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1362 Reinigung scheint schwieriger zu sein, da die Bnalysen von Priiparatela verschiedener Bereitung, bei welchen die Menge des Pyrogallols variirt wurde, ziemlich starke Unterschiede zeigen. Analyse: Ber. ftir Cis H16 0s. Procente: C 50.0, H 5.56. Gef. a 50.5, 45.7, )) 5.7, 6.2. Praparat I war aus 1 Mol. Zucker und 2 Mol. Pyrogallol her- gestellt; bei I1 war die Menge des Pyrogallols auf 5/4 Mol. verringert, 254. H. Landolt: Ueber die Beseichnung des Drehungs- vermijgens activer Korper. (Eingegangen am 15. Mai.) Die in Heft G der Berichte S. 858 erschienene Mittheilung L a d e n - burg's iiber reines d-Coniin veranlasst mich, auf binen Umstand hin- zuweisen, welcher im Stande ist, Irrthiirner hinsichtlich der Angabe des DrehverrnGgens hervorzurufen. Nach der von Biot irn Jahre 1835 eingefiihrten und bis dahin allgemein angenommenen Rezeichnungsweise wird der fiir eine active Fliissigkeitsschicht von gewisser Lange beobachtete Drehungs- w i n k e l durch den Buchstaben OL ausgedriickt, und zwar unter Bei- fiigung eines Zeichens f i r die benutzte Lichtart. Je nachdern rothes oder mittleres gelbes Licht (entsprechend der Uebergangsfarbe) oder die Natriumflamme angewandt wurde , hat man die verschiedenen Drehungswinkel durch u,, uj, aD dargestellt, und hierzu kamen bei der Ermittlung der Rotationsdispersion des Quarzes sowie anderer Substanzen nach der B roch'schen Methode noch die Ablenkungs- winkel fur Licht von den Wellenliingen einer Anzahl Fraunhofer- scher Linien. Behufs Vergleichung der ActivitBt verschiedener Korper hatte Biot ferner den Begriff des specifischen DrehungsvermGgens eingefiihrt, worunter derjenige Drehungswinkel verstanden wird, welchen die active Flussigkeit zeigen miisste, wenn in 1 ccrn der- selben 1 g wirksame Substanz enthalten ware, und die Dicke der durchatrahlten Schicht 1 drn betragt. Diesen Drehungswinkel, welchem Bio t das Zeichen [a] beilegte, berechnet sich bekanntlich bei an und fiir sich fliissigen activen Korpern aus 1% und bei gelosten aus u . 100 oder ": loo, wo 1 die Lange der Rijhre in Decimetern, d IdP Ic die Dichte der Fliissigkeit, und p, c die Anzahl Gramme activer

Ueber die Bezeichnung des Drehungsvermögens activer Körper

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Reinigung scheint schwieriger zu sein, da die Bnalysen von Priiparatela verschiedener Bereitung, bei welchen die Menge des Pyrogallols variirt wurde, ziemlich starke Unterschiede zeigen.

Analyse: Ber. ftir Cis H16 0 s . Procente: C 50.0, H 5.56.

Gef. a 50.5, 45.7, )) 5.7, 6.2. Praparat I war aus 1 Mol. Zucker und 2 Mol. Pyrogallol her-

gestellt; bei I1 war die Menge des Pyrogallols auf 5/4 Mol. verringert,

254. H. Landolt: Ueber die Beseichnung des Drehungs- vermijgens activer Korper.

(Eingegangen am 15. Mai.) Die in Heft G der Berichte S. 858 erschienene Mittheilung L a d e n -

b u r g ' s iiber reines d-Coniin veranlasst mich, auf binen Umstand hin- zuweisen, welcher im Stande ist, Irrthiirner hinsichtlich der Angabe des DrehverrnGgens hervorzurufen.

