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| UMWELT & GESUNDHEIT | KINDER, KINDER! Was hat die Umwelt mit der Gesundheit zu tun?

UMWELT & GESUNDHEIT - BfR · 2019. 1. 18. · Kinder eine besonders hohe Empfindlichkeit aufweisen. Für andere Substan-zen, wie zum Beispiel einige Pflanzenschutzmittel, gibt es

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| UMWELT & GESUNDHEIT |

KINDER, KINDER!Was hat die Umwelt mit der

Gesundheit zu tun?

Kontakt:UmweltbundesamtPostfach 140606813 DessauFax: ++49 340 2103 2285Internet: www.umweltbundesamt.deE-Mail: [email protected] UmweltbundesamtGedruckt auf 100 % Recyclingpapier

Diese Broschüre ist ein Beitrag zumAktionsprogramm Umwelt und Gesundheitund Teil der Öffentlichkeitsarbeit.Sie ist kostenlos erhältlich.

AktionsprogrammUmwelt und Gesundheit

(APUG)

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ImpressumDiese Broschüre ist ein Beitrag zum Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit und Teil der Öffent-lichkeitsarbeit. Die Kosten für den Druck wurden vom Umweltbundesamt getragen.

Herausgeber

Umweltbundesamt Bundesamt für StrahlenschutzPostfach 1406 Postfach 10014906813 Dessau 38201 SalzgitterInternet: www.umweltbundesamt.de Internet: www.bfs.de

Bundesinstitut für Risikobewertung Robert Koch-InstitutPostfach 330013 Postfach 65026114191 Berlin 13302 BerlinInternet: www.bfr.bund.de Internet: www.rki.de

RedaktionDr. med. Wolfgang Straff, Umweltbundesamt

RedaktionsschlussJuli 2005, 2. Ausgabe

Gestaltung und DruckKOMAG mbH, Berlin

Die Broschüre ist kostenlos zu beziehen von GVP Gemeinnützige Werkstätten Bonn, In den Wiesen 1–3, 53227 Bonn.Sie ist auch im Internet über www.apug.de als PDF-Dokument einsehbar und herunterzuladen.

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| UMWELT & GESUNDHEIT |

KINDER, KINDER! Was hat die Umwelt

mit der Gesundheit zu tun?

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INHALT

Alle Menschen unterscheiden sich – Kinder auch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Was macht Kinder in vielen Fällen besonders empfindlich? . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Sind Kinder grundsätzlich empfindlicher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Gelten Grenz- und Richtwerte auch für Kinder? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Der nationale Kinder-Umwelt-Survey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Pflanzenschutzmittel und andere Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Gifte im Haushalt – eine echte Gefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Gesunde Luft zum Atmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Allergien haben auch immer etwas mit der Umwelt zu tun . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Schimmelpilze in der Wohnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Wasser ist nicht immer zum Trinken, Spielen und Planschen geeignet . . . . . . 22

Handys für Kinder – eine gute Idee? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Sonnenlicht – zuviel schadet der Kinderhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Falsche Ernährung macht Kinder krank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Lärm – problematisch auch für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

So wichtig wie die gesunde Umwelt: das soziale Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Was unternimmt der Staat, um die Gesundheit unserer Kinder zu schützen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Auch in Europa ist die Gesundheit der Kinder ein wichtiges Thema . . . . . . . . . 37

Und wie geht es weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Diese Broschüre entstand unter Mitwirkung von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Was ist das? Abkürzungen und Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

AnhangListe der Giftinformationszentralen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

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ALLE MENSCHEN UNTERSCHEIDEN SICH –KINDER AUCH

Seit langem ist bekannt, dass Einflüsse der Umwelt für die Gesundheit derMenschen und vor allem auch der Kinder eine zentrale Rolle spielen. Kindersind keine kleinen Erwachsenen. Sie reagieren in vielen Fällen anders - häu-fig empfindlicher - auf Umwelteinflüsse, denen Kinder altersbedingt auchüber längere Zeiträume ausgesetzt sein können als Erwachsene.

„Wir sehen immer klarer, dass Gesundheit und Wohlbefinden unserer Fami-lien von einer sauberen und gesunden Umwelt abhängen. Das gilt beson-ders für Kinder.“ Dies wurde auf dem Kindergipfel der Umweltminister dersieben führenden Industrieländer und Russlands (Gruppe der Acht, G8) 1997in Miami festgestellt.

„Ob Kinder und Jugendliche heute ge-sünder oder kränker sind als vor zehnoder zwanzig Jahren, ist global nichtzu beantworten. Ganz allgemein kannfestgehalten werden, dass sich bei Kin-dern und Jugendlichen – wie auch beiErwachsenen – ein Wechsel desKrankheitsspektrums von den Infekti-onskrankheiten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vorherrschten,zu in der Regel multikausal beding-ten, oftmals chronischen Erkrankun-gen vollzogen hat.“ Zur Zunahme vonchronischen Erkrankungen wie Aller-gien, Übergewicht und Verhaltensauf-fälligkeiten wird allerdings einschrän-

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Diese Informationsbroschüre richtet sich an alle, die mehr über die Auswirkungenvon Umwelteinflüssen auf die Gesundheit von Kindern wissen möchten.

Sie soll für Eltern, Lehrer und Jugendliche interessante Informationen bieten.

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kend ausgeführt, „dass diese Krankheitsbilder (....) in den letzten Jahren so-wohl in der Fach- wie auch in der Laienpresse verstärkt thematisiert wur-den“, so dass die Zunahme „auch auf eine veränderte Aufmerksamkeit fürbestimmte Symptome - sowohl bei Ärzten wie auch bei den befragten Eltern- zurückgeführt werden könnte.“ (Zitiert aus dem Schwerpunktbericht derGesundheitsberichterstattung des Bundes; Gesundheit von Kindern und Ju-gendlichen, RKI 2004. Dieser Bericht mit der Beschreibung zeitlicher Trendsder Krankheitshäufigkeiten kann von der Internetseite des Robert Koch-Insti-tuts www.rki.de heruntergeladen oder dort bestellt werden.)

Kinder können auf Einflüsse aus der Umwelt besonders sensibel reagierenund sich manchen Belastungen schwerer entziehen als Erwachsene. Typi-sche Verhaltensweisen von kleinen Kindern sind der Hand-zu-Mund-Kontakt,das Krabbeln und Spielen auf dem Boden sowie das Buddeln, womit die Auf-nahme von Schmutz und Schadstoffen verbunden sein kann. Luft-, Wasser-und Bodenverschmutzung sowie die Aufnahme verschiedener Chemikalienmit der Nahrung können ihre Gesundheit beeinträchtigen.

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Kinder sind unsere Zukunft:

Sie bilden die Gesellschaft von morgen. Ihr Schutz ist deswegen eine wichtige Auf-gabe.

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WAS MACHT KINDER IN VIELEN FÄLLEN BESONDERSEMPFINDLICH?

Einige Reaktionen des Körpers sind altersabhängig bei Kindern anders alsbei erwachsenen Menschen. Der kindliche Organismus befindet sich nochin der Entwicklung und kann deshalb empfindlicher auf Schadstoffe reagie-ren. Kinder haben eine größere Hautoberfläche im Verhältnis zu ihrem Ge-wicht, ein höheres Atemminutenvolumen pro Kilogramm Körpergewicht, ei-ne erhöhte Stoffwechselrate, und sie nehmen Schadstoffe aus dem Magen-Darmtrakt (zum Beispiel Blei) stärker auf.

Bei einigen Substanzen, die sich in der Vergangenheit als schädlich für dieGesundheit herausgestellt haben, ist es in der Tat so, dass Kinder empfindli-cher reagieren als Erwachsene (zum Beispiel Blei, Quecksilber). Für andereSubstanzen, wie zum Beispiel manche Pflanzenschutzmittel oder PCB*, gibtes u.a. Hinweise aus Tierversuchen, dass das sich entwickelnde Nervensys-tem von Kindern empfindlicher reagiert als das von Erwachsenen.

Aber auch die unterschiedlichen Wege, über die Kinder gesundheitsschädli-chen Einflüssen ausgesetzt sein können, spielen eine wichtige Rolle. So neh-men Kinder, die auf dem Boden herumkrabbeln, wesentlich größere Men-gen an Staub auf als Erwachsene. Mit dem Staub kann es zur Aufnahme vonschädigenden Substanzen, wie zum Beispiel Verbrennungsrückstände,Weichmacher wie DEHP oder auch (natürliche) radioaktive Stoffe, kommen.

Auch die Organentwicklung kann eine Rolle spielen, wenn zum Beispiel be-stimmte Entgiftungsenzyme der Leber noch nicht ausreichend gebildet wer-den. Andererseits kann dies auch von Vorteil sein, da gerade diese Enzymebestimmte Substanzen auch erst „giftig“ machen.

Auch andere Faktoren haben einen Einfluss auf die Gesundheit von Kin-dern. So spielt das altersbezogene Verhalten und das gesellschaftliche Um-feld der Kinder eine große Rolle. Ausreichende Bewegung und Spielmöglich-keiten, das Rauchverhalten der Eltern und eine gesunde Ernährung sindhier als Beispiele zu nennen.

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* Polychlorierte Biphenyle (Viele Begriffe sind im Kapitel „Was ist das? Abkürzungen undBegriffe“ verständlich erklärt.)

