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254 F. A. Fliickiger, Bestimmung des Morphins im Opium. Schicht ist andern Cucurbitaarten gleich gebildet , doch treten oft Gruppen von 4 oder mehr Zellen uber die allgemeine Oberfkhe liorvor und bilden warzenfiirmige Erhabenheiten. Ueber die Bestimmung des Morphins im Opium. Bericht an die Phai-macopoe - Commission des Deutschen Apotheker -Vereins, erstattet von F. A. Fliickiger. Januar 1885. 5 1. Das Morphin ist dadurch ausgezeichnet, dass es, practisch gesprochen, von keinen andern Fliissigkeiten aufgeliist wird, als von Alkohol und alkalischen Hydroxyden, mit Einschluss des Ammoniaks. In diese Lasungsmittel gehen aber zugleich auch andere Bestand- theile des Opiums fiber, daher das in dieser oder jeuer Weise abge- schiedene Morphin meist noch einer Reinigung bedarf, wenn es gewogen werden SOU. Eine geeignete Verbindnng des Morphins , welche in irgend einer Fliissigkeit unliislich ware , gibt es nicht , so dass dieser Weg zur quantitativen Bestimmung des Alkalo’ides verschlossen ist. Was ferner diese Aufgabe erschwert, ist die geringe Bestin- digkeit des Morpl~ins. Es verlndert sich leichter als manche andere Alkaloide , namentlich in der Wilrme und besonders bei G-egenwart von Alkalien. Auch mehrere derjenigen Stoffe, welche mit dem Morphin in die Opiumausziige ubergehen, sind wenig bestiindig, wie beim Eindampfen solcher Fliissigkeiten leicht zu sehen ist. Eine der ersten, bei der Priifung des Opiums auf seinen Alkalo’idgehalt einzuhaltenden Regeln scheint mir daher die zu sein, dass man die Ausziige so wenig als miiglich der Einwirkung von Alkalien aussetze und dass man jede Erwarmung oder gar Abdampfen ver- meide. Da es bis jetzt kein anderes Mittel gibt, um das Morphhi abzuscheiden , als Alkalien, welche es aus seinen Verbindungen ver- driingen, so ist es unerllsslich, Alkalien herbeizuziehen. Aber diese sind ihrerseits wider im Staude, mit dem Alkalo’id lasliche Ver- bindungen zu bilden. Eine vollstiindige Abscheidung des Morphins

Ueber die Bestimmung des Morphins im Opium

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254 F. A. Fliickiger, Bestimmung des Morphins im Opium.

Schicht ist andern Cucurbitaarten gleich gebildet , doch treten oft Gruppen von 4 oder mehr Zellen uber die allgemeine Oberfkhe liorvor und bilden warzenfiirmige Erhabenheiten.

Ueber die Bestimmung des Morphins im Opium.

Bericht an die Phai-macopoe - Commission des Deutschen Apotheker -Vereins, erstattet von

F. A. F l i i c k i g e r .

Januar 1885.

5 1. Das Morphin ist dadurch ausgezeichnet, dass es, practisch gesprochen, von keinen andern Fliissigkeiten aufgeliist wird, als von Alkohol und alkalischen Hydroxyden, mit Einschluss des Ammoniaks. In diese Lasungsmittel gehen aber zugleich auch andere Bestand- theile des Opiums fiber, daher das in dieser oder jeuer Weise abge- schiedene Morphin meist noch einer Reinigung bedarf, wenn es gewogen werden SOU.

Eine geeignete Verbindnng des Morphins , welche in irgend einer Fliissigkeit unliislich ware , gibt es nicht , so dass dieser Weg zur quantitativen Bestimmung des Alkalo’ides verschlossen ist.

Was ferner diese Aufgabe erschwert, ist die geringe Bestin- digkeit des Morpl~ins. Es verlndert sich leichter als manche andere Alkaloide , namentlich in der Wilrme und besonders bei G-egenwart von Alkalien. Auch mehrere derjenigen Stoffe, welche mit dem Morphin in die Opiumausziige ubergehen, sind wenig bestiindig, wie beim Eindampfen solcher Fliissigkeiten leicht zu sehen ist. Eine der ersten, bei der Priifung des Opiums auf seinen Alkalo’idgehalt einzuhaltenden Regeln scheint mir daher die zu sein, dass man die Ausziige so wenig als miiglich der Einwirkung von Alkalien aussetze und dass man jede Erwarmung oder gar Abdampfen ver- meide.

Da es bis jetzt kein anderes Mittel gibt, um das Morphhi abzuscheiden , als Alkalien, welche es aus seinen Verbindungen ver- driingen, so ist es unerllsslich, Alkalien herbeizuziehen. Aber diese sind ihrerseits wider im Staude, mit dem Alkalo’id lasliche Ver- bindungen zu bilden. Eine vollstiindige Abscheidung des Morphins

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ist daher nicht zu erreichen; ein Theil desselben bleibt in der Flus- sigkeit zuriick, in welcher die F a u n g vorgenommen wurde. Auch dieser Umstand erschwert wieder die Aufgabe.

3 2. Will man einer gegebenen Menge Opium alles Morphin entziehen, so ist dazu sehr viel Flussigkeit, sei es Wasser oder Wein- geist oder am Ende ein alkalisches Ldsungsmittel, erforderlich. Die verhdtnissmiissig grosse Menge Fliissigkeit wfirde daher eine nicht zu vermchlbsigende Menge des Alkalo‘ides in Liisung behalten, auch wenn es mit grdsster Sorgfalt ausgefallt wird. Urn diese Feh- lerquelle zu vermeiden, miisste zum Eindampfen geschritten werden, was besser unterbleibt. Spricht schon diese Erwagung gegen den Gedanken , einer gewogenen Menge Opium das Morphin vollstiindig entziehen zu wollen, so lehrt der Versuch geradezu die practische Unausffihrbarkeit desselben. Wenn man Opium mit Wasser aus- laugt , bis z. B. das Ausbleiben der Jodslure - Reaction die vljllige Erschijpfung der Droge anzeigt, so erhiilt man eine allzu grosse Menge einzudampfender Flilssigkeit. Noch schlimmer ware es, wenn man das Auslaugen fortsetzt , bis das Filtrat durch Jodkalium - Jod- quecksilber nicht mehr getriibt wird, denn schliesslich ist diese Triibung durch das Narcotin bedingt und keineswegs durch dss Morphin. Die Reaction des letztern hijrt auf, sobald meniger als 1 Thl. desselben in 2000 Thln. Wasser vorhanden ist , aber 1 Thl. Narcotin wird noch angezelgt, so lange er in weniger als 100000 TNn. W w e r gelast ist.

