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861 230. C. Cfraebe: Ueber einen neuen dem Anthracen isomeren Kohlenwasserstoff. (Eirigegangen am 1. November.) Hei dem Behandeln des Rohanthracens mit Liisungsmitteln wie Benzol oder Schwof~?lkohlenstoff geht in das Filtrat ein Gemenge fester Kohlenwltsserstoffe iiber, von derien ruit Siclierheit Iiur das Acenuptiten isolirt und in Hezug auf seine Pormcl erforscht ist. Vielfache Ver- suche habe ich angestellt, die iii Bezug aiif Siedepunkt zwischen Ace- naphten urid Anthracen stehendrn Kijrper zu isoliren; aber cs war mir nicht miiglich sie so zu erhalten, dass die den Charakter reiner Verbindungen besassen. Herrn Dr. Glsser ist es nun bei der Verarbeitiirig des Anthracens in1 (hossen geglickt, einen dieser Hegleiter zu gewiniien , und hatte derselbe die l'"?undlichkeit, wir den von ihm entdeckten Kohlenwas- serstoff zur Untersuchung zu Ibcrlassen. Durch einnialige Krystallisatioti aus Alkohol wurde derselbe so rein orhalten, dass er seinen Schnielzpiinkt bei weiteren Reinigungs- versuclien riicht Sndert und einen constanten Siedepunkt besitzt. Die Analyse urid die I)anipfdichtebt.stimniung fiihrten zur Formel C, HI ", deren Ricbhtigkeit durch die Cntersuchung der Derivate ganz sicher festgestellt, ist. Es koninien deninach irii Stoinkotilentheer zwei isomere Kohlen- wasserstoffe C, HI vor. Die neue Verbindung steht aber in keiuer Reziehung zu dern Phoen yon I~ritzsche, welclies meiner Arisicht nach, wahrscheirilich auf ein unreines Anthracen zuriickzuflhren ist. 111 L3czug aiif das Verhalteri zeigt der neue Kohlenwasserstoff viele Aehnliclikeitc!n niit Antliracen aber auch wieder benierkenswerthe V~rsctiiederi1ieitc.n. Ich hoffe daher , dass eiri eingehendes Studium desselbcn uns neue Gesichtspiinkte zur Heurtheilung der kohlenstoff- reicheri Kohhwasserstoffe livferri wid. Im Folgenden theile ich kurz eiriige zuni Abschluss gekommene Resultate mit, welche die besprochene Verbindung hiiireichend ale eine bisher nicht bekannte characterisiren werden. Der neue Kohlenwasserstoff hat irn aussereii Habitus grosse Aehn- lichkeit mit Anthracen, krystallisirt in Tafeln und zeigt die blaue Fluorescenz-ISrscheiiiiig. Er sctirnilzt bei 105O und siedet bei 340° (Quecksilberfaden ganz im Dampf). In kaltem Alkohol lijet er sich wenig, reichlicher in heissem. In Ihzol, Aether und Schwefelkohlen- stoff ist er leicht liislich. Er liisst sich weniger gut wie Anthracen eublirniren. Die Dampfdichtebestimmung wurde im Schwefeldampf gleich 6.28 gefunden, wiihrend die Rechnung 6.1 6 verlangt. Mit Pikrinsaure rer- bindet er sich beim Auflijsen beider Kiirper in Leissem Alkohol oder Benzol und scheidet sic4 beim Erkalten in grossen langen riithlicb

Ueber einen neuen dem Anthracen isomeren Kohlenwasserstoff

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230. C. Cfraebe: Ueber einen neuen dem Anthracen isomeren Kohlenwasserstoff.

(Eirigegangen am 1. November.) Hei dem Behandeln des Rohanthracens mit Liisungsmitteln wie

Benzol oder Schwof~?lkohlenstoff geht in das Filtrat ein Gemenge fester Kohlenwltsserstoffe iiber, von derien ruit Siclierheit Iiur das Acenuptiten isolirt und in Hezug auf seine Pormcl erforscht ist. Vielfache Ver- suche habe ich angestellt, die ii i Bezug aiif Siedepunkt zwischen Ace- naphten urid Anthracen stehendrn Kijrper zu isoliren; aber cs war mir nicht miiglich sie so z u erhalten, dass die den Charakter reiner Verbindungen besassen.

Herrn Dr. G l s s e r ist es nun bei der Verarbeitiirig des Anthracens in1 (hossen geglickt, einen dieser Hegleiter zu gewiniien , und hatte derselbe die l'"?undlichkeit, wir den von ihm entdeckten Kohlenwas- serstoff zur Untersuchung zu Ibcrlassen.

