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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Von Wolfram von Soden — Münster

I. EinleitungDie Vorstellungen von der Metrik babylonischer Dichtungen, die

seit Jahrzehnten kaum je grundsätzlich angefochten wurden, gehenauf Heinrich Zimmern zurück, der sich in seinen frühesten Studienzur Metrik auf Anregungen des Alttestamentlers Hermann Gunkelberief. Er veröffentlichte in dieser Zeitschrift die folgenden Aufsätze:a) ,,Ein vorläufiges Wort über babylonische Metrik" (ZA 8/1893, 121—4); b) »Weiteres zur babylonischen Metrik" ZA 10/1895, i—24); c) ,,Zuden neuesten Arbeiten über babylonische Metrik" (ZA 11/1896, 86—8); d) ,,Über Rhythmus im Babylonischen" (ZA 12/1897, 382—92).Besonders wichtig war der Aufsatz b, weil er in ihm eine spätbaby-lonische Kopie des Theodizee-Zwiegesprächs veröffentlichte, die jedenVers durch senkrechte Striche vierfach unterteilte, also die Auffassungbegünstigte, daß ein babylonischer Vers normalerweise nur vier He-bungen habe. Die neueste Ausgabe dieser Dichtung verdanken wirW. G. Lambert in BWL 63—89; seine Kopien enthalten auf pl. 19 ff.zwei Tafelbruchstücke mit viergeteilten Versen. Zimmern kam auf dieMetrik erneut zurück auf S. 3ff. seiner Akademie-Abhandlung "IStarund Saltu, ein altakkadisches Lied" (BSGW 68/1916, Nr. i) und ver-trat dort die Auffassung, daß vierhebige Verse auch in altbabyloni-schen Dichtungen das Normale seien; sie wechselten bisweilen mitdrei- und fünfhebigen Versen. Gegen Ende seines Lebens schloß ersich der ,,Schallanalyse" des Germanisten Eduard Sievers an undschrieb zu dessen Aufsatz ,,Beiträge zur babylonischen Metrik" inZA 38/1929, i—36 auf 8.37f. ein Nachwort. In dieser Arbeit wurdezu wenig bedacht, daß wir den Schall einer Sprache, deren Klang wirnur ganz unzureichend rekonstruieren können, nicht analysierenkönnen. Ich plante bald danach eigene Studien zur Metrik, wurdeaber durch andere Arbeiten davon abgehalten.

Schon 1926 hatte sich auch B. Landsberger kurz zur Metrik ge-äußert in seiner berühmten Antrittsvorlesung ,,Dir Eigenbegrifflich-keit der babylonischen Welt" (Islamica 2, 355—72; Nachdruck inLibellus 142 der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft 1965/74, S. iff.).Ebenda S. 17f. sprach er von ,,Strophenbau mit sorgsamster, gesetz-ZA 71/2 ii

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mäßiger Variation der Quantität der einzelnen Bestandteile und derWortgeometrie'', nennt das Metrum ,,uns vollkommen durchsichtig"und unterscheidet zwischen der ,,Kunststrophe'' und bei der ,,Volks-poesie'' den „Knittelversen'' und ,,Sproßstrophen" mit der Tendenz,von kurzen Anfangsgliedern zu immer längeren fortzuschreiten. DerHauptvertreter der Volkspoesie ist das Gilgame§epos. Landsbergerging im wesentlichen von den Vorstellungen Zimmerns aus, bereicher-te die Diskussion aber durch sehr wesentliche Modifizierungen, diewegen ihrer nur stichwortartigen Formulierungen freilich wenig be-achtet wurden. Später ist er m.W. auf metrische Probleme nicht mehrzurückgekommen.

Auch seither gibt es manche Äußerungen zur Metrik, die ich hiernicht alle nennen kann. Sehr ausführlich mit den metrischen Pro-blemen haben sich gleichzeitig und unabhängig voneinander beschäftigtB. Groneberg in Kap. D ihrer Dissertation „Untersuchungen zumhymnisch-epischen Dialekt der altbabylonischen literarischen Texte"(Münster 1972), S. 129—167 (Die Schallform der altbabylonischenHymnen), und K. Hecker in Kap. V seiner 1972 abgeschlossenenArbeit „Untersuchungen zur akkadischen Epik" (AOATS 8; Keve-laer-Neukirchen-Vluyn 1974), S. —160 (Metrisch-strophische For-men). B. Groneberg untersucht nur eine kleine Zahl von Hymnen ausetwa der gleichen Zeit auf das Metrum, die Taktarten, die Klangfarbeund den Versschmuck. Für das Metrum hält sie sich weithin an dieGrundschemata von Zimmern und setzt für jedes Wort mit Ausnahmeeiniger vier- und fünf silbiger nur eine Hebung an; sie rechnet weithinmit vier- und dreihebigen Versen. Unter dem Stichwort Klangfarbeuntersucht sie Folgen bestimmter Vokale oder Konsonanten in denVersen, ein durchaus wichtiges Thema, auf das ich hier aber nicht ein-gehen möchte. Unter Versschmuck versteht sie Reim-Arten, die inmanchen Strophen zu beobachten sind, wie den Stabreim (Alliteration),den End-, Schlag- und Binnenreim. Weiter stellt sie die vielen unge-wöhnlichen Schreibungen zusammen, die vielleicht auf besondererhythmusbestimmte Ausspracheweisen schließen lassen, und die Ver-kürzungen von Präpositionen, Pronominalsuffixen und vereinzelt vonVerbalformen. Sie gibt dann Beispiele für die metrische Analyse guterhaltener Strophen. Auf Einzelfragen werde ich noch zurückkommen.