Ich habe jedoch noch einen Versuch gemacht , die zuverlissige Erschiipfung des Opiums in bequemer Weise zu erreichen, indem ich dassehe in einen Aether -Extractionsapparat einfiillte. Die weit- aus beste der zahlreichen ahnlichen Vorrichtungen scheint mir @Aw&owsgI’a Apparat zu Sek, welcher in der FREsEms’schen Zeit- schrift fur analytische Chemie, 1883, p. 528, abgebildet ist. In demselben kochte ioh 5 g. Opium, mit gleich viel Bimstein fein zer- rieben, mit Aether aus, welchem ein wenig Ammoniak (0,92 sp. a,.) zugesetzt war. Manche Alkalo‘ide laasen sich in dieser Weise sehr hiibsch gewinnen.l Obwohl der Aether nur wenig krystallisirtes biorphin aufzunehmen vermag, so war doch zu hoffen, dass dieses unter jenen Umetlnden, bei tagelanger Extraction, vielleicht doch in geniigendem Umfange zu erreichen wgre. Als ich mich in dieser

1) Vgl. meine Pharmskognosie Seite 900, 949.

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Erwartung geauscht fa,nd, setzte ich dem Aether ausser dem gele- gentlich erneuerten Ammoniak auch Weingeist zu, kochte weiter und erhielt auf diese Art allerdings einen an Morphin geniigend reichen Auszug, aber dasselbe war doch so unrein, dass ich die Verfolgung dieses Versuches aufgab.

In einem Aufsatae, welcher in der Pharmaceutischen Zei- tung vom 16. Juli 1879, S. 431, erschienen ist, habe ich versucht, den Weg annubahnen , welcher die Klippen umgeht , die sich der Morphinbestimmung entgegenstellen. Es sei gestattet , hier den Hauptinhalt des Aufsatzes mit einigen berichtigenden Abanderixngen zu wiederholen.

Kaum ist es erforderlich, darauf hinzuweisen, mit welcher Sorg- falt vor allen Dingen die zur quantitativen Abscheidung des Mor- phins bestimmte Opiumprobe hergestellt werden muss, um der Durch- schnittsbeschaffenheit der Droge zu entsprechen. Aber auch die Frage muss eriirtert werden, in welcher Form das Opium von der Phamnacopije vorzuschreiben ist. Zwei Gesichtspuncte sind hierbei zu beachten : einmal das Streben, den eigentliiihichen, freilich nicht in wagbarer Menge vorhundenen Riechstoff des Opiums neben den iibrigen Bestandtheilen zu erhalten, und zweitens die Sorge fiir Gleichmbsigkeit des Morphingehaltes. Um miiglichst gleichartige Beschaffenheit zu mzielen , miisste man Opium bei 100 getrocknet aufheben und verwenden; durch so scharfes Trocknen wUrde os jedoch an Geruch verlieren. Dass dieses eintritt, ist bei der Berei- tung des Extractum Opii unvermeidlich oder liesse sich doch hiich- stens bei Anwendung von Vacuum - Apparaten einigermassen beschran- ken. F%r die Tincturen jedoch ist der Riechstoff des Opiums sehr wohl zu erhalten, da er rnit Leichtigkeit in Liisungsmittel iibergeht. Die Pharmacopiie hat daher einerseits das rohe Opium aufzunehmen, aus welchem das Extractum Opii darxustellen ist; hier kommt die Beschaffenheit des Opiums riicksichtlich seines Gehaltes , wie seines Geruches, nicht in Betracht, insofern namlich, als jedenfalls der volle Morphingehalt sich im Praparate wiederiindet. Anders aber verhalt es sich bei den TinctuTen und bei der Verabreichung des Opiums in Pulverform. Hier muss die Droge in nach allen Seiten miiglichst gleichmiissiger Beschaffenheit zu Grunde gelegt werden , woraus sich die Nothwendigkeit ergibt, das Opium in zwei Formen in die Pharmacopiie aufzunehmen. Als Opium crudum ist ausdriicklich nur die kleinasiatische Waare zuzulassen, denn die ebenfalls in den

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europlischen Handel gelangenden persischen Sorten erscheinen, obwofil allerdings oft mit mehr als genugendem Gehalte, doch vie1 zu wenig gleichmassig auf dem Markte. Die herkijmmliche Form des Opiums ist daher festzuhalten, indem Laibe oder Kuchen von ungeEhr 200 - 800 g. vorgeschrieben werden, welche in Mohnblat- ter eingehiillt iind gewijhnlich mit Rumex - Friichten bestreut sind. Sie mussen aus einer braunen, knetbaren Masse von starkem, eigen- thumlichem Geruche und brennend scharf bitterem Geschmacke beste- hen und getrocknet ein Pulver von den Eigenschaften liefern, welche von dem Opiumpulver verlangt werden.

8 4. Zweitens: Opium pulvera tum ist herzustellen, indem obige Droge zerschnitten und, bei hbchstens 60 O, nicht linger getrock- net wird, als bis sie sich eben in grijbliches Pulver zerreiben lasst. Dieses wird in geschlossenem Glase, nicht allzulange aufbewahrt ; es muss in hohem Grade den ihm zukommenden Geruch besitzen. Lgngere Aufbewahrung begiinstigt die Abschwachung desselben. Ein beziiglicher Wink in der Pharmacopbe wird daher zweckmbsig sein; ein Befehl ist b u m erforderlich, weil man den Geruch nicht inessen kann.

Auch allzustarke Belichtung diirfte wohl geniigend vermieden sein, indem man sie ale allgemeine Regel fur die Sepamda, Ta- bula C., verbietet , selbst da , wo nicht vijllige Dunkelheit Erforder- nis ist.