Nach der von B i o t irn Jahre 1835 eingefiihrten und bis dahin allgemein angenommenen Rezeichnungsweise wird der fiir eine active Fliissigkeitsschicht von gewisser Lange b e o b a c h t e t e D r e h u n g s - w i n k e l durch den Buchstaben OL ausgedriickt, und zwar unter Bei- fiigung eines Zeichens f i r die benutzte Lichtart. Je nachdern rothes oder mittleres gelbes Licht (entsprechend der Uebergangsfarbe) oder die Natriumflamme angewandt wurde , hat man die verschiedenen Drehungswinkel durch u,, uj , aD dargestellt, und hierzu kamen bei der Ermittlung der Rotationsdispersion des Quarzes sowie anderer Substanzen nach der B roch 'schen Methode noch die Ablenkungs- winkel fur Licht von den Wellenliingen einer Anzahl F r a u n h o f e r - scher Linien.

Behufs Vergleichung der ActivitBt verschiedener Korper hatte B i o t ferner den Begriff des s p e c i f i s c h e n D r e h u n g s v e r m G g e n s eingefiihrt, worunter derjenige Drehungswinkel verstanden wird, welchen die active Flussigkeit zeigen miisste, wenn in 1 ccrn der- selben 1 g wirksame Substanz enthalten ware, und die Dicke der durchatrahlten Schicht 1 drn betragt. Diesen Drehungswinkel, welchem B i o t das Zeichen [a] beilegte, berechnet sich bekanntlich bei an und

fiir sich fliissigen activen Korpern aus 1% und bei gelosten aus

u . 100 oder ": loo, wo 1 die Lange der Rijhre i n Decimetern, d I d P I c die Dichte der Fliissigkeit, und p , c die Anzahl Gramme activer

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Substanz in 100 g bezw. 100 ccm Losung bedeuten. D a noch die benutzte Lichtart anzugeben War , schrieb man: [a]., [ah [.ID u. 8. W.

&it cinigen Jahren findet man nun in deutschen und franzosischen Abhandlungen haufig, dass der mit Hiilfe eiues Halbschattenapparates und Natriumlicht direct beobachtete Drehongswinkel einfach mit a bezeichnet wird , und das berechnete specifische Drehungsverrnogen mit aD. Fiir diese letztere Grosse gebrauchen ferner die betreffenden Chemiker blos den Namen DrehungsvermGgen, unter Weglassung des Wortes wpecifischa.

Es ist einleuchtend, dass diese Aenderungen zu Missverstand- nissep fiihren konnen. Erstens werden nicht selten Beobachtungen dber active Snbstanzen veriiffentlicht, welche sich blos auf die Angabe des fiir eine Schicht von bestimmter LInge mittels Natriumlicht ge- fundenen Drehungswinkels beschranken, der dann nach alter Art mit aD bezeichnet wird; dies ist z. B. bei zahlreichen Versuchen yon G u y e der Fall. Zweitens bleibt der Name Drehungsvermagen un- bestirnmt, indem man haufig darunter nur allgemein die Eigenschaft gewisser Korper verstand , die Polarisationsebene des Lichtes zu drehen, und einen Zahlenwerth nicht damit verbunden hat.

Die erwahnte Mittheilung L a d e n b u r g ’ s , in welcher die neuen Bezeichnungen vorkommen, giebt ein Beispiel der dadurch entstehen- &den Unsicherheiten. Derselbe fand fiir ein aeues Praparat von d-Coniin das PDrehungsvermBgen von aD = 15.@a, und fugt hinzu:

,Dies ist genau dieselbe Zahl, die Br. S c h i f f schon vor langerer Zei t fiir das Drehongsverrnogen von d-Coniin angegeben hat. (Ann. d. Chem. 166, 94). L a n d o l t (Das optische DrehungsvermBgen etc. 1879, S. 225) nimmt allerdings a n , dass S c h i f f den D r e h u n g s - w i n k e l zu 15.P gefunden habe, und berechnet dsraus das Drehungs- vermogen a~ = 17.9O, a h i n der Wortlaut der Schi f f ’ schen Aogabe spricht gegen L a n d o l t s .