Durch einnialige Krystallisatioti aus Alkohol wurde derselbe so rein orhalten, dass er seinen Schnielzpiinkt bei weiteren Reinigungs- versuclien riicht Sndert und einen constanten Siedepunkt besitzt. Die Analyse urid die I)anipfdichtebt.stimniung fiihrten zur Formel C , H I ", deren Ricbhtigkeit durch die Cntersuchung der Derivate ganz sicher festgestellt, ist.

Es koninien deninach i r i i Stoinkotilentheer zwei isomere Kohlen- wasserstoffe C, H I vor. Die neue Verbindung steht aber in keiuer Reziehung zu dern Phoen y o n I ~ r i t z s c h e , welclies meiner Arisicht nach, wahrscheirilich auf ein unreines Anthracen zuriickzuflhren ist.

111 L3czug aiif das Verhalteri zeigt der neue Kohlenwasserstoff viele Aehnliclikeitc!n niit Antliracen aber auch wieder benierkenswerthe V~rsctiiederi1ieitc.n. Ich hoffe daher , dass eiri eingehendes Studium desselbcn uns neue Gesichtspiinkte zur Heurtheilung der kohlenstoff- reicheri Kohhwassers toffe livferri w i d .

Im Folgenden theile ich kurz eiriige zuni Abschluss gekommene Resultate mit, welche die besprochene Verbindung hiiireichend ale eine bisher nicht bekannte characterisiren werden.

Der neue Kohlenwasserstoff hat irn aussereii Habitus grosse Aehn- lichkeit mit Anthracen, krystallisirt in Tafeln und zeigt die blaue Fluorescenz-ISrscheiiiiig. Er sctirnilzt bei 105O und siedet bei 340° (Quecksilberfaden ganz im Dampf). In kaltem Alkohol lijet er sich wenig, reichlicher in heissem. In I h z o l , Aether und Schwefelkohlen- stoff ist e r leicht liislich. Er liisst sich weniger gut wie Anthracen eublirniren.

Die Dampfdichtebestimmung wurde im Schwefeldampf gleich 6.28 gefunden, wiihrend die Rechnung 6.1 6 verlangt. Mit Pikrinsaure rer- bindet er sich beim Auflijsen beider Kiirper in Leissem Alkohol oder Benzol und scheidet sic4 beim Erkalten in grossen langen riithlicb

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gelben Nadeln Bus. Auch beirn Zusammengiessen kalt gesattigter alkoholischer Liisungen derselben wird die I’ikrinsiinreverbindung ge- fiillt. Die Farhe schwankt nach der Grijsse der Krystalle etwas; sie ist bald rnebr gelb, bald mehr rijthlich, ohne dass die Zusarnmen- setzung oder der Schmelzpurikt, welcher bei 144O liegt, ein anderer ware. Die Analysrn fiihrm zur Forrnel C, H + C, H, (h’ 02)3 OH.

Gegen Chrornsiiiire verhklt sich der neue Kohlenwasserstoff wie Anthracen, docli bedarf es einer riel energischeren Oxydation, urn ihn in das C h i n o n C,, H, O,, zu verwandeln. In Eisessig gelijst und 6-8 Stunden rriit 3 Theilen chromsauren Kaliume gekocht, war noch viel Kohlenwasserstoff unreriindert. Vermischt man die heissen LB- sungen von Kohlenwasserstoff und von Chrornslure, so ist die Ein- wirkung weniger energisch wie bei Anthracen; CB gelingt aber auf diesern Weg die rollstRndige Urnwandlung in das Chinon, wenn man eiriige Zeit die Lijsung irn Kochcn halt. Auf Wasserzusatz fiillt dae Chinon als riithlichgclbe krystallinische Masse aus. Durch Urnkrystal- lisiren aus Renzol rrlifilt man cs in Form gelbcr Xadeln, deren Parbe viel dunkler ist als die des Arithrachinons und einen Stich in’s 6 t h - liche hat. ES schmilzt bei 205O und sublimirt in Nadeln, aber ziern- lich schwierig. In Alkohol lBst es sich schwer, leicht in Benzol, besonders bei erhiihter Ternperatur.

Mit conc. Salpetersaure bildet. es eine L6sung m n dunkelrother Farbe rind wird selbst bei anhaltendem Kochen nicht nitrirt. Ein Gemenge von SchwefelsLure nnd Salpeterslure verwandelt es aber in cin Binitroctiinon C, H , (0,) (NO,),, jedoch schwieriger wie es bei Anthrachinou der Fall ist.

G q e n conc. Schwefelslure verhalt es sich nicht so bestaridig wie Anthrachinon, itidem es nnter d m Umstfinden, unter denen dieses Sulfosluren bildet, wesentlich rerkohlt.

