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247 VI. Ueber die Pseudornorphoseri nuch Sdeinsnfz ; , con W: Haidinger. (Mitgcllreilt rom Hm. Verf. aus den aaturwiucnschaRI. Abhandl. der Frtunde du Natnr+isscnach. in Wien.) Der freuudlichen Gute des Hro. Geheimeu Hofraths Ha u s - m a n n verdanke ich die Uebersendung einer Mittheiluiig welche derselbe an die K. Gesellschaft der Wissenschaften in Gilttingen am 19. Mai d. J. (1846) gelnacht hat I). Der Gegeiistand derselben bertihrt so nahe verschiedene ver- waudte Studien und Beobachtungeu, die ich auzustellen Gelegenheit hatte, d n t ich gerne mit eiiier Nachricht iiber dieses Vorkolnmeii auch jeiie zusalnmeiistellen milclite, be- soiidcrs auch , da ich glaube, in Bczug auf dic ErklPruug der Erscheiiiung, die Coustructiou des wahrscheinlichen Vor- gangs bei der Bildung der verwaudten Kbrper zu einein etwas abweichenden Schlusse Veraolassuug zu finden. Hr. Hofrath H a u s m a n n erbielt ntlmlich von dem Hrn. Grafen W. von der Schulenburg-Hehlen zwei zusam- mengehbrige Platten eiues dichten, etwas bituminbsen Mer- gelkalks von rauchgrauer Farbe, voii welcher die eiiie die erhabeue, die aiidere die vertiefte Form eincr grob geform- ten vierseitigen Pyramide trug. Die Pyramidenflaclieii wa- ren treppenartio Uefurcht, und eriooerten vontiglich durch dime Eigenthumlichkeit an die bekannten treppenfbrmig, mit hohlen Flacheu gebildeteu Salzwilrfel, welche man so haufig, weun aucli mit kleiueren Dimensioneii beim Abdam- pfen der Salzsoole, besonders bei den hilheren Tempera- turgraden voii 70° bis 76" erhalt, wtlhreud niedrigere voll- stgndig ausgebildete Krystalle gebeii. Eiiie der Platten zeigte, uiid zwar gerade deln Eindrucke gegeiiubcr , einen aiideren dcrselbeli eiitsprechenden Ein- druck, die Spitze der eioeu Pyrainide geuau gegeu die Spitze Q? 1) Nacliriclrten von der G. A. Univerritat und der K6nigl. Gercllsclrdt d~ V('tscnscbaften zu Ccittingen, No. 8, Juniu 22, 1846.

Ueber die Pseudomorphosen nach Steinsalz

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VI. Ueber die Pseudornorphoseri nuch Sdeinsnfz ;,

con W: Haid inger . (Mitgcllreilt rom Hm. Verf. aus den aaturwiucnschaRI. Abhandl. der

Frtunde d u Natnr+isscnach. in Wien.)

D e r freuudlichen Gute des Hro. Geheimeu Hofraths Ha u s - m a n n verdanke ich die Uebersendung einer Mittheiluiig welche derselbe an die K. Gesellschaft der Wissenschaften in Gilttingen am 19. Mai d. J. (1846) gelnacht hat I ) . Der Gegeiistand derselben bertihrt so nahe verschiedene ver- waudte Studien und Beobachtungeu, die ich auzustellen Gelegenheit hatte, d n t ich gerne mit eiiier Nachricht iiber dieses Vorkolnmeii auch jeiie zusalnmeiistellen milclite, be- soiidcrs auch , da ich glaube, in Bczug auf dic ErklPruug der Erscheiiiung, die Coustructiou des wahrscheinlichen Vor- gangs bei der Bildung der verwaudten Kbrper zu einein etwas abweichenden Schlusse Veraolassuug zu finden.

Hr. Hofrath H a u s m a n n erbielt ntlmlich von dem Hrn. Grafen W. v o n d e r S c h u l e n b u r g - H e h l e n zwei zusam- mengehbrige Platten eiues dichten, etwas bituminbsen Mer- gelkalks von rauchgrauer Farbe, voii welcher die eiiie die erhabeue, die aiidere die vertiefte Form eincr grob geform- ten vierseitigen Pyramide trug. Die Pyramidenflaclieii wa- ren treppenartio Uefurcht, und eriooerten vontiglich durch dime Eigenthumlichkeit an die bekannten treppenfbrmig, mit hohlen Flacheu gebildeteu Salzwilrfel, welche man so haufig, weun aucli mit kleiueren Dimensioneii beim Abdam- pfen der Salzsoole, besonders bei den hilheren Tempera- turgraden voii 70° bis 76" erhalt, wtlhreud niedrigere voll- stgndig ausgebildete Krystalle gebeii.

Eiiie der Platten zeigte, uiid zwar gerade deln Eindrucke gegeiiubcr , einen aiideren dcrselbeli eiitsprechenden Ein- druck, die Spitze der eioeu Pyrainide geuau gegeu die Spitze

Q ?

1 ) Nacliriclrten von der G. A. Univerritat und der K6nigl. Gercllsclrdt d~ V('tscnscbaften zu Ccittingen, No. 8, J u n i u 2 2 , 1846.

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der anderen Pyramide gerichtet. Die Grbfse der bciden war sehr anseholich. Der Durchmesser der kleinereii 1,4 Par. 2011, der Durchmesser der grbhereu sogar vierthalb Par. Zoll.

Die Mergelkalkplatteu gehbren zur anteren Abthciluiig des Muschelkalks vom Schiffenberg oberhalb Hchleii am liuken Ufer der Weser. Sie Uberdecken eine Ablageruiig voii Gyps und Letteii, und werden selbst wieder voii ei- nem, Enkrinitenstiele entbaltendem Kalksteine aus der mitt- leren Lagerfolge des Muschelkalks bedeckt.

Einer splteren Mitthcilung Hausmann ' s an die K. Ge- sellschaft der Wissenschaften zu Gattingen vom 21, Nov. zufolge I ) , hatte, veranlafst durch die so eben erwahntc Angabe, ein anderer seiner ehcmaligen Zuharer, Hr. S t r li - v e r, bei Gelegenbeit der Anfertigung einer geognostischen Karte der Gegend von Polle an der Weser, noch mehrere Stellen entdeckt, wo Pseudomorpbosen nach Salz vorkom- men, nameiitlich am Feldberg bei HOhe und in der Gegend von Bodenwerder. Stellenweise koinmen sie in ganzen After- krystallbiinkcn vor, und zwar auf der Grtinze der unteren und inittleren Lage des Muschelkalks, und stets iiahe an Gypsablagerungen. Nach eiiier in WO h l e r ' s Laborato- n o von Hru. C a r l L i s t ausgefllhrten Aiialyse euthalten sie kohlensaure Kalkerde 61,19, kohlensaure Talkerde 22,501, unlbsliches Thonsilicat 16,301 und 0,008 Chlornatrium.

