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eine neue Base der Chinaride. 347 Bedeutung. Zu diesem Zwecke wurden hier auf dem stadti- schen Krankenhause Versuche damit angestellt die gunstige Resultate zu geben schienen. Auch wurde es von Herrn Sanitltsrath Dr. Homeier dahier angewandt, der mir dariiber Folgendes miltheilte : ,$as von Ihnen entdeckte Alkaloi'd habe ich einem Kran- ken, dessen Febris intermedia tertiana naeh 25 Tagen reci- divirte, als salzsaures Salz in 6 Pulvern 6 i Gran vor dem zu erwartenden Fieberan fall stiindlich gegeben. ,Es ist hierauf nicht wiedergekehrt, und darf ich, da Patient bei jedesmaligem Einnehmen eine allgemeine Erschut- terung des Korpers wahrgenommen haben will damit die Ueberzeugung aussprechen, dars dasselbe in die Reihe der wirksamsten Febrifuga gestellt zu werden verdient und demnach zur ferneren Anwendung herufen ist." Auch im hiesigen Militlrhospital wurde das salzsaure Huanokin als Fiebermittel iirgewandt und auch hier beob- achtete Herr Dr. S c hm i d t gute Wirkungen. Ueber die fabrikmafsige Darstellung des Aluminiums ; nach Dumas. Bei Gelegenheit der Vorzeigung von mehreren Kilogram- men Aluminium, das die Herren H. Sainte-Claire Deville, R ous seau und Mo r in fabrikmalksig dargestellt hatten, theilte Dumas*) in der Sitzung der Pariser Academie vom 13. Oc- tober 1856 folgende Bemerkungen iiber den jetzigen Stand der Aluminiurngewinnwi~g mit : *) Compt. rend. XLIII, 712.

Ueber die fabrikmässige Darstellung des Aluminiums

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eine neue Base der Chinaride. 347

Bedeutung. Zu diesem Zwecke wurden hier auf dem stadti- schen Krankenhause Versuche damit angestellt die gunstige Resultate zu geben schienen. Auch wurde es von Herrn Sanitltsrath Dr. H o m e i e r dahier angewandt, der mir dariiber Folgendes miltheilte :

,$as von Ihnen entdeckte Alkaloi'd habe ich einem Kran- ken, dessen Febris intermedia tertiana naeh 25 Tagen reci- divirte, als salzsaures Salz in 6 Pulvern 6 i Gran vor dem zu erwartenden Fieberan fall stiindlich gegeben.

,Es ist hierauf nicht wiedergekehrt, und darf ich, da Patient bei jedesmaligem Einnehmen eine allgemeine Erschut- terung des Korpers wahrgenommen haben will damit die Ueberzeugung aussprechen, dars dasselbe in die Reihe der wirksamsten Febrifuga gestellt zu werden verdient und demnach zur ferneren Anwendung herufen ist."

Auch im hiesigen Militlrhospital wurde das salzsaure Huanokin als Fiebermittel iirgewandt und auch hier beob- achtete Herr Dr. S c hm i d t gute Wirkungen.

Ueber die fabrikmafsige Darstellung des Aluminiums ; nach Dumas.

Bei Gelegenheit der Vorzeigung von mehreren Kilogram- men Aluminium, das die Herren H. S a i n t e - C l a i r e Devi l le , R o u s s e a u und Mo r i n fabrikmalksig dargestellt hatten, theilte Dumas*) in der Sitzung der Pariser Academie vom 13. Oc- tober 1856 folgende Bemerkungen iiber den jetzigen Stand der Aluminiurngewinnwi~g mit :

*) Compt. rend. XLIII, 712.

348 Durn as , iiber dit! fabrikmafsige

Die fabrikmafsige Gewinnung des Aluminiums ist seit einem Jahre der Gegenstand ausdauernder Untersuchungen gewesen. Die Verfahrungsweisen wurden allmalig SO ver- bcssert, dafs sie aus dem Bereich der wissenschafllichen Operationen heraustreten und in das der fabrikmafsigen uber- gehen und von einfachen Arbeitern ausgefuhrt werden konn- ten, Jetzt, wo wahrend mehrerer Monate nach diesen Ver- fahrungsweisen, ohne wesentliche Abanderung derselben und ohne dafs in dem Betrieb Storungen vorgekommen waren, gearbeitct wurde, kann man wohl sagen, dafs beziiglich der Fahrikation des metallischeri Aluminiums die Wissenschaft das ihrige gethan hat und es nun an der Industrie ist, die Sache in die Hand zu nehmen.

