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1880. ANNALEN J5 8. DER PHYSIK UND CHEMIE. NEUE FOLGE. BAND X. I. Ueber electrisehe AwsdeJmwng; von G. Qwincke. (Fortsetzung voii p. 414.) V. Annlogiceii tliermischcr und electrischer Ausdehnung. D o 1Jp e 1 br e c h u n g ele c t r i s i rt e r KSirlJ e 1'. 0 27. Unwahrscheinlichkeit einer electrischen Compression. Man kiinnte denken, class durch die An- ziehung der entgegengesetzten Electricitaten auf beiden Con- densatorbelegungen die Glasdicke verkleinert und durch diese ,,electrische Compression" indirect das Volumen der Ther- mometerkugel vergrossert wiirde. Die mittlere Schicht der Glaskugel vom Radius g bleibt bei der Compression ungeandert. 1st: E die Wandclicke der Glaskugel, R = g - 2- der Radius des Hohlraums der Glaskugel, n 0' 2 das Volumen des Hohlraums cler Glaskugel, die von der electrischen Compression bewirkteLangen-. dilatation von E, so wird nach der Compression E in E + de, v in v+ dv iibergehen, und man hat: de= - E.3' dv= -2 (e - +&. 3' miisste bei gleicher Glasdicke und gleicher electrischer Spannungsdifferenz der Belegungen dasselbe sein und unab- hangig vom Radius der Thermometerkugel. Die Volumen- Ann. d. Phys. U. Chem. X. F. S. 33

Ueber electrische Ausdehnung

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1880. A N N A L E N J5 8.

DER PHYSIK UND CHEMIE. N E U E FOLGE. B A N D X.

I. Ueber electrisehe AwsdeJmwng; von G. Q w i n c k e .

(Fortsetzung voii p. 414.)

V. Annlogice i i t l i e rmischcr u n d e l e c t r i s c h e r Ausdehnung. D o 1 J p e 1 br e c h u n g ele c t r i s i rt e r KSirlJ e 1'.

0 27. U n w a h r s c h e i n l i c h k e i t e i n e r e l e c t r i s c h e n Compress ion . Man kiinnte denken, class durch die An- ziehung der entgegengesetzten Electricitaten auf beiden Con- densatorbelegungen die Glasdicke verkleinert und durch diese ,,electrische Compression" indirect das Volumen der Ther- mometerkugel vergrossert wiirde.

Die mittlere Schicht der Glaskugel vom Radius g bleibt bei der Compression ungeandert. 1st:

E die Wandclicke der Glaskugel, R = g - 2- der Radius des Hohlraums der Glaskugel, n

0'

2 das Volumen des Hohlraums cler Glaskugel, die von der electrischen Compression bewirkteLangen-. dilatation von E ,

so wird nach der Compression E in E + de, v in v+ dv iibergehen, und man hat:

de= - E . 3 ' dv= -2 (e - +&.

3' miisste bei gleicher Glasdicke und gleicher electrischer Spannungsdifferenz der Belegungen dasselbe sein und unab- hangig vom Radius der Thermometerkugel. Die Volumen-

Ann. d. Phys. U. Chem. X. F. S. 33

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514 G. Quiizcke.

dilatation dagegen miisste proportional dem Durchmesser

der Thermometerkugel abnehmen, und die grosseren Thermo- meterkugeln bei gleicher Wandstiirke und gleicher electri- scher Potentialdifferenz kleinere Volumendilatation zeigen.

Meine in Tab. 5, 5 6 nnd Tab. 10, 6 11 zusammengestell- ten Versuche lassen jedoch keinen Einfluss des Kugeldurch- messers erkennen.

Gegen die Annahme einer electrischen Compression spricht ferner der Umstmd, class weicher und menig elasti- scher Kautschuk, der zwei Tage mit Wasser in Beriihrung war, unter sonst gleichen UmstBnden etwa dieselbe Volu- menandorung zeigt \vie dns yiel clastischere und weniger leicht comprimirbare Glas. (Vgl. 13.)

Thuringer Glas und Flintglas haben nahezu dieselbe Elasticitat, wie ich oben 5 26 nachgewicscn habe. Beide Glassorten mussten also bei gleichem Drucke gleiche Dila- tation 8 erfahren. Bei gleicher Glasdicke ist die anziehende Kraft der entgegengesetzten Electricitiiten der Condensator- belegungen um so griisser. je griisser das electrische Lei- tungsvermogen oder die sogenannte Dielectricitatsconstante der betreffenden Qlassorte. Man hiitte also fur gleiche Potentialclifferenz der Belegungen bei Clem sehr viel besser leitenden Thiiringer Glas eine sehr viel grossere Volumen- lnderung fur dieselhe Glasdicke erwarten sollcn, als bei dem schlecht leitenden Flintglas.

Die Versuche der Tab. 5 $ 6 und Tali. 10 0 11 zeigen im Widersprnche init dicser Annahme fur beide Glassorten

nahezn dieselbe Voluineniinderung -

Av

Air

Dagegen trnt bei derselben Glassorte sofort eine Zu- nahme der VolumenSnderung - auf. sohald man dnrch Tem- peraturerhohung das Leitnngsveriniigen oder die Dielectri- citatsconstante des Glases vergr6sserte.

Gegen die Annalime einer electrisclicn Compression spricht

ferner das Verhaltniss von Volumendilatation < und Langen-

dilatation - bei Condensatoren derselben Wanddicke fur

d 21

(Vgl. $ 22.)

A

A1 I

Page 3: Ueber electrische Ausdehnung

G. Qtiincke. 513

dieselbe Schlagweite oder Potentialdifferenz beider Bele- gungen.

Eine Vergleichung der Beobachtungen der $0 11 und 16

zeigt, dam die Volumendilatation dreimal grosser als die

Langendilatation

Die Abweichungen von dieser Beziehung erkliiren sich hinreichend durch die nicht an allen Stellen gleichmassige Wanddicke der Thermometerkugeln und geringe Verande- rungen der Glasmasse bei der Behandlung vor der Glas- blaserlampe. . Das Resultat i d insofern uberraschend, als daraus fol- gen wiirde, dass die Ausdehnung des Glases durch elec- trische KrBfte wie die Ausdehnung durch die Warme nach allen Richtungen gleichmassig erfolgt unabhangig von der Richtung der wirkenden electrischen Krafte.

6 28. V e r h a l t n i s s e l e c t r i s c h e r Vol’umen- u n d Langencl i ln ta t ion . Bei dem theoretischen Interesse, wel- ches sich an das Verhaltniss der electrischen Volumen- und Langendilatation kniipft, habe ich versucht, dasselbe auch direct zu bestimmen an ein und demselben Thermometercondensator, indem ich die Kugel der friiher beschriebenen Apparate durch Flintglasrohren von 1 bis 2 m Lange ersetzte.

Flintglasrohren von passender Lange und 0,3 mm bis 016 mm Wanddicke wurden gewogen, der aussere Durch- messer an fiinf verschiedenen Stellen mit einem Tastermass- stab gemessen und die Lange I Inestimmt.

Das specifische Gewicht (r des Flintglases betrug 3,1856. Aus dem Gewichte von Kmg und dem mittlern Durch-

messer 2r folgt dann die mittlere Wanddicke aus der Gleichung :

d v

A1 ist, unter sonst gleichen Umstanden.

Die Gleichmassigkeit der Wanddicke liisst sich schon aus der geraden Gestalt der Rohren beurtheilen, dn sie sonst wie ein Glasfadenelectrometer (4 18) gekriimmt erscheinen.

An die weite Flintglasrohre A E (Taf. I1 Fig. 18) wurde 33 *

Page 4: Ueber electrische Ausdehnung

51ti G. Qiiiiicke.

bei A ein Capillarrohr aus Flintglas ron etwa O$ inm Durch- messer im Lichten angeschmolzen uncl rechtwinklig umge- bogen. 100 mm iiber der Biegung war in eine erbsengrosse Erweiterung der Capillarriihre ein Platindraht eingeschmol- zen. Die Capillarrolire wurde an cler Anssenflache \-on der Biegung bis zum Pldtindraht mit gezchmolzenem Schellack iiberzogen , wie Lei den friiher 6 2 beschriebenen Thermo- metercondensatoren mit Kugel.

Die Flintglssrohre war am andern Encle zu einem hohlen Glasfaden ausgezogen. Auf die Capillarriihre wurcle cin Kautschukschlauch geschoben , der ganze Apparat mit frisch ausgekochtem und erkaltetem Wasser gefiillt und cler (+la sfaden am Ende E der langen , dunnwandigen Flintglai- riilire vor der spitzen Flamme der Glasblaserlampe durch- geschmolzen, sodass lieine Lufthlase znruckhlieh.

Taf. I1 Fig. 18 stellt ein solches Thermometer dar. Xuf das Ende C der Cnpillarriihre C A konnte ein Glasrohrchen mit einem durchbohrten Korli aufgeschoben werclen, mie bei den kugelfijrmigen Thermometercondensatoren.

Urn fur gewohnlich die Capillarriihre in verticaler Stel- lung zu erhalten, wurde das Ende A derselben in einen passend durchbohrten Kork K mit vertioalem Schlitz (Taf. I1 Fig. 18~2) geklemmt , cler mit Colophoniumkitt auf einer Spiegelglasplatte befestigt war.

Das Ende E des Thermometergefiisses rnhte direct auf dem Tische oder einer niedrigen Korkscheibe.

tTm die Lhgenanderungen messen zu konnen , wurde auf das Ende E des Thermometergefasses ein Ring von Patpier oder Leder uncl daruber ein anfgeschnittener Messing- ring geschoben. (Taf. I1 Fig. 18b.) Zwei Lappen z u heiden Seiten der Schnittfiache konnten dnrch eine Schraube gegen- einander gezogen und damit der Ring auf dein Ende E der Glnsrohre festgeklemmt werclen.

Der Messingring trug eine verticale Hiilse H, in melcher ein rechtwinklig gebogener Glasstab von 8 mm Durchmesser eingekittet war, dessen eben gesclilifienes Ende G direct auf den Anschlagstift S (Taf. I1 Fig. 10) des 6 15 beac1iriel)enen Oertling’schen Fiihlhehels driickte.

Page 5: Ueber electrische Ausdehnung

G. Q ~ ~ i i i c k r . 5 17

Die horizontale Glasrohre A E schwebte bei den Nes- sungen in einem langen Troge aus Zinkblech Ton 80 mm Hohe und Breite. Das feste Ende A der Glasrohre war in einen geschlitzten Kork K (Taf. I1 Fig. 18a) fest eingescho- ben, der auf einer Bleiplatte festgekittet war. Die Bleiplatte stiess gegen schwere Gewichtsstucke im Zinktrog oder wurde mit Holzkeilen gegen die Seitenwande des Zinktrogs gedriickt und dadurch festgehalten. Das freie Ende E der Glasrijhre AE wurde von dem Glasstabe G getragen, dessen horizon- taler Theil auf einer kleinen Elfenbeinrolle R ruhte uncl 10 mm iiber dem Rand des Zinktroges, GO mm iiber der Axe der langen Glasrohre AE lag.

Die Gabel der Elfenbeinrolle war auf clemselben Holz- brette befestigt, wie die drei messingenen Fussplatten des Fiihlhebels rnit Loch, Schlitz und Flache.

Das Holzbrett war mit einer Schraubzwinge gegen dieselbe Tischplatte geschraubt, welche den Zinktrog trug und direct an der Wand des Hauses befcstigt war. Eine zweite Schraubzwinge hinderte eine Verschiebung der lin- ken Seite des Zinktroges und damit des festen Endes A des Thermometergefasses.