Ha u s m a n n schreibt die Bildung der treppenartig hoh- len WUrfelrXume, Xhnlich dem Vorgange iu den Salzsie- dereien, der Abdampfung einer geslttigten Salzsoole bei er- hbhter Temperatur, doch unter der Siedhitze zu, bei der sie wie enaloge Bildungen in dem Pfannenstein, in Letten eingewickelt und spiiterhin wieder ausgelaugt werden. Er erwshnt dabei Prof, A m o s E a t o n's Nachricht ') Uber das Vorkomlneii lihulicher pseudomorpher RlIuine in den Mer-

1) PTaclrriditcn ton der G. A. Univcrsidt and der K6ni~l. Goellrcliaf't der

2 ) Sill iman'r American Journol, XY, N. 2 , January 1829.

Wkenschaft 211 Giittingcn, No. 17, 7. December 1846.

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geln der nordamerikanischen Salzformation in der Nlrhe von Syrakus, Neu-York, Diese gehart nach den neucsten Un- tersuchungen einer Blteren Schicbtenfolge an, nBmlich der Onondaga Salzgruppe in der obersilurischen Abtheilung des Uebergangsgebirges 1). Es sind eigentlich nicht sowohl Psendomorphosen , als die Abdrticke der hohlen Salzpyra- miden in dem weicheren Kalkmergel, und dem rothen und g r h e n Mergelschiefer , in welchem sie von grBfster Voll- kommenheit nnd in unermefslicher Menge vorkommen. Tau- sende vou solchen leeren Rlumen, einige derselben bis zu 5 Zoll im Durchmesscr, sieht man vontiglich bei Manlius Center, am Stidabhang des Eriekanals, 53 englische Mei- lei1 westlich voii Utika. Viele davon scheinen, nach E a - t o n , tiber uicht vollkommen treppeufilrmig ausgehohlten Wtirfeln von Salz gebildet zu seyn.

Auf den Salzwerken von Syrakus am Eriekanal, wo das Salz durch Anwendung der Sommerwlrme, zum Theil durch Feuer mtersttitzt, abgedampft wird, beobachtete E a t o n kiinstliche Hohlpyramiden, hoppers, bis zu 3 Zoll Durch- messer. Die nattirlicben bei Manlius Center warcn die gri)fsten, aber sie kommen in grofser Ausdehnung auch an- derwsrts vor, so iu dem Dorfe Salina, und etwas westlich von dem Dorfe Jordan, 82 Meilen westlich von Utika.

Bei einer Sendung, die das K. K. Montanistischc Mu- seum von Hrn. Dr. T a m n a u in Berlin erhielt, befand siclr auch ein Stuck dieses Vorkomtnens von Syrakus. Die trep- penfhnigeu Abstitze, zum Theil tibergreifend, sind mit ei- ner Rinde von kleioen Q u a n - und Kalkspathkrystallcn iiber- deckt. Widwend der Merge1 fest wurde, wahrend dns Salz durch den nachdringenden Strom von reinercm Wasscr auf- geltist und hinweggefiilirt wurde, setzten sich die Krystallc dieser zwei Species ab, deren Materie dcr Stroln Lerbei- fiihrte.

Die RCume zwischen den sechs nlit h e n Spitzen gegcn cinander gestellten vierseitigen Pyramiden sind ubrigcns

1 ) Vergleiclic Clrarlcr L y c l l ’ s Reisen in NordameriLe U. 8 . W. Ucbcr- sc17.t van Dr. E m i l Th. Wolff. 11allc 1846.

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gaw leer. Vor einiger Zeit beschrieb ich Pseudomorpho- sen vou Gyps nach Steins& von Gotling an der Ips in Oesterreich I) . Es liefs sich bei denselben nachweisen, dak ureprthglich SalzwHrfel in einem noch ziemlich weichen Thonsclilamm eingewachsen waren. Der Schlamm wurde nach und nach zusammengeprefst, die Salzwlirfel zum Theil mit demselben; man findet in Aussee, in Hallstatt, in Hal- lein solche oerschobene SalzwUrfel. Zugleich wird die Ober- flsche vertieft , das Salz Iagenweise hinweggelsst , anstatt dessen lagern sich vontlglich kleine @am- und Dolomit- krystalle in einer Rinde ab. An der Stelle der Rsnder bleibt ein erhabencr Grat stehen, der noch immer sicht- bar ist, wenn auch schon die FlYchen ganz ticf pyrami- denformig weggelast sind, und das h e r e von Gyps er- full t w ir d .

Aber man sieht auch SalzwUrfel, einen derselben voii 3 Zoll Durchmesser, von Hall iu Tirol, erst vor Kiirzem durch den K. K. Hrn. Hofrath und Director J. S t a d l e r daselbst fur das K. K. Montan. Museum eingesandt, die auf diese Art selbst immer kleiner werden, uiid dereu frU- here G r o t e man noch an den Spureu erkennt, die sic in dem Merge1 zurilckgelassen haben. Man findet endlich Salz- reste, ganz von der Form dejenigeii von Manlius Center, welche nichts a13 ein SabkrystaU- Geriist darstelIeu, ganz Shnlich den durch Abdampfung erhaltenen Hohlpyramidea. Werden diese endlich noch durch Auflosuug binweggefuhrt und der Rauin bleibt hohl, so entsteht die von E a t o n und H a us m a nn beschriebene Erscheinung, aber auf einem an- deren Wege. Waren es ursprUnglich treppenfiinnig aus- gehohlte Wiirfel, im Thonschlamm begrabeo, oder waren es ursprliuglich oollkomtnene Wurfel, in dem Thonbrei an- geschosseu , nls cingetoachsene Kys ta l l e gebildet? Die ei- nen wie die andern stellt man sich als durch den gleichen Vorgaug aufgelsst vor. Ich glaube, dafs die zusmnienhh- gciiden Heiheu , welche mail am uiiseren Alpenlocalittiten

I ) v. Holger , ZeitJclirifi, Bd. 4 , Hdt 4, S.225. - Pog6ondorff 'r Annalen, Bd. LII , S. 622.

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bilden kann, ein bedeuteudes Gewicht ftir die zweite An- sicht in die Wngschale legen. Die pseudomorphen Rlume sind nach derselben die Reste con collstundig in Thonbrei ausgebildeten Steinsalzwiirfeln, wlhrend der Erhlrtung der Griindmasse zu Mergel, von der in ihrer Beschaffenheit verlnderten Gebirgsfeuchtigkeit, nach und nach von der Oberfliche hinweg aufgelost, wobei eine Zeit lang die noch weiche Masse nachdrucken und die entstehende LUcke aus- itillen konnte, bis sie so test wurde, dafs ein ferneres Nach- geben nicht msglich war, und der letzte Raum hohl oder vielmehr mit Wasser erfilllt bleiben mufste. In der Clas- sification der Pseudomorphoseii koiinte man sie als Was- ser pseudmorph nach Steinsalz gebildet verzeichneii, wenn auch jenes durch die Porositlt des Mergels kingst entwi- chen iind dieser ausgetrocknet ist. Jedenfalls bleibeu es Eindriicke von Steiiisalz in Mergel.

