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238 V. Ueber die Zusamrnensetzung cles Mertschen- fctts; con yt: Heintz. S e i t den bekaniiten Untersucliungen von C h ev r c u I ') sind init dem Mensclieiifett meiiies Wisscns kcine Versuche angestellt wordeii, modurch unserc! Ansicliten fiber die Zu- sammeusetzung desselbeii verandcrt worden waren. Uieser giebt an, dafs es aus einein fliissigen Fett, dem Olein und einein festeq, das er Stearin iieiint, bestehe. Aus dicseui hat er jedoch durch Vcrseifung nur MargariiisBure wid keine Steariiisaure darstellen kiiancn. Es inufste dahcr nach ihin nus Olein und Margarin zusainineiigeselzt be- traclitet werden. Spater hat es Lerch, wie Redtenbacher2) nnfuhrt, uiitersiicht, und so vie1 der fluchtigen Siiuren desselben daraus erhalteti, dafs wenigstens die Gegeuwart der Ca- prylsanre dargethaii werden konute. Aufserdem falid er in den daraus dargestellteii fettcn Sauren nur Oelsiiure und Margarinslure. Vor langerer Zeit beschaftigte sich mein Freund E. Brucke, jetzt Prof. der Physiologie iii Wien, laiigere Zeit in meinein Laboratorium damit, nus Meuschenfctt reine Mar- garinsBure darzustellen, was leicht gelingen mufste, wenn es aus Olein und Margarin bestlnde. Alleiii trolz dtr iiu- fsersten Sorgfalt gelang es ihm nicht, iiacli dcr gewiihnli- clien Methode durch Umkrystallisiren aus der alkoholischen Liisung eine Sailre zu erhalten, die als reiue iFIargarins~ure hatte betrachtet werdeii durfen. Ihr Schuielzpunkt lag, moclite sic noch so oft diescr Operation uiiterworfen wcr- den, constant bei 56O C. Aufserdem erstarrte sie nicht in ineinaiider gewirrten Nadelii, wie diefs die RIargnriiisaure thut, sonderii die Oberflache der erstarrten Massc scliieii bedeck mit warzenfiirmigen Erhiihungen, die keiiie Spur vo ti K rystallisation zeigteii. 1 ) Rcclrcrrlres s. 1. corps grus d'origine uiu'inule. '2) )\nil. cl. Chem. u. Pbnrm. Ed. 59, S. 5i. *

Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

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V. Ueber die Zusamrnensetzung cles Mertschen- fctts; con yt: H e i n t z .

S e i t den bekaniiten Untersucliungen von C h e v r c u I ') sind init dem Mensclieiifett meiiies Wisscns kcine Versuche angestellt wordeii, modurch unserc! Ansicliten fiber die Zu- sammeusetzung desselbeii verandcrt worden waren. Uieser giebt a n , dafs es aus einein fliissigen Fett, dem Olein und einein festeq, das er Stearin iieiint, bestehe. Aus dicseui hat er jedoch durch Vcrseifung nur MargariiisBure wid keine Steariiisaure darstellen kiiancn. Es inufste dahcr nach ihin nus Olein und Margarin zusainineiigeselzt be- traclitet werden.

Spater hat es L e r c h , wie R e d t e n b a c h e r 2 ) nnfuhrt, uiitersiicht, und so vie1 der fluchtigen Siiuren desselben daraus erhalteti, dafs wenigstens die Gegeuwart der Ca- prylsanre dargethaii werden konute. Aufserdem falid e r in den daraus dargestellteii fettcn Sauren nur Oelsiiure und Margarinslure.

Vor langerer Zeit beschaftigte sich mein Freund E. B r u c k e , jetzt Prof. der Physiologie iii Wien , laiigere Zeit i n meinein Laboratorium damit, nus Meuschenfctt reine Mar- garinsBure darzustellen, was leicht gelingen mufste, wenn es aus Olein und Margarin bestlnde. Alleiii trolz d t r iiu- fsersten Sorgfalt gelang es ihm nicht, iiacli dcr gewiihnli- clien Methode durch Umkrystallisiren aus der alkoholischen Liisung eine Sailre zu erhalten, die als reiue iFIargarins~ure hatte betrachtet werdeii durfen. Ihr Schuielzpunkt lag, moclite sic noch so oft diescr Operation uiiterworfen wcr- den, constant bei 56O C. Aufserdem erstarrte sie nicht in ineinaiider gewirrten Nadelii, wie diefs die RIargnriiisaure thut, sonderii die Oberflache der erstarrten Massc scliieii bedeck mit warzenfiirmigen Erhiihungen, die keiiie Spur vo t i K rystallisation zeigteii.

1 ) Rcclrcrrlres s. 1. corps grus d'origine uiu'inule.

'2) )\nil. cl. Chem. u. Pbnrm. Ed. 59, S . 5 i . *

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Dicse Er$cbeinung veranlafste inicli , nnchdem B r ii c k c die Fortsetzu1ig der Arbeit aufgegcben hatle, sie ineiner- seits mieder a~fzunel i rne~i , urn die Ursache derselbeu ails- zuulittclo. Die Vermuthung, welche ain uachsten lag, mar die, dafs iieben Margarin iioch ein anderes festes Fett im ~ ~ e ~ l s c h c i i f e t t vorkomine, das bei der Verseifung ziir Dil- dung eiiier aiidern festen Fettslure Veranlassung gicbt, melclie durch blokes Uinkrystallisireii nicht von dcr Mar- g n r i n s j; ii r e get r en II t w er d en k a n 11.

Uin micli hicrvon zu iiberzerigeii, suchle icli zun:ichst iiach der Methode, welche mnii zur Darstellung des so- genann~en reiiieii Stearins und Cetins angcmendct hat, voii deren Genienglheit icli inich dainals noch iiicht iiberzeugt hatte, reiiies Margarin darzustellen. Zu dein Eiide wurde A1 ens ch en fe t t ei i i e r T ein p cr a t u r v o n 111 eh r e r c n Grad en iin -

ter Null ausgcsetzt, und das dabei fest gemordene von duiii

tliissigeii Tlieile abgeprelst. Jenes lostc icli darnuf in we- n i g A e the r , I i e ls b ci 11 i ctl r i g c r T em p e ra t ur k ry s t al lisir cu iind wiederholte diese Operation inc l irn~als .

A u f dime Weise erhielt icli ein Fe t t , wclches beiin fr ei w i I1 i gen Ve r d u 11 s t c n d er at h er i s cli eii Liis u 11 g i 11 con ccli - trisch gruppirten oder durcli ciiiandcr gewiirtcn Krystoll- chcn a~~scliiefst , die uuter dein Mihroskop als feine lang- gestrecktc Bliittchen erscliicnco. Ilire Forin konnte icli we- gen ihrer Kleiuheit iiicht sorgflilligcr studiren. W u r d e et- was dcssclben auf einer Therinoineterhugel gcschinelzt, so war es beini allinzligen Erkalten noch bei 50° C. diiiin- tliissig, wurde aber allinalig iinmer dicklichcr, iiberzog sicli bei 46O C. init eiuer Hrrut, flofs bei 45'' C. nicht iiiehr, wurde aber erst bei 42" - 43" C. triibe und uudurcli- sichtig. Diese Erscheiiiung wiederholte sich vollkomnicn init einer neu dargcstel!ten Portion dieses Fettes.

Wi i rde dagegen srin Schinelzpunkt bestiinmt, iiidern lnan es i n eiiiem Capillarrohr linter Wasse r crhitzte, so wurde es erst bei 53" C. fliissig, die gcschmolzene Massc triibte eich jcdoch erst wieder bei 44" C.

Obgleich diese Eigenschaftcii sclion auf die gemischtc

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Natur ilieses Fettcs hiudeuteten, so glaubtc ich docli es fur rein halten zu durfeu, da sein Schinelzpankt durch ferncres Umkrystallisiren a m der atlierischen Losung nicht inehr er- haht werden konnte. Ich uuterwarf es dcshalb der Analyse.

0,2266 Grin. gaben in1 Sauerstoffslrom vcrbrannt 0,6258 Grm. Ko1dens;iure rind 0,248 Grin. Wasser. Diefs ent- spricht 0,1715 Grni. oder 75,69 Proc. Kohlenstoff und 0,0276 Grm. oder 12,lS Proc. Wasserstoff.

0,331 Grm. lieferten 0,9292 Chin. Kohlens:inre und 0,3655 Grm. Wasser, eqtsprechend 0,2534 Grin. odcr 'i5,SS Proc. Kohlenstoff und 0,0406 Grin. oder 12,16 Proc. W a s - serstoff.