K. Hecker verarbeitet ein weitaus größeres Material, seinem Themaentsprechend ganz überwiegend aus epischen Texten von der altbaby-lonischen Zeit bis ins 8. Jahrhundert (Erra-Mythos) unter sehr ver-schiedenen und teilweise bis dahin kaum beachteten Gesichtspunktenund bezieht auch die Strophen in die Untersuchung ein. Leider diffe-

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renziert er aber wenig zwischen den verschiedenen Perioden und denverschiedenen Arten von epischen Dichtungen. Die Möglichkeit desWandels der dichterischen Formen wird zu wenig in Rechnung ge-stellt. So werden einige Zusammenstellungen wegen zu vieler Belegeaus sehr verschiedenartigen Dichtungen unübersichtlich und damitwenig aussagekräftig. Sehr fruchtbar ist unter anderem aber sein Vor-schlag, wie in den Königsinschriften so auch in manchen jüngerenEpen wie dem Tukulti-Ninurta-Epos und dem Erra-Mythos an vielenStellen eher mit Kunstprosa zu rechnen als mit Versen. Wir könnendie Unterscheidung zwischen Versen und Kunstprosa freilich im ein-zelnen erst dann durchführen, wenn wir den Bau der oft langen Versein diesen Dichtungen besser durchschauen, als das im Augenblickmöglich ist. Das erfordert eine besondere Untersuchung, die dieserAufsatz, in dem es vor allem um die älteren Dichtungen geht, nichtleisten kann.

Wir können aus allen diesen anregenden Untersuchungen viel ler-nen, und doch bleiben etliche Fragen offen, die mir in den letztenJahren immer wichtiger wurden. Daher erscheint es angezeigt, dieGesamtproblematik der Rhythmik in den älteren Dichtungen nocheinmal neu aufzurollen und auf bisher nicht beachtete Eigentümlich-keiten dieser Dichtungen hinzuweisen. Skizzenhaft tat ich das in einemReferat, das ich vor der 23. Rencontre Assyriologique in Birminghamam 9. Juli 1976 hielt mit dem Thema ,,Rhythmische Variation inbabylonischen Epen". Wegen der Abschlußarbeiten am AHw. mußteich die Ausarbeitung immer wieder verschieben.

Ehe ich mich hier den babylonischen Dichtungen zuwende, ist esnotwendig, auf die Schwierigkeiten solcher Untersuchungen, die vieleganz abschrecken, deutlich hinzuweisen. Da die Schwierigkeiten beiden den babylonischen in ihrer rhythmischen Gestalt verwandten he-bräischen Dichtungen ebenso groß sind, empfiehlt sich zunächst einBlick auf die Dichtung der Griechen und Römer. Aus Gesprächen mitKollegen und einigen neueren Arbeiten wurde mir klar, daß auch dieantiken Versmaße noch viel mehr Probleme bieten, als das der Schul-unterricht in Lateinisch und Griechisch normalerweise erkennen läßt.Vor allem die von der Normalbetonung so oft abweichende Wortbe-tonung z.B. in den Hexametern hat schon in der Antike und im Mittel-alter immer wieder Anstoß erregt und zu Zweifeln an dem üblichenSkandieren geführt. Es wurde z.B. gefragt, ob die herkömmliche Ge-genüberstellung von Hebungen und Senkungen im Vers — und

— überhaupt berechtigt sei. Es könnte ja sein, daß anstattder oft durch Hochstoßen eines Stäbchens oder durch Stampfen mit

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dem Fuß zusätzlich betonten harten Ictus-Akzente etwa verschiedenstarke melodische Akzente oder wechselnde Tonhöhen einen wirk-samen Vortrag der Verse ermöglichten. Manche nehmen heute an, daßdie Hebungen im Hexameter eine Quinte höher intoniert wurden1.Daß ein metrischer (Sprach-) Akzent und ein musikalischer Akzentnicht immer zusammenfallen, läßt sich in unseren Sprachen beson-ders gut an Kirchenliedern auf weisen. Viele Melodien heben immerwieder Silben besonders stark hervor, die nach dem Metrum unbetontbleiben müßten. Man kann das gerade bei Liedern bedeutender Dichterwie etwa Paul Gerhard und ebenso bedeutender Komponisten beob-achten. Wir können weiter aus einer Betrachtung der Dichtung inunseren Ländern lernen, daß die Metren im Laufe der Jahrhundertekeineswegs unverändert bleiben, ja daß über lange Zeit sehr viel ge-brauchte Metren auch einmal fast ganz aufgegeben werden. Wir dürfendanach also für Babylonien keinesfalls als selbstverständlich voraus-setzen, daß Dichtungen der altbabylonischen Zeit und aus dem i.Jahrtausend metrisch gleich gestaltet waren.

Ich möchte nun einige der besonders schwerwiegenden Probleme,die Literaturforschern metrische Untersuchungen an babylonischenDichtungen ebenso wie an Liedern im Alten Testament gründlichverleiden können, kurz besprechen.

i) Wir können für Babylonien ebenso wie für die anderen alt orien-talischen Literaturen an keinerlei Tradition anknüpfen, da man selbst beider Weiterüberlieferung der Bibel durch lange Jahrhunderte vergessenhatte, daß die Psalmen und viele Prophetensprüche metrisch geglie-derte Lieder sind, und man sie in den Bibeln daher wie Prosastücke ab-druckte. Auch die metrische Gestalt der frühen syrischen Hymnen istnoch in vielem umstritten2. Zur streng quantitierenden arabischen

1 Für eine nicht konventionelle Betrachtung der antiken Metrik vgl. z.B. AageKabeil, Metrische Studien II (Acta Universitatis Uppsaliensis 1960/6). DenWechsel der Metren in den Strophen der griechischen Tragödien behandelt z.B.W. Kraus, Strophengestaltung in der griechischen Tragödie. I. Aischylos undSophokles (Sitzungsber. der Phil.-hist. Klasse der österr. Akademie d. Wiss.231/4, 1957). Als Zusammenfassung vgl. das Buch von Br. Snell, GriechischeMetrik, 3. Aufl. 1962 (vergriffen), und den Artikel,,Verskunst" in „Der kleinePauly", Band 5, 1975, 1210—18 mit viel Literatur von L. E. Rossi.

