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20 2010 SONNABEND / SONNTAG, 15. / 16. MAI 2010 I ronie oder Wink mit dem Zaunpfahl? Seit die Aschewolke Reisende ängstigt und nötigt, gab es besonders viele schö- ne Sonnenuntergänge auf Sylt. Nicht, dass Abendhimmel wie aus der Kitschtapeten-Abteilung im hohen Norden ein völlig ungewöhnliches Naturphänomen wären, doch in diesem aufgewühlten Frühjahr könnte man schon auf die Idee kommen, dass die Inszenierung uns mahnt, bes- ser an Orte zu reisen, die sich ohne Luftzufuhr erreichen lassen. Sicher, die Entdeckung des Westerländer Flugha- fens hat einen enormen Aufschwung gebracht und, abgesehen von den Bewohnern der Einflugschneise, erhöhte Lebensqualität, weil plötzlich auch München keine Ewigkeit mehr entfernt ist. Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass wir „klassisch“ auf die Insel reisten. Per Auto und Bahn oder Schiff oder sogar nur per Bahn. Wobei es zu den unlösbaren Rätseln der Schienenverantwortlichen gehört, warum es möglich ist, in eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin zu fahren, man aber wei- terhin mehr als drei relativ unbequeme Stunden bis Westerland braucht. Sobald man allerdings tief die Jodluft atmet, gilt so und so: Der Weg ist egal, wir sind am Ziel. Nun. Es soll Leute geben, die grundsätzlich nicht verstehen, was an Sylt so reizvoll ist. Und wie soll man das auch logisch erklären mit nüch- ternem Blick auf die 60er- und 70er-Jahre-Bausünden in Westerland, die den Ankömmling begrüßen, oder auf die neureichen Klischeefotos, die sich an gewissen Tagen auf der Kampener „Whiskymeile“ machen las- sen. Wobei – ist Lebensfreude mit Papis Porsche ein Zeichen für schlech- te Kinderstube? Auch die, die nur zahlen und nicht zählen, wie viele Wodkaflaschen sie im „Pony“ bestellen, leisten womöglich nicht nur sich, sondern generell eine Menge. Wer den Insel-Eindruck auf dieses kleine Fenster verengt, hat keinen Überblick. Und überhaupt: Sylt liebt man. Oder man lässt es. Im Moment ist wieder besonders viel Liebe zu verzeichnen. „Saison“ ist mittlerweile fast ganzjährig, an diesem Wochenende beginnt die be- törende Zeit. Alle haben wieder auf, die Läden, die Zimmer, die Herzen, die Kassen. Pfingsten wird es bestimmt wieder zu voll, weil dann alle kommen, wie Ende Juli/Anfang August, und noch ein paar Party-People mehr. Aber wollen wir das wirklich beklagen? Bestimmt wird der Rasen endlich sattgrün, der Lavendel sein graues Kleid ablegen, der Ginster in den Gärten strahlen, nur leider haben die wilden Verwandten am Stra- ßenrand den harten Winter schlecht verkraftet, wie so manche Kiefer. Aber dafür bleiben Heide und Rosen unverwüstlich und künden vom großen gesunden Sommergefühl. Synonym für die steigende Zuneigung sind die beiden neuen Hotels, die die schlaksige Insel umklammern. Im Süden in Hörnum das Fünf-Sterne-Superior-Hotel „Budersand Golf & Spa“, im Norden in List das gerade erst eröffnete „Spa Resort A-Rosa Sylt“, ein klassisch mondänes Grandhotel im modernen Gewand. Riesig für Sylter Ver- hältnisse. Très chic. Beide Häuser sind Leuchttürme im Tourismus- Zeitgeist. Wie auch der Club „Rotes Kliff“ in Kampen, das Betreiber Peter Kliem im Jubiläumsjahr so stylish renoviert hat, dass New Yorker neidisch werden könnten. Alles andere Wichtige bleibt. Auch deswegen darf sich die Inselliebe geborgen fühlen. Die Luft, das Meer, die Heide, die vertrauten Orte vom Sansibar bis Gosch, von H.B. Jensen bis zum Feinkost in Wenningstedt und Fisch-Blum, vom Keitumer Einkaufsparadies bis zu Mylins Möbeln und Fliesen in List, vom Getöse der Friedrichstraße zur Ruhe des Ellen- bogens. Rolf Seiche steht verlässlich im Eingang zum Gogärtchen und „Greta“ im Rauchfang, auch wenn es nun definitiv ihre letzte Saison sein wird. Es wird weiter gebaut und renoviert, von Krise wenig Spuren. Sylt ist Deutschland minimundus. Haus- oder Hapimag-Besitzer, Sugardaddys oder Familien, Dieter Bohlen oder die Begum, Camping- freunde mit Propangaswärme oder Anwesenbesitzer, die eine Heizung in den Brieasten einbauen lassen, damit die Post nicht feucht wird. Pensionen für 20 Euro die Nacht, Immobilien für 20 Millionen am Watt. Von Kik bis Hermès, von Fischbrötchen auf die Hand über Austern zum Champagner: alles da, alles verträgt sich. Das Klischee von der Insel der Schönen und Reichen wird spätestens an der Hörnum-Odde fortgespült, verliert sich auf dem Minigolfplatz von Wenningstedt. Richtig ist daran nur, dass Sylt ein Ort ist, an dem Wohlhabende wohlhabend sein dürfen. Man spielt Golf, trinkt auch mal Dom Pérignon im Strandkorb. Nirgends in Deutschland stehen mehr Luxusautos im Stau – Richtung Kampen. Das regt hier nur die auf, die im Stau stehen. Jetzt kommt die Zeit, da man mindestens weitere fünf Monate blei- ben möchte. Sich vertragen und verbünden mit der Natur, dieser Macht über unsere Emotionen. Nirgends ist man wahrscheinlich bei schönem Wetter glücklicher. Weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Der Norden lehrt Demut, die Natur gewinnt immer, das prägt Insulaner und Gäste mehr als Partynächte. Übermut ist erlaubt. Meistens jedenfalls. Und so- lange die Hunde angeleint sind … Ja, manches nervt auch auf der Insel. In der Sansibar, diesem schier unglaublich anziehenden Ort, wähnt man sich tagsüber wie vor zwanzig Jahren an der Berliner Mauer: so ein Ansturm. Viertausend Essen bestimmt – am Tag. „Könnt ihr nicht mal einen Zaun ziehen?“ Die fassungslose Frage eines Stammkunden ver- weht unbeantwortet im Dünengras. Abends, klar, da geht es nur mit Re- servierung, zwei Schichten, manche müssen bis November warten, aber tagsüber herrscht zwischen Strand und Spielplatz die große Freiheit. Andere folgen froh dem Ruf der Sterne der Michelin-Küchen, für die Sylt mittlerweile auch berühmt ist, oder schlafen gleich selig und tief, weil der Kureffekt sie überrascht. Johannes King vom Söl’ring Hof hat einen Kutter für seine Gäste gekauft. Und die Krise? Ja, es rumort auf der Insel. Auch weil sie so gut besucht ist und die Saison immer länger wird. Die alte Regel, dass Sylter Familien deswegen einen anderen Ferienka- lender als das Festland brauchen, wird vom Kieler Kultusministerium trotz umtriebiger Eltern-Initiative weiterhin unnötig stur ignoriert. Manche kaufen jetzt Häuser, ohne genau zu wissen, wie und ob sie sie nutzen. Sylter Steine verlieren nicht an Wert, die in Kampen schon gar nicht, aber plötzlich boomt eben auch List. Und Schnäppchenmarkt ist Hörnum auch nicht mehr. Aber dennoch gilt weiterhin: Sylt ist nicht nur für Reiche da, sondern für alle. Jedenfalls alle, die den Friesenschwur verstehen: rüm hart – klaar kiming. Reines Herz und klarer Horizont. S. 4/5 – Sylter Inselzauber: Große Karte mit den schönsten Orten. Plus: Shopping- und Ausgeh-Tipps. Unterwegs: Ausflug nach Amrum Insel-Gespräch: Surflegende Robby Naish Titel-Thema: Shoppen & Schlemmen auf Sylt – mit Karte Lokal-Termin: Johannes King kocht königlich Gestern & Heute: Bestseller-Autorin Dora Heldt in der Sansibar Handgemacht: Strandkörbe Sylt ist für alle da, findet Lifestyle- Expertin INGA GRIESE. Ein Essay über Demut, Übermut und Jodluft. Wahrzeichen am Strand: Zwei von 12 000 Strandkörben, die auf Sylt vor Sonne und Wind schützen. FOTO: HAUKE DRESSLER/GETTYIMAGES Unsere Insel

Unsere Insel - static.apps.abendblatt.destatic.apps.abendblatt.de/flips/magazin/magazin2010_20/files/magazin2010_20.pdf · 20 2010 SONNABEND / SONNTG,A15. / 16.MAI2010 I ronie oder

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202010

SONNABEND / SONNTAG, 15. / 16. MAI 2010

I ronie oder Wink mit dem Zaunpfahl? Seit die Aschewolke Reisende ängstigt und nötigt, gab es besonders viele schö-ne Sonnenuntergänge auf Sylt. Nicht, dass Abendhimmel wie aus der Kitschtapeten-Abteilung im hohen Norden ein völlig ungewöhnliches Naturphänomen wären, doch in diesem aufgewühlten Frühjahr könnte man schon auf die Idee kommen, dass die Inszenierung uns mahnt, bes-ser an Orte zu reisen, die sich ohne Luftzufuhr erreichen lassen. Sicher, die Entdeckung des Westerländer Flugha-

fens hat einen enormen Aufschwung gebracht und, abgesehen von den Bewohnern der Einflugschneise, erhöhte Lebensqualität, weil plötzlich auch München keine Ewigkeit mehr entfernt ist. Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass wir „klassisch“ auf die Insel reisten. Per Auto und Bahn oder Schiff oder sogar nur per Bahn. Wobei es zu den unlösbaren Rätseln der Schienenverantwortlichen gehört, warum es möglich ist, in eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin zu fahren, man aber wei-terhin mehr als drei relativ unbequeme Stunden bis Westerland braucht. Sobald man allerdings tief die Jodluft atmet, gilt so und so: Der Weg ist egal, wir sind am Ziel.

Nun. Es soll Leute geben, die grundsätzlich nicht verstehen, was an Sylt so reizvoll ist. Und wie soll man das auch logisch erklären mit nüch-ternem Blick auf die 60er- und 70er-Jahre-Bausünden in Westerland, die den Ankömmling begrüßen, oder auf die neureichen Klischeefotos, die sich an gewissen Tagen auf der Kampener „Whiskymeile“ machen las-sen. Wobei – ist Lebensfreude mit Papis Porsche ein Zeichen für schlech-te Kinderstube? Auch die, die nur zahlen und nicht zählen, wie viele Wodkaflaschen sie im „Pony“ bestellen, leisten womöglich nicht nur sich, sondern generell eine Menge. Wer den Insel-Eindruck auf dieses kleine Fenster verengt, hat keinen Überblick. Und überhaupt: Sylt liebt man. Oder man lässt es.

Im Moment ist wieder besonders viel Liebe zu verzeichnen. „Saison“ ist mittlerweile fast ganzjährig, an diesem Wochenende beginnt die be-törende Zeit. Alle haben wieder auf, die Läden, die Zimmer, die Herzen, die Kassen. Pfingsten wird es bestimmt wieder zu voll, weil dann alle kommen, wie Ende Juli/Anfang August, und noch ein paar Party-People mehr. Aber wollen wir das wirklich beklagen? Bestimmt wird der Rasen endlich sattgrün, der Lavendel sein graues Kleid ablegen, der Ginster in den Gärten strahlen, nur leider haben die wilden Verwandten am Stra-ßenrand den harten Winter schlecht verkraftet, wie so manche Kiefer. Aber dafür bleiben Heide und Rosen unverwüstlich und künden vom großen gesunden Sommergefühl.

Synonym für die steigende Zuneigung sind die beiden neuen Hotels, die die schlaksige Insel umklammern. Im Süden in Hörnum das Fünf-Sterne-Superior-Hotel „Budersand Golf & Spa“, im Norden in List das gerade erst eröffnete „Spa Resort A-Rosa Sylt“, ein klassisch mondänes Grandhotel im modernen Gewand. Riesig für Sylter Ver-hältnisse. Très chic. Beide Häuser sind Leuchttürme im Tourismus-Zeitgeist. Wie auch der Club „Rotes Kliff“ in Kampen, das Betreiber Peter Kliem im Jubiläumsjahr so stylish renoviert hat, dass New Yorker neidisch werden könnten.

Alles andere Wichtige bleibt. Auch deswegen darf sich die Inselliebe geborgen fühlen. Die Luft, das Meer, die Heide, die vertrauten Orte vom Sansibar bis Gosch, von H.B. Jensen bis zum Feinkost in Wenningstedt und Fisch-Blum, vom Keitumer Einkaufsparadies bis zu Mylins Möbeln und Fliesen in List, vom Getöse der Friedrichstraße zur Ruhe des Ellen-bogens. Rolf Seiche steht verlässlich im Eingang zum Gogärtchen und „Greta“ im Rauchfang, auch wenn es nun definitiv ihre letzte Saison sein wird. Es wird weiter gebaut und renoviert, von Krise wenig Spuren.

Sylt ist Deutschland minimundus. Haus- oder Hapimag-Besitzer, Sugardaddys oder Familien, Dieter Bohlen oder die Begum, Camping-freunde mit Propangaswärme oder Anwesenbesitzer, die eine Heizung in den Briefkasten einbauen lassen, damit die Post nicht feucht wird.

Pensionen für 20 Euro die Nacht, Immobilien für 20 Millionen am Watt. Von Kik bis Hermès, von Fischbrötchen auf die Hand über Austern zum Champagner: alles da, alles verträgt sich.

Das Klischee von der Insel der Schönen und Reichen wird spätestens an der Hörnum-Odde fortgespült, verliert sich auf dem Minigolfplatz von Wenningstedt. Richtig ist daran nur, dass Sylt ein Ort ist, an dem Wohlhabende wohlhabend sein dürfen. Man spielt Golf, trinkt auch mal Dom Pérignon im Strandkorb. Nirgends in Deutschland stehen mehr Luxusautos im Stau – Richtung Kampen. Das regt hier nur die auf, die im Stau stehen.

Jetzt kommt die Zeit, da man mindestens weitere fünf Monate blei-ben möchte. Sich vertragen und verbünden mit der Natur, dieser Macht über unsere Emotionen. Nirgends ist man wahrscheinlich bei schönem Wetter glücklicher. Weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Der Norden lehrt Demut, die Natur gewinnt immer, das prägt Insulaner und Gäste mehr als Partynächte. Übermut ist erlaubt. Meistens jedenfalls. Und so-lange die Hunde angeleint sind … Ja, manches nervt auch auf der Insel.

