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43 PB’. liuhbuumes @do de Vatu)., (ieber die Ziisammensetaung der Milch des VOU R. F. MARCHAND. Die Milch des Kuhbaumes, Palo de V~CQ oder Palo de Lethe, welche nur sclten nach Europa kommt, ist durch B ous- s i n g a u l t und M a r i a n o d e R i v e r o in Amerilia selbst un- lersucht worden, welche dieseIbe BUS den Baumen der Berge bei Periquito sammelten, welches nordwestlich von Maracay, im Osten von Caraccas, liegt. Die beiden Gelehrten gaben fol- gende Beschreibung von der Milch, welche ich hier mittheile, da sie nicht sehr bekannt geworden ist. Ein Auszug eines Scbreibens des Hin. Boussingault vom Jabre 1823, aus welchem 3ch nachsiehende Notix entoehme, befindet sich i n deu Ann. de china. et de plys. 1’. XSrZI. p. 219. ,,Die vegetabilische Milch , heisst es darin , besitzt dicsel- ,,ben pbysikalisclien Eigenscharten wie die Kuhmilch , mit dem ,,Unterscbicde, dass sie schleimiger ist j ouch ihren Geschmeck ,,besitzt sie; was indessen die chemischen Eigenschaften be- ,,trilft, so sind sie wesentlich von denen der anirnslischen Milch ,,verschie?en. Mit W-rrsser liisst sie sich in jedem Verhiiltnisse ,,mischen und wird, auP diese Weise verdiinnt, durch Kochen ,,nicht coagulirt. Auch lassen sie die Siiuren nicht gerinnen ,,wie die Kuhmilch. Ammoniak Piillt sie nicht, macht sie viel- ,,mehr fl ussiger. Diess bemeist die Abwevenheit von Kaut- ,,schuk, denn ‘wir haben gerunden, dass dieser Stoff in cler al- ,,lergeringsten Menge dadurch aus den STfh niedergeschlagen ,,wird und dass das getrocknete Prscipitat die Eigenschaften ,,des Gunami elaslicurn besitzt. ,,Allrohol congulirt die Milch eigeiillich nicht, sondern macht ,,den Saft nur leichfer filtrirbar. Iin Prischen Zusfande wird ,,Lalimos davon geriithet. Ihr Kochpunct liegt bei 729 Mm. B. ,,bei 100’ C. ,,Der Einwirkung der Wiirme unterivorfen, zeigt sie zuerst ,,dieselben Erscheinungen wie die Kiihmilch ; auf der Oberfliiche ,,sondert sich ein Hgiutchen ab, welches rlas Entweichen des ;,Wasserdnmpfes hindert Entfernt man das UIutchen uud dampft .

Ueber die Zusammensetzung der Milch des Kuhbaumes (Paìo de Vaca)

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PB’.

l i u h b u u m e s @do de Vatu)., ( i e b e r d i e Z i i s a m m e n s e t a u n g d e r M i l c h des

V O U

R. F. M A R C H A N D .

Die Milch des Kuhbaumes, Palo de V ~ C Q oder Palo de Lethe, welche nur sclten nach Europa kommt, ist durch B ous- s i n g a u l t und M a r i a n o d e R i v e r o in Amerilia selbst un- lersucht worden, welche dieseIbe BUS den Baumen der Berge bei Periquito sammelten, welches nordwestlich von Maracay, im Osten von Caraccas, liegt. Die beiden Gelehrten gaben fol- gende Beschreibung von der Milch, welche ich hier mittheile, da sie nicht sehr bekannt geworden ist. Ein Auszug eines Scbreibens des Hin. B o u s s i n g a u l t vom Jabre 1823, aus welchem 3ch nachsiehende Notix entoehme, befindet sich i n deu Ann. de china. et de plys . 1’. XSrZI. p . 219.

,,Die vegetabilische Milch , heisst es darin , besitzt dicsel- ,,ben pbysikalisclien Eigenscharten wie die Kuhmilch , mit dem ,,Unterscbicde, dass sie schleimiger ist j ouch ihren Geschmeck ,,besitzt sie; was indessen die chemischen Eigenschaften be- ,,trilft, so sind sie wesentlich von denen der anirnslischen Milch ,,verschie?en. Mit W-rrsser liisst sie sich in jedem Verhiiltnisse ,,mischen und wird, auP diese Weise verdiinnt, durch Kochen ,,nicht coagulirt. Auch lassen sie die Siiuren nicht gerinnen ,,wie die Kuhmilch. Ammoniak Piillt sie nicht, macht sie viel- ,,mehr fl ussiger. Diess bemeist die Abwevenheit von Kaut- ,,schuk, denn ‘wir haben gerunden, dass dieser Stoff in cler al- ,,lergeringsten Menge dadurch aus den S T f h niedergeschlagen ,,wird und dass das getrocknete Prscipitat die Eigenschaften ,,des Gunami elaslicurn besitzt.

