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ARCHIV DER PHARMACIE, 16. Band, 6. Heft. A. Originalmittheilnngen. Ueber Frucht und Samen von Strychnos Ignatii. Von F. A. Fliickiger und Arthur Meyer. (Nach Pharmaceutical Journal XII, July 1881, 1 - 6.) Die bis zur Stunde noch nicht bekannte Pflanze, deren Samen als ,,Ignatiusbohnen" in den Handel gelangen, ist auf den siid- lichen Philippinen einheimisch. Diese Inselwelt ist ohne Zweifel schon in friiher Zeit von ostasiatischen Seefahrern besucht worden, nicht aber, wie es scheint, von den Arabern des Mittelalters, welche allerdings vie1 mit China verkehrten. Magellan war der erste Europaer, welcher (1521) die Philippinen betrat,' aber erst von 1569 an fassten die Spanier dort festen Fuss, indem namentlich zahlreiche Monche der verschiedenen alten Orden nach diesem neuen Archipelagus auswanderten. Denselben folgten auch die Jcsuiten und von einem Mitgliede dieses Ordens riihren die ersten Nachrichten iiber die ,fragliche Pflanze her, welche alsbald zu Ehren des Ignatius von Loyola benannt wurde. Georg Joseph Kamel, 1661 zu Briinn in Miihren geboren, trat 1682 in den Jesuitenorden und ging, nach A. de Backer, 2 1688 mit Erlaubniss der Oberns nach den Mariannen, wo er sich botanische und pharmaceutische Renntnisse sammelte. Zum unent- 1) Pigafetta, The first voyage round the world, by Magellan. Lon- don, Hakluyt Society. 1874. 2) Bibliothbque des Ecrivaina de la Compagnie de JBsui IV. (Lihge 1858) 89. 3) Es ist uns nicht bekannt, ob diese vielleicht in Holland waren; Bent- ley und T r i m e n , Medicinal Plants, 44 (unter Camellia Thea) nennen Kamel einen holliindiechen Miesionar. Aroh. d. Phsrm. XIX. Bds. 6. Hft. 26

Ueber Frucht und Samen von Strychnos Ignatii

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ARCHIV DER PHARMACIE, 16. Band, 6. Heft.

A. Originalmittheilnngen.

Ueber Frucht und Samen von Strychnos Ignatii. Von F. A. Fli ickiger und Arthur Meyer.

(Nach Pharmaceutical Journal XII, July 1881, 1 - 6.)

Die bis zur Stunde noch nicht bekannte Pflanze, deren Samen als ,,Ignatiusbohnen" in den Handel gelangen, ist auf den siid- lichen Philippinen einheimisch. Diese Inselwelt ist ohne Zweifel schon in friiher Zeit von ostasiatischen Seefahrern besucht worden, nicht aber, wie es scheint, von den Arabern des Mittelalters, welche allerdings vie1 mit China verkehrten. Mage l l an war der erste Europaer, welcher (1521) die Philippinen betrat,' aber erst von 1569 an fassten die Spanier dort festen Fuss, indem namentlich zahlreiche Monche der verschiedenen alten Orden nach diesem neuen Archipelagus auswanderten. Denselben folgten auch die Jcsuiten und von einem Mitgliede dieses Ordens riihren die ersten Nachrichten iiber die ,fragliche Pflanze her, welche alsbald zu Ehren des I g n a t i u s von L o y o l a benannt wurde.

G e o r g J o s e p h Kamel , 1661 zu Briinn in Miihren geboren, trat 1682 in den Jesuitenorden und ging, nach A. d e B a c k e r , 2

1688 mit Erlaubniss der Oberns nach den Mariannen, wo er sich botanische und pharmaceutische Renntnisse sammelte. Zum unent-

1) P i g a f e t t a , The first voyage round the world, by Magellan. Lon- don, Hakluyt Society. 1874.

2) Bibliothbque des Ecrivaina de la Compagnie de JBsui IV. (Lihge 1858) 89.

3) Es ist uns nicht bekannt, ob diese vielleicht in Holland waren; Bent- l e y und Trimen, Medicinal Plants, 44 (unter Camellia Thea) nennen Kamel einen holliindiechen Miesionar.

Aroh. d. Phsrm. XIX. Bds. 6. Hft. 26

402 F. A . Fliickiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Snnien v. Strychnos Ignatii.

geltlichen Dienste der Armen errichtete er dann, ohne Zweifel im Namen des Ordens, in Manila eine Apotheke. Ton K a m e l , latinisirt C a m e l l u s , gesammeltc Pflanzen nebst botanischen Be- schreihungen, vielleicht auch Zeichungen gelangten an R a y und Pe t i v e r in London, welche von diesen wiirdigen Vorgangern L i n - nd’s und der Botaniker von Kew theils in ihren eigenen Schriften 1

verwerthet , theils in den ,,Philosophical Transactions (( nieder- gelegt wurden. K amel’s Bestrebungen gehoren demnach in die Reihe naturhistorischer Leietungen, wclche der Jesuitenorden auf- zuweisen hitte, wenn dieselben einmal vollstandige Beleuchtung finden eollten. 1st auch heispielsweise die Auffindung der cam- dischen Ginsengwurzel und ihre Einfuhrung in Chins durch den Orden ein liaum grosseres VerdienAt als Kamel’s Notia iiber dic Ignatia, so darf doch erinnert werden, dass die Chinarinde anfiing- lich mit gutem Grunde den Namen Jcsuitenrinde trug, so wie dass die Naturkunde Chinag durch zahlreiche von dem Pater J. B. d u €1 a 1 d e in den 4 Foliobanden seiner ,, Description g6ographiqae, historique et physique de 1’Empire dc la Chine et de la Tartarie chinoise “, Paris 1735, niedergelegten Beobachtungen machtig ge- fordert wurde.