2 Einiges über die Metrik syrischer Kirchengesänge wird gesagt in den An-hängen zu H. Husmann, Die Melodien der jakobitischen Kirche (Sitzungsber.der Phil.-hist. Kl. der österr. Akad. d. Wiss. 262/1, 1969; 273/4, 1971). Erverzeichnet die metrischen Schemata für die Gesänge, die der Hauptteil inNotenschrift aufgrund moderner Aufnahmen wiedergibt.

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Metrik und zu ähnlichen äthiopischen Metren bestehen überhauptkeine Beziehungen. Weder Araber noch Äthiopier konnten an altori-entalische Metren anknüpfen. Sie könnten allenfalls auf Umwegenvon den klassischen Metren beeinflußt sein. Zusätzlich wurde beiihnen der Endreim, den es übrigens auch in der Reimprosa etwa desKorans gab, ähnlich wie in der mittellateinischen Dichtung zu einemder hauptsächlichen Gestaltungsmittel.

2) Wir wissen nicht, wie weit und bei welchen babylonischen Dich-tungen wir mit einem Sprechvortrag zu rechnen haben. Aus demöfter gebrauchten Verbum zamäru(m) ,,(be)singen" (s. AHw. 1508)werden wir freilich ebensowenig wie bei den griechischen und latei-nischen Epen einen allgemein üblichen gesangsartigen oder psalmo-dierenden Vortrag erschließen dürfen. Die Möglichkeit, daß minde-stens Teile der Epen rezitativisch vielleicht sogar mit Begleitung einesMusikinstruments vorgetragen wurden, ist aber durchaus gegeben. Inengem Zusammenhang mit dieser Frage steht die andere, ob wir nachArt vieler klassischer und neuerer Versmaße nur mit Hebungen undSenkungen zu rechnen haben oder nicht vielmehr auch mit Haupt -und Nebenton-Hebungen sowie mit Senkungen von recht verschiede-ner klanglicher Qualität. Ich möchte das letztere für recht wahrschein-lich halten, fürchte nur, daß wir allenfalls ganz selten einmal in derLage sein werden, eindeutige Hinweise auf Hebungen und Senkungenvon verschiedener Qualität etwa in Gestalt ungewöhnlicher Schreibun-gen herauszufinden. Mit einiger Sicherheit werden wir sagen können,daß in den Senkungen „schwere" Silben des KVK-Typs oder mitlangem Vokal anders gesprochen wurden als „leichte" Silben, beidenen auf den Konsonanten nur ein kurzer Vokal folgt. Es mag sein,daß wir anstelle von Trochäen oder (viel seltener) Jamben manchmalSpondeen mit annähernd gleichgewichtigem Ton auf beiden Silbeneinzusetzen haben.

3) Jeder Versuch, babylonische Verse zu skandieren, wird zunächstvon der Annahme ausgehen müssen, daß man die Wörter im Vers in etwaso betonte wie in normaler Sprache. Trotzdem muß man mit der Mög-lichkeit rechnen, daß es auch Tonsilbenverschiebungen gab. Die Pro-sabetonung akkadischer Wörter läßt sich zwar in den meisten Fällenaus ihrer Lautgestalt mindestens mit großer Wahrscheinlichkeit er-schließen (vgl. dazu GAG § 38 mit Nachtrag); aber nicht alle bisherangenommenen Betonungsregeln sind gleich sicher. Welche der inGAG angenommenen Wortakzent-Lagen aufgrund neuer Erkennt-nisse infragegestellt oder geändert werden müssen, wird weiter untenzu erörtern sein (s. S. 170ff.).

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4) Vor mannigfache Schwierigkeiten stellt uns die Frage, wann eineElision kurzer Vokale unmittelbar vor einem anderen Vokal oder dieUmwandlung von i und u in die Halbvokale j und w vor Vokal anzu-nehmen ist. Manche altbabylonische Texte schreiben öfter verkürzteFormen der Präpositionen ana, ina, eli und adi] in anderen und injüngeren Texten oder Abschriften sind vergleichbare Schreibungenviel seltener. Wenn wir die Wahl der Wortformen in griechischen, la-teinischen und neueren Dichtungen in europäischen Sprachen an-sehen, zeigt sich bei vielen Unterschieden im einzelnen, daß möglicheWortverkürzungen immer nur dort zu finden sind, wo das Versmaßsie fordert; die Normalformen der Wörter sind überall die Regel. Wirmüssen daher auch bei akkadischen Dichtungen damit rechnen, daßeinsilbige verkürzte Formen der genannten Präpositionen sowie derzweisilbigen Pronominalsuffixe ebenso wie vokallose Formen der ein-silbigen Pronominalsuffixe und zweisilbige der dreisilbigen Verbal-suffixe nur dann verwendet wurden, wenn der Versrhythmus das for-derte. Ob bzw. wann verkürzte Formen in den Texten eindeutig ge-schrieben wurden, muß von Fall zu Fall geprüft werden. Als Ausgangs-punkt müssen wir dabei die altbabylonischen Hymnen wählen, diesehr oft viele Verkürzungen schreiben3. Auf diese Weise gewinnen wirwenigstens einige Anhaltspunkte für die Ansetzung von Vokalelisi-