,,Allrohol congulirt die Milch eigeiillich nicht, sondern macht ,,den S a f t nur leichfer filtrirbar. Iin Prischen Zusfande wird ,,Lalimos davon geriithet. Ihr Kochpunct liegt bei 729 Mm. B. ,,bei 100’ C.

,,Der Einwirkung der Wiirme unterivorfen, zeigt sie zuerst ,,dieselben Erscheinungen wie die Kiihmilch ; auf der Oberfliiche ,,sondert sich ein Hgiutchen ab, welches rlas Entweichen des ;,Wasserdnmpfes hindert Entfernt man das UIutchen uud dampft

.

44 Rlarchamd, Ub. die Milch des liuhbaumes.

,,die Milch hei gelinder 'CViirme aby so erhiilt man einen Riicrr- ,,stand, melcher dem Fmngipane iihnlich ist; eetzt man das Er- ,,hitzen fort, so biltlen sich ijlige Tropfen , die sich vermet~ren, , j e mehr Wasser verdiirnpft. Endlich hildet sicb eine flussige ,,ijlige Substan;, in welchcr eine IibrGse Masse schwimmt, wel- ,,che zusnrnmentrocknet untl zusammenschrumpft, je melir die ,,Temperatur des Oeles zunimmt. Endlich stusst sie einen Ge- ,,rucb nusy welcher sehr an gebrntenes Fleisch erinnert. Durch ,,die Einxvirkung der Hilze trcnnt man die vegetabilische Milch ,,in 2 Thcile, einen schmelzbaren, welcher zu den Petten ge- ,,ti6rty und einen fibriisen, welcher animalischcr S a t u r ist. Treibt ,,man die Erhitzung nicht zu weit, SO dass die schmelzbare ,,Substanz nicht siedet, so Iiann man sie unverYndert erhalten; ,,sie bietet tfnnn folgende Eigenschnften dar :

,,Sie ist gelblich -weiss, durchscheinend, fest und wider- ,,steht dem Eindriiclie des Fingers. Bei 40" C. beginnt sie zu ,,schmelzen und ist vollstiindig zerflossen hei GOo. 8ie ist unliis- ,,lich in Wasser, wird indessen von iitherischen Oelen leicht ,,aiifgelijst; sie verbindet sich mit Petten Oelen und bililet damit ,,fiirrnliche Cerate. Alkohol von 80" lust sie vollkommen in tler ,,Siedehitze aiif untl Ihsst sie beim Erl;ulten wieder herausfa'al- Jcn. Mit kaustisctiern Ksli ist sie verseifbar ; mit Ammoniak ,,gekocht, hildet sie eine seifenartige Emulsion. Heisse Salpe- ,,tersiiure lust sie unter Entwickelung von salpetriper SCure sue ,,und bildet 0.u:rlsiiurc.

,,Diese Substam schien nns sehr vie1 Aehnlicbkeit mit dem ,,gereinigten Bienenwschs zu haben; man ksnn sie auch w i e ,,dieses benuken, denn wir haben Lichter daraus verfertigt.

,,Die fibriise Siibstanz haben wir u n s verschilflt, indem wir ,,die Nlilch verdnmpften , das geschmolzene Wachs abgosuen und ,,den Ruckstand mit eiriein atherkchen Oele auswuschen , urn ,,cine jede Spur des Wachses zu entfernen. Der Riiclistand ,,wurde aiingeyresst iintf lange Zeit mit Wasser gekocht, urn das ,,ltherische Oel mi verfluchtigen. Dessenungeachtet konnte der ,,Geruch desselben nicllt viillig entfernt merden. AuP dieve ,,\veise dargestcllt, ist die fibrijse Suhstanz braun untl ohne ,,Zweifel ein wenig vcrandert durch die hotie Temperatur des ,,geschrnolzenen Wachses ; geschmacklos; auP gluhendes Eisen ,,geworfen, krummt sic sich, bliiht sich auf, schmilzt und ver-

Marchand, iib. die !Wch des Kn'uhbaumes. 45

,,kohlt, mit dem Geruche nach gebratenem Fleisch. Mit ver- ,,dunnter Salpeterslure behandelt, entwickclt sich ein Gas, w C ~ -

,,dies nicht SlickstolFoxyd ist. Die Substanz verwsndelt sich ,,dabei i n eine gelbe fettige Masse, wie dns bluskelfleisch, wenn ,,man daraus StickstoR' nach B e r t h o I I e t's Verfahren darstellf.