Opium pulveratum ist far die Receptur und fiir die Bereitung der Tinduren vorzuschreiben und folgender Priifung zu unterwerfen. Auf einem Filtrum ausgewaschen, bis das immer nur kalt aufzu- giessende Wasser beim Abfliessen kaum mehr braune Fhbung zeigt, darf der Ruckstand nach dem Trocknen bei 100° nicht iiber 45 Procent betragen; eahlreichere , hoffentlich von vielen anderen Seiten zu gewartigende Mittheilungen werden vielleicht ergeben, dass statt 45 eine geringere Zahl, z. B. 38 bis 40, gesetzt werden dad. Jedenfalls steht fest, dass gutes kleinasiatisches Opium von mittlerer Beschaffenheit an Wasser in der Weise, wie es zur Dar- stellung des Extractum Opii angewendet wird, mindestens 5 5 Procent abgibt. Diese Zahl wird wesentlich auch vom Wassergehalte bedingt, welchen ich bei einem richtig beschaffenen, in obiger Weise her- gestellten Opiumpulver - 7,l Procent finde, indem ich dasselbe bei 100° trocknete. Der mit Wasser erschiipfte Ruckstand des Opiums eignet sich sehr wohl xur mikroskopischen Priifung; neben den

Arch. d. Parm. XXIII. Bds. 7. Hft. 18

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Bruchstiicken der Mohnkapsel dad sich darin kein S t I rkemehl zeigen. Bei der Verbrennung liefert dieser Riickstand nur 2 bis 3 Procent seines Gewichtes Asche , welche grijsstentheils aus Gyps besteht und kaum alkalisch reagirt. Im Opium selbst betragen die unverbrennlichen Stoffe 4 bis 5,3 Procent auf die bei looo getrock- nete Waare bezogen, aber die Verbrennung des Opiums geht so lang- Sam von statten, dass sich die Aschenbestimmung zwar sehr wohl fiir weitergehende Belehrung empfiehlt , nicht aber als Priifungsmit- tel vorzuschreiben ist.

$j 5. Die nachste Frage betrifft die Wahl der zur Auflbsung des Morphins dienlichsten Fliissigkeit. Unn6thig ist vor allen Dingen die Mitwirkung einer Saure, denn alle Erfahrungen? von einem ganz vereinzelten Falle abgesehen, sprechen dafiir, dass die Gesamtmenge jenes Alkalo’ides in Form eines sowohl in Weingeist als in Wasser lijslichen Salzes vorhanden ist.

Das angenehmste Lijsungsmittel ware offenbar Weingeist von ungefkhr 0,815 spec. Clew. Er durchdringt das Pulver sehr leicht, lauft klar, rasch und sehr wenig gefhbt ab und nimmt in der That alles Morphin und verhdtnismassig weiiig andere Stoffe auf. 4 g. Opiumpulver, welches noch 7,l Procent Wasser enthielt, gaben an Weingeist nur 38,6 Procent ab, an Wasser aber 63,75 Pxocent. Auch verdiinnter Weingeist von ungefkhr 0,957 spec. Gew. fiihrt bei gleich lange fortgesetztem Auswaschen eben so vie1 aus dem Opiumpulver weg, wie Wasser. Allein der mit starkem Weingeist hergestellte Auszug ist zur Morphinbestimmung unbrauchbar. Es ist unzweck- mgssig, sich in die Lage zu versetzen, das anfangs angewendete Lbsungsmittel wieder durch Einclampfen oder Destillation beseitigen zu miissen; in offener Schale ist ersteres sogar hijchst unpractisch, weil die weingeistige Opiumlijsung sehr unangenehm iiber die Scha- lenwand kriecht. Versucht man durch Wasserzusatz zu helfen, so scheidet sich ein schmieriger Absatz aus , welcher eine neue Ver- legenheit ist, da er eigentlich wohl abfiltrirt werden miisste. Die Beseitigung des gr6ssten Theiles des Alcohols mum aber erfolgen, wenn man das Morphin abscheiden will. Auch spricht die Riicksicht auf das Narcot in gegen die Anwendung des Weingeistes. Unter den sZimtlichen dem Opium eigenthiimlichen Stoffen sind nur Morphin, Narcotin und Meconsiiure in Mengen von fiber 4 Procenten vorhan-

1) DE VRIJ, Journ. de Pharm. XVII. (1850) 439.

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den, - die beiden letzteren allerdings oft weit weniger betragend. Das Narcotin mischt sich dem Morphin bei, wenn man das Opium mit Weingeist auszieht, wahrend es nur zum Theil in Wasser iiber- geht. Dem Narcotin kommen keine basischen Eigenschaften zu, wie schon daraus hervorgeht , dass es vermittelst Aether, Amylalcohol, Benzol, Chloroform aus dem Opium zu gewinnen ist. Da es sich in Sauren reichlicher 18st als in Wasser, so geht immerhin etwas Narcotin auch in den wasserigen Opiumauszug uber, welcher ja Lack- mus riithet, aber vie1 weniger als in Weingeist. Schiittelt man saure Aufliisungen des Narcotins mit Kreidepulver oder mit Baryumearbonat, so fallt das Narcotin heraus, nicht so aber verhat sich das Norphin. Ich dachte daher, indem ich mich zum Ausziehen des Morphins fiir Wasser allein entschied , die Beseitigung des Narcotins von vorn- herein durch Zugabe einer Prise Kreidepulver zum Opium erreichen zu k8nnen. Aber merkwiirdig genug, und mir noch unerklirlich erhielt ich bei Anwendung von kohlensaurem Baryum oder Calcium das Morphin nicht in befriedigender Reinheit. Der wasserige Opium- auszug reagirt nicht stark sauer; es scheint aber, dass die Abstumpfung der SLure im weiteren Verlaufe der Analyse die Abscheidung noch anderer Stoffe zur Folge hat, welche sich dem durch Ammoniak zu fallenden Morphin beimengen.

