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1939 job. \NS Aethenylamidonaphtol, C~OHG< 2C. CH3. Werden die vollkommen trockenen Bliittchen der Sublimation im Tiegel unterworfen, so setzen sich farblose Oeltropfen am Tiegel- deckel ab, welche einen eigenthiinilichen, ' anisartigen Geruch besitzen und, mit verdiinnten SBuren in Beriihrung gebracht, zu einem weissen Krystallbrei erstarren, w%hrend ihre Liisung in Aether eine blaue Fluorescenz zeigt. Da ich zu wenig von dem Oel hatte, um es destilliren zu kiinnen, zog ich vor, die Veibindung als Platindoppel- salz zu analysiren. Dieses fiillt ntimlich als hellgelbes krystallimisches Pulver aus einer alkoholischen, salzsauren Liisung der Base auf Zusatz von PlatinchloridlBsung aus, und seine Analyse bestiitigte die Ver- muthung, dms ich hier das Aethenyl-a- Amido-@-Naphtol, .ox \N: Gefunden CloHcj: ZC.CH.q, in Hginden hatte. Berechnet fiir (Cis Hs ON. HCl)sPtC4 + 2 Hp 0 bei 1100 Ha0 4.46 4.42 pCt. Pt 24.19 24.23 2 Wird der vorhin erwgihnte, iilige, in Alkalien unliisliche Theil des Reduktionsproduktes mit Aether ausgezogen, so hinterlbst dieser beim Verdunsten Oeltropfen mit dem charakteristischen Geruch der Base. Dieselbeu erstarren mit Siiuren ebenfalls zu einem Krystallbrei und geben dasselbe Platindoppelsalz. Die Versuche der Ueberfiihrung des Aethenylamidonaphtols in die Acetylverbindung sind noch nicht abgeschlossen. Berlin , Organisches Laboratorium der Technischen Hochschule. 868. Rudolph Fittig: Ueber die eogenannte Tetrineliare, Pentinsilure, Hexinsiiure u. a. w. (Eingegangen am 16. Juli; mitgetheilt in der Sitznng von Hm. A. Pinner.) In einer Reihe von Abhandlungen, am ausfiihrlichsten Ann. Chem. Phys. [5], 20, 433, hat Dkmargay eine Klasse neuer Sauren be- echrieben, die er durch successive Einwirkung van Brom und alko- holischem Kali auf Methyl-, Aethyl-, Propyl-, Isopropyl- und Isobutyl- Acetessigiither erhielt. Die Sanren sollen die merkwiirdige Zusammen- setzung:

Ueber die sogenannte Tetrinsäure, Pentinsäure, Hexinsäure u. s. w

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Page 1: Ueber die sogenannte Tetrinsäure, Pentinsäure, Hexinsäure u. s. w

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job. \NS

Aethenylamidonaphtol , C ~ O H G < 2C. CH3.

Werden die vollkommen trockenen Bliittchen der Sublimation im Tiegel unterworfen, so setzen sich farblose Oeltropfen am Tiegel- deckel ab, welche einen eigenthiinilichen, ' anisartigen Geruch besitzen und, mit verdiinnten SBuren in Beriihrung gebracht, zu einem weissen Krystallbrei erstarren, w%hrend ihre Liisung in Aether eine blaue Fluorescenz zeigt. Da ich zu wenig von dem Oel hatte, um es destilliren zu kiinnen, zog ich vor, die Veibindung als Platindoppel- salz zu analysiren. Dieses fiillt ntimlich als hellgelbes krystallimisches Pulver aus einer alkoholischen, salzsauren Liisung der Base auf Zusatz von PlatinchloridlBsung aus, und seine Analyse bestiitigte die Ver- muthung, dms ich hier das Aethenyl-a- Amido-@-Naphtol,

.ox \N:

Gefunden

CloHcj: ZC.CH.q,

in Hginden hatte. Berechnet fiir

(Cis Hs ON. HCl)sPtC4 + 2 Hp 0 bei 1100 Ha0 4.46 4.42 pCt.

P t 24.19 24.23 2

Wird der vorhin erwgihnte, iilige, in Alkalien unliisliche Theil des Reduktionsproduktes mit Aether ausgezogen, so hinterlbst dieser beim Verdunsten Oeltropfen mit dem charakteristischen Geruch der Base. Dieselbeu erstarren mit Siiuren ebenfalls zu einem Krystallbrei und geben dasselbe Platindoppelsalz.

Die Versuche der Ueberfiihrung des Aethenylamidonaphtols in die Acetylverbindung sind noch nicht abgeschlossen.

B e r l i n , Organisches Laboratorium der Technischen Hochschule.

868. Rudolph Fittig: Ueber die eogenannte Tetrineliare, Pentinsilure, Hexinsiiure u. a. w.

(Eingegangen am 16. Juli; mitgetheilt in der Sitznng von Hm. A. Pinner.)

