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Jahr der Berufung | Thema 2 1
STÄNDIGE WEITERBILDUNG THEMA 2
UNSER LEBEN ALS BARMHERZIGE BRÜDER IST EIN LEBEN IN GEMEINSCHAFT
EINLEITUNG
Wenn wir von dem Grundsatz ausgehen, dass die “Goldene Regel” bei jeder Aktivität in der Berufungspastoral das “Kommt und seht” (Joh 1,39) ist und immer sein wird, ist es auch unumstößlich, dass das Leben in brüderlicher Gemeinschaft dafür ein grundlegendes Vorbild ist, was bedeutet, dass man gute zwischenmenschliche Beziehungen pflegt, in denen man Freundschaft, Ehrlichkeit und Reife als notwendige humane Grundlage für ein gutes Zusammenleben nimmt, im Sinne des von Gott verkündeten Glaubens eines einfachen und anschaulichen Lebens in Dialog und Mitarbeit. (Puebla, Conclusiones 730)
Die jungen Menschen heutzutage sind mehr am konkreten Lebenszeugnis der Personen interessiert, als an der Verkündigung ihrer guten Absichten. Sie wollen Zeichen für ein konsequentes Leben sehen. Das eigene Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit führt bei der Entscheidung für das Ordensleben zwingend dazu, dass man sich vom Leben in brüderlicher Gemeinschaft angezogen fühlen muss, um sich mit seiner ganzen Person auf das Wagnis des Ordenslebens einlassen zu können.
Ein geeignetes Umfeld dafür, dass eine Berufung wächst und gedeiht, ist zweifelsohne ein Umfeld, in dem man die Nachfolge Jesus mit Freude, Überzeugung und Begeisterung lebt, und in dem man Raum für ein Leben in Hoffnung schafft. Dieses Klima zieht uns an und erweckt den Wunsch, an diesem Leben teilzuhaben. Dieser Vorgang sollte uns über einen Weg führen, auf dem wir uns am Ende frei und in ganzer Person für den Herrn entscheiden und erkennen können, dass er unsere eigene Existenz ganzheitlich erfüllen kann. Dafür ist es nicht ausreichend, dies nur anzukündigen oder zu bestätigen, sondern man muss diese Erfahrung in der Gemeinschaft mit anderen teilen können, die sie gemacht haben.
TEXTZUSAMMENFASSUNG
Der Inhalt dieses Dokuments berücksichtigt eine Tatsache: Die Physiognomie, die heute “das brüderliche Leben in der Gemeinschaft” charakterisiert, weist in zahlreichen Ländern viele Veränderungen auf im Vergleich zur Vergangenheit. Diese Veränderungen, sowie auch die Hoffnungen und Enttäuschungen, die diesen Prozess begleitet haben und immer noch begleiten, erfordern eine Reflexion im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils. Diese Veränderungen haben nicht wenige evangelische Werte neu hervorgehoben und das Ordensleben neubelebt, jedoch auch Fragen aufkommen lassen, indem sie Schatten auf einige
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typische Elemente des brüderlichen Zusammenlebens in der Gemeinschaft geworfen haben. An einigen Orten scheint es, dass das Leben in brüderlicher Gemeinschaft an Bedeutung verloren hat oder kein sich lohnendes Vorbild mehr darstellt, dem man folgen möchte. Mit der Ruhe, Anschaulichkeit und der Dringlichkeit, mit der man den Willen des Herrn sucht, wollten viele Gemeinschaften diese Veränderung bewerten, um so der eigenen Berufung inmitten des Volkes Gottes besser gerecht zu werden.
Es sind viele Faktoren, die diese Veränderungen bestimmt haben, unter anderem ”die ständige Rückkehr zu den Quellen des christlichen Lebens und zur ursprünglichen Berufung der Ordensinstitute.“ Aber dieser Vorgang ist auch mit andereren allgemeineren Veränderungen einhergegangen, welche die existenziellen Rahmenbedingungen von uns Ordensleuten heute bestimmen. Die Werte und Gegenwerte, die in einer bestimmten Zeit oder in einem bestimmten Kulturkreis gelten, sowie die sozialen Strukturen, in denen diese Werte zum Ausdruck kommen, beeinflussen unser aller Leben, eingeschlossen der Kirche und der Ordensgemeinschaften. Diese letzteren sind entweder ein echter Gärstoff in der Gesellschaft und verkünden die Frohe Botschaft, oder sie unterliegen einer mehr oder weniger lang andauernden Agonie, wenn sie sich unserer Welt passiv gefügt haben.
Auch innerkirchliche Entwicklungen haben einen großen Einfluss auf die Ordensgemeinschaften ausgeübt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat als ein Ereignis der Gnade und durch die neu erwachte pastorale Nähe der Kirche in unserem Jahrhundert einen erheblichen Einfluss auf das Ordensleben ausgeübt, nicht nur im Sinne des Dekrets Perfectæ Caritatis, das ausdrücklich dem Ordensleben gewidmet ist, sondern auch dank der Ekklesiologie des Konzils und all seiner anderen Dokumente.
Aus diesem Grund gibt uns das hier vorliegende Dokument einen kurzen Einblick in die Bereiche, die am meisten Einfluss haben auf das brüderliche Leben und auf die Art und Weise, es in den unterschiedlichen Gemeinschaften zu leben. Es ist außerordentlich wichtig, die theologische sowie auch die kanonische Entwicklung zu beachten, aber gleichermaßen auch neue gesellschaftliche Prozesse im Auge zu behalten. Wenn wir erkennen, dass diese Veränderungen einen großen Einfluss auf die Ordensgemeinschaften ausgeübt haben, müssen wir auch erwähnen, dass sich die Ordensgemeinschaften und deren immer grösser werdenden Anforderungen neu konfiguriert haben, um so den neuen sozialen Bedürfnissen, einer neuen Sichtweise und der Arbeit in einem säkularisierten Rahmen gerecht zu werden. Ein neues Menschenbild, bei dem der Wert einer jeden einzelnen Person wiederentdeckt wurde, ist ein weiterer Aspekt, den man im Zusammenhang mit den neuen Leitungsstrukturen betrachten muss, die aus den erneuerten Konstitutionen entstanden sind. Die vielfältigen Veränderungen und Entwicklungen, die wir gerade erwähnt haben, haben das Gesicht der Gemeinschaften in nachhaltiger, aber auch in differenzierter Weise geprägt.
Die manchmal recht großen Unterschiede sind – wie man unschwer verstehen kann – abhängig von den unterschiedlichen Kulturen und den unterschiedlichen Kontinenten, von der Tatsache, ob es sich um männliche oder weibliche Gemeinschaften handelt, von der Lebensweise in der jeweiligen Ordensgemeinschaft, von den unterschiedlichen Aktivitäten und der jeweiligen Bemühung, das Charisma des Gründers neu zu interpretieren und zu leben, von der unterschiedlichen Art und Weise, sich in der Gesellschaft und in der Kirche zu situieren, von der unterschiedlichen Art, die vom Konzil vorgegebenen Werte anzunehmen, von den unterschiedlichen Traditionen und Lebensweisen in der Gemeinschaft und von der unterschiedlichen Art und Weise, die Autorität auszuüben und die Erneuerung der Weiterbildung voranzutreiben.
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In Anbetracht dieser neuen Umstände möchte dieses Dokument die Bemühungen unterstützen, die viele Ordensgemeinschaften gemacht haben, um die Lebensqualität ihres brüderlichen Lebens zu verbessern. Dieses Dokument möchte des weiteren Denkanstöße liefern für diejenigen, die sich vom Ideal der Gemeinschaft entfernt haben, damit diese ein Leben in brüderlicher Gemeinschaft wieder unbedingt ernst nehmen und für diejenigen, die ihr Leben Gott geweiht und sich in die Gemeinschaft eines apostolischen Lebens eingegliedert haben. Mit dieser Zielsetzung werden Themen aufgezeigt wie: die Gemeinschaft als Gabe, die Gemeinschaft als Ort der Brüderlichkeit, die Gemeinschaft als Ort und Träger der Sendung. Vergessen wir nicht, dass es notwendig ist, um uns in das Mysterium der brüderlichen Gemeinschaft einzuleben, und, bevor wir die notwendige Glaubensgrundlage zur Erlangung der evangelischen Geisteshaltung in unseren Gemeinschaften erlangen, uns bescheiden dem Heiligen Geist zu verpflichten, um das auszuführen, was nur Er ausführen kann: “Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist eingeben; ich werde euch das Herz aus Stein entreißen und euch ein Herz aus Fleisch und Blut geben. Ihr werdet mein Volk sein und ich euer Gott” (Ez 36,26‐28).
Die brüderliche Gemeinschaft von Ordenschristen als Ausdrucksform der Kirche ist eine Frucht des Heiligen Geistes und Teilhabe an der dreifaltigen Gemeinschaft. Deshalb ist jeder Ordenschrist verpflichtet, sich für das brüderliche Leben in Gemeinschaft verantwortlich zu fühlen, um so auf klare Art und Weise zum Ausdruck zu bringen, dass er Gott gehört. Für uns Barmherzige Brüder bedeutet es des Weiteren im Besonderen, dass wir von Gott zusammengerufen wurden, um gemeinsam das Charisma und die Spiritualität des heiligen Johannes von Gott zu leben.
TEXT
KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE DES GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELLSCHAFTEN DES APOSTOLISCHEN LEBENS
DAS BRÜDERLICHE LEBEN IN GEMEINSCHAFT
"Congregavit nos in unum Christi amor"
II.
DIE ORDENSGEMEINSCHAFT ALS ORT, WO MAN BRUDER UND SCHWESTER WIRD
11. Aus dem Geschenk der communio entspringt die Aufgabe der Verwirklichung der Gemeinschaft, d.h. Bruder und Schwester zu werden in der konkreten Gemeinschaft, mit der zu leben man berufen ist. Aus der hochherzigen und dankbaren Annahme der Gemeinschaft mit Gott, die armen Geschöpfen zuteilwird, erwächst die Überzeugung, dazu verpflichtet zu sein, diese göttliche Gemeinschaft durch den Aufbau von Gemeinschaften, die "von Freude und vom Heiligen Geist" (Apg 13,52) erfüllt sind, sichtbar zu machen.
Auch in unserer Zeit, und für sie, ist es notwendig, dieses zugleich "göttliche und menschliche" Werk der Bildung von brüderlichen und schwesterlichen Gemeinschaften anzugehen, im klaren Wissen um die Besonderheiten unserer Zeit, in der eine theologische, canonistische, soziale und strukturelle Erneuerung das Erscheinungsbild der Ordensgemeinschaft einschneidend beeinflusst hat.
Von einigen konkreten Gegebenheiten ausgehend wollen wir nützliche Hinweise anbieten, mit dem Ziel, die Bemühungen um eine beständige Erneuerung der Gemeinschaften aus dem Geist des Evangeliums zu unterstützen.
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Spiritualität und gemeinsames Beten
12. Ihrem vornehmsten, mystischen Sein nach ist jede Ordensgemeinschaft tatsächlich "in sich selbst eine übernatürliche Wirklichkeit, und als solche Gegenstand der Kontemplation". (28) Daraus folgt, dass die Ordensgemeinschaft in erster Linie ein Geheimnis ist, das mit dankbarem Herzen in einer lauteren Haltung des Glaubens betrachtet und angenommen wird.
