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Beilra9e zu den Volksheilmilteln. 51 namen Meiasilochorton erhalten, da man die Himorrhoiden Maiasili iiennt und die meisten Krankheilen denselben zuschreibt. Auf Krela wird diese Pflanze gesammelt, in kleine Bundel gebunden und um theures Geld verkauft. - Dass man in alteren Zeilen die Tali Leporis, d. i die Hasensprungbeine, die Azunyia Leporis und das Blut, Sanguis Leporis, in der Medicin anwandle, ist aus pharma- kologischen Werken zu ersehen. Auf Santa Maura, einer der Ionischen Inseln, gebraucht man bis jetzt das Gehirn des Hasen (Cerebellum Leporis) als ein die Dentition bei Kindern sehr f'rderndes Mittel. Mit den1 frischen Thier- gehirn pflegt man das Zahnfleisch der Kinder taglich zu reiben. - In ganz Griechenland herrscht der Gebrauch, den Kindern durch die sogcnannte Arahische Seife, Arabosa- pono, Fontanellen zu setzen oder selbige auch als Vesicator zu benutzen. Diese Seife wurde zur Zeit des Freiheits- kampfes bekannt und durch die nach Griechenland ge- kommenen Araber zu diesem Zwecke eingefuhrt. Sie wird von den Barbiercn aus Kairo und A fexandrien bezogen und ist als eine Art schwarze, jedoch sehr alkalische Seife- oder besser als Seifenleim anzusehen. Diese Seife ist von sehr schmieriger Consistenz, weich wie eine Salbe, besitzt eine dunkelbraune Farbe und sol1 aus K am e e 1 fe t t rn i t Aschenlauge bereitet werden. Wird sic auf cine zarte Hautstelle gelegt, so bring1 sie schnell Rothe und Bren- Den hervor und die aufgelockerte Epidermis wird sodann durch Aufdrucken von feiner Leinwand und schn.elles Auf- heben derselben von der Haut abgelost. --- Ueber die Feigeasorten des Orients; yon Demselbeii. I- Es ist bekannt, dass man im Handel verschiedene Sorten Feigen unterscheidet und zwar als Smyrna - Feigen, die ihres saftigen Fleisches, ihrer Grosse und Sussc halber 4*

Ueber die Feigensorten des Orients

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Page 1: Ueber die Feigensorten des Orients

Beilra9e zu den Volksheilmilteln. 51

namen Meiasilochorton erhalten, da man die Himorrhoiden Maiasili iiennt und die meisten Krankheilen denselben zuschreibt. A u f Krela wird diese Pflanze gesammelt, in kleine Bundel gebunden und um theures Geld verkauft. -

Dass man in alteren Zeilen die Tali Leporis, d. i die Hasensprungbeine, die Azunyia Leporis und das Blut, Sanguis Leporis, in der Medicin anwandle, ist aus pharma- kologischen Werken zu ersehen. Auf Santa Maura, einer der Ionischen Inseln, gebraucht man bis jetzt das Gehirn des Hasen (Cerebellum Leporis) als ein die Dentition bei Kindern sehr f'rderndes Mittel. M i t den1 frischen Thier- gehirn pflegt man das Zahnfleisch der Kinder taglich zu reiben. -

In ganz Griechenland herrscht der Gebrauch, den Kindern durch die sogcnannte Arahische Seife, Arabosa- pono, Fontanellen zu setzen oder selbige auch als Vesicator zu benutzen. Diese Seife wurde zur Zeit des Freiheits- kampfes bekannt und durch die nach Griechenland ge- kommenen Araber zu diesem Zwecke eingefuhrt. Sie wird von den Barbiercn aus Kairo und A fexandrien bezogen und ist als eine Art schwarze, jedoch sehr alkalische Seife- oder besser als Seifenleim anzusehen. Diese Seife ist von sehr schmieriger Consistenz, weich wie eine Salbe, besitzt eine dunkelbraune Farbe und sol1 aus K am e e 1 fe t t rn i t A s c h e n l a u g e bereitet werden. Wird sic auf cine zarte Hautstelle gelegt, so bring1 sie schnell Rothe und Bren- Den hervor und die aufgelockerte Epidermis wird sodann durch Aufdrucken von feiner Leinwand und schn.elles Auf- heben derselben von der Hau t abgelost. ---

Ueber die Feigeasorten des Orients; yon

Demselbeii. I-

Es ist bekannt, dass man im Handel verschiedene Sorten Feigen unterscheidet und zwar als Smyrna - Feigen, die ihres saftigen Fleisches, ihrer Grosse und Sussc halber