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Das Zusammenwirken solcher Faktoren hat Auswirkungen auf die spezifi-sche Empfindlichkeit eines Individuums im jeweiligen Entwicklungsstadium:Kinder reagieren in den einzelnen Altersgruppen auf bestimmte Einflüsseunterschiedlich empfindlich.

SIND KINDER GRUNDSÄTZLICH EMPFINDLICHER?

Nein. Nicht immer reagieren Kinder auf Umweltschadstoffe empfindlicherals Erwachsene. Diese Frage muss für verschiedene Noxen (schädigende Ein-flüsse) individuell beantwortet werden. Verallgemeinerungen führen hieroftmals zu dem falschen Bild, dass Kinder generell bei allen Einflüssen undin allen Lebensaltern und Situationen empfindlicher sind.

Aber noch nicht alle Einflüsse, die die Gesundheit schädigen können, sindbekannt. Um umweltbedingte Gesundheitsrisiken für Kinder erkennen zukönnen, sind gesundheitsbezogene Umweltbeobachtungen und umweltbe-zogene Gesundheitsbeobachtungen bei Kindern notwendig.

In der Vergangenheit wurden nur wenige Daten zur Belastung von Kindernmit Schadstoffen oder durch schädliche Einflüsse erhoben. Doch dies sollnun besser werden: Durch den zur Zeit vom Robert Koch-Institut (RKI)durchgeführten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey wird es möglich sein,bundesweit repräsentative Daten über den Gesundheitszustand von Kindernund Jugendlichen zu erlangen. Über den gleichzeitig stattfindenden Um-

weltsurvey des Um-weltbundesamtes inZusammenarbeit mitdem RKI ist es mög-lich, repräsentativeDaten über relevanteEinflüsse durch dieUmwelt auf die Ge-sundheit von Kindernzu erhalten (weitereInformationen unterwww.kiggs.de undwww.umweltbundes-amt.de/survey/ ).

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GELTEN GRENZ- UND RICHTWERTE AUCH FÜRKINDER?

Kinder sind besonders zu berücksichtigen, wenn es um die Beurteilung derGefährlichkeit von bestimmten Umwelteinflüssen geht. Die zuständigenBundes- und Landesbehörden nehmen sich dieser Problematik an und den-ken bei der Bewertung solcher Risiken für die Gesundheit auch an empfind-liche Gruppen, insbesondere an die Kinder. So ist es üblich, bei der Festle-gung von Richt- oder Grenzwerten für Umweltmedien und für Lebensmittelso genannte Sicherheitsfaktoren anzuwenden. Solche Faktoren (häufig wirdzum Beispiel ein Faktor von 10 angewendet) werden als geeignet angese-hen, um auch für die jeweils empfindlichste Altersgruppe individuelle Un-terschiede ausreichend zu berücksichtigen. Sie sind immer dann anzuwen-den, wenn es nicht anderweitige, zum Beispiel durch Studien belegte ge-nauere Hinweise auf eine abweichende Empfindlichkeit von Kindern gibt,die einen größeren oder kleineren Sicherheitsfaktor begründen können.

Beim Schutz von Kindern vor radioaktiver Strahlung werden altersspezifi-sche Lebensgewohnheiten und die altersspezifischen Besonderheiten beiKörperbau und Stoffwechselvorgängen berücksichtigt. In einigen Fällen wer-den die Richt- oder Grenzwerte für radioaktive Stoffe in Kindernahrung ausVorsorgegründen gegenüber den Werten für Erwachsenennahrung zusätz-lich abgesenkt.

In manchen Fällen sindKinder zusätzlich hin-sichtlich ihrer erhöhtenExposition berücksich-tigt. Die Innenraumkom-mission beim Umwelt-bundesamt etwa leitetRichtwerte für bestimm-te Substanzen ab, die inder Innenraumluft vor-kommen. Kinder wer-den dabei üblicherweisemit einem zusätzlichenSicherheitsfaktor von 2aufgrund ihrer besonde-ren Atembedingungenberücksichtigt.

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DER NATIONALE KINDER-UMWELT-SURVEY

Welche Umwelteinflüsse schaden be-sonders den Kindern? Müssen be-stimmte Vorkehrungen getroffen wer-den? Reagieren manche Kinder heut-zutage empfindlicher als früher? Mitdiesen Fragen beschäftigt sich der na-tionale Kinder-Umwelt-Survey.

Die Umwelt verändert sich und damitauch die Menschen. Einige Erkran-kungen oder Umweltrisiken, die frü-her große Bedeutung hatten, sindheute kaum noch von Relevanz. Ande-re Probleme kommen aber hinzu, unddann gilt es, frühzeitig mögliche Ge-fahren zu erkennen und die nötigenKonsequenzen zu ziehen.

In einer Pilotstudie zu dem bundesweit angelegten Survey kam beispielswei-se heraus, dass manche Kinder offenbar höheren Konzentrationen vonWeichmachern ausgesetzt sind, als bisher bekannt war. Diese Substanzen,die in vielen Plastikprodukten enthalten sein können, sind mittlerweile sehrweit in unserer Umwelt verbrei-tet. Sie stehen im Verdacht, dieGesundheit vor allem von Kin-dern nachteilig zu beeinflussen.Zur Klärung dieses Verdachtswerden weitere Untersuchungenstattfinden.

Für andere Substanzen zeigtesich in dieser Vorstudie ein rück-läufiger Trend. So gingen dieKonzentrationen von Blei weiterzurück und lagen oftmals, kaumnoch messbar, an der Nachweis-grenze.

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PFLANZENSCHUTZMITTEL UND ANDERECHEMIKALIEN

Für einige Chemikalien, wie Blei und Quecksilber, gilt es als gesichert, dassKinder eine besonders hohe Empfindlichkeit aufweisen. Für andere Substan-zen, wie zum Beispiel einige Pflanzenschutzmittel, gibt es Hinweise, dass siesich nachteilig auf das sich noch entwickelnde Nervensystem der Kinderauswirken können. Das wird bei der Zulassung berücksichtigt.

Manche Substanzen, die in der Vergangenheit in großen Mengen produziertwurden (PCB, Flammschutzmittel oder bestimmte Moschusverbindungen),haben sich in der Umwelt angereichert und sind heute in einigen Fällen inder Muttermilch sowie teilweise im Blut und Urin der Kinder nachweisbar.Das heißt noch nicht, dass diese Substanzen einen Schaden auslösen müs-sen, zumal sich die Messtechnik in den letzten Jahren sehr stark verbesserthat und man deshalb heute Stoffe auch in sehr geringen Konzentrationenfinden kann. Trotzdem sind solche Befunde nicht erwünscht. Die meistendieser Substanzen wurden mittlerweile in Deutschland und Europa zwarverboten, aber über Importe können immer noch belastete Lebensmitteloder Bedarfsgegenstände* nach Deutschland gelangen.

Obgleich man bei Produkten nicht generell eine Gesundheitsgefährdung an-nehmen sollte, ist man doch gut beraten, wenn man auf die Anwendungvon unnötigen Chemikalien im Haushalt verzichtet.

Wenn Produkte extrem billig angeboten werden, sollte man sich überlegen,ob ein so günstiger Preis vielleicht dadurch zustande kommt, dass Umwelt-und Gesundheitsaspekte bei der Produktion wenig beachtet worden sind.

Zusätzlich gilt: Um Vergiftungen zu vermeiden, sollte man beispielsweisePutz- oder Pflegemittel immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbe-wahren.

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* Bedarfsgegenstände sind laut Gesetz Produkte, mit denen der Verbraucher in Kontaktkommt, wie z.B. Körperpflegemittel, Spielsachen oder Reinigungsmitel. Siehe auchVerzeichnis „Was ist das? Abkürzungen und Begriffe“

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Chemikalien im Haushalt, was gehört alles dazu?

Putz-, Wasch- und Spülmittel, Alkoholische Lösungen, Öle, Laugen und Säuren, Pul-ver, Sprays oder Pasten - die Liste wäre zu lang, um hier alles aufzuzählen, denn:

Chemikalien sind in fast allen Bereichen des täglichen Lebens anzutreffen. Oftmals ist dem Verbraucher allerdings nicht klar, was alles zu Haushaltschemika-lien zu zählen ist.

Selbst Produkte, die mit dem Werbeslogan „Ohne Chemie“ angepriesen werden,kommen natürlich in Wirklichkeit nicht ohne Chemikalien aus, denn eigentlichbestehen alle Produkte aus Chemikalien. So enthalten natürlich auch zum BeispielDuft- oder Aromatherapieöle, Duschgele, Seifen oder Kerzen – auch wenn sie ausdem Bioladen sind - Chemikalien, die beim Verschlucken zu ernsten Gesundheits-problemen führen können.

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GIFTE IM HAUSHALT – EINE ECHTE GEFAHR

Immer wieder kommt es zu Vergiftungsfällen von Kindern durch Haushalts-produkte wie Reinigungsmittel, Arzneimittel oder auch giftige Pflanzen. Amhäufigsten passieren Vergiftungen von Kindern in der Küche oder im Bade-zimmer. Bei Kindern unter einem Jahr ist der häufigste Vergiftungsort dasWohnzimmer. Später wird dann die Garage oder der Keller „erobert“, dasheisst die Kinder begleiten die Eltern in den Hobbybereich. Damit Gesund-heitsbeeinträchtigungen und Vergiftungen mit Lacken, Lösemitteln undauch Schädlingsbekämpfungsmitteln nicht vorkommen, sollten gefährlicheProdukte immer außer Reichweite von Kindern und verschlossen aufbe-wahrt werden.