Die sonderbare Form von sechs, mit den Spitzen zu- sammengeprebten Mergelpyramiden hatte llngst die Aufmerk- samkeit der Naturforscher gefesselt , aber es wurde keine gentigende Erkllrung gegeben. B e u da n t I ) emshut sol- cher Mergel vom Monfmartre bei Paris, und der bis dahio geltendeu Ansicht, dafs sie durch den Druck der tiber dem Mergel liegenden Schichten hervorgebracht werden sollen. Er selbst betrachtet sie als durch Schwiudung hervorge- bracht, formes produifes par tetrait, ohne die Ursache der Schwindung niiher zu bezeichnen. Doch werdeii sic mit deu ludus Helmontii oder Septarien zusammen als analoge Bildungen verglichen.

Der Mergel, in dem sich diese Abdrlicke der Salzwiir- fel finden, nach Stiicken aus dem K. K. Hof-Mineralien- kabinet, ist ungemein feiii und von gleicher blah gelblich- grauer Farbe. Er enthelt AbdrUcke in ziemlicher Auzahl von Conchylien, die gleichfalls eiue Salzwasserforlnation andeuten, Turritella, Corbula u. s . w., doch nur unvoll- kommen erkennbar, und die Schaleii derselbeii ebeu so vollstaudig zerstort uud aufgelilst, als die Masse der Salz-

1) TrdC AL Minerdogie, 1830, f, p. 152. hbgcbildet Tab. IX, Fig. 42.

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krystalle. Dagegen etecken Gypslioscii hin uud wieder in dern Mergel, selbet durch jene Raume bindurcb, die frtiber Salzkrystalle enthielten. Die sechs flacheu Pyramidenspitzen beriihren sich beinahe vollstandig. Sie habcn etwa eincn 2011 Seite.

Die Entdeckung dieser Pyramidenrnergel am Montmartre vcrdankeu wir den HH. D e s m a r e s t Sohu und C o n s t a n t P r e v o s t , welcbe ihre Beobachtungen in eiiier den 15. April 1809 geleseneii Nachricht der philomatiscben Gesellschaft iti

Paris mittheilten I). Die Encbeinung ist ungemein genau bcscliriebcn , doch wird kcine Erkliirung gewagt, eine sol- che fiberhaopt der Zeit wid neucren Reobachtungcn anheiin gestellt. Auch B r o n g ti i a r t hat in der neuen Auflage der geologischen Bcscbrcibung dcr Pariser Gcgend ') wolil die Nachricht der Elitdecker aufgenonimen , keincswegs aber eine Erklariiiig dcs Vorkomrnens versucht.

Die HH. D e s m a r e s t und P r e r o s t theilcii dort ei- lien Durchschuitt der Gypsscliichten mit, der ungeineiii lehr- reich ist. Die Mergelpyraniidcu koiiirncn in eiiicm ziemlicli lockercii Lagcr vor, das zwischcii zwci festen GypsflatZen Jiegt, dem Petit Banc voii 0,19 Metcr als Dach, und dcin Banc Rouge von 3,30 Metcr als Sohle, nacb der dort bci dcii Arbeitern tiblicheii und auch von D e s m a r e s t dern Vater engenommenen Benennung. Bei B r o n gn i a r t ist crsterer No. 17, letztercr No. 21 der dritteii odcr untereu Gypsmasse. Das Lager, 1,27 Metcr inachtig, ist zu oberst zerklliftet, d a m komincn hautige Reste von Meeresconchy- lien, aber blofs in Abdrlicken, die Scbale ist giinzlich zer- stBrt, zu unterst mit dcnselben, etwa in der Mitte des La- gers die Pyramideiirnergel, gleicb uiiterhalb die schbnen pfeil- formigcn Gyyskrystolle, und der ivveifse schnppige, soge- nauntc Schneegyppd, gyplpse niai/'onne, iu Nicrcu, codlich ein

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Theil des Mergellagers ohne Fossilien. wurden von D e s m a r c 8 t uud P r e v o s t bestiinmt:

Folgendc Species

Calyptraea trochifornbis. Mzrrex pyraster. Vier Cerifhien. Tzirritella imbricataria.

- terebra. Voluta citltarea.

- mitricina. Amptillaria sigaretina.

Cardium porulostim. Crassatella lamellosn. Cytherea semistileala. Solen aagina. Corbula gallicn..

- stn'ata. - anutina?

Sie sind sammtlicli deneii von Grignoii analog. Fcriicr faiiden sicli Spntaugcn, HniGschz2lne, Cruchstiickc von Krab- beri , Fischgriiteii uiid Thcilc voii iistigen Korallcnstiickcn. Allcs bcweist , dafs der Absatz dicscr Scliiclit ganz gcwifs iin Rlcere stattfand, wghrend andcrc liiihcrc Scliichtcu durch Lnndtbicrc, Cyclostoincn, Liiniiiicn u. s. w. cbcn so un- zweifclhaft Siifswasscrbilduiigen angehilreii.

Man hatte keincli Vcrdacht auf die Mergclpyramiden, dafs sie als Eindriicke von Sabwiirfeln iibrig geblieben seyii koiiu- ten, sonst hztte niau sich ihrer ebeii so gut als Beweisgriiiidc fiir das Daseyn einer Meeresbilduiig bedielien kilunen , als der Meeresfossilien, ja es ware diefs ein noch vie1 unmit- tclbarerer Schlufs gewescn. Aber nuch erst die Mittclgliedcr der Vorkoinmen von Nordamerika, von Hall, Aussec und aiidcrn Orten konnten darauf hitileiten, sie fur solchc zu nehioen. Aus dem Mcrgel, der selbst nach D e s m a r c s t und P r e v o s t an 60 Procent kohlensauren Kalk cntbllt, wurde gewifs durch eiiie rtuf den oben erwiihnteii Kluftcu in seinen obereii Theilen eiudringeode Gypsl6su1ig der Snlz- gehalt ausgelaugt , so dals gegenwartig nicbts inehr davoii ilbrig ist, aber in dein Theile, uninittclbar iiber dcm tliclr- tcren Merge1 ohne organische Reste, wurden neue Gyps- krystalle abgesctzt. Auch die Bildung dcs Scliuccgypscs deutct auf eiiie pseudoinorphe Abla(;eruiig, doch wiirdcii wobl auch dazu Beobachtungen in dcr Satur und liber die cheinische Zusamineiisetzung der dariiber uiid dcr daruntcr

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liegenden Merge1 erforderlich soya. Die Meeresconchylieli und die Pyramidenmergel, die neben einander, ja einander durchdringend gefunden werden, bilden jedenfalls ein schb- nes Vorkommen zu gegenseitiger Erlauterung.