Die Verkürzungen bei den Pronomina und den Präpositionen waren eines derzentralen Themen in meiner Dissertation ,,Der hymnisch-epische Dialekt desAkkadischen" (ZA 40/1931, 163—227; 41/1933, 90—183), die auf die Metrikallerdings nicht eingeht und auf einem wesentlich geringeren Material aufbaut,als heute zur Verfügung steht; die dort gegebenen Zusammenstellungen be-dürfen heute überall vieler Ergänzungen. Viel neuer ist die o. S. 162 genannteDieficrtation von B. Groneberg. die das Thema Verkürzungen auf S. 141 ff.behandelt, sich dabei, ihrem Thema gemäß, aber fast ganz auf die altbab. Dia-lekthymnen beschränkt. Nach dem gegenwärtigen Stand vollständige Samm-lungen der verschiedenen Arten von Verkürzungen stehen also nicht zur Ver-fügung. Auf die orthographischen Besonderheiten der einzelnen Dichtungenkonnten beide Arbeiten nicht näher eingehen. Spätere umfassende Unter-suchungen zur Metrik der babylonischen Dichtungen werden also noch man-ches nachzuholen haben. Für die hier vorzutragenden Überlegungen sind voll-ständige Materialsammlungen als Basis nicht von entscheidender Bedeutung.Sie können einer späteren monographischen Behandlung der babylonischenMetrik der frühen und jüngeren Dichtungen vorbehalten bleiben. Einige Er-gänzungen zu den früheren Arbeiten müssen im folgenden aber gegebenwerden. — Die klassischen Versfußbezeichnungen werden hier beibehalten,obwohl sie einer nicht quantitierenden Metrik nur begrenzt angemessen sind.Beim „Spondeus" haben anders als bei Jambus und Trochäus beide Silbenmetrisch etwa das gleiche Gewicht.

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onen in den Dichtungen, die sie seltener, selten oder auch fast nieschreiben. Mehr als Anhaltspunkte können es freilich mindestens zu-nächst nicht sein. Es bleibt vorläufig ein recht breiter Raum für Ver-mutungen vor allem bei jüngeren Dichtungen, und nicht wenige wer-den es deswegen als verfrüht ansehen, über die Verse solcher Dich-tungen heute schon konkrete Aussagen machen zu wollen. Bei näheremZusehen erweist sich freilich, daß eine gar zu weit gehende Skepsishier auch nicht angebracht ist.

Außer Verkürzungen einiger Präpositionen und von ein-, zwei- unddreisilbigen Pronominalsuffixen kann der Versrhythmus noch an an-deren Stellen Vokalelisionen oder Umwandlungen in wie 'Konsonantengerechnete Halbvokale fordern, die in der Schrift nur selten deutlichgekennzeichnet sind. Das kann geschehen a) in Wortfugen. Folgt hierauf auslautendes a ein Vokal, ist die Ausstoßung des a mindestensmöglich. Endet ein Wort vor vokalischem Anlaut auf u oder i, istwahrscheinlich eher mit den Übergang eines uinw und eines i in j zurechnen, sodaß u und i nicht ganz verschwinden. Beweisen läßt sichdas nicht vor allem deswegen, weil die Halbvokale in der Schrift nurim Wortanlaut und nach Vokal dargestellt werden können. Ein i-lu ul-de (Atr. Tf. I 71) etwa kann wie in der Prosa für ilu ul ide stehen,

aber auch für ilw-ul ide. Ist der Auslautvokal lang wie in den Plural-formen ilü und ili, so kann er, wie ich meine, weder elidiert noch ineinen Halbvokal verwandelt werden (Beispiel inüma ilü awilum Atr.Tf. I i), b) Im Inlaut wird die Vokalfolge u-a auch im Altbabyloni-schen anders als im Assyrischen allenfalls vereinzelt vorkommen; nurü-a gibt es in der Interjektion ü'a und in Formen wie märü'a,,meineSöhne" und lalü'am ,,Fülle" (ZA 44, 34,32). i-a hingegen ist altbab.noch meistens erhalten geblieben; eine Form wie baniat ,,sie ist schön"kann in der Dichtung erhalten bleiben (zur Betonung baniat s. S. 173)oder zu banjat verkürzt werden, bei kiam ,,so" ist auch eine einsilbigeAussprache mit Halbvokal denkbar (neben der jüngeren Aussprachekäm/ka). Zum Glück ist die Zahl der Fälle, in denen man zwischen derErhaltung von zwei benachbarten Vokalen und verkürzten Formenschwanken kann, nicht gar zu groß.

5) Wenn in den Dichtungen vor allem in nachaltbabylonischer ZeitWortzeichen geschrieben werden, steht nicht immer von vornhereinfest, welche Wortform wir einzusetzen haben. Dies gilt z.B. bei Wör-tern wie ilu(m) ,,Gott" und Sarru(m) ,,König", die Plurale auf -ü undauf -änu bilden können. In Enüma eli§ liest man herkömmlich meistilänime&, wahrscheinlich überwiegend zu Unrecht, wie die Beobachtungdes Versbaus zeigt. Wo iläni gelesen werden soll, findet sich oft nach

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me8 das Komplement ni. In jüngeren Kopien werden auch Verbalfor-men bisweilen mit Wortzeichen geschrieben; hier muß auf syllabischgeschriebene Parallelstellen und den Versbau geachtet werden. Esbleiben freilich Wortzeichen, deren genaue Lesung in Dichtungen vor-läufig nicht eindeutig bestimmbar ist.