Der Zinktrog war mit Wasser von der Temperatur des Zimmers oder einer Mischung von Schnee und Wasser ge- fiillt und durch Kiup€erdrahte mit der Erde (Gasrohren des Hauses) leitend verbunden. Das Wasser im Zinktrog bil- dete die aussere, Platindraht B nnd das Wasser im Innern des Thermometers die innere Belegung des Condensators. welcher in der 0 2 (Taf. I1 Fig. 6) beschriebenen Weise durch einen Fallapparat mit der Leydener Batterie von sechs Flaschen verbunden werden konnte.

Volumen des ThermometergefAsses und drr Oapillarrohre murden, wie bei den Thermometercondensatoren rnit Kugel (vgl. 0 2) durch Wagung bestimmt und die Kuppe der Flus- sigkeit im Thermometer mit einem horizontalen Mikrosltop und Ocularmikrometer beobachtet.

Der Rand der Luftblase der beweglichen Libelle des Fiihlhebels wurde mit einem verticalen Mikroskope rnit Ocu- larmikrnmeter heobachtet. 49 Sc. des Ocnlarmikrometers.

Page 6: Ueber electrische Ausdehnung

518 G. Quinckr.

von dem noch Zehntel geschatzt werden konnten, entsprachen 1 Sc. der Libelle oder 0,00399 mm. Der Apparat erlaubte also direct eine Verlangerung von 0,00008 mm zu messen und 0,000 008 mm durch Schatzung zu bestimmen.

Bei der grossen Empfindlichlreit der Apparate und der geringen von den electrischen Eraften bewirkten Verlsnge- rung (die weniger nls 10 Sc. des Ocularmikrometers des Mikroskopes betrug) wiirden die Messungen durch znfallige Stijrungen sehr beeinflusst sein, wenn nicht die electrische Ausdehnung des Flintglnses so knrze Zeit nach der Ladung des Condensators eintrate und mit der Entladnng wieder ver- schwande. In der Uebereinstiinmung der Angaben cler verschie- denen Apparate glanbe ich aber ebenfalls einen Beweis fiir die Zuverlassigkeit der Beobachtungsmethode sehen zu diirfen.

Bei dem Apparate Kr. 56 war die Flintglasrtihre A E aussen auf der ganzen LBnge mit einer glatten Stanniol- belegung versehen, die rnit Eimeiss am Glase befestigt war.

Vor den Versuchen rnit der Leydener Batterie wnrde init der 44 gliedrigen Chromsaiarekette durch einfache Mul- tiplicatorausschlage die Capacitat der langen Flintglnscon- densatoren bei O o mit dem Thermometercondensator Nr. 17 in Eiswasser verglichen, wie dies ohen 10 ausfuhrlich he- schrieben worden ist. Die in der Tab. 30 angegehenen Werthe der Capacitat beziehen sich anf die Capacitiit des Apparates Kr. 17 als Einheit.

T a b e l l e 30. Electrische Ausdehnung von Flintglas geincssen an Thermometcr-

condensatoren mit langem Gefiiss.

Volumcnanderung Langeniiadernng I Vnln- I 0 - I I . _

bei der Electrici. tltsmenge

20 1 40 ~ 60 20 1 40 I 60 mm

57 O o 0,362 56 O 0 0,426

59 0 " 0,538 56* 13,5O 0,621

54 15,OO 0,453

~

~

mm 10,87

11J7 11,80

11,20 12,04

-~ __ mm 790

1072 1059 1843 1903

126;lO 1&53 0,291 0;764 1;369 0;092 0;244 (424 104,O 11,4711 - 1 - 10.754 1 - 1 - 10,232 165.0 2.722 0,129 0,412 0,593 0,037 0,149 0,275

Page 7: Ueber electrische Ausdehnung

G . Quiricke. .519

Es wurde die Batterie von sechs Flaschen mit 20, 40 oder 60 Funken der Maassflaschc (Kugelabstand 1 mm) ge- laden und abwechselnd Volumen- und Langenanderung beob- achtet. Die in Tab. 30 zusammengestellten Resultate sind das Mittel aus inehrercn, gewijhnlich fiinf Beobachtungen.

Aus diesen Versuchen folgt, dass stets sehr nahezu: d v = 3 T AZ *

V

ist, die electrische Ausdehnung des Flintglases also nach allen Richtungen gleichmassig , wie die Ausdehnung durch die Warme, erfolgt.

Eine grassere Uebereinstimmung der Versuche mit dieser Beziehung ist um so weniger zu erwarten, als geringe Unter- scliiede in der Diclre der Glaswand sofort wie bei dem Glas- fadenelectrometer (6 18) eine Kriimmung und damit eine Verkiirzung des Thermometergefasses herbeifiihren miissen.

Bei Riihren von ungleicher Wanddick6 kann sogar die indirecte Verkiirzung durch Rriimmnng die directe electrische Verlangerung an Brosse ii bertreffen und ganz verdecken.

Die Schwierigkeit, Rohren von geniigender Gleichmassig- keit in der Wanddicke zu erhalten, hat mich auch abgehal- ten, diese Versuche weiter auszudehnen und auch Thiiringer Was in ahnlicher Weise zu untersuchen.

Angenommen, die Volumenanderung des Glascylinders riihre von electrischer Compression her, so wircl die mittlere Schicht des Cylinders vom Radius p ungeandert hleiben. Es sei

E die Dicke der Glnswand, R = p - f der Radius des Hohlraums,

-u das Volumen des Hohlraums, I die Liinge des Hohlraums, 8 die Langendilatation, herriihrend von der electrischen , Compression senkrecht zur Wandflache, - u 3' die Querdilatation parallel der Lange, LL her Poisson'sche Coefficient, dessen Werth zwischen

und 1 liegt, so ist:

d € = - € . a E + de = E (1 - d) l + dZ = 1(1+ p 3 )

d l = l . l l . 3

Page 8: Ueber electrische Ausdehnung

520 G. Q i i i n c k ~ .

4 2) = (e +) nz

Setzt man entsprechend den Versuchen der Tabelle 30:

und nach E v e r e t t l) und Cornn‘) fiir Glas p = 4. so w i d : 3v 31

& = 1 **’, R = 6””

_ - - t 7 .

- - 3 - - . 31 wahrend die Versuche ergellen:

9’ 1 - -

Es spricht dies also ebenfalls gegen die Annahme einer Ausdehnung durch electrische Compression.

Ich habe auch &hnliche Versucho bei verschiedener Schlagweite angestellt, indem in der 4 11 beschriebenen Weise die VolumenBnderung und init dem Oertling’scheii Fiihlhebel gleichzeitig die Verlangerung gemessen wurde. Die in Tab. 31 zusaminengestellten Resultate ergaben ebenfalls Av A l _ - - 3-t-’

T a b e l l e 31. Fli~it~:.lastheriiioiiictcr~oiid~~iis~to~ mit langem Gefass.

in Eiswasscr. ( B = 0,362 mm. I = 790 inm)

Schlagmeite in Blillimetern 1 4 1 5 1 6

VOL Vol. Vol. VolumenLnderung . . . y 1 0 ‘ = 1 0,663 I 1,117 I 1,qlI

Av

Lin. Lin. Lin. 1 0,443 1 0,533 d l Liingeniinderuug . . . . - I lo6= I 0,193

1) Everett , Phil. Trans. 1. p. 369. 1SGY. 2) C o r n n , Coinpt. reiid. 6% p. 335. IN%!.

Page 9: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 521

4 29. E l e c t r is c h e Aus deli n u n g I- o ii F lii ss i g k e i t e n. Die von electrischen Kraften hervorgernfene Ansdchnung lasst sich nicht blos bei festen Korpern, sondern aucli bei Flussigkeiten nachweisen.

Die Fliissigkeit wurde in ein gewohnliches Voltameter mit Platinelectroden gebracht, dessen Gasleitungsrohr durch eine verticale Capillarrohre ersetzt war.

Ein Glasrohr R von 20 bis 25 mm Durchmesser und 100 mm HGhe (Taf. I1 Fig. 17) erweiterte sich in seinem obern Theile zu einem Trichter, in dessen Hals die Capillar- rohre eingeschliffen war. Auf das obere Ende der Capillar- rohre wurde, wie bei den gewijhnlichen Thermometerconden- satoren (vgl. 0 2) ein kleines Glasrohrchen rnit einem dnrch- bohrten Korke aufgesteckt. Durch zwei im obern Theile des Qlasrohres R eingeschmolzene Platindrahte wurde die Electricitat zu zwei Platinplatten gefiihrt von 35 mm Hiihe: 11 mm Breite und 12 mm Abstand von einander. Um ein Ueberschlagen der Electricitat durch die Luft oder den Schnee zu verhindern, mit dem der Apparat umgeben wurde. waren iiber die Platindrahte zwei dickwandige Glasriihren von 80 mm Lange geschoben, und mit Siegellack an der Aussenwand des Glasrohrs R festgekittet. Die aussere F l k h e der GlasrShren war mit geschmolzenem Schellack bekleidet. Als Fuss des Apparates diente ein Korkring K, der anf einer Bleiplatte festgekittet war.

Das Voltameter wurde dnrch den Trichter rnit der be- treffenden Fliissigkeit gefiillt, das Capillarrohr fest in den ausgeschliffenen Theil des Trichters eingesetzt, das Glas- rohrchen am obern Ende der Capillarrijhre rnit derselben Fliissigkeit gefullt, die etwa noch in der Capillarrohre zuruck- gebliebene Luft durch Erwarmen ausgetrieben und das ganze T'oltameter in einen isolirten Metallbecher B mit schmelzen- dem Schnee gestellt, so dass die Zuleitungsdralite der Platin- bleche weit uber den Schnee lierausragten.

Kork und Glasrohrchen wurden abgenommen , nachdem die Pliissigkeit die Temperatur 0 O angenonimen hatte. Der obere Theil der Flussigkeit im Capillarrohre wurde durch Sangen oder Erwarmen entfernt und ein liorizontales Rlikro-

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322 G. Qnincke.

skop mit Ocularmikrometer von passender Vergrosserung auf die Fliissigkeitskuppe im Capillarrohre eingestellt. Bei griisseren Verschiebungen murde der Stand der Fliissigkeits- kuppe direct an einer Millimeterscala abgelesen.

Wird die eine Platinplatte mit der innern, die andere mit der aussern Belegung einer Leydener Batterie leitend verbunden, so beobaclitet man eine Volnmenvermehrung der Fliissigkeit. Nach Entladung der Batterie geht die Fliissig- keit auf die friihere Stellung in der Capillarrohre zuriick.

Bei den gut isolirenden Flussigkeiten, wie Schwefel- kohlenstoff und den atherischen Oelen, bleibt die Batterie Minuten lang gelaclen, nnd die Volnmenvermehrung ebenso lange bestehen. Die Volumenanderung tritt aber allm&hlich ein nnd verschwindet auch langsam nach der Entladung der Batterie.

Bei den besser leitenden Fliissigkeiten , wie Glycerin, Alkohol nnd Wasser, steigt die Pliissigkeitsknppe fast momen- tan. Die Leydener Batterie ist aber auch sofort entladen.

Dieselbe Menge positiver oder negativer Electricitat in clef Batterie gibt nahezu clieselbe Volumenanderung der Fliissigkeit. Die Verschiebnng der Fliissigkeitskuppe oder

die Volumendilatation ist nahezu proportional mit $, wenn

q die Anzahl der Funken cler Maassflasche, s die Anzahl der Leydener Flaschen oder die OberflSiche der Batterie be- cleuten.

Bei den gut isolirenden Fliissigkeiten kann man die Platinelectroden cles Voltameters statt mit den Belegungen der Leyclener Batterie direct mit clen Electroden einer Ho1tz’- schen Maschine verbinden. Bei den gut leitenden Fliissig- keiten konnte ich fur cliese Anordnung keine Volumenande- rung nachweisen, weil sich die Electricitit zu schnell durch die Fliissigkeit entlud. Ich zweifle aber nicht, dass sie mit einer ergiebigeren Electricitatsquelle, als die ron mir benutzte Holtz’che Maschine war, nachzuweisen sein wird.