Ein besonderes Problemim Kindesalter sind Ver-giftungen mit den ge-fährlichen paraffin- oderpetroleumhaltigen Lam-penölen. Kinder trinkendiese Stoffe relativ häu-fig aus den in Kinder-reichweite stehendenungesicherten Öllampenoder Gartenfackeln. Be-sondere Vorsicht istauch bei flüssigen Grill-anzündern geboten.Durch entsprechendeRegelungen gibt es fürdie gefärbten und parfü-

mierten Lampenöle schon seit 1999 weniger gefährliche Ersatzstoffe. Beiden klaren Lampenölen oder Grillanzündern ist das aber noch nicht so. Vor-sicht ist auch bei ätzenden Produkten wie Entkalkern, Toiletten-, Grill- undSpülmaschinenreinigern geboten. Hier müssen die Warnhinweise besondersbeachtet werden, weil schwerwiegende Verätzungen mit dauerhaften Schä-den vorkommen können.

Auf giftige Pflanzen sollte man im Haushalt und Garten verzichten, solangedie Kinder so jung sind, dass sie die Giftigkeit nicht einschätzen können. Gu-te Hinweise geben entsprechende BfR-Broschüren, die Sie über die Presse-stelle des BfR beziehen können.

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Was ist zu tun, falls es trotzdem passiert ist?

Am besten sollte der Rat von Giftnotrufzentralen oder Kinderärzten einge-holt werden. Die Telefonnummern der deutschen Giftnotrufzentralen fin-den Sie im Anhang dieser Broschüre.

Auf keinen Fall sollte man Zeit verlieren und selbst mit „Hausmitteln“ versu-chen, die Vergiftung zu bekämpfen. Die Gabe von Milch verschlimmert inden meisten Fällen die Vergiftung. Außerdem kann es sehr gefährlich sein,Erbrechen auszulösen. Die Verwendung von Salzwasser zu diesem Zweckkann bei Kindern zu Todesfällen führen. Folgen Sie bei Vergiftungsverdachtden Empfehlungen der Experten aus den Giftinformationszentren.

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Wichtig für die Sicherheit der Kinder vor Giften:

• Haushaltsmittel (Putzmittel, Säuren, Laugen, Insektenschutzmittel) im Schrankverschlossen aufbewahren

• Medikamente zum Beispiel im Medikamentenschrank verschließen

• Hausbar und Alkohol vor dem Zugriff durch Kinder sichern

• Rauchwaren, Streichhölzer und Feuerzeuge kindersicher aufbewahren

• Aschenbecherinhalte und Zigarettenreste regelmäßig entsorgen

• Öl- oder Duftlämpchen oder andere chemikalienhaltige Accessoires aus derReichweite von Kindern entfernen – in Haushalten mit kleinen Kindern solltendiese Dinge am besten nicht vorhanden sein

• Giftige Pflanzen oder Sträucher aus der Wohnung, von Fensterbänken oder ausdem Garten entfernen

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GESUNDE LUFT ZUM ATMEN

Da sich Kinder in Deutschland sehr viel – das heißt etwa 90 Prozent ihrerZeit – in Innenräumen aufhalten, sind sie Risiken, die durch die Anwen-dung von Produkten oder das Vorhandensein bestimmter Einflüsse in denRäumen entstehen, in hohem Maße ausgesetzt. Durch eine zunehmende Ab-dichtung der Innenräume (dicht schließende Fenster und Türen) und unge-nügendes Lüften können sich bei zu hoher Luftfeuchtigkeit im Innenraumaußer Schadstoffen auch Allergene, wie sie zum Beispiel von Schimmelpil-zen oder Hausstaubmilben gebildet werden, anreichern.

Fast immer ist die Qualität der Raumluft schlechter als die der Außenluft.Tabakrauch, Ausdünstungen aus Baumaterialien und Einrichtungsgegen-ständen sowie Schädlingsbekämpfungsmittel, zum Beispiel aus Teppichen,können hier vorhanden sein. Durch Anwendung schadstoffhaltiger Haus-haltsprodukte, lösemittelhaltiger Farben und Lacke durch die Eltern oderdie Benutzung von ungeeigneten Farbstiften durch Kinder können dieseSubstanzen über die Atmung oder die Haut aufgenommen werden.

Doch auch im Freien bestehen Risikenfür die Kindergesundheit durch dieAtemluft. So können Kinder im Som-mer hohen Ozonkonzentrationen aus-gesetzt sein. Dies betrifft den stram-pelnden oder schreienden Säuglingim Kinderwagen in ähnlicher Weisewie auch tobende Kleinkinder oderSchulkinder, die bei hohen Ozonkon-zentrationen Sport treiben.

Wichtig für gesunde Innenraumluft:

• Generell ist immer auf eine ausreichende Lüftung zu achten, denn in den meis-ten Fällen ist die Außenluft wesentlich besser als die Luft in den Innenräumen.Mehrmals am Tag sollte kurz (5-10 Minuten) und gründlich gelüftet werden, ambesten durch Öffnen gegenüberliegender Fenster („Durchzug“).

• In Wohnungen, in denen sich Kinder aufhalten, sollte nicht geraucht werden.Bei keiner anderen Luftbelastung sind die Hinweise auf eine tatsächliche Schädi-gung der kindlichen Gesundheit so eindeutig wie beim Passivrauch.

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Sport und Bewegung,insbesondere im Freien,sind für Kinder außeror-dentlich wichtig. Aber:Bei hohen Ozonwertenist darauf zu achten,dass Kinder nicht in derMittagszeit oder am frü-hen Nachmittag, wenndie höchsten Ozon-Kon-zentrationen auftreten,Sport treiben oder zuvieltoben, da dies auch beiKindern zu einer Rei-zung der Atemwege füh-ren kann.

Auch Schadstoffe wie Stickstoffoxide, polycyclische aromatische Kohlenwas-serstoffe (PAK) und Feinstaub in der eingeatmeten Luft können die Gesund-heit belasten. Wegen ihrer geringeren Körpergröße können Kinder höherenKonzentrationen von Fahrzeugabgasen ausgesetzt sein, zum Beispiel aufdem Weg zum Kindergarten oder auf dem Schulweg.

Bezogen auf Körpergewicht und Zeiteinheit atmen kleine Kinder deutlichmehr als Erwachsene. Daher kann auch die Aufnahme von Schadstoffenüber die Atmung erhöht sein. Es ist jedoch sehr schwierig, genau zu ermit-teln, wie viel Schadstoffe bei Kindern tatsächlich über die Lunge aufgenom-men werden. Bei den Bewertungen wird deshalb aus Vorsichtsgründen einesehr hohe oder sogar vollständige Aufnahme angenommen.

Bei eingeatmeten radioaktiven Stoffen werden die chemischen und physika-lischen Eigenschaften des radioaktiven Schwebstoffs, das altersspezifischeAtemverhalten und die Abmessungen der kindlichen Luftwege berücksich-tigt.

Für die Luftqualität zuhause ist jeder weitgehend selbst verantwortlich, undso sind Kinder meist auf ihre Eltern angewiesen. Eltern können für ihre Kin-der – aber auch für sich selber – etwas Gutes tun, indem sie zuhause nichtrauchen. Beim Kauf von Produkten wie Farben oder Klebern sind möglichstschadstoffarme Produkte zu bevorzugen, auch wenn diese manchmal etwasteurer sind. Auch Möbel oder Teppiche können, speziell wenn sie neu sind,zu einer Belastung der Raumluft führen. Bei Importprodukten können gele-

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gentlich auch noch Stoffe enthaltensein, die bei uns schon lange verbotensind. Für viele schadstoff- und emissi-onsarme Produkte gibt es inzwischendas Umweltzeichen „Blauer Engel“(www.blauer-engel.de).

Räucherstäbchen, Duftkerzen oder Öl-lämpchen sollten aus Vorsorgegrün-den nicht verwendet werden. Einemoderne Heizungsanlage und das Ko-chen auf einem Elektroherd kann dieBelastung der Innenräume mit Ver-brennungsprodukten reduzieren.

Unangenehme Gerüche, zum Beispiel auf der Toilette, sollten nicht mitRaumsprays, Toilettensteinen oder Ähnlichem bekämpft werden. Ausgiebi-ges Lüften und regelmäßiges Putzen haben hier, was die Gesundheit angeht,einen wesentlich günstigeren Effekt. Lüften wirkt auch der Anreicherungnatürlicher radioaktiver Stoffe, wie zum Beispiel Radon, in der Raumluftentgegen.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass desinfizierende Produkte bei der Reini-gung im Haushalt nichts zu suchen haben, da diese zur Vorbeugung von Er-krankungen nicht notwendig sind. Sie stellen allenfalls eine zusätzliche ge-sundheitliche Gefahr für die Kinder dar sowie eine Zusatzbelastung für dasAbwasser und mithin für die Umwelt.

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ALLERGIEN HABEN AUCH IMMER ETWAS MIT DERUMWELT ZU TUN

Eine Allergie hat man nicht von Geburt an, sondern sie kann sich im Laufedes Lebens entwickeln. Es handelt sich bei einer Allergie um eine gesteiger-te Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, mit denen man wieder-holt in Kontakt gekommen ist (sogenannte Allergene).

