10
Ueber intraoculare Cysticerken. Yon Prof. A. v. Gr{ife. Im Laufe der verflossenen zwei Jahre kamen wiederum 7 F'JilD. yon Cystie(w(.us in meiner Klinik znr Beobaeh- tung. In drei derselhea lag das Entozoon unter der Netzhaut und war mit ziemlieh umfangreicher Netzhaut- ahlSsung verbunden, in den vier :mdern lag es im GlaskS,'per, (lorh war auch iiir zwei unter diesen wahr- scheinli(.h zu ma('hen, dass der urspr~ingliche Sitz hinter der Netzt,a,,t gewesen und sp{iter Perforation der letz- teren eingeireten war. In allen F{illen entwickelte sich allm~ilig GlaskSrpertrfibung, in allen l{{nger verfolgten schloss das Krankheitshild ein halb, ein, zwei Jahre naeh dem Aufireten der Krankheitssymptome mit lri- dochoroiditis und phthisis bulbi. Dasselhe gilt yon den hereits trliher mitgethoi]ten Ffillen, deren gr~;sster Theil in meiner Beobachtung blieb. Aus,mhmen bilden nur, wie ich hereits hervorgehohen, diejenig, en Cysticerken, welche nicht nackt, sondern in einem lfings der Seh- nervenaxe liegenden hiiutigen Cylinder eingebettet waren; die beiden derartigen FHlle, die mir zu Gesiehte kamen und die im Archly mitgetheilt wLlrden, fiihrten "" O" his jetzt keine innere Entzundun~ kein diffuses Glas- kSrperleiden herbei und die Funktionen erhi,lten sich vLillig in statu quo. Auf Grund der nunmehr ziemlieh

Ueber intraoculare Cysticerken

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber intraoculare Cysticerken

Ueber intraoculare Cysticerken.

Yon

Prof. A. v. Gr{ife.

Im Laufe der verflossenen zwei Jahre kamen wiederum 7 F'JilD. yon Cystie(w(.us in meiner Klinik znr Beobaeh- tung. In drei derselhea lag das Entozoon unter der Netzhaut und war mit ziemlieh umfangreicher Netzhaut- ahlSsung verbunden, in den vier :mdern lag es im GlaskS,'per, (lorh war auch iiir zwei unter diesen wahr- scheinli(.h zu ma('hen, dass der urspr~ingliche Sitz hinter der Netzt,a,,t gewesen und sp{iter Perforation der letz- teren eingeireten war. In allen F{illen entwickelte sich allm~ilig GlaskSrpertrfibung, in allen l{{nger verfolgten schloss das Krankheitshild ein halb, ein, zwei Jahre naeh dem Aufireten der Krankheitssymptome mit lri- dochoroiditis und phthisis bulbi. Dasselhe gilt yon den hereits trliher mitgethoi]ten Ffillen, deren gr~;sster Theil in meiner Beobachtung blieb. Aus,mhmen bilden nur, wie ich hereits hervorgehohen, diejenig, en Cysticerken, welche nicht nackt, sondern in einem lfings der Seh- nervenaxe liegenden hiiutigen Cylinder eingebettet waren; die beiden derartigen FHlle, die mir zu Gesiehte kamen und die im Archly mitgetheilt wLlrden, fiihrten

�9 " " O " his jetzt keine innere Entzundun~ kein diffuses Glas- kSrperleiden herbei und die Funktionen erhi,lten sich vLillig in statu quo. Auf Grund der nunmehr ziemlieh

Page 2: Ueber intraoculare Cysticerken

49

festgestellten Erfahrungen 5ber den stets ungli'lcklichen spontanen Ausgang des in den tieferen Theilen des Auges befindliehen uaekten Cysticercus, glaube ich zu einer frfihen Operation, in der Weise, wie ieh sie (A. f. O. Bd. IV. Abth. 2 pag. 171) geschildert babe, fiberall zureden zu mfissen, wo man irgend Aussieht hat, des Entozoons habhat~ zu werden. Leider war in den seit- dem beobaehteten F~ilien die Lage so unzug~ingig oder die Sekund/ir-Erscheinungen sehon so welt vorgeri~ckt, dass ieh selbst zu keiner Wiederholung der Operation Einladung erhieit. Ieh babe den damals Operirten noch vor wenigen Woehen wiedergesehen und rnieh yon dem guten Zustande seines Auges fiberzeugt, dessen Glask~rper vollkommen rein geworden und dessert Seh- vermSgen sich noch im Vergleich zur letzten Angabe gebessert hat. Eine trSstliche Thatsache bleibt es immer ffir die an Cysticercus Leidenden, class his jetzt noch keine Beobaehtung einer doppelseitigon Erkrankung existirt; ieh will hoffen, dass diese Erfahrung auch in Zuktmft keinen Widerspruch erleidet, wie es allerdings sehr wohl bei ibrtgesetzter Beobachtung sich ereignen kSnnte; d e n n a priori solhe man meinen, dass dieso inneren Entzfindungen, die durch dea Reiz eines gmo- zoons, wie eines tremden KSrpers, angeiacht und unter- halten werden, recht wohl zu einer sympathischen M'- f'ection des andern Auges disponiren.