I. 1 I. Kohl ensto ff 7 5,69 7 5 3 7 Wasserstoff 12,lS 12,16 Sauerstoff 12,13 11,97

100 100. Als ich dieses verineintliche Margarin verseifie uiit l tJic

Seife durcli Kochen init Salzsaurc zcrsetzte, erhielt icli einc Saure, deren Schn~clzpunkt niclit bci 60O C. lag, \vie tlcr der Margarins#urc, sonclern bei 55" - 55O,5 C. Ich hielt deshalb diesc Saure anfangs fur Aethalsaure. Als ich je- doch von Nerrein Margarin dargestcllt hatte, dessen Sclnnelz- punkt ebenfalls bei 53" C. lag, fand sich, dafs die daraus dargestellten Sauren einen Schmelzpunkt besafsen, dcr we- sentlich von dem der Aethalsaare abwich. Er mar in ei- nein Falle 54O,5 C,, in einein andern 53O C. Letztere Siiure lieferte, als sie ails Alkoliol umkrpstallisirt wurde, cine bei 540,5 C. schmelzendc Saure, wzhrend die nus der alkoholischen Liisung abgeschicdcue SYure bei 52,s - 53OC. s chino lz .

Uiii mich nun zu uberzcugen, dafs dieser iliedrigere Schinclzpunkt iiicht etwa F O ~ noch beigemeugter Oclsiiure herruhrte , vercinigte ich sammtliche Portiouen der aus so- genanntcin reinen Margarin dargestellten fetten S%uren, liiste sic i n Alkohol, uud schlug (lie Liisung init cssigsaiirein Blei- oxyd nieder. Dcr Niederschlag wiirdc gewaschen iind init

Aether

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Actlier ausgezogcn. Nach dem Verdunsten des Aethers blicb iirir ciue Spur eines Gleisalzes zuriick, welches durch Kocheti init sehr verdfinuter Salzsaure eine Spur eiuer felten S l u r e Iiefcrte, welche bciin Erkalten fest wurde , also llicht aris Ocls$iire bcsteheii koiii~tc. Olei'nsliurc war also in dcr feltell Ssiire uild in dcin verinei~~tliclieu Margariii iiicht iiiehr enthalten. Die aus dein Bleisalze auf die Weise, wvic es in deni vorstehenden Aufsatze besclirieben ist, abgeschiedene Saure besafs aber eineii Schinelzpunkt von 53",5 C., war demnach keine Margarinsawe. Durch Uin- krystallisiren konnte ich den Schnielzpunkt derselbeu uur auf 54O,5 C. erhiihen, ich glaubte es daher mit Aethal- siiure oder init eincr neueu Siiure zu thun zu haben, uiid

uiitermarf sie deshalb der Analyse. Jedesinal bcsonders dargcstellte Portionen derselben licferien folgcnde Zahlcii:

0,2387 Grin. gaben 0,7125 Grin. Kohlenslure rind 0,299 Grin. Wasser, eiitsprcchend 0,1943 Grin. oder 75,lL l'roc. Kohlenstoff uiitl 0,0332 Grin. oder 12,83 Proc. Wasserstoff.

A m 0,269 Grin. erhielt ich 0,7405 Grm. Kohlensliurc t ind 0,307s Grin. Wasser. Diefs eiitspricht 0,202 Grin. oder i6,09 Proc. Kohlenstoff uud 0,0342 Grin. oder 12,il Proc. Wasserstoff.

0,2687 Grin. licfcrteii 0,7388 Grin. Kohlensaure uiid 0,30 47 Grin. Wasser. Die Rcclinuiig crgicbt 0,2015 Grin. oder 7 5 , O O Proc. Kohlenstoff uud 0,0339 Grin. oder 12,Gl Proc. Wasserstoff.

0,2707 Grin. endlich gaben 0,7468 Grin. Kohlenslure uiid 0,311 Grm. Wasser , cntspreclicnd 0,2037 Grin. oder 75,25 Proc. und 0,0346 Grin. oder 12,78 Proc. Wasserstoff.

I. 11. 111. IV. Bereclrnrt.

Kohlenstoff 75,11 75,09 75,OO 75,25 75,29 C" Wasserstoff 12,83 12,71 12,Gl 12,?8 12,55 Saucrstoff 12,OG 12,20 12,39 11,97 12,16 O4

100. 100. 100. 100. 100. Hiernach schicn diese Saure iii der Mitte zu liegen

~ ~ i j c h c n dcr Margarinslure rind der L4elhalslure. Uin inicli P~i,~rrrdorn"s hnnnl IId I . X X X I V . 16

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dcsscii zu vcrgcwisscrn stclltc icli vcrsrliirdcnc Salzc tlcr selbcii dar.

Dns Barytsalz wid das Silbcrsnlz w urdcti ~ C W O I I U ~ I I ,

indcin die S#urc in Alkohol gelast niit kolilciisaurciii Na- t r o n gckoclit und dic filtrirtc alkoholisclic Liisung inil Clilor- bnryum odcr mit salpctersaurein Silbcrosyd gckllt v iiiclc. Durcli Waschen init Alkoliol uiid Wasser murde cs gcrci- iiigt. Dns Blcizalz stclltc icli dagcgcn eiiifacli diircli F ~ l l c i i clcr kochendeii nlkoholischcu L6sung dcr Siiure mit cssig- saurciii Blcioxycl, Filtrireii des niicli clciii Erkaltcii elitstan- dciicii Niedcrschlags riiid Waschen dcsselbcii init Allioliol uiid Wassc r dar.

Das B a r j t s n l z licfcrlc bei clcr Vcrbrcnnung im Schiff- chcii ini Sarierstoffslroin folgcnde Znhlcii:

0,331 Grm. gnbcii 0,7088 Grin. Kohlciishre, 0,291 7 Grin. Wasser nnd iin Scldfcllctr blicben 0,099 Grin. holilciisnrirc Baryterde zuriick. Deiiinach eiitliiclt dic Vcrhinduiig 60,21 Proc. Kohlenstoff, 9,79 Pror. WasscrstoFf ~ n d 23,23 I h r . Rarytcrcle.

G e l i r n h . nercrlinc I

Kohlenstoff 6021 6933 C33

Wnsscrstoff 9,79 9,69 II3 Saiicrstoff 6 ,77 7,26 0'

23,12 Ba' LOO. 100.

_ _ _ Barytcrdc 2 3 3

Das Glcisalz gab bci dcr Vcrbrenniiiig folgcntlc rtc- sultatc:

0,3142 Grin. liefcrtcn 0,6265 Grin. Kolileiis~urc, 0,2305 G r i n . Wasscr und iiii Schiffclic~i bliebcii 0,018 (;I in. Ijlci rind 0,0739 Grm. Blcioxyd zuruch. IIicrnus folgi folgcli(1c Ziisoiiiinensc~zuiig tlcs IXlcisalzcs:

Gchrnhi Rcrcrlinet.

Kohlciistoff 5 4 1 1 U , 1 6 c3:

Sa ucrs t o Ff i ,19 636 0' Rlcioxyd 2935 30,33 P b '

100. -1 00.-

Wassersloff 8,Sb 6,75 €13 ?

___

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Das Silbcrsnlz gab bei der Aiialyse folgeudc Zahlen : 0,347 Grin. gabeii 0,6785 Grm. Kohlenslure, 0,2682 Grin.

Wasser uiid 0,101 Grin. Silber. D i e t eutspricht O,i8JO Grm. oder 53,31 Proc. Kohlenstoff, 0,0298 Grm. oder S,5g \’roc. Wasserstoff und 29,11 Proc. Silber.

Gcfunden. Bcreclinet.

Kohlenstoff 53,31 53,53 c3 3

Wasserstoff 8,59 8,63 H3 Sauerstoff 8,99 8,65 0 4

Silber 29J1 29,17 Ag’ 100. 100.