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auch Caracae pingues genannt werden. Sie lionimen auch in Srnyrna selten vor, und werden aus andern Theilen Kleinasiens in grossen Korben nach Ismir gebracht, da- selbst von den Kaufleulen, die sich mil dern Feigenhandel beschaftigen, ausgelesen und in kleine runde Schachtelchen, welche ungefahr 6-40 Pfund Feigen enthalten, fest und gut ausgehreitet eingepackt und von da in den europai- schen tiandel gegcben. Urn das festere Zusammenkleben zu uerhindern, werden sie schichtweise auf frische Lor- beerblatter gelegt und der ausdunstcnde Geruch dieser Blaiter gieht ihnen ein uneigenthurnliches Aroma. Aus allen Sorten Feigen kann man Smyrna - Fqigen eraielen, wenn man irn Stande ist, die schonsten, griissten und Be- schmackvollsten aus einer grossen Menge auszulesen. wie ich solclies in Smyrna zu sehen Gelegenheit fend. Die Feigen werden in grosser Menge auf Karneclen aus dem lnnern von Kleinasien nach Srnyrna gebracht, daselbst in eigenen Magazinen auf Haufen geschutlet und sodann wird zur Sortirung geschritten. lo einem eigenen Stadtviertel (Machalla) von Srnyrna sind Tausende \;on Menschen mit der Anfertigung von Jlolzschachteln beschaftigt, die zur Versendung der Feigen dienen. Die geringere Sorte, welche nach der Auslesung der schonern zuruckbleibt, wird in Kiirben versandt. Eine andere Sorte von Srnyrria - Feigen sind die schwarzen Feigen, welche urn vieles langer, sehr dick, tief dunkelpurpurroth sind und im frischen Zustande ein gelbes, sehr susses Mark enthalten. Da nun diese sogenannlen Smyrna - Feigen urn vieles theuer sind, so hat man auf einigen Inseln des Archipels angefangen, aus griechischen Feigen selbige nachzubilden und zwar auf folgende Weise. Die schonsten und halbtrocknen Feigen werden in heisses Wasser eingetaucht und nachdem sie lufitrocken sind, mit eiwas Stiirkmehl bestreut und schicht- weise rnit Lorheerblattern in die dam bestirnrnten Kast- chen eingepackt. Nach kurzer Zeit bedecken sie sich mit dem allmalig ausschwitzenden Schleimzucker und werden auf diese Reise ganz den Srnyrnaischen, die man auch Tafelfeigen nennt. an Giite gleicb.

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Eine geringere Sorte wird an Bastbanden gereiht und giebt sodann die unter dem Namen Kranzfeigen im flandel vorkommende Feigensorte ; sie werden in Kisten oder Fassern verpackt. Diese Sorte wird in Griechenland nach der Lufttrocknung noch in einem massig erhitzten Ofen vollig ausgetrocknet und an einigen Orten mil Thymus Serpyllum und den feinzerriebenen Blattern von Oraganum Smyrnaeurn bestreut, urn sie vor dem Wurmfrass zu be- wahren. Diese Kranzfeigen bilden einen nicht unbedeu- tenden Handelszweig der Griechen und werden besonders aus Messenien und andern Theilen des Peloponnes nach Triest und Marseille ausgefuhrt.

Die Sykia (ovxicr) d. i. der Feigenbaum, sol1 durch die Demeler nach Griechenland gekommen sein, und zwar als diese Gottin in dem Hausc des Phytalos gastfreundlich aufsenommen wurde, erhielt er von derselhen als Geschenk die Pflanze des zahmen Feigenbaumes. Die Mythe s a g , dass dieser Baum der beiligc genannt wurde, da vorher die Menschen sich nur von Eicheln genahrt haben sollen. Nach P l i n i u s sol1 der Feigenbaum in Italien fruher als in Griechenland gebaut worden scin. Die vorzuglichsten Feigen von Griechenland waren in Attika, und man schiitzte sie so sehr, dass ihre Ausfuhr streng verboten war und Wachler dariibei- aufgestellt wurden, die man Sykophanten nannte, von o h v , Feige und qpcuivw, ich zeige an. (Be- kanntlich hicssen Angeber und Anklager u m ihres Vortheils willen, Calumnianten und Chicaneure uberhaupt Sykophan- ten, also eigenllich Feigenzeiger. Die Feige hatte bei den Allen eine heilige mystische Bcdeutung, sie war Symbol der Fruchtbarkeit und Fortpllanzung. A u s Feigen bestand die Kost der Alhlelen, welche zu ihren Uehungen einen leichten, schlanken Korper brauch- ten. Aus dem Holze der Feigenbaume schnitzlen die Alten Gotterbilder. Es widersteht lange der Verwesung, und aus diesem Grunde wurden auch die Sarge der Aegypter aus dem Holze von Ficus Sycomorus angefertigt. Klcider- schranke und. KCslen aus diesem Holze sollen die Slotten abhalten und werden im Oriente sehr theuer bezahlt.

D i e H ed.)

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