13
106 Es ist bckannt, dafs wenn man Gallensteine mit kocheu- dein hlkoliol so lauge auszieht, bis davon iiichts mehr auf- gcliht wird, eiidlich eine schrvarzbraune, pulverige, in Was- ser, Alkoliol wid Aelher uiiliisliclie RiIasse ziiriickbleibt, welclie inan lange Zeit als den iniiglichst gereinigten Farb- stoff der Galle gelten liefs. Es stellte sich jedoch bald Iicraus, clah diesel Gallenfarbstoff, den inaii Bilipbain oder uncli 13 er z e I i ii s Cholepyrrhin naiiiite, eine groke Meiige feu ci best ii n d i g cr Subs t a nzeu en t Iis I t. r R in so ii I ), der cine iiahere Untersuchung seiner Asclie voriinhui, wies nacli, d a b sie zuiii grohten Tlieil aiis hohlensaurer Kalkerde besteht. Da er nuu auberdem fand, daFs dieser Gallenfarbstoff, weiin er durcb Salzr" wire von seineiii Gelialt an iinorganischeu B,estandtheilen inijg- lichst befreit worden ist, zwar iiiclit iu Wasser, aber docli in Alkohol, naiiientlich iu kocbendein, aufgelost werdeii knuu, so scliloCs er, es miisse derselbe in den Gallctistei- lien in Verbindung init Kalkerde vorhaiideu seyu, wodurcli olleiii seine Unliislichkeit iu Alkohol bedingt werde. Die fteobachtung voii B r a 111s o 11 ist voii S c h IU i d ') und Wackenroder ") bestatigt wordeu. Aucli sic faii- den iii der Ascbe des braunen Ruckstandes, welcher ihuen bei deiii Auskoclien von Galleiisteinen init Alkohol zuriick- blieb, kohleusaure Kalkerdc, letzterer auch etwas kohleii- sa 11 re Magnesia. So siclier es uun auch ist, dafs diese Asclie wirklicli kohleiisaure Kalkerde eiithdt, wovou ich lnich selbst zu verscbiedeiiell Malen uberzeugt habe, SO scheint inir doch der Schlurs, dals jeuer kohlensaure Kalk beim Verkolileu 1) Zc.itsclii-. I. rationelle Nedic. Bd. 4, S. 193. * 2) Wackenroder u. Bley, Arcliiv d. Pharm. BJ. il, S. 291." 3) Wrrekeiiroder U. Illcy, Arcliiv d. Pliarm. Bd. 41, S. 294.*

Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

106

Es ist bckannt, dafs wenn man Gallensteine mit kocheu- dein hlkoliol so lauge auszieht, bis davon iiichts mehr auf- gcliht wird, eiidlich eine schrvarzbraune, pulverige, in Was- ser , Alkoliol wid Aelher uiiliisliclie RiIasse ziiriickbleibt, welclie inan lange Zeit als den iniiglichst gereinigten Farb- stoff der Galle gelten liefs. Es stellte sich jedoch bald Iicraus, clah diesel Gallenfarbstoff, den inaii Bilipbain oder uncli 13 e r z e I i ii s Cholepyrrhin naiiiite, eine g roke Meiige feu ci best ii n d i g cr Subs t a nzeu en t Iis I t.

r R in so ii I ), der cine iiahere Untersuchung seiner Asclie voriinhui, wies nacli, d a b sie zuiii grohten Tlieil aiis hohlensaurer Kalkerde besteht. Da er nuu auberdem fand, daFs dieser Gallenfarbstoff, weiin e r durcb Salzr" w i r e von seineiii Gelialt an iinorganischeu B,estandtheilen inijg- lichst befreit worden ist, zwar iiiclit iu Wasser, aber docli in Alkohol, naiiientlich iu kocbendein, aufgelost werdeii knuu, so scliloCs e r , es miisse derselbe in den Gallctistei- lien in Verbindung init Kalkerde vorhaiideu seyu, wodurcli olleiii seine Unliislichkeit iu Alkohol bedingt werde.

Die fteobachtung voii B r a 111s o 11 ist voii S c h IU i d ') und W a c k e n r o d e r " ) bestatigt wordeu. Aucli sic faii- den iii der Ascbe des braunen Ruckstandes, welcher ihuen bei deiii Auskoclien von Galleiisteinen init Alkohol zuriick- blieb, kohleusaure Kalkerdc, letzterer auch etwas kohleii- sa 11 re Magnesia.