Die Häufigkeit von Allergien hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zu-genommen. Gerade Kinder leiden häufig schon sehr früh an einer Allergieoder zeigen durch eine atopische Erkrankung, wie Neurodermitis, eine er-höhte Bereitschaft, eine Allergie zu entwickeln. So wird die Häufigkeit vonHeuschnupfen mit 1–7% bei 6-jährigen Kindern und bis zu 10 % bei älterenKindern angegeben. Eine sehr häufige Hauterkrankung ist die Neurodermi-tis, die oft bei Kindern vorkommt: Bis zu 12 % der Vorschulkinder leiden da-ran.

Ursache atopischer Erkrankungen, wie Heuschnupfen oder Neurodermitis,ist eine überschießende Abwehrreaktion des Körpers gegen an sich harmlo-se Stoffe wie zum Beispiel Bestandteile von Nahrungsmitteln, Hausstauboder Blütenpollen – also gegenüber Substanzen, mit denen man täglich kon-frontiert wird.

Oftmals werden die Zei-chen einer Allergienicht richtig erkanntoder heruntergespielt.Dabei kann die unzurei-chende Behandlung ei-ner Allergie oder einesbeginnenden Asthmasbei Kindern im Laufedes Lebens zu bleiben-den Schäden (Bronchial-asthma) und dadurch zueiner deutlichen Beein-trächtigung der Lebens-qualität führen.

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Allergieauslöser in kindlicher Umwelt:

Hausstaubmilben sind nach Pflanzenpollen der zweithäufigste Allergieauslö-ser (ca. 25 % aller Allergien). Als Allergene wirken nicht die Milben selbst,sondern Bestandteile des Milbenkots. Diese sind die wichtigsten Allergeneim Hausstaub. Milben sind winzige Spinnentierchen, die mit dem bloßenAuge kaum sichtbar sind (0,1–0,5 mm). Sie ernähren sich von Hautschuppenund sind deshalb in Teppichen, Matratzen und Bettzeug häufig zahlreichvorhanden. Sie benötigen eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und fühlen sichdaher in schlecht gelüfteten, warmen Wohnungen sehr wohl.

Haustiere in der Wohnung

Von allen Haustieren verursachen Katzen am häufigsten Allergien und eingroßer Teil aller Allergiker sind gegenüber Katzen sensibilisiert. Aber auchandere Tiere können Allergien auslösen oder verschlechtern: Hunde, Vögeloder Nagetiere. Sie sollten daher in Haushalten mit Menschen, die auf dieseTiere allergisch reagieren, nicht gehalten werden.

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Was kann ich tun, wenn mein Kind eine Allergie auf „Hausstaub“ hatoder dafür empfänglich ist (zum Beispiel bei Neurodermitis)?

Maßnahmen gegen Milben:

• Schlafbereich gut lüften und nur wenig heizen

• Keine Haustiere in den Schlafbereich lassen

• Betten tagsüber aufgedeckt lüften lassen

• Bettwäsche regelmäßig möglichst heiß waschen

• Kein Teppichboden im Schlafzimmer

• Staubfänger in der Wohnung vermeiden (offene Bücherregale etc.)

• Keine Luftbefeuchter einsetzen

• Kein Staubsaugen durch das allergische Kind; das Gerät sollte einen Feinstaub-filter haben

• Eventuell spezielle Matratzen- und Bettbezüge verwenden (bei bestehender Sensi-bilisierung)

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Manche Allergene sindallerdings sehr langle-big. Katzenallergene fin-den sich auch nochnach Jahren, nachdemeine Katze schon längstnicht mehr da ist, in derWohnung.

Fest steht: Nur wenn beiKindern ein erhöhtes Al-lergierisiko besteht, istdas ein Grund, auf dieHaltung bestimmterHaustiere zu verzichten.Haustierhaltung istnicht dazu geeignet, beiKindern einer Allergievorzubeugen.

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Was kann ich tun? Tipps zur Haustierhaltung im Hinblick auf Allergienbei Kindern:

• Die Haltung von Felltieren als Vorsorgemaßnahme gegen Allergien ist nicht zuempfehlen.

• Der frühe Kontakt mit Hunden (zum Beispiel, wenn der Hund schon da ist,wenn das Kind geboren wird) ist nach den vorliegenden Daten nicht mit einemhöheren Allergierisiko verbunden.

• Bei Aussagen zur Katzenhaltung überwiegen die Studien, die in der Haltung ei-nen Risikofaktor sehen. Deshalb sollte bei Risikokindern (zum Beispiel solchenmit Neurodermitis) die Katzenhaltung vermieden werden.

• Auch für das Halten von Nagetieren (Kaninchen, Meerschweinchen) gilt, dassbei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko besser darauf verzichtet werden sollte.

Quelle: DGAI, DDG, ABAP: Leitlinie Allergieprävention, Allergo Journal 13 (2004), Heft 3, S. 252-260

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Heuschnupfen

Zur Blütezeit werden Pollen von vielen Pflanzen massenhaft produziert undmit dem Wind transportiert. Der Pollenflug ist je nach Pflanzenart auf be-

stimmte Zeiten im Jahrbegrenzt, so dass Allergi-ker - je nachdem, aufwelche Pollen sie reagie-ren - zu unterschiedli-chen Zeiten darunter lei-den. Besonders die Pol-len der Windbestäuber(Kräuter, Gräser, Bäume)spielen hier eine Rolle.Wenn die für den Aller-giker belastenden Pollenfliegen, kommt es bei ih-nen zu den typischenZeichen eines Heu-schnupfens mit geröte-ten Augen und verstopf-ter Nase. Auch Kinder -

vor allem solche mit einer entsprechenden Veranlagung - leiden häufig un-ter Heuschnupfen. Über längere Zeit kann sich aus dieser scheinbar nur läs-tigen Erkrankung ein allergisches Bronchialasthma entwickeln. Pollenaller-giker sollten sich deshalb nach Möglichkeit nicht übermäßig den allergie-auslösenden Pollen aussetzen.

Was kann ich bei bestehender Pollen-Allergie tun? Mögliche Maßnahmen:

• Keine Spaziergänge über blühende Wiesen

• Rasen vor dem Haus kurz halten und nicht selber mähen

• Fenster im Auto geschlossen halten, da die Außenluft durch die Filter der Belüf-tungsanlage von Pollen gereinigt wird. Eine zusätzliche Ausrüstung mit Pollen-filtern ist in vielen Fällen möglich.

• Schlafzimmer im Haus möglichst auf der dem Wind abgewandten Seite einrich-ten

• Mit dem allergischen Kind zum Allergologen gehen, denn es gibt wirkungsvolleBehandlungen gegen die Symptome!

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SCHIMMELPILZE IN DER WOHNUNG

Auch Schimmelpilze können Allergien auslösen. Schimmelpilze sind als al-leinige Allergene zwar von geringerer Bedeutung als Pollen oder Tierhaare,aber viele Allergiker reagieren zusätzlich auf Schimmelpilze. Kinder solltensich wegen der gesundheitsschädlichen Wirkung nicht längere Zeit in Räu-men mit Schimmelpilzwachstum aufhalten, das gilt insbesondere bei star-kem Befall. Schimmelpilze wachsen bei hoher Luftfeuchtigkeit (ab 65-70%,mit jahreszeitlichen Schwankungen) auf vielen verschiedenen Substanzen,also außer auf Nahrungsmitteln auch auf Büchern, Tapeten, Kleidern usw.Bei unzureichender Lüftung und hoher Feuchteproduktion in der Wohnungbesteht das Risiko eines Schimmelpilzbefalls. Viele neue oder renovierteWohnungen, die durch dichtschließende Fenster nur einen geringen Luft-austausch haben, bieten daher gute Wachstumsbedingungen für Pilze. Aberauch ältere Gebäude mit unzureichender Wärmedämmung und/oder bauli-chen Mängeln können durch Kondenswasserbildung ein Risiko darstellen.Zur Reduzierung der Innenraumbelastung gelten daher im Wesentlichendie gleichen Regeln wie bei den Hausstaubmilben.

Wie erkenne ich den Schimmel und wann sollte gehandelt werden?

Nicht immer tritt Schimmelpilzbefall offen zu Tage (verdeckter Schimmel-pilzbefall in Hohlräumen von Wänden oder hinter Möbeln etc.) und manch-mal machen nur ein modriger, muffiger Geruch oder erste dunkle Fleckenan Wänden, Decken oder Mobiliar auf das Problem aufmerksam. Ratschlä-ge, wann und wie gehandelt werden sollte und weitere Tipps zur Verhinde-rung von Pilzschäden in Wohnungen gibt der Ratgeber „Hilfe! Schimmel imHaus“ des Umweltbundesamtes. Er ist kostenlos zu beziehen und kann auchim Internet unter www.umweltbundesamt.de (Rubrik Publikationen) bestelltoder heruntergeladen werden.

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Was kann ich zusätzlich tun?

• Besonders in feuchten Räumen (Badezimmer, Küche und Schlafzimmer) mehr-mals täglich gut lüften, das heißt für 5-10 Minuten das Fenster ganz öffnen

• Möbel an kalten Außenwänden nicht direkt an die Wand rücken, denn dahin-ter bildet sich häufig Schimmelpilzwachstum

• Keine Blumentöpfe im Schlafzimmer, denn die Blumenerde enthält oft Schim-melpilze

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WASSER IST NICHT IMMER ZUM TRINKEN, SPIELENUND PLANSCHEN GEEIGNET

Dank der strengen Regeln der Trinkwasserverordnung ist das Trinkwasser inDeutschland eines der bestuntersuchten und geringstbelasteten Lebensmit-tel. In Einzelfällen können jedoch auch heutzutage etwa durch bleihaltigeWasserrohre oder Armaturen noch erhöhte Bleiwerte auftreten, die die Ge-sundheit von Kindern schädigen können. Erhöhte Kupferwerte können beisehr hartem Wasser und neuen Kupferrohren auftreten. Grundsätzlich solltenur frisch abgelaufenes Wasser bei der Säuglingsernährung verwendet wer-den, beim Vorliegen von Bleileitungen dagegen ein entsprechend geeigne-tes abgepacktes Wasser.