Das K. K. Hof-Mineralienkabinet in Wien besitzt eine nach Steins& vollendete Bildung, die zu merkwiirdig ist, als dais sie hier iibergangen werdeii sollte. Das Stuck wiirde von Hrn. Custos P a r t s c h bei seiner geognostischen Un- tersuchung von Ocsterreich bei Ranek am Oefscher aufge- funden. Wiirfel voii etwa dreiviertcl 2011 Seitc, aus scchs in der Spitze zusalnmemtofscnden Pyramiden bestehciid, sind in einem sehr miirbeii feinkbrnigen Qzcamsandstein ein- gewachsen. Der Sandstein ist por(is, und zeigt sehr deut- lich ganz ebene Lagen seiner sedimentaren Bildung; auf einigen derselben liegen Glimmerblattchen. Die Masse der Wtirfel besteht gleichfalls aus zusammengebackenen Qtiarz- komchen. Die urspriiugliche Oberfllche der WUrfel ist noch deutlich und ganz eben durch eine zarte Trennung zu erkennen. Die Pyrainidenfliichen siiid treppenf6rmig und schliefsen fast ganz aneinander an. Die Hypothesc eines Wiirfels mit Hohlpyramiden ist also hier uniniiglich, nur die eines vollkommen ausgebildeten WIirfels geniigt. W a r er aber in dem lockeren Sande vor seiner Festwerdung in der Art enthalten, wie die Fontainebleauer Kalkspatlie, oder hat die auflbsende Gebirgsfeuchtigkeit nach Mafsgabe der Auflasung anstatt des Salzes, welches den Raum vol ls th- dig erfiillte, den Sand allmalig abgesetzt? D i e t ist .aus einem einzigen Handstucke ebeu SO schwicrig zu entneh- men, als es vielleicht durch die Untersuchung der Fund- ststte in die Augen springen wtirde. Fiir die zweite der er- wahnten Ansichtcn spricht, dais die schichtenfilrmige Structur des Saodsteins nicht durch die Masse der Wiirfel hindurch- geht, auch scheint der dieselbe zusammensetzende Sand cin, wenn auch unbedeutend feiiieres Korn zu besitzen.

Mit den hohlen , vou Steinsalzwiirfeln zurfickgelasseneii RIumen stehcn die Gypspseudomorphoscn von Giifsling, die Anhydrifpseudoinorphosen von Hall, in so genauem Zu-

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sainineiihange, dafs ich nocb einige Bcobadtuiigen dahili gehbriger Vorkoinmen bier nicht unschicklich anreiben zu inilsseu glaube.

Iii d e n K. K. Montanistischen Museo befindet sich ein Stiick eiiles grbfseren Wiirfels, das aber selbst noch gegcn zwei 2011 mifst, dessen Flsche eingedruckt, die Kanten i n cine11 Grat ausgebend, genau wie die, wenn auch kleine. ren Gypspseudomorphosen. Das Innere des WUrfels be- steht aus grolskbrnig zusainmengesetzten Anhydritindividuen von etwa zwei Linien Durchmesscr in jeder Ricbtung, voll- kommeii theilbar, stark gliinzend, durchsichtig, die Farbe das scb6ne blasse Violblau der Species. Der Fundort ist Hul- lein; es iniissen dort iiorh vide ghiiliche lehrreiche Stiicke vorgekommen seyn, abcr es gelang mir bisher iioch nicht, ungeachtet inehrfdltigeii Nacbfrageiis, feriiere Mittheilungen zu erhalten.

Das K. K. Hof-Mineralieakabiilet besitzt einige Stucke von A i z in der Provence in Frankreich, iin Grofsen Wtrr- fel von 2 bis 3;- Zoll Seite darstellend, aber gauz aus 2 bis 3 Linien grolseli linsenfihnigen Gypskrystallen von ho- niggelbcr Farbe zusammengcsetzt. Die Gestalt der Wiirfel ist verscboben, ganz so wie die in Tbonmcrgel eingescblos- senen Salzkrystalle von Aussee und anderen Orten in den Alpeu, ouch sind die Flachen derselben vertieft, oder viel- mehr es erscheinen vertiefte Drusen rnit Gypslitisen ausge- klcidet, anstatt einer jedeii der Flachen. Die feste Mitte der urn und uin gleich, also urspriinglich eingewacbsen ge- bildeten Massen, hat bei einem der Stiicke nur mehr, etwa 4 Zoll, Dicke, wshreud die Seite des breitgedriickten Wiir- fels nahe 1 ' , dcr Durchmesscr desselben iiabe 24 Zoll be- triigt. Die Rildung dieser Varietat ist nicht zweifelhaft, erst Salzkrystalle in Thon, dann nach ulid nach aufgelfist und zusammengedriickt, wshreiid dem sich Gyps au den Stellen der OberflGche absctzte, aber aus einem absteigen- den oxydirenden Strome, der den Gyps durch Eisenoxyd- hydrat gelb gef3rbt zuriickliefs , w~brend Gypskrystalle in mehr reducirtcin Zustandc der Umgebung weifs siiid. Der

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Vorgang bei der Ersctzmig dcs Chlornatriums durcli gc- wvlssertes Kalksulpliat war bier etwas verscliieden von der Bilduog der Gbtlingcr Pseudomorphosen, bei welclien keiu Absatz von Krystallen auf der Oberfltiche stattfand.

Ich verdnnke Hrn. Ritter v o n P i t t o n i in Gratz scit inehreren Jalircn ein Stack, das sich den bier bcschricbe- ucii nnhk anschliefst. Es ist ein Merge1 init wiirfligen Ilohl- ruumen, dic voii klcineii Krystallen voii Anhydrit drusen- nrtig ausgeklcidet sind. Der Fundort ist Pirano in Istrim, urn so interessaiiter und miclitigcr, als inan iltcrc Salznic- derlagen iii der Umgegeiid iiicht kcnnt, wie in der Nahe inch- rerer dcr tibrigen in dicser Uebersiclit verzcichiictcn Pseudo- morphosen, und doch der Ursprung dcr gcgenwlrtigen un- zwcifelhaft ist. Doch liabcn wir durch die Nalic des Mce- res hiureichend AuflOsungsmittel, um die maclitigstcii Salz- stbcke theoretisch hinwegzuschaffcn, die etwa die Kalk- und Sandsteinforma tionen des sUdliclien Alpenabhaiiges cinst bcgleitct habeii inochfeii, so %vie wir sie iioch auf dem ni)rd- liclien Abhangc dcr Alpeii, der Knrpathen, odcr in dein norddeiitschen Salzrcvier, ja auch in den1 siidliclieii Abhange, abcr inehr gegcn Westen, in den Apenninen, antreffcn.