In der Sansibar, diesem schier unglaublich anziehenden Ort, wähnt man sich tagsüber wie vor zwanzig Jahren an der Berliner Mauer: so ein Ansturm. Viertausend Essen bestimmt – am Tag. „Könnt ihr nicht mal einen Zaun ziehen?“ Die fassungslose Frage eines Stammkunden ver-weht unbeantwortet im Dünengras. Abends, klar, da geht es nur mit Re-servierung, zwei Schichten, manche müssen bis November warten, aber tagsüber herrscht zwischen Strand und Spielplatz die große Freiheit.

Andere folgen froh dem Ruf der Sterne der Michelin-Küchen, für die Sylt mittlerweile auch berühmt ist, oder schlafen gleich selig und tief, weil der Kureffekt sie überrascht. Johannes King vom Söl’ring Hof hat einen Kutter für seine Gäste gekauft. Und die Krise? Ja, es rumort auf der Insel. Auch weil sie so gut besucht ist und die Saison immer länger wird. Die alte Regel, dass Sylter Familien deswegen einen anderen Ferienka-lender als das Festland brauchen, wird vom Kieler Kultusministerium trotz umtriebiger Eltern-Initiative weiterhin unnötig stur ignoriert. Manche kaufen jetzt Häuser, ohne genau zu wissen, wie und ob sie sie nutzen. Sylter Steine verlieren nicht an Wert, die in Kampen schon gar nicht, aber plötzlich boomt eben auch List. Und Schnäppchenmarkt ist Hörnum auch nicht mehr. Aber dennoch gilt weiterhin: Sylt ist nicht nur für Reiche da, sondern für alle. Jedenfalls alle, die den Friesenschwur verstehen: rüm hart – klaar kiming. Reines Herz und klarer Horizont.

S. 4/5 – Sylter Inselzauber: Große Karte mit den schönsten Orten. Plus: Shopping- und Ausgeh-Tipps.

Unterwegs: Ausflug nach Amrum › Insel-Gespräch: Surflegende Robby Naish › Titel-Thema: Shoppen & Schlemmen auf Sylt – mit KarteLokal-Termin: Johannes King kocht königlich › Gestern & Heute: Bestseller-Autorin Dora Heldt in der Sansibar › Handgemacht: Strandkörbe

Sylt ist für alle da, findet Lifestyle-Expertin INGA GRIESE. Ein Essay über Demut, Übermut und Jodluft.

Wahrzeichen am Strand:Zwei von 12 000 Strandkörben, die auf

Sylt vor Sonne und Wind schützen.FOTO: HAUKE DRESSLER/GETTYIMAGES

UnsereInsel

K n i e p s a n d

Norddorf

Nebel

Süddorf Steenodde

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Nur einmal im Leben Meeresgott sein? Nichts leichter als das: Im Wellenkanal kann man unterschiedliche Wellen- und Windstärken

entfesseln und im Sturmraum seine Haare flattern lassen. Ein Modell führt vor, mit welchen Maßnah-men Sylts Küste geschützt wurde, ein Video zeigt, wie ein Seestern eine Miesmuschel frisst. Es gibt Filmma-terial von der NASA und Interviews mit Zeitzeugen von Sturmfluten. Kurz: Im „Erlebniszentrum Natur-gewalten“ kann man eintauchen in eine brillante multimediale Wunderwelt.

„Achten Sie auf den Holunderbusch“, sagt Ge-schäftsführer Matthias Strasser, 44, und kurbelt mit Verve an seinem Lieblingsexponat, der Fotoanimati-on einer Wanderdüne. Die Düne setzt sich in Bewe-gung und verschüttet den Strauch – doch am Ende wächst er wieder durch den Sand hindurch.

Rund 3,5 Meter pro Jahr bewegen sich die Wander-dünen auf Sylt – in ähnlichem Tempo hat sich auch das Projekt „Erlebniszentrum Naturgewalten“ ent-wickelt. 1995 kam Matthias Strasser, Meeresbiologe aus Hamburg, auf die Insel, um für seine Diplomar-beit das „Verbreitungsmuster der Sandklaffmuschel“ zu erforschen. Er blieb und stiefelte für seine Disser-tation ins Watt – wo er so häufig von Touristen mit Fragen nach Ebbe und Flut, Flora und Fauna gelö-chert wurde, dass er davon dem Bürgermeister er-

Amrum, südlich von Sylt, ist nicht so schmal und glamourös wie die Große, sondern eher der gemütliche Typ – und auch eine Reise wert.

Amrum ist „die Geliebte des Blanken Hans“: Was das Meer anderswo abknabbert, etwa von Sylt, wird hier am Kniepsand wieder angespült. Der feine weiße Sandstrandist 15 Kilometer lang, sagenhafte 1,5 Kilometer breit – das ist Europarekord! Verwaltungstechnisch gehört der Kniepsand, der langsam um die Nordspitze derInsel herumwandert, allerdings nicht zu Amrum, sondern gilt als Meeresgebiet.Erdgeschichtlich gesehen ist Amrum relativ jung: Erst vor etwa 200 000 Jahren,in der Saaleeiszeit, entstand aus Gletscherablagerungen der Inselkern. Die Dünen wurden erst im 14. bis 18. Jahrhundert aufgeweht.Einst war Amrum Heimat von Wikingern, wie Relikte von Wohn- und Feuerstätten zeigen. Im frühen Mittelalter wurde die Insel von den Friesen besiedelt. Sie lebten von Landwirtschaft, Wal- und Fischfang sowie der Handelsschifffahrt. Legendär ist der Seefahrer Hark Olufs, der 1724 in die Sklaverei der Algerier geriet, dort zum General aufstieg und 1736 nach Amrum zurückkehrte. Sein Grabstein mit der Kurzbiografie steht auf dem Friedhof von Nebel. Doch viele Amrumer verließen ihre Heimat für immer: Im 19. Jahrhundert wanderte mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus,meistens in die USA. Heute leben mehr Amrum-Stämmige in den USA als auf der Insel selbst mit ihren circa 2300 Einwohnern.Entsprechend friedlich geht es auf der 20,5 Quadratkilometer großen Insel zu: Das Nachtleben beschränkt sich auf „Die Blaue Maus“ mit rund 100 Whisky-Sorten und die Disco in der Kniepsandhalle. Anders als auf Sylt ist man nicht mit PS-starken Statussymbolen unterwegs, sondern per Fahrrad: Es gibt zahlreiche Verleiher und ein hervorragendes Wegenetz – die östliche Hauptroute führt durch die Dörfer, die westli-che durch den windgeschützten Waldgürtel. Der etwa 180 Hektar große Forst wurde ab 1948 gepflanzt, um die Dünenwanderung nach Osten zu stoppen.In den ausgedehnten Schutzgebieten fühlen sich Vögel besonders wohl. Amrum gehört zu den wichtigsten Brutgebieten für Seevögel in Deutschland, die Insel ist zum Beispiel die Kinderstube der Eiderente. Die will nicht gestört werden – ein Wunsch, den Besucher und Einheimische gut verstehen. Auch deshalb ist die Insel um einiges entspannter als ihre schlanke Schwester im Norden.

TIPPS & TERMINE

1 LEUCHTTURM Insgesamt 295 Stufen muss man erklimmen: 123 führen die Düne hoch zum Turm, 172 zu dessen Spitze – dann ist man auf dem größten Leuchtturm der deutschen Nordseeküste. 41,8 Meter misst er, einschließlich Düne sogar 66 Meter. Seit dem 1. Januar 1875 weist er Schiffen den Weg, bei guter Sicht kann man mit dem Fernglas bis nach Helgoland gucken.» Öffnungszeiten Mo–Fr 8.30–12.30 Uhr.An Feiertagen geschlossen.

2 ÖÖMRANG HÜS Der „Öömrang Ferian“ (Amrumer Verein), der sich der Brauchtums- und Sprachpflege sowie dem Naturschutz widmet, hat das alte Frie-senhaus in Nebel erworben und zu einem Museum ausgebaut. Im Wohnteil des Kapitänshauses aus dem 18. Jahrhundert kann man „a Dörnsk“ (die Wohnstube) mit Beilegerofen und Alkovenbetten besichtigen. Die Ausstellung „Willkommen in der Amrumer Vergangenheit“ zeigt historische Funde. Am Wochenende kann man in der original Friesenstube heiraten.» Amrumer Archiv & Museum, Waaswai 1, 25946 Nebel, Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.30–12.30, Mo–Sa 15–17 Uhr, www.oeoemrang-hues.de

3 NORDIC WALKING VON AMRUM NACH FÖHR Am 16. Mai ist in Deutschland Nordic-Walking-Tag – und von Amrum aus kann man eine einmalige Strecke gehen: Ein Wattführer begleitet die Gäste (auch Anfänger) quer durch das Nordfriesische Wattenmeer nach Föhr. Unterwegs gibt es Erfrischungen und Snacks, zurück geht es mit der Fähre. Bitte Walking-Stöcke mitbringen.» Nordic Walking, 16. Mai, 9 Uhr, Treffpunkt: Norddorf, Hüttmannwiese.

4 RADTOUR MIT LESUNG Ein Kunstdieb kehrt auf die Nordseeinsel zurück, auf der er vor 20 Jahren ein geraubtes Gemälde zurücklassen musste. Der Amrum-Krimi „Flucht übers Watt“ von Krischan Koch ist ein Mix aus Spannung und Comedy.Heiter bis aufregend soll auch die Radtour werden, bei der der Autor an verschiede-nen Schauplätzen seines Krimis hält und dort Szenen aus dem Buch liest.» „Flucht übers Watt“, Radtour und Lesung, 20. Mai, Treffpunkt: Haus des Gastes,Nebel. Anmeldung: Buchhandel Quedens, Norddorf, Tel. 04682/4115 (8 Euro).

5 AMRUMER LAMMTAGE Sie sind ja so niedlich, die kleinen Schäfchen – doch bei den Lammtagen geht es mehr um ihre kulinarischen Vorzüge: Zum Eröffnungsfest werden diverse Lammgerichte gereicht. Dazu spielen das Amrumer Folkduo Quer-beet und das Akkordeon-Orchester Ostseekrabben, die Kinder-Trachtengruppe tanzt und um 12.15 Uhr lauschen alle der Ansprache der Nordfriesischen Lammkönigin.» Eröffnungsfest am Sonnabend, 5. Juni, 11.30 Uhr, Norddorf, Hüttmannwiese.

6 JAZZ-INSEL AMRUM Vom 19. bis zum 25. Juli jazzt und swingt es auf der Insel.Internationale Jazzgrößen spielen an verschiedenen Orten: Beim Konzert „Happy Birthday Django Reinhardt“ im Norddorfer Gemeindehaus ist Wawau Adler an der Gitarre dabei, in die Kniepsandhalle lockt „The World Famous Glenn Miller Orchestra“.» Jazz-Insel Amrum, 19.–25. Juli., Programm unter www.amrum.de

7 HARK OLUFS Als Sklave verkauft, als General zurückgekehrt – bei einer Führung des „Öömrang Ferian“ über Seefahrt, Piraterie und Sklaverei erfährt man viel über das erstaunliche Leben des Inselhelden Hark Olufs.» Hark-Olufs-Führung, 28.5., 10 Uhr, Norddorf, Maritur/Naturzentrum.

AMRUMTOURISTIK 25946 Wittdün auf Amrum, Tel. 04682/940 30,www.amrum.de – Fährverbindung Sylt–Amrum: www.adler-schiffe.de

Eine Wunderwelt: Im Erlebniszentrum Natur-

gewalten kann man mit Wind und Wasser spielen. Unten:

Geschäftsführer Dr. Strasser.FOTOS: GRAFIKANSTALT, THOMAS LEIDIG

Service» Wenningstedter Galerie „Länge*Breite“ Westerlandstr. 2 a,25980 Wenningstedt,Tel. 04651 / 299 90 54,www.laengemalbreite.de

» Frühlingserwachen Sa / So.,15. / 16. Mai, ab 14 Uhr. Finissage: So, 16. Mai, 17 Uhr.

» Slamschlacht Sylt Sa, 15. Mai,Einlass 19.30, Beginn 20.30 Uhr,Eintritt: 5 Euro.

Watt in vier WändenBesser als Kino: Die Kinder bauen draußen Deiche, während Vater drinnen Poseidon spielt und Mutter sich eine Sturmfrisur zulegt. Modern, spielerisch und unterhaltsam bringt uns das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List das Wattenmeer nahe.

TEXT: KIRSTEN RICK

Ab nach Amrum

Frech und irgendwie anders – zumindest für die Insel Sylt“: So beschreibt die Industrie-designerin und Schweißerin Helge Schleper

das Konzept ihrer Galerie „Länge*Breite“, mit der sie den Jungen und Kreativen seit Dezember 2006 einen Raum gibt. Unbekümmert setzt sie sich dabei über alle kulturellen Grenzen hinweg: Die Ausstellung „Frühlingserwachen“ präsentiert an diesem Wochen-ende in Wenningstedt Gemälde, Skupturen, Wasser-spiele, Möbeldesign – und wer sich auf diese Mi-schung keinen Reim machen kann, dem wird beim Poetry-Slam am Sonnabend geholfen.

Am traditionellsten noch ist die Ausstellung des norddeutschen Malers Hans Nordmann, der eine Auswahl maritimer Werke zeigt: Sylter Motive, Ham-burger Wahrzeichen und Segeln sind seine Themen. Das Team von „werkraum2“, einer Manufaktur von der schwäbischen Alb, will mit Wohnobjekten, Wind- und Wasserspielen aus poliertem Edelstahl einen blendenden Eindruck hinterlassen. Ähnliches hatte wohl auch Industriedesigner Reimer Wilke im Sinn, als er „Ein Stück Lampe – der kürzeste Weg zum elek-trischen Licht“ konzipierte: eine nackte Glühbirnen-

Bilder einer Ausstellung: Statuen, Möbel aus Beton und Hamburg-Gemälde von Hans Nordmann (u.) sorgen für ein schönes Frühlingserwachen.FOTO: PR

Museum: das „Öömrang Hüs“ auf Amrum.FOTOS:QUEDENS/NORDSEEBILDER.DE

INSEL-HOPPINGSylts kleineSchwester

IreneSchulte-Hillen

Das Event „Frühlingserwachen“ in der Kunstgalerie „Länge*Breite“ lädt ein zum Poetry-Slam – undvereint Malerei, Bildhauerei, Design,und Wohnkultur mit Reimkunst.

