-iintur\~. Clnssc der k:iiscrl. Ali:idcmic der

IV isse n sch :I ften.)

Ein Stoff gew-innt uiii so inehr a n Interesse, j e weiter verbreitet er in der Xatur vorkommt. Dns Quercitrin, welches C h e v r e u l in der Rinde und dem Splinte von Quercits t ; t t c f w i a entdeckte, dessen Ileindarstellung B o l l e y lehrte und dessen Natur von R i g a u d erkannt wurcle, ist nicht nur in der genannten uordnmerikaoischeo Eiche, sondern auch in einigen andern Pflanzen entlialten. Ich und Professor H 1 a s i w e t z fanden in deli Bluthenknospsn von Copparii spinosa und 8 t e i n in deli sogenannten chi- nesischen Gelbbeeren, die nach v o n &I n r t i u s die un- en t w ic k el te n B 1 u t h e 11 k n osp L' n vo n Sopli ora japonica sin d , das yon W e i s s und gleichzeitig yon K u m m e l in den Bllt tern von Hitla yrnoco/e,is entdeckte, von B o r n t r 4 g e r genaucr untersuchte Rutin oder die Rutinslure. Spiiter ha t H l a s i IV e t z die Identitst des Rutin rnit dem Quer- citrin nnchgewiesen.

W i r haben demnnch in Quercus lotctoria (Rinde und Splint), in R t ~ a yraveolerrs (Uliitter), Copporis spinosn (Blii- thenknospen) und S o p h o ~ a japouicn (unentwickelte Bluthen- knospen) das Quercitrin als gemeinschaftlichen Bestand- theil.

Page 2: Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

Rochleder : Vorkommen dcs Quercitrin als BltithcnfarbstoK 35

Diesen vier Pflanzen kann ich eine fiinfte hinzufiigen, die Rosskastanie (Aescultts Htppocostanum).

Die vollig entwickelten Blatter dieses Baumes enthal- ten eine, wenn auch nicht bedeutende RIenge r o n Quer- citrifi. In der Kinde des Stamtiles und der Zweige, in den Tegminibus der Knospen, in den noch in der Knospe ein- geschlossenen, unentwickelten Blattern konnte ich kein Quercitrin nachweisen. Die im Herhst gelb gewordenen uiid abgefallenen Blatter l i e s ich durch Merrn Norbert D u r a s auf Quercitrin untersuchen. Er farid darin nur Spuren dieses Korpers, nicht ganz einen halben Gramm auf mehrere grosse Korbe des Materiales.

In den reifen Samen gieht F r e m y Saponin, einen krystallisirten Bitterstoff und einen gelben Farbstoff als Bestandtheile an. Der gelbe Farbstoff, der schwierig yon der uberwiegenden Menge anderer Bestandtheile zu tren- nen ist, ist Quercitrin. Ich habe daraus reines Qucrcetin dargestellt.

Werden die Cotyledonen der reifen Samen in dunne Schciheii zerschnitten , mit Weingeist . von 35 Grad B. iibergossen und in einem verschlossenen Gefasse 8 bis 10 Tage stehen gelnssen, so erhalt man eine goldgelbe Tinctur, die ihre Farbe dem Quercitrin verdankt, dem ein- zigen gefiirbten Bestandtheilc der Cotyledonen, die nach dem Ausziehen blendelid weiss erscheinen. In den Sa- menlappen ist ausser dem Quercitrin kein einziger der besonderen Bestandtheile der Rinde, Blit ter u. s. w. der fflanze enthalten, sie miissen also alle beiin Keimungs- processe erst aus den Bestandtheilen des Samens heraus- gebildet werden.

Bekanntlich sind die Bliithen der Rosskastanie, wenn sie sich entfalten, farblos mit einem gelben Blackel. Die gelbe Farbe geht nach 24 Stunden i n eine rothe iiber. Alle abgefallenen Bluthen haben rothe Mackel. Da s te t s von zwei unmittelbar neben einander a m Thyrsus stehen- den Bluthen die eine u m eiiien T a g spiiter sich entfaltet a13 die andere , so sehen wir immer eine Bluthe mit gel- bem Mackel neben einer mit rothem stehen. 174 Pfund abgefallene Bluthen wurden Init Weingeist von 35 Grad U.