Hr. v o 11 P i t t on i hatte diese Pseudomorphosen i n ci- ner Mineralieiisaminlui~g des verstorbeiien Saliuendircctors P a t z o v s k y in Capo d’Istria acquirirt. In dem Katalogc stand: u Aus den Salzschlemmereien voii Pirano , sehr scl- ten. t( Sic kamen also wabrscheinlich aus den daioaligen; und von alter Zcit her beriihmten, ausgedeliiiten Meersalz- gewinnungen, der Saline di Sizziolc, im Grunde des Ha- fens delle Rose, oder auch Porto Glorioso gennniit l). Ge- gcnwartig sind dcr Kiistc cntlang vie1 wenigcr Salinen iin Bctriebe als friiher. Die von Pirano wird wit etwva 2000 hrbeiterii durch drei Monate dcs Jahrcs bctrieben, und zwar

cinen bestinimteii Yreis ablicfern. Es felilen die Datcn, uiii zii entscheideii, ob die Bildung dcr Pseudoinorplioscii vicl- leicht mit der Bcarbeitung der Snlinen selbst zusamineli-

fur Rechniing voii Privateii, welch sodanii das S . r l 1 z Ulll

Iiillgt,

1 ) D 1 1 b i, Erd1,csrlirciLong. Y c s ~ l i , Ilardlcbcir 1842. I , S . 349.

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hbngt, wahrscheinlicher ist es, daf's sie aus den Pltercn Mer- geln herstammen, wenn auch diese vou ueuem Salz durch- drungen,sind.

Als ich kilnlicb Hrn. v o n P i t t o n i urn nllhere Dateii iiber das Vorkommen fragte, und er mir auch das Obige freundlichst mittheilte, sandte er mir noch zwei Stilcke voii Sodaar in Ungarn, die von eiuer iieuen Localitat, und mit eigenthiilnlichen Abtinderungen zu dem Schbnsten und Merk- wordigsteu gehbren, was man in dem Kreise der hier ver- zeichneten Vorkominen anzutreffen deoken kauu.

Schon bei den Gypspseudomorphoseu von Gbf'sling war das Aeulsere vou eiuer ctwas hartcrcn Haut .eingefaf'st, die aus kleiuen Dolomitkrystalleu besteht ; hart an diese schlie- fseii die Gypsindividuen an uud erfilllen den Ralun voll- staudig. Die scharf auskrystallisirteu Wilrfel vou 2 bis 3 Linien Seite, wenn auch unregelmlkig schiefwinklig ver- drackt, des Soba re r Sabes wurden wahrend ibrer Aufl6- sung durch eina vou innen angesetzte, also minnere Ky- stallrindem von Dolomit im Aufaage der VerPuderung in ihren Umrissen festgehalten. Als die Salzmasse spater ver- schwand, uahm Gyps die Stelle derselbeu eiii und erfiilltc das Iunere der WUrfel. Aber das MerkwUrdige dabei ist, daf's der Procefs der Pseudomorphose uicht ein nach Kry- stallindividuen abgesoiidcrtcr fur jedco eiuzcluen Salzkry- stall war. Im Gegcntheil erfUllt ein Binaiges Gypoindioi- duum, an der zusammenhlingenden vollkotnmeneu Theilbar- keit kenntbch, das Iniiere von einer groken Auzahl, einer ganzen Druse, von verschiedentlich gestellten Wilrfelu. Auch ist noch zu bemerken, dafs der Gyps von der Doloinit- riude durch einen engen Zwoischentaum getreuot ist, uud selbst eine ratihe, wie durch Auflbsmlg beuagte Obcrflii- che hat.

Mehrere dcutlich verschiedene ZustPude sind bei diesem Stilcke aufeiuander gefolgt :

1 ) Vollkommene Krystallisation dee Salzes. 2 ) Einschluk in Merge], wahrscheinlich iii deinselben

Crewils war er wahrend der Zeit vorlraudeii, als gebildet. Poggendorffs Annal. Rd. LXXI. 17

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eiii Strom von gcsaftigter Salzlbsuiig, der also keiii Salz weiter aufiichmen koiiiite, den Absatz voii Dolomit, koh- lensauren Kalk und kohlensaurer Magnesia vermittelte. Ka- togener Fortschrit t.

3) Anogen gegeii die lctztc, uocli immer katogeii gegeii die erste Periode, vcrschwindet das letzte Salz und kry- stallisirt der wasscrhaltigc Gyps. Der Stroin fuhrt statt kohlensaurer vorwalteiid schwefclsaure Salze.

4 ) Die SalzlOsungeu sind weniger gesiittigt, das Was- scr Ibst deli Gyps an der Oberflache zunachst dcr Dolo- mitriiitlc wieder ;\of.

Das zweite Stuck eiithalt Krystallrindeii voii Doloinit bis tiber einen lialben Zoll iii jcder Richtuiig der urspriing- lichcii Salzwtirfel , zusaininen in einer drusenartigcn Hinde vou etwa einem Zoll Dicke; man konnte au eiue Gangseite oder an Absatz auf eiiiem ebenen Boden denkcn. Im Iii-

iiern liegen kleinere garbenfbrmige uiid Lugligc Formen nachahmende Gestalten von Gyps zwischen den Wiirfelzel- len, welche durch das Verschwinden der Salzkrystalle eiit- standen sind.

Auf das Geiiaucstc mit den hier betrachteteii Gegen- standen verwaiidt , ist der sogenannte kystallisirte Sand- stein.

Nicht der , voii Fontainebleau ist jedocli hier gemeiut, deoii die spitzen hhomboeder desselben gchbren als wirk- liche Krystalle dem Kalkspathe an, der die Sandkbrner bei der Krystallisation umschlossen hat, uiivermOgeiid sie aus der Stelle zu schieben. Aber der krystallisirte Sandstein von der Cansheide bei Stuttgart, der ziiweilen dein vori- geii ahiilich gcglaubt wurde, ist pseudomorph iiaclr Wiir- feln von Steiiisalz gebildet. .41s ich vor inehrcren Jahreii die Gypspseudoinorphoseii iiach Steinsalz voii Gafsliiig be- schriebcii hatte, benierkte mein verehrter Freuiid G u s t a v H o s e in eiuer schriftlichen Mittheilung, dafs wohl der Stutt- garter krystallisirte Sandsteiii eiii ahnliches Vorkoinineii seyii dilrfte. Ich hatte keine Stiicke davoti gesehen, uiid erst jetzt wieder Veraulassuug darnach zu forschen.

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v. A1 b e r t i giebt in seinem classiachen Werke I) fol- gende Localittiten :

1) Bei Stuttgart, TUbingeu und anderen Orteu findet sich der bekenute, in geschobenen WLirfeln kystall isirte Sandstein in dem kieseligen Sandsteiu der dritten oder obe- ren Gruppe des Keupers.

