12
Journal hr praktishe Chemie N. F. Band 161, Heft 4-6 2. Oktober 1942 Mitteilung aus dem Analytischen Laboratorium der Universitat Lettlands in Riga (Ostland) uber die Azide der organischen Basen Von A. Cirulis und M. Straumanis (Eingegangen am 8. Juni 1942) Die iilteren Arbeiten Fur unsere Arbeit iiber die komplexen Azide des Kupfers waren eine Reihe von Aziden organischer Basen notwendig. Diese wurden von uns dargestellt, mehrere von ihnen dabei erstmalig. Die Eigenschaften der neuen Verbindungen sollen hier deshalb beschrieben werden. Bei der Literaturdurchsicht stellte es sich heraus, daB folgende Azide schon beschrieben sind: NH,N,, N,H4.HN, durch Curtiusl), CH,NH,.N, durch Mandala2), die Tetra- methyl-, Tetraathyl- und Tetrapropylammoniumazide durch H ant s c h 3) und die Azide von Alkaloiden durch P om me - rehne 3. Letzterer stellte dabei Verbindungen der Stickstoff- wasserstoffsaure mit folgenden organischen Basen her: Strych- nin, Brucin, Codein und Morphin. Wie ersichtlich, ist die Zahl der bekannten Azide nicht grog. Die Zahl der von uns dar- gestellten organischen Azide betragt 21, sie sind in der Zu- sammenfassung noch besonders genannt. l) Th. Curtius, Ber. dtsch. chem. Ges. 24, 3341 (1891). 3 E. Oliveri Mandala, Gazz. Chim. Ital. 43, I, 540. 8, A.Hantsch, Ber. dtsch. chem. Ges. 66, 1349 (1933). 3 H. Pommerehne, Arch. d. € ' harm. 236, 479; C. 11, 1898, 1134. Journal f. prakt. Chemie 121 Bd. 161. 5

Über die Azide der organischen Basen

Embed Size (px)

Citation preview

Journal h r praktishe Chemie N. F. Band 161, Heft 4-6 2. Oktober 1942

Mitteilung aus dem Analytischen Laboratorium der Universitat Lettlands in Riga (Ostland)

uber die Azide der organischen Basen Von A. Cirulis und M. Straumanis

(Eingegangen am 8. Juni 1942)

Die i i l teren Arbe i t en

Fur unsere Arbeit iiber die komplexen Azide des Kupfers waren eine Reihe von Aziden organischer Basen notwendig. Diese wurden von uns dargestellt, mehrere von ihnen dabei erstmalig. Die Eigenschaften der neuen Verbindungen sollen hier deshalb beschrieben werden.

Bei der Literaturdurchsicht stellte es sich heraus, daB folgende Azide schon beschrieben sind: NH,N,, N,H4.HN, durch Curt iusl) , CH,NH,.N, durch Mandala2) , die Tetra- methyl-, Tetraathyl- und Tetrapropylammoniumazide durch H a n t s c h 3) und die Azide von Alkaloiden durch P om me - r e h n e 3. Letzterer stellte dabei Verbindungen der Stickstoff- wasserstoffsaure mit folgenden organischen Basen her: Strych- nin, Brucin, Codein und Morphin. Wie ersichtlich, ist die Zahl der bekannten Azide nicht grog. Die Zahl der von uns dar- gestellten organischen Azide betragt 21, sie sind in der Zu- sammenfassung noch besonders genannt.

l) Th. C u r t i u s , Ber. dtsch. chem. Ges. 24, 3341 (1891). 3 E. O l i v e r i M a n d a l a , Gazz. Chim. Ital. 43, I, 540. 8, A . H a n t s c h , Ber. dtsch. chem. Ges. 66, 1349 (1933). 3 H. P o m m e r e h n e , Arch. d. €'harm. 236, 479; C. 11, 1898,

1134. Journal f. prakt. Chemie 121 Bd. 161. 5

66 Journal fiir praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

D i e E igenscha f t en und die D a r s t e l l u n g d e r Azide o rgan i sche r Basen

Zum Zwecke der Darstellung der Azide konnen diese nach ihrer StabilitM in drei Gruppen eingeteilt werden:

Zur e r s t en gehijren die bestandigsten, die sich zugleich auch durch ihre verhaltnisma6ig kleine Fliichtigkeit auszeichnen, z. B. die Azide des Amidoguanidins, des Guanidins, des ,,Ni- trons" und andere. Diese konnen sehr gut durch Verdampfen der waBrigen Losungen in Form trockner Krystalle erhalten werden, ohne daB dabei Zersetzung oder Verfliichtigung eintritt.