In den Philosophical Transactions vom Marz 1699 No. 250 findet p. 8 7 sich eine Mittheilung iiber die den Ignatiussanien zugeschriebenen Wirknngen von dem Jesuiten F r a n c i s cus J o a n -

1) Diem sind besonders Ray’s Methodus Plantarum (1682. 1703) und Hi- storia Plantarum (1686-1704), ferner P e t i v e r ’ s Opera ornnia ad historian naturalem spectantia (1764). - P e t i v e r war Apotheker und hat sich grosse Verdienste erworben urn den schon vor 1674 gegriindeteu botanischen Garten der Londoner Society of Apotheearies zu Chelsea. Der Name Ray ( W r a y oder Rajus) ist in der 1844 sum Zwecke der Veriiffentlichung naturwiesenschaftlieher Schriften gegriindeten Ray Sooiety verewigt. Die in ihrem Auftrage von E d - w i n L a n k o s t e r herausgegebenen ,,Memorials of J o h n R a y ” (1846) und ,The Correspondence of J o h n R a y “ (1848) geben leider keine Aufschliisse iiber Ray’s Verkehr mit dem Pater C a m e l l u s und nnch der Bemerkung von B e n t - l ey und T r i m e n , Medicinal Plants 34, waren Earne l ’ s Ssmmlungen zuerst nach IIolland gelangt, von da erst in P e t i v e r ’ s Hande und schlieselich in den Besitz des British Museums, wo sie noch jetxt ruhen. Dass aber K a m e l direet mit R a y und P e t i v e r verkehrte, und zwar namentlich auoh wegen der Igna- tinsamen, iet bezeugt durch den Brief B a m e l ’ s an die beiden Londoner Ge- lehrten in den Philosophioal Transactions b u d IV. (I694 to 1702). NO. 250, p. 88, der Ausgabe von 1809.

F. A. Fliiekiger u. A. Meyer, Ueber Fruebt u. Sanien v. Stryehnos Ignatii. 403

nes , welche hier iibergangen werden mag, pag. 88 folgt aber Kamel 's Brief an Ray und Pet iver , begleitet von einer Abbil- dung der Frucht und eines Zweigstuckes mit 4 Blattern; Ben t l ey und T r i m e n haben 1880 diese Bilder in ihre ,,Medicinal Plants", No. 179 heriiber genommen, konnten aber im British Museum we- der die Originale derselben noch auch die Frucht der Ignatia selbst auffinden , worauf R a y und Pe t i v e r ihre Schilderung gestiitet hatten. In derselben wird die Bliithe der Ignatiapflanee mit der- jenigen der Granate verglichen, was wir vermuthlich nur auf die Form, nicht auf die Farbe, zu beziehen haben. Der Stamm der Ignatia sol1 Armsdicke erreichen und sich um die starksten Baume winden. Die Beschreibung der Frucht lautet: ,, Fructus insequitur Melone major, qui delicntissima cuticula , quae splendens , laevis et viroris luridi, ceu alabastrini coopertus, subter quam alius cortex tlelitescit, s 11 h s t a n t i a e quasi 1 a p id e s c e n t i s. In hoe, carne amaricante flava et molli , qualis ex fructu Mangae, 1 interjectae nostrae , seu legitimae Serapionis Nuces vomicae, quae recentes ab argentea lanugine splendicant, juglandis vix non pares, inaequales, variaeque formae, non Taro quatuor et viginti coarctantnr, quas Indns Igasur et Yananaog, id est victoriosas, Hispanus Nucleos seu Pepitas de Bysayas aut Catbalogan, alii Fabas Sancti Ignatii, vocant. Hae resiccatae avellana nuce cum putamine pares aut etiatn paulo majores, nodosae, durissimae , diaphanae et quasi cor- neae substantiae sunt , saporis semiue citri multo intensius amari, coloris autem inter album et glaucum. . . . . .''

Seit langen Jahren bemiihte sich der eine von uns, in den Besite der Bluthen, Blatter und Friichte der Ignatiapflanze zu gelangen, welche in keiner Sammlung zu finden waren, wenn man von dem ganzlich ungenugenden Material absieht, dessen in der Yharmacographia, 2. edition, p. 432, gedacht ist. Seit der Zeit von R a y und P e t i v e r hatte sich niemand mehr naher mit der Ignatia beschaftigt. Auf Veranlassung des einen von uns gelang- ten endlich einige wenige Friiohte durch Herrn L a b h a r d t aus Manila nach Zurich und von da kam eine derselben infolge giitiger Vermittelnng unseres Freundes Prof. S c h a r in unsere Hande. Leider war diese Frucht iiberreif gewesen und enthielt nur noch

1) Ton Mangifera indica L.; die Farbe des Fleisches der Mangofruoht wechselt von grun bis r6thlioh und gelb.