Ueber zwei F~ille gebe ich genauere Angaben, [iber den cinen, weil er das Primordialstadium eines Gy~ticercus betrifft, fiber den andern, well er einen genauen Bethnd des gesammten Auges, in welchem ein Cysticercus lange Zeit gehaust und sich in unge- w~hnlicher "vVeise vergr;Jssert hatte, gestattete.

Fr/iulein L o u i s e J. in den Zwanzigern stelhe sich am 9. Mai 1859 in meiner Klinik vor, wegen einer Seh- schw~iehe des rechten Auges, die seit 3 Wochen bestehen

Archly rdr Ophthalmologie. VII. 2. 4

Page 3: Ueber intraoculare Cysticerken

50

und sich namentlich in der ]etzlen Zeit rapid vermehrt haben sollte, doch fiigte Patientin hinzu, eine /ihnliche weniger ausgeprilgte Sehschwiiche, bereits im Februar gehabt, aber nach kurzer Frist vollstiindig iiberstanden zu haben. Die Untersuehung ergab feine membraniise Glasklirperopacit'3ten dicht vor der Netzhaut, welche das Bild des Augenhintergrundes etwas ve,'schleierten, ausserdem grSssere An/'iillung und Sehl/ingelung der Netzhautvenen, vielleicht etwas diffuse, bl/iuliche Netz- hauttriibung um den Sehnerven (wegen der GlaskSrper- opaeit~ten sehwer festzustellen). Gesichtsleld fret, cen- trale Sehseh/irfe nut so welt herabgesetzt, dass Patientin Sehrift No. 3 der J~ger'schen Sehriftproben bis auf 7" er- kennen konnte. Ichsprach den Fall damals als beginnende (Chorioido-) Retinitis mit Glask~Srpertriibung an und iiber- trug die Behandlung Herrn Dr. L i e b r e i c h . B~q Blut- entleerungen, Abf~ihrungen etc. nahm die Glasklirper- tHibung zu, das Sehverm~igen ab; namentlich beim Blick nach unten ersehienen im Glaskiirper kiumpige grobstreitlge Massen. - - Am 6. Juni trat eine plftzliche Ver/inderung ein. Als Patientin M0rgens im Bert die Augea aufschlug, bemerkte sie ,,eine schwarze Blase", die im oberen Theile ihres Gesiehtsfeldes schwebte, verschiedene Schwankungen, besonders HShensehwan- kungen, durchmaehte, welche zwar auch bei ruhendem Auge nieht aufh~3rten, aber bei allen B ewegungen be- tr~ichtlich zunahmen. Am 11. Juni als ich die Patientin zuerst wieder zu Gesiehte bekam, notirte ieh folgenden Befund, weleher bereits am 7,, also einen Tag nach dem letzterw':ihnten Zufall yon Dr. L i e b r e i e h consta- tirt worder~ war: im GlaskSrper dieke sich bei den Bewegtmgen aufrollende Opacit/iten, welche die Details des Augenhintergrundes unkenntlich machen; beim Bliek stark nach unten und etwas nach innen kommt eine nackte und ungewShnlich zarte Cystieercus-Blase

