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3410 Der Zusammensetzung nach wiirde die Formel CgH6N402 dem Methylxanthin entsprechen, demselben Kiirper, dessen Synthese kiirzlich G a u t i e r l ) angekundigt hat. Leider hat Gautier iiber die Reactionen seines Praparates keine Angaben gemacht , so dam sich nicht feststellen lasst, ob er dieselbe Substanz in Handen gehabt bat wie ich. Falls sich die Formel CsHeN102, fiir das Heteroxanthin be- statigt, wiirden wir fortan unter den Harnbestandtheilen statt des Xanthins eine homologe Reihe aufzuzahlen haben: Xanthin , Methyl- xanthin und Dimethylxanthin ( = Paraxanthin ). Zur Begriindung dieser Auffaseung wiirde nur noch die jedenfalls ziemlich schwierige Reindarstellung von Xanthin aus dem Harn gefordert werden miissen. Eine Reihe iilterer, unter der Bezeichnung BXanthin aus Hams auf- bewahrter Praparate erwiesen sich mir selbstverstiindlich als stark mit Heteroxanthin verunreinigt, was bei Xanthin aus Guanin, aus Fleischextract oder aus Pflanzenstoffen niemals der Fall war. Obige Untersuchungen sind in dem unter Leitung des Hrn. Prof. E. Salk owski stehenden Laboratorium des Berliner pathologischen Institutes ausgefihrt worden. 666. Rudolph Fittig: Ueber die Const-htion der Cm tritarsilure und der Pyrotritaraiiure. [Mittheilung aus deni chemischen Institut der TJniversiti%t zu Strassborg.] (Eingegangen am 28. December.) Vor Kurzem (diese Berichte XVIII, 2526), habe ich fiber eine zweibasische Saure, CS He 05, berichtet , deren saurer Aethylester durch Condensation von Acetessigather mit Bernsteiosaure unter Ab- spaltung yon 2 Molekiilen Wasser entsteht, und welche mit der Carbo- pyrotritarsaure isomer, aber nicht identisch, wenngleich derselben ausserordentlich ahnlich ist. Dieee Saure, welche ich als Methronsaure bezeichnen will, spaltet sich, wie ich iu Gemeinschaft mit Hrn. v. Eynern gefunden habe, bei 200-2400 glatt in Kohlensaure und eine einbasische Siiure, I) Compt. rend., T. 98, S. 1523-1526. 2) Zusammengezogen :ius tlcr nachhcr zu begriindenden Bezeichnung: Met h J 1 t e t r p lo n d i c a rb on s iin re.

Ueber die Constitution der Carbopyrotritarsäure und der Pyrotritarsäure

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Der Zusammensetzung nach wiirde die Formel CgH6N402 dem M e t h y l x a n t h i n entsprechen, demselben Kiirper, dessen Synthese kiirzlich G a u t i e r l ) angekundigt hat. Leider hat G a u t i e r iiber die Reactionen seines Praparates keine Angaben gemacht , so dam sich nicht feststellen lasst, ob e r dieselbe Substanz in Handen gehabt bat wie ich.

Fal ls sich die Formel CsHeN102, fiir das Heteroxanthin be- statigt, wiirden wir fortan unter den Harnbestandtheilen statt des Xanthins eine homologe Reihe aufzuzahlen haben: Xanthin , Methyl- xanthin und Dimethylxanthin ( = Paraxanthin ). Zur Begriindung dieser Auffaseung wiirde nur noch die jedenfalls ziemlich schwierige Reindarstellung von Xanthin aus dem Harn gefordert werden miissen. Eine Reihe iilterer, unter der Bezeichnung BXanthin aus Hams auf- bewahrter Praparate erwiesen sich mir selbstverstiindlich als stark mit Heteroxanthin verunreinigt, was bei Xanthin aus Guanin, aus Fleischextract oder aus Pflanzenstoffen niemals der Fall war.

Obige Untersuchungen sind in dem unter Leitung des Hrn. Prof. E. S a l k owski stehenden Laboratorium des Berliner pathologischen Institutes ausgefihrt worden.

666. Rudolph Fittig: Ueber die Const-htion der Cm tritarsilure und der Pyrotritaraiiure.

[Mittheilung aus deni chemischen Institut der TJniversiti%t zu Strassborg.] (Eingegangen am 28. December.)