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404 F. A. Fliiekiger a. A. Meper, Ueber Frucht u. S a m h v. Shyohnos Ignatii.

einige verdorbene Samen. Dagegen verdanken wir Herrn G u s t a v M o r i k e in Manila drei noch nicht ganz ausgereifte, vortrefflich erhaltene Friichte , welche in Weingeist versandt worden waren. Durch die Giite des genannten Herrn hoffen wir auch noch mit den zugehorigen Blattern und Bliithen versehen zu werden.

Unsere Fruchte weichen durch naheeu kugelige Form von der Abbildung Bay’s und Pe t iver ’s ab. Diese namlich stellten Kamel’s Ignatiafrncht eiformig (17,5 Centimeter lang und 11,3 Cen-

Fig. 1. timeter im grossten Querdurch- schnitte) dar, wahrend der Umfang der von uns untersuchten Friiehte nur zwischen 25 und 29 Centimeter schwankt. Es scheint daher, dass Xamel’s Frucht von besonderer Grosse war; nach dernselben kom- men in der Frucht 24 Samen vor, wahrend wir in den beiden von uns geoffneten Friichten nur 10 bis 12 Samen fanden. Fig. 1 zeigt die

Fig, 2.

F. A. Fliiokiger u. A. Meyer , Ueber l?rucht u. Samen v. Strychnoa Ignatii. 405

Einfugung des starken holzigen Stieles, Fig. 2 den Querschnitt durch eine der Friichte; dieselben sind von einer glanzenden grii- nen, Epidermis bedeckt. Die ungefahr 6 Millimeter dicke Frucht- schale besteht zur Halfte aus der iiussern, grauen, derb holzigen Scbicht a und der innern, zahen, grunlichen Halfte b. Von der- selben gleichen Farbe und fleischigen Beschaffenheit ist das Frucht- mu8 m , welches stellenweise durch Hohlraume h von der Frucht- schale getrennt ist, sonst aber wie in m' mit derselben zusam- menhangt.

Die Ignatiafrucht ist ohne Zweifel zweifacherig angelegt wie diejenige der Strychnos Nux vomica , biisst aber die Scheidewand ein, indem dieselbe in Fruchtmus iibergeht. Dieses wurde schon von B u r e a u f ~ r Brehmia, Fagraea und andere Loganiaceen an- genommen. Die Samen der Ignatia sind anfangs wohl ziemlich regelmlssig gewolbt und wenig abgeflacht , wie Pig. 3 zeigt, welche den Umriss einer Breitseite giebt, wahrend Fig. 4 dem Querschnitte durch den Samen entspricht; die beim Ausreifen ein- tretenden Druckverhaltnisse jedoch bringen die Samen schliesslich in unregelmassig kantige Formen. In gleicher Weise entstellte Samen fuhrt B lume in der ,,Rumphia" I. (1835) tab. 24 und 25 bei Strychnos Tieute und Strychnos ligustrina sehr schon vor.

In der Ignatiafrucht wenden die Samen ihre flache Seite 0, Fig. 5 und Fig. 2, nach aussen, die entgegengesetzte oder Bauchseite nach dem Mittelpunkte der Frucht ; h, Fig. 5, bedeutet den Nabel. Durchschneidet man Fig. 5 . fig 6. einen Samen der Lange nach in der Mitte senk- recht zu den Breitseiten, so erblickt man eine an- sehnliche Spalte f Fig. 5, in welche die Cotyledonen des Embryo Fig. 6 hineinragen. Sein Wurzelchen P, Fig. 5, findet sich an dem einen Ende des Samen?

Pig. 3.

G Fig. 4.

C)

1) These de la Famille dea LoganiacBes. Paris 1856. 87.

406 F. A. Fluckigcr u. A. Meyer, Ueber Prucht u. Samen v. Strychnoe Ignatii.

in das Endosperm eingebettet und ist am trockenen Samen aussen durch eine leichte Erhohung r Fig. 3 angedeutet; der Rand der Ignatiasamen ist ebenfalls nur nach dem Trocknen sanft gekielt. Dieselben sind mit glanzenden Kaaren besetzt, welche von der Mitte jeder Seite an die Oberflache angedruckt ausstrahlen. Die Samenschale ist sehr dunn, das hornartige Endosperm in den von uns frisch der Frucht entnommenen Samen noch bei weitem nicht so hart wie in den ,, Ignatiusbohnen" des Handels.