Zudem können erhöhte Nitratkonzentrationen, wie sie manchmal in Wasservon privaten Brunnenanlagen vorkommen, für Babys gefährlich sein. Auchdann sollte für die Säuglingsernährung auf ein entsprechend geeignetes ab-gepacktes Wasser zurückgegriffen werden. Zu erkennen sind solche Wässeran der Kennzeichnung auf dem Etikett „Für die Zubereitung von Säuglings-nahrung geeignet“.

Durchfallerkrankungen wegen mangelnder Trinkwasserqualität kommenbei Kindern in Deutschland praktisch nicht mehr vor, während dies in man-chen europäischen Ländern (zum Beispiel einige Länder Osteuropas) und

vor allem in Entwick-lungsländern noch einProblem darstellt. Beivielen Kindern führenErkrankungen, die dortwegen mangelhafterTrinkwasserqualität auf-treten, bei unzureichen-der medizinischer Ver-sorgung sogar zumTode.

Falls Sie Fragen zu Ih-rem Trinkwasser haben,informiert Sie dasWasserversorgungs-unternehmen oder auchdas zuständige Gesund-

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heitsamt über die Qualität des Trink-wassers. Über das Vorliegen von Blei-leitungen im Wohnhaus sollten zu-nächst Erkundigungen beim Vermie-ter eingeholt werden. Weitere wichti-ge Informationen sind in der Broschü-re „Blei und Trinkwasser“ zusammen-gestellt, die man beim Bundesministe-rium für Gesundheit und Soziale Si-cherung (BMGS) kostenlos anfordernkann.

Sommerzeit – Badezeit

Ob im Sommer draußen oder im Winter drinnen - unbeschwert baden kön-nen Sie in öffentlichen Schwimmbädern. Hier wird durch den Badbetreiberund das Gesundheitsamt regelmäßig kontrolliert und gewährleistet, dass dasBeckenwasser gesundheitlich unbedenklich ist.

Bei vielen Badestellen an freienGewässern handelt es sich um of-fizielle EU-Badestellen, die regel-mäßig überwacht werden. Dieaktuelle Qualität dieser Badestel-len ist in vielen Bundesländernüber das Internet abrufbar. EineÜbersicht, von der man zu denEU-Badestellen des jeweiligenBundeslandes gelangt, findetman auf der Internetseite desBundesministeriums für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicher-heit (BMU):www.bmu.de/fb_gew/index.php?fb=2435

Badeseen und Badestellen an Gewässern, die nicht offiziell zum Baden zuge-lassen sind, sollte man meiden. Denn falls fäkale Verschmutzungen vorlie-gen, kann es bei Kindern zu Magen-Darminfektionen kommen. Wenn Ba-den in diesen Seen nicht ausdrücklich erlaubt ist, sollte man besser auf dasBaden verzichten - auch wegen der Unfallgefahr.

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HANDYS FÜR KINDER – EINE GUTE IDEE?

Die Frage, ob Kinder und Jugendlichegegenüber den hochfrequenten elek-tromagnetischen Feldern des Mobil-funks empfindlicher als Erwachsenesind, ist wissenschaftlich nicht geklärt.Nach dem derzeitigen Stand des Wis-sens sind gesundheitsschädliche Wir-kungen durch Mobilfunkfelder nichtzu befürchten.

Man kann jedoch davon ausgehen,dass Kinder eine wesentlich längereZeitspanne ihres Lebens den Mobil-funkfeldern ausgesetzt sein werdenals die heutigen Erwachsenen. Deswe-gen ist nicht sicher auszuschließen,dass über die lange Zeit eines ganzenLebens mögliche – bis heute unbe-kannte – gesundheitsbeeinträchti-

gende Wirkungen zum Tragen kommen könnten. Zudem ist nicht abschlie-ßend geklärt, ob Kinder, die sich ja noch in der Entwicklung befinden emp-findlicher reagieren.

Solange dies nicht eindeutig klar ist, sollte sich die Benutzung von Handysdurch Kinder aus Vorsorgegründen auf ein Mindestmaß beschränken - eineVorsorgemaßnahme, die übrigens auch für Erwachsene gilt.

Weitere Informationen zum Thema „Elektromagnetische Felder“ sind unterwww.bfs.de/elektro zu erhalten.

Eine speziell für Kinder und Jugendliche erarbeitete Broschüre „Mobilfunk:Wie funktioniert das eigentlich?“ kann beim Bundesamt für Strahlenschutzangefordert werden: www.bfs.de/bfs/druck/broschueren/ Brosch_Mobilfunk_Link

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Mobil telefonieren bei Kindern – wie reduziere ich die Risiken?

• Wichtig ist es, Kindern zu vermitteln, mit Handys verantwortungsvoll umzuge-hen. Ein Handy ist kein Spielzeug und sollte nur benutzt werden, falls ein Fest-netzanschluss nicht zur Verfügung steht.

• Telefonate mit Handys sind grundsätzlich kurz zu halten.

• Es sollten strahlungsarme Handys verwendet werden, bei denen der Kopf desNutzers möglichst geringen Feldern ausgesetzt ist.

• Wichtig ist auch, den Verbindungsaufbau abzuwarten. Während des Verbin-dungsaufbaus sendet das Handy mit maximaler Leistung. Daher ist es ratsam,das Freizeichen nicht mit dem Handy am Ohr abzuwarten.

• Die Leistung, mit der das Handy sendet, richtet sich danach, wie gut die Verbin-dung zur nächsten Basisstation ist. Deshalb sollte man bei schlechtem Empfang,zum Beispiel in geschlossenen Räumen, das Handy nicht benutzen.

• Je näher das Handy am Kopf gehalten wird, desto höher ist die Strahlenbelas-tung. Die elektromagnetischen Felder werden mit zunehmendem Abstand im-mer schwächer. Deshalb ist es besser, das Handy von sich fern zu halten, indemman eine SMS schreibt oder bei einem Telefonat ein Headset verwendet.

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SONNENLICHT – ZUVIEL SCHADET DER KINDERHAUT

Was kann für Kinder schöner sein, als bei strahlendem Sonnenschein amStrand Burgen zu bauen und zu planschen. Dass das Sonnenlicht aber auchRisiken mit sich bringt, ist den meisten Eltern heute glücklicherweise be-kannt. Das Problem: Die Sonnenstrahlung enthält einen hohen Anteil desgesundheitsschädlichen Ultraviolett-(UV)-Lichts. Eine zu hohe UV-Belastungkann sowohl zu akuten Wirkungen wie Sonnenbrand als auch zu Langzeitef-fekten wie vorzeitiges Altern der Haut, Hautkrebs und Schwächung des Im-munsystems führen.

Kinder gelten in diesemZusammenhang als be-sonders gefährdet. Ins-besondere Sonnenbrän-de können bei Kinderngefährlich sein, da dieHäufigkeit von Sonnen-bränden im Kindesaltermit einem erhöhtenHautkrebs-Risiko in Zu-sammenhang gebrachtwird. Ausgiebige undhäufige Sonnenbäder imKindesalter können zurverstärkten Ausbildungvon Muttermalen füh-ren, einem Risikofaktorfür einen erst viel späterauftretenden schwarzen

Hautkrebs (malignes Melanom). Kinder halten sich häufiger zum Spielenoder beim Sporttreiben im Freien auf. Dabei sind sie schätzungsweise bis zuihrem zwanzigsten Lebensjahr etwa drei Viertel der UV-Dosis ihres gesam-ten Lebens ausgesetzt.

Gerade in den Mittagsstunden sollten sich Kinder im Hochsommer nicht inder direkten Sonne aufhalten. Zu empfehlen ist in jedem Fall ein Sonnen-schutz durch lichtundurchlässige Kleidung oder durch Sonnenschutzcremes.

Viele Familien verbringen ihren Urlaub auch in Regionen, in denen die UV-Strahlung wesentlich stärker ist als üblicherweise in Deutschland. Die Risi-

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ken, die dadurch vor allem für die Kinder bestehen, werden häufig unter-schätzt oder verdrängt.

Weitere Informationen zum Thema „Optische Strahlung“ sind unterwww.bfs.de/uv zu erhalten.

Eine speziell für Kinder und Jugendliche erarbeitete Broschüre „Mit heilerHaut durch den Sommer“ kann beim Bundesamt für Strahlenschutz angefor-dert werden: www.bfs.de/uv/uv2/kinder_flyer.html

Aber das Sonnenlicht birgt nicht nur Gefahren, sondern besitzt, neben derallgemein positiven Wirkung auf das Wohlbefinden des Menschen, konkretegesundheitsfördernde Eigenschaften. So wird unter Einwirkung von UV-Strahlung in der Haut Vitamin D gebildet. Ein Mangel an Vitamin D kann

bei Kindern zu der Krankheit Rachitisführen. In der Regel ist aber eine un-zureichende Zufuhr von Vitamin Doder Vitamin-D-Vorstufen über die Er-nährung für Vitamin-D-Mangelzustän-de verantwortlich und nicht eine un-zureichende Lichtzufuhr. Vitamin Dist zum Beispiel in Fisch oder in Ei-und Milchprodukten enthalten. InDeutschland ist eine leichte Unterver-sorgung mit Vitamin D anzutreffen,wie in vielen anderen Industrie-ländern auch. Mangelerkrankungen,wie Rachitis bei extremer Vitamin-D-Unterversorgung, sind allerdings eineSeltenheit.

