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1859. ANNALEN XO. 5. DER PHYSIK UND CHEMIE. BAND CVII. I. llrbn. ehe wuc Art elektrischer Striime; con G. Q uin c k e. 1. Wenn reines Wasser durch einen porbsen Ktirper stromt, so entsteht ein elektrischer Strom. Diese Thatsache habe ich durch folgende Versuche gefunden und festgestellt, Zwischen den abgeschliffenen Randern zweier Glasrirhreii A und B (Fig. I, Taf. I) von 25”” Durchmesser ist eine Platte aus gebranntem Thon init Siegellack festgekittet. In die Wande der beiden Glasrohren sind zwei Platindrahte eingeschmolzen, an welche Platinplatten angenietet sind, und diese Platindrahte stehen mit den Enden eines einpfindlichen Multiplicators von beilaufig 33000 Windungen und astatischem Nadelpaar in Verbindung, wie er zu Versuchen iiber thie- rische Elektricitst angewandt wird. Die Rohren A und B werden an den Enden enger, um bequemer die Verbindung init anderen Glasriihren herstelleii zu konnen. Der Apparat wird nun mit destillirtem Wasser gefullt, wobei man Sorge tragt, dafs keine Luft in der Thonplatte zuriickbleibt. Wird dam, durch Saugen bei B oder durch irgend welchen Druck bei A, die Flussigkeit in der Richtung von A nach B durch die Thoiiplatte getrieben, so beobachtet man in dem Augen- bliclie, wo die Ffussigkeitsstromuiig beginnt, einen Ausschlag am Multiplicator im Sinne eines elektrischen Stromes der von A nnch B in der Fliissigkeit geht.. Die von der Fl6s- sigkeitsstromung zuletzt getrsffene Platinplatte B verhglt sich also wie die Platinplatte eines G r o v e’schen Elementes. Sobald die Wasserstromung aufhort , geht die Nadel des Multiplicaiors zuriick und inan beobachtet einen PoIarisa- Poggendorlf‘s Aonal Bd. CVII. 1

Ueber eine neue Art elektrischer Ströme

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1859. ANNALEN X O . 5. DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND CVII.

I. l l rbn. e h e wuc Art elektrischer Striime; con G. Q u i n c k e .

1. W e n n reines Wasser durch einen porbsen Ktirper stromt, so entsteht ein elektrischer Strom. Diese Thatsache habe ich durch folgende Versuche gefunden und festgestellt,

Zwischen den abgeschliffenen Randern zweier Glasrirhreii A und B (Fig. I, Taf. I) von 25”” Durchmesser ist eine Platte aus gebranntem Thon init Siegellack festgekittet. In die Wande der beiden Glasrohren sind zwei Platindrahte eingeschmolzen, an welche Platinplatten angenietet sind, und diese Platindrahte stehen mit den Enden eines einpfindlichen Multiplicators von beilaufig 33000 Windungen und astatischem Nadelpaar in Verbindung, wie er zu Versuchen iiber thie- rische Elektricitst angewandt wird. Die Rohren A und B werden an den Enden enger, um bequemer die Verbindung init anderen Glasriihren herstelleii zu konnen. Der Apparat wird nun mit destillirtem Wasser gefullt, wobei man Sorge tragt, dafs keine Luft in der Thonplatte zuriickbleibt. Wi rd dam, durch Saugen bei B oder durch irgend welchen Druck bei A, die Flussigkeit in der Richtung von A nach B durch die Thoiiplatte getrieben, so beobachtet man in dem Augen- bliclie, wo die Ffussigkeitsstromuiig beginnt, einen Ausschlag am Multiplicator im Sinne eines elektrischen Stromes der von A nnch B in der Fliissigkeit geht.. Die von der Fl6s- sigkeitsstromung zuletzt getrsffene Platinplatte B verhglt sich also wie die Platinplatte eines G r o v e’schen Elementes. Sobald die Wasserstromung aufhort , geht die Nadel des Multiplicaiors zuriick und inan beobachtet einen PoIarisa-

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tioiisstrom iin eiitgcgengesetzteu Sinne des priiniiren Stroines und der Flussigkeitsstroinung.

Kehrt man die Wasserstroinung uni, und saugt bei A, so zeigt der Multiplicator einen elektrischen Strom, der in der Fliissigheit von B nach A geht, an.

Da die hier ouftretenden Stroine nur schwach sind, so konnen Ieiclit Ungleichartigkeiten der Platinplatten elektrische Strome hervorrufen , die auch ohiie Flussigkeitsstroiiiiiug die Multiplicatornadel abgelenkt erhalten. Man kaiin diefs dadurch vermeiden, dafs man vor dein Einkitten der Thon- platte den ganzen Apparat init hei€ser concentrirter Schwe- felsaure und destillirtein Wasser reinigt, und dann, um die letzten Spuren voii Saure, die iioch an den Platinplatten haften, zu entfernen, dieselben noch Iangere Zeit init destil- lirtem Wasser in Beriihrung lafst. Schliefslich wird der Apparat iiber einer reinen Alkoholtlainme oder in der Ofen- rohre getrocknet, uin die Thonplatte einkitten zu kdnnen. Die Thonplatte wiirde sonst mit grofser Begierde Wasser- tropfen aufsaugen, der Siegellack an der Thonplatte iiicht haften, uiid das Wasser sich zwischen der Thoaplatte und dem Siegellack einen W e g suchen, anstatt durch die Po- ren der Thonplatte zu gehen. W i r d danu der Apparat mit destillirtem Wasser gefullt , so sind die Ungleichartig- keiten der Platinplatten, wenn iiberhaupt welche vorhanden sind, so gering, dafs sie das hiichst astatische Nadelpaar des angewandten Multiplicators nur uin wenige Grade ab- lenken.

Da die Flussigkeitsstrolnuiig bei dieser Einrichtung des Apparates die durch den Strom polarisirten Platinplatten aber auf ungleiche Weise trifft, so werden dadurch Un- gleichartigkeiten herbeigefuhrt, die mich veranlafst haben bei den folgendeii Versuchen den Apparat so einzurichten, dafs die Fliissigkeitsstriin~ung die Platinplatten gar nicht traf.

Zcr dem Elide wurden die Glasriihren A und B des Ap- parntes Fig. I , Taf. I an einem Ende geschlossen, uiid dann seitlicli zwei engere Glasrohren C und D Fig. 2 zwischen dein offcnen Eiidc der Rohren und den Pla.’iplatten an-

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geseizt. Die Fliissigkeit an den Platinplatten blieb dann ungeandcrt, wenn Fliissigkeit durch C, das Diapliragina uiid D stromte.

Um jedoch nicht immer gezwungen zu seyii, die Platin- platten umstandlich zu reinigen , wurden kleine Ungleich- artigkeiten in folgender Weise coinpensirt, wie schon E. d u B o i s - R e y m o n d bei physiologischen Versuchen ge- than hat. Der Stroin eiiier D a n i e l l ' scheii Iiette ging durch eiiien vertical ausgespannten Eisendraht, von weichem dann zwei Drahte, deren einer fest, der andere verschiebbar war, abgingen. Von dieseii beiden Drtihten war der eine mit der einen Platinplatte des D Diaphragmaapparates (( (Fig. 2, Taf. I) in Verbindnng, der andere init dem entsprechenden Ende des Multiplicators, das sonst direct mit der Platinplatte in Verbindung stand. Ein kleiner Bruchtheil des Stromes des Daniel l ' schen Eleinentes ging d a m also durch den Diaphragmnapparat und den Mnltiplicator, und zwar wuchs dieser Bruchtheil proportional mit der Ltinge des verticaleii Eisendrahtes zwischen dem festen und beweglicheii Drahte. Durch Verschieben des letzteren und durch Umkehren des Stroines des I) a n i e 11' schen Elementes konnte man dann leicht die Ungleichartigkeit der Platinplatten compensiren, so dafs die Nadel des Multiplicators auf 0" einstand.

Mit einer Druckpumpe wurde nun, uin auch grafsere Wasserinengen durch Korper rnit weiteren Poren , als die einer ThonpIatte siud, treibeii zu konnen, Luft in einein gl~seriien Windkessel coinprimirt, die dann auf die in dem Windkessel enthaltene Fliissigkeit druckte. Diesc letztere wurde durch ein bis auf den Bodeii des Wiiidkessels reichendes GIasrohr und eine Rohre aus Fulkaiiisirtem Kaut- schuck und Hanf in den Diaphragniaapparat gedriickt. Die Kautschuckriihre war auf den G1asriihren mit seidener Schnur festgebunden und an den Enden iioch mit Siegellack fest- gekittet, weil sonst der anhalteiide Druck von Iiineii doch dem Wasser einen W e g zwischen Kautschuck uud Glas bahnte, oder atich die Kautuchuckrahre ganz von dein Glase herunterschob.

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Der angewandte Druck schwaiikte j e nach dein ange- wandten Diaphragma zwischen + und 3 Atmospharcn , und die durchgedruckte Fliissigkeit tropfte oder flofs in t' '111 un- tergestelltes Glasgefafs ab.

Es wurden nun statt der Thonplatte andere porose Korper zwischcn die Rohren A und B des UiaphraginaappaFatcs (Fig. 2, Taf. I) gebracht, uiid ain Multiplicator iinmcr eiii Stroni im Sinne der Flussigkeitsstroniung wie bei der Thon- platte beobachtet, der so lange anhielt, als die Flussigkeits- stromung dauerie, uin beim Aufhoreii derselben einen inehr oder weniger starken Polarisationsstroin iin entgegengesetzten Sinne des primaren zu zeigen.

Die Korper , die untersucht wurdeii, wenn destillirtes Wasser hindurchstrointe, waren

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Seide Schwefel Leinewand Gebrannter Thon Elfenbein Talk Glas Graphit Sand B u u s e n ' sche Kohle

Eisen Linden holz Platin Kieneii

Eichen i i und zwar wurden sie in folgeiider Form angewandt.

Von dunnem Seidenzeuge ') wurden etwa 30 Lagen uber- einandergelegt, uiid uber das Rohr A des Diaphragmaappa- rates gebunden, d a m wurde das Rohr B herangelegt und die Treiinuugsstelle dick init Siegellack uberzogen. Wegeii der grofsen Poren des Seidenzeuges ffofs naturlich bedeu- tend mehr VVasser als bei der Thonplatte aus, wenn der- selbe Druck angewandt wurde. Auf dieselbe Weise wurde Leinewand als Diaphragina benutzt.

Die anderen Stoffe wurden pulverforinig in ein Glasrohr voii dern Durchmesser der Rohren A und B des Diaphrag- inaapparates gefiillt, dessen Rauder abgeschliffen und durch zwei Platten von deni eben erwahnten Seidenzeuge geschlos-

1 ) Ilr. Dr. H. S c h a c h t halt; die Giitc dassclbe rnikroskopiscli zu unter- suilren, und fand, dnfs es w i n e Sride war.

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sen waren, damit die Flussigkeitsstromniig die kleinen Theil- chen des angewandten Korpers nicht init fortfiihrte. Nur bei der Bunseu’schen Kohle wurde das Glasrohr durch Platten von derselben Kolile geschlossen. Die Lange des Glasrohres betrug bei den verschiedeiien Stoffen 20 bis 45””.

Platin wurde als Platinschwamm , Eisen als Feilspane angewandt. Schwefel, Talk, Grnphit wurden im Porcellan- morser gepulvert. Das Glas war, in reines Papier gewickelt, auf dem Aiiibofs gepulvert worden. Von Elfenbein und den verschiedenen Holzsorten wurden Sagespane ange- wandt. Ich versuchte nlmlich vergeblich durch eine PO- rose Holzplatte Wasser hindarchzupressen, weil die Platten trocken eingekittet werden mufsten und , sobald sie d a m iiafs wurden , selbst wenn sie senkrecht auf die Richtung der Faserii geschiiitten waren, sicli init solcher Gewalt war- fen, dafs entweder die Siegellackkittuiig oder das Glas des Apparates brach.

Durch Zusatz von Sauren oder Sa1zli)sungen zum destillirten Wasser wurde der elehtrische Strom in seiner Richtung nicht geandert, wohl aber bedeuteiid geschwacht, so d a b er zuletzt gar nicht inelir bemerkbar war.

Es wurde z. B. eine neue 3”’”,9 dicke Thonplatte in den Diaphragmaapparat gekittct , und destillirtes Wasser hindurchgedriickt, wodurch die Nadel his a n die Heinmung abgelenkt wurde. Wurden danii 4 Tropfen reine Chlorwas- serstoffsaure zu 1 Liter Wasser gesetzt, der Diaphragmaap- parat uiid der glaserne Windkessel hiernnit gefiillt, so betrug die Ablenlrung bei deiiiselben Drucke nur iioch 15 bis 20”. Es war dieser geringe Sauregehalt durch den Geschinaclr nicht inehr zu erkennen, und mit Silberlosung zeigte sich iiur eine aufserst schwache Chlorreaction. Ein weiterer Zusatz von 12 Tropfen Saure schwachte die Wirkuiig so, dafs ein weit grofserer Druck angewandt werden mufste, um die Nadel abzulenken. Betrug die Same 16 Proc. der Flusaigkeit, so war selbst bei 3 Atmospharen Druck keine Ablenkung der Multiplicatoriiadel zu bemerken.

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Dadurch erklart es sicli d a m auch, dafs Tbonplatten, welche einmal init Slore in Beriihrung gewesen sind, sehr schwache Wirkung geben. Selbst darch woclienlanges Lie- gen in destillirtem Wasser und Trockiien in einer heifsen Ofenrohre lassen sich die letzten Spuren Saure aus solcher Platte nicht entferiien.

Durch Zusatz von Alkohol zu dem destillirten Wassrr wnrde die Ablenkung der Multiplicatornadel vergrofsert.

