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Sthamer, Unlersuchung eines Rams bei Morb. Briyhtii. 163 Untersuchung eines Harm bei Porbus Brightii ; von D em s e 1 I) e 11. - Das von dem normalen abweichende Verhalten des Urins bei Modus Brighlii ist viclfallig untersucht und be- steht vorzuglich im Auftreten des Eiweisses und der Ver- minderung des Harnstoffes, Eigenschaften, die auch bei dem von mir untersuchten Harn sich bestatigten. Das Verhalten des Eiweisses selhst jedoch war so auffallend, dass mir die Miltheilung desselben nicht uninteressant er- schien. Eisenbahnarbeiter E., 28 Jahre alt, bekam kurz vor seiner Reception in das hiesige allgemeine Krankenhaus in Folge eines unterdriickten Trippers eine Anschwellung im Knie und Handgelenk. Er bekam zuerst Kali hydro- jodicurn und ortlich Pflaster-Einwickelung, spater Pinselung mit Jodtinclur an afficirten Stellen. Trotz der wiederher- gestellten Gonorrhoe nahmen die Anschwellungen nicht ab, stellten sich Oedem der untern Extrernitaten, spater Wasseransammlung in den Bauchdecken und im Unter- leibe ein, und diese rlnasarca verbreitete sich dann iiber die oheren Extremitaten und das Gesicht. Bei Anwendung des Ammonium carbonicum ermassigten sich die hydropi- when Erscheinungen wesentlich, es wurde nicht nur eine reichlichere Quantilat Urin gelassen, sondern es fing auch die Haut des Scrotum und der C'nterschenkel an zu secer- niren. Diese Absonderung nahm in den letzten Tagen der- gestalt zu, dass der KranBe 6 - Tmal innerhalb 24 Stun- den trocken gelegt werden musste, gleichzeitig gangra- nescirten einzelne Hautpartien am Scrotum und Oberschen- kel, die Krafie des Kranken sanken bedeutend, ein Srosser Collapsus und ein acutes Lungenodem machkn seinem Leben schnell ein Ende. - Die Section zeigte die Nieren irn Zustande des Morbus Brightii. Der Harn war in den ersten Tagen der Krankheit braun, trube, reagirte sauer, zeigte ein spec. Gew. von 14 *

Untersuchung eines Harns bei Morbs Brightii

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Sthamer, Unlersuchung eines Rams bei Morb. Briyhtii. 163

Untersuchung eines Harm bei Porbus Brightii ; von

D em s e 1 I) e 11. -

Das von dem normalen abweichende Verhalten des Urins bei Modus Brighlii ist viclfallig untersucht und be- steht vorzuglich im Auftreten des Eiweisses und der Ver- minderung des Harnstoffes, Eigenschaften, die auch bei dem von mir untersuchten Harn sich bestatigten. Das Verhalten des Eiweisses selhst jedoch war so auffallend, dass mir die Miltheilung desselben nicht uninteressant er- schien.

Eisenbahnarbeiter E., 28 Jahre alt, bekam kurz vor seiner Reception in das hiesige allgemeine Krankenhaus in Folge eines unterdriickten Trippers eine Anschwellung im Knie und Handgelenk. Er bekam zuerst Kali hydro-

jodicurn und ortlich Pflaster-Einwickelung, spater Pinselung mit Jodtinclur an afficirten Stellen. Trotz der wiederher- gestellten Gonorrhoe nahmen die Anschwellungen nicht ab, stellten sich Oedem der untern Extrernitaten, spater Wasseransammlung in den Bauchdecken und im Unter- leibe ein, und diese rlnasarca verbreitete sich dann iiber die oheren Extremitaten und das Gesicht. Bei Anwendung des Ammonium carbonicum ermassigten sich die hydropi- when Erscheinungen wesentlich, es wurde nicht nur eine reichlichere Quantilat Urin gelassen, sondern es fing auch die Haut des Scrotum und der C'nterschenkel an zu secer- niren. Diese Absonderung nahm in den letzten Tagen der- gestalt zu, dass der KranBe 6 - Tmal innerhalb 24 Stun- den trocken gelegt werden musste, gleichzeitig gangra- nescirten einzelne Hautpartien am Scrotum und Oberschen- kel, die Krafie des Kranken sanken bedeutend, ein Srosser Collapsus und ein acutes Lungenodem machkn seinem Leben schnell ein Ende. - Die Section zeigte die Nieren irn Zustande des Morbus Brightii.

Der Harn war in den ersten Tagen der Krankheit braun, trube, reagirte sauer, zeigte ein spec. Gew. von

14 *

164 Slhamer, Uitlersuchung eines Earns bei Morb. Brighlii.

9,020. eine relative Vermehrung des Harnstoffs, ohnc Ver- minderung der Harnsaure, coagulirte sehr stark beini Er- hitzen und besass einen Eiweissgehalt von 8,k in 4000 Theilen.

Beim fernern Verlauf der Krankheit verminderte sich das spec. Gew. bis auf 1,094, der Harn nahm eine hellere Farbe an, reagirte alkalisch oder doch wenigstens neutral, Harnsaure und Harnstoff waren vermindert, beim Erhitzen coagulirte er nur schwach, besass einen Eiweissgehalt von. 6,2 in 1000 Theilen und nur Spuren von phosphorsauren, Erden. Gegen Ende des Kranken und zwar einen Tag vor seinem Tode, stieg das spec. Gew. wiederum auf 1,090: der Urin war dunkelgelb, triibe, reagirte alkalisch, Harn- stoff, Harnsaure und Erdphosphale waren bedeutend ver- mindert, auch fand sich Eiler im Urin. Beim Kochen des filtrirten Urins trat keine Coagulation ein, sondern beinn Abdampfen gestand die ganze Masse des Urins zu einer klaren Gallerte. Wurde der Urin jedoch erst mit einisen Tropfen Essigsaure versetzt und dann erwarmt, so gestand er sogleich zu ciner zahen Masse, so dass das Glas um- gekehrt werden konnte, ohne dass eiwas herausfloss. Trotz dem loste sich der, auf Zusatz von Salpetersaure entstehende Niederschlag in einem Uebermaass des Pal- lungsmittels wieder auf; eben so verhielt sich Alaun- losung; Kaliumeisencyaniir gab nur eine geringe Triibung und Gerbsaure einen braungelben Niederschlag. Alles Reactionen, die auf eine eigenthiimliche Abanderung des Albumins schliessen lassen.