Wenn diese mystische und theologale Dimension vergessen wird, die sie zum Kontakt mit dem Geheimnis der in der Gemeinschaft anwesenden und ihr mitgeteilten göttlichen communio hinführt, dann vergisst man zwangsläufig auch die tiefen Gründe für das "gemeinsame Tun" und für das geduldige Auferbauen des brüderlichen Lebens. Dieses scheint zuweilen menschliche Kräfte zu übersteigen, ganz abgesehen davon, dass es manchmal, besonders von sehr aktiven und individualistisch geprägten Menschen, als unnütze Vergeudung von Energien angesehen wird.
Derselbe Christus, der sie berufen hat, ruft täglich seine Brüder und Schwestern zusammen, um mit ihnen zu sprechen und sie durch die Eucharistie mit sich und untereinander zu verbinden, damit sie immer mehr zu seinem lebendigen und sichtbaren Leib werden, der vom Geist beseelt ist und unterwegs ist zum Vater.
Das gemeinsame Beten, das stets als das Fundament jedes Gemeinschaftslebens betrachtet wurde, beginnt mit der Betrachtung des großen und erhabenen Geheimnisses Gottes, mit dem Staunen vor seiner Gegenwart, die in den großen Augenblicken unserer Ordensfamilien ebenso wirkt wie im gewöhnlichen Alltag unserer Gemeinschaften.
13. Als Antwort auf die Aufforderung des Herrn: "Wachet und Betet" (Lk 21,36) hat die Ordensgemeinschaft wachsam zu sein und muss sich für die Gestaltung ihre Lebens die nötige Zeit nehmen. Zuweilen haben die Ordensleute "keine Zeit", und ihr Alltag läuft Gefahr, zu umtriebig und sorgenvoll zu sein und so in Müdigkeit und Leere zu enden. Eine Ordensgemeinschaft wird richtigerweise von einem Tagesplan geführt, der dem Gebet seine bestimmten Zeiten zuweist, und es so leichter ermöglicht, für Gott Zeit zu haben (vacare Deo).
Das Gebet ist auch zu verstehen als eine Zeit des Verweilens beim Herrn, damit er in uns wirke und bei allen Ablenkungen und Mühen dennoch unser Leben durchdringe, es stärke und es leite. So kann schließlich unsere ganze Existenz tatsächlich Ihm angehören.
14. Eine der kostbarsten, und von allen geschätzten Errungenschaften der letzten Jahrzehnte liegt in der Wiederentdeckung des liturgischen Gebetes durch die Ordensfamilien.
Die gemeinsame Feier des Stundengebets, oder wenigstens seiner Teile, hat in nicht wenigen Gemeinschaften das Beten neu verlebendigt, und sie dadurch zu einem lebendigeren Kontakt zum Wort Gottes und zum Gebet der Kirche hingeführt. (29)
Niemand darf also in seiner Überzeugung nachlassen, dass die Gemeinschaft sich von der Liturgie her aufbaut, besonders von der Feier der Eucharistie(30) und von den anderen Sakramenten. Unter diesen verdient das Bußsakrament, durch das der Herr uns wieder mit sich und unseren Brüdern und Schwestern verbindet, eine neue Aufmerksamkeit.
Nach dem Beispiel der ersten Gemeinde von Jerusalem (vgl. Apg 2,42) sind es das Wort, die Eucharistie, das gemeinsame Beten sowie die Treue zur Lehre der Apostel und deren Nachfolger, die den Kontakt zu den großen Werken Gottes herstellen, die in diesem Zusammenhang aufleuchten und Lob, Dank und Freude, Einheit der Herzen, Beistand in den allgemeinen Nöten des täglichen Zusammenlebens und gegenseitige Bestärkung im Glauben hervorbringen.
Leider kann mancherorts der Mangel an Priestern die tägliche Teilnahme an der hl. Messe unmöglich machen. Dies führt zwangsläufig zu einem tieferen Verständnis des großen Geschenkes der Eucharistie und dazu, das Geheimnis des Leibes und Blutes Christi, das in der Gemeinschaft lebendig und gegenwärtig ist, um sie auf dem Weg zum Vater zu kräftigen und zu beleben, zur Mitte des Lebens zu machen. Von hierher
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rührt auch die Notwendigkeit, dass jedes Ordenshaus seinen Gebetsraum habe, (31) in dem es möglich ist, die eigene eucharistische Spiritualität durch Gebet und Anbetung zu nähren.
Um die gefeierte oder angebetete Eucharistie, "Höhepunkt und Quelle" jeglichen Wirkens der Kirche, erbaut sich jene Einheit des Geistes, die Voraussetzung ist für alles Wachsen in der Brüderlichkeit. "Von ihr muss darum alle Erziehung zum Geist der Gemeinschaft ihren Anfang nehmen". (32)
15. Das gemeinschaftliche Gebet erreicht seine ganze Wirkkraft, wenn es zutiefst mit dem persönlichen Gebet verbunden ist.
Das gemeinschaftliche Gebet und das persönliche Gebet stehen in einer engen Beziehung zueinander und ergänzen sich gegenseitig. Überall, besonders aber in bestimmten Gegenden und Kulturen, muss die Betonung vermehrt auf die Bedeutung der Innerlichkeit gelegt werden, auf das kindliche Verhältnis zum Vater, auf den innerlichen, bräutlichen Dialog mit Christus, auf die persönlichen Vertiefung dessen, was im gemeinsamen Gebet gefeiert und erlebt wurde, und auch auf das innere und äußere Schweigen, das dem Wort und dem Geist Raum gewährt, damit sie in die verborgensten Tiefen mit Leben erfüllen können. Die gottgeweihte Person, die in einer Gemeinschaft lebt, nährt ihre Lebensweihe durch die beständige persönliche Zwiesprache mit Gott und durch das gemeinsame Lobpreisen und Bitten.
16. Das gemeinsame Gebet wurde in den letzten Jahren durch verschiedene Formen des Ausdrucks und der Beteiligung bereichert.
Besonders fruchtbar waren für viele Gemeinschaften die gemeinsame Schriftlesung und der gemeinsame Austausch über das Wort Gottes und über die apostolischen Anliegen. Verschiedenheiten in Alter, Bildungsstand und Charakter raten zur Klugheit, falls man sie unterschiedslos von der ganzen Gemeinschaft erwartet: Es sei daran erinnert, dass deren Einführung nicht überstürzt werden darf.
Dort, wo sie in Spontaneität und mit gemeinsamer Zustimmung durchgeführt wird, dort stärkt sie Glauben und Hoffnung ebenso wie das gegenseitige Vertrauen, sie fördert die Versöhnung und nährt die brüderliche Verbundenheit im Gebet.
17. Die Worte des Herrn: "Betet ohne Unterlass!" (Lk 18,1; vgl. 1 Thes 5,17) gelten in gleicher Weise für das persönliche wie auch für das gemeinsame Beten. Die Ordensgemeinschaft lebt in der Tat vor dem Angesicht ihres Herrn, dessen Gegenwart ihr stets vor Augen stehen muss. Dennoch hat das Beten in Gemeinschaft seinen (täglichen, wöchentlichen, monatlichen oder jährlichen) Rhythmus, der im Eigenrecht eines jeden Institutes festgelegt ist.
Das Beten in Gemeinschaft, das die treue Einhaltung einer Zeitordnung voraussetzt, verlangt vor allem auch Beharrlichkeit: "Damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben (...) und Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einträchtig und mit einem Munde preisen" (Röm 15, 4‐6).
Treue und Beharrlichkeit werden auch dazu beitragen, kreativ und klug die für einige Institute typischen Schwierigkeiten zu überwinden, wie z.B. unterschiedliche Aufgaben und Arbeitszeiten, Stress und verschiedene Formen der Ermüdung.
18. Das Gebet zur Jungfrau Maria, das von der Liebe zu ihr, unserem Vorbild, beseelt ist, wird erreichen, dass ihre beispielhafte und mütterliche Gegenwart für die tägliche Gebetstreue eine große Hilfe (vgl. Apg 1,14) und für die Ordensgemeinschaft ein einigendes Band sein wird.(33)
Die Mutter des Herrn wird mithelfen, die Ordensgemeinschaften nach dem Beispiel "ihrer" Familie, der Familie von Nazareth, zu gestalten, jenem Ort, wohin sich die Ordensgemeinschaften geistig oft hinbegeben sollten, weil dort das Evangelium der Gemeinschaft und der Brüderlichkeit auf wunderbare Weise vorgelebt wurde.
19. Auch der apostolische Eifer wird vom gemeinschaftlichen Gebet gefördert und gekräftigt. Einerseits ist das Gebet eine geheimnisvolle Kraft, die sämtliche Wirklichkeiten berührt, um die Welt zu erlösen und ihr eine Ordnung zu geben. Andererseits wird es durch den apostolischen Dienst angeregt: durch dessen
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Freuden wie auch durch dessen alltägliche Schwierigkeiten. Diese werden so zu einer Gelegenheit, die Gegenwart und das Wirken des Herrn zu suchen und zu finden.
20. Die apostolisch am meisten tätigen und vom Evangelium am tiefsten beseelten Ordensgemeinschaften ‐ seien sie nun kontemplativ oder aktiv ‐ sind jene, die in ihrem Gebetsleben eine reiche Erfahrung aufweisen. In einer Zeit wie der unsrigen, in der die Suche nach dem Transzendenten gewissermaßen neu erwacht ist, können die Ordensgemeinschaften bevorzugte Orte sein, an denen die Wege zu Gott erfahrbar werden.
"Als im Namen des Herrn vereinte Familie ist die Ordensgemeinschaft ihrer Natur nach der Ort, wo es in besonderer Weise möglich sein muss, zur Gotteserfahrung in ihrer ganzen Fülle zu gelangen und sie den anderen mitzuteilen"(34): vor allen andern den Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft.
Die Ordensleute, Männer wie Frauen, verfehlen diesen historischen Augenblick, wenn sie dem heutigen Menschen auf seine "Frage nach Gott" keine Antwort geben, sondern ihn bei seiner Suche, den Hunger nach dem Absoluten zu stillen, anderswohin verweisen, womöglich sogar auf Abwege.
Persönliche Freiheit und Verwirklichung der Brüderlichkeit
21. "Einer trage des andern Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Gal 6,2).
In dieser ganzen, gemeinschaftlichen Dynamik bleibt Christus in seinem österlichen Geheimnis das Vorbild, wie die Einheit zu schaffen ist. Das Gebot der gegenseitigen Liebe hat in ihm seinen Ursprung, sein Vorbild und sein Maß: wir müssen einander lieben, wie er uns geliebt hat. Und er hat uns geliebt bis zur Hingabe seines Lebens. Unser Leben ist Teilnahme an der Liebe Christ, an seiner Liebe zum Vater und zu den Brüdern und Schwestern, die eine ganz und gar selbstlose Liebe ist.
Doch entspricht dies alles nicht der Natur des "alten Menschen", der zwar sehr wohl Gemeinschaft und Einheit wünscht, sich jedoch nicht müßig fühlt, den Preis dafür durch seinen persönlichen Einsatz zu bezahlen. Der Weg vom alten Menschen, der gerne auf sich selbst bezogen ist, zum neuen Menschen, der sich den anderen schenkt, ist lang und beschwerlich. Die heiligen Gründer haben ohne Illusionen auf die Schwierigkeiten und auf die Klippen dieses Weges hingewiesen, wohl wissend, dass man eine Gemeinschaft nicht improvisieren kann. Sie ist keine spontane Wirklichkeit und kann nicht in kurzer Zeit bewerkstelligt werden.