Wurde Terpenthinol dem destillirten Wasser beigerniscbt, so wurde in einigen Fallen die Ablenkung etwa uin ; ver- ringert , wahrscheinlich, weil das Terpenthinol die Poreii der Thonplatte theilweise verstopft hatte.

W e u n in das Rohr A des Iliaphragmaapparates mit Ter- penthinol gemischtes destillirtes Wasser, in das Rohr B rei- lies destillirtes Wasser gefullt wurde, so war am Multipli- cator nur eine aukerst geringe Ungleichartigkeit der Platin- platteii bemerkbar. Wurde d a m aiif die Flussigheit in A gedriickt, so war ein galvanischer Strom im Sinne der Flus- sigkeitsstromiing bemerkbar, wie bei destillirtem Wasser, der auch sofort, als der Druck aufhorte, einem Pohrisations- strom im entgegengesetzten Sinne Platz machte. hi dem Rohre B war jedoch auch hein Tropfchen Terpenthinol zu bemerben.

Als ein trockenes Thondiaphragina mit Terpenthinol ge- triinkt, und d a m beide Rijhreii des Diaphragmaapparates init destillirtern Wasser gefullt wurden, zeigte sich bci dem Druck auf die Flussigkeit in der Rijhre A anfangs kein Strom, bis das Wasser das Terpenthinol aus der Thonplatte verdrsngt hatte, und dann war die Wirkung am Multiplicator wie bei reiiiem Wasser.

Durch Zusatz einer Losung von kaustischem Natron oder Kupfervitriol zu dem destillirten Wasser wurde die Wirkung auf die Multiplicatornadel geschwacht.

Bei einein Apparate init Tbondiaphragina, der 12 Stunden nit Natronllisung gestanden hatte, war zufallig elwas Fett init der Fliiasigkeit in Beruhrung gewesen, so dafs sich Seife

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gebildet hatte. Bei diesein Apparate war die Ablenkung grilfser als bei destillirtem Wasser.

4. A4ndere Versuche uber den Einflufs der Natur der durchstromendcn Fliissigkeit bei einern Seidendiaphragma habe ich init dem Apparate Fig. 3, Taf. I angestellt. Es wurden namlich zwischen die Rohren A und B des Appa- rates Fig. 1 noch 2 andere Rohrenstiicke E und F, von gleichem Durchmesser wie A und B, eingekittet, deren Rsn- der ebenfalls plangescbliffen und in deren RIitte 2 engere Rohren G und H seitlich angesetzt waren. Zwischen A und E und zwischen F und B waren 2 Thonplatten von 2"" Dicke eingekittet, zwischen E und F aber 20 Lagen Seidenzeug. Die Rohren A und B waren mit dcstillirtcm Wasser gefullt, und init Kork an den offeneii Enden vcrschlossen. Durch G konnte d a m Fliissigkeit einstroinen und, nachdein sie das Seidenzeug passirt hatte, durch H abfliefsen. Die Platin- platten in A und B standen, wie fruher, init dem Multiplicator in Verbindung, und die Fliissigkeit, die sie benetzte war dieselbe, da, selbst wenn Diffusion durch die Thonplatten hindurch stattgefunden hatte, diese auf gleiche Weise hatte vor sich geheii miissen. Niinmt man sogar an, durch diese Diffusion waren elektrisclie Stroine erregt worden, so mufs- ten diese sich gegenseitig zerstoren , und koiinten keine Wirkung auf die Multiplicatoriiadel ausuben. Die Seide eignete sich auch deshalb sehr gut als Diaphragma, weil sie keine innere Polarisation zeigt, wie E. d u B o i s - R e y - m ond nachgewiesen hat, welche bei allen diescn Versu- chen storend einwirkt.

Das destillirte Wasser in dem glssernen Windkessel wurde nun nach und nach init reiner Chlorwasserstoff- saure versetzt, und vor dem Schliehen des Multiplicator- drahtes so lange Fliissigkeit durch den Apparat geleitet, bis man annehmen konnte, dafs die Fliissigkeit in dem Windkes- sel und dem Diaphragmaapparate dieselbe Zusammensetzuiig

1) NIonatsberiehtc der Berliner headernie 4. Aug. 1856, S. 21.

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hatte. Wahreiid dann die Nadel bei destillirtein Wasser einen Ausschlag von GOo im Sinile der Flussigkeitsstroinung gab, wurde sie nach Zusatz von ein paar Tropfen Saure nur iiocli um wenige Grade abgelenkt, uiid es war gar keine Ablenkung inehr bemerkbar, als die Fliissigkeit 16 Proc. Chlorwasserstoffsaure enthielt.

Ebenso wie reine Chlorwasserstoffsliure verhielten sich reine Salpetersaure und conceiitrirte Kochsalzlhung.

Dieselben Resultate erhielt ich init dein Dinphragma aus pulverfiirmigen Schwefel, wenn Chlorwasserstoffsaure oder mit dem Diaphragma aus Sagespanen von Lindenholz, wenn Kupfervitriol dem destillirten Wasser zugesetzt wurde. Ebenso gah Briinnenwasser, das viele Salze, besonders Kalk aufgelost enttielt, mit dem Thon- oder Schwefeldiaphragma schwachere Ablenkung als destillirtes VC'asser.

Destillirtes Wasser, das init Eichensagespaiien langere Zeit in Beriihrung gewesen war, und also Gerbsaure enthielt, gab mit Glaspulver und Eisenfeilspanen dieselbe Wirkuiig, wie reines Wasser.

Der Polarisatioiisstroni war in inehreren Fallen, wenri andere Fliissigkeiteii als reines Wasser angewandt wurden, schwach.

Bis jetzt habe ich inich auf diese wenigcn Fliissigkeiten beschriinkt, da bei inehreren in einer Fliissigkeit enthalteiieii Stoffen der eine einc grSfsere Anziehnng zu dem porosen Diaphragma hat als der anderc, untl diese d a m wieder voii der Natur des Diaphragmas abhzngt, so dafs die verschie- denen Stoffe init verschicdener Kraft von den1 Diaphragma festgehalten werden , uiid man iin Larife der Untersuchung ein Diaphragina mit anderer BberflYche und anderen Eigen- scbaften erhiilt, dessen Beschaffenheit zu ergriindcn eine be- sondere und tiefcr eingehende Untersuchuog erfordert. Diefs ist auch der Grund, weshalb im Folgenden die Gesetze, von denen die Intensitat der erregten elehtrischen Strome abhangt, bei destillirtein Wasser bestiinmt worden sind.

Ich werde hoffentlich spiiter Gelegenheit haben den Ein- flufs, den der Zusatz fremder Stoffe zu reinein Wasser auf

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die Starke der erregten elektrischen Strome hat, genauer und messend zu bestimmen.

Soviel mir beliannt ist, siiid diese Thntsachen neu. B e c q 11 e r e 1 beschreibt zwar in seinein Trait6 de 1’6lectri- cit6, tome 11, pag. 94 sqq . , in einem besonderen Capitel: 1) Effets Clectriques produits duns les actions capillaires [ I ,

Versiiclne, bei denen elektrische Strome entstehen , wenn Salpeter- oder Chlorwassers~offsB~ire von Platinschwamm wfgesogen m erden , jedoch scheinen diese einen anderen Grund zu haben, als die von mir beobachteieu.

Die Versuche wurden in der Art angestellt, dafs das eine Ende eines empfindlichen Multiplicators init einem Pla- tinschlilchen in Verbiiidung stand, das andere Ende aber init frisch gegliihtem Platinschwamine. B e c q u e r e l fiillt nun das Schalchen lriit concentrirter Salpetersaure und sagt: )J A E’instant oii t o n effectue l’immersion, 1’Pponge prend au liquide 1’6lectricitB ndgative, comme si le platine avait d t d attaqu6; elle se polarise aussitdt de manikre ii produire un courant en sens contraire, qui continue pendant quelque temps, diminne et devient nul. cc Mit concentrirter Chlor- wasserstoffsaure beobachtete B e c q 11 e r e l ebenfalls zwei Striime, aber von uingekehrter Richtnng, wie bei Salpeter- saure. Waren die Sduren verdunnt, so war der erste Stroin derselbe, wlihrend der zweite ausblieb.

Ich habe nun diese Versuche in folgender Weise wie- derholt. Es wurde an das obere Ende eiiies Glasrbhrchens R (Fig 4, Taf. I) von 50”” Lange und 3””,5 Durchinesser eiii dunner Platindraht W angeschmolzen, so dafs dessen Ende iioch einige Millimeter in das Glasriihrchen hineinreichte. Das Rohrchen wnrde mit heifser concentrirter Schwefel- sliure, durch langeres Liegen in destillirtem Wasser und Erhitzen in einer reinen Alkoholaamine gereinigt und dann init frisch bereitetem Platinschwaniine gefullt, der durch Dre- lien des Rohrchens hereingebracht und mit einem reinen Glasstabe efestgestampft wurde. Das Riihrchen wurde dann an dern Platindrahte, welcher init dein einen Ende eines empfindlichen Multiplicators in Verbindung stand, aufge-

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kingt. Mit sanfter Reibung konnte es vertical verschobeii und init der in dein Platinsch~lchen P enthaltenen Flussig- keit in Reriihrung gebracht werden, welches Platinschalchen mit dein andereii Ende des Multiplicators in Verbindung stand. An der Aenderung der Farbe des Platinschwammes liefs sich leicht erkennen, wie hoch die Flussigkeit gestiegeii war. Ich iverde im Folgenden die Stroinesrichtrzng in der Flussigkeit angeben.

Bei reiner rauchender Salpetersaure beobachtet inan zu- erst einen Stroin voin Schwamine zur Saure, der sehr bald einein anderen starkeren i n eiitgegengesetzter Richtung Platz macht, welcher letzlere niehrere Stundeii mit constanter Starke fortdauert. Ersetzt inan nun das Platinschalchen durch ein init derselben Flussigkeit gefulltes Uhrglas und verbindet das init dein Platinschalchen rerbunden gewesene Ende des Multiplicatordrahtes init dein PIatindrahte eines zweiten Glasriihichens , das wie das erste eingerichtet und mit trockenem Platinschwainme gefullt ist, so beobachtet inan wieder beiin Eintauchen desselben eineii Stroin von dcin Schwainme zur Flussigkeit , bis der ganze Platinschwainm benetzt ist. Dann geht die Bade1 des Multiplicators, wenn es gelungeii war, die Rohrchen gleichm&$g init Platin- schwainm zu fiillen, in ihre Ruhelage zuruck, oder es bleibt ein constanter Strom iibrig, indein die durch die Einwirhung der Flussigkeit and des Platinschwamines entstehenden con- stanten Stroine, deren Kichtung in beiden Glasrohren ent- gegengesetzt ist, sich nicht \ ol1st;indig coinpensiren.

Bei gewohnlicher reiner Salpetersaure beobaclitet man ebenfalls einen Sirom yoin trockeiieii Schwarniiie zur Flus- sigkeit, der, wenn die Flussigkeit oben aiigelioininen ist, verschwindet. Nur in seltenen Fiillen ist eiii Stroin in ent- gegengesetzter Richtung des ersteii zu bemerken.

Bei destillirtein Wasser beobachtet inan einen Stroni vom trockenen Platinschwamrue zur Flussigkeit, der , wenn der Platinschwamm sich vollgesogen hat, einein constanten Strome in eiitgegengesetzter Richtung Platz macht. Diirch Anwendung eines zweiten Platinschwamm-R6hrchens kann

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wan dann, wie ohen bei der rauclienden Salpetersaure, deli zweiten constanten Strom eliniiniren.

Bei Chlorwasserstoffsaure beobachtet man einen Strom im Sinne der Flussigkeitsbewegung, von der Same zum Schwainme, der dann bei rauchender, wie bei verdiinnter Saure einem Strome in entgegengesetzter Richtung Platz inacht. Ich inufs jedoch bemerken, dafs ich den zweiten Strom, welcher schwacher als der erste war, nicht imrner beobachtet habe. Vielleicht riihrt er von der Einwirkung des freien Chlors, welcbes fast imnier in der Chlorwasser- stoffsaure vorhanden ist, auf das Platin her.

Aufserdem ist bei allen diesen Versuchen die Oberfla- chenbeschaffenheit des Platinschwammes, die so leicht durch zufallig in der Luft enthaltene Stoffe sich andert, so wie die Art und Weise des Gliihens von grofsem Einflusse, so dafs es einer tief eingehenden Untersuchung bediirfen wurde, urn diese Strome in gleicher Starke hervorrufen und iiber ihren Urspruiig mit Sicherheit entscheiden zu konnen.

Jedenfalls folgt aus diesen Versuchen , dafs diese Flus- sigkeiten elektrische Striirne von verschiedener Richtung er- regen, wenn sie von Platinschwainrn aufgesogen werden, und es ist nicht abzusehen, wie dann durch Capillaritat diese Striiine lrervorgerufen seyn konnen, da das capillare Ver- halten dieser Flussigkeiten doch dasselbe ist, iiidem sie alle das Platin benetzen. Der Vorgang ist auch gerade bei den Flussigkeiten , mit welclien B e c q u e r e I operirt hat , sehr coinplicirt; denn wir wissen ja gar nicht, ob der Platin- schwainm durch Contact nicht zersetzend auf die Sauren wirkt, und ob die beobachteten Strhne nicht yon dieser Zersetzung herrhhren. Die zweiten constaiitei~ Stromev kon- nen aber wohl kaum irgend einem capillaren Vorgange zu- geschrieben werden , da die Flussigkeitstheilchen dann we- der neue Theile der festen Platinoberflaclle benctzen, noch neue Flussigkeitstheilchen an die freie Obei fliiche gelangen. D a ferner der erste Strom iminer nur kurze Zeit, der zweite dagegen oft inehrere Stunden danert, und in eiiiigen Fallen sogar bedcutend starker als der erste ist, so ist er auch

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nicht als secundarer Polarisationsstroin voiii erst en hervor- gerufen.