2 ) In deln grobkornigeu Sandstein, der von deln vori- gen durch mebr und minder. machtiga Mergelschichten ge- trennt ist , findeu sich Sandeteinkystalle am Grieswgldcben bei Lbwenstein.

3) Sogenannter kystallisirter Sandstein fiiidet sicb zwi- scben deln bunten Sandsteiii und Muschelkalk am Rothbacli unterbalb Eiks (Commeruscber Bleiberg ), in init WUrfelu bedeckten Sandsteinplatten ( Rlieiiipreulsen ).

G 1 o c k e r gieb t an: Zu d e u pseudoinorphischeii Quarz gehort der sogenannte krystallisirte Sandstein von Fontai- nebleau und Stuttgart.

G u s t a v L e o n h a r d hat fur Kalkspath den Artikel: Stuttgart, auf der sogenaauten Glnsheide, Hhomboeder oder WLirfel ( nach Steinsalz) gleichmgbig mit sehr feiiikorni- gem Quansaud tibermengt , in Keupersandstein.

Letzterea ist die Beschreibung der Foutaiiiebleaiicr Va- rietaten, dknn die Sandsteine von der Ggnsbeide elithalten gar keineii Kalkspath.

B 1 urn hat diese Pseudomorphose nicht. Aus dein oberen quarzigen Keupersandsteiiic der G h s -

heide bei Stuttgart besitzt das K. K. Montanistische Mu- seum Stucke aus einer Sendung des Hrn. Bergratlis H e i l , welche durch Hrn. Gubernialrath RU68egger’e Vermitt- lung mit dessen Salnmlungen vereinigt wurden. Sie zeigen auf einer etwas wel1enfi)rmigen uuregelmtilsig gebogcnen, aber verhlltniCsmiifsig glatteu, nillnlich auf eiiicr blofs raw- hen , Oberfliiche zahlreiche Wiirfelseginente in mancberlei Lagen. Ein Exeinplar aus dein K. K. Hof - Mineralienkabi- nette zeigt au einem mebr ale halbzolligen Wtirfel dehtlich

1 ) hlonographie dcs bunten Sandateins, Muscldkrlka uod Kcupcrr. Stutt-

gsrl und Tirbingcn 1833. S. 145 unJ 18’4. 17 *

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die fur das Salz so charakteristischen treppenfonnigen Fla- chenvertiefungen.

Der Vorgang bei der Bildung dieses krystallisirteii Sand- steins diirfte etwa folgender gewesen seyii. Ohne Zweifel sind die FlXchen, auf denen diese Wilrfcl vorkommen, die uiitereii Flachen dcr Sandsteinlagen, die ilber Merge1 an- gctroffeu wordeii sind. Auf der Oberflffcbe eines Schlamm- sediments, das von dein Meere zurtickgelassen wordeii war, krystallisirte nach dem Abdainpfen des salzigen Wnssers das Steinsalz in Wiirfeln aus demselbeu Iieraus, indcin cs aiich gcgen unteii zii gegen dic wciche scblammige Untcr- lage die Ebenhcit seiner Flachen und Schlrfe dcr Kanten behauytete, wie inan es iiicht aiiders bci einein leicht zu diesein Zwecke anzustelleriden Versiiche fiiidet. Die WLir- fel waren also an ihrem rinteren Theile voii trockneiidcrn Schlamm rimgeben. Eine neue triibc Fluth Iiberdeckte iiun die Ablagerung, und liefs die grdbsten, niechaiiisch mit her- geschweminten Theile als eine Saadschicht dnrauf liegcn. D e r oberc Theil dcr Salzwlirfel wurde vielleicht dabei schoii mit aufgelost, der uiitere Theil aber, der nicht so schnell init aufgelOst werdeii konote, wurde nun durch den Absatz fcst eiiigeschlossen. Bei der sptiterhin iioch fortdauernden Auflasung inufste also der noch nicht festgewoidene Sand sich iiach und uacli in die Raume hineiiisetzen, so wie das Salz Tlieilcheii filr Theilchen aufgelbst und hinweggefuhrt wurde, ohne dafs die feinen Schlammtheile gewaltthetig auf- getriibt und die Oberflschc zerstort werden koiinte.

Dieser Vorgang ist beinahc cine Abfonnung, so wie man sie sich friiher haufig als Erklarung voii Pseudomor- phosen dachte. Die aufmerksame Beobachtuiig uiid Unter- suchuiig dieser hat kingst ein Resultat gegeben, das ich an einem andcren Orte I ) anfiilirte: )#Die EindrUcke durch ein neugebildctes Mineral ausgefllllt, iind dauii die Rinde wieder aufgelast uiid hinweggefillirt, ist wohl noch niemals beobachtet worden. la Auch hier standen die Eiudrucke nie- mals offen, soiidern der Sand drang nur nach Mafsgabe der Aufldsung des Salzes nach, weiin er auch erst uur eiiie

1 ) IIandbucli, S. 299.

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inechanische Abformung bilden konnte, bis er sygter Con- sistenz gewann. Doch ist gerade dieses Vorkommen noch einer mechanischen Abformung am ngchsteu, weil das Salz ein so leicht auflbslicher Kbrper ist.

Hr. v. A l b e r t i hat leider keiue genauen Angaben Uber die Art des Vorkommens dieser Sandsteine veneichnet, eben so weuig fand ich anderwarts Nachrichten dariiber, auch felilt noch was iinmer fLir eine Erkltiruiig der Ersclieinung, daher die gegeuwartige eine Untersuchung des Vorkominena an Ort und Stelle wohl recht wiinschenswerth macht.

Der Sandstein, wenn auch fest, erscheint dabei unzwei- felliaft als sedimentare Bildung, ober . sptiter fest zusammen- gebacken, und zwar durch kieselige Materie, die sich iiach uiid iiacli an den SandkUnichen absetzte, denn die anfaiigs yorbsen Sandsediinente sind es doch vornelimlich, auf wel- chen die Bewegung des Wassers geschieht, wBhrend die Thou - uiid Mergelschichten undurchdrin@che Wliude bil- den, und durch diese Wgsser wird leicht die erforderliche aufgelbste Kieselerde zugefiihrt.