,,Alkohol lost die fibrijse Substanz iiicht auf; wir haben ,,(laher diesen angewenrlet, urn sic unverlritlert zu erhallen. Be- ,,handelt man das -Extract der Milch wiedcrholt mit Weingeist ,,und filtrirt dicsen heiss ab, SO erhiilt man zuletzt die Substanz ,,in Gestalt wcisser biegsamer Ihsern; sie lijst sioh dann leicht ,,in verdiinnter CIilorwasserstoffsBure. Sie besitzt , wie man -,,sieht, dieselben Eigenscharten wie der thierische Faserstoff.

,,Die Gegenwart eines Stones, welchen , man gewiihnlich ,,nur' unter den thierischen Secretionen antriflt, in der Pflan- ,,zenmilcb ist gewi.Fs eine uberrascbende Thatsache, wel- ,,che wir mit. mchr Vorsicht mitthcilen wurden, wenn iiicht ei- ,,ner unserer beruhmtesteti Chemiker , Hr. V a u q u e l i n , den ,,thierischcn Faserstor?' schon in d'em Milchsafte von Carica ya- , ,pap g e fu n den hiit t e ?) .

,,Es ist noch die Flussiglieit zu untersuchen, welche in ,,(lcr Milch des Palo de Lcclce das Wachs und den Fayerstoff ,,in Suspension erhilt. - AuP ein Filter gebracht, geht dieselbe ,,setir schwierig hindurch j fugt man indessen Alkohol hinzu, so ,,erhiilt man eio leichtes Coagulum und die Flussigkeit geht ,tschnell hindurch. Die abfiltrirte Plussigkeit rcagirt sauer; sehr ,,eingeengt, setzt sie keine lirystalle sb. Bis zur Sirupsconsi- ,,stcnx eingetlampft und mit starkem Alliohol behandelt, giebt ,,sic ein wetiig einer mclierartigen Substanz ab; indessen wird ,,die Hauptmasse nicht aufgelust. Die i n Alliohol unlijsliche ,,Masse hatte einen bittern Geschmacli j i n Wasser gelijst, wur- ,,de sie (lurch Ammoniak und phosphorsaures Natron nieder-

:::) V a u q u e l i n uud C a d e t d e G a s s i c o o r t Ann. de chim. T. XLZII. p . 275 ~ i u d 3'. ..YLLY. 71. 250 und 304. V LI q 11 e 1 i n faud in dein BaPte dieser Pflnnae E k r i s s uod BC&rsto/r o u d betrnchtet deu Jlilcliraft a1s eiue sehr aitimnlisclie SubstaDz [forkitteat ani- wictlise'e), welclie den1 tliierisclien Blilte sellr iiliulicli sei. Er hat niir einen Snt't ilutersuclien ltiiuneu , welcher der Giiluung unterworfen geweseu w r . R . F. $1 d.

46 M a r c h a n d , ub. die Milch des Ihhbanmes.

,,geschlagen. Dureh die sogenannte sclireibende Eigerrschaft der ,,phosphorsauren Animoniali-Magnesia, welche W o l l a s t on auf- ,,gefunden hat, iiberxeugten wir uns von der Gegenwart der ,,BTagnesia. Die Siiure, welche wir anfangs Mschlich fur Es- ,,sigsCure hielten, ltonnten wir nicht niiher bestimmen. Sich ,,eelbst iiberlassen, wird die Milch sauer untl nimmt einen un- ,,angenehmen ,Geruch an. Wlhrend dieser Veriinderung wird ,,Kohlensiiure entwickelt j es bildet sich ein Ammonialcsalz, denn ,,Kali entwickelt sogleich Arnmoniali darau9. Einige Tropfen ,,einer Eiiure vertrindern die FBulniss.

,,Die Beslnntltheile der Milch F i n d also 1) \V.~nchs, 2) Fa- ,,serstofT, 3) ein weriig Zuclier y d) ein Magnesiasnlx, welches &cine Essigsiiure enthall, 5) Wasser. Sic enthblt weder Kii- ,,sestoff noch Kautchuk. Durch Einischerung fanden wir liie- ,,eelerde, Kallr, phoqhorsaure Kallierde uad Magnesia. Die Gc- ,,genwart dcs Faserstoffes erklHrt die nahrende Eigenschaft der ,,Milch van Palo de LecRe. W a s das Wachs anbctriflt, so sind ,,ivir in Ungewissheit uber den Einfluss, den es auf die thie- ,,rische Oekonomie ausiibt j bier beweist die Erfahrung, dass es ,,nic:ht schiidlich ist, denn wir glnuben, dnss die Hiilfte dcr ,,Milch aus diesexn Wachs bestehe."

