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94 XI. Ueber die Bereitung des Eupion; con H. Hefs in St. Petersburg. ( Aus den NCmoires de 1'Acudhie des Sciences de Si. Peterslourg, S&ie F'I T. IT, von dem Verfasser fiir diere Annalen besondrrs bearbeitet.) I c h hatte schon vor einiger Zeit versucht, Eupion darzu- stellen. Bei dessen Bereitung stiefs ich auf einige Ge- genstiinde, welche ich in eincr besonderen Abhandlung, Bd. XXXVIII S. 378 dieser Annalen, mitgetheilt habe. - Einige Momente aus jener Abhandlung mufs ich hier kurz wiederholen, um das Nachfolgende ohne Nachschlagen verstandlich zii machen. - Dadurch, dafs ich Hanfd in einem stark erliitzten eiserncn Rohre zersetzte, verschaffte ich mir Oeltheer. Es bildete sich habei Aldehyd. - Durch wiederholte Destillationen des Aehers, vraschen mit Wasser, und dann mit Kalilauge, verschoffte ich mir eine sehr fluchtige Flussigkeit, wovou ein Theil vor +450 in vollem Sieden iibergegangen war. Dieser Theil war so fluchtig, dafs er diirch die WIrme der Hand zum Sie- den gebracht werden konnte. Es war ein Kohlenwas- serstoff, der beide Elemente itn Verhaltnifs von CH2 enthiclt (a. a. 0. S. 390). Der iibrige Theil der Flus- sigkeit, welcher zwischen +Go und 75' erhalten war, hatte auch' die Zusamtnensetzung CH2 (S. 388). Diese Flussigkeiten konntcn aber nicht als reine angesehen wer- den, da sie keinen bestandigen Kocbpunkt zeigten. Sie verhielten sich also in dieser Beziehring ganz wie Napbta, welches K~hlenstoff und Wasserstoff ganz in demselben Verhaltuifs enthalt. Diese Flussigkeiten konnte ich un- mijglich fur Eupion ausgeben, da sie nicht alle die Ei- genschaflen besafsen, welche der Entdecker dieses Stof- fes ihm beilegt. In einem anderen Betracht mufs es doch

Ueber die Bereitung des Eupion

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XI. Ueber die Bereitung des Eupion; con H . Hefs in St. Petersburg.

( Aus den NCmoires de 1 'Acudhie des Sciences de Si. Peterslourg, S&ie F'I T. I T , von dem Verfasser fiir diere Annalen besondrrs bearbeitet.)

I c h hatte schon vor einiger Zeit versucht, Eupion darzu- stellen. Bei dessen Bereitung stiefs ich auf einige Ge- genstiinde, welche ich in eincr besonderen Abhandlung, Bd. XXXVIII S. 378 dieser Annalen, mitgetheilt habe. - Einige Momente aus jener Abhandlung mufs ich hier kurz wiederholen, um das Nachfolgende ohne Nachschlagen verstandlich zii machen. - Dadurch, dafs ich Hanfd in einem stark erliitzten eiserncn Rohre zersetzte, verschaffte ich mir Oeltheer. Es bildete sich habei Aldehyd. - Durch wiederholte Destillationen des Aehers , vraschen mit Wasse r , und dann mit Kalilauge, verschoffte ich mir eine sehr fluchtige Flussigkeit, wovou ein Theil vor +450 i n vollem Sieden iibergegangen war. Dieser Theil war so fluchtig, dafs e r diirch die W I r m e der Hand zum Sie- den gebracht werden konnte. Es war ein Kohlenwas- serstoff, der beide Elemente itn Verhaltnifs von CH2 enthiclt (a . a. 0. S. 390). D e r iibrige Theil der Flus- sigkeit, welcher zwischen +Go und 75' erhalten war, hatte auch' die Zusamtnensetzung CH2 (S. 388). Diese Flussigkeiten konntcn aber nicht als reine angesehen wer- den, da sie keinen bestandigen Kocbpunkt zeigten. Sie verhielten sich also in dieser Beziehring ganz wie Napbta, welches K~hlens tof f und Wasserstoff ganz in demselben Verhaltuifs enthalt. Diese Flussigkeiten konnte ich un- mijglich fur Eupion ausgeben, da sie nicht alle die Ei- genschaflen besafsen, welche de r Entdecker dieses Stof- fes ihm beilegt. In einem anderen Betracht mufs es doch