So siclier es uun auch ist, dafs diese Asclie wirklicli kohleiisaure Kalkerde eii thdt, wovou ich lnich selbst zu verscbiedeiiell Malen uberzeugt habe, S O scheint inir doch der Schlurs, dals jeuer kohlensaure Kalk beim Verkolileu

1) Zc.itsclii-. I . rationelle Nedic. Bd. 4, S. 193. * 2) W a c k e n r o d e r u. B l e y , Arcliiv d. Pharm. BJ. i l , S. 291." 3 ) W r r e k e i i r o d e r U. I l l c y , Arcliiv d. Pliarm. Bd. 41, S. 294.*

Page 2: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

101

lliid Einascheru aus einer Verbiiidung voii 13ilipbiiiii init Kalkcrde erzeugt sey, durch die Thatsache, d a k der durch Salzsiiure von den uuorgnnisclien Substaozen befreite Farb- stoff iii hlkohol, wenii auch schwer, doch aber auflihlich is[, rvalirend er vorher dalnit gekoclit werdeii kouiite, ohne elwas an deiiselbeii abzugeben, nicht genugend uoterstutzt zu seya. Denn bekaiiiitlicli vereinigen sich sehr haufig Farbstoffe init unliislichen Salzeii i n der Weise , dafs sie durcli blofse Losungsmittel, iiainentlich solche, die sie uur schwer liiseii, nicht ausgezogeii werden kdnnen. Diese Ei- geuschaft der Farbstoffe koniite auch hier Ursache jeiier E rscheiu urig segu.

10 der Tliat habeii schon frfiher B o l l e ') und S c h e - r e r ') nachgewiesen , dafs koblensaure Kalkerde schoii in den Gallensteinen praexistire, uud es bleibt daher zwei- felliaft, o b nebeu fertig gebildeter kohlensaurer Kalkerde aucb eiue Verbiiiduiig voti Biliphain uiit KaIkerde dariii vorkoinmt. Dafs iibrigeiis die Aiigabe voii B o 11 e und S c h e r e r wirklich richtig ist , davon habe ich inich durch mehrere Versuclie , zu denen verschiedene Galleiibrauupro- ben vcrweiidet wurdeu, selbst uberzeugt.

Um nun jeneii Zmeifel zu hebeu, verfuhr icli auf fol. geiide Weise : Zuubchst uberzeugte ich inich, dafs das nus Gallensteineii durch Auskochen iiiit Alkohol erhaltene Gal - lenbrauu, welcbes mir vorlag, und zii welchcm ich das Ma- terial vou Hrn. Dr. V i r c h o w , jetzt Professor in Wiirzburg, erlialten hatte, wirklich mit Salzsaurc s tark brauste. Ich uti-

tersuchte danii seine Asche und fand darin Spureii voii Ei- sen, eine geringe Menge schwefelsaurcr und grol'se Men. gen phosphorsaurer wid kohlensaurer Kalkerde. Magnesia war nur iii Iiiichst geriagcr Meage vorliaudeu. I)nrauf trocliuete icli zwci verschiedeue Portioiieu voii deinselbeii braunen Kiirper bei 120° C. im Luftbade vollst#udig BUS, verkolilte die eine Portion bei einer Temperatur, bei wel- clier der 1iohlensaui.e Kalk nicht io kaustischen iibergelieii

1 ) f i r a n d c s Arrhiv, U I ~ . 38, S. 2 3 i . " 2 ) A 1 1 0 , c l . Cl,erll. 11. P1131.111. E l . 53, s. 383. .??

Page 3: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

I08

konntc, uiid bestimmte die Menge der Kohletislure mittelst eiiies dazii geeignetcn Apparates durch den Verlust, den er iinch Austreibuug derselben erlitt. Die aiidere Menge des Gallcubrauns wurde unverkohlt in denselbcn Apparat ge- braclit und ebenfalls die in demselbe~i eiithalteiie Meiigc KoliIcusaure hestimmt.

0,6308 Grm. verloreu nach deln Verkohlcn 0,0625 Grm. KolilcnsYure , wogegeu 0,818 Grm,, die vor dcm Versuclrc iiiclit verkohlt wurdeu, 0,077 Grin. Kolilensaure abgabcn. Dieses betrzgt 9,41 Proc., jcnes 9,91 Proc. Kohlcnsiurc. Der Unterschied zwischeii diesen beiden Werthen ist so- gering, dah es zweifelhaft hleibt, oh er uur eiacm Ver- suchsfchler oder dem Umtande zuzusclircibeu ist, dafs wirh- licb Kalkerde niclil mit Kohlcnsiiure, soudcrn statt dcsseii init Bilipliiiin verbuudeii iu dein nicht gcreiuigtcn Farb- stoffe euthalteu. mar.