Die jetzt angewendeten Hiilfsmittel sind anscheinend nur wenig von denen verschieden, deren man sich von Anfang a n bei den Untersuchungen uber das Aluminium bediente ; man mufs inimer noch Chloraluminiuni bereiten und dieses niittelst Natrium zersetzen, um das Aluminium reducirt zu er- halten.

Aber die Methoden, nach welchen man diese zwei Sub- stanzen darstellt, und die Apparate, in welchen man sie auf- einander einwirken Iafst, mufssten die Abanderungen erfahren, welchc sie befahigen, nicht mehr lediglich in chemischen Laboratorien, sondern im Pabrikbetrieb anwendbar zu sein.

Wenn die Thonerde aus Amnioniakalaun gewonnen wird, zersetzt man diesen in Reverberirofen, und jener Bestand- theil bleibt &inn in einem zur Umwandlung in Chloraluminium vollkommen geeigneten Zustande zuriick.

Es hat sich ergeben , dafs diese Chlorverbindung bei directer Anwendung von Kaolin oder selbst von Thon erhal- ten werden kann.

Die Bereitung von Chloraluminium im GroDen zeigte noch insofern Schwierigkeiten, als dieser Korper, wenn er

Darstellung des Abrninniu9tm

dampfformig dargestellt ist , sich plotzlich zu schneeartigen Krystallen verdichtet. Man mufste es in Kammern verdichten, was dreierlei Nachtheile mit sich fuhrte : Verlust an Chlor- aluminium wegen unvollstandiger Verdichtung ; Gefahr fur die Arbeiter, die den Dampfen dieser Verbindung ausgeselzt waren ; und endlich vermehrte Betriebskosten, da der Betrieb zeitweise unterbrochen werden niufste.

Dadurch, dafs man das Chlor nicht mehr auf Thonerde und Kohle, sondern auf ein Genienge von Thonerde, Koch- salz und Kohle einwirken liefs, erhielt man das Doppelsalz von Chloraluminium und Chlornatrium , welches fliichtig und schmelzbar ist, wie Wasser fliefst und in der Kalle erstarrt. Dieses Doppelsalz lafst sich in ununterbrocheneni Betrieh darstellen, und seine Fabrikation geht SO einfach und regel- mafsig wie jede gewolinliche Destillalion vor sich; sie er- heischt keine andere Sorge, als die fur die Erzeugung des Chlors, die Erneuerung des zu zersetzenden Gernenges und die Umwechslung der irdenen Gefifse, in welche an dem Ende des Kuhlapparats das Doppelsalz in ununterbrochenem Strahle fliefst und in denen es kuchenformig erstarrt.

Diese Darstellung hat somit ganz den Character des fabrikinafsigen Betriebs.

Dasselbe ist der Fall hezuglich der Gewinnung des Na- triums. Von diesem Metali, nach dem Verfahren von Gay- L u s s a c und T h e n a r d dargestellt, galt das Gramm vor etwas mehr als zwanzig Jahren 7 Franken. Da mindestens 3 Kilogramm Natrium nothig sind um 1 Kilogramm Aluminium zu bereiten, so wurde die Darstellung yon 1 Kilogramm des letzteren schon durch das dazu erforderliche Natrium 21000 Franken gekostet haben. Jetzt belaufen sich die Darstellungs- kosten fur 1 Kilogramm Natriurn auf nicht mehr als 7 Franken. Die Gewinnung dieses Metalls, welche tveniger Sehwierig- keiten bietet als die des Phosphors iind der des Zinks ver-

950 D u tn a s , fiber die fabvikrnarkige

gleichbar ist, geht mit einer Einfachheit vor sich, welche rnit Recht alle dkjenigen in Erstaunen setzt, die ihr zum ersten Male beiwohnen und die sich noch der Schwierigkeiten er- innern, welche sonst damit verknupft waren. Wenn man ein Gemenge von kohlensaurem Natron, Kohle und Kreide an- wendet , gelit die Reaction so vollstandig vor sich, d a t die wirkliche Ausbeute an Natriuni mit der von der Tlieorie als moglich angegebenen ubereinstimmt, und so leicht , dafs man an der Stelle der jetzt noch gewohnlich angewendeten eisernen Quecksilberflaschen , welche theuer sind, mit einem Kitt versehene Ofenrohre gebrauchen kann.

Endlich ist man, nach manchen kostspieligen und muh- samen Versuchen , bei der Anwendung des Reverberirofens stehen geblieben, um das Natrium auf das Doppelsalz von Chloraluminium und Chlornatrium einwirken zu lassen. Ge- wifs ist Nichts sonderbarer, als einen solchen gliihenden Ofen mittelst der Schaufel mit dem Gernenge von Natriumklumpen und Chloralumininmnatrium beschicken zu sehen, und sicli zu uberzeugen, dafs die erst nach einiger Zeit zwischen diesen beiden liiirpern eintretende Einwirkung ruhig genug vor sich geht, urn sich ohne Gefahr im Grofsen bewerkstelligen zu lassen.