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auffallen, dafs man neben diesen Fliissigkeiten, die so leicht zu erhalten sind, sich Eupion vorfinden sollte, von ibnen verschieden, und doch voa rnir bei sorgfaltiger Ar- beit iibersehen worden sey. j

Die Verschiedenheit der von mir erhaltenen Resul- fate von denen des Hrn. Dr. R e i c h e n b a c h konnten, schien es rnir, in folgeiiden Urnstanden ihren Grund ha- ben: 1) In d e r Verschiedenheit des angewandten Oels. 2) In einer verschiedenen Temperatur. 3) In einer ver- schiedenen Rehandlung des Theers.

Der erste Punkt scheint in der That wesentlich. Hr. R e i c 11 e n b a c h bedicnte sich des Rapsfiles, das von Brnssicn napus herkommt, einer Pflanze, die zu der Fa- milie der Crucferen gehtirt. Ich aber hatte Hanfol ge- nonimen; es rijhrte also aus der Familie der Urticeen her. In beiden FaHen konnten also wold verscliiedene Resultate durch dieselbe Behandlung denkbar seyn. Um mir daruber Jicht zu verschaffen, zersetzte ich, wie ich es in der ersten Abhandlung angegeben habe, Hanfbl; dann aber auf dieselhe m'eise Oliveniil, und endlich auf dieselbe M7eise das Oel der Brassz'ca campcstris. In allen drei Fiillen erhielt ich Producte, die ich nur durch die Etiquetten an den Flaschen, aber auf keine andere Weise za uiiterscheiden vermochte. Nach diesen Versrx- chen fand ich es ganz iiberflussig, Raps61, welches hier im Handel sich nicht vorfindet, mir mit schweren Kosten kornnien zu lassen.

Die Temperatur konnte nun in der That als ein sehr wesentlicher Urnstand betrachtet werden, denn die orga- nischen Stoffe zerfallen bei einer gewissen Temperatur in Producte, die bei einer starkeren Hitze wieder zer- setzt werden. Diese Zersetzung kann sich wiederholen, und so kann man sich leicht vorstellen, dafs man bei einer gewissen Teinperatur aus vielen und verschiedenen Stoffen gleiche Producte erhalten kann. Diese sind es wohl, welche man unter dem Ausdrucke iillgemeine Pro-

96 ducte der trocknen DestiZZation verstehen mu&, menil diescr Ausdrock iiberhanpt verstandlich seyn soll. - Es ist dann offenbar, dafs man diese allgcmeinen Prodncte als unabhzngig Ton der Natur des Stoffes, a m dem sie herrtihren, seyn ]:ifst, und es erkliirt sich ihre Bildung beinahe nur aus einer in diesem Ver1i;iltiiifs vorwalteu- den AffinitYt ihrer Elclnente bei hoherer Temperal,ur. Diefs scheint mir einigerniafsen auf die Bildung aller Ver- bindungen, welche Miasserstoff und Kohlenstoff ily Ver- baltnils von C H g cnthalten, anwendbar, welche eben so durch vorwaltende Verivandtschaft gebildet zu sryn scheint , wie dic am Iiiiufigsten vorkommende Verbindung des Wasserstorfs mit dem Saoerstoff.

Dem sey aber wie i h n wolle, so weifs man in. Be- ziehung anf die ‘J’emperatur, dafs Hr. R e i cli e n b a c t~ dns O e l schnell bci miiglichst starker Hitze destillirte, und dafs sich wahrend des ganzen Verlaufs brennbare Gase entwickelten. Diefs gab also einen ziemlich siche- ren Anhaltpunkt.