Page 4: Ueber intraoculare Cysticerken

51

zum Vorschein. Diesclbe war im Verh~iltniss zu alien friiher beobachteten Cysticerken klein, maass im Durcl,- messer kaum doppelt so viel als die Papilla optici, lag nur wenige Millimeter vor der Netzhaut und zeigte besonders lebhafte Bewegungen, n~imlich rapides Vor- strecken des Kopftheils beinah continuirliehes Unduliren und periodisch tiefe Einschniirungen. Das Gesichtsfeld war nirgends beschr~inkt, abet das excentrische Sehen nach oben etwas undeutlieh; Patientin proiicirt den Schatten der Cysticercus-Blase, der sie beinahe hie verl~isst, ausserordentlieh nab vor das Auge, beschreibt ihn als eine kaum hasehmssgrosse dunkle Kugel, wel- che ungeF~ihr 2" vor ihrem Auge hart an tier Begr~l~- zung des Augenhiihlenrandes schwebt, deren Umrisse aber sehr weehseln und zuweilen beinahe vollstiindig verschwinden. Von der Existenz eines Bandwurms wollte Patienfin niehts wissen, dennoeh gingen, als der- selben versuchsweise Granatwurzel verabreieht worden, reichliehe Taeniafragmente ab. In den n~chsten Mo- naten vergr~3sse,'te si(:h die Blase um mehr al~ die H~iltte, blieb aber ziemlieh dicht vor der Netzhaut liegen, so class ich eine Operation nicht Ffir ausfiihrbar hielt. Nach einer l/ingeren Abwesenheit yon Berlin land i(:h das Entozoon bereits dutch dieke Glasklirper()l)acitiiterl fast unkenntlich, und hinzugetretene Netzhautal)l(isung. Zehn Monat nach der erstea Beobachtung traten zuerst Sehmerzen und bald darauf Iridochorioiditis mit periodi- schen Schiiben (anfangs unter dem Bilde der Iritis serosa) ein.

Eine sehr nahe liegende Frage ist, wie so pliitzlieh ein gut ibrmirter Cysticercus zum Vorschein gekommen. lch urgire, dass noeh zwei Tage vor dem Aut'tritt ,t~s Entozoon untersueht und grade der untere Theil des Glask;Jrpers wegen der hier vorwaltend angeh~iuiten Triibungen genau, durehmustert wurde. Von einem

4*

Page 5: Ueber intraoculare Cysticerken

52

Uebersehen des Cysticercus in seiner sp~iteren Lage konnm demnach keine Rede sein und um so weniger als das vollkommen naekte Entozoon das allerschSnste und auff/illigste Bild darbot. Auf der anderen Seite bleibt es wahrscheinlich, dass die Blase sehon vor der Feststellung existirt und die /rliheren Zuf~ille (Glas- kSrpertriibung und Hyper~mie der Netzhaut) hervor- gerufen hatte, allein sic mochte sehr welt na(:h vorn in der N~ihe der ora serrata, in oder an der Netzhaut gesessen und (bei nicht erweiterter Pupill(~) nicht in das ophthalmoskopisehe Gesichtsfeld hineingereicht haben. Der Zus yore 6. Juni w~ire demnaeh ledig- lich als eine Lagenver~inderung aufzufassen~ welche vielleicht durch die R[iekenlage deL" Patientin im Bert begSnstigt wurde. An diese h/itte sich zugleich eine briiske Zunahme des Glask~irierleidens gekniipft. Jeden- falls handelte es sich um einen ganz .jungen Cysdcercus, wie aus dem kleinen Volumen deL" ausserordentlieh zarten Membran und vielleicht aus den excm'siven Bewegungen (?) hervorgeht.

Ebenfalls im Sommer-Semester 1859 stellte sieh in meiner Klinik eine Frau mit einer sehr heftigen Ent- ziindung des reehten Auges vor, wel(he bereits etliehe Wochen bestehen, aber in den letzten Tagen besonders zugenommen haben sollte. Ieh land serBse Che- too,is, in der vorderen Kammer ein ziemlieh reiehliehes Hypop.yon~ dureh die mit Eiterbesehliigen verunreinigte Pupille und leieht getriibte Linse sah man aus der Tiefe des Glaski3rperraumes einen gelben Reflex zurilek- kehren. Da ausserdem eine jede Liehtempfindung fehlte, so musste Destruktion oder kbliisung der Netz- haut dureh eitrige Chorioiditis pr'asumirt werden. Pa- tientin gab zu, bereits etliehe Monate auf diesem Auge erblindet und sehon lange Zeit vorher sehsehwaeh ge- wesen zu sein. Da sieh die Zuf~ille der eitrigen

