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LIV. Ueber den gegmcusiipn Ziuland der orpiihcheit Ctwniie. Von Du~ias und LIEBIG. (Gelesen von D U m as in der Pariser Acndemie der TVisseuschnften am 23. Octbr. 1837. Compt. rend. V.] Es sind kaum sechzig Jahre verflossen seit jener tlcnk- miirdigen Periode, wo man eben in der blitte dieser Versnmm- lung selbst die ersten Versuche des so fruchtbaren chemischen Lehrgebiiudes auftreten sah , welches wir dem Genie L a v o i- s ier's verdanken. Dieser liurze Zeitraum hat hingcreicht , die gchwierigsten Fragen der mirreralogischen Chemie grunillich zu studiren , und es kann sich eiu jeiler leicht uberzeugcn , tfnss dieser Zweig unseres Wissens fast $lies besit at, was er mit den Mitteln, iiber welche cr verl'ugt , zu erlangen im Stantle ist. Diese nicht zu leugnende Thatsache ist auch lcicht zu erlrllren. Die mineralogische Chernio begreift die Gcschichk der einfachen Kijrper in sich, die ihrer binCren iind tier sali- nischen Verbindungen. Die ElementarkBrper theilcn sic11 nun in mehrere sehr naliirliche Gruppen, cfer Art, [lass, wcnn man oufmerksam die Eigenschaften des einen Jiiirpers aus diesen Gruppen studirt, man fast slets die des henactrbarten Korpers voraussehen, ahnen kann. Dss Studiiim des SaucrstoiTes lehrt uns dic Geschichte des Schwefels; die des Chlors geniigt, urn uns bis die kleinsten Details mit denen des Jods beksnnt zu machen. So ist diese Arbeit, welche Anfangs die mensclrlichen Krifte au iibersteigcn sohien, denn es hantieltc sicli um nichts Geringeres als Tausentle von Substsnxen, uriterectiietlen drrrch Anblicli und Eigensch:iftcn , zu untersuchen, xi1 nn:ilgsiren ; so ist diese Arbeit in weniger als einem halben J:~hrhriridert vollendet, und kaum sind hin uud wieder noch einige Luclien auszufiillen. Die Chemilier hxhen erkannt, dass in den Rlineralsubstau- ten Rurper sind, welche sich wie Elemente verhnltcn; tlnss diese Korper sich unter einander verbinden, diese Verbintlun- gen sich wieder von Neuem vereinigen kiinnen: und in diesen

Ueber den gegenwärtigen Zustand der organischen Chemie

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LIV. Ueber den gegmcusi ipn Ziuland der orpi ihchei t

Ctwniie. Von

D u ~ i a s und L I E B I G .

(Gelesen von D U m a s in der Pariser Acndemie der TVisseuschnften am 23. Octbr. 1837. Compt. rend. V. ]

Es sind kaum sechzig Jahre verflossen seit jener tlcnk- miirdigen Periode, wo man eben in der blitte dieser Versnmm- l u n g selbst die ersten Versuche des so fruchtbaren chemischen Lehrgebiiudes auftreten sah , welches wir dem Genie L a v o i- s ier's verdanken. Dieser liurze Zeitraum hat hingcreicht , die gchwierigsten Fragen der mirreralogischen Chemie grunillich zu studiren , und es kann sich eiu jeiler leicht uberzeugcn , tfnss dieser Zweig unseres Wissens fast $lies besit at, was er mit den Mitteln, iiber welche c r verl'ugt , zu erlangen im Stantle ist.

Diese nicht zu leugnende Thatsache ist auch lcicht zu erlrllren. Die mineralogische Chernio begreift die Gcschichk der einfachen Kijrper in sich, die ihrer binCren i ind tier sali- nischen Verbindungen. Die ElementarkBrper theilcn sic11 nun in mehrere sehr naliirliche Gruppen, cfer Ar t , [lass, wcnn man oufmerksam die Eigenschaften des einen Jiiirpers aus diesen Gruppen studirt, man fast slets die des henactrbarten Korpers voraussehen, ahnen kann. Dss Studiiim des SaucrstoiTes lehrt uns dic Geschichte des Schwefels; die des Chlors geniigt, urn uns bis

die kleinsten Details mit denen des Jods beksnnt zu machen. S o ist diese Arbeit, welche Anfangs die mensclrlichen

K r i f t e au iibersteigcn sohien, denn es hantieltc sicli um nichts Geringeres als Tausentle von Substsnxen, uriterectiietlen drrrch Anblicli und Eigensch:iftcn , zu untersuchen, xi1 nn:ilgsiren ; so ist diese Arbeit in weniger als einem halben J:~hrhriridert vollendet, und kaum sind hin uud wieder noch einige Luclien auszufiillen.