,,Der Kuhbaum wurdc verdienen , angebaut zu werden, ,,schon allein, urn tlps Wachs doraus xu gewinnen, welches von ,,vortrefflicher Beschaffenhcit ist j es wiirde diess den Reiclrttmn ,,dcs Thales von Aragua verrnehren, wo man schon Zuclier- ,,robr, Baumwollc, Indigo und die Cerealien erbaut."

A. v. Hum b o I tf L giebt noch einige Nachrichten iiber dime Milch und iilrnliche Slifte in seiner Relation Iiisforirpe I'. V, woraus cin Auszug in den Ann. de chim. et de pliys. 1'. VII . 1). 152 abgedruckt ist, aitf welchen ich diejenigen vermeise , welehe sich ausfiilirlicher fiber diese rnerliwiirtligc Substanz unlerrichten wollen.

Vor einiger .%eit erhielt dcr geheime Lcgalionsralh v. 0 1- f e rs , dem die Naturwissenschaften FO vide Bereioheru!igcn verdiinken-, van Hrn. 0 t t 0, . dem Sotine des Director 0 t t o in Berlin, nus Caraccas ein kleines Flaschchen mit Milch von dem Iiuhbaume, welches im Mai von Amerilia abgesandt untl im Jul i in Berlin attgekommen war. EY war mit einem Korlie dicht vcrschlsssen uiid mit Blase iiberbuiiden.

So weit die genarrnten Chemiker.

Marchand, iib. die Milch des Iiuhbaumea 47

Hr. v. O l f e r s hatte die Giife, mir tlieselbe zur Untersu- chung zu iibergeben, wits mir urn so willkommener war, da ich im Begriffe sfand, eirre Arbeit u b e i die verschiedenen Wachs- sorten zu vollenden.

Die ganxe Rletrge der Subsfana betrug ungefiihr 20 Grammen ; sie konnte also nur benutAt werden, ulfl namentlich die Nalur ihrer beiden merkwiirdigsten StoRe zu erforschen, dio des Wach- $es und des sogenannten thierischen FaserstotTes.

Das Ansehen der Masse war nicht mehr das einer homo- genen Rlilch, sontlern es war dieselbe kluinpig und zusammen- geballt , iihnlicli dcm weissen Kiise, welcher in wenig Wasser vertheilt ist. Als der Kork geiiffnet wurde, drang eine sehr geringe Masse Kohlensiiure heraus, welche einen schwach wei- nigen und zugleich sauren, aber durchaus nicht Pauligen Ge- ruch. besass. Das .Geliies murde augenblicklich sehr sorgfiiltig verschlossen. Als es nach einer SLunde lvieder geiiffnet wurde, drang eine grosse Menge Koh,Iensiiure heraus, rnit einer sehr bedelitenden Gewalt, untl n u n ging an der offenen Luft die Koh- Icnsiiurebildung so kriirtig vor sich? dass fapt die ganze Menge tler Substaw dadurch aus dern Gefiiss getrieben murde. Zu gleicher Zeit entwickelte sich ein stlrkerer saurer, etwas wei- niger Geruch, welcher uberdiess sehr an den Geruch von sau- rer Milch erinnerfe. Es folgt daraus, dass in der Milch eine Zuckerart enthalten sei, wie es B o u s s i n g a u l t und M a r i a n o (1 e R i v e I' o angeben, dass aber auch diese Zuckerart der-we- nigen Glihrung fiihig und wahrscheinlich Rohrzucker sei. Die Fliissigkeit reagirte deutlich sauer, doch riihrte diess nur VOD

der darin enthaltenen Rohlensiiure her; denn als sie mit Alko- hol verdiinrit wurde und einige Zeit der Luft ausgesetzt war, versctiwand diese saure Reaction viillig. Es ist also wahr- mheinlich, dass die saure Reaction, welche die genannten Ge- Ichrten bemerkt haben, dem Safte nicht immer eigen ist.

Liisst man lileine Quantitiiten an der Luft liegen, SO troek- nen sie bald zu einer brannen Masse zusammen, welche, einer hijhern Temperatur ausgesetzt, sich so verhLIt, wie es oben an- gegeben ist, und nach der Einhcherung einen Rucksfand hin- terliisst, in dem ich Magnesia, Kalk, Iiieselerde, aber kein Na- tron zu entdecken vermochte. Phosphorssure befand sich gleich- falls darin.