Fig. 7. Die milrroskopische Untersuchung lehrt, dass die Epidermis der Ignatia- frucht aunachst aus einer einreihigen Schicht grosser) noch aussen einseitig verdicktcr Zellen, Pig. 7, besteht , worauf ungefShr 6 Reihen diinnwandiger Yaren- chymzellen folgen. Schalt man diese sammt der eben genannten aussern Schicht weg, so tritt die eigentliohe, aus harten Steinzellen gebaute Fruchtschale mit hubsch gefelderter Oberflache, Fig. 8, zu Tage, welche schon R a y und P e t i -

v e r (oben pag. 403) treffend als Substantia lapi- descens hervorgehoben hatten. Die Steinzellen sind in grosserer Zahl zu dichten, kurzen Pris- men zusammengedrangt , welche gleichsam die Bausteine des sclerenchymatischen Gewolbes der Fruchtschale darstellen. Fig. 8 bietet 11 solcher Bau- steine von oben gesehen dar, welche die gefelderte

Zeichnung bedingen, die schematische Figur 10 sol1 nur das innerc

Fig. 8.

Pig. 10.

Fig. 9.

F. A. Fluckiger U. A. Meyer, Ueber Prucht u. Sainen v. Strychnos Iguatii. 407

Gefiige solcher Bausteine versinnlichen, welche aus einzelnen Steinzellen (sclerotischen Zellen), Pig. 9, bestehen. Durchscheidet man einen Baustein senkrecht zur Axe, so zahlt man etwa 200 einigermaassen strahlig geordnete Zellen , sofern der Schnitt nahe an der Obedache des Bausteines gefuhrt wird. Die aussere Halfte eines jeden derselben xeigt niimlich, im Langsschnitte parallel zur Axe, ungefahr 40 Schichten (von je ungefahr 200 Steinzellen) wahrend die innere (untere) Halfte mehr aus nnregelmassigen, dunnwandigen, schlaf- fen Schleimzellen besteht. Da und dort sind in diesem Gewebe auch Oxalatkry- stalle abgelagert. Die Fruchtschde der S t r y c h n o s Wux v o m i c a ist von ganz ahnlicher Beschaffenheit ; die &ah- lige Anordnung ihrer Epidermiszellen e, Fig. 11, scheint mit der Vertheilung der Spaltoffnungen st zusammenzuhan- gen. So istes wohl auch bei der Igna- tiafrucht, doch waren wir nicht im Fig. 12 . Stande, an letzterer Spaltoffnungen nach- zuweisen.

Das Gewebe des Fruchtmuses, Fig. 2, ist in den liussern Schichten b aus naheou kugeligen Zellen gebaut, die innern Theile m dagegen bostehen aus radial gedehn- ten, im Centrum stark gestreckten Zellen wie Fig. 12; doch ist die nachste Umge- bung der Samen wieder kleinzellig und fiillt , wenigstens bei unsern nicht vollig ausgereiften Fruchten, durch hellere Far- bung auf, welche sie ihrem Starkegehalte verdankt. Die cylindrischen, am Grunde etwas angeschwollenen Haare, Fig. 13, h, welche die Samenschale bodecken , sind einzellig, mit Verdickungsstreifen belegt, zwiechen welchen die unverdickten Wandstellen als feine Langs- linien erscheinen. Der Haarbesatz pflegt an den auf den Markt gelangenden Ignatiussamen nicht erhalten zu sein; er wird vie1 leichter abgescheuert a15 bei Nux vomica. Die Samenschale der

Fig. 11.

408 F. A. Fliickiger u. A . Meyer, Ueber Frucht u. Barnen v. Strychnoe Ignatii.

Fig. 13. letztern liisst noch sehr wohl ihre ein- zelnen Zellen erken- nen, bei den Ignatia- samen hingegen ist dieselbe dunner und die Umrisse ihrer Zel- len sind selbat nach dem Aufweichen nicht deutlich zu verfolgen. Im Endosperm der letatern erinnert die

ausserste Sohicht, Fig. 13, p , einiger- massen an die so- genannten Pallisaden- mllen; die zunachst folgenden kleinen Zel- len, e, zeigen etwlts wellenformige Wtinde, welche in den reifen Samen eben so stark verdickt sind) wie diejenigen der Zel- len el, a m denen das innere Gewebe des Endosperms schon vor der volligen Reife gebaut ist; Fig. 14

zeigt eine dieser Eiweisszellen oder

Endo8permzellen aus e' starker vergrossert.

Weicht man diese Zellen in Wasser auf, SO wird der Schich- tenbau ihrer Wand,

1) B e r g , Anatom. Atlaa eur Pharm. Waarenkunde. Taf. 47, Fig. 129. T.

F. A . Fliickiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Samen v . Strychnos Ignatii.

Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16.

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Fig. 15, sehr deutlich, besonders wenn man diinne Schnitte des Endosperms einige Stunden in Jodtinctur legt und hierauf in Was- ser quellen lasst. Alsdann findet man die Schichten der Wand von zahlreichen Porencanalen, Fig. 16, durchsetzt.

Vermuthlich kommt der hier auseinandergesetzte Bau der Samen der Hauptsache nach allen Strychnosarten zu, doch konnen wir diese Annahme nur fur Strychnos Nux vomics und S t r y c h n o s p o t a - to rum1 bestitigen, sowie auch bei einer uns eben vorliegenden ostafrikanischen Art, whhrscheinlich Strychnos innocua. Aeusserlich allerdings unterscheiden, sich die Samen der ver- schiedenen Strpchnosarten in Betreff der Grosse, Fig. 17.