Der zuerst beobachtete Stroin schien mir jedoch von der Luftschicbt herzuruhren, die der trockene Platinschwainin auf seiner Oberflache condensirt hat, und er mufste also verschwinden , wenn diese Luftschicht von der Flussigkeit absorbirt war.

Um mich hiervon zu uberzeugen, wurdeii an zwei Pla- tinplatten von 60"" Lange und 10"" Breite zwei dunne lange P1atiiidr:ihte genietet, die beiden Platten init heirser conceiitrirter Schwefelsaure und reinein Wasser gereinigt, qqd ill einer reinen Alkoholtlamme gegluht. Beide Platin- platten sind d a m gleichartig; denn taucht man sie in eine Flussigkeit und verbindet sie durch den Multiplicatordraht, so ist kein Stroin zu beobachten. Wurde nun die eine Platinplatte langere Zeit in Reruhruiig gelassen mit der Flussigkeit, die andere, welche der Luft ausgesetzt gewesen war, plotzlich eingetaucht, wdirend die beiden Platten mit den Enden des Multiplicatardrahtes in Verbindung stan- den, so beobaclitete man einen Stroni, der in der Flussig sigkeit von dcr troclrenen zur benetzten Platte ging. Die dabei angcwandten Flussigkeiten waren: destillirtes Wnsser, reine gewiihuliche und rauchende Salpetersaure , r e h e ge- wohnliche uud rauclieiide Chlorwasserstoffsaurc. Dcr Stroin 1 erschwand bald. . Bur hei rnnchcndcr SalpetersZure machte er sofort einein Stroine i n entgegengesetzter Richtung Platz, der auch bald verschwand.

Man sielit also, dars die beobachteten Straine dieselbe Richtung wic bei dem Eiutauclien des trockeiien Platin- schwaiiiines in die Flussigkeit baben, init Ausiiahine der Chlorwasserstoffszure. Die Striiine, die durch ungleiclizei- tiges Eintnuchen von Platin in destillirtes Wasser entstehen, hat schon S e h r 6 d e r ' ) in derselben Kichtung , wie ich, beobachtet, der sie auch bei rerschiedenen Metallen und noch einigen anderen, als den eben erw8hnten, Fliissigkci- ten sehr griindlich untersucht hat.

1) P o g g 4nn. Bd 54, S 80

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MGgIich, dafs bei der Chlorwasserstoffslure der Platin- schwamm, wie schon oben bemerkt wurde, irgendwie zer- setzend einwirkt und so noch eine neue EIehtricitatsquelle, die den von der Luftschicht herruhrenden Strom iiberwiegt, auf- treten kann. Immerhin bleibt es hochst wahrscheinlich, dafs die an der Oberflache des Platins adharirende Luftschicht der Grund der zuerst auftretenden Striime ist, wenn Wasser oder Salpeterszure 5011 Platinschwainin aufgesogen werden.

Bei destillirtem Wasser geht aufserdem der zuerst be- obachtete Stroin in der entgegengesetzten Richtung der Fliissigkeitsbewegung, wahrend aus ineinen oben angefiihr- ten Versuchen folgt , dafs reines Wasser , welches durch benetzten Platinschwamm strbmt, einen Stroru im Siniie der Fliissigkeitsstrbmuiig erzeugt.

6. Es fragte sich nun, woron die von mir beobach- teten elektrischen Strbme herriihrten.

Wurden die Rohren des Apparates Fig. 1 Taf. I ohlie Diaphragma an einander gekittet und nun ein Wasserstrom hindurchgeleitet, so war keine Ablenkung am Multiplicator zu bemerken. Man sieht also, dafs das Diaphragma zur Erzeugung des elektrischen Stroiiies nothweodig ist.

Der elektrische Strom koniite nun aucb von dem ver- schiedenen Drucke, dcm die Elelitroden ausgesetzt sind, her- riihren. Urn dariiber zu entscheiden, wnrde eine dicke Platin- oder Kupferplatte zwischen die Rohren A und B des Diaphragmaapparates Fig. 1 Taf. I gekittet und dieser dann init destillirtein Wasser gefiillt.

Wahrend die Platinplatten mit einem aufserst empfind- Iiclien MuItipIicator wit Spiegelablesung , auf welchen ich weiter unten zuruckkommen werde, in Verbindung waren, wurde auf das Wasser in A ein solcher Druck ausgeubt, dafs die Platinplatteii in A und B einen uin 2,5 Atliiospa- re11 verschiedenen Druck auszuhalten hatten, obne dais je- doch die geringste Virkung auf die Multiplicatornadel ZU

erkenncn war. Aukerdem hatten die Beobachtungen an dein Apparate

Fig. 3 Taf. 1 gezeigt, dafs, sobald das destillirte TVasser

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durch das Seitendiaphragma zu striiiiien begann, die Multi- plicatornadel abgelenkt wurde, und dafs dieselbe sofort zu- ruckging, wenn die Wasserstromung aufharte. Da aber der Druck, den das Wasser in E und F erfubr, eine ge, raurne Zeit gebrauchte, um durch die 2"" dicken Thonplat- ten hindurch sich in die Rohren A uiid B fortzupflanzen, so hatte der elektrische Strom nicht niit der Flussigkeits- striimung zugleich eintreten kiinnen, wenn er von verschie- dencm Druck auf die Platinplatten hergeruhrt hatte. Ebenso hatte er auch nicht sofort verschwinden kiinnen, wenn die Flussigkeitsstroinung aufhorte, da wieder geraume Zeit ver- fliefsen inufste, bis sich der Druck in A und 3 mit dein in E und F vorhandenen ausgeglichen hatte.

Eiiie andere Moglichkeit ware auch, dafs die beob- achteten Strtime Therniostriime waren, da man annehmen muEs, dafs das Wasser durch die Reibung in den Poren des Diaphragmas erwarmt wird, und dafs also das aus dem Diaphragma austreteiide Wasser eine hiihere Temperatm hat, als das in das Diaphragina eintretende.

Uin hieriiber zu entscheiden, wurde ein Apparat von ahnlicher Einrichtuug wie in Fig. 2 Taf. I angewandt, nur war der Theil der RBhren A und B, wo die von dem Dia- phragma etwas weiter als gewiihnlich entfernten PlatinpIat- ten lagen, enger und hatte etwa 1W" Durchmesser. Zwi- when die Riihren A uiid B wurde dann einc Thonplatte von 3"",9 Dicke gekittet, arif deren B zugewandter Seite sich eiii klciiier hufeisenforiiiig gebogener Glasstab yon etwa 1"" Durchniesser befand. Auf dieses Hufeisen war ein sehr dunner Platindraht aufgewickelt, dessen Windun- gen sich nicht beruhrten. Die Enden dieses Platindrahtes waren an verschiedenen Stellen tlurch die Siegellackkittuiig gefiihrt, so dafs inan dcn Stroin von vier Bunsen 'schen Elementen durch diese flache Platinspirale leiten und da- durch die Seite B des Thondiaphraginas erwarmen konnte. IXe Platinplatten des Apparates standen wie gewijhnlich mit dein Multiplicator von 33000 Windungen in Vcr- biudung.

7.

Page 15: Ueber eine neue Art elektrischer Ströme

Der erwarniende Strom wurde gebffnet, bevor die Ab- lesung am Multiplicator geschah, um Tauschungen durch Nehenschliefsungen zix vermeiden. Der Multiplicator zeigte eine Ablenkung von -+ a'', die vou einer Ungleichartigkeit der Platinplattcn herriihrte. Nqchdem der erwtirmende Strom nun 5' und 10' die Platinspirale durchflossen hatte, zeigte der Multiplicator eine Ablenkung von + J 3 O im Sinne eines Stroines, der in der Fliissigkeit von A nach B ging. Als jedoch der erwarmende Strom noch weitere 10' die Platinspirale durchflossen hatte, war die Ablenkung 2 O . Die ErwIrmung mufste danu unterbrochen werden , weil sonst zu fiirchten stand, dafs die Siegellackkittung d u d die Erwarmung zerst6rt wiirde. Durch die Erwlrmnng des Wassers sammelten sich in dem Rohre B an der Thonplatte und der Riihrenwand zahlreiche Luftbllschen, und es ist mbglich, dafs von dieseu die Ablenkung herrtihrte; dabei war in den beiden verticalen Seitenrahren des Diaphragrna- apparates ein schwachesSteigen zu bemerken, das von der Erwamung der Fliissigkeit herriihrte.

Es wurde alsdann in denselben Apparat statt der fla- chen Platinspirale eine Thermokette aus drei Neusilber- Eisenelementen gebracht , deren Lathstellen auf der Ober- flliche der Thonplatte lagen, und zwar die ungraden auf der einen, die graden auf der anderen Seite der Thonplatte. Die Drahte der Thermokette waren sorgfaltig mit schwar- zem Schellackfirnifs iibenogen. Wahrend nun eine gelinde Berubrung einer Lbthstelle mit der Hand eine sehr merk- liche Ablenkung an einem Thermomultiplicator hervorge- bracht hatte, war jetzt an demselben kein Strom zu bemer- ken, wenn Fliissigkeit durch mechanischen Druck durch das Thondiaphragma getrieben wurde. Obwohl also die Er- wgrmung mit der Platinspirale ungeheuer grofs war im Ver- haltnifs zu derjenigen, welche das Durchtreiben der Fliis- sigkeit durch die Thonplatte hervorbrachte, betrug die Ab- lenkung im ersten Falle an dem Multiplicator mit 33000 Windungen iiur wenige Grade, wahrend in letztereni Falle

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der entstandene elektrische Stroin die Nadel wiirde an die Hemmung geworfen haben I).

Es wurde in eineii Thoncylinder eiiie Glasglocke eingekittet, die in ein verticales (Xasrobr endete. Ein eingeschmolzener Platin- draht fuhrtc durch die Glasglocke zu einer iin Innern des Thoncylinders befindlichen Platiuplatte, wahrend eine zweite Platinplatte in einem Eecherglase sich befand, das den Thon- cylinder mit der Glasglocke aufnahm, so dafs das Ganze einen Apparat bildete, wie ihn W i e d e m a n n *) zu seinen Untersuchungen 8) iiber die Eewegung von Fliissigkeiten im Kreise der geschlossenen galvanischen Siiule 1~ angewandt hat. Die Platinplatten wareii sorgfaltig mit heifser concen- trirter Schwefeleaure und destillirtein Wasser gereinigt wor- den und standen mit d e n Multiplicator von 33000 Win- dungen in Verbindung. Es wurde darauf das Becherglas mit kaltein, der Thoncylinder mit warinem destillirtem Was- ser gefullt und nun der Multiplicator geschlossen. Die Na- del gab eineii Ausschlag von 50" im Sinne eines Stroines, der durch den Thoncylinder voii innen nach aufsen ging, kehrte aber selir bald wieder in ibre Ruhelage zuruck. Sie

Dasselbe Resultat gab folgender Versuch.

1) Als durch den eben erwalinten Apparat, bei welchem also eine Ther- mokettc: die l'en,peraturdifferene der verscliiedencn Seiten de r Thonwand angab, ein strorn r o n 18 Da n i ell 'sctieu Elcnlentcn geleitet wuIde, der das destillirte \Tassel. merhliclr durch die 'I'lronwand mit sic11 Iiindurcll- fiilirte, war ebcnfalls narh Oeffnen dimes Strorries nnd Schlidsen der Tlierntokette keine Ablenknng an dem angewandten Ttrermomultiplicator benierklich. M a n sielit darrlus, dafs wenn eiue ~e~scl i iedenart ige Er- wirrnung der beiden Seifen der Thonwand eintriit, sobald ein gnlvani- sclrer Strom durclr die Thonwand flielt, die 'Temperaturdifferenz jeden- falls sehr gering ist.

Es folgte aus diesem und dern folgenden Versuche zugleich, dah das Fortfiiliren der Fliissigkeiten durch eine por6se W a n d mit Iiiilfe eines galvanischen Sti-omes nicht von einer ungleichen Erwzrmung herriihrt, die ein galvanischer Strom an den versrhiedenen Stcllen der poriisen W a n d Iiervorbringen kiinnte. Es Iriilie ninllicli d a m bei beideu Ver- s u d i e i i pin continnirliches Striimen der tiliiasigkeit nach der ws rn~eren S&te Jer poriisen W a n d liin beobwhtet werdrn miissen, was durchaos nirht der F a l l war.

2 ) Y o g g . Ann. Bd. 87, S. 328.

Page 17: Ueber eine neue Art elektrischer Ströme

17

zeigte also eiiien Strom voii der warmen zur kalten Stelle der Thonwand an, wlhrend die durch das Drxrchtreiben von Wasser durch eine Thonwand erregten Striime von der kalten zur warmeren Seite der Thonwand gehen.

Man sieht a m diesen Versuchen, dafs die durch das Durchstromen von W'asser durch poriise K6rper erregten Striiine nicht Thermostrome sind.

8. Es kam nun zundchst darauf an , die Abhiingigkeit der erregten elektrischen Strome von dem Drucke, der Dicke des Diaphraginas uiid der durchgeflossenen Fliissigkeits- menge zu bestimmen. Ich habe hierzu einen Druckapparat angewandt, der in Fig. 5 Taf. I in -: natiirlicher Grofse dargestellt ist und im Wesentlichen aus einer M a r i o t t e - schen Flasche A, einem Quecksilberwiiidkessel B und einem Wasserwindkessel C besteht.