Da ich aber bei der andern Arbeit gefundcn hatte, dals eine zu hohe ‘femperatur eine Flussigkeit lieferte, die bei gleichcr Ziisammensetzung sich init Scliwefclsaure starker erwiirmte, als wenn sie bei einer niedrigeren Tem- peratur erhaltcn worden war, und es eben eine der wich- tigsten Eigenschaften des Eupions ist, sich passiv gegen Schwefelsaure zu verhalten, so mufste ich zugleich stre- hen bei einer moglichst gleichen und niedrigcn Teinpera- tur zu arbciten, was in Retorten init Oel gar nicht iniig- lich ist, weil der Kochpunkt der Fliissigkeit bestandig steigt, woriiber man sich nur tauschen kann, wenn man ohne Thermometer arbeitet. - Ich niufste also den Flin- tenlarif, wie ich ihn zuerst gebrauchte, verwerfen, weil e r leicht zu stark geheitzt wird, und die Arbeit dalnit zu langsam geht. - IJm also in der Masse der behandeln- den Producte nicht zu sebr nachzustehen, liefs ich einen Cylinder von Eisen giefsen. Er mifsst 3; Fufs Lznge

und

9 i

und d ZolI im innern Durchmesskr. Beide Enden sind init Deckeln fest zugemacht, die in ihrer Mitte eine gerade RBhre oder Tubulatur haben, die also, wenn der Cy- linder horizontal eingemauert ist, in der Axe desselben zu liegeu kommen. - Dadurch ist nun bezweckt, dafs, wahrend durch das eine Ende besttindig Oel zufliefst, es aus dem andern Ende nicht eher herausfliefsen kann, als bis es die HaIfte des Cylinders angefullt hat. Man sieht gleich ein, dafs dadurch betrschtlicbe Ungleichheiten der Teniperatur bei einiger Vorsicht zu vermeiden mareu, da sie leicht durcb den Zuflofs des frischen Ocls zu re- guliren war, abgeselien von der gleichmafsigen Erhitzung. Bei dieser Einrichtung entbanden sich aus dem einen Ende des Cylinders dampffiirlnige, erzeugte Gase, und es flofs zugleich ein Theil dcs im Cylinder befindlichen Oeles ab. Erbitzte man den Cylinder zu wenig, so dafs noch keine oder eine nur kauin bemerkbare Entwicklung von brennbaren Gasarten stattfand, so bekam man stets eine Fliissigkeit, die noch vollkommen den Geruch des frischen Oeles erkennen liefs, und fast nicht nach Lam- pensaure roch; sobald die Gase aber hinreichend sich entmickehen, urn im letzten Rohre zu breanen, so war das Oel wenigstens theilweise zersetzt.

Auf die Tubulatur, welche dem Gase und dem Oel zum Ausgange dienen , war ein Kupferrohr geschmirgelt, welches folgende Einricbtung hatte. Es stand vertical, batte 1 & 2011 inneren Durchmesser, communicirte unteii mit einem KiihIfaf~, konnte am oberen Ende durch eine Schraube verschlossen werden , und griff durch einen Seitenarm auf die Tubulatur des Cylinders. Durch die obere Schraube konnte man also einen Thermometer bis gerade vor die Miindung bringen, aus der alle erhitzten Producte aus dem Cylinder entweichen. Die Tempera- tur wurde durch die Dilatation der Luft bestimmt, indem man ein Luftthermometer zuschmolz, als der Apparat in vollem Gange sich befand, worauf d a m auch das Feuer

Puggendorff's A n d . Bd. XXXX. 7

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gleich weggenommen oder doch bedeutend vermindert wurde. Das Thermometer, unter Wasser geiiffnet, nahm 1,72 Grin. Wasser anf. Seine ganze CapacitYt fafste aber 3,61 Wasser, woraus sich eine Temperatur von 243O C. ergiebt. - Mit der beschriebenen Einrichtung verband ich zwei Kuhlfasser, das erste ward mit Wasser umge- ben, welches man sich von 50 bis 70" erhitzen lassen muk, urn sicher zu seyn, dak das Kiililfafs nicht verletzt wird. Die aus deniselben fliersenden Yroducte wurden in einem tubulirten Behalter aufgesamuielt. Dieser stand iiiit einem zweiten, stark wit Eis belcgteii Kiihlfafs in Verbindung, durch welches nur noch die Gase und die fluchtigen Dampfe strichen. W e n u der Apparat nun iiti