TEXT: VERA HOFF

zählte: Die Idee zum Erlebniszentrum war geboren. Über zehn Jahre reifte die gemeinnützige Einrich-tung, zu der 13 Partnerverbände ihr Knowhow bei-steuern, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung über den Heimatverein „Söl’ring Foriining“ bis zum WWF. Im Februar 2009 wurde das Erlebniszentrum mit 1500 Quadratmetern Aus-stellungsfläche eröffnet. Dazu kommt ein 800 Qua-dratmeter großer Außenbereich mit Wasserspiel-platz, auf dem Kinder selbst Deiche bauen können. Bereits im ersten Jahr erschienen 120�000 Besucher.

Schon beim Betreten ist zu erkennen: Der Bau ori-entiert sich an der Ausstellung und nicht umgekehrt: Um eine Luftaufnahme von Sylt sind die drei The-menbereiche „Kräfte der Nordsee“, „Klima, Wetter, Klimaforschung“ und „Leben mit Naturgewalten“ gruppiert, bei einem Exponat sieht man wie ein Ast-ronaut von oben auf die sich drehende Erde. Das gro-ße Foyer ist gleichzeitig eine Begegnungsstätte, wo auch Konzerte und Preisverleihungen stattfinden.

Seit März 2010 gibt es ein neues Kinder- und Ju-gendprogramm. An Stationen laufen Wissensshows: kurze, von Schülern gedrehte Clips, z.B. zum Coriolis-Effekt. „Die Idee ist“, sagt Strasser, „dass die Ausstel-lung emotionalisiert, begeistert und überrascht. Denn dann kommt der sorgsame Umgang mit der Natur ganz von alleine.“ Die Jungs hinter ihm sind zu beschäftigt, um seinen Worten zu folgen – sie ver-gnügen sich gerade am „Salzpflanzen-Flipper“.

fassung mit Ein- und Ausschalter. Zudem gibt es Wohnaccessoires aus dem neuen TrendwerkstoffBeton von Betoniu, witzige Papier mobiles von Illust-rator Martin Graf und das Sylter Modelabel „Liebe Sonne – Sylt“ stellt seine bunten Entwürfe vor. Stille Gäste beim „Frühlingserwachen“ sind die überall präsenten Statuen und Plastiken von Künstlern des Wenningstedter Skulpturenparks „Meerseits“.

Am Sonnabend um 19.30 Uhr wird es laut, wenn bei der „Slamschlacht Sylt“, dem einzigen Poetry-Slam der Insel, das Mikrofon offen für jeden und alles ist – ob Lyrik, Prosa, Comedy oder Rap, Lustiges und Ernstes. Einzige Vorgaben: sechs Minuten Zeitlimit, nur selbst verfasste Texte. Tabu sind ausufernde Ge-sangseinlagen und Background-Musik – denn das kennt man schon aus Castingshows Länge mal Breite.

KULTUR ERLEBEN

Schönesneues Sylt

DER GRÜNE PUNKT Im Watt leben auf einem Quadratmeter bis zu zwei Millionen Organismen. Bei einer Wanderung durch den platten Dschungel erklärt Manfred Sturm die artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Termine: 19.5., 10.30, 24.5., 12 Uhr. Anmeldung: Tel. 04651/447-0, www.wenningstedt.de

INSELLEBEN

867955Besucher waren 2009 auf Sylt und buchten 6,95 Mio. Übernach-tungen. Dazu kom-men ca. 16 000 Wahl-Sylter, die hier einen Zweithaushalt haben. Dem gegenüber ste-hen 21 000 Insulaner und 3000 Schafe.

Irene Schulte-Hillen, Präsidentin Deutsche Stiftung Musikleben,lebt in Hamburg und auf Sylt.

Service» Erlebniszentrum Naturgewalten Hafenstraße 37, 25992 List / Sylt,Tel. 04651 / 83 61 90,Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr (Juli /August 10 – 20 Uhr),Erwachsene ab 11 Euro, Kinder von 4 bis 15 Jahren 7,50 Euro,www.naturgewalten-sylt.de

FOTO

:PRI

VAT

Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

5.30 Uhr In der Morgen-dämmerung barfuß weit ins Watt hinauslaufen, die Strah-len der aufgehenden Sonne im Gesicht, die Rufe der Vögel im Ohr – schöner kann ein Tag auf Sylt nicht beginnen. Das findet auch mein alter Hund, der immer wieder die spinnenbeinigen Krebse unter den Steinen zu fangen versucht.

7 Uhr Kaffee kochen und Tisch im Garten decken. Zum Familienfrühstück hören wir Lieblingsmusik: Violin- und Klavierkonzerte von Joseph Haydn, gespielt von den „Rising Stars“ Augustin Hadelich und Caspar Frantz.

10 Uhr Gottesdienst in der alten Seefahrerkirche St. Severin zu Keitum. Nach dem Sylter Urgestein Traugott Giesen versammelt heute Pastorin Susanne Zingel eine treue Gemeinde aus Syltern und Sommergästen. Kirchen-musikdirektor Alexander Ivanov ist dem großen Orga-nisten Matthias Eisenberg gefolgt und führt die schöne Tradition der „Mittwochs-konzerte“ fort. Ich freue mich schon auf den letzten Freitag-abend im Juli, wenn hier zum zehnten Mal das Sommerkon-zert mit den jungen Stipendi-aten der Deutschen Stiftung Musikleben stattfinden wird.

12 Uhr Noch eine Runde über den „Sylt-Markt“ in Wenningstedt oder Hörnum. Gegründet vor Jahren vom Antiquar „Bouquiniste“ wer-den dort Krimskrams, aber auch antiquarische Bücher, Silber und Porzellan angebo-ten: Ein kurioses Milchkänn-chen aus den 30er-Jahren nehme ich mit nach Hause.

14 Uhr Zum Weststrand: rein in die Wellen. Herrlich!

16 Uhr Ausruhen in Kam-pen: die Apfeltorte in Rolf Seiches Gogärtchen oder der Rhabarberkuchen in der Kup-ferkanne sind seit 30 Jahren ein Traum!

17 Uhr Eine andere Welt: Im Westerländer „Syltaquarium“ begeistern mich immer wie-der die normalerweise un-sichtbaren Bewohner unserer Küste – Wattwürmer, Krab-ben, Butts und Schollen und vor allem eine kluge Krake.

19 Uhr Wenn Herbert Seck-ler noch einen Tisch frei hat, geht es weiter zur Sansibar. Steinbutt in allen Variationen und die „Caprifischer“ zum Sonnenuntergang machen die Familie glücklich. Oder wir bleiben einfach zu Hause. Während ich versuche, den wilden Garten in Form zu bringen, bereitet der beste Pastakoch der Welt Spaghetti alla Gisella, die wir auf der Gartenbank verzehren, be-gleitet von geheimnisvollen Lauten aus dem Watt.

Mein perfekterSonntag

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ST. EMILE STORE HAMBURG | NEUER WALL 80 | 20354 HAMBURG | TEL. +49_40_27144998

ST. EMILE STORE SYLT | BRADERUPER WEG 1 | 25999 KAMPEN | TEL. +49_4651_446488

Sonnabend / Sonntag, 15. /16. Mai 2010

DerWellen-brecher

– nicht perfekt, aber es geht schon. Es macht mir Spaß, Deutsch zu reden. Das hat unserem Familienunternehmen Naish Hawaii sehr geholfen. Deutschland ist einer der größ-ten Märkte für Wind-und Kitesurfen. Außerdem habe ich 2009 in Hamburg den ersten Worldcup im Stand-up-Paddle-surfen unterstützt, das wollen wir dieses Jahr wiederholen.

MAGAZIN: Windsurf-Legende, Kitesurf-Pionier und jetzt Steh-Paddler. Sie können es einfach nicht lassen.NAISH: Ich plane keine dritte Profi-Karriere, das überlasse ich leichten Herzens den Jüngeren. Steh-Paddeln ist eine tolle Ergänzung zum Wellenreiten und Windsurfen, denn es lässt sich unabhängig von Wind oder Dünung praktizieren. Man braucht nicht einmal besonders in Form dafür zu sein.

MAGAZIN: Bei mir zu Hause in Malibu werden die Stand-up-Paddlesurfer eher angefeindet. Die Wellen sind eh schon voll genug und jetzt paddeln auch noch schmerbäuchige Amateure auf Riesenflößen dazwischen. NAISH: Sie haben aber auch das Pech, an einem der populärsten Breaks der Welt zu surfen. Ich glaube, Stand-up-Paddeln wird sich mehr auf Seen und Flüssen ausbreiten. Da ist Platz für alle.

MAGAZIN: Fremde, die in einheimische Wellenreviere eindringen, werden überall argwöhnisch angeschaut. Ist es Ihnen vor Sylt auch so ergangen?NAISH: Nein, nie. Als ich als Junge das erste Mal an der Kurpro-menade surfte, war ich ja schon Weltmeister. Wer will sich mit so einem schon anlegen? Aber Sie haben Recht, viele Hardcore-Shortboarder dulden keine anderen Bretter neben sich. Das halte ich für Blödsinn. Je mehr Varianten es gibt von unserem Sport, desto mehr wird sich die Masse verteilen. Ich bin da sehr offen, die Natur gehört uns doch allen.

MAGAZIN: Als Inselmensch verstehen Sie bestimmt die Umwelt-sorgen der Sylter.NAISH: Klar, uns erwischt es als Erste, wenn das Meer ver-schmutzt und das Wasser steigt. Aber im Vergleich zu Hawaii ist Sylt wirklich vorbildlich. Ich versuche seit zwei Jahren ein Windrad genehmigt zu bekommen, um meine Farm auf Maui mit Strom zu versorgen. Es ist unvorstellbar, was für ein bü-rokratischer Kraftakt das ist. Die Mehrheit der Hawaiianer findet immer noch, Windräder zerstörten das Landschafts-bild. Das ist doch verrückt, gerade Maui ist einer der windigs-ten Orte der Welt, wir könnten schon längst vom Netz sein. Da sind uns die Deutschen Jahre voraus. Immer wenn ich durch Norddeutschland nach Sylt fahre, bewundere ich das. Ich glaube, bei euch hat jeder Bauernhof sein eigenes Windrad.

MAGAZIN: Ihr ehemaliger Kite-Designer Don Montague koope-riert mit den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin und experimentiert mit riesigen Segeln zur Stromerzeugung.NAISH: Ich bin nicht an seiner Firma Makani Power beteiligt, aber ich stelle mein Grundstück für seine Experimente zur Verfügung. Sie befinden sich noch in der Testphase. Als je-mand, der mit Wind und Wellen lebt, bin ich alternativen Energien aufgeschlossen.

MAGAZIN: Andererseits sind Sie berühmt für Ihren Wagenpark inklusive Monster-Truck und einem zum Surfmobil umgebau-ten Stretch-Leichenwagen.NAISH: Ja, meine Spielzeuge habe ich immer noch, auch den kanariengelben Ferrari. Aber im Grunde stehen die schlimms-ten Schluckspechte, der Leichenwagen und der Ferrari, nur noch zur Zierde in meiner Garage. Die wenige Freizeit, die mir bleibt, verbringe ich mit meiner dreijährigen Tochter Christina.

MAGAZIN: Was verstehen Sie unter Freizeit?NAISH: Stimmt, das war falsch formuliert. Ich sollte sagen, die Zeit, die ich nicht auf dem Wasser verbringe oder im Flugzeug.

MAGAZIN: Als Sie noch aktiver Wettkämpfer waren, lag Ihr Durchschnitt bei 300 Tagen auf dem Wasser.NAISH: Das ist heute noch so. Und 65 Tage im Flieger.

MAGAZIN: Viel Zeit für Strandpartys bleibt da nicht.NAISH: Nein, aber ich war sowieso nie ein Party-Animal. Als junger Mann noch viel weniger – ich war sehr introvertiert und bin nach den Wettkämpfen sofort nach Hause gegangen.

MAGAZIN: Ihr Freund Jürgen Hönscheid berichtet in seinen Me-moiren vom ersten Worldcup 1984. In der Nacht davor brannte die Hütte von Sansibar-Gründer Herbert Seckler ab, die als Headquarter dienen sollte.NAISH: Davon habe ich nichts mitbekommen. Natürlich erin-nere ich mich an die bescheidenen Anfänge der Sansibar und ich finde es faszinierend, wie aus dieser kleinen Strandkneipe ein weltberühmtes Unternehmen mit Gourmet-Restaurant und eigener Modelinie werden konnte. Aber als Teenie und junger Mann nahm ich am Nachtleben nicht teil. Alles, was mich interessierte, lag am Ende der Kurpromenade.

MAGAZIN: Und heute?NAISH: Ich hab mich über die Jahre schon verändert. Ich bin im

Alter viel geselliger geworden und haue ich nicht mehr sofort ab, sobald der Pflichtteil erfüllt ist.

MAGAZIN: Wo findet die Kür auf Sylt statt?NAISH: Wo immer Nici Kreis mich hin entführt. Ich wohne seit vielen Jahren im Miramar Hotel in Westerland und bin gut befreundet mit der Besitzer-Familie. Manchmal gehe ich mit Nici ins American Bistro. Es gibt ein Thai-Restaurant, das ich mag, und Bella Italia, gleich die Straße herunter.

MAGAZIN: Haben Sie eigentlich schon mal Labskaus probiert?NAISH: Nein. Hier ist mein Geheimnis: Was Essen betrifft, bin ich immer noch wie ein kleines Kind. Ich gehe am liebsten zu McDonald’s. Mir schmecken Hamburger und Pommes am besten und Fisch mag ich überhaupt nicht.

MAGAZIN: Ausgerechnet.NAISH: Es bringt meine Sylter Freunde zur Verzweiflung, dass ich eine Institution wie Gosch nicht zu schätzen weiß. Aber ich mag keinen Fisch. Keine Nordseekrabben, kein Labskaus, kein Haifischsteak.

MAGAZIN: Viele Surfer essen aus Karmagründen keine Raub-fische. Fress ich dich nicht, frisst du mich nicht.NAISH: So sehe ich das auch. Haie gehören zu meiner natürli-chen Umwelt auf Hawaii. Drei Freunde von mir haben einen Haiangriff überlebt und surfen nach wie vor. Man darf nie vergessen, dass wir uns in ihrem Territorium aufhalten und nicht umgekehrt.