Die Chemilier hxhen erkannt, dass in den Rlineralsubstau- t e n Rurper sind, welche sich wie Elemente verhnltcn; tlnss diese Korper sich unter einander verbinden, diese Verbintlun- gen sich wieder von Neuem vereinigen kiinnen: und i n diesen

Dumas u.Liebig, .lib. d.gegenw. Zost. d. org.Chem. 899 drei Reihen von Bvbstanzen hat man ein Mittel gefunden, na- tiirliche Gruppen zu bilden, welche ihr Studium leicht und kora, und zugleich ausgedehnt und philosophisch machen.

Was man hierbei Element oder unzerlegbaren Stoff nennt, gilt als solcher allerdings und i n Beziig auP unsere gegenwar- tige Kenntniss. Man hat damit die Frage nicht entscheiden, man hat vielmehr das Gebsude der Wissenschaft so auPbauen wollen, dass, wenn aueb die Elemente spiiter zerselzt merden sollten , in dem ganzen Bane , ungeachtet der verlnderten Grundlage, nichts gestort werden wurde. Man sieht leicht ein, dass man Bus den viec und funfzig bis jetxt beksnnt geworde- Den Elernenten, mittelst weniger Verbindungsgesetze, indem man alle bingren Zusamrnensetxungen oder alle moglichen Sake bil- dete, nicht nur alle schon bekannten Zusammensetzungen der unorganiscben Natur, sondern auch eine grosse Zahl analoger Verbindungen hervorbringen konnte.

Wie aber sol1 man diese Kenntniss mit Erfolg auf die or- ganische Chemie anwenden? Hier begegnen wi; nicht weniger Arten als in der mineralischen Chemie, und sie sind nicht min- der verschieden, wahrend man statt der vier uod funfaig Ele- mente kaum 3-4 in dcr Mehrzalil der Verbindungen nntrifft. Mit einem Worte, wie kann man mit Hiilfe der Gesetae der unorganischen Chemie die so mannigfaltigen Erzeugnisse der OF- ganischen Wesen ordnen und erklSren, die fast alle BUS Kohlen- stoff, Elnuerstoff und Wasserstoff bestehen, zu melchen biswei- len noch der Stickstoff ltommt?

Diess war eine grosse und wichtige Frage der philosophi- schcn Natiirforschung , eine Frage, die sehr geeignet war, den Wetteifer der Chemilier anxuregen, denn ihre Beantrvortung ver- sprach der Wissenscbaft die schonsten Triomphe. Das Geheim- niss der Vegetation untl des thierischen Lebens scbienen durcb ihre Beantworlung sich entschleiern zu miissen, sie schien den Schliissel zu enthalten aller jener so pl6tzlichen rind eigenthum- lichen Urnwandlungen der Materien, welche in den Thieren and Pilanzen erfolgen, jo mehr noch, es scbien dadurch moglich zu werden, sie in unsern Laboratorien nachzubilden.

Nun, wir scheuen uns nicht, es auszusprechen, und es ist von unserer Seite keirie Ieichtsinnige Aeusserung : diese grosse und schone Frage ist jetzit gelijst. Es brauchen nur nooh alle

300 D u m a s n. L i e b ig, iib. d. gegenw. Zust. d. org. Chem.

Folgerongen daraus entwickelt zu werden , zu welchen ihre Lijsung fuhrt. In der That, wenn man einen Chemiker, elie die- ser neue Weg eriignet war, um seine Meinung uber die or- ganischen Kiirper gefragt hftte, wie gross aueh sein Genie ge- wesen sein miichte, er wiirde gewiss nichts haben ersinnen kiinnen , w a s vertliente, mit den einfachen regelmissigen und schiinen Gesetzen verglichen zu werden, welctie die E r h h r u n g uns seit einigen Jahren liennen gelehrt hat. I n der That, urn mit drei oiler vier Elementen so mannigfaltige urid viellcictit ooch rnannigfaltigere Verbindungen hervorzubringen als die sintl, welche das Mineralreich darbietet, hat die Nstur einen eben so einfachen als unerwarteten W e g eingeschlagen, indem sie aus den Elementen Verbindungen bildete, die selbst alle Eigenschaf- ten elementarer Kiirper besitzen.

