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Eine Ausstellung Sulzbach-Rosenberg HakenkReuz unterm nS-zwangsarbeit im ländlichen Raum Ausstellung 25. Mai bis 23. Juni 2012 Großer Rathaussaal Luitpoldplatz 25 D-92237 Sulzbach-Rosenberg Öffnungszeiten Di – So 11.00 Uhr bis 19.30 Uhr Führungen für Gruppen und Schulklassen – auch außerhalb der Öffnungszeiten – können unter Tel.: 09661-51783, 0176-96621207 oder [email protected] vereinbart werden. Eintritt frei Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren es zwölf Millionen Menschen aus ganz Europa, die im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten – auch in und rund um Sulzbach- Rosenberg. Sie schufteten auf den Feldern der Landwirte, in Brauereien und Gastwirtschaften, beim Metzger, Schuster und Bäcker ebenso wie in der Maxhütte, dem größten Industriebetrieb der Region. Die Projektgruppe „Zwangsarbeit” e. V. hat wichtige Elemente dieser Regionalgeschichte unter wissenschaftlichen Kriterien für diese Ausstellung aufgearbeitet. Die Präsentation liefert einen detailreichen Überblick zum Einsatz der Zwangsarbeiter in der Stadt Sulzbach-Rosenberg sowie in den Gemeinden des damals gleichnamigen Landkreises. unsere Sklaven „Die Arbeit war schwer und ich bekam täglich nur vier bis fünf Stunden Schlaf. Das war sehr hart. Ich war doch fast noch ein Kind!” Iwan Krasnoschek, 1942-1945 ukrainischer Zwangsarbeiter in der Forst- und Landwirtschaft in Fürnried und Neuhof „Wir wurden in einen Güterzug gesteckt und einfach abtransportiert. Wie auf dem Sklavenmarkt haben uns dann die Leute direkt ausgesucht.” Marina Makarivna Luzenko, 1942-1945 ukrainische Zwangsarbeiterin in der Landwirtschaft in Sulzbach- Rosenberg und Seidersberg „aRBeITen, aRBeITen, aRBeITen” – eIne VeRDRÄnGTe GeSCHICHTe „Der Capo sagte immer: arbeiten, arbeiten, arbeiten! Der ließ uns keine Minute verschnaufen.” Leopold Dudek, 1943–1945 tschechischer Zwangsarbeiter im Eisenwerk Maxhütte „Die Zustände waren unmenschlich. Tausende waren hinter Stacheldraht zusammengepfercht. Ich habe gesehen, wie Kinder verhungerten.” Tadeusz Dworakowski, 1944–1945 polnischer Zwangsarbeiter über das so genannte Durchgangslager Neumarkt i. d. Opf. WeR DaS eRInneRn nICHT kuLTIVIeRT, FÖRDeRT DaS VeRGeSSen. Wie viele Zwangsarbeiter gab es in Sulzbach-Rosenberg und Umgebung? Woher kamen sie, wo waren sie untergebracht und wie lebten sie? Wie gingen ihre deutschen Arbeitgeber mit ihnen um, wie ihre deutschen Kollegen? All diese Fragen versucht die Ausstellung „Sulzbach-Rosenberg unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum“ zu beantworten. Sie informiert über das „Damals bei uns”, erzählt Geschichte in zum Teil sehr persönlichen Geschichten. Sie setzt auf Beispiele und erhebt damit bewusst keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit. So ist das Ausstellungsprojekt auch als Fundament für weitere Forschungsarbeit gedacht. Es soll für einen bewussten Umgang mit Geschichte sensibilisieren. Eine Einführung zum Thema Zwangsarbeit bieten zentrale Teile der internationalen Wanderausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg.”, die Ende 2010 im Berliner Jüdischen Museum eröffnet wurde. Elemente daraus konnten für das Sulzbach-Rosenberger Projekt übernommen werden. Die Ausstellung wirft auch einen Blick hinter den Mythos Friedrich Flick: einst reichster Deutscher, Bundesverdienstkreuzträger, Firmen- patriarch, SS-Financier, NSDAP-Mitglied, Arisierungsprofiteur und in Nürnberg verurteilter Kriegsverbrecher. In seinen Fabriken setzte er zehntausende Zwangsarbeiter ein und sicherte durch ihre Sklavenarbeit seinen Reichtum – auch in den Werken der Maxhütte in der Oberpfalz. Trotz dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist der Name Flick zum Teil immer noch positiv besetzt. In Sulzbach-Rosenberg wurde der Unternehmer nach dem Krieg zum Ehrenbürger ernannt. Aus Dankbarkeit für sein Engagement hat der werksnahe Sportverein das Fußballstadion nach ihm benannt.