Vor Kurzem (diese Berichte XVIII , 2526), habe ich fiber eine zweibasische Saure, CS He 05, berichtet , deren saurer Aethylester durch Condensation von Acetessigather mit Bernsteiosaure unter Ab- spaltung yon 2 Molekiilen Wasser entsteht, und welche mit der Carbo- pyrotritarsaure isomer, aber nicht identisch, wenngleich derselben ausserordentlich ahnlich ist.

Dieee Saure, welche ich als M e t h r o n s a u r e bezeichnen will, spaltet sich, wie ich iu Gemeinschaft mit Hrn. v. E y n e r n gefunden habe, bei 200-2400 glatt in Kohlensaure und eine einbasische Siiure,

I) Compt. rend., T. 98, S. 1523-1526. 2) Zusammengezogen :ius tlcr nachhcr zu begriindenden Bezeichnung:

Met h J 1 t e t r p l o n d i c a rb on s iin re.

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ClHeO3, die den Schmelzpunkt und alle eonstigen Eigenechaften der Pyrotr i tarai iure hat. Alles, was H a r r o w S. 158 seiner Abhand- lung (Ann. Chem. Pharm. 201) iiber die Zeraetzung der Carbopyro- tritarsaure nagt, gilt wBrtlich auch fir unsere Saure.

Ich glaube, dass diese Reaction ein ganz neues Licht auf die Constitution der Pyrotritareiiure und Carbopyrotritarsiiure und auf deren Bildung aus dem Diacetbernsteinsaureiither wirft. Es k tin nen diese Sauren darnach keine zwei Methylgruppen e n t h s l t e n und u ich t wohl Furfuranverb indungen sein. Fiir mich haben die Formeln von P a a l und K n orr und ihre Erkllirung des Bildunge- processes der Carbopyrotritarsiiure immer etwas Oezwungenes und Willkiirliches gehabt, mir kommt e8 wahrscheinlicher vor, dass die Zersetzung, welche der Diacetbernsteinsiiureather unter dem Einfluea von SHuren erleidet, eine einfache Acetoncondensation und der Bildung von Mesityloxyd aus Aceton vollstandig analog ist:

CHs-.-CO-.-CH---CO-.-OH CHs.--C-.- CH-.-CO---OH ! I! :

CH CH---CO--OH i- ~ ~ 0 1 ) \ I

C H ~ CH-.-CO---OH = \ I

\ I

CO co Diacetbernstehwiure. Carbopyrotritarsiiure.

Vergleicht man diese Formel der Carbopyrotritarsiiure mit der von mir friiher f i r die Methronsaure abgeleiteten

I! ' HO---OC-.-& 9

\ ,

\ I co 80 sieht man augenblicklich die nahen Beziehungen der beiden einander so iihnlichen Sauren. Beide sind a-fi-Dicarbonsauren deseelben Ringea und der Unterschied derselben ist nur der, dass in der Carbopyro- tritarsaure die beiden Carboxyle zu einander in der Stellung 1: 2, in der Methronsaure aber in der Stellung 1 : 3 stehen.

1) Der Einfachheit halber schreibe ich die Formeln der SPuren anstatt der Acthglester. - Die SPure, nelche B a e y e r und P e r k i n (diese Berichte XVII, 5Y ; J. ch. SOC. 1885, 266) aus Dibenzoylbernsteinsjure erhielten, kann, glaube ieh, nicht zum Vergleich herangezogen verden, denn sie ist augen- scheinlich anders constituirt. Sic ist eine LactonsBure, giebt unter Aufnahme yon Wasser Salze einer zweibasisclien Oxyshre, geht nicht in eine der Pyro- tritarsiure andoge einbasische SBure, sondern unter \vasserabspakung in ein neutrales Dilacton oder Snhydrid iiber.

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Beim Erhiben fir aich @ten beide &wen das der bindenden Carboxylgruppe benachbarte Carboxyl ab und liefern PyrotritareB;nre, der darnach die Formel

CHs- -C---CH---CO --OH !! !

H 6 CHa \ /

CO rukommt.

Der Ring, welcher dieaen Verbindungen zu Grunde liegt, mag ale Tet ry lon bezeichnet und der Name T e t ron (aus Tetryllreton) fiir den geetittigten Ring reservirt bleiben, deesen Derivate jetzt wohl leicht daretellbar sein werden :

Ha C -- C Ha

HaC CHa

H C - .- C Ha : : !

H 6 CHa , I . , , ,

\ I , I

\ I

CO co Beim Erhitzen der Pyrotritarsiiure mit Waeser auf 150-1600

spaltet sich Kohleneaure ab und das Methyltetrylou geht linter Auf- nahme von Waeser in Acetonylaceton iiber:

Tetron Tetrylon.