Diess ist nach unserer Ucberzeugung d n ~ ganze Geheim- niss der organischen Chemie.

Es besitxt also dio organische Chemie ihre Elemente filr sich, die halt1 die Rolle des Chlors untl Ssuerstolfu in der Mi- neralchemie, bald dagegcu die der Metalle spiclen. Cyan, Amid, Benzoyl , die Ridicttle des Ammoniaks , der fetten Kijrper , dcr Alkohole und dhnlichcr Sobstanzen das sintf die wahren Elc- mente, mit welchen die organische Chemie xu thun hat, nictd aber die lefzten Elemente , Kohlenstoff, WasserstoK, Sauersfoff und Stickstoff, Elcmente, die nur erst z u m Vorschein kommen, wenn jcde Spur des organischen Ursprungs verscliwunden ist.

Die Mineralchemie bcgreift nach unserer Ansicht alle Kijr- per , welche aus der directen T'Grbindung der eigentlich soge- nnnnten Elemente entstehen die orgsnische Chemie dagegen um- fabst alle Wesen, die aus zusammengesetxten Rijryern beste- hen, welche sich als Elerncrite verhalten. I n tier Minerslche- mie sind die Radicale einfach, in der organischen sind sie zu- sammengesetzt j d i e s ist dsr ganze Binterschictl. Die Gesetze, aach weichen die Verbindungen, die GesetLe, nech welchen die Reactionen erfolgcu, siiid iibrigens die nlirn!ichen in beideii Zweigcn der Chemie.

Viellcicht durfen wir vcrrnijge eiries Vorausblicltes in die Zukunft , wie er YO= philosophischen Standpunctc ails erlauht ist, hinzufiigcn, : l i m von dea beiJeo beacichrieten Thcilen der

Dumas u.Liebig, fib. d.gegenw.Zust. d.org.Chem. 904

Chemie nicht derjcnige der am mindesten vorgeriickte ist, von welchern man es glaubt.

I n der That, wenn die Radicsle der Mineralchemie, wenn der Sauerstoff, der Schwet'el, die Metalle zusammengesetzte Korper sind, so vermag Niemand vorauszusagen, wenn nnb wie ihre Zerlegung miiglich sein werde. Wenn sie miiglich ist, 60 fordert diese Zerlegung die Anwendung von Kraf'ten, die uns onbekannt sind.

I n der organischen Chemie ist die Schwierigkeit geringer; hier findet gerade der umgekehrte Fall statt. Hier weiss man, dass die Radicale zusammengesetzt sind. Die Kunst des Che- mikers besteht hier darin, sie SO zu behandeln, dsss ihre Zer- stijrung vermieden wird , wodurch sie aut' den mineralischeu Zu- stand, d. h. auf die Stufe mirlilich unzersetzbarer Elemente wie- der zuriickgefiihrt werden. Dieses Uebergang der organischen zupammengesetzten Elemente in ihre einfachen unorganischen Elemente Iiisst sich voraussehen und verhiiten, denn er finde9 nach leicht zu fassenden Gesetzen statt. Auch ist es fast in allen FIllen miiglich, ein organisches Radical wieder zu erken- Den und es aus einer Verbindung in eine andere iiberzufiihren, ohne dass es sich in seine unorganischen Elemente zerlegt.

Die oqanische Chemie bietet uns also, unserer Ansicht ge- mRss, Radicnle dar, welehe dieselbe Rolle wie die Metalle spie- len, andere, welche die Stello des SauerstoKs, des Chlors und des Schwefels u. 8. w. vertreten. Diese Radicale verhinden sich unter einandqr oder mit den eigentlich sogenannten Elementen, und erzeugen dadurch, nach den einfachsten Gesetzen der Mi- nernlchemie, alle organischen Verbindungen.