Bei zu starken Ladungen cler Leydener Batterie geht zwischen den Platinelectroden des Voltameters ein Funken iiber und zertriirnmert den Apparat. Es konnten daher die

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G. Quiricke. 523

verschiedenen Fliissigkeiten nicht alle in cleinselben Apparate untersucht werden.

In der folgenden Tabelle ist das Volumen des benutzten Apparates in Cubikcentimetern bei jeder Fliissigkeit ange- geben. I m allgemeinen zeigt ein kleinerer Apparat bei der- selben Ladung der Leydener Batterie fur dieselbe Fliissig- keit eine grossere Volumendilatation. Dies Verhalten erklart sich durch die grosseren electrischen Krafte, denen die ein- zelnen Fliissigkeitstheilchen in dem kleineren Apparate aus- gesetzt sind.

Fu r jede Flussigkeit sind in Tab. 32 in der ersten Horizontalreihe die Versehiebungen der Fliissigkeitskuppe in Millimetern oder Scalentheilen des Beobachtungsmikroskops gegeben und darunter die Volumenanderungen in Millipntel des urspriinglichen Volumens. Die Temperatur mar, wenn es nicht anders angegeben ist, stets Oo.

T a b e l l e 32. Voltameter mit Platinelectroden.

Volumenanderung durch Entladung der Leydener Batterie.

4 = 8 = 6 9 = 3

f 2 0 1 f 4 0 I f 6 0 f 1 0 1 rt20 f . 30

Schwefelkohlenstoff (116,7 ccm).

mm

VOl. 474

170

mm

VOl. 6,SO

2,Ol

mm 1,66

Vul. 2,48

Kupferelec troden. mm I mm I I

Alkohol (21,6 ccm). mm mm mm

5,97

Alkohol (48,79 ccm). mm mm mm 9 08 22,4 1,25

13,56 33,47 1,86 Vdl. I VOl. 1 VOl.

mm 6,77

V O l . 12,85

mm 5,29

VOl. 7,91

mm

Vol. 5,61 776

mm 12,S7 Vol. 43,44

mm 12,35 Vol. 18,45

Page 12: Ueber electrische Ausdehnung

524 G. Quilteke.

Sc. SC. sc. SC. sc. 24,4 0,92 2,05

A v - 106 = 0,07 0.56 1,35 0,ll

A v =

A v - I 9 A v - l o 6 = 19,23

sc. 10,06 Vol. 0,55

Steinol (21,j ccm). I I mm

Terpentinol (21,5 ccm).

12,s mm

Glycerin (60 ccm).

97,9 SC. Sc. sc.

3,19 6,76 0,36

Wasser bei Oo (6a,4 ccm). I So. I so. I se. I sc.

- I i -

sc.

sc.

-

-

-

-

sc. 51,12 Vol. 3,53

8C. -2,87

VOl. -0,16

Wasser + Spur Salzsaure bei Oo.

Wasser mit 0,124 Proc. Salzsgure bei Oo. so.

A v = I -0.62

-10"s -0,03 I VdL

sc. Sc. sc.

Wasser bei so. sc.

Vol. 0,23 ' 0,61

I

sc. -1,44

Vol. -0,08

sc.

VOl. 2 , s

0,16

Wasser + Spur Galzsaure bei 9,YO. SC. sc. So. sc. Sc.

A v = 2,42 A v - 106 = 0,13 0,42 0,06 0,25

Wasser mit 0,124 Proc. Sdzsaure hei 13,2O.

sc. -5,72

Vol. -0,31

sc.

VOl. 0,49

a,s2

sc.

Vol. 0,52

9,45

Page 13: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 525

Man kijnnte geneigt sein, den Gruiicl der Volumenrer- mehrung in einer von der electrischen Entlndung hervor- gerufenen Erwarmung zu suchen, urn so mehr, als destillirtes Wasser von 0 eine Voluinenvermindernng, destillirtes Wasser von 8 eine Volumenvermehrung zeigt.

Begen diese Annahme spricht aber einmal die lange Daner der Volumeniinderung bei isolirenclen Fliissigkeiten und dann die merkwiirdige Thatsache, dass die Volumen- anderung (Abnahme oder Zunahme) vermehrt wird durch Zusatz von Siiuren zum destillirten Wasser, welche das elec- trische Leitungsvermijgen der Fliissigkeit um mehr als das Tausendfache vermehren. l) Wiirde die Voltameterfliissigkeit erwarmt, wie bei der gewiihnlichen metallischen Leitung der Electricitit, so ware bei einer bedeutenden Abnahme des Leitungswiderstnndes auch eine bedeutende Abnahme der entwickelten Wkrmemenge oder der Temperaturerhohung 2,

zu erwarten. Banz unhaltbar wird aber diese Anschauung, sobald die

electrischen Krafte eine Volumenabnahme, die Erwarmung eine Volumenzunahme herbeifuhren.

0 30. Eine e l e c t r i s c h e C o n t r a c t i o n habe ich bei R i ibo l , M a n d e l S l und Oliveni j l nachweisen konnen.

Die fetten Oele waren wie die friiher (0 29) untersuchten Fliissigkeiten in einem Voltameter mit Platinelectroden ent- halten, das bis zum Trichterhals mit Schnee umgeben war. Die fetten Oele besitzen bei O o eine sehr geringe Fluiditat und erfordern zur Verschiebung in einer engen Capillarrohre bedeutende Druckkrafte. Um daher kleine Veriinderungen des Fliissigkeitsvolumens beobachten zu konnen, wurde die Capillarrohre rnit Alkohol gefiillt (wie bei den Beobachtungen mit Glycerin) und dann auf das bis zum Trichterhals rnit dem fetten Oele gefiillte Voltameter aufgesetzt, ohne dass eine Luftblase an der Trennungsstelle beider Plussigkeiten zuriickblieb.

Werden die Plntinelectroden mit den Belegungen der

1) F. Kohlrausch, Pogg. Ann. Ergbd. 8. p. 6. 1ST8. 2) Riess, Reibungselectricitiit I. 470.

Page 14: Ueber electrische Ausdehnung

526 G. Quincke.

Leydener Batterie verljunden, so erfolgt haufig zuerst eine kleine Volumenzunahme (bis zu 5 Sc.) und dann eine starke Volumenabnahme. Bei der Entladung der Leydener Batterie geht die Fliissigkeitskuppe in der Capillarrohre sofort, aber langsam, nach ihrer friiheren Stellung zuruck. Die kleine Volumenzunahme ist sehr veriinderlich und mag von der Erwarmung besser leitender Staubtheilchen, die im Innern des fetten Oeles suspendirt waren, hergeruhrt haben.

Uebrigens isolirten die fetten Oele vortrefflich, und blieb die Leydener Batterie Minuten lang geladen. Schon bei verhaltnissmassig kleinen Laclungen der Leydener Batterie geht zwischen den Platinelectroden ein Funken iiber, und der Apparat wird zertriimmert.

Die Oeltheilchen werden von der ersten Platinelectrode mit freier Electricitat abgestosscn, und es findet eine Elec- citatsleitung durch Ueberfiihrung der Flussigkeitstheilchenl) statt, die in dem zahen Oele mit Wirbelbewegungen ver- bunden sein muss. J e nach der Art dieser Flussigkeits- bewegungen sind die electrischen Krafte im Innern des fetten Oeles verschieclen gross, und eine grosse Ueberein- stimmung der Result ate der einzelnen Versuclie ist daher nicht zu erwarten.

Wird die zwwite Flatinelectrode des Voltameters durch einen empfindlichen Spiegelmultiplicator zur Erde abgeleitet, so beobachtet man eine constante Ablenkung der Multipli- catornadel, wie bei den Thermometercondensatoren aus Thii- ringer Glas oder Flintglas ($ 5).

Positive und negative Electricitaten in der Leydener Batterie erzeugen entgegengesetzte Ablenkung der Multi- plicatornadel, aber nnhezu dieselhe Volumenabnahme der Fliissigkeit.

In der folgenden Tabelle sind in der ersten Horizontal- reihe die Verschiebungen der Flussigkeitskuppe im Capillar- rohr, in der zweiten Horizontalreihe die daraus berechneten Volumenanderungen der Pliissigkeit in Milliontel des urspriing- lichen Volnmens gegeben; in der clritten Horizontalreihe die

1) Faraday, Carrying discharge, E q . res. 3 1362. 1538.

Page 15: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 52i

Zeit, in welcher die angegehene Volumeniinderung eintrat; in der vierten Horizontalreihe die Stroinstarke im Multiplicator in Scalentheilen der Spiegelablesuog.

T a b e l l e 33. Volumenabnahme der fetten Oele bei Entladungen der Leydener Batterie.

Die Volumenabnahme tritt urn so achneller ein und ist urn so grosser, je grosser die Dichtigkeit der freien Electri- citit auf der innern Belegung der Leydener Batterie ist. Abgesehen vom Vorzeichen, scheint die Volumenanderung der fetten Oele durch electrische Krafte denselben Gesetzen, wie bei den andern schlecht leitenden Fliissigkeiten zu folgen.

Q 31. Volumeniinderung des Aethers . Anoma- l ien d e r e l e c t r i s c h e n Ausdehnung.

Geringe Verunreinigungen einer Fliissigkeit kijnnen be- kanntlich das electrische Leitungsvermogen derselben be- trachtlich andern. Das bekannteste Beispiel dafiir ist destil- lirtes Wasser (vgl. 6 29).

Aehnliche Aenderungen des electrischen LeitungsvermG- gens zeigen auch fette Oele, Aetlier und andere schlecht leitende Fliissigkeiten.

Wird dieselbe Fliissigkeit in tihnlichen Apparaten unter- sucht, die in derselben Weise mit den Belegungen der Ley- dener Batterie verbunden werden, so bleibt die Legdener

Page 16: Ueber electrische Ausdehnung

.528 G. Qiiincke.

Batterie bald mehrere Minnten, bald nur wenige Secunden oder noch kurzere Zeit geladen. 11it der Aenderung cler Entladungszeit andert sich clann alier auch stets die Volumen- Bnclerung der Fliissigkeit.

So zeigte schlecht leitendes Olivenijl in einem Volta- meter mit Platinelectroden eine Volumenabnahme beim Elec- trisiren; gut leitendes Olivenol (das am clerselben Flasche entnoinnien und also vernnreinigt war) in einem Voltameter init Kupferelectroclen eine Volumenzunahme.

Am auffallendsten waren die Verschiedenlieiten bei Aether, iler sogar in clemselben, scheinbar ungeanderten Apparat an verschiedenen Tagen verschiedene Volumenanderungen zeigte. Bei guter Isolation und langer Entladungszeit der Leydener Bntterie eine Volumenabnahme; bei schlechter Isolation und kurzer Entladungszeit eine Volumenznnahme.

Dabei ist freilich zu bemerken, diiss im erstern Falle das Rohr cles Voltameters nach Beendigung der Versuchs- reihe einen kleinen Sprung zeigte, clurch melchen Flussigkeit beim Electrisiren der Platinelectroden nach aussen gegangen sein k8nnte.

Auch der Aether zeigte unter Umstiinden zuerst eine kleine Volumenabnahme und spater eine grosse Volumen- zunahme, iihnlich wie bei den fetten Oelen, nur in entgegen- gesetztem Sinne.

Des Beispiels wegen gebe ich einige Versuchsreihen in Tabelle 34,

9 =

d V

.~

d! 16'3 U

Zeit Stroinstlrke

T a b e l l e 34. sether bei 0 O (48,s ccin).

s = 6 f 10 mm

VOl. -18,~ -27,s

120' 266 8e.

f 20 mm

-31,75 VOl.