Die Vermuthung, dass die freie Saure des Opiums Meconslure sei, hat sich mir nicht bestitigt. Unterwirft man dasselbe der Dia- lyse, so erhiilt man ein Diffusat , aus welchem durch Aether keine Meconsawe ausgezogen wird.

Die wasserige Opiumliisung ist jedoch mit dem Nachtheile behaf- tet , auf Zusatz von Ammoniak einen sehr voluminiisen Niederschlag zu liefern, welcher zurn Theil nicht Morphin ist; er geht alsbald zu schmierigen , dunkelbraunen Flocken von geringem Umfange zusam- men , welche das Morphin verunreinigeii und seine Erystallisation verz8gern. Dieselben mussen von dem letzteren getrennt werden, obwohl sie wenig ins Gewicht fallen. Wahrscheinlich besteht die- ser amorphe Niederschlag aus anderen Opiumbasen; zu genauerer Erforschung desselben musste der Weg eingeschlagen werden , das Opium mit Weingeist von ungefahr 0,815 spec. Gew. auszuzie- hen, den Alkohol griisstentheils zu verjagen, aus dem Ruckstande das Morphin in der hiernach angegebenen Weise abzuscheiden, hier- auf den Aether und Weingeist abzudestilliren und nunmehr Ammo- niak zuzusetzen.

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Die grosse Leichtigkeit , mit welcher dieser noch riithselhafte Niederschlag sich in selbst sehr verdiinntem Weingeist lijst, gibt das Mittel an die Hand, ihn bei der Abscheidung des Morphins von vornherein fern zu halten. Der Weingeist wird am besten in der Art benutzt, dass man ihn erst dem rein wiisserigen Auszuge bei- fiigt. Ich bin dagegen, das auf Morphin zu prufende Opium sogleich niit entsprechend verdiinntem Weingeist zu behandeln , weil dieser . ebenso viel aufnimmt, wie Wasser, und weil letzteres anderseits durch die Aufquellung, welche es herbeifiihrt, das Opium vollstiindiger auf- schliesst; ausserdem ist das schwefelsaure Morphin, die Form, in welcher das Alkalo'id in der Droge vorkommt, in Wasser viel 16s- licher als in Weingeist.

S. 6. Die Gewinnung mancher Alkalo'ide beruht darauf, diesel- ben z. B. durch Kalk aus ihren Salzen in Freiheit zu setzen und hierauf durch ein geeignetes LBsungsmittel aufzulijsen. Dieses Ver- fahren ist bei dem Opium nur dann anwendbar, wenn man sich als LBsungsmittel des Kalkwassers selbst bedient. Die Abscheidung des Morphins auf Zusatz von Salmiak zu der Kalklijsung oder durch Einleiten von Kohlensaure erfolgt aber nicht in der hier wtinsch- bareii Reinheit. Das Opium enthilt, wenn auch nur in geringer Menge , Bestandtheile , welche man in sofern ,, harzartig " nennen mag, als sie sich mit Calcium verbinden und hernach mit dem Mor- phin zugleich abscheiden.

Wollte man das Opium mit Kalkmilch eintrocknen, so fehlt es alsdann an einer Fliissigkeit , welche im Stande ware, das Morphin geniigend rein auszuziehen. Man kijnnte wohl an Chloroform den- ken, aber davon abgesehen, dass dadurch auch das Narcotin in L+ sung gelangen wiirde, ist das Morphin viel zu wenig l6slich in Chloroform. Die so haufig vorkommende Angabe, dass das Mor- phin schon vom hundertfachen Gewichte Chloroform gelijst werde, ist unrichtig. Ich finde, dass dazu bei 20° nicht weniger als 1200 Theile erforderlich sind.

Man kann auch wohl das mit Kalk eingetrocknete Opium mit Weingeist auskochen , aber hierauf gerichtete Versuche haben mir gezeigt, dass es nicht nur schwer hillt, das Morphin in dieser Weise vollstilndig auszuziehen, sondern auch, dass man es nicht in geniigen- der Reinheit erhat, um es z. B. einfach durch Abdampfen zu gewinnen.

Zum Aiisziehen des Opiums ist daher meines Erachtens keine a n d e r e Fli issigkeit brauchbar als das Wasser und

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zwar durchaus nur kaltes Wasser. Erwgrmt man, so erhUt man einen schwieriger durch das Filtrum gehenden Auszug von dunklerer Farbe, welcher das Morphin weniger schirn zur Abscheidung gelan- gen Ilsst. - Bei einigen nachtriglich unternommenen Versuchen, welche noch weiter zu verfolgen wgren, wollte es mir scheinen, als giibe Kalkwasser (nicht Kalkmilch) ein weniger gefdrbtes Filtrat ; ohne Zweifel muss in demselben das Morphin eben so vollstdndig enthaltan sein, wie in reinem Wasser.

Es handelt sich ferner darum, in welcher Weise das Opium mit Wasser behandelt werden SOU. Nach den obigen Auseinandersetzun- gen ist es von unserem Standpuncte aus nicht gerathen, sich auf ein mehr oder weniger vollsthdiges Auslaugen des Opiums einzu- lassen, oder gar zum Auspressen seine Zuflucht zu nehmen, sondern es empfiehlt sich, nach einem auch sonst bei analytischen Arbeiten bisweilen iiblichen Verfahren , nur eben einen Theil des wasserigen Auszuges zur Morphinbestimmung zu verwenden. Schiittelt man Opium mit einer angemessenen Nenge Wasser und gewinnt durch Filtration z. B. die Halfte desselben wieder, so wird darin auch die Hdfte des in das Wasser iibergegangenen Morphins enthalten sein. U-egen diese Vorstellnng lassen sich Einwendungen erheben , welche aber doch bedeutend an Gtewicht verlieren, wenn man einriiumt, dass das Opium ungefahr 60 Procent seines Gewichtes an das Wasser abgibt. Urn 30 Procent vom Ctewichte des in Arbeit genommenen Opiums muss also jene abfiltrirte Halfte des Wassers noch vermehrt werden, Venn sie die Hiilfte des Morphins enthalten soll. Genau genommen miisste jeweilen durch einen besonderen Versuch ermit- telt werden, wie vie1 das Wasser aus der eben zii priifenden Ware wegzufiihren vermag.