Gange war, so zersetzte er leicht 12 Pfund Oel in der Stunde. Ich zersetzte zu dieser Probe 160 Pud. - Die weitere Behandlung w a r nun folgende. - Der erhaltene Oeltheer wurde fur sich ails einer kupfernen Blase bis 200° C. abgezogen. Das erhaltene Destillat, sorgftahig mit Wasser gewaschen, bis sein Geruch ertraglich wiurde, dann aus Glasretorten, bis der Kochpunkt 140° wurde, abgezogen. Ich erhielt 160 Unzen Destillat, also eine Unze pro Pfund. Die 160 Unzen Destillat gaben 30 Unzen Flussigkeit, melche bis 90O iibergingen, und 24 Unzen Flussigkeit, welche von 90° bis 140° uberdestil- lirte. Die Flussigkeiten murden nun mit Kalilauge ge- schiittelt. So weit war das Verfahrcn gauz so wie ich es in meiner oben angefiihrten Abhandlung angegehen hatte. Auch waren die Producte ganz vollkommen die- selben, wie die zum ersten Ma1 erhaitenen. Hr. K e i - c h e n b a c h behandelt aber die Flussigkeit mit Schwefel- saure. Diefs lag also auch inir ob.

icb machte also erst eiue Probe init einer Fliissig- keit, die ich fruher erhalten hatte, urn das Quanthm, dafs sich jetzt in der Arbeit befand, nicht zu vertnindern, und doch die zweckmalsigsle Art der Behandlung zu ermit- telu. Ua fand ich, dafs wenn ich die Schwefelsaure mit

clem salinischen Atom-Wasser verbunden, also k2 S ge- brauchte, ibre Einwirkung bedeutend weniger heftig wurde. Ich mischte also meine Fliissigkeit mit hz'S, liefs sie ge- Jilirig abitehen und destillirte sie dann iiber eine neue Por- tion g2S sb. Die so erhaltene Fliissigkeit war farblos und konnte nun init s2 S zusammengebracht werden, ohne sich im mindesten zu farben. Erst n a d 24 Stun- den fing sie an von der Oberflzche der SYure aus eine blaue Farbe zu entwickeln. Nach Iiiogerem Stehen wurde die FIiissigkeit erst violett, d a m br;iunIicb. Sie wurde nun mi t S;iure von 1,85 spec. Gew. (hS) zusammengebracht, wobei sie abgekiihlt werden mufste. - Ungeachtet nun die Abkuhlung sorgfaltig gescliah, und die FIiissigkeit noch vorher mit einer schwacheren Saure beliandelt n-or- den war, so roch doch dic Mischung stark nach schwcf- lichter Slure. Die Misciiung wurde nun destillirt und die fluchtigen Antheile fur sich besonders aufgehoben. Da aber gefunden wurde, dafs auch diese Antheile sich mit starker Schwefelsaure braunten, SO wurden sie aber- mats mit dieser Saure destillirt. Was vor +45O fiber- ging , wurde ebenfalls besonders fur sich aufgesammelt, und betrug nur 2 Unzen. - Diefs war die ganze Aus- beute! Die erhaltenen Fliissigkeiten sind hbchst diinn- fliissig , verff iegen auf der Hand augenblicklicb, riechen wie Naphtha, welcbe mit Scbwefelssure gereinigt wurden ist, und widerstehen nun ganz der Einwirkung der SBure. Bei der Analyse erhielt ich von der zweiten Fliissigkeit;

I. 6 0,493=C 0,13631 & 0.240=H 0,02666

0,16297.

oder in 100 Theilen:

100

C = 83,63 H=16,35

99,98.

11. 0,325 gab C=0,98 und k=0,479 111. 0,531 gab C=I,6 und #‘=0,772.

Diefs giebt in 100 Theilen: 11. 111.

c 83,37 83,31 H 16,37 16,15

99,74 99,46.

Die fluchtigsten Antheile, welche vor + 45O iibergingen, ga hen :

IV. 0,7 Grm. C=2,0 und 0,987 V. 0,473 - C=1,375 und 0,677

oder in I00 Theilen: IV. V,

C 79,OO 80,55 H 15,66 I5,96 0 5,34 3,55

100,0# 100,oo.

Das VerhSltniCs des Kohlenstoffs und Wasserstoffs in 100 Theilen laut:

JV. V. 83,46 83,51 16,54 16,48

100,00 9Y,Y9.