3 *

Page 3: Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

36 Rochleder : Voikommen der Quercitriri nls Bliithenfarbstoff.

ausgekocht, das Decoct durch Lcinwand, dann durch Papier filtrirt und zum Erkalten hingestellt. Es' schieden sich Krystalle eines Wachses aus, die auf einem Filter gesam- melt wurden. Das Filtrat wurde der Destillation im Was- serbade unterworfen, urn den griissten Theil des Wein- geistes wieder zu gewinnen. Der rnit etwas Wasser ver- mischte Destillationsruckstand schied sich in zwei Schich- t en , eine untere, die eine JIasse voii griinlich-braunern IIarz darstellte, und eine obere, riithlich gefiirbte, dic sich leicht von detn Ilarze trennen licss. Sie giebt [nit Blei- zuckerlosung eincri gelhen zum grossten Theil in Essig- siiure loslichen Siederschlag. Das nicht in Ess igs iure Losliche enthiilt etwas von den H n n e n , die nicht ganz un- loslich in der in Rede stehenden Fliissigltcit sind. Die essig- saure Losung, die yon den unloslichen Harz\-erbindungen mit Bleioxyd abfiltrirt wirtle, so wie die E'liissigkeit, welche von dem Kiederschlage abfiltrirt worden war, den neutra- les essigsaures Bleioxyd in der ursprunglichen Fliissigkcit erzeugt ha t te , wurden (lurch Bleiessig schoii chromgelb gefiillt. Diese beiden Siecleiwhliige elithalten noch eine kleine Menge von Harzbleiverbiiiclungen urid ein Minirnum eines Pektinkorpers. dagegen ziemlich vie1 Quercitrin und etwas Quercetin. Ich habe aus der obigen Menge yon Bluthen gegen ein Loth reines Quercetin dargestellt.

Das Quercitrin und Quercetin treten, wie sich hieraus ergieht, als Bliithenfarbstofl'c auf. Rei der giinzlichen C'n- wissenheit iiher die Bliithenfarbstoffe, i n der wir u n s noch befinden - denri ausser ein paar Analysen des Carthamin ist die Zusarnmensetzung keines einzigen zu errnitteln, auch nu r versucht worden, hat dieses Vorkornrnen des Quercitrin und Quercetin , \vie ich g laube , einiges In- teresse.

Das Quercitrin wird in den Bliittern gebildet, nachdem sie aus deli Knospen hervorgebrochen s ind , wiihrend dns Aesculin daraus verschwindet, welches aus der Rinde in die Tegmina der Knospen und aus diesen, bei der kn t - faltung i n die juii6.cn Bliitter ubergeht, wo es das AIaterial zur Bildung des Quercitriri abgiebt. Das Quercitrin der Bl l t te r wird zum Theil zum Bestandtheil der Samenlap-

Page 4: Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

Rochledcr : Vorkomnir i i dcc Q l i o c i t r i n :ilc B1fithcrlfnri)stoff: 37

pen, zum Theil aber wird c s rnit den abfallenden Bluthen entfernt,. Es verhKlt sich mit dcm Quercitrin 5hnlich wie rnit dem Pinipiiirin, das K a w a l i e I’ i n der Rinde von Pirt~cs sylres!rf.s ariffand , und das in tler. Rinde der Ross- kastanie gleichfalls enthalten ist. K a w a 1 i e r hat gezeigt, dass dicse Suhstanz i n Zucker und ein l therisches Oel nus der Gruppe der Camphelie sich spaltet, welches sich mit der grijsstcn Leichtigkeit verharzt. Ein Theil dieses Harzes erscheint auf den Tegminibus der Icnospen ausge- schwitzt.

Zur Darstellung des Quercitrin oder Qucrcetin bleibt his jetzt Quercitronrindc das beste Material. Icll will hier noch die Methode heschreiben, nach welcher ich durch Herrn T o n n e r im hiesigcn Laborntorium das Quercitrin und Quercetin darstellen liess, da die I‘nknsten dieser Me- thode geringer sind als die des Verfahrens, welches Bol- l e y angegeben hat.

