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UNIVERSITÄTSKLINIKUM HEIDELBERG PATHOLOGIE

UNIVERSITÄTSKLINIKUM HEIDELBERG PATHOLOGIE · 3 inhaltsverzeichnis grussworte 5 bauen fÜr die medizin am 14 standort heidelberg entwurfskonzept 21 pathologie – von der autopsie

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MAI 2012

PATHOLOGIEUNIVERSITÄTSKLINIKUM HEIDELBERG

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Südostfassade

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3

INHALTSVERZEICHNIS

GRUSSWORTE 5

BAUEN FÜR DIE MEDIZIN AM 14

STANDORT HEIDELBERG

ENTWURFSKONZEPT 21

PATHOLOGIE – VON DER AUTOPSIE ZUR 29

MODERNEN SYSTEMDIAGNOSTIK

TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG 32

KUNST AM BAU 35

PROJEKTDATEN UND ZEITLICHER ABLAUF 36

PROJEKTBETEILIGTE 37

IMPRESSUM 40

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4 Südfassade

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5

von 16,6 Mio. Euro das größte Einzelvorhaben, das die Staatliche

Vermögens- und Hochbauverwaltung im Rahmen des Zukunfts-

investitionsprogramms des Bundes und der Länder (ZIP) reali-

siert hat. Der Bund beteiligt sich bei diesem Programm mit 75%

an den Kosten der Maßnahmen.

Ich freue mich, dass es gelungen ist, ein so großes und komplexes

Vorhaben innerhalb des begrenzten Zeitrahmens zu planen und

fertig zu stellen und danke allen, die daran mitgewirkt und dazu

beigetragen haben. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des

Klinikums, die in der neuen Pathologie tätig sind, wünsche ich

zum Wohle ihrer Patienten eine erfolgreiche Arbeit.

DR. NILS SCHMID MDL

STELLVERTRETENDER

MINISTERPRÄSIDENT UND

MINISTER FÜR

FINANZEN UND WIRTSCHAFT DES

LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG

Das Universitätsklinikum Heidelberg erhält mit dem Neubau für

das Pathologische Institut ein Gebäude, das den zeitgemäßen An-

forderungen dieser traditionellen medizinischen Disziplin ge-

recht wird. Im Verbund eines universitären Hochleistungsklini-

kums steht nicht mehr der klassische Sektionsbereich im

Mittelpunkt des Raumprogramms, sondern eine Vielzahl diffe-

renzierter und hoch installierter Laborräume. Aus Tausenden von

Gewebeproben und Operationspräparaten werden heute Er-

kenntnisse gewonnen, die für eine treffende Diagnose und eine

zielgerichtete Therapie unverzichtbar sind. Hier sind Ärzte For-

scher, die Grundlagen für ihre operierenden und praktizierenden

Kollegen schaffen.

Der Neubau erfüllt diese wissenschaftliche Zweckbestimmung

mit einer funktionsgerechten und dennoch sehr individuellen,

auf den Ort bezogenen Architektur. Labor- und Büroarbeitsbe-

reiche sind ideal verknüpft, die lineare Grundausrichtung des

Entwurfs folgt den Prozessabläufen des vorherrschenden Labor-

betriebs. Es ist den Planern gelungen aus beengten Grundstücks-

verhältnissen und der zwingenden Anbindung an den Altbau ein

markantes Gebäude zu entwickeln, das der Eingangssituation des

Campus Im Neuenheimer Feld Gestalt verleiht.

Der Neubau der Pathologie Heidelberg ist mit Gesamtbaukosten

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6 Großraumlabor

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7

THERESIA BAUER

MINISTERIN FÜR WISSENSCHAFT,

FORSCHUNG UND KUNST DES

LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG

Die Pathologie besitzt große Bedeutung als medizinisches

Grundlagenfach und trägt sehr zum Erfolg der Universitätsmedi-

zin bei. Deshalb hat sich das MWK nachdrücklich dafür einge-

setzt, dass der Neubau der Pathologie im Rahmen des Zukunfts-

investitionsprogramms des Bundes Berücksichtigung finden

konnte. Für die Universitätsmedizin in Heidelberg ist die Fertig-

stellung der Pathologie zukunftsweisend. Das Pathologische In-

stitut kann nun ein modernes Gebäude beziehen, in dem es sich

seiner wichtigen Arbeit in Forschung und Lehre, in der Kranken-

versorgung, in der Weiterbildung und in der Qualitätssicherung

am Universitätsklinikum widmen kann.

Die verantwortungsbewusste und gewissenhafte diagnostische

Beurteilung von Geweben und Zellpräparationen aus allen Berei-

chen der operativen und konservativen Medizin sind elementar

für die klinische Diagnostik und Therapieplanung - und damit

für das Wohl der Patientinnen und Patienten. Die Lehrveranstal-

tungen bilden die Grundlage nicht nur für die erfolgreiche Aus-

und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, sondern auch in

weiteren medizinischen Lehrberufen, insbesondere in der Pflege.

In der Forschung werden zahlreiche Arbeiten durch überregio-

nale Drittmittelgeber gefördert. Im Transregio-Sonderfor-

schungsbereich zum Thema Leberkrebs trägt die Pathologie mit

so bedeutenden Partnern wie dem Deutschen Krebsforschungs-

zentrum und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

wesentlich zum Exzellenzstatus der gesamten Universität Heidel-

berg bei.

Eine flexible Ressourcennutzung wird ebenso ermöglicht wie die

Umsetzung innovativer und problemorientierter Lehrkonzepte.