Was kann ich zusätzlich tun?

• Vor allem im Urlaub an der See, in den Bergen oder beim Skifahren auf ausrei-chenden Lichtschutz achten

• Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens 20) nicht nurmitnehmen, sondern auch anwenden – und zwar bevor man in die Sonne geht

• Auf lichtundurchlässige Kleidung achten, ein dünnes T-Shirt schützt nicht unbe-dingt vor einem Sonnenbrand

• Kinder gehören nicht auf die Sonnenbank

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FALSCHE ERNÄHRUNG MACHT KINDER KRANK

Kinder lieben Süßes, Limonade und weißes Brot. Aber: Durch eine unausge-wogene Ernährung und zu wenig Bewegung leiden heutzutage sehr vieleKinder unter Fettleibigkeit, die sich in vielen Fällen auch in das Erwachse-nenalter fortsetzt. Daraus ergeben sich Gesundheitsprobleme wie Zucker-krankheit oder vorzeitiger Verschleiß der Gelenke.

Die Ernährungspyramide Quelle: aid-infodienst

Aber welche Ernährung ist für Kinder richtig?

Bei Säuglingen gilt nach wie vor: Bis zum Alter von sechs Monaten sollteausschließlich gestillt werden. Dies ist nachweislich die beste Ernährung fürkleine Kinder. Danach sollte mit der Zufütterung von Beikost begonnen wer-den. Diese ist landes- und kulturtypisch unterschiedlich – in Deutschland

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hat sich der Beginn mit einem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei bewährt. Überdie Zufügung von Vollmilch, Getreide und Obst sowie später dann kleinerZwischenmahlzeiten bestehend aus Brot und Milch wird jenseits des erstenLebensjahres allmählich eine Familienernährung erreicht.

Als günstigste Art wird hierfür das Konzept der optimierten Mischkost, aus ei-ner warmen Mahlzeit (zum Beispiel Mittagessen), zwei kalten Mahlzeiten (zumBeispiel Früh- und Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten angesehen.

Kuchen, Kekse und Süßigkeiten sind für Kinder als seltene Zwischenmahlzei-ten akzeptabel. Obst, Rohkost, Gemüse oder Salat sollten dagegen Bestand-teil jeder Mahlzeit sein.

Natürlich sind Obst und Gemüse grundsätzlich vor dem Verzehr gut zu wa-schen, um Schmutz und mögliche Rückstände von Pflanzenschutzmitteln zuentfernen.

Auf süße Getränke wie Cola oder Limonade sollte am besten verzichtet wer-den – allenfalls sollten diese eine Ausnahme darstellen. Wasser oder Teesind zwar nicht so beliebt, aber wesentlich gesünder.

Es kann an dieser Stelle nicht ausführlich auf das Thema Ernährung einge-gangen werden. Generell lässt sich jedoch sagen, dass die Auswahl der Le-bensmittel einen wesentlich größeren Einfluss auf die Gesundheit hat als dieBelastung mit so genannten Umweltgiften.

Bei der Auswahl der Lebensmittel ist zu berücksichtigen, ob die Herstellungder Produkte für Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen verantwortungs-voll geschehen ist.Produkten, bei de-nen dies der Fallist, ist der Vorzugzu geben. ExtremeNiedrigpreise er-lauben nur in selte-nen Fällen eine sol-che Herstellungder Lebensmittel.Man ist, was manisst, das gilt auchfür Ihre Kinder.

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LÄRM – PROBLEMATISCH AUCH FÜR KINDER

Ob Kinder empfindlicher gegenüber Lärm sind als Erwachsene, ist derzeitnicht eindeutig geklärt. Sie haben jedoch weniger Kontrolle über ihre Um-gebung als Erwachsene, und in ihrer Freizeit sind sie häufig freiwillig oderunfreiwillig lauten Schallquellen ausgesetzt (Disco, Discman‚ Straßenverkehr,laute Haushaltsgeräte usw.).

Auch lautes Spielzeug kann für kleinere Kinder ein Problem sein. Sie sindfasziniert von den lauten Geräuschen und spielen deshalb viel und gernemit solchen Spielzeugen. Dass dadurch ein Risiko für ihr Hörvermögen ent-steht, können sie noch nicht verstehen. Hier ist die Aufmerksamkeit von El-tern sowie von Erzieherinnen und Erziehern gefordert.

Für Erwachsene liegen Ergebnisse über gesundheitliche Langzeitfolgenchronischer Lärmbelastung vor. Falls die Lärmbelastung schon im Kindesal-ter beginnt, ist zu erwarten, dass die Auswirkungen größer sind als bei ei-nem späteren Beginn. Insofern kommt dem Vorsorgeprinzip im Gesund-heitsschutz, auch was den Lärm angeht, bei Kindern eine besondere Bedeu-tung zu.

Gehörschäden sind nicht wieder rückgängig zu machen und können sowohldurch kurzfristige oder plötzliche Überlastung (zum Beispiel Spielzeugpisto-le, Schlag gegen das Ohr, Knallgeräusche, Feuerwerk) als auch durch Dauer-belastung (zum Beispiel häufiger Gebrauch lauten Spielzeugs dicht am Ohr,Quietschtiere, Motoren, laute Hobbies, laute Musik über Kopfhörer, Musik inDiskotheken und Konzerten) hervorgerufen werden.

Darüber hinaus kann Lärm bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen dieAusschüttung bestimmter Hormone beeinflussen und zu Blutdrucksteige-rungen führen. Die Wirkungen des Lärms als Stress verstärkender Faktor be-treffen Kinder prinzipiell ebenso wie Erwachsene.

Lärm ruft Belästigungsreaktionen und Schlafstörungen hervor. Untersuchun-gen zeigen, dass Kinder ebenso wie Erwachsene durch Lärm belästigt sind,obwohl sie selbst gerne Lärm erzeugen. Studien haben eindeutig gezeigt,dass manche Lernleistungen von Kindern aus lärmbelasteten Schulen (Flug-lärm) schlechter sind als die von unbelasteten Kindern.

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SO WICHTIG WIE DIE GESUNDE UMWELT: DAS SOZIALE UMFELD

Die wirtschaftliche und soziale Situation der Familie wirkt sich deutlich aufdie Lebens- und Wohnverhältnisse sowie das Ernährungsverhalten von Kin-dern aus. So gehen schlechte soziale Verhältnisse oft mit einer höherenSchadstoffbelastung der Kinder einher. Zum Beispiel zeigt sich in Studienimmer wieder, dass das Rauchverhalten der Eltern von diesen Faktoren ab-hängig ist. Besonders bedenklich ist, falls dies in der Wohnung und im Bei-sein der Kinder geschieht. Durch das soziale Umfeld kann auch das Rauch-verhalten der Kinder und Jugendlichen mitbeeinflusst werden.

Die geistige Entwicklungeines Kindes wird we-sentlich durch die Anre-gung aus dem häusli-chen Umfeld gefördert.So ist bekannt, dass beiVernachlässigung einesKindes durch die Elternseine Entwicklung eherungünstig verläuft. An-dererseits weiß man,dass bei Kindern, die ei-ne angeborene gesund-heitliche Benachteili-

gung haben, die intensive Zuwendung durch die Eltern zu enormen Verbes-serungen führen kann, welche die Lebensqualität im späteren Leben ent-scheidend erhöhen. Was Umwelteinflüsse angeht, so können unter ungüns-tigen Bedingungen Effekte auftreten, die sowohl aus fehlender Anregung re-sultieren, als auch auf Schadstoffwirkungen zurückzuführen sind. Nur wennsich Eltern bestimmter Risiken und Gefahren bewusst sind, können sie zumeinen schützenden Einfluss auf ihre Kinder nehmen, zum anderen aberauch erzieherisch ein umwelt- und gesundheitsbewusstes Verhalten der Kin-der bewirken. Dieses Bewusstsein der Eltern hängt wiederum von deren ei-gener Erziehung, Ausbildung und Lebensstandard ab. Meist wirkt sich dabeiein gehobener Lebensstandard positiv aus. Aber nicht immer ist ein höhererLebensstandard nur mit positiven Gesundheitsauswirkungen verknüpft. Neu-rodermitis wird beispielsweise häufiger in den oberen sozialen Schichten be-obachtet.

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WAS UNTERNIMMT DER STAAT, UM DIE GESUNDHEITUNSERER KINDER ZU SCHÜTZEN?

Eine Vielzahl von Gesetzen und Bestimmungen garantiert in Deutschland ei-nen sehr hohen Sicherheitsstandard im Zusammenhang mit Umwelt undGesundheit. Trotzdem gibt es immer wieder neue und bisher unbekannteGefahren, die erkannt und erforscht werden müssen. Dazu gibt es zuständi-ge Behörden, die auf Bundes- und Länderebene zum Beispiel Atemluft-,Wasser- und Lebensmittelqualität kontrollieren.