48 W a r c h a n d, iib. die Nilch dee Ils;ulibaumes.

Die ganze uhrige Menge der Subdanz murdc mit absolu- tern Weingeist einige Tage Inng li:ilt iligerirt j dabei fiirhtc sie sic11 sch\vach riillilich- brwn j tlcr i~bliltiirteAl~~olio1 bcsnss =;I$& falls tlicse Ihrbe i n sehr geringcm Grade.

Nachilem die Mnsse mit liiilteln Alliohol vollutSndig er- schiiprt war, wurde sic auf dern Filter bei 6 Q O getroclinet.

Der kalte nllinholische Auszug ivurtle i m Wasserhtie tiis arif + abdestillirt nnd sorlann an dcr Luff der Selbstvertluns~ung iiberlassen. E r troclinete zu einern durchsichtigen Eiweisa eiri, wclclies an einzclnen Stellen brannlich gefiirbt mar. Diese dut i l i - leren Stellen waren etwas hygroFliopisch, besassen einen etel- hart siissen Geschinacli, eincn sehr periclriinten Gerrich rach Butlersiiure u n d re:igirten schwnch alkalisch. I<oclicrides LYns-

ser , welches den fi'irniss erweiclien mnchte , zog ilicse frcm~ic Guhstanz vollstRndig ans. Aus dcin A n s z ~ ~ g e \vur.de dnrch I)(!- stillation mit vertliinnter SchwefelsSure cine fluchlige SIiurc ab- geschieden, welohe in dem Geruche eine so ongemein grossc Aetinlichlieit mi t der Rutlersiiurc hatle , tlass eine jcile Person sie sofort fiir tlieselbe erkannte; es ltonnfe sogar dtircli Deslil- 1;ifiori der an Nntron ,rrcbundenen Siiiir'e init Alliohol untl Scliw+ fclsiiure eine Flussigkeit erhalten werden, welche mit dern Bur- teriither die griisste AehiilictiGeit tesnss. Icti wurde d u r c l ~ : ~ u s oictit zweifeln, i j a s i tliese Siiure i n der That Biittersiiurc sci, w c n n ieh vie an irgend einem antfern Orte aiifgefnnden t i i i t tc i ;

so kann ich uber die Xatur derselben weiter nichts anruhren, sondern muss mich begnugen , diejenigen Chemilier besondera darauf autinertisam zu machen, tlenen mehr yon tjiescr S o h - stann zu Gcbote stehen miichte. Die Siiure war meist an Xuy- tiesia fiebiinilen uritl enthielt keinen Srickstoff. .

Dcr firnissartige Riic1;sfantl war durclr die Behnntllnng mit Lochendem Wasser vijllig undnrclisictitig fieworden, halte das Ansehen von geblcichtem Schellack erh l tcn ur:d zeic'nnetc sich durch seincn Atlasglann a w . D;is Marx sc~hiiiilzt bei 1 O O o rind

l i m n bis i Z Q " er!;itzt 'werdcn, ohm eine Verlltiderung zu cr- 1ei:len. .4nfangs lriigt es den Gcructl dcr 11Gr:htigcn Siiiire nocii an sich, der aber durcli wietfcrtiolte ~3cti~inillur~g niit liwtten- i jcrn Wnsser vcrsctwintIet. ES WUI dc bci 10s' getrocknet urld der Analyse u:i!cfworft?n.

j l a r c h n n d , lib. die Milch d e s liuhbaumes. 49

0,365 Gr. lieferten 1,054 c und 0,2555 ~ oder

Berechnet tnah daraus eine Formel, so Dndet man CllH1801 , 79,84 C 10,83 H.

denn i l C = 840,783 = 79,84 i 8 f I = 112,315 = 10,Gf 1 0 c 100,000 = 9,80

1053,100 = 100,OO. Diese Formel indessen, wclche zwar mit der Anafyse sehr

genau ubereinstimmt, ist mir riicht sehr wahrscheinlich, viel- mehr glaube ich, dass das Harz mit einer geritigen Menge ei- ner kohlenstoffreichern Substanz verunreinigl gewesen ist, welche eineri kleinen Ueberschuss von Kohlenstoff herbeigefuhrt hat. Ich vermuthe daher, dass das Earz nach der Formel des AI- phaharzes des Copaimbalsams zusammengcsetzt ist. Diess be- steht aus CIoH,, 0 oder

1 0 C = 76~435 c: 79,27 1 6 H =z= 99,86 == 10,35 10 = 100,OO --" 10,38

964,19 = 100,OO. Die Substanz, welche mit kaltem Alkohol erschiipft war

und cine etwas riithliche Farbe angenommen hntte, wurde nun zuerst mit schwachem siedendem Weingeist ausgezogei,. Die- ser schied eine mveite harzartige Verbindung daraus ab, wel- che zu lirystallinischen Rinden eintrocknete, erst iiber 108" schmolz und in der iiussern Erscheinung ungefiihr dem Eu- yhorbiumharse iihnlich war. Bci der Analyse wurdcn folgende Resultafe ertialten :

0,2655 Gr. gaben 0,802 Gr. 6 und 0,262 s3,a c 10,96 H.