Ein Leben als Brüder und Schwestern verlangt einen echten Weg innerer Befreiung. Wie das aus Ägypten befreite Israel nach seinem langen Zug durch die Wüste unter der Führung des Moses zum Volk Gottes wurde, so wird die in die Kirche, in das Volk Gottes eingegliederte Gemeinschaft durch Menschen erbaut, die von Christus freigemacht wurden und die er befähigt hat, durch das Geschenk seiner befreienden Liebe sowie durch die aufrichtige Annahme der von ihm eingesetzten Führer, so zu lieben, wie er selbst geliebt hat.
Die in unsere Herzen eingesenkte Liebe Christi drängt dazu, die Brüder und Schwestern zu lieben bis zur Annahme auch ihrer Schwächen, Probleme und Schwierigkeiten. Mit einem Wort: bis zur Hingabe unser selbst.
22. Christus schenkt den Menschen zwei grundlegende Gewissheiten: Die Gewissheit, grenzenlos geliebt zu sein, und die Gewissheit, selbst zur grenzenlosen Liebe fähig zu sein.
Nur das Kreuz vermag so umfassend und endgültig diese Gewissheit zu schenken und die Freiheit, die aus dieser Gewissheit folgt. Durch sie befreit sich der gottgeweihte Mensch schrittweise vom Bedürfnis, sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken und den anderen zu besitzen, und von der Furcht vor der Selbsthingabe für die Brüder; er lernt vielmehr, zu lieben, wie Christus ihn geliebt hat, mit jener Liebe, die jetzt in seinem Herzen wohnt und ihn fähig macht, sich selbst zu vergessen und sich so zu verschenken, wie sein Herr es getan hat.
Aus der Kraft dieser Liebe wächst die Gemeinschaft als ein Zusammenschluss von freien und durch das Kreuz Christi befreiten Menschen.
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23. Ein derartiger Weg der Befreiung, der zur vollen communio und zur Freiheit der Kinder Gottes führt, verlangt jedoch den Mut zum Verzicht seiner selbst durch die Annahme und Bejahung des anderen samt seiner Begrenztheit, angefangen mit den Trägern von Autorität.
Wiederholt wurde bemerkt, dass hier eine der Schwachstellen in der Erneuerungsperiode der vergangenen Jahre liegt. Man hat sich Wissen angeeignet, man hat die unterschiedlichen Aspekte des Gemeinschaftslebens erforscht, aber man hat weniger auf jenes asketische Bemühen gebaut, das für jede Form von Befreiung notwendig und unverzichtbar ist, und das fähig ist, aus einer Gruppe von Menschen eine christliche Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu machen.
Die Gemeinschaft ist eine Gabe, die zur Antwort herausfordert, zu einem geduldigen Streben und Kämpfen, um die Launen und Schwankungen der Wünsche zu überwinden. Das so hohe Ideal der Gemeinschaft verlangt notwendigerweise eine Abkehr von jeglichem Verhalten, das eine wahre communio behindert.
Wenn die Gemeinschaft nicht mystisch ist, fehlt ihr die Seele; ist sie nicht aszetisch, fehlt ihr der Leib. Es ist ein "Zusammenwirken" (synergia) der Gabe Gottes und der persönlichen Anstrengung erforderlich, um die konkrete Gemeinschaft zu schaffen und dadurch der Gnade und dem Geschenk der brüderlichen Gemeinschaft Fleisch und greifbare Gestalt zu geben.
24. Man muss zugeben, dass ein solches Denken heutzutage bei Jung und Alt Schwierigkeiten hervorruft. Oft entstammen die Jungen einer Kultur, die die Subjektivität und Selbstverwirklichung zu hoch einschätzt, während manchmal die Erwachsenen entweder an Strukturen der Vergangenheit kleben oder ein gewisses Missbehagen gegenüber der "Versammlungssucht" der zurückliegenden Jahre empfinden, die Unsicherheit und viele Worte gezeitigt hat.
Wenn es zutrifft, dass die communio nicht ohne den Beitrag jedes einzelnen entsteht, dann muss man von Anfang an jene Illusionen ausräumen, die davon ausgehen, alles müsse von den andern kommen, und man muss wieder dankbar erkennen, was man alles schon von den anderen empfangen hat und noch empfängt. Es ist gut, die einzelnen von Anfang an darauf vorzubereiten, dass sie Miterbauer und nicht nur Konsumenten der Gemeinschaft sind, mitverantwortlich für das gegenseitige Wachstum, sowie dass sie lernen, in offener Bereitschaft den anderen und das Geschenk seiner Person anzunehmen und fähig werden, zu helfen und sich helfen zu lassen, zu stützen und gestützt zu werden.
Das Ideal eines echten, brüderlichem Gemeinschaftslebens übt auf junge Leute zunächst eine natürliche Faszination aus, aber das Durchhalten in den realen Lebensumständen kann dann als eine schwere Last erscheinen. Die Anfangsausbildung muss also stets sowohl zu einem Bewusstsein der vom Gemeinschaftsleben geforderten Opfer hinführen und zu deren Annahme im Blick auf eine frohe und echte brüderliche Beziehung, als auch zu allen anderen, einen innerlich freien Menschen auszeichnenden Verhaltensweisen.(35) Denn wer sich für die Brüder verliert, findet sich selbst.
25. Zudem bedarf es einer beständigen Erinnerung daran, dass die Selbstverwirklichung einer gottgeweihten Person auf dem Weg der Gemeinschaft geschieht. Wer ein von der Gemeinschaft unabhängiges Leben sucht, befindet sich gewiss nicht auf dem sicheren Weg zu Heiligkeit seines Standes.
Während die westliche Gesellschaft die unabhängige Person feiert, die sich selbst verwirklicht, also den selbstsicheren Individualisten, ruft das Evangelium nach Menschen, die, wie das Weizenkorn, sich selbst sterben, damit brüderliches Leben entstehe. (36)
So wird die Gemeinschaft zu einer "Schola Amoris" für Jung und Alt. In dieser Schule lernt man Gott zu lieben, lernt man die Brüder und Schwestern zu lieben, mit denen man lebt, lernt die Menschheit zu lieben, die des Erbarmens Gottes und der brüderlichen Solidarität bedarf.
26. Das Ideal der Gemeinschaft darf jedoch nicht vergessen machen, dass jede christliche Wirklichkeit auf der menschlichen Schwachheit aufbaut. Die vollkommene "ideale Gemeinschaft" gibt es noch nicht: die vollkommene Gemeinschaft der Heiligen ist unser Ziel im Himmel.
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Wir leben in der Zeit des beständigen Aufbaus und Wachsens: immer ist es möglich, besser zu werden und gemeinsam auf jene Gemeinschaft zuzugehen, die Vergebung und Liebe in die Praxis umsetzt. In der Tat können die Gemeinschaften nicht alle Konflikte vermeiden. Die Einheit, zu deren Verwirklichung sie gerufen sind, ist eine Einheit, die auf Vergebung und Versöhnung aufbaut. (37) Der Zustand der Unvollkommenheit der Gemeinschaften darf jedoch nicht entmutigen.
Tatsächlich machen sich die Gemeinschaften Tag für Tag neu auf den Weg, getragen von der Lehre der Apostel: "Seid herzlich zueinander in brüderlicher Liebe, mit Achtung einander zuvorkommend" (Röm 12,10); "Seid eines Sinnes untereinander" (Röm 12,16); "Darum nehme einer den anderen an, wie auch Christus euch angenommen hat" (Röm 15,7); "Ihr seid fähig, euch selbst gegenseitig zurechtzuweisen" (Röm 15,14); "Wartet aufeinander" (1 Kor 11,33); "Dient einander in Liebe" (Gal 5,13); "Erbaut einander" (1 Thess 5,11); "Ertragt einander in Liebe" (Eph 4,2); "Seid gütig zueinander, barmherzig, einander verzeihend" (Eph 4,32); "... einander sich unterordnend in der Furcht Christi" (Eph 5,21); "Betet füreinander" (Jak 5,16); "Tretet einander in Demut gegenüber" (1 Petr 5,5); "Wir haben Gemeinschaft miteinander" (1 Joh 1,7); "Lasst uns also nicht müde werden, Gutes zu tun an allen, vorzüglich aber an den Glaubensgenossen" (Gal 6,9‐10).
27. Um die Gemeinschaft des Geistes und der Herzen jener zu fördern, die zum Zusammenleben in einer Gemeinschaft gerufen sind, scheint es auch angebracht, an die Notwendigkeit jener Eigenschaften zu erinnern, die in allen menschlichen Beziehungen gefordert sind: Höflichkeit, Anstand, Aufrichtigkeit, Selbstbeherrschung, Humor, Bereitschaft zum Teilen.
Die Dokumente des Lehramtes dieser Jahre bieten eine Fülle von Anregungen und verweisen auf gemeinschaftsfördernde Verhaltensweisen wie: frohe Bescheidenheit, (38) Offenheit und Vertrauen zueinander, (39) Dialogfähigkeit, (40) aufrichtige Bejahung einer wohltuenden Gemeinschaftsdisziplin. (41)
28. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass der Friede und die Freude am Gemeinschaftsleben eines der Zeichen des Gottesreiches sind. Inmitten der Schwierigkeiten des menschlichen und geistlichen Lebensweges und der täglichen Eintönigkeit gehört zu jenem Reich auch eine gewisse Lebensfreude. Diese Freude ist eine Frucht des Geistes und erhellt die Schlichtheit des Lebens wie die Eintönigkeit des Alltags. Eine Brüderlichkeit ohne Freude ist eine Brüderlichkeit, die am Erlöschen ist. Bald werden die Mitglieder das, was sie in ihrer Gemeinschaft nicht finden, anderswo suchen. Eine frohe Gemeinschaft dagegen stellt ein wirkliches Geschenk von Oben dar für jene Brüder und Schwestern, die es zu erbitten verstehen, und die sich in vollem Vertrauen in das Wirken des Geistes für ihre Gemeinschaft einsetzen. So werden die Psalmworte Wirklichkeit: "Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen. Denn dort spendet der Herr Segen und Leben in Ewigkeit" (Ps 133,1.3), "denn wenn sie brüderlich zusammenleben, vereinigen sie sich in der Versammlung der Kirche und wissen sich eins in der Liebe und im gemeinsamen Wollen". (42)
Ein solches Zeugnis der Freude schenkt dem Ordensleben eine starke Anziehungskraft, es ist eine Quelle neuer Berufe und eine Hilfe zur Beharrlichkeit. Es ist sehr wichtig, diese Freude in der Ordensgemeinschaft zu pflegen: Überarbeitung kann sie auslöschen, Übereifer für bestimmte Dinge kann sie in Vergessenheit geraten lassen, das unaufhörliche Infrage stellen der eigenen Identität und der eigenen Zukunftsperspektiven können sie verdunkeln.
Doch richtig miteinander feiern, sich Zeiten persönlicher und gemeinsamer Entspannung gönnen, gelegentlich Abstand nehmen von der eigenen Arbeit, teilnehmen an der Freude des andern, lächeln über eigene und fremde Fehler, aufmerksam sein für die Bedürfnisse des Bruders und der Schwester, im Apostolat ernsthaft und vertrauensvoll miteinander arbeiten, den Umständen mit Barmherzigkeit begegnen, dem Morgen entgegengehen in der Hoffnung, immer und überall dem Herrn zu begegnen: dies alles stärkt die Gelassenheit, den Frieden und die Freude. Und es wird zu einer Kraft in der Arbeit des Apostolates.
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Jahr der Berufung | Thema 2 9
Die Freude ist ein strahlendes Zeugnis dafür, dass eine Ordensgemeinschaft dem Evangelium entspricht; die Freude ist ja das Ziel eines nicht unbeschwerlichen, jedoch dann immer möglichen Weges, wenn er vom Gebet begleitet wird: "Froh in der Hoffnung, in Drangsal geduldig, im Beten beharrlich" (Röm 12,12).