Farbung und Gestalt; die Rehaarung diirfte wohl nach der im Prodromus, IX, pag. 12, schon ausgesprochenen Vermuthung bei allen Strychnos- samen vorkommen. Dass sich iibrigens doch auch anatomkche Unterschiede nachweisen lassen wur- den, ergab aich z. B. aus der Betrachtung der Endospermzellen von Strychnos potatorum, Fig. 17. Hier ist die Wand nicht von zahlreichen Kanal- chen durchsetzt (wie in Fig. 16), sondern bis auf wenige, aber sehr weite Lucken oder Poren vollkommen verdickt. Dergleichen Lucken in den Zellwanden des Endosperms von Areca oleracea und Phoenix dactylifera sollen nach

1) Vergl. uber dieselben: Sir H a n s S l o a n e : ,,Seeds to clarify water", Phil. Transact. 1699. No. 249. 44 (IV. 349 edition of 1809); A i n s l i e , Materia media of Hiudoostan, Nadras 1813, 118, 1 1 9 ; F l i i c k i g e r , Sitaungs- berichte der Naturfnrschenden Gesellschaft zu Bern, 9. Januar 1869, pag. 11; M a i s c h , American Journ. of Pharni. 1871. 242; D y m o c k , Pharm. Journal X. (1879) 281. Abbidungen der Strychnos potatorum: R o x b u r g h , Plants of the coast of Coromandel I. (1795) tab 5; W i g h t , Illuatrations of Indian botany 11. (1838) tab, 156.

410 F. A. Pliickiger u. A. Meyer, Ueber Fruoht u. Samen v. Strychnos Ignatii.

T a n g l l ofen sein. Ohne uber diese Falle ein eigenes Urtheil zu besitzen, konnen wir doch fur die ron uns untersuchten Strychnos- samen nicht zugeben, dass die Porenkanalchen Fig. 16 oder die weiten Liicken Fig. 17 offen seien; sie Rind aussen durch die Zellwand geschlossen, wie namentlich nach Behandlnng der Schnitte rnit Jod ersichtlich wird.

Was die Geschich te d e r T g n a t i a betrifft, so ist schon in der Pharniacographia die Miiglichkeit angedentet, dsss die Chinesen oder die Araber die Samen derselben vielleicht schon im Mittel- alter gekannt hatten, aber ein Beweis dafiir ist nicht zu finden. Letzteres gilt cigentlich auch fur Nux vomica, deren Xenntniss in Europa erst im XVI. Jahrhundert nacheuweisen ist.* Als Kame1 mit den Ignatiasamen bekannt wnrde, erkliirte er sie fur S e r a p i o n ' s ,,Nux vomica legitima", schwerlich aber wird dieser dem IX. oder X. Jahrhundert angehorige altere S e r a p i o n oder S e r a p i o n D a m a s c e n n s wirklich die Ignatiasamen in Handen gehabt haben. Es ist sogar ebenso zweifelhaft, dass die von ihm als Mux vomica bezeichnote Droge die Siimen von Strychnoe Nux vomica gewesen sei. So sagt ja auch z. B. P l a t e a r i u s daruber:s ,,interioribus et non corticibus utimur . . . . . provocandi vornitum et purgandi", was doch kaum auf Strychnossallzen gedeutet werden darf.

Obwohl Kernel dernnach der erste Europlier war, wclcher genauere Bekanntschaft mit den Ignatiasamen machte, so waren dieselben doch schon wenigstens vor der Veroffentlichung und Be-

1) Ueber offene Communication ewischen den Eellen des Endosperms einiger Samen, in P r i n g s h eim's Jahrbuchern fur wissensohaftlicheBotanik XII. (1880) 170.

2) B r un f e 1 s eahlte , allerdings sicherlich ohne eigenes Urtheil, 1531 Nux vomica unter den durch die Araber nach Europa verbreiteten Drogen auf (vergl. F l u c k i g e r , Otto Rrunfels, Archiv der Pharm. 212, 1878, pag. 510), aber V a l e r i u a Cordus , Hist. de plantis, 1561 Fol. 194, beschrieb sic mit Genauigkeit. Schon 1500 werden nach Prof. S c h a r ' s gef. brieflicher Mittheilung 4 Pfund K r a en Eu g e l n im Inventar der Apotheke zu Zwickau aufgefiihrt, worunter doch wohl ohne Zweifel Nux vomica zu verstehen ist, da B c h a r auch aUE der Taxe von Annaberg von 1520-1521 Nux vomica (und Nux indica) hervorhebt. Doch waren Nuces vomicae noch im XVII. Jahrhundert wenig verbreitet; sie fehlen e. B. in Sohr t ide r ' s Pharmacopoeia medico-chymica Ulm 1649, ehem der damals am meisten geschatzten Apothekerbucher. Noch auffallender ist, dass G a r c i a d e Orta in seinen so ausfchrlichen Colloquios iiber die Drogen Indiens der dort uberall vorkommenden Nux vomica gar nicht gedenkt.