Desbalb schieu mir eine Wiederholung dieses Versuclis mit anderem Material nothwendig. Dicses wurde mir iiiit

daiikeuswerther Gefalligkeit durch Hrn. Jo l iannes Miil- 1 e r bereitwillig dargeboteu. Die vou ihm erhalteiicu Gal- lciistciiic wurdeii fein gepulvcrt uiid gleicbfalls mit Alko- l i d bis zur Erschiipfung ausgekocht. Die Asche des Rucb- staiides war ganz ebeu so zusamrnengesetzt, wie dic des fruher uiitersuchten Biliphains, d. h. sie bestand aus Spu- rcii voit Eisen, geringcn Meugeu schwefelsaurer und grofseu 3lengeii von koblensaurer und pbospliorsaurer Kalker.de. Die Menge der Asche im Ganzen jedoch, melche ich voii diescm Farbstoffc erliielt, war vie1 geriugcr, als ich von jeiiem erhalten hatte. Wahrend letzterer uimlich zwischen 50 und 60 Proc. lieferte (geuau ist die Meuge nicht be- stimrnt worden) gaben 0,515 Grm. des ersteren nur 0,137 Grm. Asche, in welcher iibrigens For der Wiigung die etwa durcli Gliihen ausgetriebene KohleusBure uach dcr bekaiiiiteii Methode inittclst kohleiisauren Arnmouiaks resti- tuirt worden war.

Bei dew Versuclie den KohlensBuregebalt dieses Gal- Icubrauus zii beslimmen, erliiclt ich folgeude Zahlen :

So erhiclt ich folgcnde Zahleu:

Dics sind nur 26,6 Proc.

Page 4: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

109

0,8455 Grm,, welche vor dem Versuche iiicht verkohlt lvurden, gaben 0,027 Grm. Kolileiislure, wogegeu 0,5577 Grm., nach dem Verkohlen dem Versuche uoterworfen, 0,0255 Grm. Kohlensaure verloren. Diese Zahleu eutspre- cheii dort 3,19, hier 4 3 7 Proc. Eine solche Differeuz knnn natiirlich iiicbt eiiiein blofsen Versucltsfehler zugeschrieben werden, und ist daher durch diesen Versuch erwicsen, dals in der That in dein rohen Gallenbraun wenigslens eiu Theil des Farbstoffs niit Kalkerde verbunden enthalteii ist.

Den mir iiach diesen Versucheii noch iibrig geblicbe- lien Farbstoff benatzte ich, urn einen Versuch ihn cheiniscli reiii , naineiitlich frei von Aschenbestandtheileii darzustel- Ien. Zu dem Eude zog ich ihii init kalter und selbst et- was crwarmter Salzsaure aus, uiid wusch den dariii uulos- licheu Farbstoff sorgfaltig mit Wasser aus. Alleiii die rtickstiindige Masse eiithielt noch bedeuteiide RIei~gen Aschc. Es ist daher nicht miiglich durch blofses Wascheu init Salz- saure reiues Gallenbraun aus jenein Kbrper darznstelleu. Ohiie Zweifcl ist abcr nebeii Asclieiibestaiidtlicileii auch uoch vie1 Epithelium aus der Gallenblase in dem mit Salz- sSure ausgezogenen Gallenbraun enthalten.

Es blieb daher nicbts ubrig , als den brauneii Farbstoff in Liisung zu bringen und die filtrirte Liisring in der Art zu fdlen , dafs weder phosphorsaurer iioch kohlensaurer Kalk in den Niederschlag eingehen kann. Diels geliugt vollkommeu , weuii man den init Salzslure ausgezogenen braunen Farbstoff mit heilscr verduriiiter Liisung voii koh- lensaurem Natrou erwZrmt, und die filtrirte Liisuug durch Salzslure fallt. Zwar mijchtc es kaum nitiglich seyn durcli kolileiisaures Natron dcn firbenden Stoff so vollkominen auszuziehen, dais der Ruckstand nicht inehr gerGrbt ware, allein den grtitten Theil desselbeu kaiiii man doch leicht aufliiseu.