Die Resultate dieser AnaIyseu stirninen so zusammen, dars inan versricht ist, eine Saure vou der Formel C 3 3 # 3 2 0 1 +H 0 in dem Menscheiifett anzunehnieii, ahnlich wie S c h w a r z I ) aus seiiien Versuchen rnit entfsrbtein Palmiil schlofs, dafs dieses eine Satire VOD der Formel C 3 ‘ H3( ’03 +# enthielte. Allein schou der Umstaud, dafs die ge- scliinolzcnc SRure beim Erkaltea iiicht krystalliuisch er- starrle, inachtc inich zweifelhaft, o b sie schou als rein be- tr aclitet werdcn durfe, aber nocli inelir die Unwahrschein- liclikeit, welche obige Forinel dadurch iii sich trsgt, dafs die Anzahl der Kohlenstoffatoine durch eine ungerade Zahl ntisgcdriickt wird. Icli stelltc deslialb Versuche ail, uui n u f nnderem Wegc inich zuerst voti der Gernengtlieit mei- uer Substaiiz zu uberzeugen, uod glcicii dcr erste gab den entschiedenen Beweis dafiir. Ich nuterwarf ndmlich eiiien Theil der fetteii Saure dcr trockenen Destillatiou. Das- Uestillat krystilllisirtc icli aus der alkoliolischen Lasung iiiehrfach um, uiid erhielt endlich cine bei 60° C. sclimel- zende, beim Erstarren 11ade1fi)rmig auschiefseiide Szure, dic ich oliiie Zweifel fur R1argarias:iure halten durfte. Es war uicht anzuneliinen, dafs bei der Destillatioti eiucr Siiwe, welchc aus C ’ ’ R 3 0 * bcsteht , eine Saure entste- lieu kiinue, welclrc 1 Atoln Kohleiistoff und Wasserstoff inelir elithalt, wlhrcnd dcr Sauerstoffgehalt in beiden gleich ist. Es bleibt niclits ubrig, als die Anuahme, dak bci der

I ) (IIIII, d Chem. 11. PIraini Dd 60 S. 58 * 16 *

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Des[illatio11 jcncr S l u r e , die als cin Geiiiisch V O I ~ hlargn- riiisiiurc mit andereii Saurcn zii bclrncliten ist , durch die D est i I Inti oil 11 aincii t licli d i c Marga rinsa urc u nz e r s etzt ii b er- gcgniigeii war, wahrend dic aiidcre~i Saureii, weiin iiiclit vollkoinincn, so doch in bcdeuteiidcrein Grade zcrsctzt word e n war eii.

Uieser IJmstand verbunden mit dem, dafs die bislier angewentlete Metliode der Schcidulig der fetlcn Siiuren, nuf dic ails dcin Measchenfett gewoiitienen angewcndct, iiicht eiiimal die Keindnrstelluug aach iiur eirier derselbcn gestnttet, niithigtc uiich , nach einer andcrn Treiiuuiigsiiie- tliodc dcrselben zu forsclicn Langc uiid viclfach hnbc icli micli bciiiiilit, dic gcwiilinlidi gebrauchlichcn Priucipien der Sclieiduiig aiif die fctteii Siiuren aiizurveiidcii, abcr slcts ohuc Erfolg, wie zii erwartcii, weil ja bekannt ist, \vie aurserordclitlicli Zlinlich, i n a n inochtc fast sagen glcicli, sicli die Verbindungen der vcrscliicdcucii fctteii Siiureii mit dcr- selbcn Basis gegcn Aufliisungsinittel verhalten, bis ich end- licli auf die Aawendung des Princips vcrficl, H O V O H i n dein vorstchcnden Aafsalzc dic Rede ist , u i d das gcwifs iiocli zu inanclier iiiitzliclie~~ Sclieidungsnicthodc fiiliren wird.

Ich will hier iiiclit dnrauf zuriickkomincn, die voii inir zur Trennung dcr festen fetteii Sauren des illensclteiifc~ts augcwendetc Methode nochinals zu bcschreibcn. Es geniigc auf die iin vorsteliendcii Aufsatz bescliriebenc 211 verwcisca.

Es bleibt mir nur iibrig, die Mcthode nnzugcbcn, durch welche ich den flussigen Theil dcr durch Verscifuiig dcs Meiischeiifetts erlialteneii SBuren voii deiri fcsteii Thcile gc- scliicden habe. Ziierst weiidetc icli die voii G u s s e r o w aogegebene Methode an, die bekniintlicli darauf berutit, dafs das Bleisalz der Oelsiiure in Aethcr liislich ist, miihrcnd das der festeii fetten Saurc sicli nicht oder uur spurweisc in dieseni Li3sungsmittel aufliist. Aber abgesehcn davon, dafs diese Methode bei Scheidung vou eiuigen Pfulidelr fetter Siiure sehr kostbar ist, weil inan ungclicurcr Mengen Aetlier bedarf, um das beiin Auszielien mit dicsem Liisiliigsinittcl ein aufserorden~lich grofscs Voluincii anneliiiicndc riiiliislicI~c

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Elcisalz \~ollstaudig atlszusiifscll, is1 sic nrich selir zcilrau- bend. ICII liabe dalicr splter cine andere Metliode vorge- zogeli, (lie sehr scliiiell Zuni Ziele fuhrt, bei deren Anwcn- clullg jcdocli freilicli der Verlust einer niclit ganz geriugeii RIcnge such dcr fcstcii S iureu iiiclit zu veruieiden ist.

I(+ prel'ste uiiuilich zucrst (lie fcttc~i Siiurcn, so n i e sic ilncli Zersctzung der Seitc des Mrnsclienfetts durch Snlz- saurc nacli dein Erkalteii als weiche Massc crlialten wcr- den, uuter eiiier sebr kreftigen l'resse so stark als niilglicli nus, liiste die scliou liartliclie Massc in dein dritten Tlicile ihres Gcwiclits heirsen Alkohols auf, liefs i u inogliclist iiied- rigcr Tcmperatur erstarren, prefste nochuials Bus, und wie- derholtc diefs so oft , bis keiiie Spur vou Oelsaure mehr in deu feeten Saureu aufzufiuden war, welclies gewohulicli schou nacli dreiinaligeiu Abpresscn der alkobollialtigeu Flus- siglieit erreicht war.

Aus diesen so erlial~encn festen fetteii Sauren ist es iiiir gelutigeii, bei A nrvendung der in dein vorstehenden Aufsatze gcnnuer bescliriebeiien Mcthode, vier versrhiedcne fcste fctte Saurco 211 ~ewi i i i i en , welche siiinmtlich, wcnn sic iiu gescliiiiolzciien Zusta u dc all inlliger A b kiili luug nus- gesrizt werden, krystnlliiiiscli werdcn, abcr sich daiiii sclioii ciurcli ihr aulseres Ansrheu wcsentlich von eiuander ui i te~- s ch ei d en.

Dicjeuige Saure, welclie sic11 ani leiclitesten an Bleioxyd gebunden aus der erkaltendea alkoholisclien Lilsung ab- scheidct, habe icli iiicht genauer studiren kiinnen, weil icli aus etwa 2; Pfd. Meuschenfett iiur etwa 0,2 Grin. dcrsel- ben iu vollkommen reiiiem Zustaude erliielt. Auberdem iiiuls ich nocli bevorworten, dafs ilire Reiulieit durch die RIethode, welche icli irn vorstelienden Aufsatze angegebeu babe, nicht gepiift worden ist, eben weil iiiir iiur so eufserst geringe Meiigeii derselben zu Gebote staudea. Alleiii der Uuistand, d a b sic aus der alkoholischen Liisriilg iu kleineu durchsichtigen uud perluiuttergl~iizcudc~i Krystallblattchen brystallisirte und im gcscliinolzeuci~ Zustandc bcim Erkaltcu cigcnthumlich schiippig krystallinisch iiuscliols, mag dafiir

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sprechcii, d a t sie niliglichst rein war. Sic sclimolz bei 69' C. und bei uochinaligem Umkrystallisiren aus der Al- koholliisung wurde ihr Schmelzpunkt nicht mebr erhiiht. Icli hoffe diesc Saure in dem Hainiiieltalg uiid im Rindcr- tillg , mit deren Untersuchung icli jetzt bescbaftigt bin, in griifserer Menge zu findeu und ihre Natur daiin leichter erinittelu zu k8nnen.

Die cine Analyse, welche ich mit dieser Saure iiur ail-

stellen konnte, lieferte folgeiide Zahlen. 0,2032 Grm. lieferten 0,565 ,Grin. Kohleiisaure und

0,2317 Grm. Wasser. Diek entspriclit 0,1541 Grm. odcr i5,84 Proc. Kolilenstoff uiid 0,0268 Grin. oder 12,70 Proc. W assers t o ff.

Die Besultatc dieser Analyse weiseu iiach , dak diesc Saure inehr Kohlenstoff enthllt, als die Margariusiim~, uncl die gcfuiidenen Zahlen stiinmcii nahe init dcr Forinel C3 H3 0' ubercin, wahreud sic offenbar schr abweiclicii voii der der Stearinslure.

Gcfunden. I?ereclrnet. Bercchnet.