8 7. Die zur quantitativen Bestimmung zu wWende Menge Opiumpulver wird am passendsten auf 8 g. beschrhkt; die Einzeln- heitsn der Ausfiihrung lassen sich in folgender Weise zurecht legen. Die 8 g. verweilen mit 80 g. Wasser unter hdufigem Schiitteln w%h- rend eines halben Tages in geschlossener Flasche und werden dann auf ein faltiges Filtrum von 125 Millimeter Durchmesser gebracht. Unter gewijhnlichen Urnsfinden fliessen 65 bis 68 C.C. durch; es erscheint gleichgiiltig , ob man durch Anwendung der Wasserluft- pumpe noch etwas mehr erzielt oder nicht. 4,8 bis 5,2 g. Opium- bestandtheile sind als aufgelast zu betrachten; in 42,5 g. des Filtra- tes ist also das in 4 g. Opium enthaltene Morphin vorhanden. Man

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gibt die 42,5 g. Opiumauszug in ein leichtes Kiilbchen I(. von hijchstens 100 C.C. Inhalt, welches nicht uber PO g. schwer sein sollte, bemerkt sich sein Clewicht genau und wiegt in dasselbe 12 g. (14,i' C. C.) Weingeist von 0,815 spec. Clew. bei 15 O C. und 10 g. (13,73 C.C.) Aether, d. h. die Opiumlasung empfangt einen Zusatz von nahezu ' I3 Volum Weingeist und 1/3 Voluni Aether, wodurch sie nicht getriibt wird. Endlich giesst man noch 1 g. (1,04 C.C.) Ammoniak von 0,960 spec. Gew. in das braunliche Gemisch, iiber welchem sich nach dem Durchschiitteln eine farblose Aetherschicht bildet. Der Aether ist unerlasslich; er behllt das Narcotin in Lij- sung, welches in das Wasser fibergegangen sein kann. Der Haupt- vortheil des Aetherzusatzes liegt jedoch darin, dass aus dem wasso- rigen, mit Acther gesiittigten Weingeist das Morphin ganz besonders rein herauskrystallisirt. Der Aether bemlchtigt sich namlich hierbei gefkbter Stoffe , welche das Morphin verunreinigen wiirden. Davon uberzeugt man sich, wenn man den Aether abhebt und fur sich verdunsten lasst. Das Fllschchen K. wird gut verstopft bei Seite gesteIlt; nach einer Stunde zeigen sich in demselben die ersten Spuren der Krystallisation an der Beruhrungsflache der beiden Schich- ten. Nach 12 Stunden pflegt dieselbe, namentlich wenn man bis- weilen schiittelt, beendigt zu sein und aus ansehnlichen, nur schwach gelblichen oder braunlichen KrystSillchen zu bestehen ; uin sicher zu gehen, kann man dieselben ohne Schaden noch 12 Stunden 1Singer stehen lassen. Alsdann faltet man zwei Filtra von 10 Centimeter Durchmesser sternfiirmig , steckt sie in einander in einen geraumi- gen, gut zu bedeckenden Trichter und befeuchtet sie mit Aether. Bevor dieser ganz abgeflossen ist , hebt man die Aetherschicht des Kiilbchens K. ab, bringt sie in den Trichter und bedeckt diesen mit einer Glastafel, worauf man den Inhalt von K. nochmals mit 10 g. Aether durchschiittelt und auch diese neue Schicht wieder auf den Trichter giesst. Endlich gibt man die ubrige Fliissigkeit samt dem Morphin aus K. auf die Filtra. 1st dieselbe durchgelaufen, so spult man das Kiilbchen K. nach und nach mit ungefSihr 10 g. Aether- weingeist von der oben angegebenen Mischung und zuletzt mit ebensoviel Aether aus, ohne sich urn das in demselben festsitzende Morphin zu kiimmern. Durch die Sternfiltra fliesst die Fliissig- keit rasch ab und die bei Anwendung eines Doppelfiltrums ansehn- liche Papiermasse entzieht nachher bei vorsichtigem Driicken den Krystallen die Reste der gefarbten Mutterlauge sehr vollstiindig ;

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es ist dalier rathsamer, nicht die Filtra, sondern das Kalbchen zu wagen.

Die von dem Papier leicht abzulijsenden Morphinkrystalle schiit- tet man ntimlich in das inzwischen bereits getrocknete K8lbchen K. und trodmet dieses weiter bei 1004 bis es nicht mehr an Gewicht abnimmt. Es enthdt nunmehr alles Morphin , das abgeschieden wurde, als Hydrat von der Formel C17H19N03 + OHB, mit 5,94 Pro- centen Wasser.

42,5 g. des in angegebener Weise behandelten Filtrates einer gegebenen Opiumsorte lieferten mir und andern Beobachtern in meinem Laboratorium bei haufiger Wiederholung 0,405 bis 0,433 Morphin.

Ich glaube nicht, dass irgend eine andere Prtifungsmethode das- selbe in reineren Krystallen zu liefern im Stande ist, worin id1 einen grossen Vorzug des hier beschriebenen Verfahrens erblicke.

Eine Verbeaserung llsst sich bei dieser wie bei jeder andern Methode dadurch erreichen, dass man das Opiumpulver vor weiterer Behandlung mit Aether reinigt ; Narcotin, Wachs und Kautschuk wer- den dadurch von vornherein mehr oder weniger beseitigt. Diese Reinigung ist gewiss sehr empfedlenswerth, wenn das Opium reich an Narcotin ist, scheint mir aber sonst und zwar gerade bei der in Rede stehenden Priifungsweise wenig belangreich , weil der grijsste Theil der braunen Opiumbestandtheile von dem Aether doch nicht aufgelijst wird. Es kbnnte aber keinen Bedenken unterliegen , die zur Untersuchung bestimmten 8 g. Opium zuvor wiederholt mit Aether auszuziehen. Statt des Aethers kann eben so gut Benzol (C6H6) oder Chloroform dienen. Letzteres muss aber zu diesem Zwecke frei von Alcohol sein. Dass es erforderlich ist, das in angedeuteter Brt gereinigte Opiumpulver wieder durch entsprechendes gelindes Erwkmen von dem angewandten Lijsungsmittel zu befreien , ver- steht sich.