Die Flasche A ist durch zwei Korke rerschlosscn, durch deren einen ein Trichter T bis aaf den Boden der Flasche reicht, wahrend in dem anderen sich ein Hahn E befindet. In die Oeffnung D, im Boden dieser Flasche, ist ein Glas- rohr F eingekittet, welches bis auf den Bode11 des Queck- silberwiiidkessels B reicht und am oberen Ende durch ein Kautschukrohr Q , am unteren durch den Stahlhahn H un- terbrochen ist. Auher diesem Stahlhahne H sind noch zwei Messinghahne H' und H" in den Messingdeckel von B luft- dicht eingeschraubt. Der Hahn H' fiihrt durch ein Kaut- schukrohr rind den Kegelverschlufs K zu einer Druckpumpe, wahrend durch=H', das Glasrohr G, ein Kautschukrohr, den KegetverschIufs K' und das Glasrohr 0, der Quecksilber- windhessel B init dem Wasserwindkessel C in Verbindung steht. AuEser der Fassnng des Glasrohres 0 sind noch zwei aiidere Fassungen in deli Messingdeckel des Wasser- windkessels C eingeschraubt, in deren eine der Glashahii 0 eiiigekittet ist, in die andere das Glasrohr O", das bis auf den Boden von C reicht, ebenfaIIs durch einen Glas- hahii geschlossen werden kann und durch ein Kautschuk- rohr uiid den KegelverschluL K f f mit dein Diaphragmnappa- rate Fig. 2 Taf. I in Verbindung steht. Die Messii~gdeckel

I'oggrndorff's Annnl. Bil, CVII. 2

Page 18: Ueber eine neue Art elektrischer Ströme

von B und C sind luftdicht auf die aufgehitteten Messing- fassungeii aufgeschraubt. l)er Glashahn 11"' iiii Bodell voii B dient zum Ablassen des Quecksilbcrs.

An zwei Milliineterscalcii kann inaii die Hiihe der Flus- sigkeit in B und C ablcsen, uiid das Glnsrolir F geht eben- falls vor einer Millimeterscala her, die in der Zeichnung fortgelassen ist.

Die Kautschukrahreii waren sammtlich aus vulkanisir- tern Kautschuk und Hanf gefertigt , lionnten mit Sicherheit einen Druck voii 3 Atrnosphlren iin lnnerii ertragen, ohne zu zerreifsen und wurden, wie schon friiher erwahnt, init seidener Schnur und Siegellack an den Glasrohren be- festigt.

Es wurde nun, um deli Apparat in Gang zu setzen, der Kegelverschlufs bei K' gelost, der Messingdeckel von C ab- geschraub t und destillirtes Wasser hineingefullt. Nachdern alsdann der Hahn H"' geschlosseii und die ubrigen Hahne geoffnet worden, wurde durch den Trichter T Quecksilber in die Flasche A gegossen, das durch das Rohr F in das Gefafs B flofs, wahrend die h f t durch H' und H" entwich. Durch deli Kegelverschhds bei K' wurde der Wasserwind- kessel, durch den Kegelverschlufs bei A- die Druckpuinpe mit B verbunden, die Hahiie 0 uiid 0 geschlossa uiid nun init der Druckpumpe die Luft in B und C comprimirt. Dadurch wurde auf das Quecksilber in B ein Druck aus- geiibt, so dafs es durch das Rohr F in die Flasche A stieg, wahrcnd durch den Hahn E die in A cornprimirte Luft entwich. Die Hohe des Queclisilbers in F iiber dein Niveau des (Juecksilbers in B gab den Druck, uiiter wel- chem die in B und C coinpriinirte Luft stand. W a r nun so vie1 Quecksilber nach A gelangt, daCs ebeii iioch die un- tere Miindung des Druchrohres F unter Quecksilber stand, so wurden der Hahn H' und der Hahii E geschlossen. Oef€- nete man dann O", so trieb die coinpriinirte Luft das Was- ser durch das Rohr 0" in den Diapliragmaapparat, wahrend aus A Quecksilber nach B iiachflofs und durch die untere Oeffnung des Trichters T Luft in die Flasche A drang.

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39

I)ie Luft in B war also eiiiem Druck ausgesetzt, der gleich eiiier Quecksilberszule voii der Hohe des verticalen Ab- staiides der Trichteroffnung iii A uiid des Quecksilber- niveaus in B war. Bei den ineisten Versucben betrug die- ser Abstand etwas uber 2 Meter.

Der Druck war also fast constant, denii die Aenderung des Quecksilberiiiveaus in B war uur unbedeutend wahrend eines Versuches uiid lronnte an der Scala von B abgelesen werden, worauf die inittlere Hohe des Queclrsilberniveaus in Rechnung gebracht wurde.

Durch Schliefsen des Hahnes H" und Oeffneii voii 0' konnte iin Wasserwindkessel wieder Atmosphiirendruck her- gestellt werdeo, ohne da€s inan niithig hatte, auch in B den Druck aufzuheben.

Um deli wirklichen Druck zu erhalten, den das Was- ser iin Diaphragmaapparat erfuhr, inufste noch die Wasser- saule von der Hohe des Wasserniveaus in C bis ziir ,4us- flufsoffiiung des Diaphraginanpparates in Rechnung gebracht werden, die, auf Quecksilberdruck reducirt, von dein Druck abgezogen wurde, unter dem die Luft im Windkessel stand.

9. Uin nicht mit zu grohen Flussigkeitsmengen arbei- ten uiid das Wasser in C so oft erneuern zu inussen, er- zeugte ich nur schwache elektrische Strome uiid wandte zu ihrer Messung eineii sehr einpfindlichen Multiplicator, von S a u e r w a Id in Berlin, init 10080 MTiiidungen an. An der astatischen Nadel desselben war eiii verticaler 0 e r t l i n g- scher Planspiegel befestigt , der auf bekannte Weise das Bild eiiier horizontaleii Scala in eiii Fernrohr rellectirte. Das Gewirht des Spiegels war 2@,7; das des ganzen Sy- steins mit Nadelii, Fassung u. s. w. 69'',564-1;. Die Entfer- nung der Scala voin Spiegel betrug 8145 Scalelltheile, so dais also einem Scalentheil ein Winkel V O ~ 32',789 ent- sprach. Das Sadelpaar hatte eine Schwingungsdauer von 14,56 Sekuiiden und wurde durch einen inelirere Deci- ineter entfernten Magnetstab, der als Berichtigungsstab diente, auf den Nullpunkt des Theilkreises, seiikrecht auf den inag-

2"

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20

netischen Meridian zuruckgefiihrt, weil die Windungen des Multiplicators inagnetisch wirkten. Da die Ablenkungen 3 O nicht Uberschritten; so konnten die abgelesenen Scalentlieile proportional der Intensitat i des ablenkenden S tromes ge- setzt werdcn.

Dieser 8 ) Spiegelmultiplicator CI war nun noch viel em- pfjndhher als der Multiplicator von 33000 Windungen, der zu den friiheren Versuchen gedient hatte, und es mufste deshalb bei allen folgenden Versuchen , obwohl nur die halbe Lange des Multiplicatordrahtes benutzt wurde, die EmpfindIichkei%) durch eine Nebenschliefsung sehr bedeu- tend geschwscht. werden, so da€s iminer nur ein Bruch- theil (etwa &) .d& erregten elektrjschen Strornes durch den Mult ip lica tor gin g.

Der Muhiplicator stand auf einem an der W a n d be- festigten Brett, auf welchem zugleich der Berichtigungsstab festgekittet war. Ich konnte jedoch nicht verineiden , dafs durch atmospharische Einfliisse das Brett seine Lage ver- anderte , und &a. der Seidenfaden, der das Nadelpaar trug, 700"" lang war, inithin auch der Aufhanguiigspunkt der Na- del seine Lage inerklich vergnderte, SO schwankte selbst iin Laufe oines Tages der Nullpunkt des Instruments bedeu- tend. Da jedoch nur Ablenkungen, die bald aufeinander folgten, verglichen werden, so hat dieser Uebelstand auf die mit den1 Instrument erhaltenen Resultate keinen Ein-

Von viel grolserein Einflufs ist die Polarisation der Pla- tinplatten. Ich habe denselben dadurch zu eliminiren ge- sucht, dab der Strom des Diaphragmaapparates nur die Zeit hindurch geschlossen wurde, die nothig war, urn zwei Aus- schlage am Multiplicator zu beobachten, also etwa 4 oder 1 Minute.

Ein Commutator erlaubte, nach Beliebeii den Strom im Multiplicator umzukehren, um die Ausschlage der Nadel re- guliren zu konnen. Das Mittel aus den zwei beobachteten Ausschlagen gab dann die dein vorhandenen Strom entspre- chende Ablenkung.

flurs.

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21

Die folgenden Versuche wurden shmt l ich niit destil- lirtem Wasser und Platten von gebranntein Thon angestellt, die aus derselben grdfseren Thonplatte gcschnitten und de- ren Fllcheii trockcn planparallel geschliffen wurden. Die Dicke der Thonplatten warde init einein schon friiher von mir benutzten Kathetometer ') gemessen, indem die Platten direct zwischeii den vcrticalen Cylinder und die denselben hebende Schraube gelegt wurden.

Die durcbgeflossenen Wassermengen wurden in Probier- rohrchen von etwa 10"" Durchmesser aufgefangen, welche init eiiier eingeatzten Millimetertheilung verseheii und cali- brirt waren. Es zeigte sicb dabei, da€s die Wasserstriimung abgerissene Theilcben der Thonplatte mit sich fortfiihrte und an andercn Stellen der Thonplatte ablagerte, so da€s die Poren dadurch verstopft wurden. So betrug bei einein Druclre von 1970"" z; B. die durch eine Thonplatte von 24""' Durchinesser und lmm,02?i Dicke in der Minute durch- gegangene Wassermcnge . . . . . . . . 2gr,214 und nachdem der Apparat 3 Tage in Gebrauch geweseii war . . . . . . . . . . . . 0gr,902,- so dafs jetzt weniger als die Ilalfte hindurchging. Dadurch findet zum Theii auch der Umstand seine Erklarung, dafs die AbIenkung am Multiplicator init der Zeit abnahm, wah- rend der Druck derselbe blieb, weil der Widerstand des Diaphragniaapparates sich vergrolserte.

Unter Umstanden kommt es d a m auch wieder vor, dafs eine kleine Vermehrung der darchgegangenen Wassermenge stattfindet, besonders wenn der Apparat Iangere Zeit aufser Thatigkeit gewesen ist.

10. Die folgende Tafel 'giebt die Beobachtungen an einein Apparate, wo die cingekittete Thonplatte 1"",025 Dicke hatte. Unter s stelit die beobachtcte Ablenkung in Scalentheilen, unter m die in der Minute durchgeflosscne Wassernienge in Graininen nnd unter p der Druek, der die Flussigkeit bindurchtrieb, ausgcdriickt durch die Hohc ciner Quecksilbersaulc in Millimetern.

I ) P o g g Ann. Bd. 105, S . 12 11.

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No. S It1 P

I 6-46 1967”’”’ 2 40,2 0,657 1370

4 59,s 0,988 1971 5 40,6 0,670 1369

3 41,4 0,746 1380

Giebt inail den GroCsen s, m, p Indices nach der Nurn- 111, iner der Reobachtung und bildet die Quotieliten ” ,

Pz’

s2 in2’

so findet man:

81 ~ / I / , _- Y L 8 2 N I L P 2

Aus 1 und 2 1,607 1,754 1,436 JJ 1 JJ 3 1,591 1,546 1,446 JJ 4 J’ 3 1,441 1,:325 1,428 )’ 4 ’1 5 1,473 1,475 1,438

Mittel 1,528 1,525 1,432

Man sieht daraus, da€s die Stromintensitaten uiid die durcbgeflossenen Wassermengen sich iiahe wie der Druck verhalten, der die Flussigkeit durchtreibt. Aul diese Ab- hangigkeit der Stroinintensit:it voin Ijrucke werde icli noch weiter unten zuriickkominen.

Da€s die durchgetriebene Flussigkeitemeiige sich wie der Druck verhalt, der sie hindurchtreibt, ist i n Uebereinstim- mung init der Annahine, dafs die Thonplatten aus vielen kleinen Capillarrohren bestellen; denn aus den Versuclien von H a g e n ’) und P o i s e u i l l e ’) folgt, da€s die durch Capillarrohren durchgestrijinten Flussigkeitsineiigeii sich eben- falls verhalten wie der Druck, der sie hindurchtreibt. Auch W i e d e m a n n , in der oben citirteii Arbeit, hat Resultate derselben Art gefunden.

Uin nun zu sehen, in weIcIier Wcise die elektro- inotorischeii Krafte der erregteii elcktrischrn Striime von 1) Pogg. Ann. R d 46, S. 4‘23 2 ) Ann. d c clrirn S. I I I , T F711, pug. 50 P o g g Ann. I3d 58,

11.

s 424.

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23

der Dicke der durchstromte~i Platten abhiiigeo, verfuhr ich folgendermafsen. A n den Wasserm~iiidkessel des Druck- apparates Fig. 5 Taf. I wmde statt des Kcgelverschlusses K" ein Tfijlmiges Glasrohr (Fig. 6 ) befestigt, so dafs das Wasser nach dem Durchgaiige durch den Glashahn 0" sich in zwei Zweige theilte, indem ein Theil rechts, eiii Theil links durch den liorizontaleii Schenkel NN' des T fiirinigen Glasrohres tlofs. Bei N und N' waren zwei Kegelver- schliisse angekittet, und es J~oiii~ten an diese zwei Diaphrag- inaapparate von gleicher Construction (Fig. 2 Taf. 1) be- festigt werden, durch welche also daiiii die Flussigkeit init deinselben Drucke getrieben worde. Der Schenkel N N' des Tfiirinigen Glasrohres hatte eirie Laiige voii 80t)"" uiid einen Durchmesser Ton 7"'"',5, so daib er, init destillirtein Wasser gefullt, einen so betracbtlichen Leitungs~viderstaiid bot, dafs dieser = Q, gesetzt werden koonte.