Wenn man jcdoch die Liisung des Galleubrauns i n koh- lensaurem Natroii au dcr Lrift bewerkstclligt, so mird aus der Auf16sung durch Salzsiure ein $run gefarbter Stoff ge- fiillt, der filtrirt rund ausgewaschen sich in alkalischeu Fliis-

Page 5: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

110

sigkeiten mit griiulich brauner Farbe aufliist. Nach dcn Versuchen von G m e l i n geschieht diese Uinauderung auf Kosten des Sauertoffs der Luft. Um daher das Biliphain im reinen Zustaiide zu erhalten, mufs jene Aufliisung uud Fallung in einem Raulne geschehen , der keinen Sauerstoff en thiil t.

Um diefs zu erreicheii, stellte ich folgeuden Apparat zu- sammen: Ein Wasserstoffentwicklungsapparat -wurde init einem geriiumigen Kolben luftdicht verbuudeu, der rnit ei- uer verdiinuten LBsung vou kohlensaurem Natron gefullt war, welche durch eine uiitergesetzte Spirituslampe erhitzt merdcn konnte. I)as ails jeiiem Gasentmickelungsapparate ausstri i~ne~~de Gas trat unterhalb der Oberfliiche dieser Lii- sung ails dcr Gasleitungsriihre aus, durchstriimte dalter die- selbe. Ein zweites R o b , welches das zustrbmende Gas ails dein Kolben ableitete, uud das so eingericlitet mar, dafs man es, ohne den luftdichteu Verschlufs zu unterbre- chen, so tief iu den Kolben einsenkeu konute, dak seine Mundung die tiefste Stelle des Bodens desselben beriihrte, war wieder luftdicht mit dem Tubulus einer geriiuniigen Glocke verbundeu, und miiiidete iiber einem unter ihr be.. fiiidlichen rnit eiiiem Filtruin verseheneu Trichter, wclcher seinerseits auf einer grolsen, zur Halfte mit stark verdiinn- ter mit Kohlensauregas gesattigter Salzsaure gefiillten Flasche sich befaud. Die Glocke ivurde in eine geraumige Schale gestellt, in welche so riel Wasser gegossen wurde, dafs die Luft iu der 'Glocke von der aiiterhalb beGndlicheu eben abgesperrt wurde.

Nachdein dieser Apparat zusammengestellt war, wurde init der Wasserstoff~asei~twickelullg begonnen, und iiachdem so vie1 dieses Gases eiitwickelt wordeii war, dafs man an- uehmen konnte, ancb in der im Kolben beGndlichen koh- lensauren NatronlBsung befinde sich keiu Sauerstoff mehr, wurde der Kolben geliffuet und schnell das init Salzsaure uud Wasser ausgewaschene rohe Gallenbraun hineinge- schuttet. Nachdem sofort der Pfropfen wieder auf den Kolhen gesetzt rvorden war, liefs inau mehrere Stunden

Page 6: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

111

Wasserstoffgas darcli den Apparat strornen, bis auch it1

der GIocke sich kein Sauerstoff rnehr befinden konnte. Darauf wurde die Natronliisuug l lugere Zeit erhitzt, wdi- rend der Gasstroin noch- iinmer fortdauerte, utid nnchdem die Aufliisung des Gnllenbrauns moglichst vollkoiuincn er- reiclit wordeii war, wurde das Rohr, welclics die Gase BUS dcm zur Auflijsuug dieneiideu Kolben ableitete, so tirf in dieseii gesenkt, dafs der Gasstrom die Galleubrauu- liisuug in die Glocke ubertreiben mufstc. Flier wiirdc sic von dem darunter befindlichen Filtruiii aufgenoiniiicn , uiid die klnr davoii abflicfseiide drriikelbrannschwarze Fliissig- kcit filtrirte uumiltelbar i n die vcrdiinntc S n l z s ~ u r c hin- ein. Uiiter Kolileiisanreciitwicklung gcschah die Zersetzung. Das Gallenbraun fie1 in dunkelbrauneu Floclieii nieder. Nachdeni die gauze Mcnge der Liisung aiif diesc W r i s e in die verdunnte Salzsaare klar nbgeflosscn war , w i r d c die Flasche Iiernusgenoininen, schiiell umgeschii~telt, uiid init eincin Glnspfropf verstopft einigc Zcit sttheir gelassen, bis sie sich geklart batte. Der so crhaltenc Niedersclilag zielit I IUU nicht inehr so lcicht Sauerstoll BUS der Luft an, als scinc Liisung. Er kanii an der Luft init heifseiii Was- ser ausgesiifst merden.