3) Praotica Jo. S e r a p i o n i s etc. Lugduni 1625. 244.

F. A. Fliickiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Samen 8. Strychnos Ignatii. 411

arbeitung seiner Notizen durch R a y und P e t i v e r (siehe oben p. 403) nach Europa gelangt. Noglich dass dieses durch Kame1 selbst veranlasst worden war; mit Ruoksicht auf fieine oben pag. 401 angedeuteten uns allerdings unbekannten Beziehungen zu Holland ist es bemerkenswerth, dass ein so gut nnterrichteter Mediciner und Botaniker wie Char l e s Als ton (1740-1760 Professor an der Universitlt Edinburg) angab l , die Faba Sancti Ignatii sei gegen Ende des XVlI. Jahrhunderts auf den hollandischen Markt ge- kommen. Wir miissen es einem in der Geschichte der hollandischen Pharmacie besser bewanderten Fachmanne uberlassen, diese That- sache weiter zu verfolgen.

Sie wird aber bestatigt durch den ausgezeichneten Arzt Johann Rohn, der bis 1708 als Professor der Medicin in Leipzig wirkte, auch 1683 zuerst das Natriumnitrat dargestellt hatte. Der- selbe empfahl in einem eigenen ,,Programm" vom 7. Juli 1698 die Ignatiusbohnen, welche durch die Portugiesen nach Europa ge- bracht worden und nun in Amsterdam zu haben seien. Leider waren unsere Nachforschungen nach diesem Programm in Leipzig, Giessen, Gottingen erfolglos; wir kennen es nur aus Michael Be rnha rd Valent ini ' s Polychresta exotica, Frankfurt alM. 1700, deren erste Dissertation, De fabis 5. Ignatii, auf das Programm Bezug nimmt, welches Valent in i von Bohn erhalten hatte. Valent ini , Rector der Universitat Giessen, bildete 4 Sameii ab, berichtete auch uber ihre bedenkliche Wirkung bei unvorsichtigem Gebrauche und fugt bei, dass ein einziger Samen 9 Pfund und 20 Batzen kostete (,,mica faba S. Ignatii novem 1. 20 bacis divenditur"). Auch in der Taxe von Regensburg vom Jahre 1727 ist ein Stuck dieser Samen mit 2 Gulden ausgeworfen.

Peter J o n a s B e r g i u s beschrieb in seiner damals sebr ge- schiitzten Materia medica I (Stockholm 1778) 146 die Ignatiafrucht nach R a y und P e t i v e r , indem er die Pflanze als S t r y c h n o s I g n a t i i bezeichnete. Diesen Namen anderte Linni : der Sohn in I g n a t i a a m a r a urn, indem er4 dieselbe als.,,arbor ramosissima. . . ,

1) Materia medics 11. (1770) 38. 2) Kaum richtig, da die Philippinen van den Spaniern in Besitr genommen

3) F l i i ck iger , Documente zur Gesohichte der Pharmacie. Halle 1876. 89. 4) Supplementum Plantarum Systematia Vegetabilium etc. Braunsohweig

waren.

1781. 149.

412 F. A. Fliiekiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Sauen v. Sttychnos Ignatii.

flores longissimi, nutnntes, albi, odore Jasmini . . . . fructus ovatus, cortice sicco glaberrimo , collo attenuato , magnitudine pyri Ron ChrBtien dicti" schilderte. Linnh hatte in Weingeist eingelegtes Naterial zur Verfiigung, iiber dessen Herkunft er nichts angibt. Es scheint aber nur zum Theil der Stammpflanze der Ignatiasamen angehort zu hahen, wenigstens pnsst LinnB's BeRchreibung der Frucht nicht auf unsere Exemplare, denen unmoglich ein ,, collum attenuatum" zuerkannt werden kann. Ferner hat schon B c n t h a m 1 darauf aufmerksam gemacht, dass die heute noch in Linn6 's Her- barium in London liegenden Blatter und Bliithen seiner ,,Ignatia amara '' der siidamerikanischen Posoqueria longiflora, einer Rubiacee aus der Abtheilung der Gardenieen, angehoren. LinnB's Griinde fur die Aufstellung eines besonderen Genus Ignatia fallen also wohl dahin; B e r g i II 8 hatte vermuthlich Rccht, in der fraglichen Pflanze einfach eine Strychnosart zu erblicken. Es wird interessant sein, im Holze derselben dereinst auch die Siebrohrenbiindel aufzusuchen, welche fur Strychnos so bezeichneiid rind.8