Es wurden alsdaiin , wie bei der F e c h n e r ' schen Me- thode zur Bestiininung der elelctroinotorischen Krafte ge- wohnlicher galvanischer Stroine , die Platinplatten der bei- den Diaphraginaapparate 1 und 2 so verbunden, dafs der erregte elelrtrische Strom beide durchfliefsen mufste. Eine Wippe erlaubte aber die Stroinesrichtung in detn einen Diaphraginaapparate u~nzukehren. Bezeichnet man uuii die Suinine der elektroinotorischen Kraftc, die in der Thon- platte des ersten Diaphraginaapparates ihren Sitz haben, init E , , die des zweiten Diaphraginaapparates init E,, den W i - derstand der Fliissigkeit zwischeii den Platinplatteii des be- treffendeii Apparates iiiit W, und W 2 , feriier den Wider- stand des tibrigen Stroinkreises mit w, so ist die Intensitiit i , des Stromes, der durch den Multiplicator fliefst, wenn die elektromotorischen Krafte gleiche Kichtung habeii :

(1)

uiid wemi sie entgegengesetzte Richtnng habeii :

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24

An dem Multiplicator liest inaii nun Scaleiitheile ab, und es ist:

wo A eine voii der Einrichtung des Multiplicators abhan- gige Constante ist. Aus den Gleichungen (I), c2) uiid (3) folgt dann:

i, = As , ill = As, , (3)

Durch Beobachtuiig zweier Ablenkungen am Multipli- cator bekommt man also das Verhaltnifs dcr Summen der elektromotorischeii Krafte, die in beideii Diaphraginen ihren Sitz haben.

Zwischeii die Rbhren der Diaphragmaapparate wurdeii iiun Thonplatten gebracht , voii verschiedener Dicke und ails derselben griifseren Tlioiiplatte geschiiitten; dic Wider- stande W , uiid W , waren d a m nahe dieselben, obwohl diefs, wie sich nachher ergeben wird, voii keinein Einflufs ist. Die beideii Diaphraginaapparate unterschiedeii sich also nur durch die Dicke der Thonplatten.

Die Ablesungen geschahen in der Weise, dafs zuerst s,, und dann s, beobachtet wurde, so dafs, da s,, imiiier sehr klein mar, die durch den Stroin i, hervorgerufene Polari- satioii auf die Grofse voii s, nicht inerklich voii Einflufs war. Der Polarisationsstroin wurde bei diesen Versuchen iiach dem Aufh6ren der Flussigkeit~striimuiig ebeiifalls be- obachtet, uiid es zeigte sich hier rneist ein Ueberwiegen des Polarisationsstroines des Apparates mit dickerem Dia- phragma, wie es auch die innere PoIarisatioii des Diaphrag- mas erwarteii liefs. Da jedoch die Grofse des Polarisations- stromcs von der Dauer des prjmareii Stromes abhangt, und ineine Apparate diese Dauer nicht ZIX messen erlaubten, so sind die Ahlenkungen des Polarisatioiisstroines, da sie doch nicht mafsgebeiid seyii wiirden, nicht angefiihrt.

12. Die folgende Tafel giebt die Beobachtungen an zwei Thonplatten, dereii Dickeii

waren. a, = i y 9 6 7 &I, z: 1'"",025

Die mit s, uiid s1, bezeichneten Columuen geben

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die beobachteten Ablenkungen in Scalentheilen , die dritte Columne den Druckp in Millimetern; rn, und ni, sind die in der Minute durchgeflossenen Wasserinengen, !5 dasVer-

E , endlich das nach Gleichung ( 4 ) aus s, und sll berechnete Verhaltnifs der elektromotorischen Krafte.

m I

haltnifs dieser Wassermengen, und die ietzte Co1umi:e - E ,

No. s, $81 P m 1 in

1 197;2 -3,2 1976"" 6 6 0 1:+61

3 152,5 4,4 1377 0,799 0,749 4 207,6 14,O 1951 1,193 1,306 5 197,O 7,4 1402 0,761 0,643

2 206,9 -1,7 1959 1,103 1,248

1 n J

m2 -

1,541 1,132 0,93 7 0,916 0,846 M i t t e r

E , __ E'z

0,9G8 1 0,9694 1,0594 1,1446 1,0780 1,0477

__-__

d d2 2 = 1,920.

Es wurde dann die diinne Thonplatte aus dem zweiten Diaphraginaapparate eiitferiit und statt dessen cine dickere eingekittet, so d a k jetzt

war. achtungsreihe :

d , L- Lmm,640 cl, = 4"",682 Die folgende Tafel giebt eiiie damit erhaltene Beob- -

KO. 3, s,l P

1 77,2 -1,7 1981"" 2 65,7 6,6 1966 3 86,6 7,5 1974 4 77,3 6,O 1979 5 68,2 5,7 1975 6 57,L 5,7 1435 7 50,9 6,3 1393 8 69,Y 2,5 1979 8 46,7 I,6 1410

10 66,0 1,4 1981

?I1 I

$260 2,2 7 6 2,07 1 1,629 1,564

0,972 1,370 0,835 1,132

m 2

6737 0,700 0,708 0,669 0,617

0,413 0,622 0,392 0,554

m 1

111 a

4,42 1 3,215 2,926 2,736 2,536

- E , Ea

0,956 1,224 1,190 I, 168 1,182 1,222

2,354 1,282 2,203 1,074 2,129 1,073 2,045 1,073

__

11 47,7 1,5 1400 0,736 0,373 1,979 1,065 M i t t e l T 4 3

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Mail sielit liieraus, dak die elektroinotorischeii Krafte uiiabha~igig sind voii der Dicke der Thonplatten und der durchgegangeneii Flussigkeitsinenge, wie auch der Druck seyn mag, der die Flussiglreitsstroinung bewirkt.

E E2

Die Verscliierlenhcit des Verliiiltnisses 2 erklart sich

durch die Uiisicherheit der Methode. Die erste Beobach- tung der lcizteii Tafel gieht fiir das Verhiiltnifs zwar

eine Zahl < 1 ; ich habe aber oben gezeigt, wie aul'ser- ordentlich kleine Mengen eines dein destillirteii Wasser zu- gesetzten Stoffes schoii die Grofse des erregten elektrischeii Stroines ver~ndern, und obwohl bei den vorlicgenden Ver- sucheii alle Vorsiclit getroffeii war, urn eiiie Verunreiniguiig des destillirten Wassers und der Diaphragmaapparate zu verhuten, so koniiteii doch leicht Fettiheilchen, die vielleicht auch deli inessingenen Kegelverschlul's angegriffen hatten, mitgefiihrt werden, und so die elektromotorischen Iirafte andern. Moglich auch, dafs schon in dein angewandten destillirten W-asser solche freindeii Stoffe enthalten waren, wie ja schon K i e f s I ) bei der elektrischen Funlienentla- dung in Flussigkciten gezeigt hat, wie verschieden sich de- stillirtes Wasser aus verschiedeneii Bezugsquellen verhrilt.

13. Dasselbe Kesultat erhielt ich, wenn der Wider- stand W , betrrichtlich grofser war, als W,, indein bei den] Apparate 2 die Platinplatten sicli dicht an der Thoiiwand befanden. Folgende Tabelle giebt die Beobachtungen an zwei solchen Apparaten, wo

war.

E2

d , == 1"'",567 d , = 4"",693

No. s, P 1 91,6 - 0,O.i 1974'"" 1,001 2 54,l - 1,05 11 77 1,040

Wurde der Apparat 1 allein durch deli Multiplicator geschlossen, so wurda die Nadel uin Y6,9 ScaIeiitheile ab-

1 ) Pogg. A n n . Bd. 102, S 190.

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gelenkt, wahrend bei dein Apparate 2 die cinen Meter lange Scala aus deiii Sehfelde des Fernrohres ging. In beideii Fallen betrug der Druck 1970"'".

Wahrend also die elektron~otorischen Krafte diesel- ben waren, folgt a m den Ablenkungcn, die jeder Ap- parat fur sich hervorbrachte, dafs der widerstand iin zweiteii Diaphraginaapparate betrachtlich kleiner als iin er- sten war.

Dasselbe ergaben Versuclie , bei deneii durch Ein- schalten einer Siegellackplattc in den einen Apparat der Querschnitt an eiiier Stelle bedeutend verringert uiid so der Widerstand zwischeii den Platinplatten vermehrt wurde.

14. Uin ferner zu sehen, in welcher Weise die elek- troinotorische Kraft von der Gr&e der freien Oberflache der Thonplatte abhinge, die dein Drucke der Flussigkeit ausgesetzt ist, wurdeii Thonplatten von fast derselben Dicke, die ebenfalls aus derselben griifscren Thonplatte geschnitten uiid geschliffen waren, in die beiden Diaphraginaapparate eingekittet. Die eiiie Thoiiplatte war aher vorher trocken an den Raiiderii mit geschinolzenem Siegellack uberzogen wordeii, so dafs in der Mitte ein kreisforiniges Stiick frei blieb, durch welches die Flussiglieit hiiidurchgetriebeii wurde. Die Art und Weise der Ablesung geschah d a m wie bei den Diaphraginaapparaten init Thoiiplatten von verschiede- ner Dicke.

Die folgeiide Tafel giebt die Beobachtungen an zwci Thonplatten, deren Dicken

d , = 3"",946 d , = 3"",968

waren, wahrend die freien Oberflachen der Thonplatteu die Radisii

r, = 8"",4 r , = 11"",7

hatten, sich also mie 1 : 1,94 verliielten.

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s,, P 5,5 1978"'"

4,0 1978 4,O 1165 2,l 910 3,2 696 4,o 499

10,O 1984 -1,O 1486 -1,s 1984

4,3 1975

No.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

$ 8

127,O 1 16,6 130,4

79,s 62,9 51,2 37,3

139,9 99,7

129,4

E , - S 8 ~ P8 .-

E2 Sn p. 1,091 1,076 1,063 1,103 1,753 1,701 1,069 2,224 2,215 1,046 2,732 2,850 I , 2 f I 3,751 3,973 1,254 0,980 0,973

S, ist proportional der Suintne der elektromotorischen Krafte E , + E , und es sind in der vorletzten Coluinne die Qao- tienteii der Werthe von s, aus der Beobachtung No. 8 mit deli Beobachtungen No. 4 bis 7 gegeben. Die Ietzte Co- lumne entlialt die Quotienten der entsprechenden Werthe von p. Man sieht, dafs beide sehr nahe tibereinstiinmen, dafs also die elektromotorische Kraft wieder proportional dem Drucke zunimmt. Zugleich folgt aus den Werthen von

E2 ' nahe = 1 sind, dafs die elektroinotorische Kraft unabhan- gig von der freien Oberflache der porosen W a u d ist.

Dieselben Resaltate ergaben andere Versuchsreihen. 15, Bei allen diesen Versuchen wurdc der Widerstand

der Diaphragmaapparate als constant vorausgesetzt und fer- ner der Einflufs der Polarisation iiur dadurch vermieden, dab inan ihn moglichst klein zu inacheii suchte. Die TJn- regelm~tigkeiten, die sic11 in den so erhalteneii Resultaten zeigten, konnten also nicht iiur von einer Aeiiderung der elektroinotorischeii Krafte, sonderii auch von einer Aende- rung der Widerstande herruhren , was urn so wahrschein- licher war, da sich ja die Thonplatten verstopften. Ich habe deshalb die elektroinotorischc Kraft auch nach der voii P o g g e n d o r f f ) angegebenen Methode bestiinint , zuinal

~ die in der vierten Coluinne gegebeii sind, da diese

1) Pogg. Ann. Bd, 51, S. 161 ff.

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diefs zugleich ein Mittel an die Hand gab, dieselbe mit ei- iier anderen bekannten elelitromotorischeii Kraft, z. B. der einer Danie l l ' schen Kette zu vergleichen.

Die Fig. 7 Taf. 1 giebt die schematische Anordnung der Versuche. Der Strom einer Hydroketle K, der durch einen Rheostaten R verandert werden liann nnd darch eine Tan- gentenbussole T mit Spiegelablesung gemesseii wird, theilt sich in zwei Zweige 2 und 3. In 3 sind der Diaphragna- apparat e und der oben beschriebene S~~iegelmultiplicator M eingeschaltet. Bezeichnet man d a m die Stromintensitii- ten in den drei Zweigen mit i, , i, , i, , die Widerstande lnit w,, w,, w 3 , so hat wan nach den Kirchhoff ' schen Gleichungen , wenii e die gesuchte elektromotorische Kraft des Diaphragmaapparates bezeichnet,

(5 ) . . . . . I i , w, t i , w, = e i , - i, = i,

Wird dann mit dem Rheostaten R die Stromintensitat so regulirt, dafs der von K berruhrende Strom deli entge- gengesetzten des Diaphraginaapparates gerade vernichtet, so wird i , = 0, und die Gleichamgen (5 ) gehen uber in

oder

wo J die an der Tangentenbussole gemessene Strominten- sitat und W den Widerstand w, bezeichnet. Der Spiegel- multiplicator M dient also blofs als Galvanoskop.