--17,45

120 436SC.

*TI mm

-2ti,9 Vol.

-43,19

95"

~

260Sc.

s = 3 f 10 mm

-36,7 Vol.

-54,86

120" 423 PC.

f 15

Page 17: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 529

Bei einem andern Apparat rnit Platinelectroden von 23 ccm Hohlraum wurde die innere Belegung der Leydener Batterie von 6 Flaschen mit der Holtz’schen Maschine und der einen Platinelectrode des Voltameters, die andere Platin- electrode mit der Erde leitend verbunden. Die aussere iso- lirte Belegung der Leydener Batterie war in gewohnlicher Weise mit der Maassflasche verbunden, deren Kugeln 1 inm Ab stand hatt en.

Beim Drehen der Holtz’schen Maschine entlud sich ein Theil der zugefiihrten Electricitat sofort durch den Aether ; der andere Theil sammelte sich in der Batterie an und ent- sprach einer bestimmten Anzahl Funken der Maassflasche. Der Spannungsunterschied der Belegungen war also grosser, als der Funkenzahl der Maassflasche entsprach. Der Aether zeigte Volumenzunahme, und es war die Volumendilatation :

bei 20 Funken bei 40 Funken loG = 17,33 vol. 64,46 Vol.

Q

Bei lo6 = 121,5 Vol. wurde der Apparat rnit Funkenent-

ladung zertrummert. . Es scheint, dass bei diesen Flussigkeiten verschiedene

Wirkungen der electrischen Krafte gleichzeitig auftreten, die in verschiedener Weise rnit dem electrischen Leitungsver- mijgen der Flussigkeiten sich andern: eine (von der electrischen Erwkmung herbeigefuhrte?) Volumenzunahme und eine elec- trische Contraction, wie sie die fetten Oele zeigen.

0 32. G a s e zeigen unter dem Einfluss electrischer Krafte keine Volumenanderung.

Ann. d. Phss. U. Chem. N. F. X. 34

Page 18: Ueber electrische Ausdehnung

530 G. Quincke.

Die Gase wurden in eine Faraday'sche Luftflasche (Taf. I1 Fig. 19) gebracht, deren innere Kugel 73,5 mm Durchmesser hatte. Die &ussere Kugelschale, von 123 mm Durchmesser im Innern, wurde von zwei dickwandigen messingenen Halb- kugeln gebildet, ahnlich wie die sogenannten Magdeburger Halbkugeln fur den bekannten Luftpumpenversuch von 0 tt o von Guer i cke . I n die conische Oeffnung 0 an der Kuppe der obern Halbkugel war von innen eine Messinghulse ein- geschliffen, in welcher ein Rohr a m gut isolirendem Glase und ein Messingdraht mit Schellack luftdicht eingekittet waren. An das untere Ende des Messingdrahtes war die innere Kugel der Luftflasche, auf dns obere Ende eine kleine Messingkugel, der Knopf der Luftflasche aufgeschraubt. Die conische Messinghiilse trug oben ein Schraubengewinde und konnte durch eine ausserhalb der Halbkugel gelegene Schrau- benmutter M fest gegen die Schlifffliiche der Halbkugel ge- druckt werden.

Im obern Theile der obern und im untern Theile der untern Halbkugel waren zwei Bleirohren von 5 mm Durch- messer angelothet, welche in Messinghahne endeten. Durch diese Bleirohren konnte der Hohlraum zwischen den Kugel- flachen der Luftflasche rnit verschiedenen Gasen gefullt werden.

In eine zweite conische Oeffnung 0, der obern Halb- kugel war von aussen ein Messingrohrchen eingeschliffen, und in dieses eine horizontale Capillarrijhre eingekittet, welche in eine U-fiirmige weitere und oben offene Glasrohre G endete. Die Schlifffliichen schlossen mit etwas Fet t voll- kommen luftdicht. Der ganze Apparat stand auf drei ange- lotheten Fiissen in einem grossen, in der. Zeichnung nur dnrch punktirte Linien angedeuteten, Metallgefass mit schmelzen- dem Schnee, aus welchem der Knopf der Luftflasche und die aussen rnit geschmolzenem Schellack bekleidete Glasrohre herausmgten.

Das oben offene Glasrohr am Ende der Capillarrohre und ein Theil der letzteren enthielt Alkohol, dessen Kuppe mit einem Mikroskop und Ocularmikrometer beobachtet wnrde. 1 Sc. des Ocularmikrometers, von dem noch Zehntel

Page 19: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 531

geschatzt werden konnten, entsprach 0,000 000 003 des Hohl- mums zwischen den Kugelflachen, welche rollkommen vonein- ander isolirt waren, da die Glasrohre auch im Innern des Hohlraums bis zur innern Messingkugel mit geschmolzenem Schellack bekleidet war.

Obwohl die Temperatur lange Zeit constant blieb, so war der Apparat doch so * empfindlich, dass kleine Schwan- kungen des Barometerstandes, wie sie die Aenderung der Windstarke vor dem Fenst'er mit sich brachte, die Alkohol- kuppe im Capillarrohr fortwahrend hin- nnd herschoben. Diese Schwankungen wurden durch den hydrostatischen Druck der Alkoholsaule im Capillarrohr compensirt, indem diesem Capillarrohr durch die Stellschrauben des Brettes, auf welchem der Eisbehalter und somit der ganze Apparat ruhte, eine passende Neigung gegen die Horizontale ge- geben wurde.

Die eine Messingkugel wurde mit der innern, die andere mit der aussern Belegung der Leydener Batterie von sechs Flaschen verbunden, welche mit f 20 oder f 40 Funken der Maassflasche geladen war. Bei noch grosseren Electricitats- mengen entlud sich die Leydener Batterie durch den Hohl- raum der Luftflasche.

Bei der Verbindung der Belegungen der Luftflasche mit den Belegungen der Leydener Batterie konnte ich keine Vo- lumenanderung bemerken, wenn die Luftflasche mit trockener atmospharischer Luft oder Leuchtgas gefullt war.

1st eine solche electrische Volumenanderung vorhanden, so muss sie weniger als ~- des ursprunglichen Luft- volumens betragen.

Bei Kohlensaure habe ich fur die Electricitatsmenge 40 in der Leydener Batterie von 6 Flaschen eine Contraction von 0,000 000 000 5 des ursprunglichen Volumens beobachtet. Bei grosserer Dichtigkeit sprang ein Funken im Innern der Luftflasche iiber.

Bei der geringen Grosse der Volumenanderung und der Schwierigkeit, zufallige Fehler auszuschliessen , miichte ich

1 3000000000

34 *

Page 20: Ueber electrische Ausdehnung

532 G. Quincke.

a.uf das Resultat dieser einen Versuchsreihe kein zu grosses Gewicht legen.

0 33. E l e c t r i s c h e D u r c h b o h r u n g von Glas . Elec- trische Krafte wirken, wie aus den Yorstehend beschriebenen Versuchen (0 27-31) hervorgeht , ahnlich, aber in anderer Weise wie die Zufuhr von Warm&. Im allgemeinen werclen die Stoffe dadurch ausgedehnt.

Wie man durch ungleiche Zufuhr von Warme an den verschiedenen Stellen eines Korpers denselben zersprengen kann, so kann man dies auch durch ungleiche Einwirkung electrischer Krafte.

Oleichmassige Ausdehnung durch Erwarmung oder gleich- massige Ausdehnung durch electrische Krafte zersprengen Glas nicht, wohl nber ungleiche thermische oder electrische Ausdehnung, und zmar um so eher, je grosser die dadurch im Innern des Glases hervorgerufenen electrischen Span- nungen sind.

Was von Glas gilt, gilt auch von anderen Substanzen. Dicke Massen und solche, welche WBrme oder Electricitat schlecht leiten, miissen eher zersprengt werden, als diinne Massen und solche, melche Warme oder Electricitat gut leiten.

1st der Zusammenhang der materiellen Theilchen unter- brochen und die Unterbrechungsstelle mit Gasen gefiillt, in denen die electrische Schlagweite grosser ist, als in festen Korpern oder Fliissigkeiten unter sonst gleichen Urnstanden, so gleichen sich die Electricitaten an dieser Stelle zwischen den Electroden oder den Belegungen mit Funkenentladung &us, die Substanz ist ,,von Clem electrischen Funken durch- geschlagen."

Die ungleiche electrische Ausdehnung kann dabei durch Inductionsstrome oder Schwankungen der electrischen Krafte beim Auftreten des electrischen Zustandes wesentlich ge- fordert werden.

Damit steht die Erfahrung in Uebereinstimmnng. Kleine Mengen Oel anf Meballelectroden in Wnsser und wasserigen

Page 21: Ueber electrische Ausdehnung

6‘. Quiiicke. 533

Salzlijsungen konnen, wie R i e s s 1) gefunden hat, die Punken- entladung hervorrufen, die ohne Oel ausbleibt.

Nach den Versuchen von Holtzz) gelingt die Durch- bohrung einer Glasplatte am leichtesten, wenn eine dicke Glasrohre mit einem spitzen ’ Stahldraht im Innern auf die Glasplatte fest aufgekittet wird. Wird der .Metalldraht mit einem Leiter hoher electrischer Spannung (Conductor der Electrisirmaschine) verbunden, und die andere Seite der Glas- platte zur Erde abgeleitet, so werden besonders die Theile der Platte unter dem Metalldraht starken electrischen Kraften ausgesetzt und stark ausgedehnt. Der ubrige Theil der Glas- platte, der mit der aufgekitteten Rbhre einen Glasblock bildet, kann nicht folgen, und die Glasplatte wird zersprengt.

Es ist auch verstiindlich, dass der Erfolg ausbleibt. wenn Luftblasen im Kitt zwischen Glasplatte und dicker Glasrohre ein Ausweichen der electrisch dilatirten Glasmasse gestatten.

434. A e n d e r u n g d e s Brechungsexponen ten d u r c h e l e c t r i s c h e K r a f t e . Ich habe im Jahre 1862 folgende Versuche angestellt.

Eine ron den Herren C. A. S t e i n h e i l Siihne in Mun- chen angefertigte rollkommen homogene Crownglasplatte von 5?8 mm Dicke wurde auf ihren rechteckformigen Seitenflachen yon 40 mm Hohe und 101,4 mm LtCnge mit Stanniolstreifen belegt, wie eine gewohnliche Franklin’sche Tafel. Die Stan- niolstreifen hatten 95,2 mm Lange und 29,6 mm Hohe. Die ganzen Seitenflachen, besonders . der unbelegte Theil der- selben, waren sorgfdtig mit geschmolzenem Siegellack be- kleidet. Unter dem Siegellack lagen auf den Stanniolbe- legungen 2 Eupferplatten, von denen 2 angelbthete und rnit Guttapercha bekleidete Kupferdriihte durch die Siegellack- kittung nach aussen fuhrten. Die 5,8 mm breiten Flachen der Glasplatte waren von Siegellack frei, polirt und rnit genau planparallelen Flachen versehen. Diese Franklin’sche Tafel

1) R i e s s , Berl. Monatsber. p. 250. 1856; Abhdl. zur Reibnngselectr.

2) Holtz, Pogg. Ann. 130. p. 118. 1867.

_ _ _

p. 123. 1867.

Page 22: Ueber electrische Ausdehnung

531 G. Quincke.

konnte bis zu einer Schlagweite von 34 mm geladen werden, ohne class Funken zmischen den Stanniolbelegungen uber- sprangen.

