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I-Zeitsehr. f. Untersu~hung 408 P, Buttenberg u. W. Stilber, Gelatine und Leim. [d.Nahr.-u. Genu~mittel. Untersuchungen yon Gelatine and Leim. Von P. Buttenberg und W. Stiiber. Mi~teilung aus dora staatlichen ttygienischen Institut zu Hamburg. Das Btichsenfleisch einer Fabrik war im Inlande wegen eines Gehaltes an Schwef- liger Siiure bezw. deren Salzen beanstandet worden. Mit der weiteren Bearbeltung dieses Falles beauftr~ konnten wit festste]len, da~ dem Biichsenfleische der frag- lichen Fabrik -- um die Schnittfiihigkeit der fertigenWare zu erhShen -- ein Gela- tinepulver pflegte zugesetzt zu werden, welches deutliehe Mengen Schwefliger Siiure enthielt. Dieser Befund war fiir uns die Veranlassung, elne grSl~ere Reihe yon Gela- tine- und Leimproben verschiedener Herkunft zu priifen. Erstreekt haben sich diese Untersuchungen auf Gelatine in Pulver- und Tafelform sowie auf gewShnlichen Tischlerleim. Beim Erhitzen der gelSsten Gelatine- und Leimproben konnte mit Hilfe yon Kaliumjodat-Stiirkepapier nlrgends freie Schweflige S~iure nachgewiesen werden. Die gebundene Schweflige S~ure ist gewichtsanalytisch im Destillat bestimmt. Vor der Fi~llung der Gesamt-Schwefels~ure (SO~-~ SO a ausgedriickt als SO3) mit Baryumchlorid sind die gelSsten Gelatineproben stets mit erheblichem Jodiiberschu]~ versetzt worden. Aus den beiden genannten Bestimmungen ist sodann der Gehalt an Schwefels~iure dutch Bercchnung ermittelt. Die gefundenen Zahlen selbst sind aus der folgenden Zusammenstellung zu ersehen: Grobes Gelatinepalver (weifilichgrau). Schweflige i Sc, hwefel- Zusammen Schweflige 8ehwefel- Zusammen No, S~ure , s~ure (80~ + 808 1~%. $tture s~iure (80~ + SO~ (SOs) I (SO~) als SO2) (SO2) (SOs) als SOz) % o4 % °Io % % 0,0244 0,0236 0,0822 0,0563 0,1292 0,1221 0,1323 0,1051 O,5342 1,5884 1,2023 1,0967 1,5927 0,8814 0,1356 0,5687 1,6911 1,2726 1,2324 1,2581 1,7458 1,0467 9 10 11 12 Hschst Niedrigst 0,1052 0,0710 0,0833 0,1899 0,0881 0,1899 0,0236 1,1360 0,2182 0,5314 1,2407 0,9206 1,5927 0,1051 1,2675 0,3069 0,6354 1,4154 1,0476 1,7453 0,1356 13 14 15 16 17 18 0,0451 0,0436 0,0418 0,0409 0,0463 0,0297 0,8672 0,8106 0,7875 0,8861 0,7538 0,6550 Weifie 0,9235 0,8651 0,8397 0,9372 0,8116 0,6921 Gelatineiafeln. 19 0,0243 20 0,0266 1~Iittel 0,0373 Hschs~ 0,0463 Niedrigst 0,0243 0,5567 0,4845 0,7252 0,8861 0,4845 0,5870 0,5177 0,7717 0,9372 0,5177 11 wei~ere Proben (No. 21--37) enthielten deutlich nachweisbare Mengen yon gebundener Schwefliger Si~ure.

Untersuchungen von Gelatine und Leim

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Page 1: Untersuchungen von Gelatine und Leim

I-Zeitsehr. f. Untersu~hung 408 P, But tenberg u. W. Stilber, Gelatine und Leim. [d.Nahr.-u. Genu~mittel.

Untersuchungen yon Gelatine and Leim.

Von

P. But tenberg und W. Stiiber.

Mi~ te i l ung aus dora s t a a t l i c h e n t t y g i e n i s c h e n I n s t i t u t zu Hamburg.

Das Btichsenfleisch einer Fabrik war im Inlande wegen eines Gehaltes an Schwef- liger Siiure bezw. deren Salzen beanstandet worden. Mit der weiteren Bearbeltung dieses Falles b e a u f t r ~ konnten wit festste]len, da~ dem Biichsenfleische der frag- lichen Fabrik - - um die Schnittfiihigkeit der fertigenWare zu erhShen - - ein Gela- tinepulver pflegte zugesetzt zu werden, welches deutliehe Mengen Schwefliger Siiure enthielt. Dieser Befund war fiir uns die Veranlassung, elne grSl~ere Reihe yon Gela- tine- und Leimproben verschiedener Herkunft zu priifen. Erstreekt haben sich diese Untersuchungen auf Gelatine in Pulver- und Tafelform sowie auf gewShnlichen Tischlerleim. Beim Erhitzen der gelSsten Gelatine- und Leimproben konnte mit Hilfe yon Kaliumjodat-Stiirkepapier nlrgends freie Schweflige S~iure nachgewiesen werden. Die gebundene Schweflige S~ure ist gewichtsanalytisch im Destillat bestimmt. Vor der Fi~llung der Gesamt-Schwefels~ure (SO~-~ SO a ausgedriickt als SO3) mit Baryumchlorid sind die gelSsten Gelatineproben stets mit erheblichem Jodiiberschu]~ versetzt worden. Aus den beiden genannten Bestimmungen ist sodann der Gehalt an Schwefels~iure dutch Bercchnung ermittelt. Die gefundenen Zahlen selbst sind aus der folgenden Zusammenstellung zu ersehen:

Grobes G e l a t i n e p a l v e r (weifilichgrau).