Von dem sogenannten krystallirirten Sandsteine aus der Umgegend von Cassel erhielt das K. K. Montauistische Mu- seum einige Stticke durch Hrn. Dr. B a a d e r , dem sie vou Hrn. Dr. T a m n a u mitgetheilt worden waren. Die Wur- fel haben hier nahe dieselbe Grafse von einer bis zu drei Linien, auch sind einige no& rechtwinklich, andere wie die Gbfslinger Gypspseudolnorphosen, zwischen zwei Kan- ten schiefwiuklich gedriickt. Viele aber haben vertiefte Flicheii, zum Theil treppenfbrmig. Der Sandstein, wel- cher sie erfiillt, erschien vie1 feiner im Korn. als der von Stuttgart, ja der grbfsere Theil der untersuchten Stucke war nicht einmal u krystallisirter Sandstein, 01 sondern es war 18 krystallisirter dichter Kalkstcin. dadurch entstanden, dafs sich tiber den Salzkrystallen, anstatt des Sandes, Kalkschlalnm absetzte, der sodann zu einem beinahe dichten Kalksteine erhartete, ganz ahnlich so vielen von den sogeiiaunten Wiener oder Karpathen-Sandsteinen, die am Ende bei ge- imicr Retrachtung als grobe hydraulische Kalksteine er- k a n 11 t we r d en.

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Mechanische Pscudomorphosen , wie die bier beschrie- benen, unterscheiden sich deutlich von denjenigen, bei wel- chen die Materie selbst, die den frtiher von eiiier andern Species erflillten Raum einnimmt, sich in dem Fortgang der Gesteinbildung erst neu eneugte. Doch verdienen sie im- merhin die grafste Aufmerksamkeit. Man k6nnte die 8 ) kry- stallisirten Sand - und Kalksteine ron Stuttgart uud Cassela a h Reste eiiier unorganischen 81 marinen Species betrach- ten, die eben so wic die oben erwlhnten leeren Rlume nach Salzwtirfeln fur die Bildung des in Rede stehenden Gebirgsgesteines als ein eben so unbestrittener Beweis f ~ r Absatz aus Salzwasser gilt, als ihn nur immer eine aus- schliefslich dem Meere angehorige organische Species zu liefern im Stande ist.

Ich bin erst kUnlich mit Hrn. Geh. Bergrath NUgge- r a t h's Abhandlung n Ueber irregulGre SteinsabkystaUe und P8acdomorphosen nach solchenu ') bekannt geworden, in welchen dieser kenntnifsreiche nnd eifrige Forscher insbe- soiidere die wurtemberger sogenannten kryetallisirfen Sand- steine genau so erklsrt, wie sie im Vorhergehenden ge- schildert worden sind.

Ich kann es mir nicht versagen, die darauf beziigliche Stelle hier wurtlich wiedenugeben: .Die Krystalle - sind - ghnlich gebildet wie die bekannten Thierfiihrten von Hildburghausen und andern Fundorten. WUrfel von Stein- salz eotstanden zuerst an der Oberflgche des als ein wei- cher Schlamm abgelagerten Merge18 oder Schieferlettens. Die Krystalle bildeten sich, in diese weiche Masse eingrei- fend, aus. Bei der darauf gefolgten Entstehung der Sand- steinschicht , welche jetzt die pseudomorphischen Krystalle enthalt , wurden die noch nicht vollsttindig erhlrteten Kry- stalle durch die Sandsteinmasse gedrtickt, zerquetscht und verschoben, zugleich nach und nach aufgelast, und wlh- rend dieses Zustandea, wo der Sandstein no& keine g e llugende Consistenz hatte, driickte sicb die Masse dessel- bcn in die leeren RBume, welche die Steinealzkrystalle in 1) ". Laonhard und B V O I I : ~ , NCIIU JahrLuch, 3. IIell, lM6, s. 307.

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263 der zuunterst liegenden Schicht zuruckgelassen hatteu. Sie stimmt in mehreren Beziehungen nahe w0rtlich lnit der obeu gegebeuen ErkISruog Elberein, nur dafs ich das Allmalige in dem Fortgange der Bildung, das gleichzeitige Verschwin- den der Krystalle und Nachrticken des Sandes, bevor er zu Sandstein zusammengekittet wird, scharfer bezeichnet zu habeu glaube. Diefs ist aber ein h0chst wichtiger Punkt, nicht nur iu der Gesdichte der einzeluen Pseudomorphose, sondern iu der Metamorphose der Gebirgsschicht uberhaupt.

N 0 g g e r a t h hat ferner noch eiue schatzbare Reihe von Literaturwerken angefiibrt, die ich nicht verglich, aber hier zur Vervollstandiguog der Quellen von ihm entlehne. Es sind die Werke von J o r d a n I ) , J a g e r *), v. S t r u v e 3),

F r e i e s l e b e u 4) , E i s e n b a c h $), v. O e y n h a u s e n , v. D e c h e n und v. L a r o c h e $), v. A l b e r t i '), P l i e n i u - g e r * ) und H a u s m a n n *). Ich glaube nicht nothwendig zu haben sie nach ihreii einzelnen Augaben anzufuhreu, da diese iu Bezug auf die Ansicht der Verhaltnisse keiue voii deu erwahuteu abweicheuden Modificationen zeigeu.

1) hIiocrologircha und chemirche Bcobrclituogen u. Erfahrpyap, GBctingcn

2) Deokxhriftcn der vrtcrljoJirchen Gerellichoft der Acn.re und Naturfor-

1800. S. 143.

scber Scbwabcns, 1. Band, 1805, S. 293. 3) Ii. v. S. bliocralogiiche Beitrsge, voitiiglicli in Hinricht out' Wurtem-

berg uod dcn Sclawarrwald. G o t l i ~ 1807.

4 ) Geognortirchc Arbcitcn, 4. Band, 1815, S. 325. 5 ) Bcichrcibung und Guchidrte dcr Stadt uod Uoivcriit5t Tiibiogca, 1822, S. 636.

6) Gcognostischrr U m r i t dcr Rlieiolinder rwirchcn B a d und Mainr, 2. wleii, 1825, s. 170.

7 ) Die Gebirgc des K6nigreichr W'Grtember6 in bcroodrrcr Bericliiiog auf Halurgic, 1926, S. 113.

8) Huchrcibung yon Stuttgaut. houpw3clil;cli narli ieiocn naturwiucoichdt- lichen und rocdicinirchcn Vcrliiltoiucn, 1834, S 67 und 69.

9) Unterwchungcn Gber die Formcn dcr lcbloacn Natur, I, S. 504. Ucbcr- r i c h J r r jiiogcrco FliitrgcbilJc ini Plufsgebicte dcr VVexr, S. 143.

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Besonders untcr den llteren darf man ja ohnedem keine mit den neiieren (ibereinstimmenden Ansicbten zu findeu crwartcn, die eich selbst erst nach und nach entwickelu.

Die Pseudomorphose von A h in der Provence iat, wie oben , gleichfalls iu dieser Abhandlung beschrieben. Die vtrdriickfen Salzwiirfel, in der Geschichte der Gy-pspseudo- tnorphosen von Gsfsling das erste Stadium, wurden eben- falls von N I ) gg e r a t h naturgemafs beschriebeo. Die von ilim erwlhiite Rinde, wie 11 durch eine eptltere Nachkrystal- lisation entstanden., ist in der ersten Abtheilung der un- tell aufgezahlten Varietateii als Pseudomorphose 0011 Salz uach Salz enthalteu.