Nachdem das Oewicht des Morphins festgestellt ist, muss bewiesen werden, dass das gewogene Product wirklich Morphin und nichts als Morphin ist. Man zerreibt einen kleinen Theil davon mit concentrirter Schwefelsaure , streut einige Stiubchen officinelles sa 1 - petersaures Wismut darauf und beobachtet die fur Morphin so hbchst auffallende Fkbung , welche ich in meiner Pharmaceutischen Chemie p. 373 als bezeichnendste Morphin - Reaction hervorgehoben habe. Wiire das Wismutnitrat ungebiihrlich reich an Salpetersaure, so fhbt sich das Morphin roth, sonst aber bsaunschwarz, Ferner

0. 8.

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muss sich das Morphin im hundertfachen Gewichte officinellen Ka 1 k - w a s s e r s allerdings langsam , aber im Laufe einiger Stunden voll- s tbdig, oder doch bis auf unwiigbare Flocken, zu einer klaren, schwach gelblichen Flilssigkeit lijsen. Bleiben Krystalle zuriick , so sind diese wohl Narcotin , welche rasch abfiltrirt, getrocknet , gewo- gen und in Rechnung gezogen werden mbgen. Besser wird es aber sein, die Analyse zu wiederholen und das abgeschiedene, getrocknete Morphin mit Chloroform von Narcotin frei zu waschen.

Auf die Benutzung des gesattigten Kalkwassers zur Priifung des Morphins ist besonderes Gewicht zu legen. Das nach meiner Methode gewonnene Alkaloid ist bei richtiger Arbeit so wenig verunreinigt, dass es sich fast ganzlich in dem Calciumhydroxyd auflijst.

Von dem vermittelst Kalk und Salmiak nach dem unten, Soite 290, 3 14, erwiihnten Verfahren abgeschiedenen Morphin blei- ben , wie mir scheint , nicht Esliche Flocken jedesmal in grijsscrer Menge zuriick.

Zur Auflijsung des Morphins geniigt allerdings das achtzigfache Gewicht in der Kalte gesattigten Kalkwassers, aber selbst von 100 Thei- len des letetern wird 1 Thl. Morphin doch nur langsam aufgenom- men. Man kann dieses dadurch befijrdern, dass man das Morphin zerreibt, aber wenn man dieses unterlasst , ist es belehrend, zu beobachten, wie gerade die ansehnlichern , reinen Krystalle ver- schwinden und, bei richtiger Ausfiihrung meiner Methode, nur leichte Flocken zuriicklassen.

Weit geringer ist das Lijsungsvermijgen des Kalkwassers dem Narcotin gegeniiber. Nach einigen, allerdings noch der Vervollstan- digung bediirftigen Versuchen geniigen 2000 Thle. Kalkwasser nicht, um im Laufe eines Tages bei iifterem Schutteln 1 Thl. Narcotin auf- zunehmen. Als einmal Narcotin mit festem Calciumhydroxyd und einer ungeniigenden Nenge Wasser eine Woche lang unter fleissigem Schiitteln zusammengestanden hatte , enthielt das Filtrat nur erst in 17800 Theilen 1 Thl. Narcotin, welches ubrigens nicht mehr krystal- lisirt zu erhalten war.

Einen kleinen Theil der aus dem Opium gewonnenen Morphin- krystalle kann man femer mit reichlich gleich viel Kalk und unge- fahr dem 50 fachen Gewichte Wasser zusammenschutteln , urn die Auflbsung des Morphins viel rascher zu erreichen und folgende Reactionen anzustellen, welche ebenfalls beweisen, dass wirklich Mor- pbin vorliegt. Die Kalkliisung des letetern nlmlich farbt sich mit

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Chlorwasser, welches man nach uncl nach zusetzt, schSn braunroth und diese Farbe bleibt tagelang unvefindert , stellt also eine ausgezeich- nete Reaction des Morphins dar, indem ja andere, fur dieses Alka- loPd bezeichnende Farbungen von sehr kurzer Dauer sind. Breitet man die Kalklgsung des Morphins auf einer Porzellanplatte oder auf einer matten Glastafel aus, so kann man durch Betupfung mit Eisenchlor idlSsung jene nicht minder auffallenden blauen, grii- nen oder braungriinen Firbungen hervorrufen , welche dem Morphin eigen sind, aber rasch voriibergehen.

Zu Gunsten der oben aufgestellton Behauptung, dass das Morphin a l s Sii lfat aus dem Opium erhalten werde, lassen sich folgende Wahrnehmungen anfiihren. Die wlsserigen Opiumausziige besitxen saure Reaction von geringer Machtigkeit und enthalten auch Gyps, Magnesiumsulfat und Kaliumsulfat; diese Salze werden aus- geschlossen , wenn man das Opium mit starkem Weingeist auskocht. Das Morphin einerseits geht vollsGndig in den let,zteren uber, wenn man geniigende Mengen Weingeist nimmt und anderseits enthat der weingeistige Auszug ziemlich reichliche Mengen Schwefelsaure neben Meconsaure. Vielleicht ist ein Theil der Schwefelsaure an die amorphe Base gebunden, wofiir die folgende Beobachtung anzufiihren ist. Befreit man Opium durch sehr oft wiederholtes Auskochen mit Weingeist vollstandig von Morphin und zieht es nachher mit Was- ser aus , so enthdt diese letztere Fliissigkeit Sulfate anorganischer Basen, namentlich Gyps. Man fallt dieselben vermittelst Alkahol aus, destillirt letzteren vom Filtrate wieder ab und erhiilt 80 eine wasserige Lijsung, aus welcher durch Ammoniak ein amorpher Nie- derschlag erhalten wid, der sich nicht als Morphin erweist, wiihrend anderseits auch reichlich Schwefelsaure Torhanden ist.