Diese Radicale zu entdeclien, ZL studiren, zu charakteri- siren, diess ist seit aehn Jahreri unser tiigliches Studium gewe- sen. Von gleicher Hoffnung belcbt, denselben Weg verfolgend, derselben Mittel U I I S bediertend , haben wir meist gleichzeitig die gleichen Substanzen oder sehr Ahnliche untersucht, und die gefuridenen Thatsachen unter demselben Gesichtspuncte betrach.. tet. Zuweilen jedoch schienen sich unsere Ansichten zu tren- nen, und dann erhoben sich nwischen uns in der Whrme des Kampfes mit dcr Natur Discossionen , deren Lebhaftigkeit wir beiderseits bedauern. Wer mijchte aber die Kutzlichkeit sol- cher Discu~sioncii, j a ilire Xot hwendigbeit leugoen? \Vie vie1

302 Dumas u.Liebig, Gb. d.gegenw.Zust.d.org.Chm.

sehiine Entdeckungen haben sie bercits angeregt unil werden sIe noch kunftig anregen ? In jeder im WertIen begriffenen Wis- senschaft erheben sich solche Debatten, neu aber in der Ge- schichte der Wisscnschaften sol1 die Art sein, wie wir dicsel- ben zu schliessen gedenlien.

In der That, als wir die Pragen, welche nns trennen, in einigen freundschaftlichen Bespreebungen behandeln konnten, fanden wir sehr bald, dass wir in allen Principien einig wn- Pen und in der Anwendung derselben nur so wcnig von einan- der abwichen dass cine Vereinigung leicht schien.

Wir fanden jetzt, dass wir vereinigt eine Arbeit uberneh- men liiinnten, die jeder von uns citizeln gesclieut haben wurde, die natiirliche Classification nHmlich der organischen Substan- Zen, die griindlicbe Eriirterung der dabei zuliivsigen Ratfieale und die Auseinandersctzung ibrer directen oder secundiiren Cha- raktere, mit einem Wortc die chcmische Plrilosophie dcr orgs- aischen Substanzen.

Folgendes ist der Gang, den wir zo verfolgen beschIossen haben. Wir werden alle noch nicht analysirten Substanzen ana- 1ysiren. Wir werden alle belisnnt gemachten Analyscn sorgfiil- tig priifen, und ersuchen die Chemiker, welche sich mit dicser Art von Untersuchnngen beschlftiqen , die unsrigen dersclben probe zu unterwcrfen. EY giebt fiir Alle nichts Niittiigeres als sichere Analysen, die man rnit voll1;ommcnem Vertrauen an- wenden kanrr bei systemalischen AuQhssungen die h8ufig von @tern ErTahruiigen bestiitigt worden sind und den gliiclilich- sten Untersuchungen aIs Ausgangspunct dienen.

Abcr tIiese znhlreiclien Analysen, diese beharrliclien P r L finpen bilden n u r den kleineren Theil dcr Aufgnbe, welchc wir uns gcstcllt haben. Dn unser Haiqrtzweck ist, jeden Iiijryer wohl au charakterisiren und festausetaen , zu welchern Radical er i n Beziehung steht, so wcrden wir alle Sorgfalt dsraufvcr- menden die jeder von tins untersnchten Substans eigenthiirnli- chen Reactionen ins Jliclit zu setzen.

Die Elemerilaranalysc jedes Iiijrpers, die Bestirnmung sei- nes Atomgewiclites, dits Stuiliurn seiner wichtigsten Reactio- Den, diess weriien die Grunlllagen unserer Arbeit sein. Die Erijrtcrung tfcr in dieser Eichtung beobachteten Charalitere und die Begrudung der zusammengesetaten Rndicale , aus welchen zich diese Chtiralitere crltlfircn, diess ist das Ziel der Arbeit.

D u m a s u. L i e b ig, tib. d. gegenw.Zast. d. org. Chem. 305

Die Personen, welche wissen , wie vie1 Substanzen man schon in der organischen Chemie ziihlt, mie vie1 neue tiiglich entdeckt werden, mijgen vielleieht unsern Plan fur ganz chi- miirisch halten , wenn sie besonders die Schwierigkeiten ken- nen , welche die kleinsten Untersuchungen i n der orgrnischen Chemie SO hiiufig entgegenstellen. Auch wiirden wir unge- achtet unseres EiPers zur Arbeit, ungeachtet sller Thiitigkeit, die wir gewiss s u p diesen Gegenstand verwenden merden, es fiir nnumgiinglich niithig gehalten haben, den auseinandergesetzten allgemeinen Plan sehr an beschriinken, wenn wir nicht seit Ian- ger Zeit Sorge dsrur getragen hltten , UDS Mitarbeiter vorzu- bereitcn , deren E i k r unsere Erwartungen nicht tiiuschen wird

Wir haben bereits unsere Laboratorien allen jungen Lenten geijEnet, die von wshrer Liebe zur Wissenschaft beseelt wa- ren, sie haben alles schen ItUnnen, alles kennen lernen. Wir hnben unter ihren Augen gearbeitet und sie unter den unsrigen arbeitcn Inssen, so dass wir uns mit jungen Eacheiferern um- gcben haben, Hoffnungen der Wissenschaft, deren Arbeiten sich mit den unsrigen vereinigeu und mit ihnen ein Ganzes bilden wcrtlcn, denn sie rverdcn in demselben Sinne gedacht uud mit denselben Mittcln ausgefiihrt sein.