Kolilenstoff i5,84 76,06 C 3 6 76,69 c68 Wasserstoff 12,70 12,65 12,i8 Hsa Sauerstoff 11,46 11,26 0 + 10,53 O7

100. 100.

Sie scheint dalier in ihrer Zusamincnsctzu~ig mit dcr Stearophansanre iibereinzukoinineu, welclic von F r a u c i s ') in dein Fette der Coccelskiiruer eutdcckt worden ist uud die nach ihm bei 68O C. scliinelzeii soll. Weiiigstens die Analyse des Silbersalzes wurde, wenii dic Rcsultatc nacli dem neuen Atomgewichte des Kohlcnstoffs bercchiiet wur- den, nahe mit der Formel C3 H3 O 3 Ag iiberciiistimiiicii. F r a 11 c i s giebt an, dafs die Stearophansaure, wenu sic gc- schmolzen wird, beim Erkalten in sternflirmigeu Gruppen, ahnlich dem Wavellit , anschiefst. Aehnlich verhiclt sicli diese Saure, wenu sie noch iiicht gauz rein mar , und ihr Schmelzpunkt deshalb etwas uiitcr 69O C. lag. Es ist da- 1 ) Ann. d . Clr. u. Phemr. Bd. 42, S. 234.'

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Ilcl. .\~alirsclieiiilicb, dafs bcide Sliureii ideiilisch siud. Spstcr lloffc icli auf dieseu Gegeiistand zuruckkoinuien zii kiiiiiicii.

I)ie ztveite Saurc, welctic iiliclist der cbeu erwdiiiteii

at11 IeicIitcsten iiiit Glcioxyd verbuiideii nus der lieifsell weiii- gcistigeu Liisuiig nicderfiillt, ist , wic cs sclieiut, ciiic iicuc Siirirc, welche icli init tlein Nauicii Autliropinsiiure belegeii will, iiui clarnii zu eriiiiierii, dal‘s icli sic ails deiu Felt des RIeiiscIicii ziicrst dargestcllt linbc. Sie is1 offciibar in grii- f s c i w Mciige im Rlcusclieiifett ciitlialteii, als die Stcaropliaii- sliutc (?) allciii der Uinstaud, dafs bei dcr A.bschtiduug diescr iiiiiiier eiiie iiiclit uiibedeutcude Meage Autliropiiis$urc ver- lorcii geht uud wiederwu bei der Treiiuuiig der weuiger krcrwandtschaft zu deui Blcioxydc zcigciideu Sliiireii eiu Tbcil i i i i t cliesen geincugt bleibt, Iiat veraiilafst, dihfs icli aus dcr obcii erwlliiiteii Mcuge vou ctwa 2; Pfuiid Mciisclieiifcl t iiiir ctwa 1 Griii. vollkoiiiuicii reiiier Autliropiiiszurc erliielt, wclclic, als sic dcr iui vorstclieiideii Aufsatz aiigegebeiicii P i i f ti 11 gs in c t h ode u 11 t er m o r fcii \v urtl c , s icli i u zw ei S$ u I’ c‘ - lioi.tioncii scliietlen, dercii Scbmelzpuiikt iiiclrt merklich v ~ r ~ sclrideu war.

Uiese Sluic krystiillisirt, weiiu sic reiii ist, atis (lei, A l - koliolliisui~g i n s’cliiiiicii bi.citeii pcrliiiuttergl~iuzcii~leii Ifliitt- ciicii, die icli bis zur Liiiigc voii fast 2 Liiiieii beolinc:IiIct Iiabe. 1st sie gcschuiolzcu, so erstarrt sic h i n i 1 5 i ~ h a l t c i i

iii scliiiueii gkiuzeiideii breitcii lillillerii, welchc tlas Liclit stark rcflectireu. Ihr Sclimelzpuiikt liegt bci 56” C:. otlw 5G”;2 C. Gegen Basrii veib;ilt sic sicli %vie die ubrigeii fc- stcii fetteii Ssurcii. Die alkoholischen Lijsuiigcii ihrcr Al- Aalisnlze crstarrcii beiiii Erkaltcu zu tiiiier opalisirciidcii Gallcite uud alkalische Erd - uud Rletnllscllzc biiligeu i i i

ticu Liisiiiigeii derselbeu uiiliislichc Niederschliigc hcrvor. Die Zusammeusetzuug diescr Siiui.c liabc icli lt~itler iiocli

iiiclit so cruiittclii kiiuiieii, dnfs ihre Ziisniiiiiieiisctziiiig als bckauut bctraclitct werdcii kiiiiutc. Die drei Aiiiilyscu, wclchc icli voii clicser Siiurc, ihrciii Silbcroxyd- und Baryt- eidcsalzc nusgefu1ii.t linhc, siiid iiur uutcr zwci ctwas uu- w n b 1s ch ci iiliclicn Vora ii ss e t zuii gcii i ii Uc b c r ciii s t iiiilu 1111 g zu

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248

bringeri, iilmlich dafs die Aiizalil der Atom des Kohlen- stoffs in deui Hydrate der Saure uiii zwei grafser ist als die des Wasserstoffs, uud daL das Barytsalz noch 1 Atoin Wasser euthlilt, das es selbst bei 100" C. iioch uicht ver- licrt. Ich schicke voraus, dafs ich bei Darstelluiig der Salze die Gufserste Vorsiclit augewendet Iiabe, iudeiii ich uiclit alleiii inich iiberzeugte, dafs die zii ihrer Darstelluug auge- weudeteu IA6suugsinittel und Salze ganzlich frei wareii von Clilor und scliwefelsauren Verbindungen, souderu auch die L6siiug der fetten Siiure in eiiier Auflosung iu kohlensau- rein Natron iin Wasserbade zur T r o c h e verduustete und uun erst uiit absolutein Alkohol auszog, wodurch icli die vollkominene Neutralitat des Natrousalzes erreicheu mufste.

Die Resultate der Aualyse siud folgende: 0,2128 Grin. der Sjiure lieferten 0,5929 Grm. Kohlen-

saurc und 0,238 Grm. Wasser. Diefs entspriclit 0,1617 Grm. Kohleustoff (= 75,99 Proc.) uud 0,0261 Grni. Wasserstofl (= 12,40 Proc.).

0,2446 Grm. des Silbersalzes gaben 0,483 Grm. Kohlen- slure, 0,18G3 Grin. Wasscr uud O,Oi06 Grm. Silber. Diefs ciitspricht 53,87 Proc. Kohlenstoff, 8,47 Proc. Wasserstoff und 28,88 Proc. Silber. *

Aus 0,2867 Grin. des Barytsalzes erbielt icli 0,604 Grin. Kohleiisaure , 0,2414 Grm. Wasscr und im Platiuschiffcheii bliebeii 0,0827 Grin. kohleiisaure Baryterde, welclie init Was- scr befeuchtet, Lackinuspapier auch iiicht spurweise blaute. Aieraus berechneu sicli folgeude Verhlltnisse: 59,23 Proc. Kohleustoff, 9,36 Proc. Wasserstoff und 22,39 Proc. Bar- ryterde.

Aus diesen Zahleu kauii luau fur das Authropinsiiure- liydrat die Formel C3 H3 O*, fur das Silbersalz C3 4 $13 1

O 3 I - Ag, fur das Barytsalz C 3 + H 3 ' O 3 + lh + fi ab- 1 eileii I

Page 12: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

230

deiieii icli so cbcii beschsftigt bin, wicderzufiiideo, wo iiiclit sic spltcr aus griifsercn Meugeii Menscheiifett darzustclleu.

Dafs iibrigens die AuthropiosYure eiiic cigeiitliiiuiliclie SPiirc ist, das bcweiseii ihre Eigenschaftcn ulid ilir Schinclz- puukt, da ja an der Uugemischtheit der voti inir tlargcstell- tell SSurc clcswcgcu uicht gezcveifelt wcrclcn kniiu, weil sic sowolil aus der alkoliolischeu Liisung, als wenii sic nus tleiu gesclimolzcneu Zustaude durch Abliiihluiig i n deli

festeii iibergeht, so ausgezeichnet krystallisirt, iiainciitlicli aber, weil ich sie durch tlieilweise Fallung init essigsaurcin Blcioxyde in zmei S#ureportioneu scheideii konntc, die kciiic Spur vou Verschicdenheit zeigtcn. Es ist kciiic fcttc Sliiirc bcliannt, welchc bei 56" C. scliniilzt, iind tlic ails hlkoltol in breitcu uiid grofscn Bliittcrii uiid bciiii Ei~hdtcti, wciin sic gcsch~nolzcu ist , in breilcii b1:ittrigeii Krystallcii an- schiel'st. Dic Aethalssure, rlic bei 55" C. schinilzt, krystalli- sirt iiacli 12. Sin i t h ' ) atis Alkobol iu uioosfiiruiig vcwiiiig- tcii Nadclii, uud erstarrt, weiiii sie gcschiiiolzeii ist, in strnlili;; vcreinigtcn Nadclii.