Das zu den vorstehenden Versuchen dianende Opium, bei 100 O getrocknet, lieferte 4,53 Procent Asche von ausserst schwach alka- lischer Reaction, welche reich an Gyps war, aber auch etwas Magne- siuinsulfat und Kaliumsulfat an Wasser abgab. Der Schwefelsaure- gehalt betrug 2,24 Procent, eine Menge, welche freilich 12 Procent Morphin zu binden vermSchte, aber nicht auch noch fiir die iibrigen Sulfate ausreichen k8nnte. Es bleibt daher noch iibrig zu erforschen, in wie weit die Meconsaiu-e im Opium zwischen den anorganischen und organischen Basen getheilt ist.

Die vorstehenden Zeilen gehen darauf m a , die Charaktmistik des Opiums fiir die Zwecke der Pharmacop6e festzustellen. Die

5. 9.

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Punkte, auf welche es ankommt, sind, in Kurze wiederholt, folgende. Bei Opium crudum muss durch die Beschreibung die Herkunft vorgeschrieben werden ; es muss durch sorgsames Trocknen 0 p i um p ulveratum liefern, welches auf Gehalt an laslichen Stoffen fiber- haupt und an Morphin im besondern zu prfifen ist. Zu letzterem Zwecke wird ein bei einfacher Einrichtung mit Sicherheit durch- znfuhrendes Verfahren vorgeschrieben , welches hinreichende Ueber- einstimmung in der Beschaffenheit der Droge und ihrer Prgparate verbiirgt. Dieses Verfahren geht aus von 8 g. Opiumpulver , wovon rnit Hiilfe von 80 g. Wasser 42,5 g. Fi l t ra t zu gewinnen sind. Man setzt Volum Weinge i s t , 'I3 Volum Ae the r und 1 g. Ammoniak (0,96 spec. Clew.) zu, trocknet das abgeschiedene Morphin bei looo und berechnet es als von 4 g. Opium herriih- rend. Die oben rnit einiger Weitliiufigkeit begriindete Ausfiihrung gestaltet sich in Wirklichkeit hiichst einfach.

5 10. G. d e l l a S u d d a (Fayk-Bey) , seiner Zeit durch amtliche Stellung in Konstantinopel in der allergiinstigsten Lage zur Beurtheilung des kleinasiatischen Opiums , hat 92 Proben dessel- ben aus verschiedenen Gegenden nach einer zu diesem Zwecke genii- genden Methode untersucht und die Resultate niedergelegt in dem Schriftchen: ,,Monographic d e s Op iums d e 1 'Empire Otto- m ann envoy& 2, I'Exposition universelle de Paris 1867." (23 Seiten.)

Die von dem genannten Pachmannc gepriiften Proben zerfallen in: A) 7 Nummern mit mehr als 12 Procenten Opium, im Maxi- mum 15, d. h. 17,2 pet. auf bei looo getrocknete Ware bezogen, B) 29 Nummern, deren Morphingehalt zmischen 10 und 12 Procent lag, C) 23 Nummern mit 8 bis 9 Procenten und endlich D) 27 Num- mern mit weniger, im Minimum 2,16 Procent Morphin. Der Wasser- gehalt der unter C) begriffenen Nummern war so betrichtlich, dass sie rnit Leichtigkeit durch vorsichtiges Austrocknen auf 10 Procent Morphin hatten gebracht werden k8nnen. Es ergibt sich hieraus volle Bestitigung der allgemeinen Annahme, dass man von gutem officinellem Opium 10 Procent Morphin verlangen dilrfe.

Die geringe Zahl der unter A) fallenden Sorten beweist ferner, dass 12 Procente nur ausnahmsweise iiberschritten werden. Man darf daher annehmen, dass es der Wirlilichkeit entspricht, wenn man den Gehalt des Opiums an Morphin auf mindestens 10 Procent festsetzt. Von medicinischer Seite wird eine Schwankung von unge- f&hr 2 Procenten gestattet. Geringhdtigere Ware, wie auch mor-

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phinreichere , wke zu verwerfen ; letztere wird selten vorkommen, weil die Alkalo'idfabrikanten so werthvolles Opium sehr wohl aus- findig machen und zu ihren Zwecken behalten werden. Uberhaupt darf man sich darauf verlassen, dass der Apotheker auf dem Karkte mit Leichtigkeit Opium findet , das nach meinem Vorschlage geprfift 0,400 bis 0,480 Morphin, d. h. 10 bis 12 Procent liefert.

Das Narc ot in ist bei diesen ErSrterungen unberiicksichtigt geblieben ; man wird auch fernerhin die Bes timmung desselben unter- lassen dbfen, bis die Mediciner den Beweis beibringen, dass es von Wichtigkeit ware, auch hieriiber in der Pharmacopije genaue Anweisungen aufzunehmen.

5 11. Das hier geschilderte Verfahren hat mit einigen wenigen Aenderungen in der Pharmacopae Aufnahme gefunden. So schreibt diese z. B. vor, das Morphin auf dem Filtrum zu wiigen, wahrend es mir richtiger scheint , dasselbe in das Kijlbchen zurtickzubringen, weil in diesem ohnehin eine kleine , nicht leioht abzulijsende Menge des Alkololdes fest sitzt.

Es frilgt sich schliesslich, welche M a n gel dem Verfahren, wie es in den obigen Zeilen empfohlen ist, anhaften.

Ein e r s t e r E inwur f betrifft die Menge des von dem Wasser aufgelijsten Opiums, wovon schon oben, pag. 261, 5 7, die Rede war.