Miteinander Wachsen durch gegenseitigen Austausch
29. In der Erneuerung dieser Jahre wird deutlich, wie der gemeinsame Austausch einer jener menschlichen Faktoren zu sein scheint, dem wachsende Bedeutung für das Leben der Ordensgemeinschaft zukommt. Aus der tief empfundenen Notwendigkeit einer stärkeren Pflege des gemeinschaftlichen Lebens folgert auch das entsprechende Bedürfnis nach einem umfassenderen und intensiveren gemeinsamen Austausch.
Um Bruder und Schwester zu werden ist es notwendig, sich zu kennen. Um sich kennen zu lernen ist jedoch ein umfassenderer und tieferer Austausch untereinander erforderlich. Man schenkt heute den verschiedenen Aspekten des gegenseitigen Austauschs größere Aufmerksamkeit, auch wenn sie in den einzelnen Instituten und Gegenden der Welt hinsichtlich Stärke und Form verschieden ist.
30. Der Austausch innerhalb der Institute erfuhr eine starke Entwicklung. Regelmäßige Treffen der Mitglieder auf zentraler, regionaler und provinzieller Ebene haben zugenommen; die Obern verschicken gewöhnlich Rundbriefe und Anregungen; sie besuchen häufiger die Gemeinschaften; der Versand von Informationen und internen Zeitschriften hat zugenommen.
Ein derart umfassender und angeregter Austausch auf den verschiedenen Ebenen und unter Berücksichtung der Eigenheiten des Instituts schafft gewöhnlich engere Beziehungen, nährt den Familiengeist und die Teilnahme an den Vorgängen innerhalb des Institutes, macht sensibel für allgemeine Probleme und bindet die Ordensleute an die gemeinsame Sendung.
31. Auch auf Gemeinschaftsebene erweisen sich die regelmäßigen, oft wöchentlichen Treffen, auf denen die Ordensleute die Probleme der Gemeinschaft, des Instituts, der Kirche und deren wichtigste Verlautbarungen besprechen, als äußerst positiv. Diese Momente sind nützlich, auch um die anderen anzuhören, eigene Gedanken mitzuteilen, den zurückgelegten Weg zu überprüfen und auszuwerten, gemeinsam zu planen.
Das brüderliche Leben braucht diese Zeiten für sein Wachstum, besonders in größeren Gemeinschaften. Es sind Zeiten, die von allen anderen Verpflichtungen freigehalten werden müssen; es sind wichtige Momente der Kommunikation untereinander auch in Bezug auf eine Einbeziehung in die Mitverantwortung sowie für die Einordnung der eigenen Arbeit in den größeren Zusammenhang des Ordenslebens und des Lebens der Kirche und der Welt, in die wir gesandt sind, ganz abgesehen einmal vom Gemeinschaftsleben selbst. Dieser Weg wird von allen Gemeinschaften beschritten, wobei Häufigkeit und Gestaltung den Gemeinschaften und ihren Aufgaben angepasst sind. Unter den kontemplativen Gemeinschaften erfordert dies besondere Rücksichtnahme auf den je eigenen Lebensstil.
32. Dies ist jedoch noch nicht alles. Vielerorts spürt man die Notwendigkeit eines vertiefteren Austausches unter den Mitgliedern derselben Gemeinschaft. Das Fehlen und die Armseligkeit des gegenseitigen Austausches verursachen für gewöhnlich eine Schwächung der Brüderlichkeit, weil man die Lebenserfahrung des Mitbruders nicht kennt, was diesen Mitbruder fremd und die Beziehung zu ihm anonym macht und zudem echte Zustände der Isolation und Einsamkeit schafft.
In einigen Gemeinschaften beklagt man die Unzulänglichkeit des elementaren geistlichen Austauschs: man redet über Nebensächliches, und nur selten teilt man sich das mit, was auf dem Weg der Lebensweihe lebensnotwendig und von erstrangiger Bedeutung ist.
Die Folgen daraus können schmerzvoll sein, da die geistliche Erfahrung dann ganz unbemerkt individualistische Züge annimmt. Auch eine Haltung der Verselbständigung wird dadurch gefördert, verbunden mit einem mangelnden Gespür für den anderen, während die wichtigen Beziehungen nach und nach außerhalb der Gemeinschaft gesucht werden.
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Jahr der Berufung | Thema 2 10
Dieses Problem soll ganz offen angegangen werden: einerseits mit Takt und Aufmerksamkeit, und ohne etwas zu erzwingen; andererseits jedoch, indem mit Mut und Kreativität nach Formen und Mitteln gesucht wird, die es allen erlauben, schrittweise und in brüderlicher Einfachheit den gegenseitigen Austausch der Gaben des Geistes zu erlernen, damit diese wirklich allen gehören und der Erbauung aller dienen (vgl. 1 Kor 12,7).
Gemeinschaft entsteht gerade durch die Mitteilung der Gaben des Geistes, durch ein Mitteilen des Glaubens und im Glauben, wobei das Band der Brüderlichkeit umso stärker ist, je zentraler und vitaler das ist, was man miteinander teilt.
Eine derartiger Austausch hilft auch einen Kommunikationsstil zu erlernen, der es einem später im Apostolat ermöglicht, in schlichten und verständlichen Worten "seinen Glauben zu bekennen", damit alle ihn verstehen und sich an ihm erbauen.
Die Formen für den Austausch der Gaben des Geistes können unterschiedlich sein. Neben den bereits angeführten ‐ Miteinander Teilen des Wortes Gottes und der Gotteserfahrung, gemeinschaftliche Beratung, gemeinsames Planen ‐(43) darf auch an die brüderliche Zurechtweisung erinnert werden, an die Revision des Lebens und an andere typische Formen der Tradition. Es handelt sich hier um konkrete Wege, den anderen zu dienen und in der Gemeinschaft jene überreichen Gaben zu verbreiten, die der Geist für deren Auferbauung und für deren Sendung in der Welt spendet.
Dies alles erhält noch größere Bedeutung im gegenwärtigen Augenblick, da in ein und derselben Gemeinschaft Ordensleute beieinander wohnen, die sich nicht nur durch Alter, sondern auch durch Rasse, sowie durch kulturelle und theologische Bildung unterscheiden; Ordensleute, die in den vergangenen, bewegten und vom Pluralismus gezeichneten Jahren ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben.
Wo Austausch und Zuhören vernachlässigt werden, dort besteht die Gefahr, aneinander vorbei zu leben, was wirklich weit entfernt wäre vom Ideal echter Brüderlichkeit.
33. Eine jede Form des Sich‐Mitteilens birgt Verwicklungen und besondere psychologische Schwierigkeiten in sich, denen auch mit Hilfe der Humanwissenschaften positiv begegnet werden kann. Einige Gemeinschaften haben z.B. mit Nutzen die Hilfe von Kommunikationsexperten und von Fachleuten in Psychologie oder Soziologie Anspruch genommen.
Es handelt sich um außergewöhnliche Mittel, die klug ausgewählt werden müssen und maßvoll von Gemeinschaften eingesetzt werden können, die jene Mauern der Trennung niederreißen möchten, die zuweilen in ihrem Innern bestehen. Die rein menschlichen Techniken erweisen sich als hilfreich, aber sie sind nicht ausreichend. Es ist vielmehr notwendig, dass allen das Wohl des Mitbruders am Herzen liegt, und sie vom Evangelium her jene Fähigkeit entwickeln, von den anderen all das anzunehmen, was diese schenken und mitteilen wollen und auch tatsächlich allein schon durch ihr Dasein mitteilen.
"Habt untereinander dasselbe Empfinden und dasselbe Herz. Seid herzlich und menschlich. Haltet in großer Demut die anderen für besser als euch selbst. Verfolgt die Interessen der anderen, nicht nur die eurigen. Eure Beziehungen zueinander seien darauf gegründet, dass ihr an Jesus Christus gebunden seid" (Phil 2,2‐5).
In einem solchen Klima bringen die mit dem Ordensleben vereinbaren Kommunikationsmethoden und ‐techniken jene Früchte, die einem Wachsen in der Brüderlichkeit förderlich sind.
34. Der beachtliche Einfluss der Massenmedien auf das Leben und die Mentalität unserer Zeitgenossen berührt auch die Ordensgemeinschaften und bestimmt nicht selten ihren internen Gedankenaustausch.
Angesichts deren Einflusses erzieht sich eine Gemeinschaft dahin, mit der evangeliumsgemäßen Klarheit und inneren Freiheit dessen, der gelernt hat, Christus zu kennen (vgl. Gal 4,17‐23), diese Mittel zum persönlichen und gemeinschaftlichen Wachstum zu nutzen. Tatsächlich setzen diese Medien eine bestimmte Mentalität und eine Einstellung zum Leben voraus ‐ und drängen sie oftmals geradezu auf ‐ die ständig mit dem Evangelium konfrontiert werden müssen. Von vielen Seiten wird hier nach einer
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eingehenderen Schulung zur kritischen und nützlichen Rezeption und Anwendung solcher Mittel gerufen. Warum könnten diese Fragen nicht auch bei den regelmäßigen Gemeinschaftstreffen zum Gegenstand der Bewertung, Überprüfung und Planung gemacht werden?
Besonders wenn das Fernsehen zur einzigen Form der Freizeitgestaltung wird, behindert, und manchmal verhindert, es den Kontakt zwischen den Personen, reduziert das brüderliche Gespräch und kann sogar dem geweihten Leben selbst Schaden zufügen.
Ein ausgewogenes Gleichgewicht ist gefordert: der mäßige und weise Gebrauch der Kommunikationsmittel,(44) begleitet von einer gemeinsamen Überprüfung, kann für die Gemeinschaft von Nutzen sein, um die Komplexität der Welt der Kultur besser zu verstehen; er kann eine überprüfte und kritische Rezeption ermöglichen und schließlich ihren wirkungsvolleren Einsatz im Blick auf die verschiedenen Dienste für das Evangelium erleichtern.
In Übereinstimmung mit dem von ihnen gewählten, besonderen und sich durch eine deutlichere Trennung von der Welt auszeichnenden Lebensstand sollten sich die kontemplativen Ordensgemeinschaften stärker zur Bewahrung einer Atmosphäre der Sammlung verpflichtet fühlen und jene Normen ihrer Konstitutionen einhalten, die den Gebrauch der sozialen Kommunikationsmittel regeln.
Ordensgemeinschaft und Reifung der Person
35. Weil sie eine "Schola Amoris" ist, die hilft, in der Liebe zu Gott und den Brüdern zu wachsen, wird die Ordensgemeinschaft auch zu einem Ort des menschlichen Reifens. Der Weg dahin ist anspruchsvoll, beinhaltet er doch den Verzicht auf unbestreitbar hohe Güter;(45) er ist jedoch nicht unmöglich, wie es die große Schar der Heiligen und jener wunderbaren Gestalten von Ordensleuten beweist, die deutlich machten, wie die Lebensweihe an Christus "nicht dem wahren Fortschritt der menschlichen Person widerspricht, sondern in sich selbst eine große Hilfe dazu darstellt".(46)
Der Weg zur menschlichen Reife, die ja Bedingung ist für ein Leben mit evangelischer Ausstrahlung, ist ein Prozess ohne Ende, da er eine ständige "Bereicherung" nicht nur mit den geistlichen Werten bedeutet, sondern auch mit jenen des psychologischen, kulturellen und sozialen Bereiches.(47)
Die starken Veränderungen in Kultur und Verhalten, die im Grunde eher auf materielle Dinge ausgerichtet sind als auf geistige, verlangen besondere Aufmerksamkeit in einigen Bereichen, in denen die Ordensleute heute besonders verwundbar zu sein scheinen.