An der Tangenteubussole werden nun Scalentheile s abgelesen, und zwar ist, wenn 'p den Ablenkungswinkel und E die Entfernung der Scala vom Spiegel bezeichnet,

- ; = t g 2 y J = A t g y

wo A ein von den Dimensionen der Tangentenbussole und der absoluten Iiitensitat der Horizontalcomponente des Erdmagnetismus abhzngiger constanter Factor ist. Setzt man fur tg y seinen Wer th aus der ersteren Gleichung in die zweite ein, so hat nian mit grofser Annaherung:

2, = 2, i, w, = e

J W = e . . . . . . . . (6)

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(7) 8 2

4 E 2 J = A & (1 - ---) . . . . Uin nun W zu bestimmen, verfuhr ich folgenderinafsen.

Es wurde an derselben Tangentenbussole die Ablenkung beobachtet, die eine D a n i e 11' sche Kette allein hervor- brachte, und dann, wenn noch der Widerstand W einge- schaltet war. Wshrend der Dauer der Keobachtung wurde die elek troinotorische Kraft D der D a n i e 11 'schen Kette als constant angenonnnen, und bezeichnet inan init w den urspriingliclien Widerstand, so hat inan

D A tg?, - ~~ w+w oder daraus

Diese Werthe von J mid W aus den Gleichungen (7) und (8) in die Gleichung (6) eingesetzt, giebt

Werden nun tg q und tg y, durch die abgelesenen Sca- lentheile G und G, ersetzt, so hat inan mit groher Anna- herung

und diefs in die Gleichung (9) eingesetzt, giebt

1st dann E sehr grofs, so ist das zweite Glied der Pa- renthese zu vernachlassigen uud es ist die gesuchte elektro- inotorische Kraft

d. h. proportional den a n der Tangentenbussole ahgelese- neii Scalentheilen.

Bei den vorliegeuden Versuchen war E = 1750 Sca-

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leiitheilen , d. h. ein Scalentheil entsprach einem Winkel voii 58",928, und das zweite Glied der Parenthese konnte also vollstandig vernachllissigt vverden. Man braucv also nicht einnial die Coiistantc der Tangentenbussole zu ken- nen, sondern erhalt durch dic Ablesungen der Scalentheile direct die gesuchte elektroinotorische Kraft in Bruchtheilen derjenigeu einer Daniell 'scheii Kette ausgedriickt.

Da die Tangentenbussole keine starke Dampfung hatte, so mufste der Rheochord sich verstellen lassen, ohne die Kette zu ijffnen, damit die Magnetnadel nicht zu grofse Schwankungen machte. Es wurde deshalb aufser eiiiein Systeine von Widerstandsrollen, welches Widerstiinde = ein- zelnen Meilen Kupferdraht, wie er zu Telegraphenleituiigen gebraueht wird, einzuschalten erlaubte' (P ogg. Ann. Bd. 102 S. 75), eiii Rheochord voii folgender Eiiirichtung angewandt:

In eine Glasrohre G (Fig. 8 Taf. I) von 2"",5 Durch- messer und 800 bis 900"" Lange sind bei A vier Platin- drahte eingeschmolzen, die nach Imen in zwei Platindrahte von 0"",0767 Durchmesser sich fortsctzen. Diese beiden diinnen Platindrahte gehen bei D zwischen dem Kork und der Glaswand hindurch und werden durch die Schrauben SS' angespannt, so dafs sie sich iiicht beriihren. Obwohl man fast niemals eine vollkommen gerade Glasrohre voii solcher Lange findet, so erlaubt die Elasticitat derselben doch, sie der Lange nach auf $em Rrettcheu B festzukle- ben, so da€s sie vollkommen gerade wird und die Platin- drahte sich iiicht beriihren. Drei Stellschrauben erlauben das Brettchen horizontal zii stellen. An ihren erweiterten Enden D uud E steht die Glasriihre durch Korke mit zwei Glaskugeln in Verbindung, voii denen die eine wit einein langen Kautschrxkrohre C versehen ist. Bei D ist das Brett wegen der Erweiterung der Glassohre ausgeschnitten. In die Glasrohre wird nun ein Quechsilbertropfen Q von ctwa 12'"" Lange gebracht, der durch Blasen odcr Saugen an dein Kautschukrohre verschoben werden kanii. Kleine Ver- schiebuugen des Quecksilbertropfens bewirkt man, indem inan das Kautschukrohr an einem Ende verschliefst unn

16.

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d a m durch Drucken die Luft in ihiii comprimirt, oder in- dein inan dns Ende des coinprimirtell Kautschukrohres ver- schliefst und die Coinpression theilweise aufhebt. Statt des letzteren kann man auch die Luft in einem zweiten bei D aiigebrachteii Kautschukrohre coinprimiren. Die Reibung des Queclisilhers in der eiigen Glasrohre ist so grofs, dafs eine freiwillige Verschiebung desselben, selbst wenii die Glasrohre nicht vollkommen horizontal ware, nicht zu befurch- ten ist. Wird nun bei A , wie es die Dralitklemmen an- deuten, ein elelrtrischer Stroin ein- und ausgeleitet, so kann inan in diesen Stroinkreis durch Verschieben des Queck- silbertropfens eine beliebige Lange des dunnen Platindrah- tes einschalten, und diese Lange wird auf eiiier auf dem Brettchen aiigebrachteii Millimetertheilung, die in der Zeich- nung fortgelassen ist, abgelesen. Der Widerstand der bei- den Platindrahte ist wegen der aufserordentlichen Feinheit derselben grofser , als der einer Meile Telegraphendraht, und ich konnte also mit diesem Rheochord und den? er- wahnten Systeine von Widerstandsrollen jeden beliebigen Widerstand bis zu 99 Meilen Telegraphendraht hervorbrin- gen. Der Draht nimint dabei leicht die Temperatur der Uingebung an, ist durch die Glasrohre vor Verletzuiigeii geschutzt und wird auch nicht von dem Quecksilbertropfen mecbanisch verandert, was bei dein Contacte fester Korper iinmer der Fall ist.

Die beiden bei vorliegenden Versnchen nicht benutzten Drahtenden bei A dienen dazu, um eine Nebenschliefsung anbringen zu konnen. Der Theil des Hauptstromes, der durch diese Nebenschliefsung fliefst , wird dann durch die Stellung des Quecksilbertropfens bedingt uiid ist, wenu sich der Tropfen bei A befindet, = 0.

Es kain ferner darauf an, den in der Gleichung (6) mit W bezeichneten Widerstand iinmer von derselben GrBfse zu haben. Zu dein Endc wurde auf ein Probierrohrchen ein dunner Silberdraht gewunden , ohne dafs sich natiirlich die Windungen beriihrten, und diese dann wieder mit einein etwas weiteren Probierrohrchen umgeben. Die R:in-

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der beider Rahreii wurden durch Siegellack verkittet und durch diese Kittung reichten die Enden des Silberdrahtes hindurch. Zwei auf solche Weise isolirte SpiraIen wur- den dann in eiii grofseres Gefafs init Wasser gestellt, so da€s sie iininer die Temperatur dieses Wassers haiten, weI- die nur um 2 O bis 3" C. schwaiikte. Die dadurch her- vorgebraclite Aeiiderung des Widerstandes fie1 also inner- halb der Grznzen der Beobachtungsfehler. Die aiagewand- ten Stroine waren auch so schwach, dafs die Erwarmung des Drahtes nur sehr unbedeutend seyii Bonnte, indeiii die Tangenten der an der Tangentenbussole beobachteten Ab- lenkungswiiikel mit 5,672 zu inultipliciren warcn , uin die Stroiniiiteiisitat in W e b e r' sclien Einheiteii ausgedruclst zu erhalten.

17. Es wurden nun zwei Thonplatten, dercii Dicken d , = 2"",078 d , = 2m'",064

waren, in zwei gleiclle Diaphragmaapparate gekittet. Die zmeite Platte war auf beiden Seiten, bis auf einen Kreis in der Mittc, trocken mit geschmolzenem Siegellacli uber- zogeii worden, so dafs die freien Qberflachen die Radieii hatten:

r , = 11"",7 = 4"",7 und sich also wie 6 9 6 : 1 verhieltcn.

Wurden die Platinplatten eines Diaphragrnaapparates nicht mit einander verbunden, so konnte beliebig Iange Zeit destillirtes Wasser durch die Thonplatten getrieben werden, ohne dafs nacli dein Aufhiiren der Wasserstro- inuiig eiii Ausschlag ain Spiegelinultiplicator bemerkbar ge- wesen wsre, wenn jetzt die Platinplatten durch den Multi- plicator geschlossen wurden.

Beide Diaphragmaapparate wurdeii vor das T formige Rohr des Druckapparates geschraubt ulid abwechseliid der eine oder der andere Apparat in die ISebenschIiefsung 3 (Fig. 7 Taf. I) der Daniell 'scheii Kette eingeschaltet. Die Stromintensit$t wurde so lange mittelst des Rheochords geandert , bis am Multiplicator beiin Schliefsen des Dia- phraginaapparates kein Ausschlag mehr zu bemerken war,

Poggeoddf's Anoat. Bd. CVII. 3

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34

nnd dann der Stand der Tangeiitenbussole abgeleseij. h'a- turlich wurde dabei darauf gesehen, dafs keine Polarisatioii oder sonst eine merkliche Ungleichartigkeit der Platinelek- troden des Diaphragmaapparates vorhanden war. Der Null- punkt der Tangentenbussole wurde nach jeder Ablesung bestimmt, uin die Schwaiikungeu desselben zu eliminiren.

In der folgeiiden Tafel gebeii die Coluini~eii s die deiii Drucke p entsprechenden Ableukungen der Tangentenbns- sole in Scalentheilen:

Apparat I . 6' p' __ ~

8 P so. s P 1 195,L 1989'"" 2 151,5 1514 1,287 1,284 3 117,2 1157 1,664 1,720 4 75,2 723 2,584 2,752 5 46,3 407 4,213 4,889 6

Temp. = l d o , 5 C.

Apparat 2. p'

~~

S P S P

168,s 1980 139,l 1528 1,213 1,296 107,7 1150 1,568 1,722 61,4 748 2,609 2,647

19,4 246 8,702 8,116 Temp. = 1l0,3 C.

41,3 445 4,087 4,449

S1 Die init --- uud 2- bezeichneten Coluinnen geben das

Verhaltnifs der Werthe von s und p der betreffenden Ho- r.izontalreihe zu deneii der ersteii Horizontalreihe. Man sieht, die Verhiiltnisse sind iiahe dieselben, und es verbal- len sicli also die Ablenkungen der Tangentenbussole oder die elektroinotorischen Krafte des Diaphragmaapparates wie der Druck, der die Flussigkeit durch das Diaphragnia treibt, wie das auch die friihere Methode ergeben hat.

In der folgeiiden Tafel sind die Beobachtungen an denselben beiden Diaphragmaapparaten mit einander ver- glichen, wie sie im Laufe rnehrerer Tage erhalteii wurden, wahrend der Druck nahe derselbe blieb. s sind wieder die Ablenkungen der Tangentenbussole, m die in der Mi- nute durcbgeflossenen Wassermengeii in Grammen; die un- teren Indices bezieheii sic11 auf die Apparate 1 und 2:

P

18.

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No. I , '2 111 , 7112 . -- P Temp. 'n 1

nc 'L

1 2 182,5 3 4 182 5 6 209,5 7 8 229,4 9 227,6

10 11 227,6

gr 1,760 1,497

1,606 152,5

1 it?

179,4 163,7 1,221 160 1,111 154,6 1,087

6,r539 3,265 1985"" 13O,8 C.

0,422 1990 14 ,O 0,580 3,801 1982 14 ,O

1987

0,393 1998 1 4 ,3 1990 9 ,5 2000

0,248 4,931 2000 12 ,O 0,214 5,176 1980 10 ,5 0,191 5,702 1985 11 ,6

1992 11 ,1

In Folge der Gleichuiig ( 11) sind s , und s , propor- tional den elektromotorischeu Kraften, und es ergiebt sich also fur beide Diaphragmaapparate nahe dieselbe elektro- motorische Kraft. Die TVerthe der elektromotorischen Krafte zeigen wenigstens keine griifseren Unterschiede, als wie sie bei demselben Apparate vorkommeii, wenn die Versuche Iangere Zeit dauern. Zwischen den Versuchen 7 und 8 wurde etwa vier Stunden hindurch Wasser durch beide Diaphragmaapparate getriebea, ohne da€s sie geschlos- sen waren, und inan sieht, wie dadurch die elektromoto- rische Kraft geandert worden war.

Von einer Aenderung der Temperatur des Diaphragma- apparates kann der Unterschied nicht herriihren, denn diese findet sich in der letzten Columne angegeben, und es zei- gen sich schon bei derselben Teinperatur grofse Unter- schiede.

Es ist sehr wahrscheinlich, dafs diese Aenderungen von der Verschiedenheit des destillirten Wassers herriihren, viel- leicht auch davon, da€s von der Substanz der por6sen W a n d Theilchen aufgelost merden. Dazu kommt, da€s oft auch der Apparat mit kleii~erer freier Oberflache die gro- €sere elektromotorische Kraft hat, und daL man trotz der grofsten Sorgfalt, fremde Stoffe fernzuhalten, nicht im Stande

3"

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ist, constante Resultate zu belsominen. Die poraseii Kiir- per condensiren alle, wie es beim Platinschwarnm und der Kohle in so hohem Grade der Fall ist, auf ihrer OberflB- che Gase und andere in der Luft eilthaltcne fremde Stoffe, so dafs inan durchaus nicht. sagen kann, zwei Thonplatten, die aus derselben groteren Platte geschnitten sind und die scheinbar auf gleiche Weise behandelt wurden, haben die- sel b e 0 b erflachenb eschaffenhei t.

19. Durch dieselben Umstande erkldren sich d a m auch die Verschiedenheiten der elektrolnotorischeii Kraft eines Diaphraginaapparates 3, der mit 1 zugleich untersucht wurde, wo der Radius der freien Oberflache uiid die Diclie des Diaphraginas gefunden waren:

r 3 = 12"",1 d, = 4"",056. Die folgende Tafel giebt die beobachteten Werthe von

Die unteren Indices bezieheii sich wieder auf s, m und p. die Apparate.