Iin getrockneten Zustande bildet das reinc GnlleuErnun, welches ich BilipliSn ncuucn will, eioe duakelbraune, et- was ius Olivengrun ziehende Farbe. Es wird in der Hilze zersetzt ohne zu schinelzen, hinterlVfst aber sehr vie1 Kohlc. Es lost sich schwer in kochendein Wasser. Dieses wird dadurch nu r gelb gefarbt. Sobald aber das Wasser c i m geringe Menge cines Kalksalzes enthalt, iinmeiitlicli kohlcn- saure oder kaustische Kalkerde, so wird es uicht aufge- liist, weil sich eine unlasliche Verbiudung der Kalkerdc mit dem Biliphain bildct. Etwas leichter liist cs sich in kochendem hlkohol auf, dcn es duukelbraun farbt. Diese Liisung farbt sich allmalig grun, weun sie der Luft ausgesctzt ist. Die coucentrirte alkoholische Liisung wird durch Was- ser gefVllt , der dadiirch cntstcbende Niederschlag ist je- doch iiur sehr gering, und die Fliissigkeit bleibt gelb ge-

Page 7: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

112

firbt. Kochende verdunnte Salzslure Iilst es nur in ge- ringer Menge mil blauer Farbe auf. Die Lasung hat je- doch zugleich einen Stich ills rathliche, und diese Farbe bleibt selbst Wochen lang bestgndig. Ueberslttigt inan diese Lilsung mit Ainmoniak, so erhalt man cine griinlicli gelbe Lilsung, die durch einen Ueberschufs von Salpeter-

In kaustischeii und kohlensauren Alkalien 16st sich das Biliphain mit gelber oder gelbbrauner Farbe. Durch Ba- ryt- oder Kalkwasser mird es iiicht gelast, es bilden sich vielmehr unlilsliche Verbindungen beider, welche selbst im kaustischen Ammoniak nicht aufloslich sind. Die La- sung des Biliphains in Ammoniak wird durch Chlorbarynrn und Chlorcalcium in brauncn Flocken gefiillt, und die Lasung, welche von diesen abfiltrirt wird, ist vollkomlneu farblos. Baryt und Kalkwasser schlagen es selbst aus sei- ner wasserigen Lasung niit brauner Farbe vollstandig nieder.

W e n n inan das Biliphlin in einer sehr verdiinntcn al- koholischen KalilBsung aufli)st, und die Flussigkeit mit Salzsaure sauer inacht, so fiirbt sie sich schnell grlin. Setzt man nun tropfeiiweise Salpetersaure himu, so Sndert sich die Farbe in ein schiines Blau urn, welches lange unver- andert bleibt. Setzt man dagegen zu einer verdiinnten al- kalischen Lilsung des Biliphains etwas masserige salpetrige Saure enthaltende Salpetersaure im Ueberschufs, so f6rbt sich dieselbe griin, d a m blau, d a m violett, d a m roth, zuletzt gelb, wic das vom icterischen Harii und von der Galle, welche ja diesen Stoff enthalten, langst bekannt ist. Wenn die Lasung coiicentrirt ist, so kann man jene Farbenerscheinungen zwar gleicbfalls beobachten, gleichzeitig fallt aber etwas Bilipiidin unveriindert nieder. Last man das Biliphain in einer Alkalililsung auf, und sclilagt es durch eine Saure wieder nieder, so fillt es nicbt inehr in braunen, sondern in griiiieii Flockeu heraus. Es hat schon Sauerstolf angezogen.

Das

saure sogleich roth wird. 4

Page 8: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

I13

Das Gallenbraun, welches, wie eben bcschriebco , dar- gestcllt worden ist uud das die erw3hnten Eigenschaftcn besitzt, kanu bei 130° c. schuell von alleui hygroskopi- schen Wasser befreit werden, oliiie eiiie Zersetzung zu crleiden. Es ist stickstofflialtig; icli habe es deslialb iin Schiffchen mit Kupferoxyd, zuerst iin Luftstroine, zuletzt, nachdein das gauze Verbreniiuiigsrohr iin Glijtieii war, iin Sauerstoffstrom verbranut. Hierdurch kounte die Bildung von salpctriger Saure ganzlich verinieden werden, oline d d s das Rohr vor Begiun des Versuches inetallisclies Kop- fer enthielt.

0,343 Grm. Biliphsin liefcrten 0,7613 Grin. Kohleiisdure iiiid 0,166 Grin. Wasser. IUI Schiffchen blieben 0,001 Grin. znriick. Demiiach etitliielt es im asclieufreien Zustande 0,20'76 Grm. oder 60,70 Proc. Kohleustoff und 0,0207 Grni. oder 6,05 Proc. Wasscrstoff.