Diese Franlrlin’sche Tafel murcle in den Interferenz- apparat eingeschaltet, den ich in meinen optischen Experi- mentaluntersuchnngen 0 80 l) beschrieben habe. Bei diesem Apparat interferiren 2 von 2 gleich dicken Planparallelglasern reflectirte Strahlenbiindel und bilclen ein reines Spectrum mit Fraunhofer’schen Linien, das von dnnklen Interferenz- streifen durchzogen ist.

Der Abstand der beiden interferirenden Strahlenbundel wurde durch passende Wahl des Einfallswinkels an den dicken Glasplatten so gewahlt, dass das eine Strahlenbundel moglichst nahe der positiven, das anclere moglichst nahe der negntiven Belegung im Glase der Franklin’schen Tafel lag.

Das Einschalten der Franklin’schen Tafel in den Inter- ferenzappnrat verschob zwar die Interferenzstreifen etwas wegen kleiner Unvollkommenheiten des Glases, doch blieben die Streifen noch vollkommen scharf und deutlich sichtbar.

Bei Verbindung cler Belegungen mit Conductor uncl Reibzeng einer kriiftigen Electrisirrnaschine oder mit den Belegungen einer griissern bis 34 mm Schlagweite geladenen Leyclener Batterie konnte keine Verschiebnng cler Interferenz- streifen beobachtet werden.

Wenn der Brechungsexponent des Glases in der Nahe der positiven Belegung von dem cles Glases in der Nahe der negativen Belegung um ooo verschieden gemesen miire: so

hatten sich die Interferenzstreifen nach dem rothen oder violetten Ende des Spectrums urn lIl, Streifenbreite ver- schieben miissen. Die Empfindlichkeit des Apparates er- lanbte aber noch geringere Verschiebungen wahrznnehmen.

Aehnliche negative Resultate erhielt ich rnit einem Jamin’schen Interferemapparat, bei welchem die von den clicken Glasplatten reflectirten interferirenden Strahlenbundel breite farbige Interferenzstreifen erzeugten.

Ebenso wenig wurde eine Verschiebung cler Interferenz-

1) Quincke, Pogg. Ann. 132. p. 53 11. Taf. I1 Fig. 13. 1867.

Page 23: Ueber electrische Ausdehnung

G. Qztiiicile. 535

streifen erhalten beim Electrisiren der Franklin’schen Tafel, wenn cliese urn 90° gedreht wurde, und das eine Strahlen- biindel zwischen den beiden Stanniolbelegungen lag, das an- dere ausserhalb der Belegungen am Rande des Glases, wo dieses nahezu unelectrisch war.

Die Franklin’sche Tafel wurde ferner zwischen gekreuzte und niit horizontalem Sonnenlicht beleuchtete Nicol’sche Prismen geschaltet, so dass das Licht eine Strecke von 95 mm zwischen den Stanniolbelegungen zu durchlaufen hatte. Oh- wohl die Siegellackkittung mit Sorgfalt aufgelegt war, war doch eine geringe Spannung im Glase zuriickgeblieben und das Gesichtsfeld dadurch erhellt. Durch gleichzeitiges Ein-

I schalten einer Glimmerplatte von in geeigneter Lage und Drehen des analysirenden Nicol’schen Prismas konnte die Dunkelheit wieder hergestellt werden.

Es war keine Aenderung der Helligkeit zu bemerken, wenn die Stanniolbelegungen rnit Conductor und Reibzeug einer krzftigen Electrisirmaschine oder rnit den Belegungen einer his zu 34 mm Schlagweite geladenen Leydener Batterie lei- tend verbnnden wurden.

Das auf die Franklin’sche Tafel auffallende Licht konnte dabei in einem beliebigen Azimuth polarisirt sein.

Wurde zwischen die Franklin’sche Tafel und das analy- sirende Nicol’sche Prisma ein empfindlicher Babinet’scher Compensator *) eingeschaltet, so blieb der dunkle Streifen im Compensator ebenfalls ungeandert.

Das Glas der Franklin’schen Tafel wurde also bei dem Electrisiren der Belegungen nicht doppeltbrechend.

Aehnliche Versuche mit polarisirtem Licht und gleichem negativen Resultat hat 1876 J. E. H. G o r d o n 2 ) an einer grBssern Franklin’schen Tafel erhalten mit einer Glasdicke von 20 mm und Stanniolbelegungen von 400 mm Lange, welche rnit einem Inductionsapparat bis zu 300 mm Schlag- weite geladen werden konnte, und 1877 J. J. Mackenz ie3 )

-

1) Qui i i rke , Pogg. Ann. 127. p. 211. 1866. 2) Gordon, Phil. Mag. (5) 2. p. 203. 1876. 3) J lackenz ie , \Vied. Ann. 2. p. 356. 1877.

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536 G. Quincke.

an einer Franklin’schen Tafel von 161 mm L h g e und 12mm Glasdicke.

5 35. E l e c t r i s c h e Do p p e lb r e c h u n g. Durch ungleiche Zufuhrung von Warme konnen bekanntlich feste durchsich- tige Substanzen ungleich dilatirt und optisch doppelbrechend werden.

In analoger Weise konnen durch ungleiche electrische Ausdehnung Substanzen ungleichforrnig dilatirt und optisch doppelbrechend werden.

Diese Bemerkung e rk lk t die yon Dr. K e r r l) beschrie- bene Doppelbrechung, welche Glas, Quarz, Harz und iso- lirende Fliissigkeiten unter dem Einfluss electrischer Krafte zeigen, und den scheinbaren Widerspruch dieser Angaben mit den in 5 34 beschriebenen Versuchen anderer Beobachter.

Wird eine Franklin’sche Tafel stark electrisirt, so zeigt das Glas keine Doppelbrechung, da es an allen Stellen nahezu gleichen electrischen Krgften ausgesetzt und also gleichmassig dilatirt ist. Es ist ebensowenig doppelbrechend, wie gleich- massig erwlrmtes Glas.

Ersetzt man aber die eine Stanniolbelegung einer Frank- lin’schen Tafel durch Quecksilber in einer Glasrohre von 30 mm ausserem uud 14 mm innerem Durchmesser, deren abgeschliffenes Ende sorgfaltig mit Kitt aus Schellack und Canadabalsam auf die Glasplatte gekittet ist, so wird nur das Glas unter dem Quecksilber electrisch ausgedehnt. Das seitlich gelegene Glas kann wegen der aufgekitteten Glas- rohre nicht ausweichen und wird durch die ungleiche elastische Spannung doppelbrechend.

Wird einer Flussigkeit von einem eingetauchten festen Metalldraht schneller W arme an einzelnen Stellen zugefuhrt, als durch Leitung und Bewegung der Fliissigkeitstheilchen seitlich abfliessen kann, so wird dieselbe optisch doppel- brechend, wie ungleich erwarmtes Glas.

Analog wird eine Flussigkeit zmischen zwei Metallelec- troden doppelbrechend, wenn dieselben auf ungleicher elec-

1) Kcrr , Phil. Mag. (4) 50. 11. 337--348, 446-558, 1877; (5) 8. -~ ~

p. 85-102, 229-245, 1379; (5) 9. 1). 157-174, 18SO.

Page 25: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 537

trischer Spannung erhalten merden. Die ungleiche electrische Dilatation hangt ab ron der Geschwindigkeit, mit der sich die Electricitat oder die electrischen Krafte in der Fliissig- keit verbreiten und die electrische Ausdehnung hervorrufen.

Die Ausdehnung ist nahezu proportional dem Quadrate der a n der betreffenden Stelle des Isolators wirksamen elec- trischen Kraft. Die Ausdehnung muss also auf der kiirzesten electrischen Kraftlinie zwischen den Metallelectroden am grossten sein.

Stoffe, deren Brechungsexponent bei thermischer Aus- dehnung zunimmt, wie Glas') und solche, deren Brechungs- exponent durch thermische Ausdehnung abnimmt, wie Schwe- felkohlenstofla), werden sich verschieden rerhalten, wenn sie beide durch electrische Krafte ausgedehnt ' werden, und nenn thermische und electrische Ausdehnung in gleicher Weise die optischen Eigenschaften a n d e r ~ ~ )

In der That zeigen Spiegelglas und Schwefelkohlenstoff nach den Beobachtungen von Dr. K e r r entgegengesetzte electrische Doppelbrechung. Ich fand bei meinen Versuchen dies auch fur Flintglas und Schwefelkohlenstofi bestatigt.

Wenn ferner Substanzen gegen electrische Krafte sich entgegengesetzt verhalten, wie Schwefelkohlenstoff und Riibol, durch thermische Ausdehnung aber beide 4, den Brechungs- exponenten verkleinern, so miissen sie auch entgegengesetzte electrische Doppelbrechung zeigen.

Auch dies ist in Uebereinstimmung mit der Erfahrung. Die Schwierigkeit der Versuche liegt in der Schwierigkeit der genugenden Isolation der Metallelectroden, damit die electrischen Krafte moglichst stark auf den Isolator einwirken. Die Fliissigkeit darf daher keine Staubtheilchen enthalten, welche die Electricitat besser leiten als die Flussigkeit. Diese

1) F. E. Neumann, Abh. d. Berl. h a d . 2. 11. 7. 1841; F i z e a u , Pogg. Ann. 119. p. 106 u. 112. 1863.

2) Gladstone u. Dale , Bed. Ber. 14. p. 241. 1858; Phil. Trans. 148. 11. 888. 1858.

3) Vgl. J a m i n , Brechnngsexponeiit des Wassers bei verschiedciiem Druck, Ann. d. chim. et de phys. (3) 52. p. 171. 1858.

4) M/liittricli, Pogg. Ann. 1% p. 408. 1864.

Page 26: Ueber electrische Ausdehnung

538 G. Qnincke.

Staubtheilchen stellen sicli in die Richtung der electrischen Kraftlinien und bilden aneinander gereiht eine leitende Ver- binclung zwischen clen Metallelectroden, deren electrische Spannungsdifferenz dadurch herabgesetzt wird, sobald nicht hinreichend schnell der Electricitiitsverlust der Electroden ersetzt wird.

Aehnlich wie die Staubtheilchen kann die Substanz cles Glases mirken, welches die isolirende Flussigkeit umgibt und die Netallelectroden ocler deren Znleitungsdrahte isolirt. Ich habe ails diesem Gruncle friiher mit Trijgen aus deutschem Spiegelglas oder mit vor cler Lampe geblasenen Apparaten aus Thuringer Glas keine electrische Doppelbrechung mahra nehmen konnen.

Die Erscheinung war aber sofort wahrzunehmen, als ich besser isolirendes Glas benutzte.

Am einfachsten lasst sich eine leere Eau de Cologne- Flasche (Taf. I1 Fig. 20) mit zwei gegeniiberliegenden ebenen Seitenilachen von 80 mm Hijhe und 20 mm Breite fur den Versuch herrichten, wenn diese ebenen Flachen zwischen gekreuzte und mit Sonnenlicht erleuchtete Nicol’sche Prismen gebracht, clas Gesichtsfeld dunkel lassen. Die Aussenseite der Flasche wird bis anf den mittlern Theil der ebenen Flachen mit geschmolzenem Schellack bekleidet. Ein in den Boden gebohrtes Loch von 25 mm Durchmesser und der Ha19 cler Flasche sind mit gut schliessenden Korken rer- stopft, dnrch welche Messingclrahte zu einer angelotheten schwach gewolbten Messingplatte von 15 mm Durchmesser (Uniformknopf) und einer Xessingkugel von 10 mm Durch- messer fuhren. Die beiden Electroden, Kugel und Platte, hatten einen Abstancl yon 3 bis 5 mni.

Die Flasche wid , den Hals nach unten, soweit mit Schwefelkohlenstoff ocler Rub61 gefiillt, dass die obere Kugel- electrode halb oder ganz von der Flussigkeit bedeckt ist.