Schweflige i Sc, hwefel- Zusammen Schweflige 8ehwefel- Zusammen No, S~ure , s~ure (80~ + 808 1~%. $tture s~iure (80~ + SO~

(SOs) I (SO~) als SO2) (SO2) (SOs) als SOz) % o4 % °Io % %

0,0244 0,0236 0,0822 0,0563

0,1292 0,1221 0,1323

0,1051 O,5342 1,5884 1,2023

1,0967 1,5927 0,8814

0,1356 0,5687 1,6911 1,2726 1,2324 1,2581 1,7458 1,0467

9 10 11 12

Hschst Niedrigst

0,1052 0,0710 0,0833 0,1899

0,0881 0,1899 0,0236

1,1360 0,2182 0,5314 1,2407

0,9206 1,5927 0,1051

1,2675 0,3069 0,6354 1,4154

1,0476 1,7453 0,1356

13 14 15 16 17 18

0,0451 0,0436 0,0418 0,0409 0,0463 0,0297

0,8672 0,8106 0,7875 0,8861 0,7538 0,6550

Weifie

0,9235 0,8651 0,8397 0,9372 0,8116 0,6921

G e l a t i n e i a f e l n .

19 0,0243 20 0,0266

1~Iittel 0,0373 Hschs~ 0,0463

Niedrigst 0,0243

0,5567 0,4845

0,7252 0,8861 0,4845

0,5870 0,5177

0,7717 0,9372 0,5177

11 wei~ere Proben (No. 21--37) enthielten deutlich nachweisbare Mengen yon gebundener Schwefliger Si~ure.

Page 2: Untersuchungen von Gelatine und Leim

12. Band. ] P. B u t t e n b e r g u. W . Sttiber, Gelatine und Leim. 409 1. Oktober 1906.J

g o r e G e l a t i n e t a f e l n .

Schweflige S~ure Sehwefelsiiure Zusammen No. (SOs) (SOs) (SOs + SO~ als SOu)

% % %

32 I 0,0401 0,7134 0,7635 33 I 0,0352 0,7526 0,7965

3 weitere Proben (No. 34--36) enthiel~en deutlieh nachweisbare ]~[engen von gebundener Schwefliger Siiure.

T i s c h l e r l e i m .

37 I 1 nicht , I 0,0850 -- 38 nachweis- ) 0,0780 -- 39 bar | 0,0450 - -

t 2 weitere Proben (No. 40 und 41) waren ebenfalls frei yon Schwefiiger S~ture.

:Nach unseren Untersuchungen zu schlief~en, sind die angetroffenen Handels- marken yon Gelatine in Pulver- und Tafelform durchweg bei der t:terstellung mit Schwefliger Siiure behandelt worden 1). Tischlerleim war dagegen frei von Schwefliger Sgure und arm an Schwefelsi~ure. Bei der aus der erw/ihnten Bfiehsenfleisch-Fabrik stammenden Probe Gelatine in Pulverform (:No. 1 der Zusammenstelhng) war der Gehalt an Schwefliger Si~ure gegenfiber den sonstigen Proben ein verhfiltnism~if~ig ge- ringer. Von wei$er Gelatine in Tafeln sind vornehmlich solehe Muster gepriift, welche zur Herstellung yon :NahrbSden in bakteriologisehen Laboratorien verwendet werden. Da Schweflige S/iure als ein waehstumhemmendes bezw. keimtStendes Mittel anzusehen ist, so war es yon Interesse festzustellen, ob diese Saure sich aueh noeh ira fertigen :Ngdarboden vorfindet~

In unserem Institute wiederholt geprfifte GelatinerShren .wareu stets frei yon Sehweftiger S~ure. Bei tier iibliehen Zubereitungswdise dieses :N/ihrbodens konnten vor und nach tier ersten Sterilisation der abgeffillten RShren noch Spuren yon Schwefliger S~nre ermittelt werden, die jedoeh schon naeh der zweiten Sterilisation vollst/indig verschwunden waren. In ~thnlicher Weise wird auch diese Siiure dutch Oxydation unsch/idlieh gemacht werden, wenn man an Schwefliger S/~ure nicht zu reiehe Gelatine zu Biichsenfleiseh oder zu anderen Speisezweeken verarbeitet.

Ganz abgesehen yon tier Frage, o]3 Gelatine an sich als ein erlaubter Zusatz bei der Btiehsenfleisch-Fabrikation anzusehen ist, mSchten wir nieht unterlassen, darauf hinzuweisen, dal~ zubereitetes Fleisch auch dann auf Grund der Bekanntmuchusg vom 18. Febr. 1902 zu beanstanden ist, wenn Sehweflige S/iure auf dem angedeuteten Wege in das Biichselffleisch hinein gelangt sein sollte.

1) Vergl. die Lehrbficher der technischen Chemio sowie Patentschriften.