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ANIONENNACHWEISE Vorlesung analytische Chemie – SS 2010

Anionennachweise - Universität Hildesheim · pD-Wert Maß für die Empfindlichkeit des Nachweises pD

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ANIONENNACHWEISEVorlesung analytische Chemie – SS 2010

Übersicht

Allgemeines zu Nachweisen Anionentrennungsgang Ausgewählte Einzelnachweise

Grenzkonzentration

Grenzkonzentration (GK, D): die Konzentration, bei der Nachweise gerade noch positiv sind.

Z.B.: 1 g Stoff sind in 3 ∙ 105 mL noch nachweisbar D ≈ 10-5,5 g/mL

pD = -lg (D) = 5,5

pD-Wert

Maß für die Empfindlichkeit des Nachweises pD < 3,0: Nachweis wenig empfindlich und für die

mikrochemische Analyse nicht geeignet. 3,0 ≤ pD ≤ 5,0: empfindlicher Nachweis pD > 5,0 sehr empfindlicher Nachweis

Erfassungsgrenze

Erfassungsgrenze: Die Masse des Stoffes, die gerade noch nachweisbar ist; Angabe in µg.

Beispiel: D = 10-6 g/mL, Volumen der Probe 0,05 mL, dann beträgt die Erfassungsgrenze 0,05 mL∙ 10-6 g/mL = 0,5 µg.

Erfassungsgrenze ist abhängig vom verwendeten Volumen (anders als D). Üblich: Bezug auf 1 Tropfen (0,05 mL)

Achtung: Angabe von D und EG immer für „ideale“ Lösungen (frei von störenden Substanzen)

Fällungen

Elektrolyte fallen aus, wenn ihr Löslichkeitsprodukt überschritten wird.

Trotzdem: GGW zwischen Bodenkörper und Lösung Mg(OH)2 Mg2+ + 2 OH-

Vollständige Fällung:

Niederschläge auflösen

Allgemein: GGW in Richtung der gelösten Ionen verschieben, z.B.

Durch Veränderung des pH-Wertes Mg(OH)2 Mg2+ + 2 OH-

+ H+ → Mg2+ + H2O Hydroxid-Ionen werden aus dem Bodenkörper nachgebildet

Durch Komplexbildung AgCl + 2 NH3 [Ag(NH3)2]+ + 2 Cl-

In Wasser lösen sich etwa 10-5 mol/L; in 1 M NH3 etwa 10-1,4 mol/L

Vorproben für Kationen

Spektralanalyse, Flammenfärbung Lötrohrprobe Phosphorsalz- (NaNH4HPO4) und

Boraxperle (Na2B4O7)

Mn Cu Fe Cr Co

Nachweise der Anionen

Aus Ursubstanz bzw. aus dem Sodaauszug (Sodaaufschluss) Aus Ursubstanz:

Carbonat, Nitrat, Acetat, da sie sich im Laufe der Analyse verflüchtigen können; Sulfid

Sodaauszug für die Anionen, deren Nachweis durch Metallionen gestört wird

Sodaauszug

1 g Ursubstanz mit der 2-3 fachen Menge Soda (Na2CO3) in Wasser aufschlämmen

10 min kochen; Rückstand abtrennen Filtrat wird für den Trennungsgang verwendet

Direkt aus Sodaauszug/Urbustanz

Carbonatnachweis

Ansäuern: z.B. Na2CO3 + 2 H+ → 2 Na+ + CO2↑ + H2O

Nachweis als BaCO3 zunächst wie oben, dann das Gas auffangen

CO2 + Ba(OH)2 → BaCO3↓ + H2OKalkwasser

Nachweis durch Entfärben von Phenolphthalein, das mit Na2CO3 gerade rosa gefärbt ist. Na2CO3 + H2O 2 Na+ + HCO3

- + OH-

CO2 + OH- HCO3-

pD = 3,9

Nitratnachweis

Ringprobe (pD = 4,0) 2 HNO3 + 6 FeSO4 + 3 H2SO4 →

3 Fe2(SO4)3 + 4 H2O + 2 NO NO + [Fe(H2O)6]2+ → [Fe(H2O)5NO]2+ + H2O 3 Tr. Probelösung werden mit 3 Tr. kalt gesättigter

FeSO4-Lsg (angesäuert) versetzt und mit konz. H2SO4unterschichtet. Es bildet sich ein brauner bis amethystfarbener Ring.