Elier kiiniite sic sclion init dcr i'viadiasaurc, die L u c h ': ) aus dcin Oclc von Illadia sntiuct darglstcllt hat und welciic bci 55" C. schluilzt, ubereiiikooimeu, alleiu cliesc Siiurc schiefst aus der alkoholischeii Liisuug in feiuen, strahlig vou eiueiii l'iinkte nusgehctiden Nadelu an. Die Rcsoltntc der Aualyscu voii L u c k stirnineu init dcu uiciiiigeu z~viir iiiclit vollkouiiuen, abcr doch nahe ubereiii, iiiid aucli L u c k falid clnIiu weiiiger Wassersloff- als Sauersloffatomc. Feriicre U ~ l t c r s u c h u ~ ~ g e i ~ uiiisseu dariibcr Aufsclilufs gcbcn, o b dicsc Substauzcn ideutisch sind oder iiicht. \Wren sie aber aiicli wirklich identisch, so scheiiit uiir dcr B a n e AnthropiusSurc doch passciider fur sic zu seyu, als R'Iadinsiiure, wcil es uiis natiirliclierwcisc wiclitigcr scyii mufs, d a t diesc S:iurc in uiis selbst vorkoiiiint, als dak sic in ciuelii so tvciiig wiclitigcn Kiirper, mic dos Madiaiil , eiithaltcn ist.

Dic drittc Slure, welche aiis deui M ~ ~ l s ~ h ~ ~ l l e t t abzu- 1 ) hnn. d. Clicm. 11. Pliwrn 1M. 42, S . 2-11. * 2 ) Ann. d. Clieiii. 11. Pliarlu. Bd. 54, S. 124.'

Page 13: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

249

A n t fir o p i n s l u r e. Gefunden. Berechnet.

Kohlensloff 75,99 76,12 C3 I

Wasserstoff 12,40 11,94 $43 2

Sauerstoff 11,62 11,94 0 9

100.

A t b r o p ins a ur e s S i 1 be r o x y d. Gefunden. Berechnet.

Kohleustoff 53,87 5-1,41 C" 4

Wasserstoff 847 8,27 H3 ' Sauerstoff 8,78 8,54 0'

28,88 28,78 Ag' Silber ~~

100. 100.

A n t h r o p i n s a u r e B a r y t e r d e . . Gefunden. Berechnet.

Kohleustoff 59,23 59,21 c3 Wasserstoff 935 9,29 H3 = Sauerstoff 9,03 9,29 0' Baryterde 22,39 22,18 bat

~~

100. 100. Man sieht, dafs auch selbst bei so uuwahrschei~ilicheii

Auiiahmeu, wie die obeu augegebenen, eigentlich die Ueber- eiustimmuug der Resultate nicht so ist, wic mau sie ver- laogeu mufs, urn sie fur uiizweifelliaft halten zu diirfeu. Ich inufs mir daher die genauere Ausmitteluiig der Zusam- ineiisetzuug dieser Saure fur splitere Versiiche vorbehalteu. Schwerlich miirde ich mich entschlosseu habeu diese Arbeit mit eiuer so weseutlichen Liicke zu verbffeutlichen, weuii icli nicht fiirchteu mulste, bei einem ferneren Versuche, sic aus dem Menscheufctt zu gewiuuen, eben so wenig vou die- ser Substaiiz im reiiieu Zustaude zu erhalteu, wie das letzte bIal, uud weiiii iiicht das Material zu dcr Wiederholiiug dcrselbeii i u iiieiucni jetzigeii Wohuorte zu erhalteu, init grotsen Scliwierigkeitcu verbuudeii wire. Ich hoffe abcr dicse S:iurc bci Gelegeuhcit dcr Untersuchu~ig des Wal- rnl l i s , dcs I l ~ i ~ i ~ ~ c l - odcr Riudertalgs oder dcr Butter, iuit

Page 14: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

251

schcidcn inir gclungen ist, ist die Margarinsaure. Ich er- liielt sic nach melirfachein Umkrystallisiren der sie haupt- sachlich cuthaltenden Portion der fetten Sauren aus Alkohol i n fci~ieii schoppigen Krystaltchen, die geschmolzen zu glau- zeudcu drirclieinarider gewobeneu Nadelii erstarrteu, uud deren Schmelzpunkt genau bci 60° C. lag.

Die Annlyse der Margarinsawe aus Meuschenfett lie- ferte folgeiide Zahlen:

0,3024 Grm. liefcrten 0,836 Grm. Kohlensaure und 0,346 Grin. Wasser , eiitsprecliend 0,228 Grin. Kohleustoff (=i5,40 Proc.) nud 0,03S4 Grin. Wasserstoff (=12,70 Proc.).

0,2653 Grin. gaben 0,7346 Grm. Kohlensaure iiiid

0,3005 Grin. Wasser; diefs entsyricht 0,2003 Grm. oder 75,51 Proc. Kohleustoff und 0,0331 Grm. oder 12,59 Proc. Wasserstoff.

I. 1J. Rercchnct. Kohleustoff 75,40 75,51 7535 C3 * Wasserstoff 12,70 12,59 12,59 H 3 * Sauerstoff 11,90 11,90 l1,SG 0%

100. 100. 100. ---

Das Bnrgtsalz der Margariusaure gab bei der Aualysc folgeiide Resultate:

0,242 Grm. desselb’en erzeugteii bei der Verbreuuuug 0,5182 Grin. Kohleusaure, 0,219 Grm. Wasser, uud iiu Schiffchen bliebeu 0,0705 Grin. kohleusaure Baryterde. I)iefs eutspricht folgendeii Zahleii :

Gelirndm. Berccl~nct. Kohleiistoff (iO,18 60,16 c3 4

Wasserstoff 9,7 1 9,77 - a3 3

Sauerstoff 7,36 i,12 0 3

Baryterde 22,73 22,G6 ria 100. 100.

Eiidlich die vicrte fettc Shre, welchc dcr feste Tlieil dcr BUS dem Meiischeiifett durch Verseifuug erhalteneu Sau- Ien ci~hiilt, ist die Pdmitinsuzlre. Sic ist dicjeuige SYurc, welclic am sp~tcsteu cturcli essigsayrcs Bleioxyd aus dcr kochciidcn Lijsiiiig iiicdcrgeschlagen wild. Sic schcirit ia

Page 15: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

2 52

gri)fsestcr Meiige iii dein Meiischeiifett ciitlialtcii zu ECYII,

mciiigsteus liabe ich vou dieser SIurc am nieisten in rci- iieni Zustaiide erhalteu.

Die Palinitinslure, welche ich aus dciii R'Icnscheufclt erlialtcii Iiabe, schinilzt gcnau bei 62" C. wid erstarrt bciiii Erkaltcn iiicbt iu Forin deutlicher Nadelii, sondcrii zu pcrl- inutterlliiilich glhzeudeii undeutlich, \vie es sclieiiit bllill- rig, krystallisirteu Massen. Aus dcr alkoholisclicn Li)scitig sich abscheidend bildet sic gleichfalls kleiiic Schuppchcii, die vollstsudig weifs siud uiid sic11 in kaltem Alkohol scliwcr, i n lieifsem leiclit h e n . Gewiih~licli wird augegebcn, dic I'nlniitinsSurc krystallisire, wcnn sic im gescliinolzciicii Zti-

slaiide der allidiligeu Abkiililuug fiberlassen wird, in bu- sclielfiirmig vcreinigten Nadeln. Dicfs ist allerdings dcr Fall, wenii sie iiur eiiie gcriiige hleuge MargariiisSure cut- halt. Uiejeuigen Beobachter also, welclie der Paliiiitius:inrc jeue Forin zuschreibeii, habeii obuc Zmeifet noch eiu ( ; c - menge voii Palmitiuslure init Margariusiiure uiiter H~ii i t lc i i

gebabt. Dagegrn ist die Olidiusiiurc, wclche iiach Va r - r e n t r a p p I ) erlialtcu w i d , wenu mail O c k i u r e dcr Eiii

wirhuiig des schinelzenden Kali's aussetzt , durchaus tiicht voii der reiiieu Paliiiitinsiiure zu uiitersclieideu. Weiin sic atis ilrrer alkoholischeu Lirsung anschiefst, sowolil als wciiti

sie aus dein gescbinolzenen Zustande iu deli festeii i i ler- gelit, ist diese Saure der auf eutsprecheude Weisc erhiit- icucii Palmitiuslure durchaus gleich. Dafs ilir Scliitielzpunkt bei 62" C. liegt, wie der der reincu Palinitinslure uud d a l sie iiiit derselbeu gleiclie Zusaiiiiiiciisetzuiig bat, sclieiiit schon durcli V a r r e 11 t r a p p's Aualyseu nacligewiesen zii seiii.