6) Die o. S. 163 angeschnittene Frage, ob in jüngeren Dichtungennicht oft eher mit Kunstprosa als mit Versen zu rechnen ist, mußmanchmal auch bei altbab. Dichtungen gestellt werden, ohne daß wirderzeit schon immer eine verläßliche Antwort darauf geben könnten.Ich habe den Eindruck gewonnen, daß Beschwörungen und Opfer-schaugebete der Gattung ikribu Verse in der Regel höchstens teilweiseverwenden; metrische Untersuchungen sollten sie daher zunächst aus-sparen. Das gleiche gilt für historische Dichtungen wie etwa das&aräm-Sin-Epos (s. J. J. Finkelstein, JCS 11,83«.) und einzelne Gil-game§-Dichtungen (vgl. die Traumerzählung ZA 53,216) sowie dasLiebeszwiegespräch ZA 49, 162ff. = M. Held, JCS 15,1 ff. Überalllassen sich manche Zeilen leicht als Verse lesen, andere aber nicht. Inden Versdichtungen stehen anscheinend manche der stereotypenRede-Einleitungsformeln außerhalb der metrisch gegliederten Stro-phen. Natürlich läßt sich mehrfach die Möglichkeit nicht ausschließen,daß es bisweilen Verse und Strophen von uns noch nicht durchschau-barer Eigenart sind, die den Eindruck rhythmisch nicht gebundenerRede erwecken. Da in Beschwörungen, Opferschaugebeten und einigenEpen aber teilweise sehr kurze Einheiten mit sehr langen wechseln,drei unbetonte Silben nacheinander häufig begegnen und die sonst er-kennbaren Verschlußregeln oft nicht eingehalten sind, ist der Aus-schluß solcher Texte aus Überlegungen zur Metrik mindestens fürserste gerechtfertigt.

IINach diesem kurzen Überblick über wichtige frühere Arbeiten zur

babylonischen Metrik und der Erörterung einiger der Schwierigkeiten,die der Gewinnung eindeutiger Ergebnisse im Wege stehen, möchteich nun zeigen, wie etwa nach meiner in den letzten Jahren gewonne-nen Auffassung Verse in einer Anzahl von babylonischen Epen undHymnen der älteren Zeit zu lesen sind und wie sie zu Doppelversenund Kurzstrophen zusammengefügt wurden.

Ich habe die Überzeugung gewonnen, daß die frühere Auffassung,nach der in babylonischen Versen nur die Hebungen zu zählen seien,während die Zahl der Senkungen nicht von Bedeutung sei, für die

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untersuchten älteren Dichtungen nicht zutrifft. Wir haben in den Ver-sen Silben und Hebungen zu zählen. Zwischen zwei Hebungen kannes wie in den klassischen und unseren Metren nur eine oder zwei Sen-kungen geben, nicht drei oder mehr. Es folgen aber auch fast nie zweiHebungen unmittelbar aufeinander. Die babylonische Metrik achtetnicht streng auf die Quantitäten bei den Silben und unterscheidetsich dadurch von der der Griechen, Römer, Araber und Inder. Sie istwie die deutsche akzentuierend, nicht quantitierend. Sie reiht abernur selten ganz gleichartige Verse aneinander. Meistens werden Versenicht ganz gleicher Länge und von ungleichem Bau zu Kurzstrophenzusammengefügt, deren rhythmische Gestalt erkennen läßt, welchesGewicht der Dichter den einzelnen Aussagen beimaß. Verse vongroßem Gewicht bestehen oft nur oder ganz überwiegend aus Tro-chäen oder Spondeen, während andere den Dreitakt aus Amphibra-chysfüßen teilweise im Wechsel mit Daktylen bevorzugen. Das be-stimmende Gestaltungsprinzip babylonischer Dichtung ist die freierhythmische Variation ohne Bindung an ein bestimmtes Strophen-schema. Die meisten altbabylonischen Dichtungen bevorzugen kurzeVerse von etwa 8—12 Silben, mit denen vereinzelt noch kürzere oderetwas längere wechseln können. Die Versschlüsse sind in den aller-meisten Fällen trochäisch. Jüngere Dichtungen haben meist längereVerse.

Die freie rhythmische Variation hat für uns zur Folge, daß wir nichtbei allen Versen das metrische Schema mit voller Sicherheit feststellenkönnen. Es gibt nicht wenige Verse, die, jedenfalls vorläufig, ver-schieden skandiert werden können. Ich halte es sogar für möglich, daßmanche Verse schon von babylonischen Rezitatoren verschieden vor-getragen wurden, wenn Inhalt und Wortwahl nicht zwingend auf einebestimmte Rhythmisierung führten. Neunsilber etwa können manch-mal mit drei Hebungen oder mit vier gesprochen werden. Der Dichterdachte sicher in jedem Fall an eine bestimmte Versgestalt, war abernicht in der Lage, seine Vorstellung für die Nachfahren damals oderuns heute zu kennzeichnen. Die Möglichkeit, ohne Bindung an sostrenge Gesetze, wie sie etwa die klassische und arabische Metrik be-herrschen, rhythmisch in vielem frei zu gestalten, stand also wohlnicht nur dem Dichter offen, sondern, natürlich in viel engeren Gren-zen, auch dem Rezitierenden, der dadurch instandgesetzt wurde, beiKultfeiern und sonst auch längere Dichtungen wie Enüma eli§ mit-reißend lebendig vorzutragen. Ein sehr wesentliches Element war beimVortrag sicher auch die Gestik; der Leser der Dichtungen erfährt hier-über nichts.

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Wer darangeht, bestimmte Dichtungen rhythmisch zu lesen, mußsich mit einigen Fragen auseinandersetzen, die sich ihm immer wiederstellen. Sie müssen im Folgenden kurz besprochen werden.

i. Der trochäische Versschluß

Wie B. Landsberger in seinem o. S. 161 zitierten Aufsatz zuersthervorgehoben hat, liegt in babylonischen Versen die letzte Hebungfast immer auf der vorletzten Silbe; die Verse enden also auf einenTrochäus oder einen Amphibrachys. Die Schlußsilbe hat einen kurzenVokal entweder als Auslaut oder vor einem Konsonanten (z.B. atratAgu§. B4 II 22). Mit einer sehr großen Zahl von Ausnahmen von dieserRegel rechnet K. Hecker (s. S. 162); I.e. S. 102—107 verzeichnet erdafür alle Belege. Ein großer Teil von diesen ist den jüngeren Epen,vor allem dem Gilgame§-Epos, Erra-Mythos und Tukulti-Ninurta-Epos entnommen; auf sie gehe ich hier nicht ein. Hier geht es nur umdie älteren Belege. Folgende Gruppen sind zu unterscheiden:

a) Daktylische Versschlüsse? Hecker 102 f. nennt zahlreiche Götter-und Eigennamen. Die Betonung dieser Namen im Versinneren zeigt,daß bei ihnen fast immer die Paenultima den Akzent trägt, entgegenfrüher auch von mir geteilten Annahmen. Das gilt für alle zweisilbigenNamen, aber auch für GilgameS, Igigü, IShara, Lahamu, Nis/daba undSursunabu', wahrscheinlich hat die Tonsilbe einen langen Vokal. EineAusnahme stellt wohl Enkidu dar, der in den altbab. Gilg.-Dichtungenam Versende nicht bezeugt ist. Ferner ist A/Enunnakü zu betonen,wie schon die verkürzte Form Enukki (UM i/i, 2,76) bzw. jüngerAnukki zeigt. Ich kenne die viersilbige Form altbab. nur im Vers-inneren (Güg. JNES 16,256,20; HS 1884 III 24 (unv.); JRAS CSpl.67,8.'). Für [JKe-fa] lies ki-t«\-am\ (ZA 68,68,298).'

Hecker 104f. nennt einige Daktylus-Formen am Versende, von de-nen die Mehrzahl entweder aus jüngeren Texten stammt oder unsicherist5. Altbab. Si-me-a (ebd. S. 104 unten) ist Sime'ä zu betonen (s. hier

4 Die hier gebrauchten Abkürzungen für die Dichtungen sind die üblichen(vgl. die Verzeichnisse in Band I—III des AHw. und HKL II), dazu: Agus. =Agu§aja-Lied (A = VS 10,214; B = RA 15,1690. Bearbeitung in Diss.B. Groneberg, S. 430.)· Die eingangs genannten Arbeiten von B. Gronebergund K. Hecker werden nur mit den Verfassernamen zitiert.

5 Von den dort genannten altbab. Formen ist qä-qa-ra-am als Verlesung vonTh. Bauer zu streichen (lies mit A. Westenholz (-) ! -ra-am). Die ausAtr. zitierten Formen U-ku-nu und li-ib-ba-ka stehen in teilweise zerstörtemKontext und damit vielleicht nicht am Versende. Aus Ee sind die jeweils nur

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S. 173); is-sa-qar/qa-ra-am steht in Rede-Einleitungen in Prosa (s. hierS. 168); ta-at-ta-di-in ist offenbar Prt. Gtn!e Bleiben aus dem altbab.Atr. die Substantive li-il-li-du (Tf. III, III 45) und na-gi-ru (Lambert,S. 189a oft), die wir bisher auf der ersten Silbe betonten. Wahrschein-lich müssen wir umlernen und lillidu1 bzw. nagiru8 betonen. Außer-halb von einzelnen Kopien von Ee9 bleiben für einen Daktylus amVersende keine sicheren Beispiele10; ganz ausschließen lassen sich frei-lich vereinzelte Sonderfälle nicht.

b) Schwerer zu beantworten ist die Frage, ob bzw. wann es auchjambische Verschlüsse geben kann. Hier müssen wir differenzieren:

a) Unter 1.2.2 verzeichnet Hecker auf S. 103 Stativ- und Impera-tivformen sowie den Plural ill ,,Götter*', deren Paenultimabetonungin der Prosa unbestritten ist. Ob der ursprünglich kurze Ton vokal inFormen wie marus, etel, ill usw. kurz blieb oder unter Akzenteinflußsekundär gelängt wurde, läßt sich nicht sicher ausmachen. Wir müssenhier einmal mit Ausspracheunterschieden rechnen und zum anderendamit, daß es zwischen kurzen und langen Vokalen keine phonetischexakt bestimmbare Grenze gibt. Keinesfalls aber ist für die genanntenFormen und Wörter eine jambische Betonung anzusetzen; sie sinddaher in H.s Übersicht zu streichen.

ß) Die unter 1.2.3 genannten Verbalformen von hohlen Wurzelnwurden normalerweise gewiß jambisch betont. Beim Präsens (ur-

durch eine Abschrift bezeugten Formen be-la-$u-unt i-ga-ml-la und u-$i-bu(neubab.! Lesung unsicher), da auch sprachlich verdächtig, möglicherweiseals Schreibfehler anzusehen und somit keine zuverlässigen Belege für Dakty-len am Versende. Auch ip-ta-&ar Ee II 4 ist nur durch eine neubab. Tafel be-zeugt und vielleicht aus ip-taS-ra verderbt.

6 ta-at-ta-di-in steht in einer Hendiadys-Verbindung mit dem Prt. tu-Sa-at-li-im„sie gab zu eigen", kann daher nicht Pf. G sein.

7 lillidu steht am Versende auch in UFBG 462,21! Das gleich gebildete Sub-stantiv kikküjsu ,,Schilfhütte" ist ebenfalls offenbar als kikkU/su anzuset-zen, wie neben den Belegen aus Atr. (s. CAD K 352 b) besonders Gilg. XI 22zeigt (kikkttu § - ) . Für diese Annahme sprechen auch die stammredu-plizierenden Nomina mit Konsonsantenlänge wie kimkimmu, sissinnu u.a.m.

8 Die bisherige Lesung nägiru(m) beruht auf der Annahme, daß das Wort einPart. G zu nagäru ,,ansagen" sei, eine lexikalisch durchaus vertretbare Annah-me. Die sumerische Entsprechung niggi r /n imgir spricht aber eher für einvorsumerisches Lehnwort, das im Vokalismus an die Partizipien G ange-glichen ist. [Ähnlich D. O. Edzard, hier S. 284!]. 9 Vgl. dazu Anm. 5.