I n die zwei te Gruppe konnen die stark 0iichtigen ein- gereiht werden, so z. B. die Azide der aliphatischen Mono- und Diamine, das Benzylaminazid und andere. Zwar ver0iich- tigen sie sich beim Einengen der Losung anfangs wenig; mit steigender Konzentration des Salzes nimmt aber die Vertiiichti- gung zu, so daB bei langerer Dauer manche der Azide fast vollstandig verschwinden. Es gelang deshalb schwer, solche Verbindungen und mit nur kleinen Ausbeuten in trocknem Zustande zu isolieren. Ihr Bestehen in eiiier wagrigen Losung lag aber aufler Zweifel, da sie sich durch alle charakteristischen Reaktionen nachweisen lieBen.

Zur d r i t t e n Gruppe gehoren zuletzt diejenigen, die nur in wafhigen Losungen in Gegenwart von einem grogen uber- schuB von Stickstoffwasserstoffsaure existenzfahig sind. Es sind das die Azide aller schwachen organischen Basen, 2.B. die des Chinolins, Anilins, Pyridins usw. Diese Verbindungen sind so unbestandig, daB sie sich beim Eindampfen vollstandig zer- setzen, wobei die Stickstoffwasserstoffsaure sich ver0iichtigt und fast reines Amin ubrig bleibt. Die LGsungen dieser Azide weisen deshalb die Reaktionen der Bestandteile auf. In festem Zustande konnten sie nicht erhalten werden.

Die Azide der ersten zwei Gruppen lieBen sich nach drei Methoden darstellen:

1. Durch Umsetzung des Sulfats der betreffenden Base mit einer aquivalenten Menge von Bariumazid:

[RNQ],SO, + Ba(N,), = BaSO, + 2 @NH,]N,.

A. Cirulis u. M. Stranmanis. Uber die Azide der organ. Basen 67

Das Sulfat wird abfiltriert und die waibrige Losung auf einem Wasserbad bis zur Krystallisation des Salzes eingedampft. Die Methode ist unbequem, da das Sulfat des Amins und das Bariumazid herzustellen sind; auBerdem mussen genau aqui- valente Mengen eingewogen werden, um die Anwesenheit von Ba" odes SO," im Endprodukt zu vermeiden.

2. Deshalb ist zweitens die Methode von Miiller l), die damals zur Synthese des Amnioniumazids verwandt wurde, schon vie1 bequcmer; irgendein Salz der Ausgangsbase wird mit Natrium- azid in Gegenwart von Wasser erwarmt, es destilliert hierbei das Salz uber und krystallisiert im AuffanggefSB:

[RNHJX i- NaN, = [RNH,]N, + NaX . 3. Es ist aber am vorteilhaftesten, in die freie Rase, der

einige Tropfen Lackmus zugegeben sind, reine Stickstoffwasser- stoffsaure in groBem UberschuB hinein zu destillieren.

Beim Einengen der Losung verfluchtigt sich die Saure und das Salz krystallisiert aus. Auf diese Weise wurde die Mehrzahl der weiter unten beschriebenen Verbindungen er- halten.

Alle erstmalig hergestellten Azide der organischen Basen sind krystalline Stoff e, manche von ihnen krystallisieren in schonen borsaureahnlichen Tafeln. Obgleich mehrere von ihnen stark fluchtig sind, kiinnen sie doch in verschlossenen Ge- faBen gut aufbewahrt werden. Einige sind auch hygroskopisch. Mit Ausnahme des ,,Nitronazids" lasen sie sich alle gut in Wasser, in Alkohol jedoch nicht alle. Die Dampfe der Ver- bindungen sind giftig, rufen Kopfschmerzen und Angstgefuhl hervor. Beim Kochen mit starkeren Sauren entweicht Stickstoff- wasserstoffsiiure, beim Einwirken von Basen das entsprechende Amin.