Die Rinde wurde in einem Kessel init so vie1 Wasser ubergossen, dass es das Material ciriige Linien hoch he- deckte. Das Wasser wird zum Sieden erhitzt und die kochende Losung durch Leinwand colirt, der Ruckstnnd ausgepresst. Das Decoct wird zum Erknlten hingestelit. Die einmal ausgekochte Rindc wird mit der gleichen Menge Wasser noch einmal ausgekocht. Das erste Decoct setzt eine nicht unbedeutende Menge von unreinem Quer- citrin ah. Das zweite Decoct dagegen setzt wenig oder nichts mehr ab. Man sammelt das Quercitrin auf einem Filter von feiner Leinwand und liisst abtropfen. Das Fil- trat wird mit SalzsSure versetzt, wodurch ein rehfarbiger h’iederschlag in volurninosen Flocken ciitsteht, die sich bald unter Verminderung ihres Volumens zu Boden setz- ten. Man entfernt durch Filtriren den Niederschlag und erhitzt diess Quercitrin haltende Filtrat unter stetem Um- riihren im Wasserhade, so lange sich die Menge des sich ahscheidenden Quercetin noch vermehrt und filtrirt heiss durch Papicr. -4uf dem Filter bleibt Quercetin. Was sich sp i t e r noch aus dem Filtrat absetzt ist s eh r wenig und sehr unrein, so dass e s am hesten weggeworfen wird.

Dns unreine Quercitrin, so wie das unreine Quercetin

Der Rest fallt mit den Bliithen hinweg.

Page 5: Ueber das Vorkommen des Quercitrin als Blüthenfarbstoff

38 Matter : Aiinlysc dcr I3oshend-Kohlr

wurden nun gercinigt diirch Zerreiben init wenig U'ein- geist yon 3.5 Grnd u. u n d ErIiitzen des nrcies im "as- serbade. Dic erliitzte SIasse u-ird auf Leinwandfilter gc- bracht und iiacli deii i AtJtropfcii der l ~ l u ~ ~ i g k ~ i t ausge- presst. Kine Iilcilie AIciige v o n Qucrcctin oiler Quercitrin und vie1 von I-nreiniglteiten grht i n tlcn 'tVeingeist iibcr. Die nusgekoclite 3Iasse wird in siedcritlcm Weingeist ge- lost, die Losung heiss filtrirt urid dzrsclhen so Innge sie- dendes Wasser zugcset.zt tjis einc deutliche Truhung sich zeigt. Nach dem Ahltiililen um einige Grade hat sich die Hauptmasse des Farhestoffen abgcschieden. ;\Ian sainmrlt auf Lein\vandfiltern denselhen und presst ihn aus. Durch nochmalige \Vicderholung des Verfalirens ist er heinahe vollkoiliinen rein. Den Weingeist, welcher verbraucht wurde , e rh i l t mnn durch Abdescilliren der Nutterlaugen im Wasserh:itle grosstentheils wieder. Auf diese nicht sehr kostspielige Weise aurden nus einem Centner der Rinde Quailtitiiten yon Qucrcitrin und Qucrcetin e rhd ten , die es moglich machen, diesen Stoff naher z u unter- suchen.

Analyse XI1

der Boghead-Kohle. Von

0. latter aus Zofiiigen in dcr Schwciz.

BI i t d c ni N am c n Bog h e ad- I< o h 1 c o d e r To rb an e h i 1 I- Ko h 1 e wird bckanntlich ein hrennbares Fossil bezeichnet, das sich in Schottland tiei Dnthgate, Linlithgowshire, findet. S i e w i r d g e w ij ki n li c h al s €3 o g he ad- C an n el koh Ic b cz cic hn e t , ist aber von allen eigcntlichcn Steinkohlen sclir wesentlich vcrschieden und s teh t ctwa zwischen llraunkohlc und Brandschiefer i n der Mitte. &Ian findet i r i dersclhen nicht s el t e n Eirisc hl iisse u n d Ah d rii c k e 11 nm e n tl i ch yon S I t p (I rin Fcoides. Ferricr konimen Krlolleri von Sphiirosiderit darin