So gehört beispielsweise das Trinkwasser in Deutschland zu den bestunter-suchten Lebensmitteln. Dass dies so ist, garantiert die Trinkwasser-

verordnung, in der derHöchstgehalt bestimm-ter Stoffe im Trinkwassergenau festgelegt ist.Auch Badewasser inSchwimmbädern undEU-Badegewässern wirdregelmäßig überwacht.

Andere Gesundheitsrisi-ken sind nicht so offen-sichtlich – doch auchhier wird versucht, dieGefahren zu vermin-dern. Kontaminierte Bö-

den etwa stellen eine Gesundheitsgefahr besonders für Kinder dar. Der Staatschützt seine Bürger mit Hilfe des Bundes-Bodenschutz-Gesetzes. Für Bödenzum Spielen oder Sporttreiben gelten deshalb besondere Anforderungen(Sand auf Spielplätzen, Sportplätze).

Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir in Innenräumen. Eine guteQualität der Atemluft darin ist deshalb sehr wichtig. Wie eine gute Innen-raumluft zu gewährleisten ist, darüber informieren viele Empfehlungen ver-schiedener Bundeseinrichtungen, wie zum Beispiel der Leitfaden des Um-weltbundesamtes zur Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden. Auch in derVeröffentlichung „Gesünder Wohnen – aber wie? Praktische Tipps für denAlltag“ finden sich viele Hinweise und Empfehlungen zu diesem Thema. Bei-de Veröffentlichungen finden Sie auf der Internetseite der Umweltbundes-amtes www.umweltbundesamt.de und auch unter www.apug.de.

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Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ soll beim Einkauf bestimmter Baupro-dukte, Einrichtungsgegenstände und elektronischer Geräte auf schadstoffar-me Produkte hinweisen (www.blauer-engel.de). Mit dem Umweltzeichen für

emissionsarme Produkteaus Holz und Holzwerk-stoffen konnten nachumfangreichen Untersu-chungen verschiedeneMöbel, Laminatböden,Paneele und Linoleumausgezeichnet werden.Ebenfalls weit verbreitetist das Umweltzeichenfür Dispersions-wandfarben. Auf derGrundlage des Bewer-tungsschemas für Bau-produkte des Ausschus-ses zur gesundheitlichenBewertung von Baupro-dukten (AgBB) wird dasUmweltzeichen für

Bodenbelagsklebstoffe, elastische Fußbodenbeläge und Matratzen vergeben.Seit kurzem gibt es auch Vergabekriterien für Polstermöbel auf der gleichenGrundlage. Aber auch elektronische Geräte wie Kopierer, Drucker und Mul-tifunktionsgeräte können, wenn sie emissionsarm sind, mit dem Blauen En-gel ausgezeichnet werden. Das Umweltzeichen trägt damit zu einer besse-ren Innenraumluftqualität bei.

Eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Atemluft in Innenräumen istnatürlich eine möglichst saubere Außenluft. Die Kontrolle der Luftschadstof-fe in der Außenluft geschieht in Deutschland mit Hilfe von flächendecken-den Messnetzen. Alle wichtigen Stoffe, die zu Luftverunreinigungen führen,sind über das Bundes-Immissionsschutzgesetz und die zugehörigen Verord-nungen geregelt. Die Regelungen werden den aktuellen Anforderungen an-gepasst. Die Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität sind in vielenFällen von Erfolg gekrönt. So kommen typische Wintersmogperioden, in de-nen hohe Schwefeldioxid- und Staubkonzentrationen die Gesundheit vonKindern gefährden konnten, heutzutage praktisch nicht mehr vor. Die Um-setzung der gesetzlichen Bestimmungen zur Luftreinhaltung führte auch inden neuen Bundesländern zu einer Angleichung an die geringe Häufigkeitvon Atemwegserkrankungen bei Kindern in den alten Bundesländern. Die

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Weiterentwicklung der Luftreinhaltepolitik in Deutschland und Europa wirdzu einer weiteren Verbesserung der Luftqualität führen.

Immer wieder wird in den Medien über angebliche Risiken des Mobilfunksberichtet. Um die tatsächlichen Risiken besser beurteilen zu können habendas Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Strahlen-schutz (BfS) das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm initiiert. Es wirdzu gleichen Teilen vom BMU und den Mobilfunkbetreibern mit insgesamt17 Mio. e gefördert. Umgesetzt und koordiniert wird es vom BfS. Ziel desForschungsprogramms ist es, grundsätzliche biologische Wirkungen undMechanismen wissenschaftlich belastbar nachzuweisen und unter Einbezie-hung internationaler Forschungsergebnisse deren gesundheitliche Relevanzzu beurteilen.

Informationen zum Deutschen Mobil-funk Forschungsprogramm finden Sieim Internetportal des Programms un-ter www.deutsches-mobilfunk- forschungsprogramm.de.

Zur Information der Bevölkerungüber die möglichen Gefährdungendurch die UV-Strahlung der Sonnewerden von April bis September je-weils am Montag, Mittwoch und Frei-tag 3-Tages-UV-Index-Prognosen fürNord-, Mittel- und Süddeutschland ver-öffentlicht. Der UV-Index wird vomBundesamt für Strahlenschutz in Zu-sammenarbeit mit dem DeutschenWetterdienst und dem Umwelt-bundesamt erstellt:www.bfs.de/uv/uv2/uvi/prognose.html

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AKTIONSPROGRAMM UMWELT UND GESUNDHEIT

Kinder brauchen eine Umwelt, in dersie gesund leben können. Um diesesZiel zu unterstützen, kooperierenmehrere Ministerien und Bundesober-behörden im Rahmen des Aktionspro-gramms Umwelt und Gesundheit –kurz APUG. Kinder sind ein Schwer-punktthema des APUG, das nach der3. Konferenz der europäischen Minis-ter für Umwelt und Gesundheit in Hel-sinki 1999 in Deutschland vom Bun-desumwelt- und Bundesgesundheits-ministerium ins Leben gerufen wurde.Inzwischen hat sich auch das Bundes-

ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)angeschlossen.

Das Aktionsprogramm fördert zum einen die Forschung, die den Zusam-menhang zwischen Umwelteinflüssen und Gesundheitsbeeinträchtigung beiKindern untersucht. Zum anderen sind Maßnahmen, die den gesellschaftli-chen Dialog über gesundheitliche Risiken durch Umweltbelastungen beiKindern unterstützen sowie die Erarbeitung von Handlungsempfehlungenfür die Politik zum Schutz der Kinder wichtige Ziele dieses Programms.

Mehrere Forschungsprojekte, die den Zusammenhang zwischen Um-welteinflüssen und Gesundheitsbeeinträchtigungen bei Kindern unter-sucht haben, sind bereits abgeschlossen:

• Forschungsprojekt „Berücksichtigung der Risikogruppe Kind bei der Ableitung ge-sundheitsbezogener Umweltstandards“ (FKZ: 201 61 215, Schneider et al., 2002)

• Exposition von Kindern gegenüber Pflanzenschutzmitteln (FKZ: 201 61 218/01,Heinemeyer, G. und Gundert-Remy, U., 2002)

• Kinderspezifische Sicherheitsfaktoren bei der Ableitung von Grenzwerten (Gun-dert-Remy, U., 2004)

Die Ergebnisse dieser Vorhaben wurden zusammen mit weiterführender ak-tueller Literatur in einem Hintergrundpapier mit dem Thema „Umweltbe-

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dingte Gesundheitsrisiken – Was ist bei Kindern anders als bei Erwachse-nen?“ im Internet (www.apug.de/archiv/pdf/Broschuere_Kinder_Suszept.pdf)veröffentlicht.

Weitere informationen für Kinder und Jugendliche über Umwelt und Ge-sundheit finden Sie auch auf der Internetseite: www.kinderwelt.org.

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AUCH IN EUROPA IST DIE GESUNDHEIT DER KINDEREIN WICHTIGES THEMA

„Die Zukunft unseren Kindern“ war das Motto der 4. Konferenz der Euro-päischen Umwelt- und Gesundheitsminister der Region Europa der Weltge-sundheitsorganisation (WHO) im Juni 2004 in Budapest.

Auf der Konferenz wurde ein „Kinderaktionsplan“ und ein umfangreicherMaßnahmenkatalog verabschiedet. Die einzelnen Staaten sollen anhand die-ser Vorgaben bis zum Jahr 2007 auf ihre nationalen Bedürfnisse zugeschnit-tene Pläne entwickeln und diese mit ihren nationalen Aktionsplänen zu Um-welt und Gesundheit verknüpfen. Auch im deutschen AktionsprogrammUmwelt und Gesundheit (APUG), das auf der WHO-Konferenz 1999 vorge-stellt worden ist, stehen Kinder im Mittelpunkt. Verschiedene in Budapestbeschlossene Maßnahmen sind daher bereits im deutschen APUG enthalten(Informationen unter www.apug.de).

Ein wichtiges Thema der Konferenzbeschlüsse betrifft beispielsweise die Ver-ringerung der Luftbelastung (Innen- und Außenluft) durch Schadstoffe. ImInnenraum sind neben dem Tabakrauch insbesondere Emissionen aus Bau-produkten und Einrichtungsgegenständen als Schadstoffquellen zu nennen.

Für die Außenluft ist z.B.die Verminderung desDieselrußes und weite-rer Feinstaubquellen ei-ne vordringliche politi-sche Aufgabe. Ein weite-res wichtiges Ziel imMaßnahmenkatalog istauch die Verringerungder Belastung von Kin-dern durch Chemika-lien, biologische Einflüs-se (etwa Schimmelpilze)und Lärm.