Es ist angedacht, in dem nun frei werdenden Altbau des Patholo-

gischen Instituts das Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsme-

dizin unterzubringen. Damit sind die Voraussetzungen gegeben,

um eine Empfehlung der Medizinstrukturkommission aus dem

Jahr 2006 aufzugreifen. Diese hatte sich seinerzeit dafür einge-

setzt, den Stellenwert der Pathologie im medizinischen Fächer-

spektrum zu sichern - und deshalb den bestehenden Abteilungen

eine Zentrumsstruktur zu geben und hierbei auch die Rechtsme-

dizin zu integrieren. Die Etablierung eines solchen „Zentrums

für Pathologie und Forensische Medizin“ wäre ein weiterer

Schritt, um die Position Heidelbergs als eines der bedeutendsten

Leistungszentren der Hochschulmedizin in Deutschland und in

Europa zu festigen. Ich wünsche dem Pathologischen Institut in

seinem neuen „Heim“ einen guten Start und weiterhin Erfolg in

Forschung, Lehre und Krankenversorgung.

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Südwestfassade

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Für die Universität Heidelberg und ihr Universitätsklinikum ist

die Fertigstellung des Neubaus des Pathologischen Instituts ein

Moment großer Freude. Mit diesem Neubau auf dem Campus

Im Neuenheimer Feld wird eine Situation beendet, in der die

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Mitarbeiter -

innen und Mitarbeiter unter zunehmend schwierigen Bedingun-

gen die Leistungsfähigkeit der Pathologie aufrecht erhalten muss-

ten. Die Labors der drei Institutsabteilungen Allgemeine

Pathologie, Neuropathologie und angewandte Tumorbiologie

entsprachen seit längerem nicht mehr den Anforderungen an ein

modernes Institut, die Büroräume waren nicht mehr funktions-

gerecht. Umso größer ist nun der qualitative Sprung, den wir mit

diesem Neubau vollziehen können, der mit Mitteln aus dem Zu-

kunftsinvestitionsprogramm des Bundes finanziert worden ist.

Der Neubau mit seinen sechs Geschossen bildet ein architektoni-

sches Pendant zu dem jetzt frei werdenden Hochhaus aus dem

Jahre 1964, in dem das Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin

seinen Ort finden soll. Der Flachbau mit seinen Hörsälen wird

weiterhin für Lehre und Ausbildung genutzt.

Die Universität und auch ihr Klinikum wachsen und sind auf

räumlichen Ausbau angewiesen. Es wird zunehmend schwieriger,

exzellente Wissenschaftler zu berufen, wenn uns Räume für For-

schung und Lehre, insbesondere die Laborflächen fehlen. Gerade

wegen unserer herausragenden Wissenschaftler aber kann die

Universität Heidelberg im Rahmen des Exzellenzwettbewerbs,

im Wettbewerb um Gesundheitszentren und European Research

Council Grants und bei BMBF- und DFG-Anträgen erfolgreich

abschneiden. Wir erhoffen uns in dieser Hinsicht von Land und

Bund weiterhin Unterstützung, um als Spitzenuniversität mit

Weltruf bestehen zu können.

Unsere Medizinische Fakultät profitiert von einem ausgezeichne-

ten lebenswissenschaftlichen Umfeld, zu dem die umgebenden

außeruniversitären Partner in den Max-Planck-Instituten und im

DKFZ sowie auch die naturwissenschaftlichen Fakultäten der

Universität entscheidend beitragen. Immer mehr hervorragend

ausgebildete Physiker, Chemiker und Biologen finden ihren Weg

in die medizinische Forschung, umgekehrt erwerben immer

mehr Medizinstudierende naturwissenschaftliche Kompetenzen.

So ist denn auch eine schnelle und unkomplizierte Übertragung

der Forschungsergebnisse in die Patientenversorgung Stärke der

Heidelberger Medizin.

Mit dem Neubau Pathologie gehen wir ein weiteres Stück in

Richtung Zukunft.

PROF. DR. RER. NAT. HABIL

BERNHARD EITEL

REKTOR DER

UNIVERSITÄT HEIDELBERG

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10 Eingangslabor Ebene 00

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Das Universitätsklinikum Heidelberg hat innerhalb von nur

18 Monaten einen modernen, architektonisch ansprechenden

Neubau seines Pathologischen Instituts bekommen. In Rekord-

zeit wurde unmittelbar neben dem alten Institut ein Gebäude er-

richtet, das allen Anforderungen an eine national führende Ein-

richtung für molekulare Gewebediagnostik von Erkrankungen

genügt. Die zügige Errichtung ist dem Zukunftsinvestitionspro-

gramm zu verdanken, in dem Bund und Land Baden-Württem-

berg gemeinsam in bedeutende Bauprojekte investiert haben.

Die Heidelberger Pathologie ist das größte Universitätsinstitut

seiner Art in Deutschland und spielt eine zentrale Rolle in der

Krankenversorgung: Mit der Diagnostik von 70.000 eingesand-

ten Gewebeproben pro Jahr legt sie nicht nur am Universitätskli-

nikum Heidelberg, sondern auch an 20 weiteren Kliniken sowie

mehreren Fachpraxen die sichere Grundlage für eine adäquate

Therapie. Damit unterstützt sie die gute Vernetzung des Klini-

kums und der Medizinischen Fakultät mit seinen Partnern in

Krankenversorgung und Forschung.