L ou r e ir o 3, welcher nngi bt , dass Ig n a t i a n a p h i l i pp i nica, wie er die Ignatiapflanze nennt, in Cochinchina eingefuhrt worden sei, schreibt ihr weisse Bliithen zu und beschreibt sie ebenfalls als klimmenden bauinartigen Strauch. Unseres Wissens wachst Ignatia gegenwartig nicht in Cochinchina, wenigstens wird ihrer nicht ge- dacht von der franzosischen Expedition unter F r a n c i s G a m i e r ' , welche die reicliliche Ausfuhr von Nux vomica aus Cambodja nach China wohl beachtete, auch eine Strychnosart erwahnte, deren Samen vor der Reife nicht giftig seien. Ferner felilten Ignatiasamen 1878 unter den aus Cochinchina zur Pariser Ausetellung gesandten Drogen und in dem bezuglichen Katalog5 waren sie eben so wenig angefuhrt. Es fragt sich daher, ob L o u r e i r o die lebende Ignatia- pflanze wirklich gesehen hat. Selbst der Augustiner- Pater Manuel Blanco in Manila gab in seiner Flora de Filipinas, Manila 1837. 82

1) Journal of the Proceedings of the Linneen Society I. (1857) 80. 2) D e B a r y , Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane 1877. 242,

G. P l a n c h o n , Journ. de Pharm. I . (1880) 15. 193. 293. 3) Flora Cochinchinenais, ed. W i l l d e n o w , Berolini 1793. 155. 4) Voyage d'exploration en Indo-Chine effectu6 pendant leg ann6es 1566-

1868, Tome 11. (Paris 1873) 485. Ebensowenig in T h o r e l , Notes medicales du voyage d'exploration du MBkong et d e la Cochinohine, ThBse, Paris 1570. 29.

5) F l u c k i g e r , Ausstellungsbericht, im Archiv der Pharm. 214 (1879) 16.

332;

F. A. Fliickiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Barnen Y. Btrycbnos Ignatii. 413

nur die mangelhafte Diagnose von LinnB's Ignatia amara wieder und begniigte sich beizufugen: ,,comun en algunas pueblos de las Provincias de Filipinas como en Catbologan, de donde toma el nombre."

Catbologan ist ein betriichtlicher Ort in der Provinz der Bisayas, im Sudwesten von Samar, an der Meercnge von San Juanico, welche diese Insel von Leyte trennt. Pepita (Kern) de Catbologan oder Catbalonga, wie dort die Ignatiasamen heissen, werden nach J a g or auf den Philippinen oft als Hausmittel gebraucht. Ton Herrn Oscar Reymann, damals in Manila, jetzt in Breslaii, erfuhr der eine von uns schon 1869, dass Ignatiakamen auch von der Insel Bojol, siidwestlich von Leyte, kommen, dase aber die Pflanze z. B. auf Cebu, westlich von Bojol, fehlt. Nach giitiger brieflicher Mit- theilung des Herrn Professor Semper in Wiirzburg, vom 8. Februar 1874, wachst die Ignatiapflanze, wie ihm auf den Philippinen ange- geben wurde, nur auf Samar. In der Beschreibung der Philippinen von Antonio de Morga aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts ist wohl von Pflanzengiften die liede, nicht tlber von den Igna- tiussamen.2 Ein neuestes Werk iiber die Philippinen: S cheid- nagel, Las colonias espanoles de Asia, Islas Filipinas, 44 1880, 280 Seiten, Madrid, Yurillo, haben wir noch nicht zu Gesicht be- kommen.

Die Benennung Ignatiusbohne ist uhrigens auch andern Samen beigelegt worden, wie z. B. aus Yharmacographia, 2. Ausgabe, 431, Note 5 , zu ersehen. Ferner sind in Srasilien die Hulsen von Pterodon - Arten (Leguminosae-Dalbergieae), so wie die Samen von Feuillea trilobata L., Hypanthera Guapeva Manso, Anisosperma Passi- flora Manso als Fava de S.Ignacio bekannt.4 Sehen diese insgesammt den Samen der Strychnos Ignatii wenig ahnlich, so erinnern die Samen der Gynocardien (Familie der Bixaceae) einigermassen an erstere. So diejenigen der Gynocardia odorata, welche Ben t l e y und Trimen, Medicinal Plants No. 28, abgebildet haben. Die

1) Beieen in den Philippinen. Berlin 1873. 213. 2) Pag. 282 und 283 der Ansgabe der Hakluyt Society: The Philippine

Islands, Moluccas, Siam, Cambodia, Japan and China a1 the dose of the XVI. cen- tury, translated by H. E. J. Stanley, London 1868.

3) Bentham, Flora Brasiliensis. 4) M a r t in a, Systema Materiae medicae Brasiliensis, 1843. 20.

Pascieul XXIV. (1859) 305.

414 F. A. Fliickiger u. A. Meyer, Ueber Frucht u. Samen v. Strychnos Ignatii.

Samen der Gynocardia antisyphilitica P i e r r e * werden namentlich als ein Mittel gegen Hautkrankheiten unter dem Namen Lukrabo oder Lukraban aus S iap nach Shanghai und Hankow ausgefuhrt,. wo sie Ta-fung-tze heiesen; 1476 Piculs (zu 60,479 Xilog.) der- selben kamen 1879 nach Shanghai. R a n b u r y ’ s Abbildung in den Science Papers, pag. 244 zeigt, dass dieselben ebenfalls den Igaatia- samen ahnlich aussehen. Dieses mag erkliiren , dass P i e r r e , Director des botanischen Gartens in Saigon, die Lukrabo - Samen fur die wahren Ignatiusbohnen des Handels erkliirt hat.a Dieselbe Ansicht vertrat auch Tho re13; Hydnocarpus inebrians Vahl (Synonym: H. venenata G a r t n e r und H. Wightiana Blume), welchen der- selbe als Stammpflanze der Lukrabo- Samen nennt , durfte wohl nichts anderes a18 jene Gynocardia antisyphilitica sein.* Schon die einfachste Priifung auf Strychnin ist geniigend , urn diese irrigen Ansichten zu widerlegen, wie Rich von selbst versteht; es kann keinem Zweifel nnterliegen, dass die Ignatiusbohnen Kame 1’s jenes Gift enthalten haben, welches den Samen von Gynocardia (Hydno- carpus) abgeht.