Temp. m , No 8 , 8 3 m, in3 - m 3

P gr

1 182 f606 1982"" 14" C. 2 182 1,683 0,958 1,757 1989 !4 3 195,G 183,l 1,614 1,009 1,608 1997 14 ,3 4 195,l 1,571 0,974 1,614 1989 14 ,9 5 227,6 1,087 1992 11 ,I 6 220,O 170,2 1,078 0,880 1,227 1992 12 ,6

Zwischen den Beobachtungen 4 und 5 liegen inehrere Tage; ebenso zwischen 5 und 6.

Die elektromotorische Kraft ist also in beiden Appara- ten nahe dieselbe, wahrend die Thonplatte des Apparates 3 fast die doppeltc Dicke von der in 1 hat und die Ober- flachen beider dieselben sind. Die Schwankungen sind im Anfange des Versuches, wo das Wasser noch nicht die Oberflache der Platten gefndert hat, geringer als spater.

W a s die durchgeflossenen Wassermengen betrifft, so sieht man aus allen angefiihrten TabeHen, dafs die elek- tromotorische Kraft unabhiingig von derselben ist, uiid da€s

20.

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sich auch keine gesetziiiafsige Abhzngigkeit derselben voii der Dicke der Thonplatten uiid der freien Oberflache er- giebt. Der Gruiid des letzteren liegt, wie schon obeii all- gedeutet wurde, in der Veranderung der Weite der Ca- pillarrohreii, aus denen die Thonplatten besteheii, wahrend der Dauer einer Versuchsreihe, wie denii bei dickeren Platteii und kleinerer freier Oberflache iiaiurlich weiiiger Wasser hindurchfiiehen kann bei deinselben Drucke.

Um also die gefundeneii Gesetze kurz zusammeiizufas- aen, so ist die elektromotorische Kraft , die auftritt, wenn ein gewisser Druck reines Wasser durch eine Thonplatte treibt , unabhangig von der Grope und Dicke der Thon- platte, unabhangig oon der durchgeflossenen Wasserrnenge, aber proportional dem angewandten Drucke.

22. Um ferner die elektromotorische Kraft des Dia- phraginaapparates init der eiiier D a n i e l l'schen Kette ver- gleicheii zu koniien, was durch die Gleichuiig (1 I) moglicli wird, wurde der Strom einer solcheii D a n i ell'schen Kette durch die Taugentenbussole geleitet und die Ablcnkung 6 bestimmt. Ebenso wurde daiiii die Ableiikung 6, bestimmt, nachdem die beiden Silberspiralen eingeschaltet warcn. Die Beobachtung ergab:

und die Gleichung (11) geht dadurch iiber in: 6 = 185,S O, = I10,7

e=0 ,0036513 D . s . . . . ' (12) Niinmt man als Mittelwerth fur den Druck:

s = 200"" p I= 2000"" so folgt darsus :

ode? fur den Druck 760"" = 1 Atinosphare: e = 0,72026 D

e =0,2737 D . . . . . . . (13 Das specifische Gewicht der angewnndten Thonplatteii

ergab sich gegen ausgekochtes Wasser bei 16" C. = 2,4793.

Die bei diesen Versuchen auftretende elektromotorisclie Kraft ist also ganz bedeutend, und nur in der scldechten

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Leiiuiigsfiihigkeit des destillirten Wassers lie$ es , dafs die auf~retenden Striime so geringe Intensitst haben.

Uin dariiber entscheiden zu kiinnen, ob der Stroin des Diaphragmaapparates sofort auftritt, sobald das Wasser durch die Thoiiplatte zii fliefseii bcgiiint, genugt es nicht, deli Arisschlag der laiigsain schwingenden astatischen Nadel zu beobachten, denn es wird iininer cine gerauine Zeit ver- fliefsen, bis diese sich in Beweguiig setzt.

Icli habe zu diesein Zwccke das physiologische Rheo- skop * ) , den stroiiiprufciiden Froschschenkel , angewandt, der ja uin so stsrker zuckt, je schneller die Iiitensitlt des erregenden Stroines anwlchst.

Der Unterschenkel eiiies Frosches wurde auf eine Glas- platte uiid der zugehijrige Nervus ischiadicus so auf zwei isolirte Zinlrstreifcn gelegt, welche mit den Platinplatten eines I)iapliragmaapparates iu Verbindung standen, dafs der Stroin desselbeu ein inoglichst langes Stuck des Nerveii durch- f l i e f h mdste. Wenn bei einem DruclLe von 1000"'" bis 2OlfO"'" der Stroni des r)iapliragrinaapparates durch Eintau- clien oder Herausnehineii eiiies Drahtendes in ein Qucck- silbcrnapfchen geschlossen oder geoffiiet wurde, so gab der Froschschenkel lebhaft Schliefsuiigszucku~~g, oder Schlie- fsungs- und Oeffiiungszuckung, je nach der Stromstarke und dcr Phase der Erregbarkeit, in der er sich befaiid.

Wurde nun der Stroinkreis des Diaphraginaapparates geschlossen gelassen, uiid durch schnelles Oeffiien des Hah- lies 0" (Fig. 5 Taf. I ) des Druckapparates plotzlicli der Druck auf dns Wasser des Diaphragmeapparates ausgeiibt, so gab der Froschschenkel ebenfalls Schliefsii~~gszock~i~ig, aber schwacher, als beiin Schliefsen des C>uecksilbercon- tactes.

Es riihrt di& daher, wcil der Druclr sich iiicht so schnell aus dern Windkessel durch das Tformige rnit Wasser ge-

22.

l ) E. d u B o i s - E e y m o n d , Untersucliangen iiber tilieriselie Elektrieitit, Bd. I, S. 254 u. 413; uod Dove, Untersurhungrn irn Gebiete der In- ducliooseleltricitat, s. 18.

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fiillte Kohr uiid deli Kegelverschlub bis zum Diaphragina- apparate fortpflaiizen kann.

Wenii inail n:imlich das Seitenrohr D des Diaphragma- apparates (Fig. 2 Taf. I) durch die in Fig. 9 Taf. 1 ange- gebeiie Vorrichtuiig nach Art eines Sicherheitsventiles ver- schliefst, so kann, selbst wenn der Hahn 0 des Druck- apparates geoffiiet ist, liein Wasser durch das Diaphragina striiinen, uiid es ist also keiii elektrischer Strom vorlianden, wie es sich init Multiplicator und Froschschenkel nachvvei- sen lafst. An das Rohr D sind namlich zwei Oesen 0 an- gekittet, in deneli ein horizontales Drahtstuck leicht dreh- bar ist. Senkrecht gegen dieses horizontale Drahtstiick ist dann der Draht Q gelothet, der mit seinein iiach unteu ge- wolbteii Theil auf die MessingpIatte P driickt, die auf ihrer unteren Seite eine Korksclieihe tragt. Das Gewicht R driicht also inittelst des Hebels Q die Korkscheibe auf die Oeff- nung des Rohres D uud verschliefst dieselbe init einer Kraft, die durch Verschieben voii R regulirt werdeii kann. Hebt inan R pbtzlich, so hebt der Wasserdruck im Diaphragma- apparat eben so pliitzlich die Platte P, das Wasser kann durch das Diaphragm fliehen iind der Froschschenkel wird lebhafte SchliefsungszuckuIlg geben, eben so, wie ivciiii der Stroin durch Quecksilbercontnct geschlossen wordeii ware.

Es fiiidet diefs naturlich statt, mag der elehtrische Stroin den Nerven aufsteigend oder absteigend durchfliefsen.

Das Sicherheitsventil lakt sich jedoch nicht so schnell schliefsen , d a b dadurch auch Oeftiiungszuckung hervorge- rufeii wit d.

M e Versuche warm dieselben, inochte die Thonplatle des Diaphragmaapparates eiiie Diche von 2"'" oder 4"" haben.

Der Stroin des Diaphragmaopparates tritt also, soweit es das physiologische Rheoslrop beobachten lafst, sofort init sei- ner gaiizen Starke auf, sobald die Wasserstriimung diirch das Diaphragina beginnt.

23. Da es ~viinsche~is~-erth schien, die voii i i h beob-

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achteten Striime auch niit geringen Hulfslnitteln zeigcn zii kiinnen, besonders ohue einen MuItiplicator mit eiiier gro- €sen Amah1 Windungen niithig zu haben, so habe icli foI- geqden Apparat constrriirt, der in Fig. 10 Taf. I in etwa 3 naturlicher Grofse abgebildet ist.

In eine cylindnische Thonzelle T ist niit Siegellnck eine Glasglocke eingekittet, die sich iii das zwei Ma1 rechtwinklig gebogene Glasrohr G fortsetzt. Durch die Glasglocke fiihrt ein eingeschinolzener Pktindraht zii der Platinplatte I’ im liinern des Thoncylinders. Das Glasrolir G, die Glasglocke rind der Thoncylinder werden niin voll- standig init destillirtem Wasscr gefullt, dann der geiiffnete Hahii 11 auf die in G festgekittete Messingfassung geschraubt uiid geschlosseu. Der so init dcstillirtein Wasser gefiillte Thoncylinder I’ wird in ein etmas gralseres Glasgefafs ge- stellt, das ebenfalls destillirtes Wasser und die Platinplatte P’ enthdt. Die Platinplatten P und I” stehen init eiiielri Multiplicator von etwa 600 Windungen mit astatischcr Na- del in Verbindung. Dainit der Widerstand des vo~i dem Tlioiicylinder und den beiden Platinplatten gebildeten Dia- phragmaapparates miigliclist gering sey, inussen die Platin- plathen so nahc wic moglich an der OberflBche dcs Thon- cylinders sic11 befindcn.

An den Hahn H mird ntiii der Druckappamt gcschraubt. Dieser besteht aus einer U fiirmigcn Glasriihre mii: eiiiein weitcreii Schenkel FT und cinein engeren Q. In das uiitcre Elide von V sind zwei Platindrahte eingeschmolzen, die zwei Platinplatten tragen. In die Riihre P wird ein Tropfen Qaec!,silber getban, dann verdiinnte Schwcfelszure darauf i;p~;ossen, his dieselbe rtwa zur Hiilfte gefullt ist, und hier- auf das offene Ende des Sclienlrels Q init dein Liiihrohre z~igeschinolzen. Der Q~icchsi lber t rop~e~~ befindct sich dann in dcr als Manometer dienendcn RGhre Q. In das offene Elide von V ist eine Mcssingfassrrng gelsittet, niit welcher der gaiize Apparat an den Hahn 11 angescliraubt wird.

Es wird nun der Strotn einer Saule von etwa vier Bun sc n’sclie;i Eleinenten durch die iii V eiiigeschinolze~~e~~

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Platindrahte geleitet und die in V enthaltene verdunntc Schwefelsaure dadurch zersetzt. Ein Eausch von Bauin- wolle im oberen Theile von Y verhindert, dafs c'ie Gas- entwicklung Theilchen der Fliissigkeit an die ItIessii3gfas- sung schleudert, wodiirch dieselbc angegriffen und auch spater das Wasser des I)i:tphrag~naapparates veruureinigt werden konnte, so dafs dann die elelitrischen Stroine des- selben iiicht iiiehr sichtbar seyn wiirden.

Man lafst nun die Gaseniwiclilung in V so lange daueni, bis das Manometer Q , an welchein eine in der Zeiclinnng fortgelassene Scale angebraclit ist, cinen Druck vcn etwa drei Atmosphzren anzeigt. Wird d a m der Hahn H plotz- lich geoffnet, so treibt dns in V coinprimirte Knallgas das destillirte Wasser des Diaphragmaapparates durch den Thon- cylinder T, und man wird ain Itlultiplicator einen Ausschlag von etwa 10" im Sinne eines elelitrischen Stromes beob- aehten, der von der Idlatiuplatie P' durcli den Mdtiplicator- draht nach P fliefst. Der elektrische Stroin wird natiirlich uin so scbneller abnebmeiz, je kleiner der mit compriniirter Luft erfullte Rauin in 1' war uud j e schneller also der Druck abnhnuit, dcr die Fliissiglteit diirch den Thoiicylinder treibt.

Bei dein kleiiien I<riimmziigsradius, den in dieser Form alle Theile des Apparates haben, ist ein Zerspringen des- selben nicht leicht zu fiirchten, selbst wenii der Druck drei Atinospharen uiii ein bedeutendes iibcrsteigen sollte, zuinal inan den Druck volllioinmen in seiiier Gewalt hat.

Aus diesein letztereii Grunde und anch weil der be- schriebenc Apparat sieh aus der Ferne mit Leichtigkeit haiidhabeii lafst, verdieiit er den Vorzug Tor der Einrich- tung, wo der Druckapparat eine init Ziuk und Schwefel- szure gefiillte Rohre Y' (Fig. 9, Taf. I) ist, deren Einschnii- rung verhindert, dafs das Zink in die Schwefelsaure hin- abfGllt. Durch Scliiittelii oder Neigen des \or deli geschlos- senen Hahn I1 geschraubten Apparates kann man d a m die Schwefelsaure init denn Zink in Beriihrung bringen, und so durch das entwichelte Wasscrstoffgas den gew ijnschtcn

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Druck erzeugen. Bei der ICeuntniCs des Volumes von V lafst sich auch leicht durch Wagen der hereiiigebrachten Menge Zink die entwiekelte Menge Wasserstoffgas und der dadurch erzeugte Druck im Voraus bestimiiien.