C Hs --- C-.-C Ha CHs-.- CO-.-CHa

CHS CHs !! ! !

\ /

H C CHa + Ha0 = \ I

“0 “0 Dieeer Vorgang, der mit den Formeln ron P a a l und K n o r r

wieder nur echwer rerstiindlich ist , erscheint vollkommen analog der Riichverwandlung dee Meeityloxyds in Aceton beim Kochen mit ver- diinnter Schwefelsaure.

Ich betrachte es tlls meine Aufgabe, die Richtigkeit der obigen Formeln experimentell weiter zu beginden, und werde deehalb diem Verbindungen eingehend atudiren.

S t raseburg , den 30. October 1885.

N a c h s c h r i f t . Die vorstehende Mittheilung, welche schon vor fast zwei Monaten

geschrieben iet, habe ich liegen lassen, weil sich damals bei der Untereuchung der Salze unserer fiir Pyrotritarsiiure gehaltenen stiure sehr erhebliche Abweichungen im Krystallwassergehalt und den eonatigen Eigenechaften von den von B 6 t t i n g e r beschriebenen uvineauren Salzen hermeetellten. Seitdem hat ein genauer Vergleich mit der aus Diaeet bernstehiiureiither nach Harrow ’s Angaben bereiteten Pyrotrhw sfure, auch in Bezug auf die Salze, stattgefunden, und dieser hat auch

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den letzten Zweifel an der Identitiit beider Siiuren volletiindig beeeitigt. Die abweichenden Angaben von B 6 t t in g e r sind mir einstweilen nicht verstiindlich.

Mittlerweile hat auch Hr. D i e tz e l die aus AceteesigHther und Brenzweinsiiure erhaltene homologe zweibasische Siiure C& Hlo 05 weiter untereucht und gefunden, dass sie beim Erhitzen iiber ihren Schmelzpunkt sich ebenfalls ganz glatt in Kohlenslure und die mit der Pyrotritarsiiure homologe S&ure C8 Hi0 0s spaltet , welche der Pyrotritarsiiure in ihren Eigenschaften schr iihnlich und auch rnit Wasserdiimpfen leicht fliichtig ist, aber schon bei 97-980 schmilzt.

Man findet in den Mittheilungen von Paal und K n o r r manche Beobachtungen, welche mit den obigen Formeln nicht gut im Einklange stehen, man eieht besonders keinen Grund ein, weshalb die Pyrotntar- 8gure und ihr Ester keine Verbindungen mit Hydroxylamin und Phenyl- hydrazin eingehen. Die weitere Untersuchung wird dariiber Aufklhmng yerechaffen. - Die obigen Formeln sollen auch einstweilen nichta weiter sein, ale ein Vereuch, uneere Beobachtungen und diejenigen von H a r r o w in Einklang zu bringen. Um mit einiger Sicherheit Con- stitutionsformeln aufzustellen, muss das ganze Gebiet genauer erforscht sein, als ee bis jetzt ist. Dass aber die Anschauungen ron Paal und K n o r r unhaltbar sind, scheint mir erwiesen zu sein, denn, wie man sich auch den Vorgang vnrstellen mag, niemals wird durch directe Vereinigung von gleichen Molekiilen Acetessigeilure und Bern- steinsiure, ohne Abepaltung von Kohlenstoff, aber unter Austritt von 4 Atomen Wasserstoff (2 Molekiilen Wasser) eine Verbindung ent- stehen kBnnen, welche zwei Methylgruppen in ihrem Molekiil entbiilt.

S t r a s s b u r g , den 23. December 1885.

667. R. Fi t t ig und R. Yarburg: Notis iiber die Vinaaoneilure. mittheilang aus dem cbemischen Institut der Univereit&t Strassburg.]

(Eingegangen am 25. December.)

Bei seinen tbeoretischen Ableitungen hat Hr. P e r k i n jun. be- kanntlieh sehr grosses Gewicht darauf gelegt, dam die Vinaconsiiure (Trimethylendicarbonsiiure nach P e r k in) sich nicht mit Brom ve+ einige. Ea ist dies auch anderweitig zu allgemeinen Schluesfolgernngen verwerthet worden (vergl. Baeye r , diese Berichte XVIII, 2'279), allein diese Beobachtung iet unrichtig. Die Vinaconsiiure vereinigt sich in Chloroformlliaung bei gewlihnlicher Temperatur und im zeq- atreutcn Tqeslicht (irn Sommer rasch, im Winter langeamer), wie