Was die explosiven Eigenschaften betrifft, so konnten diese an den zu beschreibenden Verbindungen n i c h t nach- gewiesen werden; offenbar wird die Brisanz der Stickstoff- wasserstoffsaure durch das schwere organische Radikal voll- svandig abgedtimpft. Die Verbindungen verbrennen ruhig in

l) E. Miiller, Z. SchieS- u. Sprengstoffwesen [2] 44 (1937). 5*

68 Journal fiir praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

der Flamme und explodieren nicht beim Hammern auf dem Ambos. In keinem Fall konnte auch die Explosion unter einem 1 kg-Fallhammer (Hohe h = 1 m) festgestellt werden. Eine Detonation wurde auch nicht durch Bleiazid hervor- gerufen: 1 g der Substanz, in Gewehrhiilsen eingefiillt, mit unmittelbar darauf gelegtem PbN, (0,3 g), detonierten bei der Detonation des Bleiazids nicht. Die zu beschreibenden Azide sind deshalb nicht als Sprengstoffe zu betrachten.

D a s M e t h y 1 am i n a z i d : [CH,NH,]N,

Obgleich die Verbindung schon von Manda la nach seiner Methode mit Ba(N,), hergestellt worden ist, sol1 sie hier noch erwahnt werden, weil sie sich beqiiem auch nach den Methoden 2 und 3 erhalten 1a6t.

Eine Mischung, bestehend aus 10 g [CH,NH,]CI, 10 g NaN,, 1 ccm 33O/,-igen Methylamins in Wasser und 20 ccm Wasser wurden mit einer kleinen Flamme auf 100-150 O C erwarmt. Es destillierte dabei eine konzentrierte waBrige Methylamin- azidliisung iiber. Die Fliissigkeit wurde auf dem Wasserbade bis zum Erscheinen weiBer Dampfe eingeengt und dann kry- stallieren gelassen. Die Krystalle lieBen sich gut durch Ab- saugen von der Losung trennen und wurden dann im Exsiccator getrocknet. Ausbeute 5 g (Prap. 1). Schmp. 140O C.

Zu noch besseren Resultaten gelangten wir durch Ver- wendung der dritten Methode: in einen Er lenmey er-Kolben mit 10 g 33O/,-iger wa6riger Methylaminlosung, der ein Tropfen Lackmuslosung zugegeben war, wurde Stickstoffwasserstoffsaure so lange h ineindestilliert, bis der Indicator die bergangsfarbe zeigte. Dann wurde die Losung wie schon beschrieben weiter bearbeitet. Ausbeute 5 g (Prap. 2). Schmp. 140OC (wharf). Die Analysen zeigten, da6 ein fast vollstandig reines Praparat vorlag.

[CHsNHJN, Ber. CHJH, 41,9:! HN, 55,09

Gef. Prap. 1 ,, 42,25 >l 57,41 ,, PrLp. 2 ,, 42,34 r t 57,60

Weiter unten folgen die erstmalig dargestellten Verbin- dungen.

A. Cirulis u. &I. Straumanis. Uber die Azide der organ. Basen 69

1. Xthylaminaz id : [C,H5NH,]N,

Zu 10 g 33O/,-iger &hylaminlSsung in Wasser wurde HN, (her- gestellt aus NaN, und H,SO,) so lange hinzudestilliert, bis sich eine schwach saure Reaktion einstellte; es erfolgt dabei eine intensive Ab- sorption. Die Fliissigkeit wurde dann auf dem Wasserbad stark ein- gedampft und im Exsiccator stehen gelassen. Nwh llingerer Zeit bildeten sich gelbliche Krystalle, die filtriert und im Exsiccator ge- trocknet wurden. Die Krystalle sind sehr fliichtig, hygroskopisch und giftig. Schmp. 65 C.

[C,H,N&]N, Ber. C,H5NH, 51,14 HN, 48,86 Gef. ,, 50,20 ,, 47,24

Die geringen Unterschiede in der Analyse sind auf anhaftendes Wasser zuruckzufuhren, da die Krystalle nicht im vollstandig trocknem Zustsnde erhalten werden konnten.

