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Ueber die directe Bildung des Formamids aus ameisensaurem Ammoniak ; von Lorin *). - Im vergangenen Jahre hat H o f m a n 11 die Auftnerksam- keit der Chemiker auf das Formamid gelenkt, dessen Existenz bis dahin geleugnet worden war; er erhielt diesen Kcrper, mdem er Amrnoniak auf Ameiscnsiiure-Aether einwirken lief's, und er hat die meisten characteristischen Eigenschanen des- selben kennen gelehrt. Docli hat der Erfolg seines Versuchs ihn nicht veranlafst , das Formamid aus dem ameisensauren Ammoniak darzustellen. Nach der Vertiffentlichung der Ent- deckung H o f m a n n' s hat B e re n d diese Liicke auszufiillen g m c h t ; es gelang ihm nicht, das Formamid direct zu er- halten, aber er war gliicklicher, indem er noch Hainstoff mit dazu nahm, da dieser Ktirper, wegen seiner Neigung sich zu kohlensaurern Ammoniak umzuwandeln , dahin wirkt , dcm amsisensauren Ammoniak Wasser zu entziehcn und Formamid entstehen zu lassen. Ich war mit den hier zu beschreibenden Versuchen beschlftigt, als ich von B ere n d's Aufsatz Kennt- nifs erhielt. Ich habe gefunden, dafs man durch Destillation des ameisensauren Ammoniaks direct, und ohne noch einen Kk- per mitwirken zu lassen, Formamid erhalten kann. Dieses Salz beginnt bei ilOo zu schmelzen, bei 140° zu sieden. Gegen 150° tritt Kohlenoxyd auf; es bildet sich in dem Yafre reichlicher, als die Temperatur steigt, und seine Entwickelung zeigt sich regelmlfsig bis zu dern Ende der Destillation. Die Analyse hat gezeigt, dafs es ganz rein ist, aufser in der Nlha von 2iOO; es ist ihm danri eine sehr kleine Menge Wasser- stoffgas beigemengt. Die bis zu 1Woo ubergehende Plhsaigkeit *) Compt. rend. LlX, 51

Ueber die directe Bildung des Formamids aus ameisensaurem Ammoniak

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Page 1: Ueber die directe Bildung des Formamids aus ameisensaurem Ammoniak

Ueber die directe Bildung des Formamids aus ameisensaurem Ammoniak ;

von Lorin *). -

Im vergangenen Jahre hat H o f m a n 11 die Auftnerksam- keit der Chemiker auf das Formamid gelenkt, dessen Existenz bis dahin geleugnet worden war; er erhielt diesen Kcrper, mdem er Amrnoniak auf Ameiscnsiiure-Aether einwirken lief's, und er hat die meisten characteristischen Eigenschanen des- selben kennen gelehrt. Docli hat der Erfolg seines Versuchs ihn nicht veranlafst , das Formamid aus dem ameisensauren Ammoniak darzustellen. Nach der Vertiffentlichung der Ent- deckung H o f m a n n ' s hat B e r e n d diese Liicke auszufiillen g m c h t ; es gelang ihm nicht, das Formamid direct zu er- halten, aber e r war gliicklicher, indem er noch Hainstoff mit dazu nahm, da dieser Ktirper, wegen seiner Neigung sich zu kohlensaurern Ammoniak umzuwandeln , dahin wirkt , dcm amsisensauren Ammoniak Wasser zu entziehcn und Formamid entstehen zu lassen. Ich war mit den hier zu beschreibenden Versuchen beschlftigt, als ich von B e r e n d's Aufsatz Kennt- nifs erhielt.

Ich habe gefunden, dafs man durch Destillation des ameisensauren Ammoniaks direct, und ohne noch einen Kk- per mitwirken zu lassen, Formamid erhalten kann. Dieses Salz beginnt bei i l O o zu schmelzen, bei 140° zu sieden. Gegen 150° tritt Kohlenoxyd auf; es bildet sich in dem Yafre reichlicher, als die Temperatur steigt, und seine Entwickelung zeigt sich regelmlfsig bis zu dern Ende der Destillation. Die Analyse hat gezeigt, dafs es ganz rein ist, aufser in der Nlha von 2iOO; es ist ihm danri eine sehr kleine Menge Wasser- stoffgas beigemengt. Die bis zu 1Woo ubergehende Plhsaigkeit

*) Compt. rend. LlX, 51

Page 2: Ueber die directe Bildung des Formamids aus ameisensaurem Ammoniak

268 L or i n , Bild. d. Formuinids aud amahme. Ammoniak.

riecht stark animoniakalisch und enthllt nur wenig Cyanwas- serstoff'saure und Forinamitl. Die zwischen if33 und 200° aufgesaininelte Fliissigkeit ist reich an CyanwasserstolFsnure, wie diefs schon frulier P e 1 n II z e nacligewiesen hat j sie ent- h i l t auch Formninid. Bei i95" ist die Fliissigkeit nocli fast farblos; bald farht sie sicli slrdhgelb, ins C;oltlpelbe und spkter ins Rothe ziehend. Diese Fliissigkrit ist noch com-

licirter zusammengesetst , deiin sic enthllt auch rioch koh- rerisaures Ammoniak . Endlic-h wird die lillssigkeit syrup- artig, uiitl dcr in der Rvlorte bleibrnde Ruckstand, welcher dieselben Farbungen gezcipt hat, ist nun teigig:, schmutzig- braun mit schwarzen Punhten. Diese humustwtige Subslanz ist der Azulrninsiiure analog , welche sich bekanntlich durch Zersetzuiig des cyanwasserstoflsauren Amnioniaks bildct.

Durch Mischen drr verschiedenen zwischen 160 und 2Oo0 uhergepingenen Fliissigkciten und Stehenlassen der- selben iiber Schwef~.lsiiureliydrat, bis der Cewichtsverlust von einein Tag zrim anderen nur rinerheblicli war, erhielt ich zuletzt eine Fliissigkeit , deren Eigenschaften die des Form- mids sind : sie ist fast farblos, gcruchlos, selir geneigt Wasser anzuziehen, im luftverdijnnten HHurne bei 140" sich im Sieden erhaltend , unter pew6linlichein Lufldruck gegen 190' unter Spaltung zu Kohlenoxyd und Ammoniak und gleichzeitiger Biltlung von Cyanwasserstoffsiiure siedend. Es ist nicht unumglnglich n6thig, den Versuch niit trockenem ameisensaurern Ammoniak anzustellen ; ich konnte auch iioch Forniamid erhalten bei der Destillation der Liisung d i em Salzes in seinem vier- bis fiinfltichen Gewichte IVasser.

Also, abgesehen yon der Entwickelung des Kohlenoxyds, welches Gas man auf diese Art darslelleri kaiiiite : das trockene oder in Wasser geloste arneisensuure Amtnoniak giebt hei der Destillation , direct und ohne Dazwisctieiikunf1 eines anderen Kijrpers, Formainid.

Diese Versuche sind in der h o l e de Pharinacie in Paris in B e r t h e I o t's Laboratorium ausgefbhrt.

Ausgegeben am 14. November 1864.