Der Neubau war dringend erforderlich, denn das benachbarte,

im Jahr 1964 errichtete Hochhaus des Pathologischen Instituts

auf dem Campus Neuenheim entsprach nicht mehr den bauli-

chen Anforderungen an ein modernes Institut und hätte nicht

bei laufendem Betrieb saniert werden können. Auf ca. 3.400 m2

sind nun Labors und Diensträume für rund 200 Mitarbeiter un-

tergebracht, die drei Abteilungen angehören (Allgemeine Patho-

logie: Professor Dr. Peter Schirmacher, Neuropathologie: Profes-

sor Dr. Andreas von Deimling, Angewandte Tumorbiologie: Pro-

fessor Dr. Magnus von Knebel-Doeberitz).

Eine entscheidende Rolle spielt das Pathologische Institut in dem

vom Universitätsklinikum und dem DKFZ gemeinsam getrage-

nen Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) durch

seine Tumorgewebebank, die Grundlage einer modernen, auf

den einzelnen Patienten zugeschnittenen Krebstherapie bietet.

DIPL.-VOLKSWIRTIN

IRMTRAUT GÜRKAN

KAUFMÄNNISCHE DIREKTORIN

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12 Großraumbüro

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Der Universitäts-Campus Im Neuenheimer Feld befindet sich

nach wie vor in einer stetigen Weiterentwicklung und verändert

laufend sein Aussehen und seine Strukturen. In den letzten Jah-

ren haben unter anderem verschiedene Klinik-Neubauten und

andere Einrichtungen bestehende Baulücken gefüllt und die Be-

deutung des Universitätsklinikums als eines der führenden medi-

zinischen Forschungszentren weiter gestärkt. Gefestigt wird diese

Spitzenposition auch durch den jetzt fertig gestellten Neubau für

das Pathologische Institut. Mit seinen drei Abteilungen Allge-

meine Pathologie, Neuropathologie und Angewandte Tumorbio-

logie gilt es als das bundesweit größte Pathologische Institut

seiner Art. Das Bestandsgebäude wurde 1964 errichtet und er-

füllte nicht mehr die Anforderungen an einen modernen wissen-

schaftlichen Betrieb. Für das erforderliche Ersatzgebäude in un-

mittelbarer Nachbarschaft wurde am 28. Juni 2010 der erste

Spatenstich und am 11. April 2011 das Richtfest gefeiert. Der

Neubau hat sechs Etagen und bietet auf einer Nutzfläche von

ca. 3.400 m2 Labors und Arbeitsräume für rund 200 Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeiter. Die Baukosten und die Kosten der Erst-

ausstattung in Höhe von ca. 20 Millionen Euro hat das Land

Baden-Württemberg bereit gestellt. Rund drei Viertel dieser

Summe stammen aus Mitteln des so genannten Zukunftsinvesti-

tionsprogramms. Der Neubau wird die Pathologie in die Lage

versetzen, ihre Aufgaben noch besser als bisher zu erfüllen. Dazu

gehören unter anderem die molekulare Gewebediagnostik, die

Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren zum Tumornach-

weis und gezielter Therapien sowie auch die enge Kooperation

mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, für das

die Pathologie die zentrale Gewebebank betreibt. Eine wichtige

Rolle übernimmt das Institut zudem bei der Ausbildung von Me-

dizinstudenten, die sich hier bei rund 250 Obduktionen pro Jahr

mit den Krankheiten des menschlichen Körpers vertraut machen

können. Jährlich untersucht das Pathologische Institut über

70.000 Gewebeproben. Sie kommen nicht nur aus dem Univer-

sitätsklinikum, sondern auch aus Krankenhäusern und Fachpra-

xen der Region. Ich danke dem Land Baden-Württemberg als

Bauherrn und dem Universitätsbauamt Heidelberg als der das

Projekt planenden und leitenden Stelle für die schnelle und qua-

litätsvolle Verwirklichung des Pathologie-Neubaus, der nicht zu-

letzt auch den Ruf Heidelbergs wesentlich unterstreicht. Im Na-

men aller Heidelbergerinnen und Heidelberger wünsche ich dem

Institut sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine

weiterhin erfolgreiche Arbeit zum Nutzen der Menschen in unse-

rer Stadt und unserer Region und weit darüber hinaus.

DR. ECKART WÜRZNER

OBERBÜRGERMEISTER

DER STADT HEIDELBERG

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BAUEN FÜR DIE MEDIZIN AM STANDORT HEIDELBERG

MINISTERIALDIRIGENT THOMAS KNÖDLER

LEITER DER STAATLICHEN VERMÖGENS- UND HOCHBAUVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG

Die Universität Heidelberg konnte 2011 ihr 625-jähriges Grün-

dungsjubiläum feiern. Damit ist sie die älteste und traditions-

reichste Universität in Deutschland. Von Anfang an gehörte die

Medizin zu den klassischen Lehrfächern in Heidelberg.

Rund 400 Jahre beschränkte sich die bauliche Entwicklung der

Universität auf das Kerngebiet der Heidelberger Altstadt. Bis auf

die Sezierhäuser der Anatomie sind aus dieser Zeit keine Univer-

sitätsgebäude mit medizinischer Zweckbestimmung bekannt.

Krankenversorgung war Sache der Familie, allenfalls der karitativ

orientierten Spitäler. Erst im 19. Jahrhundert entstand die staat-

liche Sozial- und Gesundheitsfürsorge. Damit einher ging eine

stürmische Entwicklung der Medizinischen Wissenschaften.

Das erste akademische Hospital der Universität Heidelberg

wurde 1803 im ehemaligen Dominikanerkloster an der Haupt-

straße eingerichtet. Erste Disziplinen waren Geburtshilfe, Chir-

urgie und Innere Medizin. Räume für die Anatomie, Laborato-

rien und naturwissenschaftliche Institute kamen hinzu. 1818

wurde das Krankenhaus in die ehemalige Kaserne am Marstall

verlegt und 1844 ins Seminarum Carolinum, das heute Sitz der

Zentralen Universitätsverwaltung ist.