2. n - P r op y 1 amin a z i d : [C,H,NH,]N,

10 g n-Propylaminazid wurden ebenso hergestellt wie Praparat 1. Die Krystallisation dauerte allerdings einen Monat. Die Erystnlle wurden dann auf einer Nutsche schnell von der Mutterlauge abgesogen und im Exsiccator iiber konz. Schwefelsaure getrocknet. Ausbeute nur 2 g, da das Salz auBerst fluchtig und hygroskopisch ist. Es krystalli- siert in farblosen Tafeln, die sich leicht in Alkohol, schwerer in Ather 16sen.

[C,H,Nq]N, Ber. C,H,NH, 57,86 HN, 42,14 Gef. ,, 57,51 ,, 42,17

3. n -Bu thy laminaz id : [C,H,NH,]IY,

5 g n-Buthylamin ,,Kahlbaum" wurden mit 20 g Wasser verdiinnt und dann weiter, wie schon bei anderen Priiparaten beschrieben, be- arbeitet. Das Trocknen im Exsiccator dauerte einen Monat. Ausbeute : 7 g. Schmp. 85, C. Die Krystalle wurden in Form weifier, gliinzender Blattchen erhalten. Sie sind nicht hygroskopisch, aber fluchtig und giftig. In der Flamme schmilzt das Praparat, verbrennt aber dann ruhig.

[C,H,NH,]N, Ber. Amin 62,95 HN, 37,05 Gef. Prap. 1 ,, 62,85 ,, 36,234

,, 2 ,, 62,65 ,, 36,73

70 Journal fur praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

4. Is o b u t h y l a m i n a z i d : [C,H,NH,]N, Aus 5 g Amin wurden bei gleichem Arbeitsgang 6,5 g Isobuthyl-

aminazid in schonen, breiten, weiBen Plattchen erhalten. Diese losen sich in Wasser, schwerer aber in Alkohol. Schmp. 115O C.

[isoC,H,KH,]N, Ber. Amin 62,95 HNs 37,05 Gef. PrZp. 1 ,) 62,Ol ,, 36,85

, j 2 9 7 63,OO ,, 37,16

5. Ally1 a rn i n a z i d: [CH, -CHCH,NH,]N, 5 g Allylamin ,,Kahlbaum" wurden mit Wasser verdunnt und in

schon bekannter Weise weiter behandelt. Die Krystallisation erfolee aber nur, nachdem die L6sung einen Monat im Exsiccator gelegen hatte. Die erhaltenen weiBen Krystallnadeln sind jedoch sebr fluchtig (in der Warme), sehr giftig, hygroskopisch und iibelriechend. Die Ausbeute war klein: etwa 1 g.

[C,H,NH,]N, Ber. Amin 57,OO HN, 49,OO

Gef. ,, 56,73 4'485

6 . Dim e t h y 1 a m i n a z i d: [Ez:>NH,]N,

Auf die gleiche Weise wie friiher wurden 25 g 33O/,-igen Dime- Ausbeute: 12 g a n feinen, farblosen, sehr hpgro-

Schmp. 74O C, sublimieren leicht, gut loslich in thylamins bearbeitet. skopischen Krystallen. Wasser, Alkohol, Aceton, unloslich in Benzol und Chloroform.

[g2>NH2]N, Ber. Amin 51,14 HN, 48,86 Gef. ,, 50,23 ,) 48,23

7. D i a t h y l a m i n a z i d : [22 >NH2]N,

Die Eigenschaften dieser Verbindung sind sehr ahnlieh den der vorhergehenden. Die geschmolzenen Krystallchen werden an der Luft gelb, durch Beriihren mit Eisen - infolge der nildung von Fe(N,)* - rot. Schmp. 48' C.

[(C,H,),NH,]R', Ber. Amin 62,95 HN, 37,05 Gef. ,, 62,64 ,, 36,36

8. D i - n -pr o p y l a m in az id : [22 >.NH,]N,

L L B t sich aus dem entsprechenden Amin durch Neutralisation mil HN, erhalten. \Vird die stark eingeengte Losung mit einem Uhrglas

A. CIrnlis u. M. Straumanis. Uber die Azide der organ. Basen 71

uberdeckt und gelinde erwiirmt, so sublimiert die Verbindung. Beim Erkalten krystallisieren gelbliche Plattchen aus der Losung, die hygro- skopisch sind. Durch vorsichtiges Sublimieren in einer Retorte kann die Verbindung in ganz farblosen Plattchen erhalten werden. LGslich in Alkohol, unloslich in Chloroform. Schmp. 101O C.