Dir Apparat hat den Tortheil, dass in ihm, sobald e r nicht gebraucht wird, sich die Staubtheilchen am Hals der Flasche ablagern und beim Electrisiren der Electroden erst rtllmlihlich in clen von den Sonnenstrahlen getroffenen Tlieil der Fliissiglreit gelnngen.

Page 27: Ueber electrische Ausdehnung

G. Q it in eke. 539

Stehen nur geringe Fliissigkeitsmengen zur Disposition, so empfiehlt sich folgende Vorrichtung.

Eine dickwandige R6hre nus franzbsischem Glas von 38,8 mm Lange, 32 mm ausserem und 13,4 mm innerem Dzirchmesser (Taf. I1 Fig. 21) war an den E d e n eben ge- schliffen, aussen mit geschmolzenem Schellack bekleidet und durch zwei runde planparallele Glasplatten von 32 mm Durch- messer nnd 4 mm Dicke geschlossen. In zwei Dnrchbohrungen an zwei diametral gegenuberliegenden Stellen auf cler Mitte der Rohre waren von aussen conische Messingstiicke von etwa 4 mm Durchmesser eingeschliffen. Auf die conischen Messingstiicke wurden im Innern der Glasrijhre zwei Halb- kngeln aus demselben Metal1 nufgeschraubt uncl daclurch der Hohlraum der Glasrohre fliissigkeitsdicht geschlossen. In die Aussenflache eines jeden Messingconus wnrcle ein cliinner Messingdraht von 100 mm Lange eingeschraubt, eine rnit geschmolzenem Schellack bekleiclete GlasrZihre clariiber ge- schoben und mit Siegellack in der Durchbohrung der dick- wandigen Glasrohre festgeschfiolzen. Die schwach gewijlbten E d e n aer messingenen Halbkugeln hatten 10 mm Durch- messer und 2 mm Abstand und bildeten die Electroden, welche die Electricitiit cler Flussigkeit im Innern der Glas- rohre zufuhrten.

Die dickwandige Glasrohre wurde auf eine runcle Glas- platte gestellt, mehrere ma1 mit reinem Aether ausgespiilt und, nachdem dieser verdampft war, ganz mit cler zu unter- snchenclen Fliissigkeit gefiullt. Die zweite rnnde Glasplatte wurde aufgelegt, ohne dass eine Luftblase zuriickblieb. Durch zwei Brettchen mit kreisformigen Oeffnungen und vier Schrau- ben konnten die runden Glasplatten gegen die Endflachen der dickwandigen Glasrohre fliissigkeitsdicht anfgepresst werden.

Die Rohre wurde mit zwei isolirenclen Stanclern zmischen zwei gekreuzte und mit horizontalem Sonnenlicht beleuchtete Xicol'sche Prismen gestellt , deren Hauptschnitte mit der kiirzesten Linie zwischen den verticalen Endflachen der Halb- kugeln oder cler kiirzesten horizontalen electrischen Kraft- linie Winkel von 45 O einschlossen.

Page 28: Ueber electrische Ausdehnung

540 G. Quincke.

Ijas dunkle Gesichtsfeld wurde zuweilen! wenn die run- den Glnsplatten zu stark gepresst waren, durch das Ein- schalten derselben erhellt. Durch gleichzeitiges Einschalten

einer Glimmerplatte von in geeigneter Lage und Drehen

des analpirenden Nicol’schen Prismas konnte die Dunkelheit wieder hergestellt werden.

Wurden die beiden Electroden der dickwandigen Glas- rohre mit den Electroden einer kraftigen Holtz’schen Ma- schine verbunden, deren eine Electrode zur Erde ahgeleitet war, so wurde das Gesichtsfeld zwischeii den Electroden er- hellt. Das gleichzeitige Einschalten einer passend dilstirten Stelle eines mit der Hand gebogenen Spiegelglasstreifens von 146 mm Lknge, 13 mm Hohe und 7,5 mm Dicke (Taf. I1 Fig. 22) bei o oder u : oberhalb oder unterhalb der durch die pnnktirte Linie nngedeuteten neutralen Schicht fuhrte dann wieder Dunkelheit herbei. Der convexe oder gedehnte Theil o des Spiegelglasstreifens verhalt sich wie ein optisch positiver Krystall mit der qptischen Axe + der neutralen Schicht ; der concave oder zusammengeclriickte Tlxil u wie ein optisch negativer Krystall (Kalkspath) mit der optischen Axe + der neutralen Schicht.

Statt den Glasstreifen zu biegen, kann man ihn auch an den Enden mit beiden Handen faasen und dehnen oder zu- sammendrucken.

Bei Schwefelkohlenstoff compensirt Einschalten der con- caven- Seite, bei Rubol Einschalten der convexen Seite des gebogenen horizontalen Glasstreifens die \-on den electrischen Kraften hervorgerufene Doppelbrechung cler Flussigkeit.

Schwachere electrische Doppelbrechung! aber in demselben Sinne wie Rubol zeigten hIandelo1, noch schwachere Olirenol. Reiner Aether zeigte eine Wirkung, die zwischen Mandelol und Olivenol lag.

Dieselbe electrische Doppelbrechung wie Schwefelkohlen- stoff, nur schwacher, zeigten Terpentinbl und Steinol.

Bei Glycerin und Alkohol konnte ich keine Doppel- brechung durch electrische Krafte hervorrufen. Wegen des bessern electrischen Leitungsvermogens liess sich bei diesen

i

Page 29: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quimke. 541

Flussigkeiten keine grosse Spannungsdifferenz der uetall- electroden erreichen.

Einschalten der convexen Seite des gebogenen Glas- streifens compensirte, wie bei Rubel, die oben beschriebene electrische Doppelbrechung im Spiegelglas der Franklin’- schen Tafel unter dem Quecksilber der anfgekitteten dicken Glasrohre, wenn die neutrale Schicht des gebogenen Glas- streifens parallel der kurzesten electrischen Kraftlinie lag. Dnsselbe war der Fall bei Flintglas. Ich benutzte eine plan- parallele Flintglasplatte von 30 mm Lange und 20 mm Rtihe, in deren quadratische Endflachen Locher von 4 mm Durch- messer eingebohrt waren. Die halbkugelformigen Enden der Bohrungen .hatten 2,5 mm Abstand voneinander und waren mit Quecksilber gefiillt, welches die Electroden bildete. Die Zuleitnngsdrahte waren durch 100 mm lange mit geschmol- zenem Schellack bekleidete Glasrohren isolirt, deren unteres Ende in das Flintglasstuck eingekittet mar.

Um eine dieser electrischen Doppelbrechung analoge Erscheinung durch Erwarmung zu erhalten, hrachte ich eine horizontale kreisformige Stanniolplatte von 20 mm Durch- messer mit 2 Stanniollappen von 5 mm Breite an beiden Seiten (Taf. I1 Fig. 23) zwischen zwei aufeinandergestellte homogene Glaswiirfel. Die Glaswiirfel standen zwischen ge- krenzten und mit horizontalem Sonnenlicht erleuchteten Nicol’schen Prismen, deren Hauptschnitte unter 45 O gegen die Stanniolplatte geneigt waren. Wurde der electrische Strom eines Bunsen’schen Chromsaureelementes durch die beiden Lappen der Stanniolplatte ein und aus geleitet, so wurde die Stanniolplatte erwarmt und das Glas zu beiden Seiten optisch doppelbrechend, als ob es I zur Stanniol- platte dilatirt und + der Stanniolplatte comprimirt wiire. Das Glas verhalt sich wie ein negativer Krystall (Kalkspath) mit der optischen Axe += der erwarmten Stanniolplatte.

Der Linie grosster Erwarmung + der Stanniolplatte oder der optischen Axe eines negativen Krystalls l) muss bei der electrischen Doppelbrechhng die kiirzeste electrische

1) F. E. Neulnann, Abh. d. Bed. Aksd. 1841. 11. p. 6.

Page 30: Ueber electrische Ausdehnung

542 G. Qukcke.

Kraftlinie im Glase zwischen den Metallelectroden entsprechen, wie es in der That Dr. K e n 1 ) angegeben hat, und ich be- statigt gefunden habe. Ueberhaupt miissen sich die Stelleu des electrischen Isolators in der Nahe der kurzesten elec- trischen Kraftlinie fur die von Dr. K e r r als ,,negativ" be- zeichneten Substanzen (Glas, fette Oele u. s. w.) verhalten wie ein optisch negativer Krystall rnit optischer Axe + der kiirzesten electrischen Rraftlinie; die als ,,positivcc bezeich- neten Substanzeri (Schwefelkohlenstoff u. s. w.), wie ein optisch positiver Krystall mit der optischen Axe + der kiirzesten electrischen Kraftlinie.

Genauer betrachtet hatte man aLer die festen und flussigen Isolatoren zwischen den Metallelectroden als un- gleichformig dilatirte Korper aufzufassen, die optisch wirken wie ein Aggregat von sehr vielen kleinen Krystallindivicluen.

Das von Dr. K e r r als clear ambra resin bezeichnete Harz (Colophonium?) verhalt sich bei electrischer Doppel- brechung umgekehrt wie Glas und wird voraussichtlich unter dem Einfluss electrischer Krafte sein Volumen verkleinern, wie die fetten Oele.

Die optischen Eigenschaften bestatigen also vollstandig die auch mit andern Methoden nachweisbare VolumenBnde- rung (Ausdehnung und Contraction) welche schlecht leitende Stoffe unter deln Einfluss electrischer Krafte zeigen.

36. Die A e n d e r u n g d e s B r e c h u n g s e x p o n e n t e n m i t d e r T e m p e r a t u r wurde von Hrn. 0. Olds im Heidel- berger Laboratorium fur die von mir in Bezug auf electrische Doppelbrechung untersuchten Flussigkeiten bestimmt.

Die Flussigkeiten wurden in ein Steinheil'sches Hohl- prisina mit planparallelen G1asern von 60 O brechendein Winkel gebracht, und die Minimalablenkungen fur die Fraun- hofer'schen Linien C D F bestimmt, indem man den Spalt eines Spectralapparates mit Natronlicht oder einer ron In- ductionsstromen durchflossenen Qeissler'schen Rohre erleuch- tete, die verdunntes Wasserstoffgas enthielt. *)

1) Kerr, Phil. Mag. (4) 60. p. 337. 1S75. 2) Tgl. Lnndolt , l'ogg. Bun. 117. 1). 355 sqy. 1S62.

Page 31: Ueber electrische Ausdehnung

G. Qziincke. 543

Die Ablenkungswinkel liessen sich an der Kreistheilung mit zwei diametral gelegenen Nonien big auf 10 Secunden genau bestimmen. I n die Fliissigkeit des Hohlprismas tauchte ein in Zehntelgrade getheiltes Thermometer mit sehr kleinem Quecksilbergefiiss. Die Minimalablenkung wurde bestimmt, nachdem die Fliissigkeit und die Kreistheilung die constant gehaltene Zimmertemperatur angenommen hatten, welche zwischen 00 und 20° C. schwankte.

Es zeigte sich, dass fur diesen Temperaturabschnitt der Brechungsexponent durch die Formel:

(1) n = no (1 + v t )

darstellbar war, wo n und no den Brechungsexponenten bei to und O o bezeichnen. Bei derselben Flussigkeit wurde fur die verschiedenen Fraunhofer’schen Linien sehr nahe derselbe Werth von v gefunden, sodass in der folgenden Zusammen- stellung das arithmetische Mittel der verschiedenen Bestim- mungen angegeben ist.