Wciiigsteiis stiinuieii die Annlysen des Silbersalzes, weuu sic uach dein neueii Atonigewicht des Kohlenstolfs hc- reclinet wcrdeu, iialie i i i i t der Forniel C €I3 I O 3 Ag iiber- eiri , uud dic der Aetliyloiydverbiuduog uiit dcr Formel C3 ? H3 O 3 + C* B5 0. Es ist deiiinacli uicht uieiir zu- Izssig, dicsc beideu Szureu fur verscliiedeu zu lialteii. Es

1) i h n . d. Clrem. u i d Pl iarr . Bd. 35, S . 210.

Page 16: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

253 bildet sicli dahcr durcli Einrvirkung dcs scliinelzeiidcn Ka- li’s auf Oclsaure Palmitiusiiiurc.

Um d i d s uocli bestiu~iiikcr uachzuweiseil ,. scliinclztc icli c t w a s Olidinssurc mit reiner Margariusliure ~ u ~ n ~ n n i c n . I)ic Miscliiing erstarrtc bciin Erknlteu ganz in der Wei se , wic tlic uoch nicht ganz v o n Margarinsiiurc bcfrcite I’almitiu- siitirc in undeutlichcn Nadclii, zwisrhen dcncn die Rerlmut- tcrgliinzcndcn Blattchen dcr Palmitinsliurc erken~itlich maren.

13ci der Analyse der atis dcm Rlensclieufctt erlinllencn Palinitiiis~ure erliielt icli folgendc Zalilcn:

0,23Gl Grin. gaben 0,618 Grin. Kohlcns~iiirc und 0,2655 Grin. Wasscr, eiitsprcchend 0,1567 Grm. odcr 74,SS Proc. Kohlcnstoff und 0,0295 Grin. odcr 12,N Proc. Wasscrstoff.

0,2455 Grin. licfcrteu 0,674 Grin. KohleosSnre und 0,2i6 (;riil, Wasser. Dicfs cntspricht 0,1859 Grin. odcr si4,6S Proc. Kolilcnstoff und 0,0301 Grin. odcr 12,51 Proc. M’nsscrstoff.

Eudlich nus 0,2255 Grin. erliiclt icli 0,6205 Grin. Kolilcn- siiure und 0,2515 Grin. W a s s c r , woraus eiii Gelinlt voii 7495 Proc. Kolilcnstoff und 12,53 l’roc. Wasscrstoff sich crgicbt.

Hiernus folgt fur diese Siiurf: tlic Fornicl C” ’ €I3 O1. 1. 11. 111. Bereclinct.

Kolilciistoff i4,83 74,88 74,95 75,OO c3 Sailerstoff 12,65 12,61 12,52 12,50 O 4 wnsscrstorf 1 2 , ~ 1231 i2,53 1230 II~ 2

~ _ _ _ _ _ _ 100. 100. 100.

Uin nocti bestiinintcr dcn Nacliwcis zu fuhren, d d s dicsc Saurc die Zusammcusetzung der Palmitinssure bcsitzt, habe ich init den Vorsichtsiiiarsregclu, mclche weitcr oben cnt- vickelt sind, das Silber- und Rarytsalz dcrsclbcii dargestcllt 11 11 d aii a1 y si r t .

Das Silbersalz licfert folgcnde Zahlcn: 0,3535 Grin. dcssclben gaben 0,6815 Grin. KoblcusBiirc,

0,271 Grin. Wasscr wid 0,105 Grin. m6tallisches Silbei; w elc h c i in S cli i f fcli e II zu 1. u c k b 1 i c b en. I) i c fs en t s p rich t 0,1 Sli 9 Grin. odcr 52,58 Proc. Kohlenstoff, 0,0301 Grnr. odcr 8,52 Proc. Wnsscrstoff und 29,70 Proc. Silber.

Page 17: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

254

Die Zusammensctzuug dieser Verbiiiduug wird dalicr durch die Forinel C a 2 H3 * 0 3 Ag ausgcdriickt.

Gehndcn. Bereclmet.

Kohleustoff 52,58 52,91 c 3 2

Wasserstoff 8,52 8,54 €13 ' Sauers to ff 9,20 832 0'

. Silber ____ 29,70 29,73 Ag' 100. 100.

Bei der Analyse des Barytsalzes erbielt icli folge~idc Zahleii :

0,4274 Grin. gaben 0,8993 Grm. Kolilciislure, 0,370 Grm. Wnsser und im Schiffchen bliebeu 0,129 Grin. kolilensnur~ Bargterde zuriick, was eiitspricht 59,22 Proc. Kolileiistoff, 9,62 Proc. Wasscrstoff uod 23 ,U Proc. Bnryterde.

Diese Verbindung ist daber der Formel C3' €I3 ' O 3 Bn gemab zusammeugesetzt.

Gefunden. Bercchnet.

Kohleustoff 59,22 59,37 C d '

Wasserstoff 9,62 9,59 H 3 ' Sauerstoff 7,72 7,42 0 3

Baryterde 23,44 23,62 Bn' 100. 100.

Ich habe deniiiach aus dem Mcnschenfett vier feste fettc Siiuren dargestellt, voii dcncu die cine noch nicht so be- stimmt cbarakterisirt werden konnte, dnfs man hlitte cnt- scheiden kilnuen, ob sie mit eioer schon bekauiiteu fettcn Saure identisch sey oder uicht. Sic scheint init der Stearo- phausltire ideiitisch zu segn. Dem eiitsprecheud wiire dem- nach ein Glycerinholtiges Felt iin Meusclieiifel t enthalteu, dem dcr Name Stearophnuiu gebulireu wiirde. Aufserdeiii liabe icli eine bis jetzt iiocli unbekannt geweseiie ulid zmci schou bekaunte feste fette SIurcn daraus crhnlteu, die An- thropiuszure, Margariuslure und Palmitinsiiurc. Deoient- sprecbcnd miissen dalicr noch drei Glgceriu entlialtelide Fettc im Meuschenfett vorkoninien , deneu die Nan~en Au- thropiu, Margarin und Palmitiii ziikoiiilnen wiirden.

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255

Auch dcii fliissigcn Thcil dcs Menschcnfctts habe icli ciiier n~ilicrcn Untcrsuchuug unterzogeu, uin nachzuweisen, dafs dic gewiihirlichc Oelsaure daraiis erhalten werden kiinne. Ich stcllte das Barytsalz dieser Saure auf dieselbe Wcisc dar, wclcher sich zucrst G o t t I i e b I ) bedient hattc. Die Scifc, wclchc aus Mcnscbenfett erlialtcn wordcn war, v r i r d c durcli cssigsaorcs Blcioxyd aiedergeschlagen , und das crhaltcnc Bleisalz geivascheii, getrocknet uiid mit Aether i n dcr Kiilte bchandelt. D e r Itherischc Auszug wrirdc init S a l z e ~ t i r c geschiittelt und die nun unrclne Oelsiiiire cnt- Iinlteiidc Itherischc Liisung abdestillirt. L)er Riickstalid wurdc sogleich init Ainmoniak stark uberssttigt und dic Liisuiig init Chlorbarjuiii atigcfullt. Der gcwaschcae u ~ i d getrocknctc Niederschliig wurdc endlicli mit Alkohol US-

gekochf, riiid der All,oliol kochrnd Iicifs filtrirt, was so olt wiederholt wiirdc, bis eiiie hiiireichendc Meiige dcs beitti Er k a I t c 11 si ch ah s cli cid en d en S a1 z cs ge w on i i cn w or tf en war. Es wurde init kaltem Alkoliol gewaschea, uiid nochinals auf clicsclhe Wci sc uinkrystal1isirt. , Das so erlialtciic Salz stiminte in seiiier Zusaininen- setzuiig durchaus iiiclit init dcln iilsaureii Bnryt iibercin, wclclicn G o t t l i c b ) ails dctn Gaumiil, Maiidclijl, der Cutter utid driii Giiriscfett dargcstcllt hat. Ich erhielt stets cine iiicht unbcdcutcude Quaiititat Barytcrdc bei der Atom- geiriclitsbestiinmuii~ zu vie1 und dein cntspreclicnd bei der Elemeiitaratialyse zu menig Kohlenstoff. Allcin die A m - lyscii stiminteii nicht mit ciiier einfachcu Foruel nahe gc- iiug iiberein.