Page 6: Ueber intraoculare Cysticerken

53

Chorioiditis trotz der Behandlung in den folgenden Tagen steigerten, einen sehr qu~lenden Charakter an- nahmen, Liehtseheu und etwas Subcon.iuuctivalinjeetion auf dem gesunden Auge zum Vorschein kam, endlich Patientin h tout prix ihre Besehwerden los zu sein und den Gebrauch des gesunden Auges wieder zu erlangen wlinschte, so ward die Enucleation besehlossen. Erst kurz vor der Operation erfuhr ich, dass sich Patientin sehon vor einem Jahre in meiner Klinik vorgestellt hatte. Das Krankenjournal ward naehgesehlagen und als Diagnose vorgefunden ,,Cysticert~us sub retina mit ziem- lich ausgedehnter NetzhautablSsung". Einige Wochen sp~iter land sich im Journal der Zusatz: ,,das Entozoon streckt jetzt seinen Kopf in den GlaskSrper"; es war also ein Durchbruch der Netzhaut angenommen wor- den. Alle weiteren Notizen fehlten, well Patientin sieh seit jener Zeit, l~inger als zehn Monat der Beobachtung entzogen. Ich war nun allerdings neugierig zu sehen, in welchem Zustande, in welcher Lage und Gr;Jsse sich das vor einem Jahre diagnosticirte und jetzt un- kenntlich gewordene Entozoon vorfinden wiirde; ieh vermuthete, dasselbe set bereits abgestorben, vielleicht verkalkt. Auch in anderer Beziehung interessirte reich der Fall, well es n~imlich das erste Mal war, dass ein derartiger Cysticerkus eine acute eitrige Chorioiditis hervorriei; w~ihrend in allen iibrigen zunehmende Glas- k;Srpertrlibung, ehronische Iritis mit Beschl';igen an der Descemet'schen Haut hinzugetreten war und endlich Pupillarabschluss, Linsenverkalkung und Phthisis bulbi den Schlussstein gebildet hatte - - ganz ~ihnliche Vor- g~inge, wie sie in der sp'ilteren Periode yon Netzhaut- abliisung sieh einstellen. Ich lasse die Untersuchung des Auges yon Dr. S e h w e i g g e r folgen:

,,Das Auge wurde naeh vorheriger Erh~rtung in chromsaurem Kali, um jede Verletzung des Entozoon

Page 7: Ueber intraoculare Cysticerken

54

zu vormeiden, in der Gegend des Aequator sehr vor- sichtig dureh successive Trennung der Selera und Cho- roidea eriiffnet. Der Cysticercus blieb dabei auch un- verletzt und land sich als eine runde, im Durchmesser 9 Mm. grosse Blase mit v;311ig eingezogenem Kopf und Hals, innerhalb einer in ihrem hinteren Umfaug, (dem eigentlichcn Lager des Thieres) glattwandigen, vorn dutch ein [eines Netz- und Balkenwerk unterbrochenen HShle, deren ziemlieh dieke Wandungen ununterbrochen in ein das Inhere des Bulbus aust~illendcs System yon

Membranen iibergingen, zwischen denen sich die Netz- haut so wenig markirte, dass es zunSchst unentschieden blieb, ob dieselbe an der ~iusseren (Chorioideal-) oder inneren (Glask($rper-) SeRe des erw~ihnten Sackes zu suchen sei. Erst ein in meridionaler Richtung durch den Sehnerveneintritt gef'fihrter Schnitt zeigte~ dass die Netzhaut vollst~indig abgel;3st, in ihrem hinteren Urn- fang strangflirrciig" zusammengedriiekt, und an der inneren Seite des Cysticercus gelegen war. Auch die mikroskopische Untersuchung besffitigte die Richti~gkeit dieser Ansicht. Der Cysticercus lag dcmnaeh zwischen Chorioidea und Netzhaut. Querschnitte in meridionaler Richtung durch die inhere Wandung der das Entozoon zuiJ~chst einschliessenden I]($hle und (lie s~mmtlichen mit dieser in eontinuirlichem Zusammenhang stehendcn Membranen gef'dhrt, zeigten, dass die Netzhaut im hin- tern Umfang (hinter dem aequator bult)i) sehr deutlich zu erkennen war, nach vorn zu sich verschmiilerte~ end- lich ganz aufhSrte, w~ihrend noch weiter nach vorn wicder deutliche Spuren derselben auflraten. Da ~ieh dieses Verhalten an mehreren parallel zu einander ge- fiihrten Schnitten vorfand, kann man mit grosser Wahr- scheinlichkeit annehmen, dass die Netzhaut an dieser Stelle durchbroehen war und das V~)rstrecken des Cystieereus-Kopfes in den G]askSrper ermSglichte.

Page 8: Ueber intraoculare Cysticerken

55

Von den einzelnen Netzhautelementen haben sich nur die Radiiirfasern und Elemente der Kiirnerschicht erhalten, am hinteren Umfang des Cysticercus-Sackes two die Netzhaut iiberhaupt am besten erhalten war) finden sich auch noeh, obwohl betr'achtlich veriinderte Reste der Stiibehenschicht (die einzelnen Elemente der- selben erscheinen in diinnen Faden mit kolbigen Enden). Auch Netzhamgef/isse sind noeh zu erkennen und im Gewebe der Netzhaut eine kleine Hiimorrhagie.