10 Hecker, S. loy1 nennt drei Daktylus-Formen aus dem altbab. Anzü-Mythos,die wohl nicht hierher gehören: i-pu-8a-am ist nach ähnlichen Stellen wohlFehler für i-pu-$a-am-ma; statt is-sa-qa-ra-am liest J. Nougayrol in RA 46,88,11 is-sä-qar\-Su[m]\. Die Ergänzung zu id-da[-*u-mu] statt id-da[-a*-mu]ist ganz unwahrscheinlich!

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Page 12: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

172 W. von Soden

sprünglich imüat, i&am) sind allerdings auch zerdehnte Formen denk-bar wie altbab. -ki-a-al Agu§. A II n und jungbab. i-sa-a-a-ad BWL84,249. Das altbab. Prs. ta-da(-a)-al Gilg. M I 7. III i wird man freilichwegen des fehlenden -a- M I 7 nicht tadajjal lesen können. Der jam-bische Versschluß ist hier offenbar durch den Fragesatz nach eS „wo?"bedingt ebenso wie bei der Form ma-du- „waren viel?" M I n11. EineSpondeus-Form ist vermutlich das altbab. Prs. uS-ne-e-eS HSAO 186(hier Nr. 8) I 5, es sei denn, man hätte hier u$ne"e$ als Amphibrachysgesprochen; vgl. auch Anm. 73 zu te-be-el.

) Das schwierigste Problem stellen die Formen von Verben ultimaeinfirmae mit den zugehörigen Nomina und Fremdwörtern gleicherLautstruktur dar. Hecker stellt auf S. 104 Versend-Formen aus die-sem Bereich zusammen12; sie können aber, wenn man Klarheit ge-winnen will, nur im Zusammenhang mit entsprechenden Formen amVersanfang und in der Versmitte angesehen werden. Das soll im Ka-pitel II 2 geschehen (S. 173ff.).

) Auf S. io6f. stellt Hecker für die von ihm geprüften Dichtungendie Verse zusammen, die nach seiner Auffassung keinen trochäischenVersschluß haben und vergleicht ihre Zahl mit der der trochäischenVersschlüsse. Er kommt zu Prozentzahlen zwischen 2% und 11% fürdie erste Gruppe. Nach den hier vorgetragenen Überlegungen bleibtvon den in der rechten Spalte genannten Versen nur ganz wenig übrig.Selbst dann, wenn wir die vorläufig nicht eindeutig zu klärenden Fällevor allem bei auslautenden Kontraktionslängen den nichttrochäischenVersschlüssen zuschlagen, werden diese zu einer ganz seltenen Aus-nahme, die die Feststellung, daß der trochäische Versschluß in denälteren babylonischen Dichtungen die Regel ist, nicht widerlegen kann.

2. Die Betonung der Wörter , die auf einen kon t r ah ie r t enVokal auslauten, und ihrer älteren Wor t fo rmen .

Das Studium der Behandlung der Wörter mit auslautendem Kon-traktionsvokal im Vers brachte gegenüber den bisherigen Auffassun-

11 li-qu-ud ist zu streichen. Für meine Lesung li-ma-du in ZA 44, 34,34 sprichtdie Kongruenz (Plural!) und die Tatsache, daß qddu(m) nicht von Opfern aus-gesagt wird (s. AHw. 892). Gegen W. G. Lambert und ZA 68,82 gehört auchdie Versschlußform i ta-hi-ü BiOr. 30,361,30 nicht hierher, da sie als i tahhü"sie gedeihe!" zu interpretieren ist.

12 Auch hier geht es nur um die Beispiele aus den älteren Epen. Statt ma-fü-ulies ma-du- und s. dazu oben. ni-Si gehört nicht hierher, da nüü,,Menschen"keine Endbetonung hat. Zu $e-'-u s. Anm. 14.

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 173

gen auch in GAG die größten Überraschungen. Denn die Meinung, daßein solcher Auslautvokal vor allem nach einem kurzen Vokal immerden Akzent auf sich zieht (vgl. GAG § 38g), scheint mindestens fürden Bereich der Dichtung nicht zu gelten. Es ist zweckmäßig, zuerstentsprechende Formen ohne Vokalkontraktion auf ihre Betonung imVers hin anzusehen.

a) In altbab. Texten bleibt die Vokalfolge -ia ebenso wie -ea nor-malerweise unkontrahiert (s. GAG § i6k und i). Die Dichtungen zeigennun, in der großen Mehrzahl der Fälle rhythmisch eindeutig, daß derWortakzent in Übereinstimmung mit der üblichen Paenultima-Beto-nung auf dem i bzw. e liegt, wenn die Silbe mit ije die vorletzte imWort ist. Man betont also qibiam, ibiSä usw. auch dann, wenn dieAntepaenultima konsonantisch auslautet. Oft stehen solche Formenam Versende oder bilden einen Amphibrachys-Versfuß in aus 3 oder4 Amphibrachys-Füßen bestehenden Versen. Im Folgenden einige Bei-spiele dafür, nach Wortarten gegliedert13:

a) Pronomina vor G-Infinitiven: anniam epe$am, qaba-Sa, zamara(m)Gilg. III 22; Atr. I 244; Tf. III, VIII 15; Agu§. B VII 23.26. Ordi-nalzahl: libSam ianiam Gilg. P II 29.

ß) Nomina: susia rabia Atr. I 35; Sadia Gilg. VI 33; däriambalatam ZA 44,34,49; RA 22,173,46; narbiam, narbiaS Agu§. A IV 4;JRAS CSpl. 68,11; RA 22,172,21.23.

) Verbalformen: Stativ rabiä (Pl.) Agu§. A VII 19; qabijat RB 59,246:8,3. Imp. SimfäWO 4,12 I 2; Atr. Tf. III, VIII 19; tisiä Tf. 161;idiam Supassu Gilg. VI47; qibiam jaSim Gilg. M IV 5; suppiä ZA 44,32,2. Prt., Prk., Vet. usw. Sa la ibSiä mati-ma Güg. M I 3; tarbia IVi6; üq&a Atr. I 385; ul üsia Tf. II, IV 5; liddia libni-ma Tf. I 190;i niSSia 44.46; e taSmfä Tf. II, VIII 33. Wichtig ist die Schreibungit-ta-bi-i-u am Versende JRAS CSpl. 68,4.