0,2263 Gr. gaben 0,686 6 und 0,223 a oder 83,74 C und 10,93 H.

Diess entspricht der Formel Cz0 H,, 0, ; dcnn diese erfordert:

oder

I

20C 1525,70 83,62 32 H 199,67 10,91 10 100,oo 647

1828,37 100,oo. Die zuruckbleibende Masso bestnnd nun nus den Substanzen,

welche B o u s s i n g 2 u l t und M a r i a n o d e R i v e r o als dns Journ. f. prakt. Chzmie. XYI. 1. 4

5 0

Wachs und die thierische Substrna bezeichnet hatten. Sie wurde mit absolutem kochcndem Weingeist erschiipft, bis nur noch elne rijthlichc Paserstoffiihnliche Masse auriickblieb. Der Alltobol. ward im Wasserbade abdcstillirt untl der Ruckstand der Selbstver- dunstung iiberlassen. Es schossen bald kijrnige , sehr weisse kleine Krystnlle an, welche dils Wachs des Kuhbaumes dar- stellen sollten. Im Aeussern hatten diesclben durchaus keioe Aehnlichkeit mit irgend Finem Wachse, welches ich gesehen hatte. Dumb Reiben wurde es ziemlich elektrisch urid schmolz erst bei mehr als 110°C. Kaustische Alkalien verseiften es nicht im Geringsten, wahrentl die iibrigen sogenannten Pflanzen- wsctise diese Eigenschaften nicht zeigen j so wird nsmentlich das jayanische Rlomenwachs vollsliindig u n d leicht verseit't. Die Producte der trocknen Destillation stimmten auch vielmehr mit denen der Harze uberein, als rnit denen eines Wachses. Bei diesen ist die Paratfinbildung immer sehr hervortretend, wSh- rend sie in diesem Falle gar niclrt bemerkt werden ftonnlc. Die Zusammensefzung tier Verbindung gab den deutlichsten und entscheidendsten Beweis, dass gar kein Grunt1 vorhanden sci, sie 81s eine Wachsurt zu betrachten.

Marchand, iib. die Milch des linhbaurnes.

0,158 Gr. gaben 0,493 C untl 0,165 otler 86,27 C unil 11,60 H.

0,308 Gr. gaben 0,860 6 und 0,322 & oder 86,19 C und i i , 6 1 E L

Dcmnach liann man Piir diese Verbindung tlic Formcl C51)Hly?0 aut'stellen ; diese wiirde geben :

50C 38'21,75 86,2L 82 H 521,66 11,54 10 100,oo 2,25

4433,41 100,oo. Der rijthliche Ruckstarid war n u n endlich die Siibstans,

melche gewissermaassen den interessantesten Stotf tler Milch ausmachte, da er, nach der Angabe der erwhhnlen Gelehrten, mebr der animalischen als der vegetabilischen Welt angehijrea sollte. Sie wurde wiederholt rnit koctiendem Wasser ausgezo- geri, wobei sic nicht schmolz, sondern n u r erweicttte. Dss wiissrige Extract wurde eingedarnpt't j es enthielt Salxe, die mei- steiis a m Magnesia und Kalk bestanden, welche an Phosphor- same, nicht an SchwePelsiiure und Chlorwasserstoffsiiure gebunden

M a r c h a n d , iib. die Milch des Kuhbaumes. 54

wareti. Ausserdem fand sich ein wenig EssigsBure darin iind dieselbe, melche ioh oben a h Buttersaure bezeichnet hatte.

Beim Trocknen wurde die Suistane dunkel, war unliislich in Alliohol , in Schwefelsiure und Chlorwasserstoffsaure, er- weichte sich mit Aether, quoll darin aue und verhielt sich mit einem Worte genau so wie Kautschuk. Ds dicser Stoff von B o u s s i n g a u l t und R i v e r o namentiich geliiugnet wird lint1 es eben dieser auch sein musste, den sie als thierischen Fa- serstod hezekhnen , so untersuchte ich ihn noch sorgfiiltiger. Weder durch Kochen rnit Kalihytlrat, noch durch Schmelzen mit kaustischem Kali konnte mehr a15 eine Spur von Ammoniak ent- wickelt werden. Beim Erhitzen auf dem Platinblechc schmolz die Masse, schAumte auP, stiess den sehr charakteristisehen Kaut- sahukgeruch aus und verbrnnnte mit tiellleuchtender, stark rus- sender Flamme. Der Riickstanti bestand namentlich in phos- jthorsaurer Magnesia, welcher ein wenig kohlensaure Magnesia hcigemischl war. Auch diesc Verbindung unterwarf ich der Analyse.