All diese Unterbringungen waren jedoch Provisorien in bestehen-

den Gebäuden. Die Planung eines neuen akademischen Kran-

kenhauses in Bergheim war daher ein Quantensprung. Mit seiner

Fertigstellung 1876 verfügte die Universität Heidelberg über eine

der modernsten Krankenanstalten der Zeit. Noch heute ist das

weitgehend erhaltenen Ensemble ein eindrucksvolles Zeugnis für

die baulich-räumliche Differenzierung der Medizin im 19. Jahr-

hundert.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Grenzen des Wachstums

in Bergheim erreicht. Der Generalbebauungsplan von 1932 sah

daher vor, Kliniken und kooperierende naturwissenschaftliche

und medizinische Institute jenseits des Neckars, auf dem bisher

unbebauten Areal des Neuenheimer Felds, neu anzusiedeln. Von

den projektierten Bauten konnte vor dem 2. Weltkrieg nur die

Chirurgische Klinik (1933-1939) realisiert werden. Das Patholo-

gische Institut folgte erst 1964, nach Kinderklinik (1951-1957)

und DKFZ (1960-70). Die Medizinisch-Theoretischen Insti-

tute, das sogenannte Theoretikum, wurden 1978 fertig gestellt.

Heute ist das Ziel, Kliniken, Medizinische Fakultät und natur-

wissenschaftliche Institute auf dem Campus Neuenheim zusam-

menzuführen, fast erreicht. Das Konzept des „Heidelberger Kli-

nikrings“ sieht eine ringförmige Anordnung der Kliniken um

eine „grüne Mitte“ vor. Die Planung für den letzten noch fehlen-

den Baustein, den Neubau der Chirurgischen Klinik, ist eingelei-

tet. Bestandteile des Klinikrings sind bislang die Kopfklinik

(1987), die Medizinische Klinik (2003), die Kinderklinik

(2008), die Heidelberger Ionenstrahl-Therapieanlage (2009)

und das Nationale Zentrum für Tumorerkrankungen (2010).

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Die Haut- und Frauenklinik ist im Bau und wird 2013 bezogen.

An der Peripherie des Klinikrings liegen die Bauten des

Versorgungszentrums Medizin (1985), der Klinikumsverwaltung

(2003) und des Otto-Meyerhof-Zentrums (2000).

Auch das Bestandsgebäude des Pathologischen Instituts, ein

6-geschossiges Hochhaus mit seitlich angefügtem Flachbau, ist

nicht Bestandteil des Klinikrings. Es bildet den süd-östlichen

Auftakt des Campus an der Kirschnerstrasse. Im Hochhaus sind

Laborbereiche und Diensträume, im Flachbau Hörsäle für den

Studienbetrieb, der Sektionsbereich sowie Auxiliar- und Techni-

kräume untergebracht.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1964. Die Grundstruktur des

Betonskelettbaus mit einer zentralen Erschließung im Gebäude-

kern ist nicht mehr funktionsgerecht. Für die vorwiegend linear

organisierten Arbeitsabläufe ist die quadratische Grundrissfigur

denkbar ungeeignet. Bei Brandschutz und Elektroinstallation

sind sicherheitsrelevante Ertüchtigungen erforderlich, die bei

laufendem Betrieb nicht möglich sind.

Aus diesem Grund wurde ein Ersatzbau in unmittelbarer Nach-

barschaft errichtet, in den die Nutzungen aus dem Hochhaus

verlagert werden. Der Flachbau wird weiter betrieben. Die klar

gegliederte, meist 3-bündige Grundrissorganisation des Neubaus

ermöglicht eine optimierte Ablaufsteuerung und den Einsatz von

Robotern, der Analysen und Untersuchungen erheblich be-

schleunigt. Synergieeffekte entstehen auch beim Personaleinsatz

und bei der medizintechnischen Ausstattung durch die Zusam-

menlegung bislang getrennter Eingangslabore und einen gemein-

schaftlich genutzten S2-Bereich.

Die Platzierung des Neubaus und die kompakte Bauweise lassen

auf der Nordseite Raum für eine Erweiterung. Das Gebäude ist

an die unterirdische Infrastruktur des Campus und an die Rohr-

postanlage angeschlossen. Für eine Anbindung an die automati-

sche Warentransportanlage (AWT) wurden bauliche Vorkehrun-

gen getroffen.

Über die künftige Nutzung des freiwerdenden Hochhauses ist

noch nicht entschieden. Eine Option ist der Einzug des Instituts

für Rechts- und Verkehrsmedizin, das zurzeit im Altklinikum

Bergheim auf vier Gebäude verteilt ist. Einrichtungen im beste-

henden Flachbau könnten dann gemeinsam von Pathologie und

Rechtsmedizin genutzt werden.

Es ist gelungen, den Ersatzbau Pathologie im engen Zeitkorsett

des Zukunftsinvestitionsprogramms zu realisieren. Ich danke

allen, die an der Planung und Baudurchführung beteiligt waren,

für ihren Einsatz und gratuliere der Universität und dem Klini-

kum zum neuen Haus.

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Südfassade

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Eingangsbereich

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UNIVERSITÄTSBAUAMT HEIDELBERG

N

100 m

DIE BAULICHE ENTWICKLUNG IM NEUENHEIMER FELD STAND 1964

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UNIVERSITÄTSBAUAMT HEIDELBERG

DIE BAULICHE ENTWICKLUNG IM NEUENHEIMER FELD STAND 2012

N

100 m

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21

Mit dem neuen Gebäude und entsprechend optimierten Rah-

menbedingungen kann das Pathologische Institut als größtes sei-

ner Art in Deutschland seiner wichtigen Führungsrolle weiterhin

gerecht werden.