Urn der Wahrhcit ganz getrea zu seyn, babe ich zn der oben angefuhrten Analyse folgende Bemerkung hinzuzufiigen: - Ich habe friiher angefiihrt, dafs ich meine Aualyse ganz nach Hrn. Mitsche r l i ch ’ s Me- thode ausfiihre. Sobald abep die zu untersuchenden Flus-

101 sigkeiten so niichtig sind, d a t maq die Glaskugel, offen in die Rbhre einfiuhren mufs, so versteht sich von selbst, dafs ein anderer Ausweg eingeschlagen werden iiiui‘s; denn weon man auch den Theil der Rbhre wit Schnee umgiebt, urn das Ende zuzuschmelzen, SO ist docb ein Verlust zu befurchten. Ich versuclite also, die Rahre nicht zuzuschmelzen, sondern sie mit einem Kork fest zu schlie€sen, was auch so ziemlich gelang, denn die Aua- lyse IV ist auf diese Weise ausgefiihrt. Es springt aber gleich in die Augen, dofs, wenn man eininal eiuen Kork gebraucht, es vie1 zweckmafsiger ist ihn vorne zu gebrati- cben und iiberhaupt nach der Metbode des Hrn. L i e - big’s zu operiren. Es ist hinreicbend ehen Versuch auf diese Weise zu machen, um iiber die Zweckmafsiglieit dieser Methode ganz im Reinen zu seyn. Auf diese Weise sind die Analysen 11, 111 und V wit mvor aus- gegluhtem und uber Schwefelsiiure erkaltetem Kupferoxyd ausgefuhrt worden. Es ist also wahrscheinlich, dak bei der Analyse IV ein Verlust stattfand. Um mir iiber die inbgliche Granze eines solchen Verlustes Liclit zu ver- schaffen , analysirte ich eiue Portiou Scliwefel~ther nach der Liebig’schen Methode, uiid ich gestehe, dafs erst diese Probe in mir die vollkommeue Ueberzeugung \ on der Richtigkeit der oben angefiilirten Resultate begriiu- dete. Ich erhielt also Fliissigkeiten, welche, als Milittel ails fiinf Versuchen, Kohlenstoff und Waserstoff euthiel- ten, im Verhaltnifs von:

C 83,46 H 16,3S

99,84. DieL stiinrnt aber genau mit der Formel C 5 H I z ,

nach welcber man iu 100 Th . erhalt: C S3,617 H 16,383

100,000,

102 Auf diese vollkommene Uebereinstimmung lege icli

aber aus leicht einzusehenden Griinden kein besonderes Gewicht, und mag also auch fur diese Fliissigkeit keinen ISamen creiren. - Ich halte es aber fur wesentlich ZII

erklarcn, dafs wenn Jemand diese Flussigkeit nit einer eben so bestimmten Zusammensetzung wieder erhalt , ich dann gern von der von mir bereiteten zum Vergleich mittheilen will, da ich drei Portionen, jede von 1 $ Unze, in Glasrbhren eingeschmolzen habe, so dafs durchaus keine Veranderung za befiirchten steht - Durch das Verfahren, wie ich cs in meiner friiheren Abhandlung, Bd. XXXVIII S. 388 dieser Annalen , angefuhrt habe, er- hielt ich eine Fliissigkeit, die Kohlenstoff und Wasser- stoff im Verhaltnifs von C H Z enthielt. Ich behandelte damals die Fliissigkeit nicht mit Schwefelsaure, als ich sie aber diefsmal uber SchwefelsZure destillirte, so erhielt ich eine Fliissigkeit von ebenfalls nicht best;indigeni Koch- punkt, welche Kohlenstoff und Wasserstoff im Verhalt- nit's von CSH1*enthalten. Man sieht also, dafs, wenn auch die minder fluchtigen Verbindungen von C H 2 , als z. B. Paraffin, Nnphta, vollkolninen der Einmirkung der Schmefels$ure widerstehen, es die fliichtigeren Antheile bei der Destillation nicht vermtjgen, so dafs dadiirch eine neue Fliissigkeit cntsteht. Die Schwcfelsaure giebt einen Tlleil Sauerstoff ab, die C HZ Verbindung giebt Kohlen- stoff ab. Die Schwefels&m aber lost einen Stoff auf, der sic dankel f k b t , und noch zu untersuchen ware. Diese Einwirkung der Schn efelsaare stimint aber auch ganz und gar rnit der Art, wie sich andere starke Agen- tien verhalten. So z. P,. wirkt Chlor nur wenig auf Naphta, die davon bald iiberszttigt ist, so dat's verhalt- nifsmafsig nur ein kleiner Antheil Naphta zersetzt wird (auch der Kochpunkt der Fliissigkeit wird dadurch nicht bestandig). Lsfst man aber Cblor auf die leichtere C H 2 Verbindung einwirken, so wird es in grofser Meiige auf- genommen, es bildet sich vie1 SaIzsaure und man erhalt