0;270 Grin. lieferten 0,5986 Grin. Kohlenssure uud 0,14G Grm. Wasser, wahrend iin Scliiffchen 0,001 Grin. Asche blieben. Diers eutspriclit 0,1633 Grin. oder' 60,71 Proc. Kohlenstoff und 0,0162 Grm. oder 6,02 Proc. Was-

Uni mich nun zu iiberzeugen, ob iiach der oben be- schriebcnen Methode das Biliphdin aus verschiedenen Pro- heii voii (;alleiisteineu yon gleicher Zusaiiiiiicnsetziing cr- hnlteu werde, stellte icli cs nus aiidcren voii Hru. J o - ha11 11 es M u l l e r inir freundliclist mitgetheiltcn Galleiistei- iieii noclimals Jar. (Die bisher beschriebenen Versuche wur- dell init dein Gallenbraun ausgefiihrt, welches icli BUS den von Hru. Dr. V i r c h o w mir ubergcbenen Gallensteiuen ei lialteu hatte.) Hierbci bcohachtete ich alle dic Erscliei- nungcii, welclie obeo erwiihut sind, uiid die Aoalyse dcs so gewonncneu RiIipIiBios wics nach, dafs es gleiche Zusam- ~ ~ c ~ ~ s e t z u i i g mil dein fruhcr dargestclltcn lialte. Sic liefcrte folgciidc Zalileii :

0,2225 Grin. dcsselben gnbcn 0,495 Grin. Kohlensaure und 0,122 Grin. Wasser. Iin Sclliffcllell blieben 0,0001 Grin.

Bei der Aualgse erbielt icli folgende Zalilen:

scrst o ff.

l ' u ~ g c n d o ~ f ~ ' ~ ,\nnal. Ed. LXXXIV. S

Page 9: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

114

Asche. Diefs entspricht 0,1358 Grin. oder G1,06 Proc. Koh- Ienstoff und 0,01356 Grin. oder G,O9 Proc. Wasserstoff. Aus 0,2545 Grin. erhielt ich 0,569 Grin. Kohlenslure uiid 0,139 Grm. Wasser, wtilirend iin Schiffchcii nur 0,0002 Grm. Asche zurfickbliebcn. Diese Zalileii entsprcchen 0,1552 Grm. oder 61,03 Proc. Kohleiistoff u i ~ d 0,0154 Grin. oder 6,OG Proc. Wasserstoff.

Den Stickstoff bestiiamte ich nach 'der Metbode von W i l l uiid V a r r e n t r a p p .

0,3663 Grin. liefertcii 0,235 Grui. inetallisches Platiu. Dieh entspriclit 0,0334 Grin. oder, weiiii man, 0,0003 Grin. als den Aschengelialt der aiigewandten Mcnge Biliphaiii nb- zieht, 9,12 Proc. Sticktoff.

Hiernach ist die Zusainineusetzuog des Biliphsins Tol- geude:

I. 11. I l l . IV. Bcrcclinct.

Kohlenstoff G0,70 60,71 61,06 61,03 G1,94 C3 Wasserstoff G,05 G,02 G,09 G,06 5,80 €1'" Stickstoff 9,12 9,12 9,03 8':

23,73 23,79 23,523 0'' Sauerst off _ _ ~ ~ 100 100 100.

Die Formel C3 €€' 3vz O9 erfordert folgeude Ztisani- meiisetzuug, die mit den gefiiiideiieii Zahlen besser iibcr- eiiistimmt, als die angenoiiimene C3 # ' 5 Fi* 0 9 :

Kohlenstoff 61,18 C3 Wasserstoff 5,92 #' Stickstoff 9,21 R2 Sauerstoff 23.69 0'

100. rillein die Uiitersuchuiig des griineu Produkts der Osy-

datioii des Biliphaiiis macht die angenoinineiie Forinel vie1 wahrscheinlicher, uiid der Urnstand, dafs der Kohlenstoff- gehalt nach dcr Forinel berecliuet griilser auskllt als ich ihn gefuuden babe, ist vielleicht dadurcli zu erklSreii, clafs schou iu der Galle etwas des griineu Farbstoffs gebildet wird, welcber sicli uiit deiii Bilipbain iiiischt. Daher mag auch vielleiclit dcr olivengriine Sticli des getrochiieteii Ei- liphains berriibreii. Er inag dem reinen Biliphiiii uicllt ci-