MAGAZIN: Waren Sie nie in Gefahr?NAISH: Tatsächlich habe ich mich noch nie ernsthaft verletzt. Klar bin ich oft durch den Schleudergang vor Sylt gegangen, habe verlorene Finnen und zerbrochene Boards zu beklagen. Aber nur einmal, in Japan, als ein Hai genau zwischen meinem Brett und dem meines Kumpels hindurchglitt, seine Flosse 20 Zentimeter von meiner Nase entfernt, dachte ich: „Whoa!“

Brigitte Steinmetz trifft Robby Naish

Mit 21 gewann er auf Sylt den Windsurf-Worldcup, und wird dort verehrt wie ein Rockstar: Robbie Naish über Labskaus,Haiangriffe und Plattdeutsch.

Kurz-Biografie» Robert Staunton Naish wurdeam 23. April 1963 im kalifornischenLa Jolla geboren und wuchs in Kailua,Hawaii, auf. Als Achtjähriger entdeckteer das Wellenreiten, mit 13 errang er aufden Bahamas seinen ersten Titel undwurde jüngster Windsurf-Weltmeisteraller Zeiten. Als 24-maliger Championdominierte er den Sport wie kein Zweiter,auch als Kitesurfer gewann er 1998den Weltmeister-Titel im Slalom undstellte 2001 mit 70,37 km/h einenGeschwindigkeitsrekord auf. Zudemwar Naish an zahlreichen technischenInnovationen beteiligt und ist Eigen-tümer dreier Firmen für Wind-, Kite-und Stand-up-Paddle-Surfing-Artikel.Seit er 1984 auf Sylt erstmalig denWorldcup gewann, ist die Insel fürNaish, der fließend Deutsch spricht, zueiner zweiten Heimat geworden. DieSurf-Legende lebt mit seiner Frau Katie,mit der er seit 19 Jahren verheiratet ist,auf Maui und hat zwei Töchter: Nani,geb. 1983, und Christina, geb. 2007.

MAGAZIN: Mal ehrlich, kann Sylt es mit Ihren geliebten Südsee-inseln aufnehmen?ROBBY NAISH: Sie erwischen mich in einem schwachen Moment. Ich hatte gerade auf den Fidschis den besten Stand-up-Padd-leboard-Ritt meines Lebens und bin leicht euphorisch. Aber in aller Fairness: Sylt hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Seit ich vor 30 Jahren das erste Mal mit meiner Fami-lie an die Nordsee reiste. Es ist eine lebenslange Liebesaffäre.

MAGAZIN: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Mal?NAISH: Es muss Sommer gewesen sein, denn ich weiß noch, dass ich in Shorts an der Kurpromenade stand. Surf-Pionier Jürgen Hönscheid hatte mich und meine Familie dort zum Urlaub eingeladen. Ich kannte Jürgen vom Pan-Am-Cup aus Hawaii, er war einer der Exoten, die Windsurfen nach Kailua brachten, als wir alle noch Wellen ritten. Der Spot an der Kurpromenade hat mich gleich beeindruckt. Das Wasser ist sogar im Sommer kalt, dazu heftige Unterströmungen und eine unordentliche Welle, die über einer vorgelagerten Sandbank bricht ...

MAGAZIN: ... klingt verführerisch.NAISH: Es sind schwierige Bedingungen, aber gerade deshalb habe ich so viele Erfolge auf Sylt gefeiert wie kaum anderswo. Als Athlet bevorzuge ich raues, stürmisches Wetter. Je unge-mütlicher es wird, desto mehr Spaß habe ich. Ich fühle mich wirklich zu Hause auf Sylt. Das liegt auch daran, dass ich dort Freunde gefunden und Deutsch sprechen gelernt habe.

MAGAZIN: Das wollen wir doch gleich mal überprüfen.NAISH: (spricht Deutsch) Gern. Ich habe Deutsch schon auf der Highschool gelernt.

MAGAZIN: Wozu Deutsch lernen auf Hawaii?NAISH: Weil ich damals schon auf Sylt gewesen war und wusste, dass ich eine lange Beziehung mit dieser deutschen Insel ein-gehen würde.

MAGAZIN: Sie haben einen fast plattdeutschen Akzent.NAISH: (auf Deutsch) Ja, nech? Es ist langsam besser geworden

FOTO: SVEN HOFFMANN / RED BULL PHOTOFILES

R obby Naish klingt wie vierzehn. Vielleicht wirkt sich das Rest-Adrenalin verjüngend auf seine Stimme aus, denn zwischen zwei Gesprächen ist der 47-Jährige mal schnell von Maui nach Fidschi

und zurück geflogen, um dort zu Werbezwecken eine Zehn-Meter-Welle auf einem Steh-Paddle-board zu reiten. Er strahlt, während im Hinter-grund seine dreijährige Tochter Christina gluckst. Seine neueste Leidenschaft soll nur ein Hobby bleiben, beeilt er sich gleich zu sagen, denn noch einmal erfinden müsse er sich nach beispiellosen Erfolgen als Wind- und Kitesurfer nun wirklich nicht. „Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt“, sagt er, und man glaubt es ihm gern. Seine ältere Tochter lebt als Surfleh-rerin in Costa Rica und machte ihn vor sieben Monaten zum Großvater. Seine Jüngste hat schon ein winziges pinkfarbenes Board, mit dem sie im häuslichen Pool paddelt. Seine Frau, Ex-Model Katie, hat das 670 Quadratmeter große Heim im windigen Norden Mauis nach Vorbild eines historischen Hawaii-Hotels derart stilecht dekoriert, dass es in Architekturmaga-zinen gewürdigt wird. Jetzt geht es nur noch um die pure Lebensfreude und – ja, auch um das Geschäft damit. Naish gewann seinen ersten Weltmeistertitel als 13-jähriger Amateur und avancierte zum Superstar von Sylt, seit er dort 1984 den ersten Worldcup gewann. Obwohl er sich in den 90ern mit 24 Titeln aus dem aktiven Wettkampf zurückzog, kommt der Hawaiianer immer noch mindestens einmal im Jahr an die Kurpromenade. Die Nordsee lässt ihn nicht los.

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III› INSELGESPRÄCH

Bistro Dittmeyer’s Austern-CompagnieKeine Schönheit ist das Bistro, aber eine echte Perle. Anfänger, die die Sylter Royal nicht knacken können, bekommen Nachhilfe, freundlich und kompetent.» Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525,tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de

Gosch HafendeckGleich sieben Mal gibt es Gosch in List.Der beste Platz für Matjes und Scholle ist allerdings das Hafendeck – und zwar draußen mit Blick aufs Wattenmeer.» Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966,tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de

GogärtchenDie Bar stammt aus den 50ern, der legendäre Ruf aus den 60ern. Und auch heute ist das Restaurant mit dem grünen Sonnengarten ein Hotspot.» Strönwai 12, Kampen,Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr.

Dorfkrug Rotes KliffSeit 1876 zieht diese Institution Urlauber an, die sich über feine Hausmannskost und die antike Einrichtung freuen.Oder über einen Platz im Gastgarten.» Braderuper Weg 3, Kampen,Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr.

SturmhaubeWie eine Trutzburg in den Dünen – und fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter Royal werden hier traditionell mit Limo-ne, Schalottenvinaigrette und Chester-brot serviert. Extrakarte für Kinder.» Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/ 99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr.

KupferkanneBei gutem Wetter kann man auf der Terrasse bis nach Dänemark sehen.Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen Obstkuchen schon zum Glücklichsein.» Stapelhooger Wai, Kampen,Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr.

PonyDeutschlands ältester bestehender Discoclub. Gunther Sachs war schon hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht.Noch immer treffen sich dort die VIPs!» Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421 82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison).

Club Rotes KliffNoch ein Club-Klassiker der Insel. Seit 30 Jahren schon dauern hier champag-ner-selige Partys bis zum Morgen.» Braderuper Weg 3, Kampen,Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr.

VogelkojeHalbe Ente, Griebenschmalzbrote oder Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein Genuss in dem alten Cafégarten vor der historischen Entenfangstätte.» Lister Str. 100, Kampen,Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr.

WonnemeyerAuf 100 dicken Douglasienstämmen steht das Strandlokal, in dem Currywurst und Austern mit Weitblick serviert werden.» Am Strand 1, Wenningstedt,Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr.

Fisch-FieteZwischen wunderschönen alten Kacheln sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerich-ten traditionell friesisch kommod.» Weidemannweg 3, Keitum, Tel.04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr.

Salon 1900Mittags Bistro, nachmittags Café,abends Restaurant und danach Tanzbar.Mit einem großen Herz für kleine Gäste.» Süderstr. 40, Keitum,Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr.

Die kleine TeestubeEin guter Ort für Teetrinker, besonders auf der Terrasse zwischen Bäumen und Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen oder Krabbenbrot mit Spiegelei.» Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum,Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr.

Fährhaus SyltWer sich das große Menü nicht leisten möchte, nimmt einen Kaffee. Und ent-spannt. Denn hier ist die Insel ganz leise.» Heefwai 1, Munkmarsch,Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr.

Alte SchuleDieses Klassenzimmer, in dem nord-deutsche Spezialitäten serviert werden,sorgt nur für gute Erinnerungen.» Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89 15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr.

Alte FriesenstubeDas älteste noch bestehende Haus Westerlands wurde 1648 erbaut und hat seinen Charme nicht verloren. Die Speisekarten sind übrigens auf Platt.» Gaadt 4, Westerland,Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr.

Kap HornNur eine Düne vom Strand entfernt liegt das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder eine halbe Portion Rumpsteak auch zum halben Preis bekommen.» Süderende 24, Hörnum,Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr.

ESSEN & FEIERN

BognerSportswear aus innovativen Materialien und in höchster Qualität gibt es im Haus des Münchner Designerpaars Bogner.» Gurtstig 17, Keitum

BulgariNeben edlen Accessoires wie Brillen und Parfum gibt es exquisite Schmuck-kollektionen und luxuriöse Uhren.» Hauptstr. 15, Keitum

Donna & LottchenHier gibt es klassische und angesagte Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre.» Hauptstr. 2, Kampen

HermèsDesigner Jean-Paul Gaultier ließ sich für die Hermès-Sommerkollektion von Ret-ro-Tennismode und Deauville inspirieren.» Zur Uwe-Düne 1, Kampen

Koko von KnebelTrends für treue Begleiter: „Every dog is a star“ ist Motto des Hundeausstatters.» Strandstr. 3–5, Westerland

Loro PianaEine Kollektion aus edelstem Tuch und feinster Wolle gibt es bei dem italieni-schen Cashmere-Spezialisten.» Gurtstig 17, Keitum

Marc O’PoloKlassik, Tradition und echte Werte sind Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode achtet man auf nachhaltige Produktion.» Strandstr. 3–5, Westerland

MontblancStilvolle Postkarte an die Daheimgeblie-benen? Die passenden Schreibgeräte gibt es bei Montblanc.» Braderuper Weg 2, Kampen

St. EmileDamenmode voller Poesie und Persön-lichkeit findet man bei St. Emile, einem der erfolgreichsten deutschen Labels, in ihrem wunderschönen und gerade neu eröffneten Shop.» Braderuper Weg 1, Kampen

Tod’sVon den legendären Mokassins mit ihren 133 Gumminoppen über Taschen aller Art bis Accessoires, findet man bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder.» Strönwai 7, Kampen

Iris von ArnimDie unverwechselbaren Strickkollektionen der Hamburger Mode-Designerin.» Strönwai 14, Kampen

Louis VuittonDas 1854 gegründete Pariser Luxus-Label lädt unterm Reetdach zu längeren Shopping-Aufenthalten ein.» Strönwai 7, Kampen

WempeDas Hamburger Traditionsunternehmen steht für höchste Kompetenz in der Schmuck- und Uhrmacherkunst.» Strönwai 16, Kampen

Wunderkind„Mit Wunderkind kommt etwas Boheme und Romantik nach Sylt, genau der rich-tige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang Joop über die Boutique seines Labels.» Strönwai 8, Kampen

LUXUS & SHOPPING

Erlebniszentrum Naturgewalten

Sylt-StrandkörbeDorintSöl’ring Hof

Sansibar

DB

DB

DB

TinnumburgEs muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau

1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Soden-wandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt.

Inselzauber

REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER

SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios,von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen.

Westerland

Keitum

Rantum

ArchsumMorsum

Hörnum

Wenningstedt

Kampen

Munkmarsch

List

Königshafen

Schleswig-Holsteinisches

Wattenmeer

Schleswig-Holsteinisches

Wattenmeer

Rantumbecken

Tinnum

Braderup

Morsum-KliffDas farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger

geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steil-küste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte ablesen. Glimmerton, Limonitsandstein und Kaolin-sand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar.

Buhne 16An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand

sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklär-ten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum guten Ton. Heute sorgen weder die Ferraris auf dem nahen Parkplatz, noch der eine oder andere Nackte im Sand für besonderes Aufsehen. Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt ein gemischtes Publikum, das gern bis zum Sonnenuntergang ent-spannt. Manchmal auch länger.

Weststrand Kampen, ca. 15 Mi-nuten Fußweg durch die Dünen, Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr, www.buhne16.de

Rantum-BeckenIn den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar gro-

ßes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet.

HeimatmuseumIm historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahl-

reichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert. Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestat-tungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz.

Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651�/�316 69, von Ostern bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de

Wanderdünen „Wie Gletscher eines Hochgebirges“

erschienen die Dünen dem Dichter Ger-hart Hauptmann. Eine einzige in der „Syl-ter Sahara“ bewegt sich noch. Durch-schnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die letzte Wanderdüne Deutschlands vor. Ellenbogen

Noch vier Kilometer bis Rømø: Der Ellenbogen ist Deutschlands nörd-lichste Landspitze. Bis nach Dänemark schwimmen sollte man nicht, das wäre wegen der tückischen Meeresströmun-gen (Trekker) lebensgefährlich. Die Halbinsel mit dem weitläufigen Dü-nengebiet befindet sich seit rund 250 Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem Auto zum Ostellenbogen fahren möch-te, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut.

Braderuper HeideIm Sommer ist sie ein einziges vio-

lettes Blütenmeer: Die Braderuper Heide ist eine Art Lüneburger Heide mit Meerblick und mit 140 Hektar die größte insulare Heide. Das Natur-schutzgebiet zwischen Ortskern und Kliff darf seit über 70 Jahren nicht mehr bebaut werden.

Rotes KliffErst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird

das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkeln-des Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier immer wieder zu spektakulären Abbrüchen.

Hörnum-OddeHier nagt die Nordsee am heftigsten an der

Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das an drei Seiten vom Meer umgeben ist, wird immer kleiner. Vor ein paar Jahrzehnten dauerte es noch dreieinhalb Stun-den, die Odde zu umrun-den, heute schafft man es in knapp der Hälfte der Zeit, so viel Strand wur-de bei Sturmfluten schon fortgespült.