36. Die Identität
Der Reifungsprozess des Menschen vollzieht sich in der eigenen Identifikation mit dem Berufensein von Gott. Eine unsichere Identität kann besonders in schwierigeren Situationen zu einer falsch verstandenen Selbstverwirklichung führen, verbunden mit einem extremen Bedürfnis nach Erfolg und nach Anerkennung und mit einer übertriebenen Angst vor dem Scheitern, sowie mit Depressionen im Gefolge von Misserfolgen.
Die Identität des Gottgeweihten hängt von einem geistigen Reifungsprozess ab: sie ist ein Werk des Geistes, der den Betreffenden dazu drängt, Christus gleichförmig zu werden, entsprechend jener besonderen Weise, wie sie dem Institut durch das "Ursprungscharisma" geschenkt ist, das eine "Vermittlung des Evangeliums an die Mitglieder eines Institutes" darstellt.(48) Der Beistand eines geistlichen Führers, der die Spiritualität und die Sendung eines Institutes gut kennt und sie achtet, ist also von großer Bedeutung, um "das Wirken Gottes zu erkennen, den Mitbruder auf den Wegen des Herrn zu begleiten und das Leben durch eine solide Lehre und lebendiges Gebet zu nähren".(49) Eine solche Begleitung, die besonders notwendig ist in der Phase der ersten Ausbildung, ist auch im weiteren Leben für das "Wachsen in Christus hilfreich".
Auch der kulturelle Reifungsprozess hilft mit, sich den Herausforderungen der Sendung zu stellen und die dazu erforderlichen Hilfsmittel anzuwenden, um den Weg in die Zukunft zu erkennen und um die richtigen
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Antworten zu entwickeln, durch die das Evangelium ständig eine Alternative zu den Angeboten der Welt wird, indem es die positiven Kräfte einbindet und sie von den Keimen des Bösen reinigt.
In dieser Dynamik werden die gottgeweihte Person und die Ordensgemeinschaft zu einer dem Evangelium entsprechenden Einladung, die die Gegenwart Christi in der Welt offenbar macht. (50)
37. Die Affektivität
Das brüderliche Leben in Gemeinschaft verlangt von allen ein stabiles seelisches Gleichgewicht, innerhalb dessen das affektive Leben des einzelnen reifen kann. Wesentlicher Bestandteil dieses Reifungsprozesses ist die oben erwähnte affektive Freiheit, aufgrund derer der gottgeweihte Mensch seine Berufung liebt, und nach ihren Maßstäben liebt. Gerade diese Freiheit und Reife ermöglichen es, innerhalb wie außerhalb der Gemeinschaft eine gesunde Affektivität zu leben.
Seine eigene Berufung zu lieben, sie als gültigen Lebensbasis zu erfahren, seine Lebensweihe als eine wahre, schöne und gute Wirklichkeit zu verstehen, die auch die eigene Existenz wahr, schön und gut macht: dies alles macht einen Menschen stark, autonom und selbstsicher; es bedarf keiner anderen, auch keiner affektiven Stütze. Eine solche Haltung festigt zugleich das Band, das den Gottgeweihten an jene bindet, die mit ihm dieselbe Berufung teilen. Vor allem mit ihnen fühlt er sich zu lebendigen Beziehungen der Brüderlichkeit und Freundschaft berufen.
Die Berufung lieben, das heißt, die Kirche lieben, das heißt, das eigene Institut lieben und die Gemeinschaft wirklich als die eigene Familie zu betrachten.
Der eigenen Berufung entsprechend zu lieben bedeutet, zu lieben im Stil eines Menschen, der in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ein reines Zeichen der Liebe Gottes sein möchte, der niemanden überrumpelt und nicht in Besitz nimmt, sondern es gut meint und das Beste des anderen sucht mit jenem Wohlwollen, das Gott uns entgegenbringt.
Es bedarf also einer besonderen Erziehung der Affektivität, die den menschlichen Aspekt mit dem mehr geistigen in Einklang bringt. Hier scheinen besonders jene Hinweise von Potissimum Institutioni angebracht, die die Prüfung "der Ausgeglichenheit der Affektivität, besonders auch im geschlechtlichen Bereich", sowie die Prüfung der "Fähigkeit zum Gemeinschaftsleben" betreffen. (51)
Trotzdem sind die Schwierigkeiten in diesem Bereich oft nur ein Echo von Problemen, die anderswo ihren Ursprung haben: eine Affektivität‐Sexualität, die mit narzisstisch‐jugendlichem oder stark verdrängendem Verhalten gelebt wird, kann eine Folge von negativen Erfahrungen sein, die dem Ordenseintritt vorausgingen, aber auch ein Folge von Ungereimtheiten in der Gemeinschaft oder im Apostolat. Wichtig ist hier also ein reiches und herzliches brüderliches Leben, das die "Last" des verwundeten und hilfsbedürftigen Bruders mitträgt.
Wenn also für ein Leben in Gemeinschaft eine gewisse Reife vorausgesetzt werden muss, so ist ein herzliches, brüderliches Miteinander für die Reifung des Ordensmitgliedes nicht minder gefordert. Wo im Mitbruder oder in der Mitschwester eine verminderte affektive Selbständigkeit festgestellt wird, sollte die Antwort der Gemeinschaft in Form einer reichen, menschlichen Liebe nach dem Beispiel Jesu und vieler heiliger Ordensleute nicht ausbleiben, einer Liebe, die Ängste und Freuden, Schwierigkeiten und Hoffnungen mit jener Wärme teilt, die das neue Herz auszeichnet, das den ganzen Menschen anzunehmen vermag. Eine solche besorgte, taktvolle, nicht Besitz ergreifende, selbstlose Liebe wird dem einzelnen die Liebe des Herrn nahebringen, jene Liebe, die den Sohn Gottes dazu führte, uns durch sein Kreuz zu sagen, dass man nicht daran zweifeln kann, von der Ewigen Liebe geliebt zu sein.
38. Unstimmigkeiten
Das Zusammenleben mit leidenden Menschen, mit solchen, die sich in der Gemeinschaft nicht wohlfühlen und die deshalb Ursache von Leid für die Mitbrüder sind und das Gemeinschaftsleben stören, stellen eine besondere Gelegenheit für das menschliche Wachsen und das christliche Reifen dar.
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Vor allem ist hier zu fragen, woher solche Leiden rührt: von charakterlichen Mängeln, von Verpflichtungen, die als zu beschwerlich empfunden werden, von großen Lücken in der Ausbildung, von den zu raschen und zu zahlreichen Veränderungen dieser Jahre, von zu autoritärem Leitungsstil, von Schwierigkeiten im geistlichen Leben.
Es kann gibt auch verschiedene Situationen, in denen die Autorität daran erinnern muss, dass das Gemeinschaftsleben manchmal Opfer abverlangt und zu einer Form von "maxima poenitentia" werden kann.
Dennoch gibt es Situationen und Fälle, in denen ein Rückgriff auf die Humanwissenschaften erforderlich ist, besonders dann, wenn einzelne eindeutig zu einem Leben in Gemeinschaft unfähig sind, sei es aufgrund mangelnder Reife, psychologischer Labilität oder anderer Faktoren vorwiegend pathologischer Art.
Der Rückgriff auf solche Maßnahmen erwies sich nicht nur in der Therapie schwererer oder leichterer psychopatischer Fälle als nützlich, sondern auch zu deren Vorbeugung, um eine angemessene Auslese der Kandidaten zu erleichtern und um in einigen Fällen die Ausbildungsverantwortlichen in ihrem Verhalten bei speziellen pädagogisch‐formativen Problemen zu beraten. (52)
In jedem Falle ist bei der Auswahl dieser Spezialisten ein gläubiger Mensch und ein Kenner des Ordenslebens vorzuziehen. Noch besser ist es, wenn er selbst ein gottgeweihter Mensch ist.
Der Gebrauch dieser Hilfsmittel wird schließlich dann wirklich hilfreich sein, wenn sie mit einer gewissen Zurückhaltung und auf den jeweiligen Fall bezogen angewandt werden; dies allein schon deshalb, weil sie nicht alle Probleme lösen können und demzufolge "nicht an die Stelle einer echten geistlichen Begleitung treten können". (53)
Vom Ich zum Wir
39. Die Achtung der Person, vom Konzil und in den nachfolgenden Dokumenten(54) empfohlen, hat einen positiven Einfluss auf das konkrete Gemeinschaftsleben ausgeübt.
Gleichzeitig hat sich jedoch mit geringerer oder stärkerer Intensität, je nach den verschiedenen Erdteilen, auch der Individualismus ausgebreitet unter den vielfältigsten Formen, wie Profiliersucht, Überbetonung des physischen, psychischen und beruflichen Wohlbefindens, Bevorzugung einer eigenständigen Arbeit oder einer renommierten und profilierten Tätigkeit, absoluter Vorrang der persönlichen Interessen und des individuellen Lebensweges ohne Rücksicht auf die anderen und ohne Beziehung zur Gemeinschaft.
Dagegen ist es jedoch dringend erforderlich, jenes rechte und nicht immer leicht zu erzielende Gleichgewicht zu suchen zwischen der Achtung der Person und dem Gemeinwohl, zwischen den Ansprüchen und Bedürfnissen der einzelnen und jenen der Gemeinschaft, zwischen dem persönlichen Charisma und dem apostolischen Entwurf der Gemeinschaft. Dies sollte fern von jedem zerstörenden Individualismus sowie von jedem nivellierenden Kommunitarismus geschehen. Die Ordensgemeinschaft ist der Ort, wo sich der tägliche und geduldige Übergang vom "Ich" zum "Du", von meiner Aufgabe zur Aufgabe der Gemeinschaft, von der Suche dessen, "was mein ist", zur Suche dessen, "was Christi ist", vollzieht.
Dann wird die Ordensgemeinschaft der Ort, wo man täglich lernt, sich jenes neue Denken anzueignen, das es ermöglicht, brüderliche Gemeinschaft in der Vielfalt der unterschiedlichen Gaben zu leben, und das gleichzeitig eben diese Gaben auf die Brüderlichkeit und die Mitverantwortung im apostolischen Ziel hin ausrichtet.
40. Ein derartiger gemeinschaftlicher und apostolischer "Einklang" erfordert:
a) Miteinander das gemeinsame Geschenk der Berufung und Sendung dankbar zu feiern, ein Geschenk, das hoch über jedweden individuellen und kulturellen Unterschieden steht. Eine kontemplative Haltung gegenüber der Weisheit Gottes zu fördern, der gerade diese Brüder oder Schwestern in einer Gemeinschaft zusammengeführt hat, damit sie sich gegenseitig als Geschenk geben und annehmen. Gott zu loben für das, was jeder Bruder oder jede Schwester von der Gegenwart und vom Wort Christi mitteilt.