Acetatnachweis (Riechprobe)

Nachweis als Essigsäureethylester Probe mit konz. Schwefelsäure und Ethanol übergießen,

verrühren, ca. 15 min stehen lassen Obstartiger Geruch

Nachweis als Essigsäure Probe mit verd. Schwefelsäure versetzen oder 4-6fache Menge Kaliumhydrogensulfat dazugeben, im

Mörser verreiben Geruch nach Essigsäure

Phosphatnachweis

Probe mit Salpetersäure ansäuern Mit Überschuss Ammoniummolybdat-Lösung

versetzen Gelber Niederschlag

Trennungsgang: Übersicht

Ausgangslösung: Filtrat des Sodaauszugess Prinzip: Bildung schwerlöslicher Salze1. Ca(NO3)2-Gruppe (I. Gruppe)

2. Ba(NO3)2-Gruppe (II. Gruppe)3. Zn(NO3)2-Gruppe (II. Gruppe)

4. AgNO3-Gruppe (IV. Gruppe)5. Lösliche Gruppe (V. Gruppe)

Filtrat wird mit dem nächsten Reagenz versetzt, lösliche Gruppe bleibt übrig.

Calciumnitratgruppe (I. Gruppe)

Bildung schwerlöslicher Ca-Salze in schwach alkalischer Lösung, z.B.: Fluorit F- Carbonat CO3

2-

Arsenat AsO43-

Phosphat PO43-

Oxalat (Rhabarber) C2O42-

Bariumnitratgruppe (II. Gruppe)

In ebenfalls schwach alkalischer Lösung fallen: Chromat CrO4

2-

Sulfat SO42-

Iodat IO3-

Bromat BrO3-

Zinknitratgruppe (III. Gruppe)

Immer noch schwach alkalisches Milieu: Sulfid S2-

Cyanid CN-

Eisen(III)cyanid [Fe(CN)6]3-

Eisen(II)cyanid [Fe(CN)6]4-

Silbernitratgruppe (IV. Gruppe)

Fällung in schwach nitratsaurer Lösung (ansäuern mit HNO3) Chlorid Bromid Iodid Thiosulfat S2O3

2-

Bromat BrO3-

Lösliche Gruppe (V. Gruppe)

Was jetzt (immer noch) in Lösung ist: Chlorat ClO3

-

Perchlorat ClO4-

Nitrit NO2-

Acetat H3CCOO-

Fällungsschema der I. Gruppe

Sulfatnachweis

Z.B. Fällung als Gips

Fällungsschema der II. Gruppe

Chromatnachweis

Nachweis als BaCrO4

Probe essigsauer machen, mit 1 Tropfen Kaliumchromatlösung (c =0,25 mol/L) versetzen

Kleine gelbe Kristalle, pD = 5,8 (beim Halbmikronachweis auf dem Objektträger)

Fällungsschema der III. Gruppe

(Eisen-)Cyanidnachweis

Nachweis von Eisencyanid als Berliner Blau (pD = 6,2) 6 CN- + Fe(OH)2 → [Fe(CN)6]4- + 2 OH-

[Fe(CN)6]4- + Fe3+ → [FeIIIFeII(CN)6]-löslich

Überschuss Fe3+: FeIII [FeIIIFeII(CN)6]3 (unlösl. Berliner Blau)

Nachweis von Cyanid als Fe(SCN)3 (pD = 4,7) CN- + Sx

2- → SCN- + Sx-1-

3 SCN- + Fe3+ → Fe(SCN)3 Als Eisennachweis: pD = 5,3

Fällungsschema der IV. Gruppe

Nachweise von Halogeniden

1. Löslichkeitsversuch in Wasser (schwerlöslich sind etwa PbCl2, AgCl, CaF2)

2. Vorprobe: Zusatz von konz. H2SO4, Erwärmen:

Nachweis als AgHal

Ansäuern mit verd. HNO3 ansäuern (Entfernung von Carbonaten), dann AgNO3 zusetzen:

Trennungsgang der Halogenide

Fällungsschema der V. Gruppe

Literatur, Tipps

Jander, Blasius; Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, Stuttgart: Hirzel, 13. Auflage

http://www.chemgapedia.de/vsengine/topics/de/vlu/Chemie/Anorganische_00032Chemie/Qualitative_00032Analyse/index.html

Ammoniumnachweis

Umwandlung durch Basenzugabe zu NH3, dann Nachweis durch Geruch (nicht empfehlenswert) Nebelbildung mit konz. HCl Umschlag eines Indikators Disproportionierung von Hg(I)-Salzen (pD = 4,3)

Nachweis als Ammoniumiodat (EG: 2 µg NH4+)