unsere Sklaven Sulzbach - Rosenberg – eIne VeRDRÄnGTe ... · Eine Ausstellung Sulzbach - Rosenberg HakenkReuz unterm nS-zwangsarbeit im ländlichen Raum Ausstellung 25. Mai bis

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Page 1: unsere Sklaven Sulzbach - Rosenberg – eIne VeRDRÄnGTe ... · Eine Ausstellung Sulzbach - Rosenberg HakenkReuz unterm nS-zwangsarbeit im ländlichen Raum Ausstellung 25. Mai bis

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Sulzbach - Rosenberg 

HakenkReuzunterm

nS-zwangsarbeit im ländlichen Raum

Ausstellung25. Mai bis 23. Juni 2012

Großer Rathaussaal Luitpoldplatz 25 D-92237 Sulzbach-Rosenberg

ÖffnungszeitenDi – So 11.00 Uhr bis 19.30 Uhr

Führungen für Gruppen und Schulklassen – auch außerhalb der Öffnungszeiten – können unter Tel.: 09661-51783, 0176-96621207 oder [email protected] vereinbart werden.

Eintritt frei

Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren es zwölf Millionen Menschen aus ganz Europa, die im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten – auch in und rund um Sulzbach-Rosenberg. Sie schufteten auf den Feldern der Landwirte, in Brauereien und Gastwirtschaften, beim Metzger, Schuster und Bäcker ebenso wie in der Maxhütte, dem größten Industriebetrieb der Region.

Die Projektgruppe „Zwangsarbeit” e. V. hat wichtige Elemente dieser Regionalgeschichte unter wissenschaftlichen Kriterien für diese Ausstellung aufgearbeitet. Die Präsentation liefert einen detailreichen Überblick zum Einsatz der Zwangsarbeiter in der Stadt Sulzbach-Rosenberg sowie in den Gemeinden des damals gleichnamigen Landkreises.

unsere Sklaven

„Die Arbeit war schwer und ich bekam täglich nur vier bis fünf Stunden Schlaf. Das war sehr hart. Ich war doch fast noch ein Kind!”Iwan Krasnoschek, 1942-1945 ukrainischer Zwangs arbeiter in der Forst- und Landwirtschaft in Fürnried und Neuhof

„Wir wurden in einen Güterzug gesteckt und einfach abtransportiert. Wie auf dem Sklavenmarkt haben uns dann die Leute direkt ausgesucht.”Marina Makarivna Luzenko, 1942-1945 ukrainische Zwangsarbeiterin in der Landwirtschaft in Sulzbach- Rosenberg und Seidersberg

„aRBeITen, aRBeITen, aRBeITen” 

– eIne VeRDRÄnGTe GeSCHICHTe

„Der Capo sagte immer: arbeiten, arbeiten, arbeiten! Der ließ uns keine Minute verschnaufen.”Leopold Dudek, 1943–1945 tschechischer Zwangsarbeiter im Eisenwerk Maxhütte

„Die Zustände waren unmenschlich. Tausende waren hinter Stacheldraht zusammengepfercht. Ich habe gesehen, wie Kinder verhungerten.”Tadeusz Dworakowski, 1944–1945 polnischer Zwangs arbeiter über das so genannte Durchgangslager Neumarkt i. d. Opf.

WeR DaS eRInneRn nICHT kuLTIVIeRT, FÖRDeRT DaS VeRGeSSen.

Wie viele Zwangsarbeiter gab es in Sulzbach-Rosenberg und Umgebung? Woher kamen sie, wo waren sie untergebracht und wie lebten sie? Wie gingen ihre deutschen Arbeitgeber mit ihnen um, wie ihre deutschen Kollegen?