0,3395 Gr. der aschcnpreien Verbindung gaben 4,032 C und 0,337 & oder

81,lO C und 11,08 H. Diese Zusammensetxung entspricht geaau tier Formel

C,, H,, 0,. Diese giebt niimlich: 40C 3057,10 81J1 66 H 411,82 iO,92 3 0 300,OO 7,97

3769,22 100,00. Ich hahe slle Ursache, diese Zusammensetmng nicht fur

die des unveriinderten Kautsshuks zu halten. Die Substanz mar bei i O O o 2 Stunden lang getrocknet worden und hatte nichts mehr an Gewiclit abgenommen. Die physikalischen Eigen- schaften stimmten sehr mit denen des Kautsehuks iibereiu; es zog sich in Isnge elastische FBden, blieb an den Korpern hap- tcn und wiirde dem Aeussern nacb von Jedem dafiir erkannt worden sein; wir liiinnen es indessen n u r als einen hnutschuk- ihnlichen Stoff snsehen.

Dn ich nun dievem Stoffe, wenigstens entschieden, nicht d ie Eigenschsften des thierischen Baserstoffes zuschreiben konnte und die andcren Verbindungen gleichfnlls nicht tlas Geringste da-

4 3:

59 Marchand, iib. die Milch des Kuhhaumes.

von zeigten, SO siichte ich diese Verbindung unter den antleren Bestandtheilen aaf. Keiner entwickelte, mit Kali bebandelt, Am- moniak, sondern sie zeiglen durchaus die Eigenschnften der Harze. Ich vermulhete anfangs, der Faserstoff miichtc wohl mlhrend der Giihrung zersetst wotden sein, aber auch i n dem wlssrigen Auszugc des ersten alkoholischen war liein Ammo- niali aufmfinden; eben so wenig hatte die durch die Giihrung gebildete Kohlensiiurc einc Spur eines ammoniakaliscfien Gern- ches an sich. Ich knnn daher nur annehmen, dass die Be- zeicliriung dieses Stoffes als eines thierischen eine Ungensuig- keit im Ausdrucke ist, welche freilich in die meisteu Lehrbii- ctier der Chernie U.S. w. ubergegsngen id. D'er Geruch des ver- kohlenrlen Kautschuks hat einige Aehnlichkeit mit dern des vcr- kohlenden Faserstoffes und Eiweisses ; indessen ist diess auch die einzige, welche icb zwischen beiden Stoffen auffnden konnte.

Nach dieser Untersucliiing wurde die Milch des Kuhbau- mes nun bestehen RUS:

1) Wasser, 2) giihrungsfihigem Zucker, 3) Kalkerde, Magnesia, gebundeo an Phospboreiiure, Essig-

4 ) Harz C,oH,,O1,

6) - C5,,Hsa 0,, sogenanntem Wachs, 7 ) linutscliiiklihnlichem Stoff C,, lI,,O,. Wir finden also in der Milch des Kullbaumes nnr rliejeoi-

geo StokTe, welche die MilctisLrte der PLlanzen uherbaupt mi- gen , namentlich aber wenig Eiweissstoff und vie1 kautschuli- iihnliche Substanz. Die Harze gehiireu alle xu den Verbindun- gen, welche dem Radical C, H, angehiiren.

Es isl dieselbe Zu- sammensetzung , welche das Copaivaliarz besitat. (Noch H e s s ist diess indessen nach C,, H,. 0, zusammengesetzt.)

2) Ham C,, H,, 0, == 4(C, HY) + 0. Diese !&usammen,- setzung besiizt nach Mart i u s dns Campherd. In dem \Vschse von Cerozylon andicola fand B o u s s i n g a u 1 t ein Hnrz , wcl- chem er gleiclifalls die Formel C,oH32 0 zrischrcibt. Es be- stand nach seiner Analyse aus %):

saure (Spuren) und Bultersiiure,(?)

6) - c20 €132 01,

1) Harz C,,H,,, 0 = 2(C, €I,)+ 0.

*) Joum. R d . V. Y. 360.

M a r c h a n d , iib. die Illilch deu Kuhbaumes.

i. 2. 3. 83,iO 83,70 83,3 11,50 11,50

53

5,40 418 100,oo 100,oo.