Das große Raumprogramm auf dem kleinen noch zur Verfügung

stehenden Grundstück unterzubringen, stellte eine Herausforde-

rung dar. Eine Chance eröffnete das direkte Andocken der neuen

7-geschossigen Neubauscheibe an und über dem Bestandsbau.

Zusätzlich können kostbare Grundstücksflächen für eine spätere

bauliche Erweiterung nach Norden und eine solitäre imposante

Baumgruppe erhalten bleiben.

Es war Glücksfall und Absicht zugleich, über die Notwendigkeit

zur baulichen Verdichtung eine städtebaulich und architekto-

nisch noch markantere Ensemblewirkung aus baulichem Bestand

und neuer Ergänzung am wichtigen Zufahrtsbereich des Unikli-

nikums bewirken zu können.

Der südliche Kopf des Gebäudes schiebt sich weit in die Kirsch-

ner Straße und verdeutlicht damit den Stellenwert der Pathologie

im Campus.

Das Leitmotiv der Planung für ein modernes Institutsgebäude

führte in der Auseinandersetzung mit dem Bestand und der ge-

nerellen räumlichen Enge zu vielen Situationen und Lösungen,

die dem neuen Haus Charakter, Funktionalität und Wirtschaft-

lichkeit geben.

ENTWURFSKONZEPT

MICHAEL WEINDEL & JUNIOR,

ARCHITEKTEN GBR WALDBRONN

Ostfassade

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22

Die zwei- und dreibündig organisierte Scheibe zeichnet sich

durch eine hohe Raumflexibilität, geringe Verkehrsflächen und

kurze Verbindungswege zwischen gegenüberliegenden Labor-

und Bürobereichen aus. Die bei der 3-Bündigkeit innenliegende

Nebenraumzone spart teure Fassadenfläche und wird zur stati-

schen Wirbelsäule, die auch die östlich auskragenden Lasten

schultert. Die räumliche Hülle wird zum Maßanzug der Nut-

zung. Es wird kein Zentimeter verschenkt. Der notwendige Kon-

takt der Wissenschaftler ist gewährleistet.

Zur bestehenden Pathologie entstehen in den Basisgeschossen

wichtige Verbindungen bezüglich der unterirdischen Infrastruk-

tur, der Erweiterung der Sektionsbereiche im 1. UG und der

Haupterschließung im EG.

Das Ziel Nachhaltigkeit wurde soweit möglich in der Nutzungs-

flexibilität, dem Einbau recyclebarer Materialien und in der kon-

sequenten Systemtrennung von Gebäude und technischer Instal-

lation verfolgt.

Haustechnisch sind die Etagen ideal zwischen Technikzentralen

im 2. UG und dem Dachgeschoss eingespannt. Stahlbetondek-

ken sind als Flachdecken ausgebildet, insbesondere für die Instal-

lation gilt das Diktat der geradlinigen kurzen Wege.

Das Management der isolierverglasten Fensterfassaden erfüllt die

energetischen Soll-Werte der Gebäudehülle und macht die Nut-

zung ablesbar. Dank der Zonierung können Laborbereiche hö-

here Brüstungen als Büros haben. Zur Arbeitsqualität und zum

sommerlichen Wärmeschutz trägt wirkungsvoll der außenlie-

gende windresistente Sonnenschutz bei. Die Bürobereiche sind

natürlich belüftet mit der zusätzlichen Möglichkeit der Nacht-

auskühlung.

Die Materialität und Aussage der Gebäudehülle entspricht dem

markanten Bautyp. Das nach Westen vorspringende Erdgeschoss

und das nach Osten unter der Auskragung liegende 1. OG wer-

den mit robustem und zurückhaltend dunklem Klinker verklei-

det. Die einseitig nach Osten orientierte Auskragung gibt dem

inhaltschweren Baukörper über eine gewisse optische Destabili-

sierung viel Leichtigkeit. Die Balance wird durch den einge-

schossig nach Westen entwickelten Gebäudefuß bewusst nur an-

nähernd hergestellt.

Der Farbkontrast der aufgehenden Fassadenhülle aus witterungs-

beständigen vorpatinierten grünen Kupferschindeln, der weißen

Fenster- und Sonnenschutzrahmen und den verschieden farbigen

Stützenabdeckungen werden zur Frische der Gebäudewirkung

beitragen.

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ERDGESCHOSS

Probenannahme

Schnellschnitt

Eingangslabor

Technik

Eingangsfoyer

Bestand

2

3

4

5

6

1

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24

UNTERGESCHOSS

Medienkanal

AWT-Bahnhof

Sektion

Technik

Bestand

1

2

3

4

5

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25

REGELGESCHOSS

Laborzone

S2 Labore

Technik- /Nebenräume

Bürozone

Besprechung

Bestand Dachaufsicht

4

3

2

1

5

6

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Westfassade

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Eingangslabor

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Großraumlabor

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29

Die Pathologie ist DIE medizinische Wissenschaft schlechthin,

die – untrennbar mit Größen der Medizin, wie Morgagni, Vir-

chow, Cajal und Warren verknüpft - Grundlagen unseres heutigen

Wissens von den Krankheiten gelegt und weiterentwickelt hat.