AusternIn Deutschlands einziger

Austernzucht reifen auf einer ca. 30 Hektar großen Fläche in der Blidselbucht im Lister Wattenmeer alljährlich zwei bis drei Millionen Austern he-ran, die als „Sylter Royal“ eu-ropaweit vertrieben werden. Neben der Verköstigung vor Ort in der Hafenstraße bietet Dittmeyer’s Austern Compag-nie auch Gruppenführungen an (Anmeldung erforderlich). www.sylter-royal.de

Uwe-Düne109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holz-

treppe führt seit den 1920er-Jahren auf eine Aussichtsplattform auf der Uwe-Düne, die mit 52,5 Metern die höchste natürliche Erhebung der Insel ist. Be-nannt wurde der stattliche Sandhaufen nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe Jens Lornsen (1793�–�1838).

RobbeWilli

Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden, dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen. Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für die Kameras der edlen Fischspender.

Das Wrack der MariannEine schwimmende Teestube sollte aus dem

stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden, dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen – und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errich-tet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“ restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn. Das Wrack liegt noch immer im Watt.

HobokenwegWer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier

tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser, die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten.

Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teu-erste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3

Millionen Euro wur-de es angeboten. Der Haken: Das Küken darf nicht wachsen, Anbauten sind strikt verboten.

WhiskymeileTagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), Pony-Club (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12).

Calles BeachIm April 1972 importierte

Calle Schmidt das erste Wind-surfing-Brett aus den USA und kämpfte sich damit vor Sylt durch die Wellen. Eine Woche später überquerte Deutsch-lands erster Surfer auf seinem Brett die Außenalster in Ham-burg und machte damit die

Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surf-schule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Ar-beit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten.

Sylter WasserÜberall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und

mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und The-ateraufführungen, z.�B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld.

Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651�/�920�33, www.sylt-quelle.de und www.kunstraum-syltquelle.de

Hünengrab DenghoogWillkommen in der Unterwelt: Älter als die

Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – näm-lich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute unter einem kleinen Grashügel verbirgt.

Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel. 0170�/�697 16 87, www.soelring-foriining.de

HotelBudersand

Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-Loch-Course für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persön-lich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand, in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden:

Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651�/�460�70, DZ ab 300 Euro, In-fos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de

Die Nolde-LoungeEinige Dinge ändern sich nie. Als der Maler

Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu ar-beiten, notierte er über das Strandleben: „Und die Menschen, die schwammen und tauchten und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an der Kurpromenade von Westerland erinnert mit Reproduktionen seiner Bilder und histori-schen Fotos an den Expressionisten und dient heute als Lesesaal.

Strandpromenade Westerland (gegenüber der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr.

Bam-Bus Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut hat, finden dort von Mai bis Oktober regel-mäßig Vollmondpartys statt. Weststrand 13, List, www.bam-bus.de

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› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

Friedhof der HeimatlosenEr liegt hinter einem weißen Holztürchen; weder Name noch Geburtsdatum zieren die 55 rosenumrankten Holzkreuze: Denn dieser kleine Friedhof von 1855 wurde eigens für die namenlosen See-leute angelegt, die auf See starben und die das Meer an die Strände gespült hat.Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabeth-straße, Westerland

Bistro Dittmeyer’s Austern-CompagnieKeine Schönheit ist das Bistro, aber eine echte Perle. Anfänger, die die Sylter Royal nicht knacken können, bekommen Nachhilfe, freundlich und kompetent.» Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525,tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de

Gosch HafendeckGleich sieben Mal gibt es Gosch in List.Der beste Platz für Matjes und Scholle ist allerdings das Hafendeck – und zwar draußen mit Blick aufs Wattenmeer.» Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966,tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de

GogärtchenDie Bar stammt aus den 50ern, der legendäre Ruf aus den 60ern. Und auch heute ist das Restaurant mit dem grünen Sonnengarten ein Hotspot.» Strönwai 12, Kampen,Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr.

Dorfkrug Rotes KliffSeit 1876 zieht diese Institution Urlauber an, die sich über feine Hausmannskost und die antike Einrichtung freuen.Oder über einen Platz im Gastgarten.» Braderuper Weg 3, Kampen,Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr.

SturmhaubeWie eine Trutzburg in den Dünen – und fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter Royal werden hier traditionell mit Limo-ne, Schalottenvinaigrette und Chester-brot serviert. Extrakarte für Kinder.» Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/ 99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr.

KupferkanneBei gutem Wetter kann man auf der Terrasse bis nach Dänemark sehen.Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen Obstkuchen schon zum Glücklichsein.» Stapelhooger Wai, Kampen,Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr.

PonyDeutschlands ältester bestehender Discoclub. Gunther Sachs war schon hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht.Noch immer treffen sich dort die VIPs!» Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421 82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison).

Club Rotes KliffNoch ein Club-Klassiker der Insel. Seit 30 Jahren schon dauern hier champag-ner-selige Partys bis zum Morgen.» Braderuper Weg 3, Kampen,Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr.

VogelkojeHalbe Ente, Griebenschmalzbrote oder Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein Genuss in dem alten Cafégarten vor der historischen Entenfangstätte.» Lister Str. 100, Kampen,Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr.

WonnemeyerAuf 100 dicken Douglasienstämmen steht das Strandlokal, in dem Currywurst und Austern mit Weitblick serviert werden.» Am Strand 1, Wenningstedt,Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr.

Fisch-FieteZwischen wunderschönen alten Kacheln sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerich-ten traditionell friesisch kommod.» Weidemannweg 3, Keitum, Tel.04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr.

Salon 1900Mittags Bistro, nachmittags Café,abends Restaurant und danach Tanzbar.Mit einem großen Herz für kleine Gäste.» Süderstr. 40, Keitum,Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr.

Die kleine TeestubeEin guter Ort für Teetrinker, besonders auf der Terrasse zwischen Bäumen und Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen oder Krabbenbrot mit Spiegelei.» Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum,Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr.

Fährhaus SyltWer sich das große Menü nicht leisten möchte, nimmt einen Kaffee. Und ent-spannt. Denn hier ist die Insel ganz leise.» Heefwai 1, Munkmarsch,Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr.

Alte SchuleDieses Klassenzimmer, in dem nord-deutsche Spezialitäten serviert werden,sorgt nur für gute Erinnerungen.» Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89 15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr.

Alte FriesenstubeDas älteste noch bestehende Haus Westerlands wurde 1648 erbaut und hat seinen Charme nicht verloren. Die Speisekarten sind übrigens auf Platt.» Gaadt 4, Westerland,Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr.

Kap HornNur eine Düne vom Strand entfernt liegt das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder eine halbe Portion Rumpsteak auch zum halben Preis bekommen.» Süderende 24, Hörnum,Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr.

ESSEN & FEIERN

BognerSportswear aus innovativen Materialien und in höchster Qualität gibt es im Haus des Münchner Designerpaars Bogner.» Gurtstig 17, Keitum

BulgariNeben edlen Accessoires wie Brillen und Parfum gibt es exquisite Schmuck-kollektionen und luxuriöse Uhren.» Hauptstr. 15, Keitum

Donna & LottchenHier gibt es klassische und angesagte Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre.» Hauptstr. 2, Kampen

HermèsDesigner Jean-Paul Gaultier ließ sich für die Hermès-Sommerkollektion von Ret-ro-Tennismode und Deauville inspirieren.» Zur Uwe-Düne 1, Kampen

Koko von KnebelTrends für treue Begleiter: „Every dog is a star“ ist Motto des Hundeausstatters.» Strandstr. 3–5, Westerland

Loro PianaEine Kollektion aus edelstem Tuch und feinster Wolle gibt es bei dem italieni-schen Cashmere-Spezialisten.» Gurtstig 17, Keitum

Marc O’PoloKlassik, Tradition und echte Werte sind Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode achtet man auf nachhaltige Produktion.» Strandstr. 3–5, Westerland

MontblancStilvolle Postkarte an die Daheimgeblie-benen? Die passenden Schreibgeräte gibt es bei Montblanc.» Braderuper Weg 2, Kampen

St. EmileDamenmode voller Poesie und Persön-lichkeit findet man bei St. Emile, einem der erfolgreichsten deutschen Labels, in ihrem wunderschönen und gerade neu eröffneten Shop.» Braderuper Weg 1, Kampen

Tod’sVon den legendären Mokassins mit ihren 133 Gumminoppen über Taschen aller Art bis Accessoires, findet man bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder.» Strönwai 7, Kampen

Iris von ArnimDie unverwechselbaren Strickkollektionen der Hamburger Mode-Designerin.» Strönwai 14, Kampen

Louis VuittonDas 1854 gegründete Pariser Luxus-Label lädt unterm Reetdach zu längeren Shopping-Aufenthalten ein.» Strönwai 7, Kampen

WempeDas Hamburger Traditionsunternehmen steht für höchste Kompetenz in der Schmuck- und Uhrmacherkunst.» Strönwai 16, Kampen

Wunderkind„Mit Wunderkind kommt etwas Boheme und Romantik nach Sylt, genau der rich-tige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang Joop über die Boutique seines Labels.» Strönwai 8, Kampen

LUXUS & SHOPPING

Erlebniszentrum Naturgewalten

Sylt-StrandkörbeDorintSöl’ring Hof

Sansibar

DB

DB

DB

TinnumburgEs muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau

1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Soden-wandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt.

Inselzauber

REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER

SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios,von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen.

Westerland

Keitum

Rantum

ArchsumMorsum

Hörnum

Wenningstedt

Kampen

Munkmarsch

List

Königshafen

Schleswig-Holsteinisches

Wattenmeer

Schleswig-Holsteinisches

Wattenmeer

Rantumbecken

Tinnum

Braderup

Morsum-KliffDas farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger

geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steil-küste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte ablesen. Glimmerton, Limonitsandstein und Kaolin-sand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar.

Buhne 16An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand

sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklär-ten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum guten Ton. Heute sorgen weder die Ferraris auf dem nahen Parkplatz, noch der eine oder andere Nackte im Sand für besonderes Aufsehen. Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt ein gemischtes Publikum, das gern bis zum Sonnenuntergang ent-spannt. Manchmal auch länger.

Weststrand Kampen, ca. 15 Mi-nuten Fußweg durch die Dünen, Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr, www.buhne16.de

Rantum-BeckenIn den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar gro-

ßes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet.

HeimatmuseumIm historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahl-

reichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert. Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestat-tungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz.

Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651�/�316 69, von Ostern bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de

Wanderdünen „Wie Gletscher eines Hochgebirges“

erschienen die Dünen dem Dichter Ger-hart Hauptmann. Eine einzige in der „Syl-ter Sahara“ bewegt sich noch. Durch-schnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die letzte Wanderdüne Deutschlands vor. Ellenbogen

Noch vier Kilometer bis Rømø: Der Ellenbogen ist Deutschlands nörd-lichste Landspitze. Bis nach Dänemark schwimmen sollte man nicht, das wäre wegen der tückischen Meeresströmun-gen (Trekker) lebensgefährlich. Die Halbinsel mit dem weitläufigen Dü-nengebiet befindet sich seit rund 250 Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem Auto zum Ostellenbogen fahren möch-te, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut.

Braderuper HeideIm Sommer ist sie ein einziges vio-

lettes Blütenmeer: Die Braderuper Heide ist eine Art Lüneburger Heide mit Meerblick und mit 140 Hektar die größte insulare Heide. Das Natur-schutzgebiet zwischen Ortskern und Kliff darf seit über 70 Jahren nicht mehr bebaut werden.

Rotes KliffErst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird

das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkeln-des Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier immer wieder zu spektakulären Abbrüchen.

Hörnum-OddeHier nagt die Nordsee am heftigsten an der

Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das an drei Seiten vom Meer umgeben ist, wird immer kleiner. Vor ein paar Jahrzehnten dauerte es noch dreieinhalb Stun-den, die Odde zu umrun-den, heute schafft man es in knapp der Hälfte der Zeit, so viel Strand wur-de bei Sturmfluten schon fortgespült.

AusternIn Deutschlands einziger

Austernzucht reifen auf einer ca. 30 Hektar großen Fläche in der Blidselbucht im Lister Wattenmeer alljährlich zwei bis drei Millionen Austern he-ran, die als „Sylter Royal“ eu-ropaweit vertrieben werden. Neben der Verköstigung vor Ort in der Hafenstraße bietet Dittmeyer’s Austern Compag-nie auch Gruppenführungen an (Anmeldung erforderlich). www.sylter-royal.de

Uwe-Düne109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holz-

treppe führt seit den 1920er-Jahren auf eine Aussichtsplattform auf der Uwe-Düne, die mit 52,5 Metern die höchste natürliche Erhebung der Insel ist. Be-nannt wurde der stattliche Sandhaufen nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe Jens Lornsen (1793�–�1838).

RobbeWilli

Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden, dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen. Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für die Kameras der edlen Fischspender.

Das Wrack der MariannEine schwimmende Teestube sollte aus dem

stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden, dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen – und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errich-tet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“ restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn. Das Wrack liegt noch immer im Watt.

HobokenwegWer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier

tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser, die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten.

Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teu-erste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3

Millionen Euro wur-de es angeboten. Der Haken: Das Küken darf nicht wachsen, Anbauten sind strikt verboten.

WhiskymeileTagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), Pony-Club (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12).

Calles BeachIm April 1972 importierte

Calle Schmidt das erste Wind-surfing-Brett aus den USA und kämpfte sich damit vor Sylt durch die Wellen. Eine Woche später überquerte Deutsch-lands erster Surfer auf seinem Brett die Außenalster in Ham-burg und machte damit die

Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surf-schule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Ar-beit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten.

Sylter WasserÜberall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und

mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und The-ateraufführungen, z.�B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld.

Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651�/�920�33, www.sylt-quelle.de und www.kunstraum-syltquelle.de

Hünengrab DenghoogWillkommen in der Unterwelt: Älter als die

Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – näm-lich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute unter einem kleinen Grashügel verbirgt.

Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel. 0170�/�697 16 87, www.soelring-foriining.de

HotelBudersand

Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-Loch-Course für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persön-lich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand, in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden:

Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651�/�460�70, DZ ab 300 Euro, In-fos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de

Die Nolde-LoungeEinige Dinge ändern sich nie. Als der Maler

Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu ar-beiten, notierte er über das Strandleben: „Und die Menschen, die schwammen und tauchten und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an der Kurpromenade von Westerland erinnert mit Reproduktionen seiner Bilder und histori-schen Fotos an den Expressionisten und dient heute als Lesesaal.

Strandpromenade Westerland (gegenüber der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr.