Erlhternngen zu den Holzsehnitten.

Fig. 1. Einfiigung dcs Stieles in die Frucht ; natiirliche QrSsse. Fig 2. Querschnitt durch die Frucht; natiirliche Grosse , a aussere,

b innere Schicht des Pericarps, h Hohlraume im Fruchtmuse , rn und m‘ Fruchtmus, I Streifen des Fruchtmuses, welche am Pericarp haften, s Samen.

Fig. 3. Umriss eines Samens von eincr der Breitseiten gesehen, nat. Gr. r Wiirzelchen.

Fig. 4. Querschnitt durch einen Samen. Fig. 5. Langsschnitt durch einen Samen, senkrecht auf die breiten Seiten,

nat. Gr. f Hohlraum (Spalte) im Endosperm, h Kabel, r Wurzelchen, o naoh aussen gewendete OberflBche des Samens.

Pig. 6. Embryo, nat. Gr. Fig. 7. Epidermiszelle, Vergrosserung 650. Fig. 8. Gefelderte Gberfliiche der sclerenohymatischen Fruchtschale,

weng vergrossert.

1) H o l m e e , Brief vom 28. Februar 1880. 2) Sir J o s e p h H o o k e r ’ s Report on the Progress and condition of the

Royal Gardens at Kew during the year 1879. 33. 3) BQpertoire de Pharmacie 1881. 397. 4) Vgl. Pharmacogrsphia 57.

Th. Hnsemann, Ptoma'ine u. ihre Bedeut. f. d. gerichtl. Chemie u. Toxikologie. 415

Fig. 9. Sclerotische Zelle aus 8. Fig. 10. Schematisches Bild einer der 11 Gruppen aus Fig. 8, sfarker

vergr. Das Prisma Fig. 10 besteht, wenigstens in seiner obern Hlilfte, aus Steinzellen (sclerotischen Zellen) Fig. 9.

Fig. 11. Gruppe von Epidermiszellen e der Fruchtschale von Strychnos Nux vomica, strahlig nm eine Spaltiiffnnng st geordnet.

Fig. 12. Gedehnte Zelle aus dem innern Gewebe des Fruchtmuses von Strychnos Ignatii, Verg. 650.

Fig. 13. Epidermis und Endosperm des Samens von Strychnoe Ignatii; h ein Haar , t Sarnenschale. p aussere Schicht des Endospermo, ans palli- sadenartigen Zellen bestehend, e und e' Endosperm. Vergr. 300.

Fig. 14. Einaelne Zelle &us e', vom Inhalte befreit. Pig. 15. Dieselbe mit Wasser befeuchtet und mit Jodtinctur getrankt. Fig. 16. Dieeelben Zellen, langsre Zeit gequollen und mit Jod behan-

delt. Vergr. 340. Fig. 17. Zelle am dem Endospenn von Strychnos potatorum, nach der-

selben Behandlung wie in Fig. 16. Vergr. 300.

Die Ptomaine und ihre Bedeutung fur die gericht- liche Chemie und Toxikologie.

Von Prof. Th. Husemann in Gottingen.

Wenn sich die Bildung von Ptoma'inen insbesondere hadig in Leichen findet, welche einem langsamen Verwesungsgprocesse unter- legen haben, so ist von vornherein zu vermuthen, dass dieselben nicht selten in den Cadavern von Personen, welche an acuter Arsen- vergiftung zu Grunde gegangen sind, zur Beobachtung gelangen. Auf eine solche Wahrscheinlichkeit hat schon Selmi fruher hinge- wiesen. Erst mehrere Jahre spater gelang es ihm jedoch, den Nach- weis zu liefern, dass es sich hier um eigenthiimliche Basen handelt, welche As einschliessen und yon den bisher bekannten Arsinen in ihren Eigenschaften abweichen. Es kann nicht befremden, dase diese arsenhaltigen Cadaverbasen eine starkgiftige Wirkung be- sitzen, wie solche ja verschiedenen kunstlich dargestellten Arsinen zukommt.

Selrni hat schon 1878 uber Lwei Falle, in denen von ihm starkgiftige und krystallinische Ptomake in exhumirten Arsenleichen aufgefunden wurden, Mittheilungen gemacht. In dem ersten Falle

1) Atti della R. Accad. dei Line& Stu. 3. Vol. 2. Sitenng vom 2. Jnni 1878.