In einer Reihe von Abhandlungen, am ausfiihrlichsten Ann. Chem. Phys. [5], 20, 433, hat Dkmargay eine Klasse neuer Sauren be- echrieben, die er durch successive Einwirkung van Brom und alko- holischem Kali auf Methyl-, Aethyl-, Propyl-, Isopropyl- und Isobutyl- Acetessigiither erhielt. Die Sanren sollen die merkwiirdige Zusammen- setzung:

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Tetrinsiiure = 3(C4H40a)HaO, Pentinahre = 3(C~HsOa)Ha0, Hexinahre = 3(CgH~Oa)Ha0, Heptinsiiure = 3 (C, Hlo 0a)Ha 0,

haben. Noch merkwiirdiger ist die Zusammensetzung der Sake dieser

Siiuren. Von der Tetrinsiiure aus Methylacetessigiither z. B. werden die folgenden Salze beschrieben :

5 (C4 KOa) 2 (NH4)a 0, 5 (C4 H4 Oa) 2 Aga 0, 5(CrH402)2KaO, 5(C4)tOa) 2 B a 0 + 2Ha0, 2(C4)4Oa)BaO, Ha0 U. 8. W.

Am merkwiirdigsten aber sind die f ir diese Siiuren aufgestellten Constitutionsformeln. Die Tetrinsiiure soll

co-.-co C H ~ - - - C H ~

oder unter Beriicksichtigung des Wassers H O - - - C - . - O - - C - . - O - . - C - . - O H

/, I \ I \

CH2 C O CHaCO CHa'CO

c H2 CHa CHa , I , , \ /

\ I \ I

sein. Da diese siimmtlich gut krystallisirenden Sauren , miiglicher Weise

in das Forschungsgebiet gehiiren, auf dem ich seit langerer Zeit thitig bin, war es mein Wunsch, sie durch eigene Anschauung kennen zu lernen und ich veranlasste deshalb Herrn E r n s t Schul tz , die Ver- suche von Demaryay zu wiederholen und zuniichst die sogenannte Tetrinsiiure (acide tdtricpe) in etwas griisserer Menge darzustellen. Die Gewinnung dieser Verbindung nach den Angaben von Demarqay aus Methylacetessigather bietet keine grossen Schwierigkeiten, leichter erhalt man sie aber, weuii man das Kali ganz wegliisst. Der gebromte Methylacetessigather geht schon bei gewiihnlicher Temperatur lang- Sam, rascher, wie vor kurzem auch Pawlow (diese Berichte XVI, 486) fand, beim Erhitzen fiir sich, noch leichter beim Erwgrmen mit Wasser in die Saure iiber. Die auf eiue der letzteren Weisen dar- gestellte Verbindung ist durchaus identisch mit der von Herrn Sch ult z nach D e m ar q By's Verfahren bereiteten , * und die Angaben von De- margay iiber den Schmelzpunkt und die anderen physikalischen Eigenschaften aind vollstiindig richtig , allein die Zusammensetzung der Siiure ist eine ganz andere. Sie ist wasserfrei, verfliichtigt sich aber bei 100" echon merklich und enthiilt nicht 4, sondern 5 Kohlen-

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sto&atome. Mehrere Analysen ergaben Zahlen, die genau fir die Formel G & q passen. Sie ist eine starke einbeeische Slime und ihre Salee sind nach der einfachen Formel Cs Hs OsM zusammengesetzt. Ihre Bildiig aus dem gebromten Methylacetessigiither erfolgt durch Abapaltung von Bromwaaserstoff und Verseifung :

C,H~B~O---CO---O-.-C~HJ + H20 = C~HgO--CO-.-OH + BrH + C&Hs---OH.

Aus dem mir soeben zugegangenen Heft 1 ron Liebig’s Annalen Band 219 ersehe ich, dass Wedel in Geuther’s Laboratorium in gleicher Weise aus Bromiithylacetessigiither die homologe Siiure Cs Ha 0s dar- gestellt hat. Wedel scheint aber die Arbeit von Demarqay nicht gekannt zu haben, somt wiirde er wohl bemerkt haben, dam seine Sgiure die gleichen Eigenschaften beaitzt , wie die sogenannte Pentin- siiure von Demargay.

Aus der einfachen glatten Bildungsweise dieser Siluren ist es leicht sich Ansichten iiber die Constitution derselben zu bilden. Es scheint mir aber wichtig, diese zuniichat durch die Versuche, mit deneii Hr. Schul tz beschliftigt ist, zu priifen. Bemerken miichte ich indess, dass fir mich die Verdoppelung der obigen Formeln und die von Wedel und G e ut her ausgesprochenen Ansichten iiber die Constitution der Sliure c6H803, die sie Aethylsuccinylobernsteinsl iure nenneri und als eine zweibasische siiure c18 H16 0 6 auffassen, keinen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit haben. I)as physikalische Verhalten der Siiuren, die echon bei 1000 sich merklich verfliichtigen und bei hiiherer Tem- peratur unzersetzlich sublimiren, scheint mir sehr gegen die Annahme zu sprechen, dass es zweibasische S u r e n mit so hohem Molekular- gewicht und 6 Sauerstoffatomen im Molekiil sind.

S t r a s s b u r g i./E., den 14. duli 1883.

Nachschrif t .

Als ich die vorstehende, eigentlich noch fiir das vorige Heft be- stimmte Notiz an die Redaktion der Berichte absandte, waren mir die erst in der Zwischenzeit (diese Berichte XVI, 1870; Compt. rend. 97, 99) publicirten Versuche von P a w 1 ow iiber denselben Gegeiistand noch unbekannt. Pawlow iat genau zu demselben Resultat wie Schul tz gelangt und ich wiirde meine Notiz noch zuriickgezogen haben, wenn ich nicht der Meinung wlire, dass der Wissenschaft nur damit gedient sein kann, wenn zwei Forscher unabhiinngig von einander zu dem gleichen Resultate gelangen.

S t r a s s b u r g LIE., den 28. Juli 1883.