[(C,H,),NH,]N, Ber. Amin 70,15 HN, 29,85 Gef. ,, 69,85 ,, 28,90

9. D i - n - b u t h y 1 a m i n a z i d : [ 23 > NHP]N3

Die Krystalle dieser Verbindung erhalt man auf gleiche Weise in Form farbloser hygroskopischer Plattchen, die sehr gut loslich in Wasser und Alkohol sind. Schmp. 143O C, wobei die Verbindung sich ver- fluchtigt.

[(C,H,),NH,]N, Ber. Amin 75,OO HN, 25,OO Gef. ,, 75,12 ,, 24,88

Da das Amin nicht quantitativ uberdestilliert werden konnte, so wurde dessen Menge aus der Differenz berechnet.

10. D ii 8 o b u t h y 1 a m i n a z i d : [(C4H&NH2]N3 In allen Eigenschaften sehr ahnlich dem eben beschriebenen Pra-

parat. Sehr leicht loslich in Wasser. Schmelzpunkt unter Sublimation bei 135O C.

[(C,H,),NH,]N, Ber. Amin 75,OO HN, 25,OO Gef. ,, 75,30 (Differenz) ,, 24,70

1 1. D i -i s o a m y l a m in az id : [32:>XHp]Nd

Beim Erkalten des mit HN, neutralisierten und eingedampften Amins krystallisieren durchsichtige Bljittchen. Das uber konr. &SO, getrocknete Praparat besaB einen Schmp. 176 O C. Bei der Bestimmung verfluchtigte sich das Praparat.

[(C6H&,N&]N3 Ber. Amin 78,49 HN, 21,51 Gef. ., 78,69 (nach der Differenz) ,, 21,31

Athylendiamin wird mit HEs neutralisiert und zur Krystallisation gebracht. Die gebildete Verbindung krystallisierte in farblosen Nadeln,

72 Journal fur praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

die sich gut in Wasser, schlecht in Alkohol und in Ather sich fast gar nicht losten. Schmp. 172O C u. Zers.

[ CHaNH, I ] (NJn Ber. Amin 41,12 HN, 58,88 CH,NH, Gef. ,, 41,34 (nach der Differenz) ,, 58,68

13. Prop y 1 end i a m in a z i d: ~ H N H , (NJ2 IfH3 CH,NH, ] 5 g Propylendiamin der Firma ,,Fraenkel und Landau" wurden

wie oben bearbeitet. Das erhaltene Praparat krystallisierte in farblosen Plattchen, die sehr leicht in Wasser loslich waren, schwer loslich in Methanol, fast unloslich in absolutem Alkohol und Ather. Ausbeute: 2 g. Schmp. 166O C unter Gasentwicklung. Wie in diesem, so auch im vorigen Fall wurde ein normales Salz erhalten:

CH,-CHNH, J(N.:~ Ber. Amin 46,26 EN3 53,74 N 69,98 Gef. ,, 46,40 ,, 53,60 ,, 69,50

(nach d. Differenz)

CE2NH8

1 6H2NH,

I 14. D i ami do pr opan o 1 azi d : ICHOH Beim Arbeiten nach der bisherigen Methode erhiilt man beim

Abkiihlen der eingeengten LSsung bis zu 5 cm lange durchsichtige Krystallnadeln. Schmp. 115OC. Die Analyse zeigt, daB man es mit einem normalen Salz zu tun hatte:

Ber. Amin 51,16 HN, 48,84 N 63,62 (%h Gef. :, 52,19 11 47281 i i 62975

(nach d. Differene)

15. Guaoid inaz id : C ~ N H pu', [ \::::I 5 g Guanidilibicarbonat wurden in HN, vollstandig gelost. Nach

dem Einengen auf dem Wasserbade erstarrte das Game zu einer festen krystallinen Masse, die bei 100 O C 5 Stunden lang getrocknet wurde. Schmp. 46O C, verbrennt in der Flamme mit schwachem Zisehen, zer- setzt sich beim Gluhen unter Entwicklung eines weiBen Rauches. Die Verbindung ist nicht fliichtig, aber etwas hygroskopisch. Aus der Analyse folgt, daB diese ein primares Salz ist:

A. Cfrulis u. M. Straumanis. Uber die Azide der organ. Basen 73

Ber. HN, 42,16 N 82,32 Gef. ,, 41,47 ,, 80,15

C&H (N& Ber. ,, 59,30 ,, 86,90 i $3 NHNH,

[ =NHz IN3 16. Amidoguanidinazid: C=NH

5 g Amidoguanidinbicarbonat wurden in Wasser aufgeschliimmt und HN, so lange hineindestilliert, bis sich alles aufloste und sich Kohlensaure nicht mehr entwickelte. Beim Erkalten der eingedampften Losung bildeten sich groBe, etwas braunliche, sechseckige Krystalle. Schmp. 123O C, verbrennen in der Flamme mit Zischen. Auch hier liegt die Verbindung als primares Salz vor:

NHNH, Ber. HN, 36,76 N 83,71 Gef. ,, 36,64 ,, 83,20

NHNH, [C&E, ] (N3)z Ber. ,, 53,74 ,, 87,26

1 7. Ben z y 1 am in a z i d: [C,H5CH,NH,] N, Beim Eindampfen des mit HN, neutralisierten Benzylamins bilden

sich schone Krystiillchen in Form von Pliittchen oder Nadeln in groaen Mengen. 'Schwer loslich in Wasser, gut in Alkohol iind Methanol. Schmp. 157O C., die Krystalle verfliichtigen sich dabei schnell. Sie ent- ziinden sich ziemlich leicht und verbrennen ruhig.

[C,H,CH,NH,]N, Ber. HN, 28,67 N 37,35 Gef. ,, 28,37 ,, 36,20

Dieses Salz versuchte schon friiher Pommerehne ' ) darzustellen, jedoch ohne Erfolg. Durch Neutralisation der Base mit HN, und nach- triiglichem starken Eindampfen konnte das Salz als gelbliche krystalline

l) Vgl. Anm. 4), S. 65.

74 Journal ftir praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

Masse erhalten werden; gut loslich in Alkohol und Aceton, unloslich in Ather. Es wurde versucht, durch Hinzufiigen von Ather zur alko- holischen LSsung die Verbindung auszufallen, doch gelang das nicht, da sich der Ather in der alkoholischen Losung nicht loste. Die kry- stalline Masse wurde deshalb von der Mutterlauge abgesogen und llngere Zeit im Exsiccator getrocknet. Die Krystalle waren sehr hygroskopisch, schmolzen bei etwa 60 C und ihre Zusammensetzung entsprach nicht genau der theoretischen, was m c h in Anbetracht der beschriebenen Eigenschaften verstandlich iut :

[C,Hl,NH,I N3 Ber. HN, 33,59 pu' 43,74 Gef. ,, 32,61 ,, 41,32

CH,

19. Amidocyclohexanazid: R'll

Die Verbindung wurde in ublicher Weise hergestellt, doch war die Ausbeute nnr 50°/,, da das Azid sehr fluchtig und sehr gut in Wasser loslich ist. Die gelblichen Krystallplattchen besaBen einen Schmp. 112-113O C und losten sich gut auch in Alkohol und Ather.

[C,H,,NH,]N, Ber. HN, 30,26 N 39,43 Gef. Prap. 1 ,, 29,03 ,, 38,95

3, 1 ) 2 ,, 30117 97 39720

20. Piperazinazid: ] N, Bus Piperazin ,,Fraenkel und Landau" wurde in ublicher Weise

die obige Verbindung in langen, farblosen Nadeln hergestellt. Schmelz- punkt 180-181O C. Die Analyse zeigt, daS sich hierbei nur das pri- mare Salz gebildet hat.