Die betreffende Stelle der Abhandlung S c h i f f ’ s lautet nun wortlich:

BMittels des Wild’schen Strobometers babe ich das Drehungs- vermogen der natiirlichen Base fur eine Schichtendicke von 100 M I4 und fiir den gelben Strahl auf 15.G0 nach rechts bestimmta.

Die Zahl 15.6 fasste ich desbalb als beobachteten Drehungs- winkel auf, weil die Dicke der Schicht angegeben war, was nicht nGthig gewesen ware, wenn sie die specifische Drehung ausdriickte. Indem ich ferner dem Worte Drehungsvermogen blos allgemeine Be- deutung beilegte, was im Jahre 18i3, als die Schi f f ’ sche Abband- lung erschieo, 5och durchweg gebrauchlich war, folgte mit Hiilfe der zu 0.873 bei 1 5 O angegebenen Dichte des Coniins der Werth fiir [a]D = 15.g0. Um die Unsicberheit aufzuklaren, wandte ich mich an Hm. Prof. H. S c h i f f . In der mir freundlichst ertheilten Antwmt

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bemerkt derselbe, dass wegen Verlustes des betreffenden Laboratoriums- tagebuches die Originalbeobachtung nicht mehr zu Gebote stehe, e s ihm aber nieht zweifelhaft sei, dass die Zahl 15.6 die Division durcb das specifieche Gewicht bereits enthalte. Zugleich machte sber Hr. S c h i f f auf den Ulnstand aofmerksam, dass sein Coniin die Dichte 0.873 bei 15O besass, dasjenige von L a d e n b u r g aber blos 0.815 bei 200, also die Praparate ziemlich abweichend waren 1). Ueberhaupt scheint das natiirliche Coniin in seinen pbysikalischen Eigenschaften nicht constant zu sein, denn fiir ein kiirzlich aus der M e r c k - schen Fabrik bezogenes Praparat, welches soeben Dr. W o l f f e n s t e i n . im Laboratorium des Hrn. Prof. C. Lie b e r m a n n bearbeitet, wurde zwar eine mit L a d e n b u r g ’ s Zahl iibereinstimmende Dichte, namlich 0.8438 bei 190 , dagegen eine sehr abweichende Drehung gefunden. D e r Ablenkungswinkel UD betrug + 8.27O fiir eine Schicht von 0.502 dm und der Temperatur 19O, woraus sich [a]; = + 19.5O ergiebt.

Um die genannten leicht miiglichen Irrthiimer 2, zu vermeiden, empfiehlt es sich dringend , bei der alten Bezeichnungsweise von B i o t zu bleiben, urn so mehr, als dieselbe in den englischen, ameri- kanischen und italienischen Abhandlungen consequent beibehalten worden ist. Selbst gegen das von einigen Chemikern angewandte Zeichen ( a ) statt [a] miichte ich mich aussprechen, weil die runde Klammer bereits die verschiedenste Verwendung hat, wahrend die viereckige nach ibrer bisherigen Bedeutimg sofort erkennen Iasst, dass es sich urn eine Angabe iiber optische Activitat handelt. Besser ware es auch, bei der Mittheilung von Beobachtungszahlen das Wort Drehungsvermijgen ganz zu vermeiden und blos zu sagen Bbeobach- teter Drehungswinkela und Bspecifische Drehungu.

*) Die Verschiedenheit der Temperatur erkliirt die Differenz der spe- cifischen Gewichte nicht, denn wenn, wie man aonehmen darf, das Coniin, ungefiihr den gleichen Ausdehnungscocfficienten mie das Nicotin besitzt, konnte- bei dern Schiff’schen Prgparat die fiir 15O geltende Dichte 0.873 sich durch Temperaturerhohung auf 20° nur auf etwa 0.870 erniedrigen.

2) Bei einer gegenwgrtig in Bearbeituog befindlichen n e u a Auflage meines im Jahre 1879 erschieoenen Werkes: ,Das optische Drehungsvermtigen organischer SubstanZen(( habe ich mehrere Zahlenangaben wegen zweifelhafter Bezeichnung weglassen miissen.