Nennt man n,, n, . . np den Werth des Brechungsexpo- nenten bei O o C. fur die Wellenliinge h, 1, . . . hp der betref- fenden Farbe in Luft, so liess sich der Brechungsexponent durch die Cauchy’sche Formel I) ausdriicken:

np = a + .-, . (2)

Sind eine Reihe Brechungsexponenten n nl . . np durch die Beobachtung bekannt, so lassen sich die Constanten cx und ,8 aus diesen Gleichungen (2) mit Hulfe der Methode der kleinsten Quadrate berechnen.

D a bei Riibol nur das rothe Ende des Spectrums bis Bur Fraunhofer’schen Linie b sichtbar war, so wurden bei dieser Fliissigkeit die Constanten a und ,6 aus den beiden Beobachtungen fur C und D abgeleitet.

Die mit Hiilfe der G1. (2) berechneten Werthe \-on nu stimmen bis auf eine kleine Abweichung bei Aether roll- kommen mit den beobachteten uberein.

5 IY

1) Cnuchy, Dispersion de la lumiire Prague, p. 56. 1835.

Page 32: Ueber electrische Ausdehnung

544 G. Quincke.

T a b e l l e 35.

Brechungsexponenten bei O o fiir die Fraun-

hofer’schen Linien

1,4644 48131 2463 1,4632 45558 1,4424 51911 2977

1,3548 34127 4327

9 37. V e r g l e i c h u n g von t h e r m i s c h e r u n d elec- t r i s c h e r A u s d e h n u n g . Obwohl der Grund der electri- schen Ausdehnung nicht in einer Erwarmung zu suchen ist, so hat es doch ein Interesse, zu untersuchen, welche Tem- peraturerhohung geniigen wiirde , um eine Ausdehnung von gleicher Grosse hervorzurufen wie die electrischen Erafte.

Zu dem Ende sind in der folgenden Tabelle die Volu- menanderungen in Milliontel des ursprunglichen Volnmens angegeben, welche einer Temperaturerhohung der Substanz urn 1 O C. entsprechen; daneben die von electrischen Kraften herbeigefuhrte Volumenanderung, wenn die Condensatorbele- gangen (Platinelectroden) mit einer geladenen Leydener Bat- terie von 6 Flaschen verbunden wnrden.

In der zweiten und dritten Spalte stehen die Brechungs- exponenten fur die Fraunhofer’sche Linie D und die relative Aenderung des Brechungsexponenten bei einer Temperaturer- hohung urn l o C. (vgl. 5 36.)

Die electrische Volumenanderung der beiden Glassorten m r d e aus den Beobachtungen der Tabelle 5 $ 6 berechnet unter der Voraussetzung, dass die Volumenanderung propor- tional dem Quadrate der Wanddicke abnimmt, und dass die letztere 12 mm war, entsprechend dem Abstande der Platin- electroden der Voltameter. (0 29-31.)

Die Angaben der thermischen Ausdehnung sind meist den bekannten Bestimmungen von H. K o p p entnommen. Fur Glycerin liegt eine Angabe von Wi i l lne r vor. --___

1 ) Fiir Fi-mnhofer’sche Linie 3.

Page 33: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quinche. 545

Die thermische Ausdehnung des Thuringer Glases habe ich selbst an einem mit Quecksilber gefullten Gewichtsther- mometer bestimmt.

Die mittlere Ausdehnung von Steinol, Riibol, Mandelol zwischen 0 O und 100 O bestimmte Hr. Dr. E. L e s s jm Heidel- berger physikalischen Laboratorium an Gewichtsthermometern aus Flintglas, welche mit den betreffenden Flussigkeiten ge- fiillt waren. Die Ausdehnung des Flintglases an einem ahn- lichen rnit Wasser gefiillten Apparate.

T a b e l l e 36.

S u b s t ' a n z

__ Aether (unrein) . . bei 0" . . . 8chwefelkohlenstoff1) .. ,, . . . Alkohol l) . . . . . . . . . . . Stein61 . . . . . ., ,, . . . Terpentiniil . . . . ., , , . . . Glycerin ?) . . . . ~, ., . . . Destillirtes Wasser . ,, 8 O ') . . Wasser + Spur SalzsIiure bei 10" . Wasser mit 0,124°'0 Salzsllure bei 13 Destilliites Wasser bei O o l) . . . Waaser + Spur Salesaure bei 0 . Wasser mit 0,124°,!0 SalzsIiure bei O o Thuringer Glas3) bei O o . . . . Flintglas 3, bei 0 . . . . . . . hether (rein) bei 0 O . . . . . . Rubol Nandelijl ., , , . . . . . . Olivenol ,, ,, . . . . . .

7 1 , . " * . "

-

9 g.2 8 2 5 5 rnd 1,3643 1,6442 1,3701) 1,4644 1,4811 1,4600) 1,3328

7, 17

9. 17

1,3330 11 7 ?

9 7 7,

1,5100 1,6180

1,3643 1,4802 1,4782 1,4763

- v . lo6

- 443 -557 7316 -298 -318 - 187 - 37,5

,> 97

- 18 ,, 11

f 1,l" t 1,6'

- 443 - 241 -246 -- 246

A u Volumepdilatation - . lo6 urch Tern peratur- srhohung urn 1 0 C.

1484 1141 1042 1032 902 512 92

17

7 1

- 20 7,

,, 32 26

1184 773 777 773

durch die ElectricitStamenge

zk 20

(17,331 5,23 6,80 5,66 1,70' 0,59 0,07 0,13 0,07

- 0,03 - 0,06 - 0,03

0,003 0,002

-47,45 - 1424 - 6,85 - 0,38

iC 40 ____

(64,461 22,43 35,50

42,45 3,19 0,23 0,42 0,56

-

-0,09 -0,30 - 0,36

0,010 0,009

-

.-

- -

Wenn auch, wie schon oben hervorgehoben wurde, die Zahlen fur die electrische Ausdehnung nicht direct mitein- ander vergleichbar sind, insofern sie sich auf Apparate rnit

~~

1) Glads tone und Dale, Phil. Trans. 148. p. 888. 1858. 2) Wiillner, Pogg. Ann. 13%. p. 16.a. 1868. 3) Fizeau, Pogg. Ann. 119. p.106. 1863.

Ann. d. Phgs. ii. Chem. N. F. X. 35

Page 34: Ueber electrische Ausdehnung

546 G. Quinche.

etwas verschiedenen Dimensionen beziehen, so erscheint doch die iihnliche Reihenfolge der Substanzen auffallend, mogen sie nach der thermischen oder electrischen Ausdehnung ge- ordnet werden, und unabhangig von dem electrischen Lei- tungsvermogen.

Ausgenommen ware die Gruppe der fetten Oele, die eben ein besonderes Verhalten zeigt.

Temperaturanderungen von einigen Hundertel Grad wiirden geniigen, um eine ebenso grosse, wie die von den electrischen Kraften herriihrende Volumendilatation herbei- zufuhren.

J e grosser die thermische Ausdehnung ist, um so mehr andert sich auch der Brechungsexponent mit der Tempera- tur, urn so grosser ist Y.

6 38. A b h a n g i g k e i t d e r e l e c t r i s c h e n A u s d e h - n u n g von d e r G r o s s e d e r e l e c t r i s c h e n K r a f t e . Der mathematische Ausdruck fur die electrische Capacitat eines Condensators ist his auf einen constanten Factor derselbe wie fur die Intensitat eines constanten electrischen Stromes, der bei der Potentialdifferenz 1 der Belegungen durch die isolirende Substanz des Condensators hindurchgehen wiirde.

Mit wachsender Temperatur nimmt die Dielectricitiits- constante oder das electrische Leitungsvermogen des Flint- glases zu, und gleichzeitig die nach der Entladung des Flint- glascondensators zuriickbleibende electrische Volumenande- rung oder Verrangerung (4 20-22), wahrend dieser Ruckstand fur niedrige Temperaturen verschwindend klein ist.

Das Flintglas nahert sich also in seinem Verhalten demjenigen des Thiiringer Glases bei niedriger Temperatur um so mehr, je hoher die Temperatur steigt, und es ist der Analogie nach auch bei Flintglas fur diese hohen Tempe- raturen ein Polarisationsstrom zu erwarten, wie er oben (0 5) fur Thiiringer Glas direct nachgewiesen wurde.

Dieser Polarisationsstrom lasst sich in der That in ahn- licher Weise wie fur niedrige Temperaturen bei Thuringer Glas, fur hohe Tempernturen auch bei Flintglas mit dem Multiplicator beobachten.

Page 35: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 547

E s deutet dies auf einen engen Zusammenhang der Er- scheinungcn des electrischen Ausdehnungsriickstandes mit der innern Polarisation des Glases; um so mehr, als dieser Riickstand mit der Dauer und Anzahl der vorhergegangenen Ladungen des Condensators zunimmt (0 3 und 20-22).

Auch die bei schnellem Umlegen des Commutators (Q 2 Taf. I1 Pig. 6) auftretende Volumenabnahme bei Thiiringer Glas, statt der zu erwartenden Volumenzunahme (die durch die von den Inductionsstriimen herriihrende Erwarmung noch vermehrt werden miisste) mochte hiermit in Zusammenhang stehen.

Was aber die Aenderung der Dimensionen betrifft, welche plotzlich mit dem Auftreten und Verschwinden der electri- schen Kriifte auftritt und verschwindet, so ist diese unab- hiingig von der Richtung der electrischen Krafte und erfolgt naeh allen Seiten gleichmPssig wie eine Ausdehnung durch 'Temperaturerhohung (8 28).

Diese plotzliche Aenderung der Dimensionen ist auch Tom Vorzeichen der ElectricitPt unabhangig (Q 2), und es ware zu erwnrten, dass sie wie die Erwarmung eines Metall- drahtes vom Widerstande W durch einen constanten electri- schen Strom von der Intensitiit J proportional ware mit:

(1) wenn P

0 D n

P2 J a W = Z.A. 0, die electrische Potentialdifferenz der Condensator-

belegungen,

der isolirenden Substanz

OberflBche . . . . . . Dicke . . . . . . . . ' } electrisches Leitungsvermogen

3edeuten. Moglicherweise konnte auch die Wirkung proportional

dem Quadrate der an jeder Stelle des Isolators wirksamen electrischen Kraft, d. h. proportional rnit :

sein. Mit dem Ausdruck (1) ware die rnit Erhohung der Tem-

peratur eintretende Zunahme der electrischen Ausdehnung i n Uebereinstimmung, da 1 mit Erhohung der Temperatur zunimmt.

35%

Page 36: Ueber electrische Ausdehnung

518 G. Quincke.

Die von mir ausgefuhrten Messungen bestatigen aber weder die erste noch die zweite Annahme, ja es zeigt sich nur in seltenen Fallen, am ehesten fiir kleine Potentisldiffe- renzen P der Belegungen , die electrische Volumenanderung oder Ausdehnung proportional mit P2 (0 11 und 18).

Sehr haufig, z. B. bei Glimmer (Tab. 11 6 12), nimmt die Volumenanderung oder Verlangerung langsamer zu, als P2 und nahert sich mit wachsender electrischer Kraft einem Msximalwerthe.

In dieser Beziehung sind diese electrischen analog mit bekannten msgnetischen Erscheinungen, und man mochte ge- neigt l sein, den Grund der electrischen Ausdehnung in einer Richtung der Molecule des Isolators (Dielectricums) zu suchen, die sich, damit ihr electrisches Moment ein Maxi- mum wird, mit der grossten Lange in die Richtung der Re- sultante der wirkenden electrischen Kriifte zu stellen streben und dann einen grosseren oder kleineren Raum einnehmen, wie vorher.

Dsss kleine, in schlecht leitenden Fliissigkeiten suspen- dirte Theilchen von Glas und anderen Isolatoren in der That eine solche Lage annehmen, ist yon Th. W e y l l) nachge- wiesen worden. Sind die Theilchen, statt in einer Fliissig- keit, in einer nicht vollkommen starren Masse vertheilt, so miissen ahnliche Aenderungen der Lage , nur langsamer, auftreten.