All diese Fragen versucht die Ausstellung „Sulzbach-Rosenberg unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum“ zu beantworten. Sie informiert über das „Damals bei uns”, erzählt Geschichte in zum Teil sehr persönlichen Geschichten. Sie setzt auf Beispiele und erhebt damit bewusst keinen Anspruch auf Voll-ständigkeit. So ist das Ausstellungsprojekt auch als Fundament für weitere Forschungsarbeit gedacht. Es soll für einen bewussten Umgang mit Geschichte sensibilisieren.

Eine Einführung zum Thema Zwangsarbeit bieten zentrale Teile der internationalen Wanderausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg.”, die Ende 2010 im Berliner Jüdischen Museum eröffnet wurde. Elemente daraus konnten für das Sulzbach-Rosenberger Projekt übernommen werden.

Die Ausstellung wirft auch einen Blick hinter den Mythos Friedrich Flick: einst reichster Deutscher, Bundesverdienstkreuzträger, Firmen-patriarch, SS-Financier, NSDAP-Mitglied, Arisierungs profiteur und in Nürnberg verurteilter Kriegsverbrecher. In seinen Fabriken setzte er zehntausende Zwangsarbeiter ein und sicherte durch ihre Sklavenarbeit seinen Reichtum – auch in den Werken der Maxhütte in der Oberpfalz.

Trotz dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist der Name Flick zum Teil immer noch positiv besetzt. In Sulzbach-Rosenberg wurde der Unternehmer nach dem Krieg zum Ehrenbürger ernannt. Aus Dankbarkeit für sein Engagement hat der werksnahe Sportverein das Fußballstadion nach ihm benannt.

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Die Organisatoren behalten sich vor, einzelne Personen oder Gruppen von der Ausstellung und den Veranstaltungen auszuschließen.

„Es war sehr interessant zu erfahren, wie es in der damaligen Zeit so zuging in unserem Landkreis.” Simon Maderer, 16 Jahre, Klasse 10c

„Ich hätte den Menschen noch stundenlang zuhören können, da mich ihre Geschichten sehr interessiert haben.” Jasmin Huber, 15 Jahre, Klasse 10c

„Ich finde, dass man diese Zeit nicht vergessen darf und offen darüber sprechen sollte. Ich bin stolz, bei diesem Projekt selbst mitgewirkt zu haben.“ Simon Wittmann, 16 Jahre, Klasse 10a

DaMaLS BeI unS – GeSCHICHTe eRLeBen

In Form von Schülerprojekten beteiligten sich zwei 10. Klassen der Walter-Höllerer-Realschule Sulzbach-Rosenberg an der Aufarbeitung der Geschichte ihrer Heimat. Unterstützt durch die Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V. führten die Schülerinnen und Schülern zum Beispiel Interviews mit Zeitzeugen und dokumen-tierten deren Erinnerungen. Zudem setzten sie sich gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Základni Škola Holýšov (CZ) in einem grenzübergreifenden Seminar mit der Erinnerungskultur auseinander: dem öffentlichen Gedenken an den Nationalsozialis-mus in Sulzbach-Rosenberg und dem tschechischen Holýšov. Die Arbeitsergebnisse sind Bestandteile der Ausstellung.

Mehr Informationen unter: www.projektgruppe-zwangsarbeit.de

Schülerinnen und Schüler der Walter - Höllerer - Realschule in Sulzbach-Rosenberg zum Projekt:

Grußwort des polnischen Botschafters Dr. Marek Prawda

Es gibt wohl kein Ereignis in der europäischen Geschichte, das tiefere Spuren hinterlassen hat als der Zweite Weltkrieg. Dies betrifft die physischen Auswirkungen, mehr aber noch das kollektive Gedächtnis und die Traumata der Gesellschaften und Individuen, die unter dem Krieg gelitten haben.

Von den insgesamt etwa 12 Millionen Menschen, die während des Krieges zur Arbeit in Deutschland zwangsverpflichtet wurden, waren es allein etwa 2,8 Millionen Polen, die nach dem deutschen Überfall im September 1939 auf den Feldern und in den Rüstungsfabriken die deutsche Kriegswirtschaft aufrecht erhielten. Seit 67 Jahren erzählen wir uns in den Familien diese Geschichte immer wieder aufs Neue, in unterschiedlichen Variationen.