Bam-Bus Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut hat, finden dort von Mai bis Oktober regel-mäßig Vollmondpartys statt. Weststrand 13, List, www.bam-bus.de

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› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

Friedhof der HeimatlosenEr liegt hinter einem weißen Holztürchen; weder Name noch Geburtsdatum zieren die 55 rosenumrankten Holzkreuze: Denn dieser kleine Friedhof von 1855 wurde eigens für die namenlosen See-leute angelegt, die auf See starben und die das Meer an die Strände gespült hat.Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabeth-straße, Westerland

Auflösungen:

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TEXT: MANUELA SCHMICKLER • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Stille Einkehr:Im Söl’ring Hof findet man Ruhe und Speisen, die einen träumen lassen.

Kurz-BiografieJohannes King, Jahrgang 1963, ist als eines von zehn Kindern auf einem schwä-bischen Bauernhof in der

Nähe von Freudenstadt auf-gewachsen. Eigentlich wollte er Glasbläser werden – aber zum Glück hat er stattdes-sen eine Lehrstelle als Koch

angetreten. Aus der Not-lösung wurde Leidenschaft.Mittlerweile ist er mit zwei Michelin-Sternen gekrönt

und einer der besten Köche Deutschlands. Seit zehn

Jahren führt er mit Claudia Reichelt den Söl’ring Hof

in Rantum auf Sylt.

Königliche Küche

Das weiße, reetgedeckte Haus wirkt fast ein bisschen unwirklich, wie es so daliegt, ange-kuschelt an eine Düne. Der Kiesweg davor

knirscht edel unter den Füßen. Dahinter, ein paar Stufen über der hölzernen Terrasse, thront eine Bank. Wer darauf sitzt, hat nicht nur weiten Strand und Wellen vor Augen, sondern in Sylts heimeligstem Ho-tel eingecheckt. Und in dem mit der besten Küche, gleich doppelt sterngekrönt. Johannes King kocht hier, seit zehn Jahren mittlerweile. Obwohl der ge-bürtige Schwarzwälder nie auf die Nordseeinsel zie-hen wollte. Weil dort die Leute die Nase so hoch tra-gen, dass es reinregnet. Als er sich dann doch für den „Söl’ring Hof“ entschied, war es mit Leib und Seele – und natürlich mit seiner Frau und den drei Kindern.

Aus dem Syltgegner ist ein Rantumer geworden. Der sich bestens mit der örtlichen Feuerwehr ver-steht, von der er die Makrelen und Meeräschen be-zieht. Überhaupt weiß er genau, woher die Dinge stammen, die er verarbeitet. Auf den Tellern liegt vie-les, das draußen auf den Wiesen wächst, aber kaum jemand wirklich erkennt: Pimpernelle etwa, Melisse, Spitzwegerich, Bachkresse oder Schafgarbe. Johan-nes King findet es ganz natürlich, das zu nehmen, was nahe liegt. Nicht nur aus Umweltschutzgründen. Was nicht lange angeliefert oder gekühlt werden muss, schmeckt besser. Und dass saisonal gekocht wird, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Warmen Spargelschaum gibt es deshalb jetzt. Ganz samtig ist der. Und vor allem: Er schmeckt intensiv

frisch. Herr King hat da so seine Tricks, in diesem Fall ein Sahnesiphon, durch den er die Creme auf die klei-nen Schüsselchen verteilt, damit sie diese unglaub-lich weiche Konsistenz erhält. Die Gäste können ihm und seiner Mannschaft bei der Arbeit zusehen. Der Raum ist klein und hell, die Küche offen, es wirkt fast familiär. Alle wissen offensichtlich ganz genau, was sie tun. Und: wann. Jeder Gang ist eine Punktlan-dung. Ein kurzer Blickkontakt zwischen dem Service-personal, schon stehen vor den Gästen gleichzeitig die nächsten Köstlichkeiten. Die sehen aus wie Bil-der. Den Wiesenkräuter-Salat möchte man fast mit Acrylharz ausgießen und an die Wand hängen. Dann allerdings würde man einiges verpassen. Den Horn-hecht etwa, der sich zart an die Kräuter schmiegt. Und die grandios nussige Vinaigrette. Eine leise, per-fekte Begleitung. Die Langostinos kommen in Kataifi-Teig und ähneln einer hübschen Wasserpflanze – Meeresfrucht in Perfektion. Dazu einen Riesling, ausgewählt von Restaurantleiter Arno Steguweit, der 2004 mit 26 Jahren als Jahrgangsbester die Somme-lier-Prüfung bestand. Seit einem Monat arbeitet der Münchner jetzt auf Sylt. Auch er wirkt schon wie ein Familienmitglied des Söl’ring Hofs.

Genau das ist es, was das weiße Haus auf dem Dü-nenkamm ausmacht, abgesehen von der Sternekü-che: die Herzlichkeit. Es ist ein wirklich gastlicher Ort. Einer, wie man ihn nur sehr selten findet.

» DORINT SÖL’RING HOF, Am Sandwall 1, 25980 Rantum/Sylt, Tel. 04651/83 62 00, Öffnungszeiten Restaurant: Mo–Sa ab 18.30 Uhr, www.soelring-hof.de

Ein Paradies in den Rantumer Dünen. Im „Söl’ring Hof“ begeistert Johannes King mit kreativer Kochkunst.

Essen und ausgehen

BAR

CohibarIm Sommer spielt die Musik auf der Terrasse, und zwar live. Drinnen im ker-zenbeleuchteten Lokal fühlen sich die Westerländer wohl, und weil es sich schon bis aufs Festland herumgesprochen hat,dass es hier viel Rum, gute Cocktails und bezahlbare Kleinigkeiten wie belegte Baguettes gibt, finden auch Touristen den Weg hierher. Urig gemütlich bleibt die kubanischste Ecke Sylts trotzdem.» COHIBAR, Bötticher Str. 10,Westerland, Tel. 04651 /226 73,tgl. ab 12 Uhr, www.cohibar.euFO

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JÖRN

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Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

LOKAL-TERMIN

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REZEPT VON JOHANNES KINGWiesenkräuter-Salat mit HornhechtFür 6 Personen:4 Stück Hornhechtfilet in Streifen geschnittenVinaigrette:100 ml Rapsöl, 20 ml Apfel-essig, Zitrone, Zucker, weißer Pfeffer, Meersalz, 50 ml Gemüsefond, 80 g ButterWiesenkräuter:pro Pers. 1 Handvoll z.B. ge-waschener Giersch, Löwen-zahn, Melisse, Sauerampfer,

Wiesenkümmel, Spitzwege-rich, Leimkraut, Bachkresse,Taubnessel, Schafgarbe,Schnittlauchspitzen etc.Anrichten:neue, in Meersalz gekochte kleine Kartoffeln mit Schale,einige kleine, gedünstete Bundmöhren, marinierte grüne Spargelstangen,Fenchel-, Kohlrabistreifen

1 Vinaigrette: Aus frischem Rapsöl, Apfelessig, etwas Zitronensaft, Zucker, Meersalz, weißem Pfeffer aus der Mühle, Gemüsefond und etwas brauner Butter ein mildes Dressing herstellen. Die Butter so lange erhitzen, bis diese leicht braun wird und nach Nussbutter riecht. Sofort mit dem Stabmixer kräftig durchmixen, dann nochmals abschmecken.

2 Anrichten: Kartoffeln in schmale Spalten schneiden und mit den Bundmöhren, Spargelstangen, Fenchel- und Kohlrabistreifen auf den Teller legen. Die Wiesenkräuter üppig dazwischen verteilen. Mit der Vinaigrette nappieren. Etwas grobes Meersalz und frisch gemahlenen Pfeffer darüberstreuen.

3 Hornhechtstreifen ca. 10 Sekunden in der heißen Pfanne mit etwas geklärter Butter braten und auf dem Gemüsesalat verteilen.

RESTAURANT

La Grande PlageNicht so berühmt wie die Sansibar,dafür aber direkt am Strand. Das La Grande Plage braucht keine VIPs um zu glänzen. Die kommen hier zwar auch her – um wie alle die tolle Aussicht zu ge-nießen. Die Plätze hinter der nach oben offenen Glasfront sind begehrt. Weil sich hier windgeschützt die Brandung ge-nießen lässt. Je nach Laune und Porte-monnaie mit Sylter Royal oder Pommes.» LA GRANDE PLAGE, Riperstig,Weststrand, Kampen, Tel. 04651/886078,tgl. ab 11 Uhr, www.grande-plage.de

CAFÉ

Nielsens KaffeegartenKeitum hat den Ruf, das schönste Fleckchen der Insel zu sein. Wer nach dem Spaziergang einen guten Platz zum Ausruhen sucht, sollte das älteste Café Sylts, das in vierter Generation geführt wird, ansteuern. Gelegen am Grünen Kliff sitzen die Gäste unter alten Bäumen,schauen aufs Watt und bestellen haus-gemachte Kuchen. Wer es lieber deftig mag, wählt Labskaus, Matjes oder Steak.» NIELSENS KAFFEEGARTEN, Am Kliff 5,Keitum, Tel. 04651 /316 85, tgl. ab 8 Uhr,www.nielsens-kaffeegarten-sylt.de

Samurai-Sudoku

Lösungsweg:Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein Zentral-Sudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je

einen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen

1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 - Feld nur einmal vorkommen.Lösung: siehe unten …

Irgendwo auf Sylt. Nur wo?Die Form des Türgriffs steht für die Geschichte des Walfangs, der manchem Sylter einst Wohlstand brachte – oder den Tod. Auf dem angrenzenden Friedhof finden sich verwitterte Grabsteine alter Kapitänsfamilien. Nordfriesische Seeleute waren gefragte Harpuniere, Steuerleute und Komman-deure. Die Kronleuchter im Inneren des Gebäudes,das 1240 erstmals urkundlich erwähnt wurde und auf der höchsten Erhebung des Sylter Geestkerns steht, stifteten Kapitäne. Der Turm diente erst als Seezeichen und zeitweilig auch als Gefängnis.

Für scharfe Denker

Waagerecht:1 Sie umspült die Insel Sylt. 8 Das Tempo eines Rennens. 12 Für „leichenblass“ sagt man auch das. 16 Die Zelle für Schnelle. 17 Macht den Killerwahl zur Baleareninsel. 18 Frisst Ratten,Mäuse und Hühner. 19 Büßt von der Kirsche alles Famose ein. 20 Bis auf den letzten Tropfen.21 Mädel im Schullandheim. 22 Staatliche Endfinanzierung. 24 Ende einer Gastspielreise.25 Der platte Fisch auf Platt. 26 Kleines Amt für Agrarordnung. 28 Wenn das Stadion Wellen schlägt (La ...). 30 Frisch ans Frisch-Werk! 33 Die Planierraupe tut’s. 35 Der Stoff, der auch Qualle und Fieber benennt. 38 In diesem Nichts-nutz erkennt der Engländer immerhin einen Ver-braucher. 40 Ein halbes Nachtschattengewächs.42 Die nördlichste Fischbude Deutschlands.44 Osten, weit westlich. 45 Hat man Hunger nach dem Baden, geht man in Westerland in diesen Laden. 49 Großmaul lebt davon. 51 Ist manchmal mehr als viel. 53 Dort schaut man morgens in die Röhre. 54 Rohr, Schilf, Ried. Wie noch? 55 Wovon ein französischer Millionär ziemlich viel hatte. 56 Wenn auf der Fahne ’ne Distel prangt, ist man in dieser Stadt angelangt.

Senkrecht:1 Bei Sodbrennen hiernach rennen. 2 Ausruf bei einem Windstoß. 3 Der Riesentorlauf in aller Kürze. 4 Mit diesem griechischen Buchstaben enden viele Flüsse. 5 Schlägt Alarm. 6 Eine Notlage im Harz. 7 Ameise in der Themsegegend.8 Traditioneller Vorgesetzter des peccavi.9 Astronauten-Revier. 10 Er ist der Höhepunkt.11 Liebt man Aufgussgetränke, ist dieses äußerst erfrischend. 12 Bei ihr ist das Wasser in Hoch-form. 13 Telamon stützt Gebälk. 14 Rettende Tat oder das Mitwirken. 15 Offensichtlich sehr straff geführte Sportrepräsentanz der gehobenen Ebene. 23 Nach dem Regen ist es dies. 25 Ge-schlüpftes Geflügel. 27 Eine verkürzte Anmerkung.29 Für eine Handvoll Dollar kann man sich seine Filme heute in amerikanischen Videotheken ausleihen. 31 Ohlau hieß die Stadt, die heute diesen Namen hat. 32 Gallert um Fleisch- oder Fischgerichte. 34 Ihm verdanken die Berliner ihr Aquarium. 36 Brabbeleinlage beim Jazz, englisch ausgedrückt. 37 Trauriges Portmonee. 39 Odin,Thor, Frigg. 41 Teil zum Verschließen. 42 Das sollten die knusprigen Friesenkekse sein. 43 Die Andeutung eines Hauptbahnhofes. 46 Führungs-lose Spielklasse. 47 Artiger Stil. 48 Hirschtier mit Lappen. 50 Germaniums Initialen. 52 Das Ende der ehem. franz. Währung.

Irgendwoauf Sylt: KircheSt.Severin inKeitum

IMPRESSUMChefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)Art Direction: Julia WagnerMitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Inga Griese, Dora Heldt, Sonni Hönscheid, Oliver vom Hofe,Vera Hoff, Karola Kostede, Thomas Leidig, Karin Lübbe,Peter Maus, Julia Marten, Norman Raap, Kirsten Rick, Maike Schiller, Manuela Schmickler, Brigitte Steinmetz, Josephine Warfelmann, Yvonne WeißDanke an Sylt Marketing GmbH für die UnterstützungKonzeption & Realisation:mar10 media GmbHGeschäftsführer: Nikolas MartenAnzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,Tel. 040/34 72 25 56Verlag & Druck: Axel Springer AG,Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

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lauchbutter-Pfanne von Edelfischen. Mein Vater schiebt die Karte zur Seite. „Der Seckler ist gelernter Koch. Der hat auch schon in der Schweiz und in Eng-land gekocht. Eigentlich kommt er von der Schwäbi-schen Alb, aber ist schon seit 1974 auf Sylt. Da war er Anfang zwanzig. Lange her.“

„Aha.“ Ich lese weiter. Oder Sansibars kleine Su-shiauswahl?