@,Hl IN," Ber. BN, 33,34 N 54,25 Gef. Prap. 1 ,, 32,88 9 , 52795

7, 7, 2 71 33912 72 53,01 [C4H,,N3I(N8), Ber. ,, 50,OO 1l 65,12

21. Ni tronazid:

2 g 1,4-Diphenyl-end-anilo-dihydrotriazol ,,Kahibaum" wurden bei 70 O C in einer mcglichst kleinen Menge 2n-CH,COOH (- 20 ccm) gelost und dann eine konz. Natriumazidlosung, 2 g NaN3 enthaltend, hinzu-

A. Crrulis u. M. Straumanis. Uber die Azide der organ. Basen 75

gegeben. Beim Abkuhlen scheidete sich ein weider, feinkrystalliner Niederschlag aus, der sich schwer in Wasser und Alkohol loste. Ein UberschuB an Essigsaure ist miiglichst zu vermeiden, da sonst eine Ver- bindung krystallisiert, die zu wenig HN, enthalt (Prap. 1). Bessere Resultate konnten durch einfaches UbergieBen der feingepulverten gelben Base mit einem groBen UberschuB von Stickstoffwasserstoffsaure erzielt werden (Prap. 2). Das trockene Praparat zersetzt sich unter Schwarzung schon bei 160° C; beim Kochen mit Essigsaure entwickelt sich HN,; beim Einwirken mit NaOH wird das ,,Nitron" zuruckgewonnen.

[C,,H,,N,INr Ber. HN3 12,12 N 27,60 Gef. Prap. 1 ,, 9,75 ,, 25,30

, ,, 2 ,, 11,85 9 , 26920

Versuche m i t ande ren o rgan i schen Basen

Nach der Neutralisation von M o n o a t h a n o l a m i n mit Stickstoff- wasserstoffsam-e und Eindsmpfen erhllt man eine sirupartige Fliissig- keit, aus der beim Abkuhlen die Verbindung nicht krystallisierte, auch nach einem einmonatigen Stehen im Ersiccator nicht. Offenbar befand sich das Salz in Losung, konnte aber in krystallinem Zustande nicht isoliert werden.

Dasselbe wiederholte sich auch beim Gebrauch des T r i m e t h y l - und des T r i a t h y l a m i n s als Basen. Auch hier erschienen keine Kry- stalle, die Flussigkeit verfluchtigte sich aber beim stiirkeren Einengen unter Zersetzung vollstandig, was am starken Geruch der Amine zu er- kennen war.

Ein dickes 01 erhalt man auch, wenn man eine mit Stickstoff- wasserstoffsaure versetzte Losung von C h o l i n einengt. Krystallisation erfolgte auch nach 2 Monaten nicht.

Weitere Versuche wurden mit T r i a t h a n o l a m i n , A n i l i n , m - C h l o r a n i l i n , M e t h y l - und D i m e t h y l a n i l i n durch deren Auf- losen in einem UberschuB von Stickstoffwasserstoffsaure angesetzt. Bei starkem Eindampfen der Liisungen konnte das Azidion nicht mehr nach- gewiesen werden. Offenbar hydrolysieren sich die gebildeten Verbin- dungen sehr weitgehend, zersetzen und verfluchtigen sich aber voll- standig bei erhijhter Temperatur beim Eindampfen der Losungen :

Am N, f H,O z - 5 Am OH f HN, .

Zusammenfassung

Es wurden die Darstellungsmethoden und Eigenschaften folgender 21 neuer Verbindungen von organischen Basen mit Stickstoffwasserstoffsaure beschrieben:

76 - - Nr. ~ -

1 2

3 4 5

6 7 8 9

10

65 11 verfluch- 12 tigt sich 13

85 14 115 15

verfluch- 16 tigt sich 17

74 18 48 19

101 20 143 21 135 1

Journal f i r praktische Chemie N. F. Band 161. 1942

Di-isoamylaminazid 176 Athylendiaminazid 172 Propylendiaminazid 166 Diamidopropanolazid 115 Guanidinxzid 46 Amidoguanidinazid 123 Benzylaminazid 157 Piperidinazid 60 Amidocyclohexanazid 112-113

,,Nitronazid" 160 Piperazinazid 180-181

Verbindung

Athylaminazid n-Propy laminnzid

n-Buthylaminazid Isobuthylaminazid Allylaminazid

Dimethylaminszid Dihthylaminazid Di-n-propyleminazid Di-n-buthylaminazid Di-isobuthylainiuazic

Alle diese Verbindungen sind krystalline Stoffe, meistens weiB und konnen nicht als Sprengstoffe betrachtet werden.