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UND WIE GEHT ES WEITER?

International haben Kinder eine herausragende Stellung im gesundheitsbe-zogenen Umweltschutz. Kindergesundheit ist sowohl bei der EuropäischenKommission als auch bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einSchwerpunkt der Aktivitäten im Bereich Umwelt und Gesundheit. Ein Euro-päischer Aktionsplan für Kinder, Umwelt und Gesundheit ist auf der 4. Kon-ferenz der europäischen Umwelt- und Gesundheitsminister der WHO-RegionEuropa in Budapest im Juni 2004 verabschiedet worden.

Die Umweltminister der sieben führenden Industrieländer und Russlands(Gruppe der Acht, G8) haben bereits 1997 die Verbesserung des Schutzesvon Kindern gegenüber Umweltbelastungen eingefordert (Erklärung des G8-Umweltministertreffens von 1997, Miami-Deklaration).

Die UNO-Konvention über die Rechte von Kindern haben 198 Staaten unter-zeichnet. Sie fordert, dass Kinder das Recht auf den höchsten Standard anGesundheit und Gesundheitseinrichtungen sowie das Recht auf eine sichereUmgebung haben. Der Schutz vor und die Erforschung der gesundheitli-chen Risiken von Kindern durch die Umwelt wird als eine Schlüsselaufgabeheute und in der Zukunft wahrgenommen.

Angaben zur Konferenz und zum umfangreichen Maßnahmenkatalog sindunter www.apug.de, Rubrik „Internationales“, zu finden.

ANSPRECHPARTNER:

Dr. Wolfgang StraffUmweltbundesamt, II 1.1Tel. 030 8903 1443

Dr. Hedi SchreiberAPUG-GeschäftsstelleUmweltbundesamt, II 1.1 Tel. 030 8903 1105

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DIESE BROSCHÜRE ENTSTAND UNTER MITWIRKUNGVON...

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Dr. Klaus AbrahamBundesinstitut für Risikobewertung

Dr. Wolfgang BabischUmweltbundesamt

Dr. Cornelia BaldermannBundesamt für Strahlenschutz

Nele BöhmeUmweltbundesamt

Dr. Hermann DieterUmweltbundesamt

Dr. Jutta DürkopUmweltbundesamt

Dr. Hans-Hermann EggersUmweltbundesamt

Dr. Norbert EnglertUmweltbundesamt

Prof. Dr. Ursula Gundert-RemyBundesinstitut für Risikobewertung

Dr. Axel HahnBundesinstitut für Risikobewertung

Frank HönerbachUmweltbundesamt

Prof. Dr. Helmut HöringUmweltbundesamt

Helmut JahrausBundesamt für Strahlenschutz

Karsten KlennerUmweltbundesamt

Dr. Heinz-Jörn MoriskeUmweltbundesamt

Dr. Dietmar NoßkeBundesamt für Strahlenschutz

Dr. Wolfgang PlehnUmweltbundesamt

Prof. Dr. Hildegard PrzyrembelBundesinstitut für Risikobewertung

Dr. Hedi SchreiberUmweltbundesamt

Dr. Bernd SeifertUmweltbundesamt

Dr. Martin SteinerBundesamt für Strahlenschutz

Dr. Manfred SteinmetzBundesamt für Strahlenschutz

Dr. Regine SzewzykUmweltbundesamt

Dr. Ute WolfRobert Koch-Institut

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WAS IST DAS? ABKÜRZUNGEN UND BEGRIFFE

Atopie Häufig vererbte Veranlagung, auf bestimmte Einflüsseder Umwelt mit Ekzemen, Heuschnupfen oder Asthmabronchiale zu reagieren

Atemminutenvolumen Luftvolumen, das in einer Minute geatmet wird; in Ru-he beim Erwachsenen ca. 5-8 Liter

Bedarfsgegenstände Gegenstände oder Mittel, mit denen der Mensch inKontakt kommt; Beispiele: Verpackungen für Lebens-mittel oder Kosmetika, Körperpflegemittel,Reinigungsmittel, Spielwaren und vieles andere mehr

DEHP Abkürzung für Diethylhexylphthalat; wichtigster Ver-treter der Weichmacher (Phthalate), Verwendung invielen Kunststoffen; akute Giftigkeit ist gering, aberdie chronische Aufnahme größerer Mengen scheintbedenklich; dies ist noch Gegenstand der Forschung

Diabetes mellitus Stoffwechselerkrankung, umgangssprachlich wegender dabei auftretenden erhöhten Blutzuckerspiegelund der dadurch bedingten Ausscheidung von Zuckerim Urin auch Zuckerkrankheit genannt

Flammschutzmittel Vielzahl von verschiedenen chemischen Verbindun-gen, die die Entzündbarkeit brennbarer Stoffe herab-setzen; u.a. polybromierte Biphenyle und Diphenyl-ether; einige der verwendeten Flammschutzmittel wei-sen erhebliche toxikologisch und ökotoxikologisch be-denkliche Eigenschaften auf

Grenzwert rechtlich verbindlicher Wert, der nicht überschrittenwerden darf; ein Grenzwert wird auf der Grundlagewissenschaftlicher Erkenntnisse unter Einbeziehunggesellschaftlicher Aspekte vom Gesetzgeber festgelegt

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Moschusverbindungen Duftstoffe, die nach Moschus riechen, ursprünglich ge-wonnen aus Drüsen-Sekret des Moschushirsches, heuteweitestgehend industriell hergestellt; bestimmte Ver-treter dieser Verbindungen sind nur schwer abbaubarund reicherten sich in der Natur und in der Nahrungs-kette an

PAK polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe; vor al-lem in Teer, Erdöl und Kohle enthalten; entstehen beider unvollständigen Verbrennung von organischemMaterial; in der Umwelt weit verbreitet; zahlreichePAK sind krebserregend

PCB polychlorierte Biphenyle; in der Vergangenheit vielsei-tig eingesetzte Werkstoffe, die seit 1989 in Deutsch-land verboten sind; PCB sind in der Umwelt schwer ab-baubar und reichern sich in der Nahrungskette an

Richtwert Richtwerte (RW I und II) beschreiben die Konzentrati-on eines Stoffes in der Innenraumluft. Der RW I sollteaus Vorsorgegründen eingehalten werden; bei Über-schreiten des RW II besteht sofortiger Handlungsbe-darf, damit eine Gesundheitsgefährdung vermiedenwird

Weichmacher in vielen Kunststoffen (z.B. in PVC) enthaltene chemi-sche Verbindungen mit weichmachender Wirkung:siehe DEHP

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BILDNACHWEIS

Aid-infodienst: Seite 28

Nele Böhme: Seite 16, 19, 26, 29, 32

Christine Däumling: Seite 15, 17, 22

Dr. Axel Hahn: Seite 12

www.Kinderwelt.org: Seite 36

Astrid Michaelis: Seite 23, 24, 27, 31, 34

Robert Koch-Institut, KiGGS: Seite 9

Catherine Schofield: Titelbild

Dr. Wolfgang Straff: Seite 4, 5, 7, 8, 14, 35

Umweltbundesamt: Seite 20, 23 (oben), 33

WHO: Seite 37

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ANHANG

Liste der Giftinformationszentralen in Deutschland

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Ort Einrichtung Vorwahl Telefon-Nr.

BerlinGiftnotruf Berlin Beratungsstelle fürVergiftungserscheinungen, Beratungbei Vergiftungen bei Kindern

030 1 92 40

Berlin

Charié-Universitätsmedizin Berlin Cam-pus Rudolf Virchow (Behandlungszen-trum), Beratung bei Vergiftungen beiErwachsenen

030 450 653 555

Bonn Informationszentrale gegen Vergiftun-gen, Zentrum für Kinderheilkunde

0228 1 92 40

ErfurtGemeinsames GiftinformationszentrumMecklenburg-Vorpommern, Sachsen,Sachsen-Anhalt, Thüringen

0361 730 730

FreiburgInformationszentrale für Vergiftungsfäl-le, Universitätskinderklinik Freiburg

0761 1 92 40

Göttingen

Giftinformationszentrum Nord der Län-der Bremen, Hamburg, Niedersachsen,Schleswig-Holstein; UniversitätsklinikumGöttingen

0551 1 92 40

Homburg/SaarInformations- und Beratungszentrumfür Vergiftungsfälle; Universitätsklinikenfür Kinder- und Jugendmedizin

06841 1 92 40

Mainz Beratungsstelle bei Vergiftungen derLänder Rheinland-Pfalz und Hessen;Universität Mainz

06131 1 92 40

MünchenGiftnotruf München, Toxikologische Ab-teilung der II. Medizinischen Klinik

089 1 92 40

NürnbergGiftnotrufzentrale Nürnberg, II. Medizi-nische Klinik, Klinikum Nürnberg

0911 3 982 451

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| UMWELT & GESUNDHEIT |

KINDER, KINDER!Was hat die Umwelt mit der

Gesundheit zu tun?

Kontakt:UmweltbundesamtPostfach 140606813 DessauFax: ++49 340 2103 2285Internet: www.umweltbundesamt.deE-Mail: [email protected] UmweltbundesamtGedruckt auf 100 % Recyclingpapier

Diese Broschüre ist ein Beitrag zumAktionsprogramm Umwelt und Gesundheitund Teil der Öffentlichkeitsarbeit.Sie ist kostenlos erhältlich.

AktionsprogrammUmwelt und Gesundheit

(APUG)