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eine atherartige Verbindung, welche schmerer als Was- ser ist. Man sieht also, dafs die fluchtigen Antheile den Reagentien nicht so gut widersteheu als die schwereren. Auch mufs icb bemerken, dafs sich in dieser Beziehung die kunstlich dargestellte und die natiirliche Naphta ganz gleich verhalten. Am bequemsten lassen sich die Versu- che mit Brom machen, da ein kleiuer Ueberschufs von Brom die Fliissigkeit gIeicb roth farbt. Diese rothe Farbe verschwindet aber selbst nach Wochen nicht, zum Be- weise, dafs die Naphta nicht weiter zerlegt wird. Der- selbe Fall ist es mit dem neu gebildeten Aether. 1st die Reaction beendigt, so wird er durch das Brom roth gefzrbt, und eine lange Beruhrung mit einem Ueberschufs von Brom hriogt keine weitere Veranderung hervor. Ein- wirkung des Sonnenlichts babe ich nicht versucht.

In meiner ersten hbhandlung, S. 389, fuhrte icli das Hesultat der Analyse der durch Schwefelsaure eines An- theiles ihres Kohlenstoffs beraubten Fliissigkeit an. Sie bestand in 100 Theilen Bus:

I. 11.

C S4,76 s3,93 H 14,50 1475

99,26 9S16S. ___ - ~.

Ich konnte diese Resultate damals n u r einem Feliler zuschreiben , den ich freilich nicht genugend zu erklaren vermochte, jetzt sieht man aber, dafs das Resultat nicht anders ausfallen konnte. Es rniifste der Gehnlt an W a s - serstoff grofser und der an Kohlenstoff kleiner werden. W e n n die Versnderung nicht so stark war, wie die in dem jetzt beschriebenen Versuche, so hat es einfach darin seinen Grund, dafs der kleine Antheil Fliissigkeit, der sich damals abgeschiedeii hatte , auch passiven Kohlen- wasserstoff enthielt, der durch Schwefelsaure nicht veran- dert wird, ich also ein Gemenge vou C NZ und Cs H'

o in 111 en inu fst e.

104 Bei diescr Gclegenhe'it erlaube ich lnir anzufijhrea,

dafs, wenn man die Mischuug von Kohlenwasserstoff und Schwefelslure (die Quantitiit des Ietzten mufs dann nicht zu g r d s genommen werden) snit Kalilauge sattigt, ehe als man destillirt, man ein seidengliinzendcs Doppelsalz crhalt', aus dem mir aber auf keine Weise gelingen vollte, eine dcm Alkohol ahuliche Fliissigkeit auszu- schciden.

Nach diesem Versuche wird man einsehen, dafs das Eupion kein unmittelbares Product der trocknen Destil- Iation ist. Gern hlt te ich diese Frage an Hrn. R e i - c h e n b a c h 's Eupion geprtift. Schon einmal war mir Hr. v. B o n s d o r f f entgegengekommen, und batte mir einen kleinen Antheit Eupion gegebe'n, welches er von Hrn. R ei- c h e n b a c h selbrt erhalten hatte. Diese Fliissigkeit war es, wie ich es schon angedeutct, welche icli der Einwir- kung des Chlors ausgesetzt hatte. - Ich wandte mich nochmals an Hrn. v. B o n s d o r f f , und er schickte mir wieder, und zwar den griilsten Theil seines kleinen Vor- raths; leider verungliickte er beim Transport. Xls ich cs ihm meldete, hatte er die seltene Liberalitat, mir un- aufgefordert sein letztes Quantum zu opfern. Es mochte ungefahr 0,7 Grin. betragen.