Z w e it en s ist zu bedenken, dass man nicht bestimmt erkennen kann, wann das Morphin vollstlndig ausgefat ist. Sicherlich wird dieses durch fleissiges Schfitteln befijrdert , wobei hijchstens der Nach- theil eintritt , dass die sonst gewijhnlich ziemlich ansehnlichen Krystalle ein wenig kleiner ausfallen. Nan darf annehmen, dass ein halber Tag fiir die Abscheidung des Morphins geniigt , dass aber auch kein erheblicher Nachtheil eintritt , wenn man derselben 24 Stunden gSnnt. Beobachtet man die Flussigkeit, aus welcher sich das Alkalo'id abgeschieden hat, nachher noch langer, so sieht man wohl nooh einen Absatz entstehen, welcher sich aber durch flockige Beschaffenheit von dem kijrnig - krystallinischen Morphin unterscheidet. Ich habe bei einer grijsseren Anzahl von Versuchen alle jene Flocken, welche allmahlich zu einem weissen Pulver zusammengingen , gesammelt und gefunden , dass dieses sehr wenig ins Gewioht fiel, obwohl ich einige Wochen zugewartet hatte, bis sich der Absatz in den verschlossenen Klilbchen nicht weiter ver- mehrte. Br bestand nur zum geringsten Theile aus Morphin und Narcotin ; Rachdem ich diese mit Hiilfe siedenden Weingeistes weg-

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genommen hatte, blieb ein Pulver zuriick , welches zum Theil in Salzsaure ltislich war. Das Filtrat gab auf Zusatz von Eisenchlorid die Meconsaure - Reaction und enthielt auch Calcium und Schwefel- saure. Was sich also bei langem Stehen der Fliissigkeit, aus welcher nach der obigen Anleitung das Morphin abgeschieden war, noch ferner absetzt, ist Calciumineconat und Gyps.

Ein d r i t t e r V or w u r f trifft meine Methode insofern, als das Morphin aus einem Gemisch von Wasser, Weingeist, Aether und Ammoniak krystallisirt, Fliissigkeiten , in welchen dasselbe durch- aus nicht unltislich ist. Man darf also keineswegs annehmen, dass s5mtliches Morphin herauskrystallisire und hgtte darauf Bedacht zu nehmen, die in der Muttedauge bleibende kleine Menge auch no& zu bestimmen. Practisch ist dies unmtiglich; man kann bei so geringen Mengen das Morphin nicht von den Stoffen trennen, welche es in den braunen Mutterlaugen begleiten. Will man sich einiger- massen dariiber belehren, wie viel Morphin sich der Wiigung ent- ziehen kann, so muss man die Lijslichkeit des Alkalo’ides in einer Fliissigkeit bestimmen , welche so aus Wasser , Weingeist, Aether und Ammoniak gemischt ist, wie sie bei meiner Bestimmung zur Anwendung kommt. Aber auch dieser Versuch kann nicht voll- kommen beweisend sein, weil sich in Wirklichkeit noch andere Opiumbestandtheile beimischen , wie z. B. Narcotin , Meconsaure - Salze und gefdrbte Stoffe ; diese werden vermuthlich die Ltislichkeit des Morphins wenig beeinflussen, aber schwerer wiegt doch wohl der Umstand, dass Aether und Ammoniak bei der Ausfiihrung des Versuches ziemlich rasch abdunsten, so dass die Zusammensetzung der Mutterlauge, aus welcher das Morphin krystallisirt, jeden Augen- blick wechselt. Auch die Tempera tur wahrend der Dauer solcher Versuche kommt sehr in Betracht.

Ich glaube daher, dass es eine Tauschung ist, wenn man einen feststehenden Betrag ftir jenes in der Mutterlauge bleibende Morphin annimmt. Es mag geniigen zu wissen, dass die fragliche Metliode nicht vtillig die Gesamtheit des Morphins liefert. Erfahrungsgemas i R t aber ein Opium, welches auf diese Weise geprfift 10 Procent Morphin gibt , zu allen medicinischen Zwecken brauchbar.

Vier tens kann man auch einwenden, dass ein und dasselbe Opium naoh der vorstehenden Anleitnng gepriift, doch nicht immer genau gleich viel Morphin liefert. Die so eben ertirterten Punkte lassen in der That Grfinde genug erkennen, welche die Clenauigkeit

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L. Becker, Verwendung des Sesamols zu Liniment. 269

der Analyse beeintriichtigen. So z. B. vor allem anch der Uinstand dass es nicht mijglich ist, scharf zu erkennen, wann alles Morphin auskrystallisirt ist. Doch ist nach meiner Erfahung die nachtriig- liche Morphin-Abscheidung nach 12 oder 24 Stunden sehr uner- heblich.

5 12. Ganz unbestritten bleibt dem hier beschriebenen Ter- fahren der grosse Vorzug, das Morphin i n r e i n e r e r Form zii

liefern als alle anderen Methoden. Dass dieses durch eine Zugabe von Aetherweingeist erreicht wird , hat zuerst PROLIJUS erkannt. Auf keine andere Weise llsst sich das Morphin auf den ersten Schlag reiner abscheiden. Bei der Kalkmethode z. B. miisste eigent- lich das Morphin noch aus Weingeist umkrystallisirt werden, wobei ein Verlust kaum zu vermeiden ist.

Ich glaube nicht zu vie1 zu sagen, wenn ich das oben geschil- derte Verfahren fiir das beste erklare und die Beibehaltung dessel- ben empfehle. Es ist nun schon in die Praxis iibergegangen und nicht auf erheblichen Widerstand gestossen. Die kleinen, hier auf- genommenen Verbesserungen sind nicht von wesentlicher Art.

Dabei mag ja wohl eingeraumt werden, dass es eine tadellose Methode zur genauen Bestimmung des Morphins der Natur der Sache nach nicht geben kann.

(Schluss im nachsten Hefte.)

Verwendung des Sesamols zu Liniment. Ton L. Be c k e r , Apotheker in Hersfeld.

Beziiglich der kiirzlich im Archiv (S. 153) gegebenen Bemer- kung erlaube ich mir, meine Erfahrung mitzutheilen. Ich verwende schon seit fa& ffinf Jahren ausschliesslich Sesamijl zu Liniment. volatile und kann aus Erfahrung nur bestitigen, dass Sesamijl eiii schijn weisses und sehr haltbares Liniment liefert, nur ist dabei zu beriicksichtigen, dass das Liniment nach dem officinellen Verhilltniss gemischt, zu dick wird und man zu einem diinnfliissigen Liniment circa 1,2 Liq. ammon. caust. auf 4,O Oleum s e m i bedarf.

1) Pharm. Zeitung 1877 . . . - DRAQRNDORFF’S Jahresbericht der Pharm. 1877. 149; auch Schweizerische Wochenschrift fur Pharin. 1877, p. 381.