Z u n ~ c b s t wolltc ich mich von der Richtigkeit dcr Ao- gabeii G o t t 1 i e b's iiberzeugcn. Ich stellte dahcr iilsaure Barytcrde aus Iiaumiil nach dcr ebeii bcschriebencn Mc- thodc dar, und aiinlysirte sic.

0,S6Y Grin. dcrsclhcri liefcrten bei ihwr Verbrci~nuag iiii Platintiegel 0,2438 Grin. kohlcnsaurc Baryterde, entsprc- clieiid 0,1908 Grin. oder 21,96 Proc. l3aryterdc.

0,3013 Grin. gabcii bei der V e r b r c n ~ i u n ~ im Saucrstoff- 1) :Inn. d. Chcm. ond PIinrm. Bd. 5 i , S . 33."

Page 19: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

256

stroin 0,660 Grin. Kohlens;iure, 0,2595 Grin. Wasser und 0,085 Grm. kohlensaure Baryterde. Diefs cntspricht 0,1852 Grin. Kohlenstoff oder 61,47 Proc., 0,0285 Grni. oder Y,46 Proc. Wasserstoff und 0,066 Grin. oder 21,91 Proc. Rary t erd e.

GeTunden. Berechnet.

Kohleiis toff 6 I ,.I 7 6 1,62 C36

Wasserstoff 9,46 9,44 8 3 3

Sauerstoff 7,16 638 0 3

Baryterde 21,91 2 1 ,S6 u n 1 100. 100.

Bei der Darstellung dieser LIlsauren Baryterde, wclche sich vollkommen in ihrer Zusammensetzung an die von G o t t I i e b gegebene Formel anschliefst, glaubtc iclr zu be- merken, dafs sie in kocbendem Alkobol vie1 leichter liislich sei, als die aus dem Menscherifett erhalteiie. Ich war-da- her der Meinuug, man musse wenn man den aus diesem Fett dargestellten rohen olsauren Baryt oftinals wit Alkohol auskochte, uach und nach immer wciter von der Zusammcn- setzung des reineii abweicheude Portiouen elithalten.

Diese Voraussetzung hat sich in der That bestztigt. Ich will die Resultnte der Analyseu der nach eiuander erhal- tenen Barytsalze in dem Folgenden nebeneinandcr stellen.

Nachdem der rohe alsaure Baryl vierinal ausgekocht worden war, war eiu Salz erhalten worden , welches fol- gcndc Zahlen bei der Analyse lieferte:

0:6923 Grin. gaben 0,2343 Grm. schmefelsaurc Baryt- erde, eutsprecheud 22,22 Proc. Barytcrde.

0,367 Grin. lieferten 0,7987 Grin. Kohlens3ure, 0,306 Grin. Wasser und 0,1035 Grin. kohlensaure Raryterde. Diefs cnt- spricht 0,2243 Grin. oder 61,12 Proc. Kohlcnstoff, 0,034 Grin. oder 9,26 Proc. Wasserstoff und 2232 Proc. Barytel.de.

Die folgcnden vier Abkocbungen liefertcn eiu Salz roil f o 1 g c n d e r Z us a in UI en s e t z un g :

0,4605 Grin. liefertcn im Platintiegel verbrannt uiid init Schwefelsaure behandelt 0,1645 Grin. schwefelsaurc Baryt- erde, entsprcchend 0,1080 Grm. oder 22,48 Proc. Baryterde.

0,339

Page 20: Ueber die Zusammensetzung des Menschenfetts

257

0,359 Grin. gaben 0,7756 Grm. KohlensSnre, 0,3038 Grm. Wasser und 0,1037 Grin. kohlensaure Baryterde. Diefs eut- spriciit 0,2179 Grni. oder 60,70 Proc. Kohlenstoff, 0,03376 Grm. odcr 9,40 Proc. Wasserstoff und O,OS05 Grin. oder 22,42 Proc. Baryterde.

Durch dic letzten vier Abkochungen erhiclt ich endlich eiu Salz nur in geritiger Menge, welches folgende Zusam- mensetzung besafs:

0,3273 Grin. gaben 0,0956 Grm. kohlensaure Baryterde, entsprechend 0,0742 Grin. oder 22,67 Proc. Baryterde.

Aus 0,3442 Grin. dieser Verbindung erhielt ich bei der Eleinentaranalysc 0,7407 Grin. Kohlenslure, 0,2862 Grm. Wasser und 0,1007 Grm. kohleiisaure Baryterde. Diefs entspricht 0,2062 Grin. oder 60,49 Proc. Kohlenstoff, 0,0315 Grin. oder 9,24 Proc. Wasserstoff und 0,0782 Grm. oder 22,7l Proc. Baryterde.

1. Kohlenstoff 61,12 Wasserstoff 9,26 Snuerstoff 7,40 Baryterde 22,38

100.

11. 111. Bereclinet.

60,70 G0,49 61,82 C 3 " 9,40 9,2 4 9,44 a 3 3

7,48 7,56 6,8S O 3 2242 22,71 21,86 Bat

100. 100. 100.

Man sieht, dab nicht alleiu sammtliche Analysen me- sentlich von den nach der Forinel C3 €€33 O 3 + Ba be- rechueten verschiedene Zahlen ergeben haben , sondern auch dafs nameutlich die bei der letzten hbkochung erhal- tene Verbindung vie1 zu wenig Kohlenstoff uud fast 1 Proc. zu vie1 Baryterde ergeben hat, uud diese Abweichung ver- bindet sich zugleich mit schwererer Liislichkeit i n kochen- dem Alkohol. Ich glaubte deshalb schon in letzterer eine ziemlich reine Verbindung einer andern Saure als die Oel- siiurc seheu 211 diirfen, nameutlich da die bei ihrer Aualyse gefundenen Zahlen nahe mit einer Formel zusammenstim- inen, welche mit der der Oelslure die grbfste Analogie hat. Uiese Formel ist niiinlich CJ U 3 * O 3 + Ba, welclier folgende proccntische Zusainmensetziing entsprechen wiirde:

Poggendorll's Annal. Bd. LXXXIV. 17

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255 Kolilciistoff 60,82 (-:3 4

Wasserstoff $21 I€? ' Sauerstoff 7,16 0 1

h r y t c r d c 22,% l i a l 100.

Diese Sliure wiirde als OelsSiire bctraclitct merdcn dhr- feu, aus welcher zwei Atomc Kohlenstoff uotl Wasserstoff ausgeschiedeu sind.

Bei iialierer Uiitersuchong fand sicli jedoch, dafs durcll Aether aus jener Mischung von Barytsalzeii einc geriiigc Meiige eiuer Barytvcrbindung ansgezogcn werden kiiiilie, welche weit reicher a n Bnryt uud dcmiincli mcit Brnier a11

Kohlenstoff ist, als die iilsaurc lh ry te rdc . Voii dieser Vcr- bindung erhielt ich leider nur so meuig, dafs icli sic nichl usher untcrsuchen konntc. Uin sie voii iilsaurer Barytcrdc zii reiuigen, welche, wenn auch iiiir aufserst scliwer, such etwas in hether liislicb ist, fiillte ich die :ithcrisclic LiistiIic;

durch allmaligen Zusatz von Alkohol. Der Nicdcrschlng wurde dauii in i t kochendem Alkohol beliaiidclt, wclclicr jc- docli jedesmal iiur schr wenig dicses Salzes aufliisle. Jleiiii

Erkalteii setzte es sicli in Piilverform wiedcr ab. Icli goI's den Alkohol voii dem Bodciisatz ab, kochtc das niclit Gc- liiste noch inehrmals dainit aiis, wid fillrirte den hoclieii- den Alkohol wiedcr in dasselbe Gefak , woriii sich jciicr Bodeusatz befand, ab , wodurcli der Niederschlag i n cine dickfliissige, brim Erstarren wieder fest werdendc Alasse zii-

samme~iflofs , cine Eigeiiscliaft , welche der iilsaure Enryt nicht besitzt. A u f dicsc Wei sc erliielt ich jedoch nur etwa 0,l Grm. der verinuthlich reinen Verbindung. Ich koiintc demiiach iiur nachweiseo, dafs sic etwa 27 bis 28 Proc. Ca- ryterde eutliielt, also vicl melir als der iilsaure Baryt.