Ihre klinische Rolle bestand bis tief in das 20. Jahrhundert vor al-

lem in der Autopsie, der Untersuchung von Verstorbenen. Diese

ursprüngliche, duale Funktion hat sich fest im kulturellen Ge-

dächtnis eingegraben und begegnet uns auch heute noch in fast

unveränderter Form. Jedoch hat sich die Pathologie wie kaum ein

anderes Fach in klinischer Hinsicht weiter entwickelt. Heute ist

sie ein klinisch-diagnostisches Fach an zentraler Stelle der Kran-

kenversorgung, das mit nahezu jeder medizinischen Fachdisziplin

täglich zusammenarbeitet. Große Institute untersuchen heute

Operationspräparate und Biopsien von mehr als 50.000 Patienten

im Jahr und gewinnen daran entscheidende Informationen für die

Therapie. Keine Tumorkonferenz, kein Krebszentrum kann ohne

Pathologen arbeiten. Kontinuierlich hat sich das diagnostische

Methodenspektrum mit Elektronenmikroskopie, Immunhistolo-

gie und (dem großen Bereich der) Molekulardiagnostik erweitert.

Dem Pathologen steht heute ein hochtechnisiertes Arsenal dia-

gnostischer Verfahren zur Verfügung, um Geweben und Zellprä-

parationen immer differenziertere Aussagen zu entlocken. Moder-

nes Qualitätsmanagement sichert konstant die verlässliche,

klinisch-diagnostische Versorgung auf höchstem Niveau.

Auch die pathohistologische Grundlagenforschung spiegelt diese

Entwicklung wider; längst integriert sie neueste Verfahren der

Hochdurchsatz-Molekularanalytik, innovativen Bildgebung, ja

sogar der Systembiologie. Zusätzlich zum eigenständigen Beitrag

zur biomedizinischen Grundlagenforschung ist die Pathologie

die zentrale wissenschaftliche Kooperationsstruktur auf die alle

medizinischen Fachrichtungen zugreifen; dies beinhaltet Gewe-

betechnologien für jede Forschung an Mensch und Tier, um-

fangreiche Analytik für klinische Studien und besonders ihre zen-

trale Funktion beim Betrieb von Gewebebanken; qualitativ

hochwertige Gewebegewinnung und -beurteilung durch ausge-

wiesene Fachleute ist wesentliche Grundlage, ja entscheidender

Parameter jeder Forschung an menschlichem Gewebe. Gewebe-

banken sind heute hochspezialisierte Ressourcen- und Technolo-

gie-Plattformen.

Diese Entwicklungen spiegelt die Heidelberger Pathologie wie-

der. Bekannt geworden für bahnbrechende histologische Unter-

suchungen, z.B. zu Erkrankungen des Herzens, liegt heute ihr

Schwerpunkt auf modernen, großangelegten Forschungsprojek-

ten zu molekularen Ursachen der Krebsentstehung. In enger Zu-

sammenarbeit mit anderen medizinischen Fachrichtungen und

vor allem dem Deutschen Krebsforschungszentrum, mit dem

derzeit 4 gemeinsame Forschungseinheiten bestehen, ist das In-

stitut an über 20 großen Verbundforschungsvorhaben wesentlich

PATHOLOGIE – VON DER AUTOPSIE ZUR MODERNEN SYSTEMDIAGNOSTIK

PROF. DR. PETER SCHIRMACHER

GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR, PATHOLOGISCHES INSTITUT

UNIVERSITÄTSKLINIKUM HEIDELBERG

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Zuschneidetisch Wibojekt

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beteiligt und leitet selbst den weltweit größten Forschungsver-

bund zum Leberkrebs. Die Heidelberger Gewebebank hat inter-

nationale Maßstäbe gesetzt und der interdisziplinäre Tissue Ima-

ging and Analysis Center entwickelt neue Verfahren zur

Hochdurchsatz-Gewebeanalytik.

Diesen Ansprüchen wurde das alte Gebäude aus den frühen

1960er Jahren längst nicht mehr gerecht, obwohl es bei Bezug

den neuesten Stand der Technik repräsentierte. Heute ist es – jen-

seits von Sicherheitsmängeln - zu kleinteilig, unflexibel und statt

Treiber der Entwicklung zu sein, ihr Hemmschuh geworden; ab

Mitte der 1990er Jahre konnten notwendige technische Weiter-

entwicklungen im Altbau nicht mehr umgesetzt werden. Die

konkrete Neubauplanung begann 2005 und gewann schnell an

Dynamik; ausgehend von funktionellen Überlegungen, wie eine

moderne Pathologie aussehen sollte, wurde das neue Gebäude ge-

plant und dank der bewilligten Mittel realisiert.

Der Wandel in Aufgabenbereich, Technologie und Bedeutung

der Pathologie ist im Neubau funktionsgerecht umgesetzt. Die

klinische Diagnostik steht im Zentrum des Gebäudes, nimmt das

Erdgeschoss ein und erlaubt den raschen Zugang zu allen kli-

nisch-diagnostischen Funktionen. Der als Großraumlabor er-

stellte Bereich ist nach modernen Prinzipien des Workflows un-

ter Beachtung neuer hygienischer und sicherheitstechnischer

Gesichtspunkte logisch strukturiert und erlaubt viel Synergie

zwischen den Tätigkeitsbereichen; dabei ist Flexibilität gewähr-

leistet, um zukünftige technologische Weiterentwicklungen zu

integrieren. Der neue Autopsiebereich im Keller ist moderner,

aber auch kleiner und damit bedarfsgerecht. Im ersten Stock sind

die Verwaltungsfunktionen zusammengeführt; die Interaktion

zwischen Wissenschafts-, Studien- und Krankenversorgungs-Ma-

nagement wird durch Nähe und Verflechtung sehr erleichtert. In

den oberen Stockwerken ist das Prinzip der akademischen bio-

medizinischen Forschung, das gegenseitige Befruchten von For-

schung und Krankenversorgung umgesetzt.