Page 10: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

gen seyn. Dafs iihrigens in der Galle der griiiie Gallrn- farbstoff schon fertig gebildet vorkommen kana, sehen wir an so mancher Ochsengalle, welche oft im frischesteii Zu- standc griin erscheint.

hat& gem eine Barytverbindung des Biliphsiiis, IveIche sich so leicht durch Falluug einer Liisuug desscl- ben in Ammoniak durcb Chlorbariurn, natiirlich bei Ab- sclilufs von Sauerstoff und von KohlensBure, hatte erzeu- geu lassen, dargestellt, um sein Atoingewicht auszutnitteln, und dadurch die Richtigkeit der angenoinmeiien Forinel zu erweisen. Allein das mir zii Gebote stehendc Material reichte nu r gerade zu den bisher augefiihrteu Versu- chen hin.

E ine Portion Gallenbraun, das ieh iu dem oben be- schriebeneu Apparate reiuigen wollte, hatte durch Undicht- lieit desselbeu etwas Sauerstoff auzuzielieii Gelegeulieit ge- fuuden. Diese beiiutzte ich um deli Stoff darzustellcii, welcher ails deinselbeu durcb Eiiiwirkang des Sauerstoffs aus seiner alkalischeii Liisung entstclit.

Eiiie Losung des roheii Gallenbrsuiis iu verduiititcr kolilensaurer Natronliisung liefs icli vielc Wocheii an der Luf t stehen, indeiii ich durch liduliges Uinriilireii oder durch Durclileiten von Sauerstorf den Ziitritt dicses Gases beforderte. Nnch Jieser Zeik wurde ein Theil dieser Lib sung in eine graduirte Gloclre iiber Queclrsilber gebraclit, und Sauerstoffgas hi~izugelnsseii. I h s Volumeii desselbeii verznderte sich selbst nach inehrereu Tagen nur um so viel, als dein Einflufs der Tempe~atarschwai~kuogen zuge- schrieben werdeii kounte. Ich durfte deinnach die Onyda- tiori alS vollendet betracliten. Die Liisung war sohiin ge- sattigt griin geworden.

Um das Galleiigriiii aus dieser Losung abzuscheideu, zersetzte icli sic durcli eiiieii Ueberschufs voii Salzsauie. Es fie1 eiti selir schoii dunkelgruiier flocliiger Niederschlag zu Boden, der aiisgewasclien und getrocknet wurde, wo- bei er eiue fast schmarze Farbe annaliin. Das Pulvcr dic- ser Substanz war aber wicder scliiin dunkelgriin.

S'

Page 11: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

116

Dieser Kiirper ist ohnc Zweifel nichts aiideres als das von B erz e l i u s dargestellte Biliverdiu , nur mag dieses noch nicht ganz frei vou Riliphliii gewcseii ssyn, da bei seiucr Darstellung nicht Sorge getrageii wurde, dab es sich ganz init Sauerstoff sgttigte. Daher beschreibt. es B e r z c - l i u s auch als ein grtinbrauues Pulver, melches sicli iii

Alkohol mit griinbranuer Farbe lose, wabreud ich es selbst, so wie seine Lbsung in Alkohol rein g r h gefuiiden habc. Ich glaube daher mit inehr Recht jeuem K6rper als dein vou B e r z e 1 i u s erhalteiien den Nameu Biliverdiii beilegen zu diirfcu.

Das Biliverdin ist eiu schiiu griiues, geruch- uiid gc- sclimackloses Pulver, das i n der Hitze nicht scbmilzt, aber vie1 Kohle zuriicklafst. In knltcm Wasser ist es nicht nufliislicli, kocliendes wird dadurch kaum griiiilicli gcfarbt. Es liist sich aber in Alkoliol uiid zwar init schiiii dunkcl- griiner Farbe. Kauslische uud kohlensaure Alkalicu liisen es leicht mit griiner Farbe. Sauren schlageu es in duiikel- gruneu Flocken aus dieser Ldsung wieder niedcr. Die al- koholiclie oder die alkalisclic Losung des Ililiverdius wird, wenii sic init ciucin Ucbcrschufs vou SalpctcrsLure, die sal- petrige Saure euthiilt, versetzt wird, zuerst .blau, dnnu vio-- lett, d a m roth, dnuu gelb. Es ist demuacli als der Stoll zii betrachteii , welclicr diirch Eiuwirkuug der Salpeter- saure aus Biliphiiin zuerst eutsteht. In Aether liist es sich nicht auf.