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b) Die Pflege jener gegenseitigen Achtung, mit der man den langsameren Weg der Schwächeren annimmt und gleichzeitig das Wachstum reicherer Persönlichkeiten nicht erstickt. Eine Achtung, die einerseits Kreativität fördert, andererseits jedoch an die Mitverantwortung und Solidarität anderen gegenüber appelliert.
c) Eine Ausrichtung auf die gemeinsame Sendung hin: ein jedes Institut hat seine eigene Sendung, an der jeder seinen Gaben entsprechend mitarbeiten muss. Der Weg einer gottgeweihten Person besteht gerade darin, dem Herrn zunehmend all das darzubringen, was sie ist und was sie hat, zum Wohl der Sendung ihrer Ordensfamilie.
d) Eine Erinnerung daran, dass die apostolische Sendung in erster Linie der Gemeinschaft anvertraut ist, und dass sie deshalb oft den Unterhalt gemeinschaftseigener Werke mit sich bringt. Die Hingabe an ein solches gemeinschaftliches Apostolat lässt die gottgeweihte Person reifen und auf ihrem besonderen Weg zur Heiligkeit wachsen.
e) Eine innere Einstellung, aus der heraus die einzelnen Ordensleute, die im Gehorsam persönliche Aufgaben übertragen bekommen haben, sich selbst als von der Gemeinschaft Beauftragte verstehen. Diese trage ihrerseits Sorge für deren satzungsmäßige Erneuerung und beziehe sie in die Überprüfung der apostolischen Verpflichtungen der Gemeinschaft mit ein.
Während der Ausbildungszeit kann es vorkommen, dass es trotz allen guten Willens unmöglich ist, die besonderen Gaben einer gottgeweihten Person mit dem brüderlichen Leben in Gemeinschaft und der gemeinsamen Sendung in Einklang zu bringen. Dann ist die Frage zu stellen: "Tragen die Gaben Gottes in dieser Person (...) zur Einheit und Vertiefung der Gemeinschaft bei? Wenn ja, dann können sie gerne angenommen werden. Im gegenteiligen Falle sind sie nicht für dieses bestimmte Institut geeignet, so wertvoll diese Gaben auch in sich selbst sein und so erstrebenswert sie einigen Mitbrüdern erscheinen mögen. Es ist wirklich nicht vernünftig, stark abweichende Entwicklungen zu dulden, die für die Einheit im Institut kein gediegenes Fundament bieten". (55)
41. In den vergangenen Jahren wuchs die Zahl der Gemeinschaften mit nur wenigen Mitgliedern, vor allem aus Gründen des Apostolates. Diese Gemeinschaften können auch förderlich sein für die Entwicklung engerer Beziehungen unter den Ordensleuten, für ein intensiveres Gebetsleben und für eine gegenseitige und noch brüderlichere Übernahme von Verantwortung. (56)
Keinesfalls jedoch fehlen auch fragwürdige Gründe, wie z.B. die Übereinstimmung von Interessen und Mentalitäten. In einem solchen Falle mag es leicht geschehen, dass eine Gemeinschaft sich abkapselt und soweit kommen kann, ihre Mitglieder selbst auszuwählen und einen vom Obern versetzten Mitbruder anzunehmen oder abzulehnen. Solches widerspricht der Natur der Ordensgemeinschaft und ihrer Zeichenhaftigkeit. Eine selektive Homogenität hindert die apostolische Beweglichkeit und schwächt außerdem die pneumatische Wirklichkeit der Gemeinschaft, sie entzieht der sie bestimmenden geistigen Wirklichkeit ihre Zeugniskraft.
Jenes, für heterogene Gemeinschaften so charakteristische Bemühen, sich gegenseitig anzunehmen, wie auch die Anstrengungen zur Überwindung diesbezüglicher Schwierigkeiten, sind ein Beweis für die Transzendenz ihres Seinsgrundes, nämlich für "die Kraft Gottes, die sich in der Schwachheit des Menschen offenbart" (vgl. 2 Kor 12,9‐10).
In einer Gemeinschaft lebt man zusammen, nicht weil man sich gegenseitig ausgesucht hat, sondern weil der Herr einen dazu erwählt hat.
42. Wenn die westlich geprägte Kultur zum Individualismus neigt, der ein brüderliches Leben in Gemeinschaft erschwert, so können andere Kulturen ihrerseits zum Kommunitarismus führen, der die Wertschätzung der menschlichen Person schwieriger macht. Jede dieser kulturellen Formen muss evangelisiert werden.
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Die Präsenz von Ordensgemeinschaften, die auf dem Weg hin zu einem brüderlichen Leben sind, in dem der Einzelne für die Mitbrüder verfügbar ist oder in dem die "Gruppe" den Einzelnen fördert, ist ein Zeichen der verändernden Kraft des Evangeliums und der Ankunft des Gottesreiches.
Die internationalen Institute, in denen Mitglieder aus verschiedenen Kulturen zusammenleben, können zu einem Austausch der Gaben beitragen, durch die sie sich gegenseitig bereichern und korrigieren im gemeinsamen Bestreben, immer intensiver das Evangelium der Freiheit der Person und der brüderlichen Gemeinschaft zu leben.
Die Ordensgemeinschaft in beständiger Weiterbildung
43. Die gemeinschaftliche Erneuerung hat aus der beständigen Weiterbildung großen Nutzen gezogen. Sie wird in ihren Grundzügen vom Dokument Potissimum Institutioni empfohlen und umrissen, (57) und wird von allen Verantwortlichen der Ordensinstitute als bedeutungsvoll für das Überleben betrachtet.
Trotz einiger Unsicherheiten (z.B. die Schwierigkeit einer Synthese ihrer unterschiedlichen Aspekte; die Schwierigkeit, alle Mitglieder einer Gemeinschaft für die Weiterbildung zu interessieren; die Ansprüche des Apostolates; das rechte Gleichgewicht von Aktivität und Ausbildung) hat die Mehrzahl der Ordensinstitute diesbezügliche Initiativen auf zentraler und lokaler Ebene ins Leben gerufen.
Ein Ziel dieser Initiativen besteht darin, reife, evangeliumsgemäße und brüderliche Gemeinschaften zu bilden, die fähig sind, die beständige Weiterbildung im Alltag fortzusetzen. Die Ordensgemeinschaft ist tatsächlich der Ort, wo die großen Orientierungen dank einer geduldigen und beharrlichen, täglichen Vermittlung wirksam werden. Die Ordensgemeinschaft ist der Ort und das natürliche Umfeld des Wachstumsprozesses aller, wo ein jeder für das Wachstum des anderen mitverantwortlich wird.
Die Ordensgemeinschaft ist außerdem der Ort, wo man sich Tag für Tag gegenseitig hilft, als gottgeweihter Mensch und als Träger desselben Charismas auf die Bedürfnisse der Ärmsten und Letzten ebenso wie auf die Herausforderungen der neuen Gesellschaft zu antworten. Nicht selten mögen die Antworten auf diese Probleme unterschiedlich sein, mit deutlichen Auswirkungen auf das gemeinschaftliche Leben. Dies führt zu der Feststellung, dass ein besonders vordringliches Bedürfnis heute darin besteht, Menschen unterschiedlicher Bildung und unterschiedlicher apostolischer Ausrichtung in ein und dasselbe gemeinschaftliche Leben zu integrieren, in dem die Unterschiede nicht mehr Anlass zu Gegensätzen bieten, sondern Gelegenheit zur gegenseitigen Bereicherung. In diesen veränderten und sich verändernden Umständen wird die einigende Rolle der für die Gemeinschaft Verantwortlichen immer wichtiger; angesichts deren Aufgabe, das brüderliche und apostolische Leben einer Gemeinschaft zu animieren, sollte die beständige Weiterbildung für sie besondere Hilfen vorsehen.
Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre verdienen hier zwei Gesichtspunkte besondere Beachtung: Die gemeinschaftsbezogene Dimension der evangelischen Räte, und das Charisma.
Die gemeinschaftsbezogene Dimension der evangelischen Räte
44. Die Ordensprofess stellt einen Ausdruck der Selbsthingabe an Gott und die Kirche dar, eine Hingabe jedoch, die innerhalb der Gemeinschaft einer Ordensfamilie gelebt wird. Die Ordensperson ist nicht nur durch ihre individuelle Berufung "gerufen", sondern sie ist "zusammengerufen", ist in eine Gemeinschaft mit anderen gerufen, wo sie ihre tägliche Existenz "mit anderen teilt".
In diesem "Ja" zu Gott liegt jene Übereinstimmung, die die verschiedenen Ordensleute untereinander zu ein und derselben Lebensgemeinschaft verbindet. Als gemeinsam Geweihte, als in demselben "Ja" Geeinte, als im Heiligen Geist untereinander Verbundene entdecken die Ordensleute täglich, dass ihre Nachfolge des "gehorsamen, armen und keuschen" Christus in der Brüderlichkeit gelebt wird, wie es die Jünger taten, die Jesus in seinem Wirken nachfolgten. Sie sind mit Christus verbunden, und deshalb sind sie berufen, auch untereinander verbunden zu sein. Sie sind untereinander verbunden durch die Sendung, sich in prophetischer Weise dem Götzenkult der Macht, des Besitzes und des Vergnügens zu widersetzen. (58)
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Auf diese Weise bindet und eint der Gehorsam das unterschiedlich ausgerichtete Wollen innerhalb ein und derselben brüderlichen Gemeinschaft, die in der Kirche eine besondere Sendung zu erfüllen hat.
Der Gehorsam stellt ein "Ja" zum Plan Gottes dar, der einer Personengruppe eine besondere Aufgabe anvertraut hat. Der Gehorsam steht in Verbindung mit der Sendung, aber auch mit der Gemeinschaft, die hier und jetzt gemeinschaftlich ihre Sendung zu verwirklichen hat; der Gehorsam verlangt außerdem eine durch den Glauben erleuchtete Sicht der Rolle der Obern, die "ihre Aufgabe des Dienstes und der Führung"(59) wahrnehmen und die Übereinstimmung von apostolischer Arbeit und Sendung zu schützen haben. Der allein heilsstiftende Wille Gottes muss so in Gemeinschaft mit den Obern verwirklicht werden.
Die Armut: Das Teilen des Besitzes ‐ auch des geistlichen ‐ bildet von Anbeginn an das Fundament der brüderlichen Gemeinschaft. Die Armut des einzelnen, die einen schlichten und fast herben Lebensstil mit sich bringt, macht nicht nur von jenen Sorgen frei, die mit persönlichem Besitz verbunden sind, sondern sie hat stets auch die Gemeinschaft bereichert, die sich dadurch wirksamer dem Dienst an Gott und den Armen widmen konnte.
Die Armut beinhaltet auch einen wirtschaftlichen Aspekt: es verletzt und schwächt das brüderliche Leben, wer für sich selbst oder für die eigenen Angehörigen über Geld verfügt, als ob es das eigene wäre, und wer einen Lebensstil pflegt, der sich zu stark von jenem der Mitbrüder und von der Armut seines sozialen Umfeldes abhebt.
Auch die "Armut des Geistes", die Demut, die Einfachheit, das Anerkennen der Gaben der anderen, die Hochachtung der Vorgaben des Evangeliums, wie z.B. "ein mit Christus in Gott verborgenes Leben", die Liebe zum Opfer im Verborgenen, die Wertschätzung der Letzten, das Aufgehen in Dingen, die nicht belohnt oder nicht anerkannt werden ...; dies alles sind Faktoren, die einigend auf das brüderliche Leben wirken und aus der gelobten Armut hervorgehen.
Weil eine Gemeinschaft von "Armen" auf ganz konkrete Weise die verändernde Kraft der Seligpreisungen vergegenwärtigt, ist sie auch imstande, mit den Armen solidarisch zu sein und deutlich zu machen, worin das Wesen der Evangelisierung besteht.