Die Arbeitsräume der Arzt-Wissenschaftler liegen unmittelbar

gegenüber den Laborbereichen; die Zusammenfassung der Ar-

beitsräume entlang jeweils eines Flurs unterstützt raschen, infor-

mellen Austausch und Ausbildung, der kurze Gang zum Kolle-

gen fällt leicht und Diskussions- und Pausenbereiche auf jedem

Stockwerk laden zum Fachsimpeln, Planen und ’Brainstormen’

ein. Der neu geschaffene Übergang zum Lehrbereich bindet die-

sen näher als bislang an das Institut an.

So setzt der neue Erweiterungsbau auch international neue Maß-

stäbe; er drückt die gewandelte Funktion der Pathologie in der

Mitte der Krankenversorgung und der grundlagen-orientierten

und translationalen Forschung aus und bietet die Voraussetzung,

auch in Zukunft neue Anforderungen zu meistern und innova-

tive Zielsetzungen umzusetzen.

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TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG

CARPUS & PARTNER AG, AACHEN

CHRISTOFFEL-LABOR-EXPERTEN GMBH, KÖLN

Für den Erweiterungsbau des Pathologischen Instituts der Uni-

versität Heidelberg ist eine umfangreiche Technische Ausrüstung

erforderlich, um den Beschäftigten ein angenehmes Arbeitsklima

bieten zu können und um die geforderten Sicherheitsstandards

einzuhalten.

Durch eine frühzeitige Analyse der Arbeitsabläufe, unter Einbe-

ziehung der Nutzer, wurde eine Optimierung der Anordnung der

Laboreinheiten sowie der Ver- und Entsorgung der Laborzeilen

mit allen erforderlichen medizinischen Gasen und technischen

Medien erreicht. Somit ist ein rationeller Arbeitsablauf nach den

neuesten ergonomischen Erkenntnissen gewährleistet.

Für die Verteilung der Strom-, Wasser-, Wärme- und Kälteener-

gie steht auf dem Campus der Universität Heidelberg ein Ener-

gienetz in unterirdischen begehbaren Versorgungsgängen zur

Verfügung. Der Neubau der Pathologie wurde ebenfalls an diese

zentrale Energieversorgung angeschlossen. Hierzu war eine Ver-

längerung des unterirdischen Versorgungsganges ausgehend von

der Kirschnerstraße erforderlich.

Der Versorgungsgang endet in der untersten Ebene des Erweite-

rungsbaus, dem zweiten Untergeschoss. In diesem Geschoss be-

finden sich die zentralen Technikräume der Sanitär-, Heizungs-,

Kälte-, und Elektrotechnik.

Das 6. Obergeschoss ist, als eingerücktes Technikgeschoss, für die

Aufstellung der Lüftungsgeräte reserviert. Die Lüftungsanlage ist

redundant aufgebaut, so dass auch bei einer Funktionsstörung an

einem Lüftungsgerät der Betrieb des Pathologischen Instituts

weitergehen kann.

Für den Betrieb des gesamten Laborgebäudes ist ein Zuluftvolu-

menstrom von mehr als 60.000 m³/h erforderlich. Die Frischluft

wird, an der obersten Stelle des Gebäudes, über ein Wetter-

schutzgitter angesaugt. In dem Lüftungsgerät wird die Frischluft

konditioniert, d. h. im Winter aufgeheizt bzw. im Sommer ge-

kühlt. Innerhalb des Gebäudes werden die Medien in vertikalen

Installationsschächten in die einzelnen Ebenen geführt. Die Ver-

teil- und Anschlussleitungen sind in den Geschossen bis zu den

einzelnen Laborarbeitsplätzen als sichtbare Installation ausge-

führt.

Zur Minimierung der Energie für die Aufbereitung der Frischluft

ist im Lüftungsgerät eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung

installiert, mit der die Energie aus der Abluft für die Frischluft-

konditionierung genutzt wird.

Durch eine bedarfs- und anforderungsgerechte Regelung sämtli-

cher technischer Anlagen über die zentrale und modular ausge-

baute Gebäudeautomation, werden die Anlagen stets in einem

energieoptimierten Zustand betrieben. Mit Hilfe von Trendkur-

ven werden die Anlagen vorausschauend zu- bzw. abgeschaltet,

sowie die Verbrauchsdaten analysiert und etwaige Störungen und

Fehlfunktionen frühzeitig entdeckt.

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6. OG Lüftungszentrale

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Kunst am Bau – Ostfassade

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KUNST AM BAU „IRIS“

AXEL ANKLAM, BERLIN

Die Arbeit für den Ersatzbau der Pathologie zitiert die frei han-

delnde Götterbotin Iris. Iris ist im klassischen Altertum eine Bo-

tin, die mit dem geheimen Wissen aus eigenen Stücken tatkräftig

in die Geschichte eingreift, um diese mit ihrer Kenntnis zum

Besseren zu wenden. In Angesicht des technologisch Möglichen

sind heute mehr Fragen zu beantworten denn je. Was einst mit

bloßem Auge betrachtet und in gut- und bösartig unterschieden

wurde, ist heute größtenteils der histologischen Beurteilung in

der modernen Pathologie durch hochspezialisierte Verfahren wie

der Immunhistochemie oder der Molekularpathologie etc. gewi-

chen. Das Auge, immer besser bewaffnet, ist und bleibt doch die

erste Schnittstelle zwischen begutachtetem Objekt und wahrneh-

mendem Bewusstsein. Konkrete Diagnosen der Situation zu lie-

fern ist hier die Aufgabe. Je mehr wir sehen und erkennen – de-

sto vakanter bleibt eine Sicherheit. Der Pathologe auf sich gestellt

muss entscheiden. Alles Wissen kann nicht darüber hinwegtäu-

schen, dass wir uns nur tastend fortbewegen. Wir fokussieren die

kleinsten Strukturen, um auf die Gesamtheit zu schließen. Wir

müssen gewahr sein, dass der Blickwinkel die Gestalt verändert.