Fafst inan sPmintliche bisher in Verbindung mit dem Steinsalz beobachteteu und beschriebeuen, den Pseudomor- phoseu aiizureihenden Vorkommeu in einem Bilde zusam- men, so gewinnt diefs bereits ein grofses Interesse durch die geologische Wichtigkeit der ursprhglichen Species und das Souderbare der Erscheinung mehrerer derselben. Man kenn t nvmlich :

1 ) Die Pscudomorphose VOD Salz uach Salz. KOrnige Maseeii durch fortgesetzten Druck auf Merge1 mit einge- wachsenen Salzwurfeln , in den Wilrfelmassen der letzte- reu. Aussee. Ha id i n g er. Ueber die Pseudomorphoseu u. s. w. Abhandluugen der K. b0hmischeu Gesellschaft der Wissenschaften. V. Folge, Bd. 3, S. 5. N o g g e r a t h .

Ha id., v. H o 1 g e r' s Zeitschrift fur Physik und verwandte Wissenscbaftea, Bd..b, Hcft 4, S. 2'26, B 1 u m , Pseudomorphoscii , S. 223.

3) Gyps. Gi)Tslini; au der Ips, Oesterreicb. Haid. , v. H o 1 g e r's Zeitschrift , S. 225. Aix in der Provence, Frank- reich; im K. K. Hof.Miueralienkabi~et. (Siche oben) E6g- g e r a t h .

4) Dolornit. Rinde, innen Gyps. So6var. Von Hrn. v. Pi t ton i mitgetheilt.

5 ) Anhydrit. Hall, Tyrol. Haid., v. H o l g e r ' s Zcit- schrift, S. 225. Halleiu, Salzburg, im K. K. Montanisti- schcn Museum.

2) Polyhalit. Aussee.

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6 ) Leere Rdiume, wgbrend der Vertinderung erfilllt von Wasser. Syrakus, Salina und viele andere Ortc in Neu- York N. A. E a t o 11. Hehlen , Hannover. H a u sin a 11 n. Aussee in Salzthon, im K. K. Montanistischen Museo. Mont- martre bei Paris. D e s m a r e s t Sohn und C o n s t a n t P r e - v o s t , Jottrnal des mines, Vol. XXV, p. 227. Piraiio in Istrien, ausgekleidet mit Anhydrit.

7 ) Sandstein. Gansheide bei Stuttgart, Tubingen, LO- weustein U. 8. W. v. A l b e r t i , S, 147. Rothbach bei Cam- mern. v. A l b e r t i , S:l86. Am Oetscher in Oesterreicb, nach P a r t s c h , im K. K. Hof-Mineralienkabiuet. N a g - g e r a t h.

8 ) Kulkdein, dicht. B 1 urn hat in seinen trefflichen JjPseudomorpbosen des

Mineralreichscc nur die unter 2, 3 und 4 augefuhrten ver- zeichnet. Bei den andern ist das Ansehen so ungewbhn- lich, dafs man sich nur uacli und nach entschliefsen konnte, sie auch filr analoge Bildungen zu erkliiren.

Eine andere Art dnselbst erwtihnter Pseudomorphosen *), uach v. L e o n b a r d ’ s Angabe, Steinrala nach Bifterspafh giebt es nicbt. ’ Das sind eben die in und mit dem Mer- ge1 *chief geddckten Sabwurfel, deren uuter andern das K. K. Montanistische Museum von mehreren unserer Alpen- Salzvorkommeii besitzt.

Es verdient bemerkt zu werden, dafs sich die Fundorte der Pseudomorphosen und Eindrlicke, die nach Salz gebil- det sind, uud von demselben herrlihren, bereits VOII der Onondaga Salzgruppe der oberen silurischen Schichten Nord- ainerikas, durch den unteren Rluschelkalk vou Norddeutsch- land, durch die Salqebilde unserer Alpen nnd deu oberen Keuper WUrtembergs bis in die untereu Absltze der mio- zenen Pariser Gypsschicbten fortziehen. Nach den Mustern der letzteren dfirfte es nicht schwierig seyn sie auch kiinst- lich heroonubringen. Wichtiger ware ee, wenn man hhn- lich geformte Rgume in Schichten autrtife, die alter sind als die bisher bekannten Steinsalzvorkommen, oder in sol-

Die Variet%ten von Cassel.

1) s. 221.

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chen, welche man ihrer kryetalliuischeii Beschaffeiiheit we- geu zu den metamorphischeu zu zlbleu gewohnt ist.

VII. Der Aspasiolilh als Pseudomorphose riach Cordieril, nebst Bemerkungen iiher Metamor- phismus; von YY: H n i d i n g e r .

(Mitgctlicilt vom Hm. Vcrf. mi den Abhrodl. dcr Frrunde dcr Naturwiacoachafico in Wico. )

v o r einiger Zeit hatte icb eine Anzahl von den in den lnineralogischen Handbuchern als eigeiithiilnliche Species angeflihrten Korpern als Pseudomorphosen dem Cordierit angereibt ') den Fahlunit , den Praseolith, den Esmarkit, den Gigantolith, deu Bonsdorffit , den Chlorophyllit, den Weifsit und den Pinit. Vielleicht machte auch der Oosit dahin gehoren. Mehrere Mineralogen hatteii bereits frtiher bei einigen derselben auf die Thatsache der Pseudomor- phie hingewiesen, wie D a n a , T a m n a u ; auch erscheint sie bei einigeii Varietlten in den verschiedeiien Handstiik- ken so unzweifelhaft, dafs inan fuglich diejenigen nicht aus- schliefsen kauii , bei welchen das Aqsehcn mehr versteckt ist, und die daher, obwohl lange bekannt, keiue Vcran- lassung gabeu ihre EigenthUmlichkeit in Frage zu stellen.

Die Aiialysen von 80 verschiedenen Fundorten der Mi- neralien selbst wurden zu deu verschiedeusteil Zeiten dcr Entwicklung der Analysirkuust von den verschiedensten Au- toren vollendet. Aufserhalb des Zusalnmenhanges konnten sie also aich nicht immer genau nach ihrem wahren Wer- thc verglcicheii lasseo, und gerade diejenigeii Aiialyseii fehl- ten, von welchen man durch deu Augeuscheiii beweisen koniite, dafs sie ail dem weichen umgebenden Theile uiid dem hiirteren unzweifclhaft inuerhalb eiuer eiiizigerl Kry-

I ) hbhaodluogcn cler K. bfihmirclicn G~acllwhak dcr Wirienrchdtcn. V. Fulge, DJ. 4. Pnggondorff 's hnnd. I&&. Bd. 67, S. 441.