Als ich mit der Priifung meiner Fllissigkeiten fertig war , nahm ich diese vor. Ich Bffnete sie in Gegenwart von Zeugen, um an dew Urtheil aoderer das meinige zu prlifcn. Es hatte mit meinen Fliissigkeiten im Geruch nur eine schwache Aehnlichkeit, wohl erkannte ich dariu gleich etwns Eigentblirnliches, mir schon Bekanntes. W e n n man ngmlich activen Kohlenstoff mit Salpeterssure be- handelt, bildet sich durch Oxydation desselben ein Stoff, dessen Geruch ich au Hrn. R e i c h e n b a c h's Eupion gleich, wiewohl in schwacherem Grade, erlianntc. Nun destil- lirte Hr. R e i E h e n b a c h die ursprlingliche Flijssigkeit mit SchwefelsZure und Salpeter. - Als ich Hm. R e i c h e n - ba ch's Eupiou, in eiiier diinnen Glasrahre enthalten, in

105 waruies Wasser steckte, verhielt es sich ruhig. Das Thermomeier zeigte schon iiber 60' C., ohne dafs es kocbte. A h ich diesen Versuch mit meiner minder fluch- tigen Fliissigkeit ausfiihren wollte, SO beriihrte sie kaum das Wasser, als sie schon nit Gewalt aus der Rahre ge- schleudert wurde. Ich hatte gleicb anfangs einen AntheiI in eine gewogene Glaskugel gebracht: er betrug 0,213 Grin., und gab:

C;1=0,605 oder 0,167287 Kohlenstoff H=0,275 oder 0,03055 Wasserstoff.

Also in 100 Theileu;

C 78,38 H 14,31 0 7,30

100,oo.

Der Kohlenstoff, der darin ent..alten, wiirde in 100 Theilen geben:

c 8457 H 15,43

100,oo.

E h glaiibe also mir keine Uebereilung zu Schulden kommen zu lassen, wenn ich diese Fliissigkeit fur eine sehr gemengte erklgre.

Die Producte der trocknen DestilIation bannen dreier- lei Stufen von wissenschaftlichem Ititeresse erreichen. Die erste und uaterste ist es, wenn man einen neuen Stoff ausscheidet , rein darstellt und genau charaliterisirt. - Die zweite Stiife ist die, dab der aiisgeschiedene StofE in seiner Zusammensetzung genau bestimmt werde. Die liiichste Stufe ober verlangt, um erreicht zu werden, dafs man auch die Entstehuug oder Umwandlung des einen Sloffs in den andern nicht nur erklrire, sondern auch be- weise. Es ist einleuchtend, dak diese letzte Stufe, auf

der nur noch wenige Arbeiten stehen, und die nian docli zu erreichen streben nlufs , nie erreiclit werden knnn, wenn geinengte Stoffe, und .nicht eine einzige und reilte Verbindung fur sich , dcr zersefzenden Einwirkung der Hifze nusgesetzt wird. Man, mi@ es also n i c k mil'sdeu- ten , wenn ich kiinftig einen mehr versprechenderi W e g cinschlage.

X. Ueher ctas Verlzaltert des schdefilsauren Ku- pfPro:cyds gegeiz mehrere Bes Lndtheile des Ihierischen Organismus; con C. G. Mi&- s c h e r I ic h.

Wir besitzen bereits chcinische Untersucbungen iibcr cinigc Vcrbiudungen dieser Art. Eiweifs , Blutroth und Milch sind untersucht. F. R o s e ' ) bestirnmte den Nie- dcrschlag , welcheu Eiweifs und schwefelsaures Kupfer- osyd hcrvorbringen, als eine Verbindung von Eiweifs init 1,6 bis 1,69 Proc. Kupferoxyd, und den Niederschlag, welchen Blutroth und schwefelsaures Kupferoxyd bilden, als eine Verbindung von 1,9 Proc. Kupferoxyd mit Blut- roth. Die Methode der Untersuchung, welche F. R o s e nnwendete, bestand darin, daL der Niederschlag mog- lichst voltstzndig verkohlt wurde. D e r Kiickstand ist als Kupferoxjd angcnommen, und gab, in Salpetersaare auf- gclijst, mit salpetersaurem Baryt keinen Niederschlag vom schwefelsanren Baryt. Der Siederschlag, melchen Milch und schwefelsaurcs Kupferoxyd bilden, ist, nach C h r i - s t i o n '), eine Verbindung V O ~ Kupferoxyd und K k e -

1 ) Ucher die Verbindungen des Eiweirscs mit iVIetalIoxyclen; rlicse Annalcn, Bd, XXVIII S . 132.

3 ) TreutiJc on poisons, p . 343.