Die gottgeweihte Keuschheit, die auch eine hohe Reinheit des Geistes, des Herzens und des Leibes einschließt, bringt im Hinblick auf die Gemeinschaft eine große Freiheit zum Ausdruck, die Freiheit nämlich, Gott und alles, was sein ist, mit ungeteilter Liebe zu lieben. Sie stellt deshalb eine vorbehaltlose Bereitschaft dar, alle Menschen zu lieben und für sie da zu sein, und so die Liebe Christi zu vergegenwärtigen. Eine solche Liebe, die nicht egoistisch ist, niemanden ausschließt, niemanden in Besitz nimmt und von der Leidenschaft nicht beherrscht wird, sondern allumfassend ist und selbstlos, selbst frei und befreiend, und die so wesentlich ist für die Sendung, eine solche Liebe wird durch ein brüderliches Leben in ihrem Wachsen gefördert. So rufen alle, die in gottgeweihter Ehelosigkeit leben, "jenen wunderbaren Ehebund in Erinnerung, den Gott begründet hat und der erst in der kommenden Welt ganz offenbar wird, den Ehebund der Kirche mit Christus, ihrem einzigen Bräutigam". (60)
Diese gemeinschaftsbezogene Dimension der Gelübde bedarf jener beständigen Pflege und Vertiefung, die charakteristische Ziele der beständigen Weiterbildung darstellen.
45. Das Charisma: Es ist das zweite Element, das im Rahmen der beständigen Weiterbildung hinsichtlich des Wachsens des brüderlichen Lebens hervorgehoben werden muss.
"Die Ordensweihe stiftet eine besondere Gemeinschaft zwischen Gott und der Ordensperson und, in Ihm, zwischen den Mitgliedern ein und desselben Instituts (...). Ihr Fundament ist jene Gemeinschaft in Christus, die im einmaligen Ursprungs‐Charisma festgelegt ist". (61)
Der Hinweis auf die eigene Gründergestalt und auf das von ihr gelebte und weitergegebene Charisma, das durch die ganze Lebensspanne des Instituts bewahrt und entfaltet wurde,(62) ist demnach ein grundlegendes Element für die Einheit der Gemeinschaft.
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In Gemeinschaft leben heißt also, miteinander den Willen Gottes zu leben, gemäß jener Orientierung durch das Geschenk des Charismas, das der Gründer von Gott empfing, und das er auf seine Schüler und Nachfahren übertragen hat.
Indem die Erneuerung dieser Jahre die Bedeutung des Ursprungs‐Charismas auch durch eine reiche theologische Reflexion hervorgehoben hat,(63) hat sie die Einheit der Gemeinschaft gefestigt, die als Trägerin derselben Gabe des Geistes verstanden wurde, die sie mit den Brüdern teilen soll, und mit der sie die Kirche beschenken kann "für das Leben der Welt". Darum sind jene Bildungs‐Programme so hilfreich, die regelmäßige Kurse für Studium und betendes Überdenken der Gründergestalt, des Charismas und der Konstitutionen beinhalten.
Das vertiefte Verständnis des Charismas führt zu einer klaren Sicht der eigenen Identität, um die herum sich Einheit und Gemeinschaft leichter verwirklichen lassen. Es ermöglicht außerdem eine kreative Anpassung an die neuen Situationen, was einem Institut wiederum positive Zukunftsperspektiven bietet.
Das Fehlen einer solchen Klarheit kann auch leicht Unsicherheit bezüglich der Ziele hervorrufen sowie Verwundungen durch die Bedingungen des Umfeldes, die kulturellen Strömungen, ja selbst die verschiedenen apostolischen Erfordernisse, und zudem jede Anpassung und jede Erneuerung vereiteln.
46. Die charismatische Identität ist also zu fördern, und dies nicht zuletzt, weil eine Verallgemeinerung für die Vitalität der Ordensgemeinschaft eine echte Gefahr darstellt.
In diesem Zusammenhang wurde auch auf einige Situationen hingewiesen, die in diesen Jahren die Ordensgemeinschaften verwundet haben und noch immer verwunden:
• die "verallgemeinernde" Betrachtungsweise ‐ d.h. ohne Einbeziehung des eigenen Charismas ‐ gewisser Richtlinien der Teilkirche oder gewisser Anregungen, die aus anderen Spiritualitäten stammen;
• eine Form von Einbindung in kirchliche Bewegungen, die das einzelne Ordensmitglied dem fragwürdigen Phänomen einer "doppelten Zugehörigkeit" aussetzt;
• eine gewisse Anpassung an die Lebensweise der Laien in den sicherlich notwendigen und oft fruchtbaren Beziehungen zu ihnen, besonders zu Mitarbeitern. Und so "tarnt" man sich als Laie, indem man ihre Urteils‐ und Handlungsweise annimmt und den Beitrag der eigenen Weihe an Gott herabsetzt, anstatt das eigene religiöse Zeugnis als ein brüderliches Geschenk anzubieten, das die Echtheit ihres christlichen Lebens durchdringen sollte;
• ein übermäßiges Nachgeben gegenüber den Ansprüchen der Familie, den Idealen der Nation, der Rasse, des Stammes oder der sozialen Gruppe, was das Charisma auf einseitige Positionen und Interessen hin umzubiegen droht;
Die Verallgemeinerung, die das Ordensleben auf einen farblosen, kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert, führt zur Zerstörung von Schönheit und Fruchtbarkeit jener Vielfalt von Charismen, die vom Geist ins Leben gerufen sind.
Die Autorität im Dienste der Brüderlichkeit
47. Allgemein besteht der Eindruck, die Entwicklung dieser Jahre habe das brüderliche Leben in den Gemeinschaften reifer gemacht. In vielen Gemeinschaften ist das Klima des Zusammenlebens besser geworden: man gab mehr Raum für die aktive Beteiligung aller, man ging von einem zu stark auf Observanz gründenden Gemeinschaftsleben über zu einem Leben, das die Bedürfnisse des einzelnen besser berücksichtigt und aufmerksamer ist in menschlichen Belangen. Das Bemühen, Gemeinschaften zu schaffen, die leichter lebbar sind, weniger formalistisch, weniger autoritär, die brüderlicher und verinnerlichter sind, wird allgemein als eine der auffallendsten Früchte der Erneuerung der letzten Jahre angesehen.
48 Diese positive Entwicklung war manchmal in Gefahr, durch ein Gefühl des Misstrauens gegenüber der Autorität verfälscht zu werden.
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Das Verlangen nach einer tieferen communio unter den Mitgliedern und die verständliche Reaktion gegen Strukturen, die als zu autoritär und zu starr empfunden wurden, führte dazu, die Rolle der Autorität in ihrer ganzen Tragweite zu verkennen, die von einigen als schlechthin überflüssig für das Gemeinschaftsleben bezeichnet, von anderen dagegen lediglich auf die Aufgabe der Koordinierung der Initiativen der Mitglieder eingeschränkt wurde. Auf diese Weise gelangten einige Gemeinschaften dahin, ohne verantwortlichen Leiter zu leben, während andere sämtliche Entscheidungen gemeinschaftlich trafen. Dies alles birgt die nicht nur hypothetische Gefahr eines Auseinanderbrechens des Gemeinschaftslebens in sich, was dann unausweichlich dazu führt, Einzelgängertum zu fördern und gleichzeitig die Rolle der Autorität zu verdunkeln, eine Rolle, die nicht nur für den geistlichen Weg der gottgeweihten Person notwendig ist, sondern auch für das Wachsen des brüderlichen Lebens in Gemeinschaft.
Andererseits führen die Ergebnisse dieser Experimente schrittweise hin zur Wiederentdeckung der Notwendigkeit und der Bedeutung einer persönlichen Autorität, was in Kontinuität mit der ganzen Tradition des Ordenslebens steht.
Wenn das verbreitete Klima der Demokratisierung auch das Wachsen der Mitverantwortlichkeit und der Teilnahme aller an Entscheidungsprozessen innerhalb der Ordensgemeinschaft gefördert haben mag, so darf man doch nicht vergessen, dass Brüderlichkeit nicht nur ein Ergebnis menschlichen Bemühens ist, sondern auch, und ganz besonders, ein Geschenk Gottes. Sie ist ein Geschenk, das dem Gehorsam gegenüber Gottes Wort entspringt, und im Ordensleben auch dem Gehorsam gegenüber der Autorität, die an dieses Wort erinnert und es mit den konkreten Situationen verbindet, ganz gemäß dem Geist des Instituts.
"Wir bitten euch aber, Brüder, anerkennt jene, die unter euch sich mühen, die eure Vorsteher sind im Herrn und euch ermahnen. Schätzt sie besonders hoch in Liebe, wegen ihres Wirkens" (1 Thess 5,12‐13). Die christliche Gemeinschaft ist wirklich kein anonymes Kollektiv, sondern ihr sind von Anfang an Vorsteher geschenkt, für die der Apostel um Rücksicht, Achtung und Liebe bittet.
In den Ordensgemeinschaften ist diese Autorität, der Aufmerksamkeit und Respekt auch kraft des gelobten Gehorsams geschuldet wird, auch in den Dienst der zu verwirklichenden Brüderlichkeit sowie der Erreichung ihrer geistlichen und apostolischen Zielsetzungen gestellt.
49. Die Erneuerungsbewegung dieser Jahre hat dazu beigetragen, das Bild der Autorität neu zu zeichnen, in der Absicht, diese enger mit ihren evangelischen Wurzeln zu verbinden und damit mit dem Dienst für den geistlichen Fortschritt des einzelnen und für den Aufbau des brüderlichen Lebens in der Gemeinschaft.
Jede Gemeinschaft hat ihre eigene Sendung. Der Dienst der Autorität richtet sich also auf eine Gemeinschaft, die eine besondere, ihr vom Institut und dessen Charisma übertragene und umschriebene Sendung zu erfüllen hat. Aus der Verschiedenheit der Sendungen ergeben sich unterschiedliche Formen von Gemeinschaften, und demzufolge auch von Diensten der Autorität. Auch dies ist ein Grund dafür, dass es innerhalb des Ordenslebens verschiedene, vom Eigenrecht festgelegte Arten gibt, Autorität zu verstehen und auszuüben.
Immer jedoch stellt die evangeliumsgemäße Autorität einen Dienst dar.
50. Die Erneuerung dieser Jahre betont einige Aspekte der Autorität.
a) Eine geistliche Autorität
Wenn die gottgeweihten Personen sich dem umfassenden Dienste Gottes widmen, dann fördert und stützt die Autorität diese ihre Weihe. In gewisser Weise kann die Autorität verstanden werden als "Dienerin der Diener Gottes". Der Autorität kommt die vornehmliche Aufgabe zu, zusammen mit ihren Brüdern und Schwestern "brüderliche Gemeinschaften aufzubauen, in der Gott vor allem gesucht und geliebt wird".(64) Es ist also erforderlich, dass sie vor allem anderen eine geistlich geprägte Person sei, überzeugt vom Primat des Geistlichen sowohl im persönlichen Leben wie auch in der Verwirklichung des brüderlichen Lebens, d.h. dass sie sich bewusst sei, dass die Herzen sich desto enger untereinander verbinden, je mehr die Liebe zu Gott in ihnen wächst.
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Die vorrangige Aufgabe der Autorität wird also in der geistlichen, gemeinschaftlichen und apostolischen Motivierung ihrer Gemeinschaft liegen.
b) Eine Autorität, die Einheit bewirkt
Eine Autorität, die Einheit bewirkt, ist jene, die sich bemüht, ein günstiges Klima für Austausch und Mitverantwortung zu schaffen; die den Beitrag aller hinsichtlich der gemeinsamen Interessen anregt; die die Mitbrüder zur Übernahme von Verantwortung ermutigt und sie respektiert; die "den Gehorsam der Mitbrüder fördert in Achtung vor der menschlichen Person";(65) die gerne auf die Mitbrüder hört und deren einträchtiges Wirken zum Wohl des Instituts und der Kirche fördert;(66) die den Dialog praktiziert und angemessene Gelegenheit zur Begegnung schafft; die in schwierigen Momenten Mut und Hoffnung zu vermitteln versteht; die nach vorne schaut, um der Sendung neue Horizonte zu erschließen. Und weiter: eine Autorität, die die verschiedenen Aspekte des Gemeinschaftslebens im Gleichgewicht zu halten bemüht ist: Gleichgewicht von Gebet und Arbeit, von Apostolat und Ausbildung, von Tätigkeit und Erholung.