Durch %inkst:tub urid Natronlnuge wird das Chinon reducirt. Wahrend hierbei das Arithrachinon sofort niit schiin rather Farbe in LBsung geht, tritt bei dern neiieri Chinon zuerst eine griine Farbe auf, die bei weiterw Reduction sich in cine schrnutzig rothe verwandelt. Auch bei der Oxydation a n der Luft. beobachtet man diese Farbcn- wandlung; niir in urngekehrter Reihrnfolge. Es scheidet sich schliees- lich das Chinon wieder aus.

I n Rrzug auf Chinonbildurig zeigt sich also grosse Analogie zwischen Anthracen und dern ncuen Kohlenwasserstoff. Abweichend verlidlt sich dicscr dagegen in Rezug auf die Einwirkung von Salpeter- s lure und von Schwefelsiiure. I n Salpetersiiure von 1.4 spec. Gewicht liist er sich unter Erwiirnen auf und wird, ohne dass Erhitzen von anssen nijthig ist, in die gelbe krystallinische Ni t r o v e r b i n d u n g C I 4 H, KO,, iibergefihrt.

Schwefelsaure verwandelt den ncuen Kohlenwasserstoff bei 1000

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obna eine Spur ron Verkoblung i n die. Monosulfosiiurc, dereri Rarpt- salz analysirt und der Formel (C, 13, SO,)? Bit, entsprcchend zu- sammengesetzt gefunden wurde.

K i i n i g s b e r g , 31. Oktobcr 1Si2.

231. C. B i s c h o f f Zur Kenntniss der Chlorderivate des Acetons. (80s dem Berliner Univ.-Laborat. CXVII ; vorgetrxgen vom Verhsser.)

Die Einwirkung voii Chlor auf Acetori ist sclion zu verschicdenen Malen Grgenstand eingeheridtir Untersuchungen gewcseii. Vori 51 at-

t e u c i , L ieb ig ' ) und Kane*;') riihren die ersten darauf bcziiglichen Angaben her. L i e b i g erkliirtc das dirckte Chloririingsprodukt, irn Anschluss an K a ne's Beobachtungen, fur L3ichloraceton. S t & d e let-***) und F i ttig****) h a k n spIter die beknnnten Iksul ta te theils bestiitigt, theils erweitert. S t i i d e l e r gieLt an, dass 5 Clilordcrivate des Acetons bekannt sein, von derien das erste, Hichlor;iccton, durcli dircktc Ein- wirkung von Clilor, theils durch Einleitung, theils i n eirier Mischung von Acetori, Salzsaure und Kaliumchlorat erzeiigt werde. Trichlora- ceton soll das voii B o u i s t ) 1817 durcti Beheridlung von acetonhaltigcm Holrgeist mit Chlor erhaltene Ocl w i n , dns sich a n frucliter Luft nach dernselben Bcobacliter in das IIydrat drs Quadrichloracetons umwaiidelri soll. Pcntachloraccton ist als %rrst,tzurigsprodukt r ider arganivcher Kiirper vori S t Bt l e 1 e r t f ) durch Salzsiiurr und Kalium- chlorat erhalten wrorden. Hexactiloracctori iwdlich sol1 dirrch Bchandeln von Citronensaure [nit Chlor eritstrIic:n. - R icli e f t + ) stellte bald darauf durch Einwirkung cines galvanischin Strorns a m Mischungen von Salzsaure und Aceton eiri Oel vori drr Fornirl des llonoclilora- cetons dar, bei 1 1 7 0 siedend, das die Iteilir der gr'ctilorteri Acetone zu vervollstiiridigen schien. I 3 o r s c h e und F i t t i g t f f f ) jedocti bcstritten die Existenz eiries Monochloracetons, dir sic Lei wrgfiiltigster I i i i t i l ung stets tiirekt Hichloracetori erhalteri hattcri , twi 12(!" sirderid, iirid da eine Siedepunktdiffcrcriz von 3 O z u gering crschien, iirn einerr Unter- schied von 1 Ctiloratom annehrnen zu kiirinen, erkliirten sic das I'm- dukt von R i c h e als wahrschcinlicti ideritisch mit dcni isoincreri

') Ann. Phnrm. 1 , 228. **) J. pr. Chern. 15, 152.

***) Ann. (:hem. Ph. 1 1 1, 301. **) Ann. Chem. PI!. 1 1 0, 40.

f f ) . Inn. Chem. 1'11. 1 1 1, 320. t ) .liin. Pharni. 64, 316.

if:) Compt. rend. 49 , 176. tiff) Ann. Chem. Phariii. 133, 1 I 1