„Aber heute kocht er nicht mehr selbst. Jetzt hat er 160 Mitarbeiter, allein in der Küche 40 bis 50. Lauter gute Köche. So, hast du dich endlich entschieden?“

Die fröhliche Bedienung ist zurück und lächelt uns an. Mein Vater lächelt zurück. „Ich nehme Leberkäse mit Kartoffelsalat und Spiegelei.“

„Papa. Nimm doch was Schönes.“„Das ist schön. An den einfachen Sachen merkst

du, ob die Küche gut ist.“Das ist ein Argument, zumal ich mich zwischen

den ganzen wunderbaren Fischgerichten nicht ent-scheiden kann. „Dann nehme ich die Currywurst mit Bratkartoffeln und Sansibars Currysauce.“

„Gute Wahl“, nickt mein Vater.Ich entdecke einen TV-Moderator, dessen Beglei-

tung ebenfalls kiesweguntaugliches Schuhwerk trägt. Weiter rechts eine Schlagersängerin, bekannt aus Funk und Fernsehen. Sie isst auch Currywurst.

„Papa, hier ist jede Menge Prominenz.“Er nickt und guckt in eine andere Richtung. „Na-

türlich. Die müssen auch irgendwo Mittag essen. Die stören mich hier nicht. Das war hier früher übrigens eine richtige Pommesbude. So ein einfacher Kiosk, wo man Sonnenöl und Kinderschaufeln kaufen konnte. Erinnern Du Dich nicht? Wir waren damals mal hier.“

„Wann?“Er überlegt. „Ende der Siebziger. Da hat der Seck-

ler noch selber Erbsensuppe gekocht. Wenn man ihm damals gesagt hätte, dass er heute so ein Lokal führt, der hätte dich ausgelacht. Wusstest du, dass er ‚Res-taurateur des Jahres 2009‘ geworden ist? Vom ‚Gault Millau‘ gewählt. Tja.“

Ich bekomme zwar jede Menge Information, aber nichts zu trinken. Habe ich überhaupt ein Getränk bestellt? Ich weiß es nicht, trinke einfach aus dem Bierglas meines Vaters. Er merkt es nicht, er lässt sei-ne Blicke schweifen und erzählt weiter:

„Als Herbert nach Sylt gekommen ist, hat er erst in Munkmarsch gearbeitet, im ‚Moby Dick‘.“

Jetzt sagen wir schon „Herbert“, denke ich und beobachte vier Frauen in Pastelljäckchen, die am Nebentisch eine Flasche Champagner bestellt haben. Ihre goldenen Armbänder und Ringe blitzen in der Sonne. Ich deute in ihre Richtung und sage leise: „Champagner. Mittags. Und guck dir mal den ganzen Schmuck an.“

Die Sansibar ist mehr als nur ein Schicki-Treff. Das musste auch Bestseller-Autorin DORA HELDT einsehen. Sie war mit ihrem Vater dort – in Deutschlands bekanntester Holzhütte.

„Ja.“ Er wirft nur einen kurzen Blick in die Rich-tung. „Hoffentlich lassen die nicht die Ringe im Klo liegen. Dann gibt es wieder Geschrei. Jedenfalls hat er, also Herbert, dann den Campingplatz in Tinnum gepachtet. Das muss ganz furchtbar gewesen sein. Nur schlimme Gäste, Alkohol, Schlägereien. Das war da nichts für ihn. Hat er auch nicht lange gemacht, ein Jahr oder so, dann kam schon die Hütte hier. Und 30 Jahre später ist sie berühmt.“

Mein Vater kommt in Fahrt. Die guten alten Zei-ten. Die beringten Damen lachen immer lauter und sehen sich neugierig um, ob nicht noch mehr be-rühmte Schöne hier sitzen.

Unser Essen kommt, mein Vater lächelt kurz, dann sieht er sein leeres Bierglas.

„Noch ein Pils?“ Die gutgelaunte Bedienung ist schneller.

Ich bestelle mir jetzt endlich ein Wasser, ich muss noch fahren. Mein Vater sieht seinen Leberkäse zu-frieden, mich verständnislos an. „Hier liegen 30 000 Flaschen Wein im Keller, fast 1100 Sorten, und du trinkst Wasser. Wo war ich? Ach ja, die Hütte. Lang-sam fing alles an zu laufen, und dann, 1984, stell dir mal vor, war hier ein Surfcup, Secklers Hütte sollte das Hauptquartier für die Wettkämpfe werden und in der Nacht davor brannte die Hütte ab. Alles zerstört. Da konnte er wieder von vorn anfangen. Schrecklich.“

Mit gerunzelter Stirn schüttelt er den Kopf. Ich greife zu meinem Besteck.

„Er hat es ja geschafft. Guten Appetit.“Es ist tatsächlich eine der besten Currywürste,

die ich je bekommen habe. Mein Vater sieht es und freut sich. „Siehst du, sag ich doch. Aber er hat auch viel gearbeitet, der Seckler. Hier den ganzen Tag ge-kocht, nebenbei auf Butterschiffen gearbeitet und dabei immer normal geblieben. Das ist schon eine Leistung. Und so ganz nebenbei verkauft er auch noch eigene Klamotten, er liefert Wein an die Bahn und Essen an die Fluggesellschaften, also das soll ihm erst mal jemand nachmachen. Das hat wohl was mit dem Schwäbischen zu tun. Aber jetzt ist er Sylter, er will überhaupt nicht mehr von der Insel weg. Wie ich. Guter Mann.“

Ich entdecke schon wieder einen Schauspieler und auch einen Fernsehkoch. Sie benehmen sich völlig unauffällig, setzen sich an einen Tisch dazu und gu-cken fröhlich. Es scheint anzustecken.

Plötzlich bleibt die Gabel meines Vaters in der Luft. Seine Augen werden groß, seine Stimme ist eine Mischung aus Ehrfurcht und Stolz. „Da ist er. Guck schnell hin. Nicht so starren.“

In Jeans, mit engem Hemd und rundem Bauch steht der Meister am Eingang. Entspannt lässt er sei-ne Blicke wandern. Dann geht er ein paar Schritte über die Terrasse und sieht sich um. Er grüßt zu allen Seiten, nickt in unsere Richtung: „Moin, alles gut?“

Mein Vater lächelt. Er hält die Sansibar nicht nur für ein Promilokal. Es ist mehr.

S ylter meiden Szenelokale. Vielleicht nicht alle Sylter, aber meine Eltern. Szenelokale sind diejenigen, vor de-nen man sich nicht traut zu parken, aus lauter Angst, dass die eigene klei-ne silberne A-Klasse von den grim-migen Cayennes und den arroganten Touaregs einfach platt gedrückt wird,

falls man das Auto überhaupt wiederfindet. Es sind die Lokale, wo blonde Schauspielerinnen mit engen Jeans und kurzen Lederjacken neben bekannten Mo-deratoren in blauem Polohemd und rosa Kaschmir-pullover stehen. Wo jeder jeden kennt und wo man als Nichtpromi bestenfalls einen Stehplatz am Tresen bekommt.

Sylter gehen in solche Lokale nicht hinein. Nie. Weil diese Gäste so tun, als gehöre die Insel ihnen. Das stimmt einfach nicht, sie sind Gäste. Und die Sylter wollen kei-nen Streit. Deshalb werden be-stimmte Lokale einfach gemieden.

Umso überraschter war ich, als mein Vater sich ausdrücklich die „Sansibar“ wünschte. Ich wollte ihn zum Mittagessen einladen, er sollte das Restaurant bestimmen. Und er sagte: „Sansibar.“

„Papa, du gehst doch nie in Pro-milokale.“

„Stimmt.“„Die Sansibar ist eines.“„Nicht nur. Ich denke, ich kann

es mir aussuchen? Also: Sansibar.“Die Sansibar liegt am gleichnamigen Strandab-

schnitt zwischen Rantum und Hörnum im Sylter Sü-den, der Strandabschnitt war schon vorher da und hat dem Lokal seinen Namen gegeben. Vom Parkplatz aus läuft man zehn Minuten über den Dünenweg bis zum Lokal. Schon auf dem Hinweg überholen wir ganze Gruppen von durchgestylten Gästen, die Damen ha-ben größere Schwierigkeiten, mit ihren Absätzen den

Kiesweg zu bewältigen, deshalb sind wir schneller. Mein Vater lächelt, und endlich taucht das berühmte Strandlokal vor uns auf. Beim ersten Anblick klingt selbst das Wort „Strandlokal“ übertrieben. Es ist eine Holzhütte. Zwar eine große, aber trotzdem eine Holz-hütte, wenn auch mit einer schönen Terrasse davor. Eigentlich ähnelt es mehr einer Skihütte, vermutlich lächelt mein Vater aus diesem Grund, eins der weni-gen Dinge, die er auf Sylt vermisst, sind die Berge und das Skifahren. Man kann nicht alles haben, hier sieht es wenigstens ähnlich aus.

Wir finden tatsächlich einen freien Tisch auf der Terrasse, haben die Sonne im Gesicht und freien Blick

auf den Dünenweg zum Meer. Ob-wohl fast alle Tische besetzt sind, dauert es keine fünf Minuten, bis uns eine sehr hübsche und sehr gut gelaunte Bedienung mit einem fröhlichen „Moin, alles gut?“ die Speisekarte reicht und dabei wie beiläufig den Tisch abwischt. „Schon was zu trinken?“

Mein Vater lächelt weiter, be-stellt genauso fröhlich ein Pils und sieht ihr begeistert hinterher. „Charmant, nicht?“

Ich stimme zu und vertiefe mich in die Speisekarte. Mein Va-ter setzt eine Sonnenbrille auf und erklärt: „Die Bedienungen sind al-le so freundlich. Hier hat sich ein-mal eine junge Frau beworben. Sie hat gefragt, was sie für Vorrausset-

zungen braucht, da hat Herbert Seckler gesagt: ‚Gute Laune.‘ Das merkt man. Sehr gutes Personal.“ Irri-tiert sehe ich meinen Vater an. „Herbert Seckler?“

„Der Inhaber.“ Ungläubig schüttelt er den Kopf. „Jeder kennt Herbert Seckler. Das ist eine tolle Karte, oder? Kannst jedes Gericht bestellen, es ist alles gut.“

Ich habe gerade einmal die Hälfte gelesen, schwan-ke schon zwischen Angeldorsch im Gemüsesud ge-gart mit Senfsauce und Salzkartoffeln oder der Knob-

Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

SERVICE

» Restaurant SansibarHörnumer Str. 80,25980 Sylt/Ortsteil Rantum,Tel. 04651/96 46 46 (Reservierung ab 12.30 Uhr),geöffnet tägl. von 10.30 bis 24 Uhr,www.sansibar.de

» Das echte Sansibar ist eine ostafrikanische Tropeninsel vor der Küste von Tansania. Flüge ab Frank-furt/Main kosten z.B. zwischen dem 23. Mai und 1. Juni 348 Euro (www.fluege.de). Infos über Bars,Strände, Tauchplätze, Historie,Sehenswürdigkeiten u.m. finden Sie unter: www.zanzibar.net

» Das Buch zum Kult-Lokal von Sansibar-Wirt Herbert Secklerund Magazin-Autorin Inga Griese erzählt die Geschichte der Strand-bar mit dem gleichen Charme, der sie so berühmt gemacht hat: von den Anfängen als Strandkiosk, den Seckler zur maritimen Skihütte um-baute, bis zum vom „Gault Millau“ prämierten Gourmet-Tempel. Eine Reise durch 30 Jahre Inselleben.Das große Sansibar-Buch,296 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Fotos, Collection Rolf Heyne, 29,90 Euro. Ab dem 28.5.im Buchhandel.

» Das Lifestyle-ImperiumSansibar umfasst heute ein Mode-label, einen Weinhandel, einen Geschenkeshop, eine Strandkorb-vermietung u.v.m. Klassiker sind die Currywurst-Sauce (420 g/4,90 Euro) und diverse Gewürze – z.B. das rote Pacificsalz oder das Chili-Salz mit Flor de Sal (jeweils 200 g/17,90 Euro).Infos: www.sansibar.de

GESCHICHTE DER SANSIBAR

Wunderbar: der Strandkiosk,die Keimzelle des späteren Kult-Lokals, und darunter der Umbau zur Strandbar (beides 1982).Unten: „Wenn bei der Sansibar dierote Sonne im Meer versinkt ...“

Papa und die

Sonderbar: Wirt Herbert Seckler, der alles, „bloß keinen Gourmet-Tempel“ aufziehen wollte, heute in seinem Gourmet-Tempel.Links: Seckler mit seiner Frau Helga (vorne rechts) und dem Sansibar-Team Ende der 80er-Jahre.FOTOS: SANSIBAR (5)

„Beim Schaulaufen der Schönen und Reichen

gewinnt die Currywurst.“Dora Heldt, 48, ist Autorin („Urlaub mit Papa“) und gebürtige Sylterin.

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Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010

Die Wochenvorschau 17.–23. MAI

SPAZIERGANG: Kampen für In-dividualisten. Kapitän Falk Eitner zeigt bei einer dreistündigen Führung sein „Paradies am Meeresstrand“.Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr.

VORLESUNG: Ist das schöne Sylt noch zu retten? fragt Prof.Jürgen Newig vom Geographischen Institut der Universität Kiel. Vortrags-reihe „Uni auf Sylt“, genuss:raum sylt quelle, Rantum, 20 Uhr.

MEUTEREI: „Entert das Schiff“,heißt es für kleine Piraten, die mit der Gret Palucca in See stechen.Heuerstelle: Hafen List, 16.15 Uhr.Reservierung: Tel. 01805/123344.

DIAVORTRAG: Sylt im Orkan –Werner Mansen zeigt erschre-ckende und faszinierende Dias, die von der Macht der Naturgewalten zeugen. Kursaal Rantum, 20 Uhr.

AUSFLUG: Wattwanderung zwi-schen Amrum und Föhr. Trocke-nen Fußes landet man zunächst mit der Adler-Express auf Amrum. Von Föhr geht es abends wieder zurück nach Sylt. Hörnum Hafen, 10 Uhr.Reservierung: Tel. 01805/123344.

KONZERT: Himmlischer Musik-genuss mit dem Organisten Alexander Ivanov. Kirche St. Seve-rin, Keitum, 20.15 Uhr.

NATUR: Einzigartig präsentiert sich die Landschaft des Morsum-Kliffs. Die Naturschutzgemein-schaft Sylt führt durch die Dünen- und Heidelandschaft. Parkplatz Nösse, Morsum, 14 Uhr.

KABARETT: Leben auf der Gold-staubinsel. Unglaubliche Stories von und mit Manfred Degen. Alter Kultursaal, Westerland, 20 Uhr.

RADTOUR: Mit dem Blick durch die Lesebrille – mit Silke von Bremen quer durch Kampen radeln: Die LiteRADtour auf den Spuren von Thomas Mann, Peter Suhrkamp etc. Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr.