Es i d also offenbar dieselbe Subshnz , welche sich in die- sem Safle befindet. Vielleicht ist M u 1 d e r’s Anthiarharw auch dasselbe (Journ. Bd. XV, S.4231.

Diese Zusam- mensetzung weictit so sehr von denen ab, welche die Wachsarten besitzen, dass man iiiesen Stoff durcbaus nicht dahin rechnen darf. Seine Entaunillichkeit und sein Brennen mit heller Flamme macht ihn, wie B o u s s i n g a u 1 t meint , wahrscheinlich anwend- bar zur Lichlfabrication.

4) RautschultBtinlicher Stoff C,, H,, 0, = 8(C, Hs) 3. H,O + 0,. Die auffallende Aehnlichkeit, welche diese Ver- biridung mit dem Kautschulr hat, wurde mich veranlassen, mi glaubeii, dass sic wirklich Kautsehuk w5re. Xach F a r a d a y’s Untersuchungen indessen enthiilt rlerselbe keinen Bauerstoff, und tiier fand ich 8 p.C. davon. Ich glaube indessen, dass der Kautschulr in dem Zustande, wie er in den Milchsiiften entbal- ten ist, die Fdhigkeit besitat, sich sowohl mit Wasser als mit Saucrstoff zii verbinden und auf diese Weise cine Verbindung x u erzeugen, welche i n ihren Eigenschaften an ihren Ursprung erinnert. Diese Ansiclil wiirtfe giinz mit den Versuchen von F o u rcr o y ubereiristimmen, nach welctten tier Kautschuk sich RUS den NJilchs5ften diirch die oxyilirende Einivirkung der at- mosphiirischen 1,uft niei1erschl;igt. F a r a d a y fand die Zuwn- mensetzung des Kautschuks a):

3) H ~ r z C5, H s n 0 = lO(C, fI,)fH, 0.

C 87,2 13 12,s

C 87,5 a 12,6

100,o.

und leitete daraus die Pormel C4H7 ab. Diese giebt:

Es ist inifessen wahrscheinlich, dass die wabre Formel die des Terpentinijles ist, also C,H,. Dieso gieht:

C 88,46 H 11,56

100,oo.

*) Quatr. Joum. of sciences T . X d X J . t?. 19.

54 L o w i g ti. W e i d m a n n , Zersetzung des

Fernere Untersuchungen miissen Gber tliesen Punet nocti mehr Licht verbreiten. Ich muss bedauern, nicht eine griis- were Menge der interessanten Subslanz besessen zu haben, und hoffc, class andere Chemiker, welche sich in Besitz griisserer Quantitiiten iler iMilch’ des Palo de Leehe zu setzen vermiigcrr, die Liiclien ausfiillen werden, welche diese, leider sehr rphori- stinche Untersucbung hat lassen miissen.

v. Zerse ta i i t i g d e s A c e t o n s d u r c h l i a l i h y d r u t

IC n d I ia 1 i7ini.

V o n

C A R L L O E W I G uud S A I I O M O N W E I D M A Y > .

(Mitgetheilt atis P o g g e n d. Ann.)

Day Aceton war in der letzten Zeit der Gegenstand sehr interessanter Untersuchungen. K A n e ;:) hat durch Einwirliurrg von Sauren aos dem Acetoti eine Rcihe von Verbindungen dar- gestellt, aus melcher er t‘olgerte, dass dasselbe als eine dem Weingeist und Holzgeist entsprechende Verbindung angesehea werden miisse. Kach der Analogie mit dem Weingeist isf das Aceton tfas Hydrat . e k e s eigenthiirnlichen Aethers, und diescr das Oxyd eines unbekannten Radicals. Die Formel fur das Acc- ton ist nach K a n e (C, HI*) 0 f Aq. Wird das unbebannte Ra- dical Mesityl genmnt, so ist also das Aceton Mesityloxytih).-- drat. Das Mesityluxyd kann erhalten werden durch Vermiscben des Acetons mit Schmerelsiiure. Dahei ist aber jede Erwiir- mung zu vermeiden. Wird die Mischung nach einiger Zeit mit Wasser vermischt , so schcidet sich dss Mesityloxyd als eine Hare FlussigLeit ab.

Z e i s e %%) hat eine Verbindung dargedellt , welchc er Acechlorplatin nennt und welche aus C, HI, O+Pt Ch, zusam- mengesetzt ist. Diese Verbindung besteht demnach BUS Mesi- tyloxyd f Cblorylatin, und diese Verbindung unterstiitzt sehr die von K a n e aufgestellte Theorie. Aus Z e i s e’s Untersuchungen

”) D. Journ. B d , XV. 23. 129. **) D. Jonm. Dd. XX. 9. 193.