An der iiusseren sowohl als an der inneren Seite tier Netzhaut findet sich eine Lage iibereiuander ge- schichteter vascularisirter Membranen. Die an dm inneren (GlaskSrper-) Seite gelegene Membran ist aus i'einen verSistelten untereinander verfloehtenen Fasern und unregelmiissigen langen spindeliSrmigen, maueh- real pigmentirten Zellen zusammengesetzt. Aueh hier zeigten sieh bier und da, wie ieh es aueh in andern Fiillen pathologiseher Zellenbildung im Auge beobachtet babe (el: A. f O. Th. V. 1. pag. 10a) benaehbarte Zellen dureh Versehmelzung ihrer Membranen zu gr~.isse- ren Platten vereinigt. Zwischendureh fanden si(,h noeh reichliche kleinere rundliche, mitunter ebenfalls mit Auslfiufern versehene Zellen. Die an tier Aussenfl'a(.'he tier Netzhaut liegende Membran bildet einen Theil des Sackes, in welchem der C ysticercus eingekapseit war; dessen Wandungen sowohl als das den vordern Theil desselben ausfiillende Balkenwerk bestehen aus einem engen Flechtwerk feiner Fasern, den Ausliiufern grosser im Durchschnitt 0,068 Mm. langer und 0,022 Mm. breiter unregelmiissig eckiger ver'astelter Zellen, yon denen manche briiunliehes Pigment, andere Fettkiirnchen ent- halten, dazwischen liegen reichliehe Me ngen rundli('her Zellen yon 0,0088 Mm. GrSsse und deutlichen Ker- nen und m~'hreren KernkSrperehen.

Page 9: Ueber intraoculare Cysticerken

56

Des Stroma der Chorioidea ist in der N~ihe des Cysticereus dicht mit EiterkSrperchen durehsetzt, in den iibrigen Theilen der Chorioidea finden sich Eiterzellen nut' in der innersten Schicht des Stroma, dicht an der Choriokapillaris, gleichzeitig machen sich Ver~inderun- gen der Stromazellen bemerkbar, dieselben verlieren einen kleineren oder grSsseren Theil ihres Pigmentes, fiillen sieh his in ihre feinsten Ramificationen mit Fett- kSrperehen, w~ihrend die Kerne start rundlich h~iufig oval oder biscuittTJrmig erscheinen. Ausserdem fend sich in der Nfihe des Cysticercus-Sackes im Chorioideal- stroma ein kleiner schwarzer Fleck dadtirch bedingt, dass die hier liegenden Stromazellen mit einem abnorm dunklen Pigment sehr reichlich angef'dllt waren. Auch des Pigmentepithel zeigt mannichfaehe Ver~nderungen sowohl in Bezug auf die Form der einzelnen Zellen, die h/iufig durchaus unregelm~issige Gestalten anneh- men, als in Bezug auf die F~irbung und Anordnung des Pigmentmolecule innerhalb der Zellen. Nicht selten zeigt sich auch fettige Degeneration des Pigmentepi- thels. Glaslamelle unver~indert.

Ciliarforts~itze und zonula zinnii mit einem Ueber- zuge yon Eiterk~rperzellen bedeckt. In der vorderen Kammer eine reichliche Menge yon Eiterzellen. Auf dem Ligamentum pectinatum und in den Maschen des- solben liegen grosse Mengen thetis rundlicher (Eiterk(;r- perchen) theils langer unrege]m~issig eckiger, mit mehreren Ausl~ufern versehener Ze]len (bis 0,064 Mm. fang, 0,019 Mm. breit, der Kern 0,008 Mm. gross). In den Stromazellen der Iris finden sich thetis begin- nende, thetis vollendete Kerntheilungen. Manche Stromazellen Fdhren feine Fettk~rperchen. Kapsel und intracapsul~re Zellen unver~ndert; Linse cata- ract,s."

Page 10: Ueber intraoculare Cysticerken

57

Das Entozoon zeigte in allen seinen Theilen die vollkommenste Integviffit, so dass es vermuthlich in vollster Lebensth~itigkeit gcwesen. Es ist das grSsste Exemplar, was wohl his ietzt im Auge beobachtet, sehr begreiflich nach dem Alter, welches unseres Sch~itzens nach anderthalb Jahm betrag~,n musste, da Patientin sehon zur Zeit ihrer ersten Vorstellung l~inger als ein halbes Jahr am Auge litt. Die Blase befindet sich, mit eingezogenem Kopi'theil, in der Sammlung un- serer Klinik.