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Miller, uber Lackmus. 287 Ueber Lackmus ; von Dr. Johannes Miiller, Apotheker iu Berlin. - Veranlasst durch die im Februarhefte Seite 187 des Archivs der Pharmacie befindliche Notiz uber diesen Ge- genstand, kann ich aus eigener Anschauung der Lackaus- fabrikation versichern, dass nur den geringeren Sorten mechanisch Indigo anhangen kann, indern sie gewohnlich sehr blassblau ausfallen. Diese geringeren Sorten werden nzmlich, urn ihnen ein besseres Ansehen zu geben, noch etwas feucht in eine Schwungmaschine gebracht, worin sich feines Indigopulver behdet, und so lange bearbeitet, bis sie eine gleichforrnige Farbe angenommen haben. Aber weder Berlinerblau, noch Kobalt wird dazu verwendet. Zur Lackrnusfabrikation werden allerlei Flechten an- gewendet, selbst vaterlandische, zu der besten Sorte ver- wendet man in Holland nur e i n e bestimmte Flechte und zwar Roccella trhclorio, zu den schlechteren Sorten aber Variolaria-. Lecanora- und Parmelia - Arlen. Diese werden fein gernahlen und mit 'stickstoffreichen Substanzen, na- mentlich auch Urin bei einer bestimmten Temperalur in Beruhrung gebracht. Dime erzeugen zuerst einen rothen Farhestoff, was jedoch oft sehr lange dauert, nament- lich wenn der Sache nicht die grosste Aufmerksamkeit gewidmet und nicht stets eine gleich hohe Tcmperatur beobachtct wird. 1st diescr Zeitpunct eingetrcten, so wirtl allerdings eine Pottasche zugesetzt, abcr weder amerika- nische, noch russischc, noch illyrische; alle diese Sorten kann der Laclimusfabrikant in IIolland nicht gebrauchen, sondern cin deutsches Product, welchcs gerade einen Be- standtheil enthiilt, der nur diesem eigenthiirnlich ist, und welches in Holland nicht fabricirt tyerdcn kann. Auf die- sem Bestandthcile und den1 Zusalze von c a r ra r i s ch e m JI a r rn o r berubet hauptsachlich das Geheimniss und die Erzeugung cines guten Lackmus. -+i----

Ueber Lackmus

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Page 1: Ueber Lackmus

Miller, uber Lackmus. 287

Ueber Lackmus ; von

Dr. J o h a n n e s M i i l l e r , Apotheker iu Berlin. -

Veranlasst durch die im Februarhefte Seite 187 des Archivs der Pharmacie befindliche Notiz uber diesen Ge- genstand, kann ich aus eigener Anschauung der Lackaus- fabrikation versichern, dass nur den geringeren Sorten mechanisch Indigo anhangen kann, indern sie gewohnlich sehr blassblau ausfallen. Diese geringeren Sorten werden nzmlich, urn ihnen ein besseres Ansehen zu geben, noch etwas feucht in eine Schwungmaschine gebracht, worin sich feines Indigopulver behde t , und so lange bearbeitet, bis sie eine gleichforrnige Farbe angenommen haben. Aber weder Berlinerblau, noch Kobalt wird dazu verwendet.

Zur Lackrnusfabrikation werden allerlei Flechten an- gewendet, selbst vaterlandische, zu der besten Sorte ver- wendet man in Holland nur e i n e bestimmte Flechte und zwar Roccella trhclorio, zu den schlechteren Sorten aber Variolaria-. Lecanora- und Parmelia - Arlen. Diese werden fein gernahlen und mit 'stickstoffreichen Substanzen, na- mentlich auch Urin bei einer bestimmten Temperalur in Beruhrung gebracht. Dime erzeugen zuerst einen rothen Farhestoff, was jedoch oft sehr lange dauert, nament- lich wenn der Sache nicht die grosste Aufmerksamkeit gewidmet und nicht stets eine gleich hohe Tcmperatur beobachtct wird. 1st diescr Zeitpunct eingetrcten, so wirtl allerdings eine Pottasche zugesetzt, abcr weder amerika- nische, noch russischc, noch illyrische; alle diese Sorten kann der Laclimusfabrikant in IIolland nicht gebrauchen, sondern cin deutsches Product, welchcs gerade einen Be- standtheil enthiilt, der nur diesem eigenthiirnlich ist, und welches in Holland nicht fabricirt tyerdcn kann. A u f die- sem Bestandthcile und den1 Zusalze von c a r ra r i s ch e m JI a r rn o r berubet hauptsachlich das Geheimniss und die Erzeugung cines guten Lackmus.

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