Die materialisierte Botin der griechischen Götter, Iris, trägt die

Erkenntnis in sich. Man muss sie offenen Auges betrachten, dass

sie ihr Wissen preisgibt. Die aus Edelstahldraht geflochtenen

Strukturen der „Iris“ versuchen eben diese Schwierigkeit zu fas-

sen: Durch die Interaktion mit dem Licht des Raumes und dem

subjektiven Blick des Betrachters werden die Materialeigenschaf-

ten zum zentralen Moment der Existenz. Ständiger Veränderung

unterworfen, betört sie durch ihre Schönheit, ohne dass man sie

festhalten kann. Jeder Eindruck ist temporär, veränderlich und

den Launen des Materials selbst unterworfen. Die Kraft des fe-

sten Grundes, des sicheren physikalischen Volumens, ist vakant.

Was jetzt zählt ist ein waches Auge, das die Informationen der

Oberfläche erkennt und dabei hilft, richtige Diagnosen zu stel-

len: Eine Iris, die im anatomischen Sinn eine höchst individuelle

„Blende“ unserer Augen bezeichnet.

Meine Skulptur begibt sich bewusst an die Schnittstelle zwischen

Neu- und Altbau. Sie bildet das verbindende Element zwischen

den beiden Bauvolumen und bricht ganz mit den klaren Linien

der vorhandenen Architektur. Physisch ist sie aus keiner Position

greifbar. Die doppelwandige Oberfläche lässt Moiré-Effekte ent-

stehen, die abhängig vom Standpunkt ihre Farbigkeit wechselt.

Gefertigt aus 0,8 x 1 mm dickem Edelstahlgeflecht, welches dop-

pelseitig die „Haut“ der Skulptur bildet, wird diese mit dem Au-

ßenrahmen aus Edelstahl verlötet. Sie wiegt ca. 40 kg, ist in sich

stabil und verliert nicht an optischer Leichtigkeit. Die Formge-

bung der Oberflächen erfolgt, ähnlich dem Kupfertreibverfah-

ren, im kalten Zustand. Im Stück wird sie elektrogalvanisch po-

liert, ist somit frei von jeglicher Korrosion und erhält einen

silbrig-kristallartigen Glanz.

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PATHOLOGISCHES INSTITUT

PROJEKTDATEN

BAUHERR

Land Baden-Württemberg, vertreten durch

Vermögen und Bau Baden-Württemberg

Universitätsbauamt Heidelberg

GRUNDLAGENERMITTLUNG/ VORPLANUNG

UND PROJEKTSTEUERUNG / PROJEKTLEITUNG

Vermögen und Bau Baden-Württemberg

Universitätsbauamt Heidelberg

NUTZER

Universitätsklinikum Heidelberg

Pathologisches Institut

PROJEKTDATEN

Nutzfläche 3.397 m2

Umbauter Raum 31.350 m3

Zahl der Arbeitsplätze 220

Gesamtbaukosten 16.600.000 €

Erstausstattung 3.000.000 €

ZEITLICHER ABLAUF

Baubeginn 21.06.2010

Spatenstich 28.06.2010

Richtfest 11.04.2011

Übergabe Gebäude 16.12. 2011

Feierliche Übergabe 21.05. 2012

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PLANUNGSBETEILIGTE

Architektur

Michael Weindel & Junior

Architekten GbR

Waldbronn

Technische Gebäudeausrüstung

Carpus+Partner AG

Aachen

Laborplanung

Christoffel Labor Experten GmbH

Köln

Generalunternehmer

Peter Gross Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG

St. Ingbert

Freiraumplanung

Holger Lulay

Freier Garten- und Landschaftsarchitekt BDLA

Edingen-Neckarhausen

Tragwerksvorplanung

Erfurth + Mathes

Beratende Ingenieure GmbH

Leipzig

Prüfstatik

Ingenieurbüro Dr. Gauger

Heidelberg

Medizintechnik

HWP Planungsgesellschaft mbH

Stuttgart

Sigeko

Ingenieurbüro Hofmann

Freiburg

Vermessung

Ingenieurbüro Weese + Zuber GmbH

Nussloch

Baugrunduntersuchung

Dipl.-Ing. Galfe

Ingenieurgesellschaft mbH

Viernheim

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Kunst am Bau

Axel Anklam

Bildender Künstler

Berlin

AUSFÜHRENDE FIRMEN

Generalunternehmer

Peter Gross Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG

St. Ingbert

Landschaftsbau

Erhardt Garten- und Landschaftsbau GmbH

Karlsruhe

Rohrpost

Aerocom GmbH & Co.

Schwäbisch Gmünd

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

Neues Schloss, Schlossplatz 4, 70173 Stuttgart

www.mfw.baden-wuerttemberg.de

REDAKTION, KONZEPTION UND LAYOUT

Vermögen und Bau Baden-Württemberg

Universitätsbauamt Heidelberg

FOTONACHWEIS

Dirk Altenkirch

Architektur und Kunst Dokumentation, Karlsruhe

SATZ, DRUCK, GESAMTHERSTELLUNG

Baier Digitaldruck, Heidelberg

© MAI 2012

Die Broschüre steht unter www.mfw.baden-wuerttemberg.de

im Informationsservice zum Download zur Verfügung.