Durch diescs gliickliche Zusammenwirken , dessen Umfang wir tiiglich ;:u vergriissern suchen werden, hoffen wir das be- p n e i i e Werk zii Ende zu fiihren.

K s wird uns crlaubt sein hinzuzuftigen, dass bei einer 60 schwierigen Arbeit sls die ist, welcher wir uns widmen, wir gar sehr der Unterstiitzung durch Personen bediirfen werden, die iin Staride sind, organische Producte, die durch ihre Rein- licit, Krystulliration oder die Bcstimmtheit ihres Ursprunges Bus-

gezeichnet siiid , xu unserer Disposition zu stellen. Wir rich- ten in dieser Hinsicht eine directe Bitte an alle Breunae defi Wisenschiirt untl hoRen, dass dieser Wunsch nicht vergebens ausgeqrociien sein wird.

ES handclt sich hier nicht um eine im persijnlichen Inter- esse oder in dcin eincr enghcrzigen Eitellieit uiiternommene Arbeit. Nein, durch ein in der Geschichte der Wissenschaf- ten vielleicht unerfiijrtes Zusammentrefren von Umstiinden ban- dclt es sich u m ein Werk, fiir das wir alle Chemiker Europa’s zu interessiren hofrcn.

304 Dumas u. Liebig, fib. d. Constitut. d. org. SHuren.

Die brittische Association fii; die Fortschritto der Wissen- schaften hat in ihrer letzten zu Liverpool gehaltenen Versamm- lung den Wunsch ausgesprochen, dass ihr ein Ueberblicli des gegenwartigen Zustsndes der organischen Chemie von Hr. Lie- b i g und mir in der nachsten Versammlung vorgetrsgcn wer- den miichte. Die Mitwirliung und die Geneigtheit der engli- schen Gelehrten sind also fur unscr W e r k gewonnen. Die Stel- lung Brn. L i e b i g ' s versichert uns die Tbeilnahme Cbonne co- lontt,) der Chemiker des Nordcns von Europa. Was mich betrill't , so glauble ich nicht zu vie1 znzusichern, wenn ich d ie Rlitwirkung der franzbsischen Chemiker versprach und die Ver- sicherung gab, dass die Academie unsere Untersuchungcn mit allen Kriiften unterstiitzen und die Mittbeilung derselben mi6 dem Wohlwollen aufnehmen werde, von welchem sic uns sehon so viele Beweise gegebeu hat.

1. Ueber die Conslilu fion der organischela Suu'iul.cn. V O l l

D U M A S Und L I E B I G .

(Conipt . rend. T. V. png. 86'3.)

X u der Zeit, als die Elementaranalyse durch die 1151. G a y .$ L u s s a c und T h 6 n ar 11 jenen Grad von Genauiglieit cr- lengtc, der es ihren Nactifulgern miiglich gemacht hat, gewisse Anwendungen davon aut' das Studium der Z~~sammensetzung or- ganischer Kurper zu machen, unternshmen jene beruhmten Che- miker die Analyse des citronensaurcn Kalkes. Sphter bestimmto B e r z e l i u s die Zusammensetzung der Citronenssure und des citrortensauren Bleioaydes j die Zusammensetzung dieser Siiurc schien dadurch unnbiinderlich festxustehen. I[ridess fand B e r- z e l i u s selbst durch spiitere ZintersucLiung.cn, dass die Citro- nensiiure, angesehen a1s C1 131 04, wie es bisher geschehen, Sake von schr ungewiihnlichen Eigenschaften hervorbringen wiirde. Das Natron- und das Bnrytsala, z. B. bis 2000 C. er- wiirmt , verlieren Wasscr , welches sic vorher nicht enthielten. Dic Yiiure scheint dnher zersetzt zu scin. Wenn nian i:idess