Die Autorität des Obern und der Oberin dient also dazu, dass das Ordenshaus nicht einfach ein Aufenthaltsort, ein Agglomerat von Einzelgängern sei, von denen jeder seine eigene Geschichte lebt, sondern eine "brüderliche Gemeinschaft in Christus". (67)
c) Eine Autorität, die die letzte Entscheidung trifft und deren Ausführung sichert.
Die gemeinsame Entscheidungsfindung ist gewiss ein nützliches Verfahren, auch wenn es nicht leicht und nicht selbstverständlich ist, da es menschliche Kompetenz, geistliche Weisheit und Zurücknahme der eigenen Person erfordert. Dort, wo sie ernsthaft und gläubig praktiziert wird, schafft sie der Autorität die besten Bedingungen für die notwendigen Entscheidungen zum Wohl des brüderlichen Lebens und der Sendung.
Wenn dann einmal eine Entscheidung gemäß den Vorschriften des Eigenrechtes getroffen ist, dann sind Beharrlichkeit und Kraft seitens des Obern gefordert, damit die Beschlüsse nicht nur auf dem Papier bleiben.
51. Es ist außerdem unabdingbar, dass das Eigenrecht möglichst präzise die verschiedenen Kompetenzen der Gemeinschaften, der Räte, der Amtsträger und des Obern umschreibt. Unklarheiten in diesem Bereich bieten oft Anlass zu Konfusion und zu Konflikten.
Auch die "gemeinschaftlichen Projekte", die einer Beteiligung am Gemeinschaftsleben und seiner unterschiedlichen Aufgaben nützen können, sollten sorgsam darauf bedacht sein, die Aufgabe und Kompetenz der Autorität in Übereinstimmung mit den Konstitutionen klar festzulegen.
52. Eine brüderliche und geeinte Gemeinschaft ist immer mehr dazu berufen, ein wichtiges und zeichenhaftes Element der Gegenkultur des Evangeliums zu sein, Salz der Erde und Licht der Welt.
So kann die Ordensgemeinschaft beispielsweise in der westlichen, vom Individualismus beherrschten Gesellschaft, ein prophetisches Zeichen dafür sein, dass es möglich ist, in Christus Brüderlichkeit und Solidarität zu verwirklichen, während sie in den von Autoritarismus oder Kommunitarismus geprägten Kulturen ein Zeichen für die Achtung und Entwicklung der menschlichen Person und für eine, dem Willen Gottes gemäße Ausübung der Autorität sein kann.
In der Tat, während die Ordensgemeinschaft die Kultur des jeweiligen Ortes annehmen soll, ist es gleichzeitig auch ihre Aufgabe, diese durch das Salz und das Licht des Evangeliums zu reinigen und zu erheben, indem sie in ihrer realen Brüdergemeinschaft eine konkrete Synthese dessen aufzeigt, was nicht nur eine Evangelisierung der Kultur, sondern auch eine evangelisierende Inkulturation und eine inkulturierte Evangelisierung ist.
53. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass in dieser ganzen, delikaten, komplexen und oft leidvollen Frage der Glaube eine entscheidende Rolle spielt, der es ermöglicht, das Heilsgeheimnis des Gehorsams zu begreifen.(68) So, wie durch den Ungehorsam eines Menschen die menschliche Familie auseinanderbrach, und wie durch den Gehorsam des neuen Menschen ihre Zusammenführung begann (vgl. Röm 5,19), ebenso
UNSER LEBEN ALS BARMHERZIGE BRÜDER IST EIN LEBEN IN GEMEINSCHAFT
Jahr der Berufung | Thema 2 20
wird die Haltung des Gehorsams für jedes Leben in einer Familie immer eine unverzichtbare Kraft darstellen.
Das Ordensleben hat immer aus dieser Glaubensüberzeugung gelebt, und auch heute noch ist es gerufen, sie mutig zu leben, um in seinem Bemühen um brüderliche Beziehungen nicht ins Leere zu laufen und in der Kirche und der Gesellschaft eine dem Evangelium entsprechende, bedeutsame Wirklichkeit darzustellen.
Die Brüderlichkeit als Zeichen
54. Besonders in den Instituten mit apostolischen Aufgaben waren die Beziehungen zwischen brüderlichem Leben und apostolischer Tätigkeit nicht immer geklärt und haben öfters zu Spannungen im Einzelnen wie auch in der Gemeinschaft geführt. Manch einer empfand das "auf Gemeinschaft machen" als ein Hindernis für die Sendung, als eine Zeitverschwendung mit Nebensächlichkeiten. Allen muss ins Gedächtnis gerufen werden, dass die brüderliche Gemeinschaft als solche bereits ein Apostolat ist und unmittelbar zur Evangelisierung beiträgt. Das herausragende Zeichen, das der Herr hinterlassen hat, ist nämlich das der gelebten Brüderlichkeit: "Daran sollen sie erkennen, dass ihr meine Jünger seid, dass ihr einander liebt" (Joh 13,35).
Neben dem Auftrag, das Evangelium aller Kreatur zu verkünden (vgl. Mt 28, 19‐20), hat der Herr seine Jünger dazu ausgesandt, als Brüder miteinander zu leben, "damit die Welt glaubt", dass Jesus der Gesandte des Vaters ist, und dass ihm die volle Zustimmung des Glaubens gebührt (vgl. Joh 17, 21). Dem Zeichen der Brüderlichkeit kommt also höchste Bedeutung zu, denn es ist jenes Zeichen, das den göttlichen Ursprung der christlichen Botschaft aufzeigt und die Kraft besitzt, die Herzen für den Glauben zu öffnen. Darum kann auch gesagt werden, dass "die ganze Fruchtbarkeit des Ordenslebens von der Qualität des brüderlichen Lebens in Gemeinschaft abhängig ist". (69)
55. Je nachdem, wie die Ordensgemeinschaft das brüderliche Leben in ihrer Mitte pflegt, vergegenwärtigt sie fortwährend und erkennbar dieses "Zeichen", dessen die Kirche vor allem in der Aufgabe der Neuevangelisierung bedarf.
Auch aus diesem Grunde liegt der Kirche das brüderliche Leben der Ordensgemeinschaften am Herzen: je stärker die brüderliche Liebe ist, umso größer ist die Glaubwürdigkeit der verkündeten Botschaft, und umso klarer wird die Bedeutung des innersten Geheimnisses der Kirche als Sakrament und der Verbindung der Menschen mit Gott und untereinander. (70)
Ohne bereits das "Ganze" der Sendung der Kirche sein zu wollen, ist das brüderliche Leben doch ein wesentlicher Teil davon. Das brüderliche Leben ist genauso wichtig wie die apostolische Tätigkeit.
Man kann sich also nicht auf die Notwendigkeiten des apostolischen Dienstes berufen, um Mängel im Gemeinschaftsleben zuzulassen oder zu rechtfertigen. Die Tätigkeit der Ordensleute muss eine Tätigkeit von Menschen sein, die gemeinsam leben, die ihr Tun durch eine gemeinschaftliche Gesinnung prägen, die den Geist der Gemeinschaft durch Wort, Tat und Beispiel verbreiten.
Besondere Umstände, die im Folgenden behandelt werden, können Anpassungen erforderlich machen, die jedoch nicht dazu führen dürfen, die Ordensperson von der communio und dem Geist der eigenen Gemeinschaft zu entfremden.
56. Wenn die Ordensgemeinschaft sich ihrer Verantwortung gegenüber der großen brüderlich‐schwesterlichen Gemeinschaft, die die Kirche darstellt, bewusst ist, dann beweist sie auch, dass es möglich ist, die christliche Brüderlichkeit zu leben, und sie zeigt den Preis, den die Verwirklichung einer jeglichen Form von brüderlichem Leben erfordert.
Inmitten der Gesellschaften dieser Erde, die von Leidenschaften und entgegengesetzten Interessen geprägt und zerrissen sind, die sich nach Einheit sehnen, die jedoch unsicher sind bezüglich des Weges, der zu ihr führt, inmitten dieser Gesellschaften stellt die Anwesenheit von Gemeinschaften, in denen sich Menschen unterschiedlichen Alters, Sprache und Kultur als Brüder und Schwestern begegnen und die trotz der unvermeidlichen Konflikte und Schwierigkeiten, die das Gemeinschaftsleben mit sich bringt, untereinander
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Jahr der Berufung | Thema 2 21
verbunden bleiben, bereits ein Zeichen dar, das auf etwas Höheres hinweist und die Blicke nach oben richtet.
"Die Ordensgemeinschaften, die durch ihr Leben die Freude und den menschlichen und übernatürlichen Wert der christlichen Brüderlichkeit verkünden, bezeugen vor unserer Gesellschaft durch die Sprache der Fakten die verändernde Kraft der Frohen Botschaft". (71)
"Über allem stehe die Liebe; sie ist das Band der Vollkommenheit" (Kol 3,14), jene Liebe, die von Christus gelehrt und gelebt und durch seinen Geist uns mitgeteilt worden ist. Diese Liebe ist es, die einig macht und die dazu drängt, die Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott und den Brüdern auch anderen mitzuteilen. Sie macht also zu Aposteln, indem sie die Gemeinschaften zur Sendung hindrängt, ob diese nun in der Kontemplation, in der Verkündigung des Wortes oder in karitativem Dienst bestehe. Die Liebe Gottes möchte in die Welt einbrechen: so wird die brüderliche Gemeinschaft zur Missionarin für diese Liebe und zum konkreten Zeichen ihrer einigenden Kraft.
57. Die Qualität des brüderlichen Lebens hat auch einen bedeutenden Einfluss auf die Beharrlichkeit der einzelnen Ordensperson.
So wie Mängel im brüderlichen Leben häufig als Motiv für Austritte angegeben werden, stellt die gelebte Brüderlichkeit bis heute eine wirksame Stütze dar für die Ausdauer vieler.
In einer wirklich brüderlichen Gemeinschaft fühlt ein jeder sich mitverantwortlich für die Treue des anderen; jeder leistet seinen Beitrag zu einer gelösten Atmosphäre echter Lebensgemeinschaft, die gekennzeichnet ist von Verständnis und gegenseitiger Hilfe; jeder ist sensibel für Müdigkeit, Leid, Einsamkeit und Mutlosigkeit des Mitbruders; jeder hilft dem durch Prüfungen und Schwierigkeiten Bedrängten.
Auf diese Weise wird eine Ordensgemeinschaft, die die Beharrlichkeit ihrer Mitglieder stützt, auch zum Zeichen für die fortwährende Treue Gottes, und somit zu einer Stütze für Glauben und Treue der Christen, die in einer Welt leben müssen, die den Wert der Treue immer weniger zu kennen scheint.
Fragen zur Reflexion
1. Wie gehst du mit den Veränderungen und den Herausforderungen um, die der aktuelle gesellschaftliche Kontext an das Ordensleben stellt?
2. Welche Veränderungen könnte man in der Dynamik der Gemeinschaft vornehmen, um die Gotteserfahrung, welche wir Barmherzigen Brüder bei unserem Apostolat machen, besser mit anderen zu teilen?