Die Erinnerung daran ist ein lebendiger Prozess, der wach gehalten werden muss. Jetzt können die Zwangsarbeiterinnen und Zwangs-arbeiter von einst den jungen Generationen unmittelbar klar machen, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals vergessen werden dürfen.

Die Ausstellung „NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum“ hilft dabei, einen sensiblen Umgang miteinander zu finden. Ich hoffe, dass dieses Projekt ein großer Erfolg wird. Ein Erfolg im Sinne eines aufgeklärten, zukunftsorientierten Europas.

Impressum: Text: Projektgruppe „Zwangsarbeit” e. V.Gestaltung Plakat/Flyer: fein - agentur für kommunikation und gestaltung, Antje AchenbachKuratoren der Ausstellung: Constanze Wolk, Jan JansenV.i.S.d.P. Chris Humbs, Vorstand, Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V.

Internet: www.projektgruppe-zwangsarbeit.de

ein Grusswort zur ausstellung Kooperationspartner und Unterstützer

BildnachweiseBild 1: Wehrmachtsoffiziere und Zwangsarbeiterinnen, vermutlich Sowjetunion, undatiert, Quelle: Deutsches Historisches Museum BerlinBild 2: Parteiveranstaltung auf dem Lande, 1936, Quelle: Stadtarchiv Sulzbach-Rosenberg, Sammlung Otto MüllerBild 3: Porträt der polnischen Zwangsarbeiterin Stanislawa Homulka, um 1941, Quelle: Stadtarchiv AmbergBild 4: Erhängung eines Mannes in polnischer Uniform in Nordostbayern, undatiert, Quelle: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Sammlung Vernon SchmidtBild 5: „P”-Abzeichen für polnische Arbeitskräfte, Quelle: Gemeindearchiv Markt IpsheimBild 6: Porträt Iwan Krasnoschek, 1956, Quelle: PrivatbesitzBild 7: Porträt Marina Makarivna Luzenko, 1946, Quelle: PrivatbesitzBild 8: Interviev Leopold Dudek, 2009, Quelle: Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V.Bild 9: Porträt Tadeusz Dworakowski, 2010, Quelle: Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V.Bild 10: Ernte mit Zwangsarbeitern, Anfang der 1940er Jahre, Quelle: Oberpfälzer Volkskundemuseum BurglengenfeldBild 11: Polnische Kriegsgefangene beim Straßenbau in Sulzbach-Rosenberg, 1940, Quelle: Stadtarchiv Sulzbach-RosenbergBild 12: Detail des Eisenwerks Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg, 2011, Quelle: Projektgruppe „Zwangsarbeit” e. V. Bild 13: Friedrich Flick bei den Nürnberger Prozessen, 1947, Quelle: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Bild 14: Friedrich-Flick-Stadion in Sulzbach-Rosenberg, 2011, Quelle: Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V.Bild 15 und 16: Schülerinnen und Schüler der Walter-Höllerer-Realschule Sulzbach-Rosenberg beim Quellenstudium, 2011, Quelle: Projektgruppe „Zwangsarbeit“ e. V. Bild 17: Porträt des polnischen Botschafters in Deutschland, Dr. Marek Prawda, 2012, Quelle: Botschaft der Republik Polen in Deutschland

Stadt Sulzbach-Rosenberg

Stadtarchiv Amberg

Stadtarchiv Sulzbach-Rosenberg

StadtmuseumSulzbach-Rosenberg

Region Oberpfalz Nord

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NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum

Ausstellung25. Mai bis 23. Juni 2012

Großer RathaussaalLuitpoldplatz 25 D-92237 Sulzbach-Rosenberg

Eintritt frei

ÖffnungszeitenDi – So 11.00 Uhr bis 19.30 Uhr

Sulzbach - Rosenberg

HakeNkReuZunterm

www.projektgruppe-zwangsarbeit.de

Führungen für Gruppen und Schulklassen – auch außerhalb der Öffnungszeiten – können unter Tel.: 09661-51783, 0176-96621207 oder [email protected] vereinbart werden.