Stelit einein kein Rfultiplicator zu Gebote, so kanri iiiaii

init dein stronipriilendeii Ft oschsclienkel leitlit eiiien Strom zwischen deli Platinplatteii P und P’ des Apparates Fig. 10, Taf. I, n;icfiweisen, indeni derselbe zucld, Tvenii der Halm H geiiffmt wird, und aucli noch eine hleioe Zeit nachher beiin Schliefsen oder Oeffneii eiiies Qiiecksilbercoiitactes, durch Scliliefsungs- und Oeffiiungszuckung die Fortdauer des elektriscben Stroines anzeigt.

Ebeiiso lasseii sicli die eiiigeschiiiolzeiieii Platindriihte leicht durch solche ersetzeii , die niit Siegellacb eingekittet werden, so dafs die Herstellung des ganzeii Apparates keioe Schwieriglr eit en hat.

DurcL Vergriifserung der Diineiisioneu des Apparates kann inan die Wirkung auf die Multiplicatornadel erhoheu, vie deiiii besonders durcli Vergriilserung des Thoucylinders der TViderstand verringert wird. Wesentlich dabei ist, daL der Tlioucylinder rein ist, und es wird also am hesten eiii neuer Thoncyliiider angewandt werden.

2.1. Man biinnte nun ineineii, die beobachteten elck- trischen Striime ruhrten eiiifach von der Keibuiig her, die das Wasser in der Thonwand erleidet. Wenll nun auch der Begriff Reibung zu denjenigen gehort, mit deneii eiii unbebaiintes Etwas bezeichnet zu werdeii pflegt, so glaube ich doch niclit , dais die hicr nuftreteiide Elektricitst Rei- bungselehtricitAt ist, wie sie z. B. bei eiuer gewiihiilichen F,lehtrisiriiiaschiiie auftritt, wobei nicht die Mdglichheit ge- leusuet wcrden sol1 , dab eiiiinal beide Elehtricitatsquellen auf dieselbe Giundursache zuruckgefuhrt werdeii kouiien.

Die Thatsache, dafs die elehtrischen Striirne iininer im Sinne cIcr Flussigbeilsslriirnung stattfindeil und dorch Zn- satz von Siiuren und Allinlien geschmiicht werdcn, ist frei- JicIi iu Uehei cinstitnaiong mi t der Aiigabe F A J’ a (1 a y ’ s ’ )

1) P o r a ~ C L J , e rper im. research. IL S. XYIII . 2099.

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bei Gelegenheit der Versuche uber die Elektricitat der Dainpfstrahlen , dafs das Wasser , gegen alle anderen Kor- per gerieben, positiv elehtrisch wird, und dafs durch Zu- satz voii S:iuren und Allialieir zuin destillirteil Wasser die Wirkung abniinint. F a r a d a y sagt aber ausdriiclilich, dafs nicht alle Korper gleich stark iiegativ elektrisch werden, und dafs z. B. Elfenbein iiur schwach negativ elektrisch werde. Ich habe init Sagespben des letztereii und destil- lirtem Wasser aber zieinlich starke Striiine am Multiplica- tor beobachtet. Wenii nun auch wohl ein Multiplicator voii der angewandten Einricbtung empfindlicher seyn mag als das von F a r a d a y angewandte Goldblattelektroineter, so iniifste doch iinmer ein Unterschied in der Starke des Stroines zu bemerken geweson seyn.

Dazu kommt, dafs durch Zusatz von Terpcnthio oder fetten Oelen zuin Wasser die Wirkung der I)ampfstrahlen die entgegengesetzte wurde, ilidern jetzt die geriebenen Kor- per positiv, die Danipfstrahlen iiegativ elektrisch wurdcn. Ich habe aber bei Zusatz voii Terpeiithin oder ICnocheiiol zum destillirten Wasser, wie ich oben angegeben habe, nie- inals die entgegengesetzte Wirkung beobaclitet, sondern irn- mer elektrische Strome im Sinne der Flussigkeitsbewegung, obwohl doch das Wasser das Oel in den Poren des Dia- phraginas verschoh und schliefslicli verdrsngte.

Nehmen wir jedoch fur den hugeliblick eininal an, daCs wir es bier init Reibungselektricit~t zu thuii haben. Das Diaphragma habe die freie Oberflsche Z und es werde durch die Reibuug dcr WasserinoIecuIe gegeii die Thoii- wand denselben die positive Elektricitatsmenge E mitgetheilt, w3hrerid danii das Thondiaphragma die Elektricitatsmenge - E annehmen wiirde.

Es mubten alsdann die Wassermolecule selbst die ne- gative Elektricitat des Diaphragmas zur Platinplatte A des Diaphragmanpparates ableiten. Dabei fMt es scfioll auf, 'Yyaruiiii diese negative Elelrtricitat sich nicht init der positi- ven der durchgestriimten Wassermoleciile ausgleicht , von der sie ja angezogen wird: denn die Fliissigkeit leitet aach

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des eiiten Seite so gut, wie nach der anderen, ja nach der Seite B noch besser, wenn inan anniinint, dafs die mitgefuhr- ten oder aufgelijsten Partikelchen des Diaphragmas die Lei- tungsfahigkeit der FIiissigkeit erhohen. Und waruin glei- chen sich diese freicn Elektricitaten nicht schon fruher inn der Flussigkeit selbst wieder aus, sondern legen erst den weiten W e g bis zu deli Platinelektrodeii zuriick, urn durch den Miiltiplicaiordraht diese Ausgleichung vorzunebmen? Und es ist doch von ' K i r c h h o f f gezeigt worden, daCs die Striimungen der Elektricitat inniter der Art sind, dafs die dadurch erregte gesaminte Warmemenge ein Minimum wird. Die Elektricitiit inufste darnach also auch liier den kurze- ren Weg, auf dein sie weniger Warme erregt, vorziehen.

,4us ineiiien Versuchen folgt auherdem die Unabhangig- keit der elelitromoloriEchen &aft von der Entferiiung der Platinplatten r o n dein Diaphragma, so dafs dennoch nicht, selbst bei grofser Entfernung derselben, ein Theil der Elek- tricitat durch das Wasser hindurch sich ausgleicht.

Dafs die elektromotorische Kraft mil dem Drucke ZU- iiininit mid dabei unabhiingig v011 der Menge des durch- geflosseneii Wassers und der Dicke der Thonwand ist, wurde sich durch die Annalime erklaren lassen, dafs n i ck alle F1ussigl;eitsin~lecii~e init der OberfIache des festeil Kiir- pers in Beruhrung kommen, und dafs die Aiizahl derselben, bei welchcr diefs wfrklich stattfindet, allein voin Drucke abbiingt; deiiii weiw a3clr bei griiherer Dicke oder enge- ren Poren des Diaphragmas weniger Fliissigkeit hindurch- striSint, so ist dafiir doch fur jedes einzelne Fliissigkeits- inolecule die 'M'ahrscheiiilichlieit grofser, dafs es die Ober- itache des fcsten Korpers beriihren wird. Von dem un- gleiclien Druclie , init welcliem die Flussiglieitsinoleciile ge- Sen die des festeii Kiirpers gedruclit werden, und von der Geschwiiidiglicit , init der dieselben an einaiider voriiber- gefiibrt werden , wurde man die verschiedeiie elektrische SpaIlnLlilg nic!it iibleiten k911ne11, da P 6 ci e t ' ) gezeigt hat, 1 ) P k c l c t , i r rhwire s i i r I'dlcctricilk prodrr ~e pur lc frottenrenf.

Ann. de chirri e t 1~ phys. LF'II. 1834.

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freilich bei einer Elcktrisirinaschine, dafs die eleldrische Spaiiiiung unabhangig ist von der Geschwindigkeit, mit der die Maschine gedreht wird, uiid unabhangig voii dem Drucke, mit welchein die geriebenen Korper gegeii einaiider geprefst werden, sobald nicht durch den Druck die Reriihrungs- punkte beider vermehrt merden, und das letztere ist bei einer Fliissigkeit und einein festen Korper doch nicht an- zunehinen.

Es sey i die Stromintensitat, wenii das Diaphragina die freie Qberflache 1 hat, so ist:

iw = K, wo II die elektroinotorischc Krnft und w den gesainlnten Widerstaiid bedeutet. Da nun die Stromintensitat i, die in der Zeiteinheit durch den Querschnitt des Leiters striSmende Elcktricitatsinenge, proportional der in der Zeiteinheit ent- wickelten Elektricitatsmenge E ist, so ist also:

wo q eine Constante bedeutet. w wird nicht wesentlich geandert , wenn die freie Oberflache des Diaphragmas uin das nfache vergrofsert wird, wohI aber ist danii die in der Zciteinheit entwickelte Elektricitatsinenge um das nfache vergrofsert worden, und man hat also jetzt:

n q . E w = K ’ . . . . . . (15) oder aus den Gleichungeii (14) uad (15):

n K = K’, d. h. die elektromotorische Ksaft miifste mit der freien Qberflache des Diaphragmas zunehmen, was gegen das oben gefundene Gesetz ist.

Man koinint also mit der Annahme, da€s die entwickeltc freie ElektriciUt selbst durch den Multiplicator sick aus- gleicht, nicht aus. Man kanii jedoch weiter aiinehinen, dafs die entwickelte freie EIektricitiit blofs die treibeiide Iiraft ist, welche in derselben Weise wie die durch dell Contact erzeugte Meiige freier Elelitricitat bei einer gewiihnlicheii elektrischen Kette den Strom hervorbringt. Dam1 wiirde also die Eiiihcit der frcieii QberRliche des Diaphragmas eine bestimmte Menge freier Elelitricitat in der Zeiteiiiheit

Doch gehen wir weiter.

q . E . t = K . I . . . . (14)

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erzeugen, und 17011 dieser die Spannung der freien Elektri- citat abhiingen. Da jeder Theil der freien Oberflache die- selbe Elelitricitatsmenge erzeugt, so hatte das Potential der freien Elektricitat auf der ganzen A zugewandten Seite des Diaphragmas eiiien constanten Werth , und ebenso auf der B zugewandten Seite. Von der Differenz beider Werthe wiirde dann der elektrische Strom abbangen.

Doch nun tritt wiedcr die schon oben erwshnte Schwie- rigkeit auf, wo denn die negative Elektricitat des Diaphrag- mas bleibt. Die positiv elektrischen Wassermoleciile sain- ineln sich auf der Seite B des Diaphragmas, denn die Was- serstriimung treibt sie dorthin. Die einzelnen Theilchen der Thonwand leiten aber die Elektricitat nicht, und selbst wenn inan fur Thon ein Leitungsvermogen in Anspruch nimmt, so kann man diels doch nicht mehr bei anderen Stoffen, wie z. B. Seide uud Schwefel, bei denen dieselben elelitrischeu Strome auftreten. Die eiiizelnen negativ elek- trischen Theilchen der Thonwand, die rnit den positiv elek- trisclien Wasserinoleculen gemengt sind, honnen aber doch nicht auf das aufserhalb des Diaphragmas befindliche Was- ser eine Wirkung ausiiben.

Nun kiinnte man sagen, dic elektrische Spaiiuung riibrt allein von der freien positiven Elektricitat der Wasser- molecule her, und die Differenz ist nicht 2E, sondern E. Dam miifste sich aber bei der Fortdauer der Wasserstro- mung auf den Moleculen der Thonwand eine unbegranzte Menge negativer Elektricitlt ansammeln, und wie das mog- lich ist, kann ich nicht einsehen.

Daza kommt, weiin das Diaphragma aus einer leitenden Substanz, z. B. Platinschwainin, besteht, und man die Pla- tindrahte A und B , die zum Multiplicator fiihren, mit der Substanz des Diaphragmas selbst in Beriihrung bringt, in der TVeise, dafs der eiiie Draht am einen, der andere am andereii Elide des Diaphragmas sich befindet, dafs inan dann ebenfalls einen elektrischen Strom am Multiplicator beob- achtet, der iin Diaphragma die Richtung der Wasserstro- muiig hat. Im Diaphragma selbst hat das Wasser jedenfalls

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verschiedeiie elektrische Spaiinuiig. Am Ende B desselberi mulste daher mehr €reie positive Elelitricitat seyn, aIs bei A , die sich durch zwei Zweige der Leitung, iiamlich den Multiplicatordraht rind die Substanz dcs Diaphragmas, aus- gleicht. Ebenso miifste dann aber aoch bei B mehr iiega- tive Elelitricitzt seyn, und diese wiirde in derselbeii Rich- tung den Multiplicator und das Diaphragms durchfliefsen, wie die positive Elektricitat , d. 11. beide Strome wiirden sich compensiren.

Ich glaube also nicht, dafs man die bei dieseii elektri- schen Strbineii auftretenden Erscheinungen erkliiren kann, weiiii die Moleciile des Diaphragmas ebenfalls elektrisch vorausgesetzt werden.

1)ie Versuche, welche iiber die Abhiingigkeit dieser elek- trischen Strome von der Substaiiz des Diaphraguias und der tlurchgeprefsten Flussigkeit entscheiden und die z u r Erkla- rung derselbeii zu fuhren scheiiieii , werde icln veroffentli- shen, sobald dieselbeii in grofserer Anzahl vorliegen.

Berlin im Marz 1859.

11. Zur Bestirnmung der Brechungscerhiiltnisse; con Dr. H. Z i n k e n , genannt Sornmer.

D i e erste Methode, Brechungsindices zu bestimmen, riihrt von D e s c a r t e s her. Sie ist, wie spater iiur noch die Me- thode, durch Messung der Vereinigungsweiteii bei bekannteu Dimensionen einer Lime deren Brechungsindices zu bestim- men, auf Langenmessungen basirt. Man hat dann, den prs- ciser ausfiihrbaren Winkelmessungen den Vorzug gebend, andere Wege eiiigeschlagen, uiiter Zugrundelegung der ver- cchiedensten Messuiig~principieii. Die gebriiuchlichste Re- stirninung ist die durch Meesung des Winkels, urn welchen

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