Bei der hualgse diescr Substniiz crliielt ich folgende Zal1lcu:

0,271 Grin. liefcrteii 0,596 Grin. Kohle~siiure wid c),Ia12 Grin. Wasser. Itn Schiffclien bliebcu 0,0003 Grm. Asclic 211 r ii c I\. D eiii 11 a cli en t lii el I e n LOO T h eile d cs ascheii fr eien Biliverdius 60,O.l L'roc. Kohleiistoff und 5,Sl Proc. Was- scrstoff.

0,245 Grtn. init Kaliknlk verbraiint gabeu 0,147 Grill. Platin entsprecherid (asclienfrei) 833 Proc. Stickstoff.

Demuacli ist die Zusammeusetzung des Biliverdius, dio

Page 12: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

117

iibrigciis dcr Forinel C' W9 so5 vollkolnmeu eutspricht, folgeudc:

Gefuntlen. Bereclmet.

Kohlenstoff 60,OI 60,38 Ci6

Wasserstoff 53.1 5,66 w9

Stickstoff 8,53 8,80 R Sauerstoff 25,59 25,16 0 5

100. 100. Die fur das Biliverdin gegebene Formel habe icli ver-

sucht durch die Atolngewichtbestimiiiuiig zu bestiitigen, koniite aber, da ich uur weuig Material uoch Qbrig hatte, den Versuch uur mit einer geringeu Meuge desselbeu an- stcllen. Als eine ammoniakalische Liisuug desselben durch Cfilorbarium gefdlt wurde, faud sich, dafs die Verbinduiig beiiii Auswaschen sich etwas aufliiste. Die geriuge Meuge der ausgewaschenen Verbinduug kouute uur Bufserst schwer ~ 0 1 1 dem Papier getreinit werden, und es war uicht zu ver- meiden, dafs nicht unbedeutende Mengen Papierfasen] da- init gemengt blieben. Auf die Barytbestiininung , welclie 27,3 I'roc. ergab, ist daher gar keiu Wertli zu legeu. Die Forinel C L 6 W 9 R 0 5 +BaO erfordert 32,5 Proc. Baryterde.

Rlau ersieht aus obigen Analyseu, d a b mail dns Bili- pliliii als Biliverdin bctrachteu kann, dem die Hdftc cines Sauerstoffatom yitzogen ist, oder mit andereu Worten zwei Atoine des letztereii eiitstehen aus eiiiein des erstercn, indein dieses eiiieu Atom Saucrstoff nufuimmt.

Die von iiiir fur die Zusammensetzuug des Biliph%ius und Biliverdiiis gefuodeiieu Zahleu weicheii weseiitlicli voii deueu ab, welche frulier von S c h e r c r I ) und H e i n z, angegeben wordeu siiid. Die des ersteren koniiten aber kein richtiges Resultat geben, weil ails dcni nus Gallen- stcineii dargestelIten Farbstoff weder die Asche, die ja die kohlensaure oder kaustische Kalkerde eiithalten koontc, iioch das Epithelium eiitferiit wordeii war, und dafs nacli

1 ) Scl ierer .

2 ) Journ. C plnct. Chemie BJ. 40 S. 4 i . *

Cliem. und mik. Unters. etc. S. 105;* u. Ann. der Clre- ruic und Pliarm. B3. 53 S. 3i5. *

Page 13: Ueber den in den Gallensteinen enthaltenen Farbstoff

der Methode, welche er zu seiner Darstellung aus icteri- schein Harn anwendete, kein reiner Gallenfarbstoff er- halten werden kbnne, war a priori zu vermuthen. Die Versuche von H e i n mit dem Korper, den er Gallen- braun nennt und den er durch Auskochen des rohen Gal- lenbrauns mit Ammoniak als unlbslicheii Riickstand erhielt, trifft dasseibe, was gegen die zuerst erwdhnten Versuche von S c h e r e r gesagt worden ist. Der-griine Stoff aber, den H e i n untersocht hat, mufs eine zufsllige Beiineiigung geliabt haben, da er bei 14O0-14S0 C. schmolz. Wahr- scheinlich eiithielt er iioch etwas Fett oder Cholesterin. Die Abweichung der Resultate seiner Analyse (er hat zudem iiur cine Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung ausgc- fuhrt) ist demnacli erkldrlich. Es wsre zu wiinscheu, dafs andere Cheiniker, denen passendes Material, welches mir jetzt fehlt , zu Gebote steht, ineiiic Versuche wiedcrholteii, urn lneine Schliisse zu bestltigeu oder zu modificireu.