Uer mit Aether ausgezogene unreinc alsaure Baryt lie- fei te dagegen, als er init Alkoliol nnsgekocht xviirdc, beiin Erkallen dieser Lasuug ciu Salz, welches in Eigenschaftcn und Zusamniensetzung gaoz niit der reiuen olsanren IJarJ t- crde iibereinkam.

0,7556 Grin. liefcrteii 0,254 Grin. sch\de'elsaure Baryt-

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erde, eiitsprechend 0,1667 Grm. oder 22,06 Proc. Ba- ryterde.

Aus 0,2845 Grm. erhielt ich 0,6239 Grm. Kohlensriure, 0,2413 Grin. Wasser und 0,0805 Grin. kohlensaure Baryt- erde. D ick entspricht 0,1751 Grin. oder 61,55 Proc. Koh- lellstoff, 0,0271 Grm. odcr 9,54 Proc. Wasserstoff und 0,0625 Grm. oder 21,97 Proc. Baryterde.

Kohlenstoff 61,55 61,82

Sauerstoff 6,94 6,87 Baryterdc 21,97 21,87

Wasserstoff 9,51 9,41

.- _ _ _ 100. 100.

I)cr flussige Theil des Menschenfetts besteht demnach im Wesentlichen aus Olein, deni aber eine geringe Menge cines andern flussigen Fetts beigemengt ist, das sich vou ihm dadurch iinterscheidet, dafs die daraus durch Verseifung erhaltenc SSure ciii Barytsalz liefert, welchcs in Alkoliol weit schwerer liislirh ist a1s der iilsaure Baryt, dagegen bei weit niedrigerer Temperatur in cine dickfliissige Masse zu- saniinenfliefst , in Aether leichter liislich ist und vie1 inelir Baryt ent1i;iIt. Ich hoffc spater Gelegenheit zu fiiiden, auf diesen Kiirpcr zuriickzukommen.

Ich will iiun sclilicfslicli ciiier Beobaclitung Erwv#linung thun, welche ziemlicli uuab1i;ingig von den vorstehenden lJntersucliungen dastelit, aber doch auch niclit ohne In- teresse ist.

Es ist schon friiher beobachtet worden , dafs. m e m iiian Mensclienfett im W i n t e r bei einer um 0" schwati- kendeii Teniperatur lange stehen 1;ifst , man ein flussiges Fett r o n d e n abgeschiedenen ' festen Theile trenneu kaun, wclches, weiiii es bis zum nbchsten W i n t e r sicli selbst iibcr- lwsen bleibt und von Neueni einer so niedern Teinperatur auf Iiingere Zeit ausgesetzt wird, vou N e u e u zieinlich vie1 eincs festen Fettes aussondert. I'refst inan diefs miedcr a h , und uber1:ifst das fliissige Fett von Neuem sic11 selbst, SO scheidct sich iin niichsten W i n t e r wieder rin festcs Felt nus.

17 *

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' ) G O

lcli liabc die Vtrinutliiiiig liufserii hiirco, t l a k hiichsl walirschcinlicli aus dcin tliissigcn Fctt des Mcnscheufctts, also oliitc Zwcifel aiis detn Olcin, ciii fesles Felt, also nnch dcr fiiilieru Ansicht voii der Zusaiiiiiicnselzuiig dcs M u n - scliciifctts, Rlargnrin gebildet lvel.de. I)iefs ist jerlocli iiiclit riclitig. .

W'enii inau ii8inlich den iiii zwciten odcr dritten W i u - ter abgrprefsteu festeu Tlicil in Alhohol heifs liist und erst tiltrirt , wciin die Flussigkrit etwa ciue Tcinperatur roil 30" C. bcsitzt, so sclticrst beiin fwierii Erkalten cine Sub- stnnz an, welclic, nocliinals nus Alliobol riinkrj-stallisirl, sicli i i i kochci~dcr vcrtluniitcr Liisung von kolilcnsnurcm Nnlron i i i Wnsser Icicht aiifliist. 1)iese Mnsse besteht dalicr nicht inclir aus eiiieiii Fctt, soiit1ci.n ails rincr fcttcn Siiiirc. Ilirc alkoliolisclic Liisung rcagirt in dcr That enkicliicdcn snuw.

Hieraus folgt, dnfs, weiin Meuscfieufctf i n lose vcrsropf- tcii Gcfafseo lange sicli selbst iibcrlasscn wird, das Glyccriii allin#lig zersetzt wird, wlhrcnd die fctteii Sarireit t1t.s Fcttcs frei wcrden. Diesc sind scliwcrcr loslich i n dciii IlLissigcu Tlreilc dcs Fettcs, scheidcn sicli dahcr i n grafsctw Mcngc iiiis, a ls das uiizcrsetztc Fell. Aiif dicse Wcise crkliirt sich die obcn erw:ihnte anffiillcntle Erschciiiuiig a d eiiifnchc. Weisc.

A u s der v o rst cheii 11 e 11 A r b ei t s i n d ha 11 p I s :i cli I irli fol gc ii d e Resuhate zu entncliincii:

1 ) Das Felt tles Menscheii bcsteht nicht, wie inan friilicr aiinnhm, alleiii aiis Olei'n uncl Margarin, soiiderri iniiidcstcns 211s sechs verscliietleiicii Fcttcn.

2 ) Das crste tlicecr Fettc ist i iur i n selir gcringcr RIeiige dnriii eiitlinltcii, sclicint oher uncli clcr ciiicii Aualyse dcr daraus erzeugteii feltcn S:iurc idcritiscli ini t dcin iii deli Kockelskijrncrti von F r a 11 c i s cntdecktcir Stcarophaniii 211

s PJ 11. Di e Zusain in ens e t z iiii g a n d E igc ~isclia ft cir dcrse I b c 11,

so weit sic studirt merdcn konnten, stimintcn init cIeile11 dcr Stearophaiis#urc, welclier die Foriiiel C H 3 O + ZU-

koinint , uberciii.

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26 1

3 1 I h s zweitc Felt ist rlas Anlliropiii. Die daraus durcli Verseifring cntsteheudc Fettsliiire zeichnct sich durch ilire gr ofsc Krystallisirbarkeit aus. Sic sclicidet sich S O W O I I I atis der alkoholischcn I ,~sung, als wciiii sic ails clcni geschinol- zcucii Zustantle in dcii festeii iibcrgelit, iu breileii gldiizeii- dcii Ullilteheii ab. Ilirc Zusaiiiiiicnsclzuiig sclicint durch die Forinel C FI ' ? O 4 ausgcdriicht wcrdcii zu diirfen ; doclr itiiisscii fcriicrc Unteraucliuiigrii, die icli iiiir vorbelialtc, tlic Riolitigkeit dcrselbcn aufser Zweifel sctzeii.

4 ) Das clritle Felt ist das Margarin, welches drircti Ver- s ei fi i i i g Ma rga r i n s:i ure 1 i e fert.

5 ) b a s vierte endlich ist das Paluiitiii, aus welclieiii durch Verseifung die Palmitiiis~iure ciitstcht.

6 ) Die Palinitiiisiiure ist idenlisch iiiit dcr Saure, welclie durcli Eiiiwirkuiig des schinelzeiideu Kali's arif Oelsiiurc ciitstcht rind von V a r r cii t r a p p Olidiusaure genaiint wor- deli ist.

' 7 ) Dcr flussige Tlieil dcs Menscheufetts bestelit im m c- scntliclien aus Olein. Er entbdlt aber gleichzeitig eiiie kleiue Meiige eiiics aiidern Felts, wclchcs durch Verseifuiig cinc S l u r e liefert, dereii Barytsalz sich iiicht allciii diii(41 seiiie Eigeiischaften , solidern auch durch seiiieii Gelralt nii Baryterde, der 27 bis 2s Yroc. zii betrageii scheint, voii der iilsaiirea Barytcl.de uuterscbeidet.

8) Die feste Substaiiz, welclie sicli aus den1 iin Wiiiter. abgeprebteu fliissigeii Tlieile des bleuschenfctts iiti nlchst- folgeiiden Wiiiler absetzt, entlialt eiue iiicht unbedeutendc RIenge freier fetter Saure. Das Menscheafett inufs daher einer alliiidligen Zcrsetzung unterliegen, durch welche das Glycerin iiach und nacb zerstijrt wird, uiid die fette Saure sich abscheidet, cine Art der Zeisctzuiig, welche an den k'etteri, dercii fette Saureii Icichl fliichtig siiid, laiigst bc- baiint ist, uiid iiaiiieiitlich beiin Kanzigwerdcii der Butter ciue Rolle spielt.