Es bleibt alsdann Aluminium in Form von Platten, von Kugelchen oder von Pulver zuruck. Von dem beigemengten Kochsalz wird es theils mechanisch, theils durch Waschen mit Wasser befreit.

Die Kosten fur das Kilogramm Aluminium wurden unter I00 Franken betragen, wenn sie nicht durch zufallige Aus- gaben erhoht wurden; man kann sich aus den Buchern, die bezuglich der Fabrikation gefuhrt wurden, leich t davon uher- zeugen.

In der That ist die Thonerde, wenn aus Ammoniakalaun

Darstellung des Aluminium. 35 I

dargestellt, zn theuer; die Salzsaure kostet zu Paris viel mehr, als sie an den Orten, w o sie gewonnen wird , werth ist; dasselbe findet fur das kohlensaure Natron sfatt.

Die Salzsteuer erhiiht die Productionskosten des Alumi- niums in dreifacher Weise, denn sie vertheuert das zur Dar- stellung des Natriums nolhige kohlensaure Nalron , die zur Darstellung von Chlor nolhige Salzsaure und das in die Zusammensetzung des Chloraluminiumnatriums eingehende Kochsalz.

Bei Arbeiten in grofsem Marsstab wurde man allerdings, abgesehcn yon den unvermeidlichen Verlusten, in den aus dem Ofen genonimenen Massen so viel Kochsaiz wiederfinden, als in die Zusammensetzung des angewendeten Chloralumi- niuninatriums eingegangen ist und als dem angewendeten Natrium entspricht.

In der versuchsweise angeleglen Fabrik, deren Opera- tionen hier besprochen wurden, konnten alle diese einzelnen Verbesserungen, durch welche sich die Productionskosten des Ahminiurns niedriger stellen wurden , nicht in Anwendung gebracht werden, und man mufs darauf gefafst sein, dafs der Preis des Aluminiums wahrend einiger Zeil noch hoher bleibe, als er eigentlich sein sollte.

Aber die Gewinnung dieses Metalls geschieht jetzt nacli einfachen und geregelten Verfahrungsweisen , deren Ausfuh- rung nicht mehr des Auges des Chemikers bedarf, sondern einem Arbeiter anheimgegeben werden kann ; die Fabrik producirt taglich 2 Kilogramm Aluminium und konnte die Quantilat, durchvermehrung der Zahl der in Gang behdlichen Apparale , nach Willkiir grofser sein lassen. Unter diesen Urnsttinden hegt Herr H. S a i n t e - C l a i r e D e v i l l e , welcher das sich gesteckte Zicl als erreicht betrachtet, den Wunsch, die Academie moge, ehe e r die von ihm angewendeten Ver-

352 L i e s - B o d a r t , uber das Phoi*on.

fahrungsweisen der Industrie zu Gebote stellt "), sich daruber berichten lassen, bis wohin seine Arbeiten gediehen sind und inwiefern er bemuht war, den ihm gewordenen Erniuthigun- gen und Unterstutzungen zu entsprechen "").

Ueber das Phoron; nach Lies - Bodart ***).

Das Phoron, C,,H,,02 , war 1849 von G e r h a r d t und L i e s - B o d a r t durch Destillation des camphersauren Kalks erhalten wordenf) ; es entsteht aus diesem Salz unter gleich- zeitiger Bildung von kohlensaurem Kalk [C,,H,,O, , 2 CeO = C,,H,,O, + 2 [CaO, CO,]). - L i e s - B o d a r t theilt nun mit, dafs e r aus dem Safte reifer Vogelbeeren, in welchein auch e r nur sehr wenig Aepfelsiiure fand, eine reichliche Menge einer syruparligen Substanz erhalten hat , die bei der Destillation rnit Kalk ein Oel yon dem Geruch und der Zu- sammensetzung des Phorons gab; im Mittel mehrerer Analy- sen war die Zusammensetzung :

*) Diese Verfahrungsweisen zur Fabrikation des Natriums und des Aluminiums, nebst den Ahbildnngen der dabei in Anwendung kom- menden Gergthschaften, Bnden sich in den Annales de chimie et de physique [3] XLVI, 415 und daraiis in Dingler's polytechni- schern Journal CXLI, 303 u. 378.

**) Die Versuche zur Darstellung des Alumininms im Grofsen wurden auf Kosten des Kaisers von Franlrreicb in der Fabrik chernischer Producte ZII Javel ausgefiihrt.

"$3 Compt. rend. XLIJI, 394. +) Diese Annalen LXXII, 293.