KULTUR: Elke Heidenreich und Marc Aurel Floros treffen „Worte und Töne“ im Rahmen der Veran-staltungsreihe Salon.budersand im Hotel Budersand, Hörnum, 19 Uhr.

BEACH POLO: Zum dritten Mal wird der World Cup Sylt in Hörnum ausgespielt. Enge Wendungen,artistische Schläge und rasante Galoppaden im Sand am Fuße des Leuchtturms. Oststrand, 14 Uhr.

GENUSS: Beim Kunsthandwerker-Menü werden kulinarische Köst-lichkeiten und Kreationen der Sylter Kunsthandwerker serviert. Benen-Diken-Hof, Keitum, 18 Uhr.

MARKT: Der Name „Komm und Kiek“ ist Programm – auf dem Sylt Markt in Wenningstedt verkau-fen Privatleute alles. Fast alles.Wiese am Minigolfplatz, 10 Uhr.

PFINGSTKONZERT: Auftritt des Westerländer Musikvereins in der Musikmuschel. Von klassischen Seemannsliedern über Walzer-melodien bis hin zu Rockklängen.Promenade Westerland, 11 Uhr.

SCHILLERSINSELGEFLÜSTER

Jeder Mensch ist eine Insel, be-hauptet ein Sprichwort. Da ist ja was dran. Wenige sind ein Konti-

nent, die glücklicheren sind Teil einer Inselgruppe. Man findet, wenn man sich so umschaut im Freundes- und Kollegenkreis eigentlich alle Exempla-re. Die Einsamen sind eine Hallig, die Zögerlichen nur eine Landzunge, sehr Eitle ein Atoll. Da steckt die eingefor-derte Bewunderung schon in der Selbstbezeichnung. Du bist das also, ah, toll. (Auch auf der einsamsten Insel hausen die Kalauer.)

Ja, jeder Mensch ist eine Insel. Mehr oder weniger jedenfalls. Mancher ist nur eine Bohrplattform. Penetrant, ölig und nicht sehr subtil.

Mit den Cholerikern (siehe Island) hat man bisweilen unerwartet erupti-ven Ärger, einige sind, wie Zypern, schi-zophren. Andere, wie Sylt, werden trotz aller Bodenständigkeit für hochnäsig gehalten, was oft an ihrem Umgang liegt. Wieder andere, wie Mallorca, wer-den entweder ständig vor die Kameras gezerrt oder inbrünstig verleugnet.

Ein Schicksal übrigens, das Mallorca und Sylt, also: die echten Inseln, teilen. Erstaunlich viele Menschen, die dort Zeit verbringen, schämen sich ihrer. Sie nuscheln, wenn man sie nach ihren Ur-laubsplänen fragt, und sagen dann ganz ungefragt Sätze wie „Och, da ist es gar nicht so“. Oder „Es gibt dort auch sehr schöne Ecken“. Es gibt dort auch sehr

schöne Ecken?! Puh. Ein Satz, der ja an Gemeinheit kaum zu überbieten ist. Wie das Lob an den Schauspieler, dem man nach der Premiere versichert: „Wirklich, du, so schlecht wie alle sagen, warst du gar nicht.“ Das liegt natürlich an Flachware wie dem König von Mal-lorca, der ja in Wahrheit höchstens König vom Ballermann ist. Ist der Ruf erst ruiniert, kann man ihn (Ruf und König) genauso gut ignorieren und auf Sylt wie auf Mallorca entdecken, dass nämlich die Schönheit die Regel ist und der Rest leicht vermeidbar.

Oder man ruft gleich bei Hamburgs Inselmakler Farhad Vladi an und ordert endlich ein eigenes Eiland. Griechische Ware steht noch immer kurz vorm Kri-senschlussverkauf. Und ist man erst mal König von Korfu, kann man es hal-ten wie einst Hölderlin: „Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt“, hat der entspannt gesagt, „ich weiß von nichts als meiner seligen Insel.“

Schiffbruch

SONNI HÖNSCHEID, 29, lebt seit 1986 mit ihren Eltern auf dem Kanaren-Eiland Fuerteventura.Die zweifache Weltmeisterin im SUP (Stand-up-Paddle) bleibt im Herzen Sylterin.

Schon mit 5 Jahren kam ich nach Fuerteventura, mein Vater war Profiwindsurfer und meine Fa milie und ich begleiteten ihn zu Wettbewerben um die ganze Welt: Hawaii, Japan, Karibik …

Meine Eltern hatten damals die Möglichkeit, auch nach Hawaii zu ziehen, aber das war ihnen viel zu weit weg von Sylt. Dafür pack-ten sie damals unseren Toyota Landcruiser mit den wichtigsten Sachen und uns Kindern voll und fuhren Richtung Cadiz, um die

Fähre nach Fuerteventura zu nehmen, ohne Sylt

definitiv den Rücken zu kehren. Es war kein „Auswandern“ son -dern eher eine „Ent-deckungsreise“.

Mittlerweile „pendeln“ wir seit 24 Jahren zwischen Sylt und Fuerte. Wir haben einen sehr großen Bezug zu Sylt, haben auch unser Haus dort behalten. Meine ältere Schwester Bitsy wohnt da mit ihren beiden Kindern. Und ich versuche sie, so oft wie es nur geht, zu besuchen. Abgesehen da-von, gibt es nichts Schöneres als einen Strandspaziergang bei ei-nem ordentlichen Sturm oder mit den Sylter Jungs surfen zu gehen. Es ist wie „nach Hause kommen“.

Hier auf Fuerte habe ich den Vorteil, das ganze Jahr für meine Wellenreit- und SUP-Wettkämpfe trainieren zu können. Wenn ich hier nicht trainiere, arbeite ich in unserem Surfshop North Shore. Wir wohnen in einem Haus direktam Meer an einem der besten Surf spots. Meine Sponsoren Roxy, North Shore, Planet Sports und Naish geben mir die Möglich-keit, viel zu reisen. Gerade kom-me ich aus Australien zurück – natürlich wieder mit einen Zwischenstop auf Sylt. Mit der Nord-Ostsee-Bahn ankommen, das „Moin“, Sylter Milch, alte Freunde treffen, Sturmwind, Krabbenbrötchen, die Luft, die Syltrose – das alles ist Heimat.

Ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Sylt-Besuch im August. Dann werde ich für den Jever SUP in der Nordsee trainie-ren, der Ende August in der Ham-burger HafenCity stattfindet.

MADE IN SYLTAuf Sylt wird dafür gesorgt, dass sich sogar Bier-Trinker wie feine Schampus-Genießer fühlen dürfen. Der Hopfen für das edle Gebräu wird in Keitum angebaut und mit

Champagner-Hefe gebraut. Jede Flasche ist einzeln nummeriert.

Bier Sylter Hopfen(0,75 l), z.B. bei Fein-kost Meyer, Osterweg 1 – 5, Wenningstedt,ca. 20 Euro.

Fuerteventura

Seife Sylter Thalasso, Sylter Seifen Manufaktur, Bahnhof-str. 11, Morsum, ca. 11 Euro.

Cardigan aus Cashmere von Heartbreaker, Hauptstr. 7,Kampen, ca. 550 Euro.

Schokolade, Sylter Schoko-ladenmanufaktur, Café Wien,Strandstr. 13, Westerland,Tafel ab 3 Euro.

Kolumne» An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel die Abendblatt-Redakteure Maike Schiller und Joachim Mischke.

MEIN STYLE-TRIO

Sylter Jodluft macht nicht schön allein. Was noch?Etwas ganz Besonderes sind für mich die handgemachten Seifen von Kirstin Deppe aus der Sylter Seifen Manufaktur. Eine meiner Lieblingsseifen ist die Thalasso-Seife mit Schlick aus dem Wattenmeer und Sylter Quellwasser, weil meine Haut durch den Peeling-Effekt wunderbar zart wird.

Ihr Motto für einen gepflegten Party-Auftritt auf der Insel?Seit Jahren bin ich ein großer Fan der Cashmere-Pullover von Jutta Ibing und ihrem Design-Label „Heartbreaker“. Besonders begeistert bin ich in dieser Saison von dem mit reiner Seide gefütterten Cashmere-Windbreaker. Ideal bei einem Strandspaziergang oder auf dem Golfplatz.

Schokolade macht glücklich und Glück schön …… ja, daher gehört die Sylter Schokoladenmanufaktur zu meinen Style-Tipps. Ob hochwertige Schokoladen oder handgemachte Pralinen, Teegebäck, Bonbons – hier ist alles eine Sünde wert. Wenn ich mich gar nicht entscheiden kann, gehe ich ins dazugehörige Café Wien in Westerland.

Schauspielerin Anja Schüte, 45, hat ihre Sylter Glücksformel gefunden: Seide & Cashmere,Seife & Thalasso und Schokolade & Bonbons.

Frischer Wind

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Am liebsten würde ich alle nehmen, die hier rum-stehen!“, schwärmt eine Kundin mit rheinischem Dialekt. Sie meint damit nicht die anwesenden

Herren, ihr eigener steht ja ratlos daneben, sondern die verschiedenen Strandkorb-Modelle im Laden und in der Werkstatt. Willy Trautmann, Tischlermeister und Inhaber, führt durch die Manufaktur in Rantum: Im ersten Raum flechten zwei Korbmacher mit schnellen Handgriffen das Band um das Grundgerüst der Körbe. Kunststoffband, das dem Naturmaterial nachempfunden ist, aber viel länger hält. „Handarbeit ist teuer, wir stellen hier ein sehr hoch-wertiges Produkt her, das wäre doch schade, wenn das nach kurzer Zeit schon wieder hin wäre“, erklärt Trautmann. Ein bis zwei Körbe schafft ein Flechter pro Tag, doch damit ist es nicht getan. Zuerst stellen die Tischler in der Werkstatt nebenan das Grundgerüst her, 124 verschiedene Holzleisten sind in einem Strandkorb verarbeitet, allein eine der Fuß-stützen besteht aus 12 Holzteilen. Dann wird der Korb ge-flochten und gepolstert, innen mit Stoff ausgekleidet und die Beschläge werden angebracht. Rund 14 Mitarbeiter hat die Firma, die 800 bis 1000 Strandkörbe pro Jahr herstellt. Die Kunden können durch die Werkstatt gehen und sich al-les ansehen, das gehört zur Philosophie. Wenn man einmal erlebt hat, wie aufwendig die Produktion ist, kommt einem der Preis – ab 1100 Euro – angemessen vor. „Die Leute ha-ben die Nase voll von Billigprodukten, sie schätzen wieder sorgfältig gearbeitete Dinge“, weiß Trautmann. Der son-nengegerbte, drahtige 58-Jährige fürchtet die Konkurrenz mit billiger Importware nicht. Als abschreckendes Beispiel hat er einen Strandkorb aus China auf dem Hof stehen, der ist gerade mal ein Jahr alt und bereits schrottreif.

Ein von ihm produzierter Strandkorb dagegen kann zehn Jahre im Freien stehen, ohne dass er Schaden nimmt, weite-re zehn Jahre, in denen er langsam Altersspuren bekommt. Auf Wunsch kann man ihn dann frisch aufpolstern und neu beziehen lassen. Pflege braucht das gute Stück keine: „Man soll sich doch darin wohlfühlen und nicht arbeiten!“

Ein Platz ander SonneUnd ab ins Körbchen! Die handgefertigten Sylt-Strandkörbe bieten Schutz vor Wind und Wetter und jahrzehntelangen Komfort.

TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Jedoch bei der Arbeit kommt der Chef, der zugleich ein Tüftler ist, auf die besten Ideen. Mehrere Patente hat er bereits angemeldet. Eine komfortable Innovation ist der Softlifter: damit kann man die Neigung der Rückenlehne mit sanftem Druck der Fingerspitzen variieren. Dass man die Rückenlehne, die beim Ur-Strandkorb der Ostsee noch starr war, überhaupt verstellen kann, ist Trautmanns Stief-vater Paul Schardt zu verdanken: „Alles, was den klassi-schen Westküstenstrandkorb ausmacht, wurde hier entwi-ckelt.“ Ein Familienbetrieb ist die 1945 gegründete Firma geblieben. Trautmann übernahm sie vom Stiefvater, seit 2002 arbeitet seine Tochter Svenja, 29, Tischlerin wie ihr Vater, mit – sie ist die Juniorchefin. Der Sohn und die Ehe-frau sind ebenso mit eingespannt. Der Betrieb ist der ein-zige Hersteller von Strandkörben auf Sylt.

Strandkorb ist nicht gleich Strandkorb, es gibt Unter-schiede in Form und Funktion. Die Basis-Modelle sind der Sylter Horizontalstrandkorb, dessen Lehne sich bis 90 Grad verstellen lässt – man kann wie im Bett darin liegen –, und

HANDGEMACHT

der Original-Westküstenstrandkorb, dessen Lehne sich nur bis 45 Grad neigt. Es gibt 1-, 2- oder 3-Sitzer, die etwas brei-tere Komfortgröße, die Gosch-Lounge, in der sechs Perso-nen um einen Tisch sitzen, auf Wunsch mit Lichtleiste, Hei-zung und Kühlbox, kleinere Strandkörbe für Kinder oder sogar welche für Hunde, mit Futternapf in der Fußstütze.

Die Stoffauswahl ist groß: Von den klassischen Block-streifen bis hin zu Mustern des Designers Guild ist alles möglich. Man kann auch seine eigenen Stoffe mitbringen. Beim Geschmack gibt’s regionale Unterschiede. Trautmann zeigt auf einen orange-braun-gestreiften Markisenstoff: „Das ist Castrop-Rauxel deluxe. Die Hamburger bevorzugen Blau-Weiß, die Sylter haben eine Vorliebe für Gelb-Weiß.“

Sylt-Strandkörbe werden in die ganze Welt geliefert, bis nach Australien und Cape Cod. Eine Reklamation kam per E-Mail aus der Schweiz: Ein Kunde monierte einen längli-chen Fleck auf dem Stoff. Wie man den denn entfernen kön-ne? Es war die Silhouette von Sylt, das Markenzeichen der Insel und des Strandkorb-Herstellers.

Kontakt» Sylt-Strandkörbe,Willy Trautmann, Hafenstraße 10,25980 Rantum / Sylt,Mo – Fr 10 – 16.30, Sa 11 – 13 Uhr,Tel. 04651 / 228 43,www.sylt-strandkoerbe.de

Langlebige Bestseller: Gute 20 Jahre trotzen die Sylt-Strandkörbe der Natur ohne größere Schäden.

Vater & Tochter: Willy und Svenja

Trautmann leiten den 1945 gegründeten

Familienbetrieb.

› STIL & LEBEN

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MONTAG DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SONNABEND SONNTAG

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