Die Wirkung miisste unter sonst gleichen Urnstanden urn so gr6sser sein, je grosser die Beweglichkeit der Theil- chen ist. I n der That nimmt die electrische Ausdehnung der festen Korper rnit der Erhohung der Temperatur zu und ist bei Flussigkeiten grosser als bei festen Korpern.

s u c h die Aenderung der Elasticitat fester Korper durcli eine solche electrische Drehung der kleinsten Theilchen wiirde mit anderen Erfahrungen iibereinstimmen, z. B. mit den von G. W i e d e m a n n 2, untersuchten Aenderungen der Elasticitat durch magnetische Krafte.

1) Wcyl, Du Bois und Re icher t Arch. p. 721. 1876. 2) G. Wiedernann, Pogg. Ann. 100. p. 235. 1857; 106. p. 169.

1659; 117. p. 195. 1862.

Page 37: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 549

Eine regelmassige, durch electrische Krafte herbeigefuhrte Anordnung der kleinsten Theilchen, wie bei einem Krystall, wurde darum noch nicht zu erwarten sein, weil andere Krafte, wie Cohasion und Molecularbewegungen , der electrischen Drehung entgegenwirken werden.

Diese letztere Auffassung wird dadurch unterstutzt, dass die electrische Ausdehnung fester Korper , so weit meine Versuche reichen, nach allen Seiten gleichmassig erfolgt (0 28); dass sich bei Gasen keine electrische Volumenande- rung mit Sicherheit nachweisen l h s t (6 32), und dass gleich- massig electrisirtes Glas keine electrische Doppelbrechung zeigt (0 34-35).

Eine grosse Schwierigkeit der Untersuchung specie11 der Auffindung des Gesetzes , wie die electrische Ausdehnung von den wirkenden electrischen Kraften abhangt , besteht aber darin, dass man durchaus nicht berechtigt ist, diese Kraf t an allen Stellen der isolirenden Schicht zwischen den Condensatorbelegungen gleich gross anzunehmen.

Die electrische Kraft an einer Stelle des Glases wurde proportional der Stiirke des electrischen Stromes an der be- treffenden Stelle des Glases sein.

Diese Stromstarke ist aber, wenn die electrischen Krafte nicht viele Minuten lang in gleicher Starke wirken, nicht in allen Schichten des Glases dieselbe und kann bei constanter Potentialdifferenz der Belegungen sogar bald positiv, bald negativ sein.

Am besten liisst sich dies mit dem Entladungsstrom nachweisen, dcr von der aussern Belegung eines Conden- sators zur Erde fliesst (vgl. 0 5).

Wird entsprechend der Anordnung der Versuche in 4 2 und 5 (Taf. I1 Fig. 6) die eine Belegung eines Flintglascon- densators durch eine Wassersaule und einen ausserst empfind- lichen Multiplicator mit astasirter Magnetnadel zur Erde ab- gGleitet, wahrend die Belegungen der Leydener Batterie mit der andern Condensatorbelegung und der Erde leitend ver- bunden sind , so zeigt die Multiplicatornadel zuerst eine positive Ablenkung, die allmahlich abnimmt, Null wird und

Page 38: Ueber electrische Ausdehnung

550 G. Qnincke.

dann in eine negative Ablenkung iibergeht. Die letztere verschwindet auch wieder allrnahlich.

Der Entladungsstrom ist oft 5 bis 10 Minuten und linger zu beobachten. Die negative Ablenkung tritt um so eher ein und ist um so griisser, je dunner die Glaswand des Condensators ist. Mit der Electricitatsmenge in der Ley- dener Batterie nehmen positive und negative Ablenkungen zu,

T a b e l l e 37. Entladungsstrom bei Condensatoren aus englischem Flintglas und

Glimmer.

mm 0,14Z

db 0,Hh 22 I 0,286

3: 1 27

0 0 - 21 6c. in 20" -26,7 st-. in 30" 28O - 2 ,, in 20" -18S0,in30"bis45"

looo +478 ,, in 20" nur positiv 25O - 11 ,, in20" -13Sc. in 30" 0 0 -12So. in P

-30 Sc. in 20" -35 ,, ,) 35"

dass der negative eintritt, je dicker ist, je besser das

mm 3b 0,091 'I 0,092 8 0,164

29 0,194

Man sieht aus diesen Versuchen, Strom urn so spiiter und urn so kleiner

17 34 80. in 20" -20 60. in 70" ,, 20 ,, in 20" - 7 ,, ,, 70" ,, 39 ,, in 20" - 2 ,, ,, 180" 9 , 120 ,, in 20" + 4 ,, ,, 180"

das Glas una je hoher die Temperatur Glas die Electricitat leitet. Bei hoher Temperatur verhalt sich wieder Flintglas wie Thuringer Glas bei niedriger Tem- peratur.

Ausser von der Glasdicke scheint der Entladungsstrorn auch yon den iibrigen Dimensionen des Condensators und von der Beschaffenheit der Leydener Batterie abzuhangen.

Es ist hiernach anzunehnien, dass nicht blos die an die ~-

1) Electricitiltsmenge 10 in 6 Flaschen.

Page 39: Ueber electrische Ausdehnung

G. Quincke. 551

iiussere Belegung grenzende Glasschicht , sondern auch die im Innern gelegenen Schichten bald positiven, bald negativen electrischen Strom haben; dass im allgemeinen zu derselben Zeit in den verschiedenen Schichten des Innern der isolirenden Substanz eines Condensators die wirkenden electrischen Kriifte verschieden gross sind; dass sie bei gleicher Potentialdifferenz der Belegungen zu verschiedenen Zeiten an derselben Stelle der isolirenden Substanz verschiedene Werthe haben; dass von der Art des Schliessungsbogens oder der Zufuhrung der Electricitat zu den Condensatorbelegungen der Werth der electrischen Kraft an einer bestimmten Stell6 des Isolators zu einer bestimmten Zeit abhibngen muss (vgl. 0 4).

Was von Glas gilt, gilt auch von anderen Stoffen, Glim- mer, Schellack, Rautschuk, Schwefelkohlenstoff, Terpentinol, Luft u. 5. w.

Der Vorgang im Isolator ist also ein sehr complicirter, und man kann nicht erwarten, eine einfache Beziehung zwischen electrischer Volumen- oder Liingenanderung und der Potentialdifferenz der Belegungen oder der Glasdicke zu finden - wie dies in der That meine Versuche zeigen.

R e s u l t a t e.

1. Feste und tropfbar flussige Karper andern ihr Volu- men, wenn man sie in Zihnlicher Weise wie das Glas einer Leydener Flasche electrischen Kriiften aussetzt.

2. Diese Volumeniinderung ruhrt nicht von Erwiir- mung her und ist meist eine Ausdehnung. Doch kann sie auch in einer Contraction bestehen, wie dies z. B. bei den fetten Oelen der Fall ist.

3. Bei Gasen habe ich keine Volumenanderung durch electrische Kriifte beobachten konnen. Wenn eine solche

des ur- vorhanden ist, so muss sie kleiner als spriinglichen Luftvolumens sein.

4. Die Volumenilnderung erfolgt momentan bei Flint- glas, in liingerer Zeit bei dem die Electricitat besser leiten- den Thtiringer Glas. Bei Entladung der Belegungen kugel- f6rmiger oder rtihrenformiger Condensatoren nimmt das Glas

1 ooo ooo ooo

Page 40: Ueber electrische Ausdehnung

552 G. Quincke.

nahezu wieder das ursprungliche Volumen an; momentan bei Flintglas, langsamer bei Thiiriuger Glas.

5. Gleichzeitig mit dem Volumen andert sich auch die Lange eines rohrenformigen Condensators.

6. .Volumen- und Langenanderung sind um so grosser, je grosser die electrische Potentialdifferenz der Belegungen und je geringer die Dicke der isolirenden Substanz des Con- densators ist.

Nahezu, aber nicht genau, sind sie proportional dem Quadrate des Verhaltnisses von Potentialdifferenz und Dicke.

7. VolumBn- und Langenanderung sind unter sonst glei- chen Umstilnden, je nach der Natur der isolirenden Substanz des Condensators, verschieden.

8. Nach der Entladung der Condensatorbelegungen bleibt ein Ruckstand im Sinne der ursprunglichen electrischen Volumenanderung oder Verlangerung zuruck, der bei Flint-

' glas sehr klein, bei Thiiringer Glas grosser ist und mit. der electrischen Polarisation der Glasmasse zusammenzuhangen scheint.

9. Die Volumen- und Llngenanderung riihren nicht von einer electrischen Compression der isolirenden Substanz her.

10. Bei Flintglas erfolgt die electrische Ausdehnung nach allen Richtungen gleichmassig , wie die Ausdehnung durch Temperaturerhohung, unabhangig Q O ~ U Vorzeichen und der Richtung der electrischen Krafte.

11. Electrische Volumenanderung und Verlingerung nehmen bei Glas nahezu in derselben Weise mit Erhohung der Temperatur zu, wie die Dielectricitatsconstante oder das electrische Leitungsvermogen des Glases.

12. Unter dem Einfluss electrischer Krafte nimmt die Elasticitit von Flintglas, Thiiringer Glas und Kautschuk ab ; vom Glimmer und Guttapercha zu.

13. Die electrische Durchbohrung von Glas und ande- ren Substanzen ist eine Folge der an den verschiedenen Stellen des Isolators ungleichen electrifichen Dilatation.

14. Durch ungleiche electrische Ausdehnung konnen feste und fliissige Substanzen ungleichformig dilatirt und optisch doppelbrechend werden, ahnlich wie durch ungleiche

Page 41: Ueber electrische Ausdehnung

E. Budde. 553

Zufiihrung von Warme feste und fiiissige durchsichtige Substanzen ungleich dilatirt und optisch doppelbrechend werden.

15. Durch electrische Krafte gleichformig dilatirtes Glas zeigt keine electrische Doppelbrechung.

16. Das Verhalten der Substanzen mit ,,positiver" und ,?negativer" electrischer Doppelbrechung, auf welches Dr. K e r r zperst aufmerksam gemacht hat , e rk lk t sich durch die Art und Weise, in der die verschiedenen Substanzen den Bre- chungsexponenten mit der Dichtigkeit und das Volumen unter dem Einfluss electrischer Krafte andern.

17. Bei constanter Potentialdifferenz der Belegungen eines Condensators ist nach der Ladung desselben langere Zeit hindurch die electrische &aft verschieden gross in den ver- schiedenen Schichten der isolirenden Substanz zu derselben Zeit, oder an derselben Stelle der isolirenden Substanz zu verschiedenen Zeiten.

H e i d e l b e r g , den 3. April 1880.

11. Das ClazcsBus9sche Gesetx urui? die Bewegunny der Erde 4rn Rau.rne; von E. Bzcdde .

Die Autoren, welche sich bis jetzt mit dem neuen elec- trodynamischen Grundgesetze von C 1 a u s i u s beschiaftigt haben, verhalten sich, so vie1 mir bekannt geworden ist, alle ablehnend gegen dasselbe. Die Herren Z o l l n e r und Lor- b e r g werfen ihm im wesentlichen vor, dass e5 zu ,,unwahr- scheinlichen'6 Forderungen fuhre , mit anderen Worten, dass es gegen hergebrachte Hypothesen verstosse. Dagegen ware zu bemerken, dass die Einfuhrung der ,,absoluten" Geschwin- digkeiten in die Physik, wenn sie sich als berechtigt aus- weisen sollte, einen so wichtigen Fortschritt darstellen wurde, dass man sich durch Bedenken gegen radicale Neuerung ge- wiss nicht abhalten lassen darf, sie wenigstens aufmerksam zu