Für längere Formen mit anderer Akzentuierung gilt die Hauptregelnatürlich nicht; vgl. uhtappiam Gilg. M IV i; (mit 2 Hebungen) &'*tammianni Atr. III, I 20; e tusallia Tf. I 379; II, II 10. Abweichendbehandelt wurde, wie es scheint, auch das Part. Fern, im St.c. Atr. I194 kann doch nur skandiert werden bänjat awUuti] ähnlich gewißbänjat Simati Tf. III, VI 47. Dazu ist zu vergleichen niSt epjatim EtanaBRM 4,2,6.

13 Aus typographischen Gründen muß in der zusammenhängenden Umschriftbei den Vokalen, die den (rhythmischen) Akzent tragen, auf den Längestrichund den Zirkumflex verzichtet werden. Bei den anderen Silben wird derLängestrich, wo erforderlich, gesetzt.

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174 W. von Soden

b) Auf S. 104 führt Hecker viele auf einen kontrahierten Vokal aus-lautende Wörter und Formen als Beispiele für einen jambischen Vers-schluß auf. Gleichartige Formen begegnen auch im Versinneren oft.Bei einem beträchtlichen Teil dieser Formen erscheinen metrisch End-und Paenultima-Betonung denkbar; mit ihnen kann daher nicht ar-gumentiert werden. Wir müssen drei Typen unterscheiden: i) dieWörter mit positionslanger Silbe als Paenultima; 2) Wörter mit ein-deutig langem Vokal in dieser Silbe; 3) Wörter mit kurzem bzw. vonuns normalerweise als kurz angesehenem Vokal in der vorletzten Silbe.Es empfiehlt sich, diese Typen getrennt zu untersuchen und bei ihnenallen die zwei-, drei- und mehrsilbigen Wörter und Formen zu unter-scheiden. (V.) nach dem Zitat bedeutet hier Versschluß.

c) Bei folgenden Formen und Wörtern von Typ i legt der Versbaueine Anfangsbetonung nahe:

a) Verbalformen Prt. und Prk. altbab. z.B. iddü ilü Atr. I 12; iddüelu tiddi 234; issü esra 280; ibnü rabut[im], bissu 338.400; Tf. II, II 20.Bei einer etwas größeren Zahl gleichartiger Formen in Atr. ist dieBetonung zunächst nicht eindeutig feststellbar, Endbetonung abernirgends notwendig. Auch im jB Ee überwiegen, Formen, bei denen dieTonsilbe nicht ganz sicher auszumachen ist; vgl. aber Sa nibnü I 45; irbüerba 97; attunu tdbna II 14; ihdü ikrubü IV 28; issü märe 79 usw. DiePaenultima-betonung dürfte bei diesen Formen die normale gewesen sein.

ß) Andere Formen sind z.B. aB aSSu lä musSi Atr. I 217.230; lulla195; ina kadre 383.398; sarri äpsi 102; jB Äpsü Ee I passim; mimmüikpudü I 55; Sunnä ana SaSun III 12 usw. Auch hier gibt es Wörterunsicherer Betonung wie etwa re$tü Ee I 2.

) Zahlreich sind dreisilbige Wörter und Formen des Amphibrachys-typs. Altbab. gehören dazu z.E.Uawwü ZA 44,32,22 (Prs.); lihtaddamGilg. M III 13 (s. Anm. 36); iSemmü Atr. I 77; uyarrü 293; liUppü 377.392 usw. usellü 406 usw.; [sur]uppü libSi 360 (auch jB). In Ee vgl. z.B.ibannü sulati I 132 usw. ibanna niklati VI 2; s. I 60.76.98; luSamsamala libbi-ka II 107.109; s. 128; IV 66.

d) Ähnlich zu betonen sind wohl die weitaus seltener bezeugtenSpondeusformen des Typs 2; vgl. aB iwü lillidü Atr. Tf. III, III 45;[iStu Anu]m ilü samesa Tf. I 17 (Jambusbetonung ist hier auch denk-bar); naphar im naphar uldu Etana Bab. 12,16,5; jB aSu (Part.) kaluälani KAR 158 VI 12; s.Ee. I 22; anaha lä idü IV 54.

e) Die schwierigsten Probleme geben die Wörter und Formen desTyps 3 auf. Bei ihnen, wie bisher üblich, durchweg eine jambischeBetonung anzusetzen, gelingt innerhalb der Verse sehr oft nicht. Fol-gende Gruppen sind zu unterscheiden:

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 175

a) Stativ- und Inf.-Formen bei Verben: aB nade ersi Atr. I 299;mustarhat u kanät (V.) ZA 44,32,19 (sicher nicht jambisch!); lä banüiStinis parakkü Etana BRM 4,2,9; jB enuma eliS lä nabü Samdmü Ee I i(La nabu ergäbe einen fünfhebigen Eingangsvers!); abatu u banü qibiliktunü IV 22; nita lamü naparSudiS lä le*e (V.) 110 (lamu und le*e un-wahrscheinlich) ; hasasiS lä nata I 94 (la nata unwahrscheinlich)14.

ß) Adjektive: kakka-Su raba Ee IV 49.75.) Substantive: aB küssü agü (V.) Agu§. A IV i; Sarri Urne (V.) Atr.

(ursprünglich samayi?); [nä]rati u süli (Gassen; V.) 275; mehü(V.) Tf. III, III 5 (s. IV 25 und CAD M2 5 für jB Belege; mehü mitlangem e ist unwahrscheinlich); erü (Adler) Etana aB und jB p (deut-lich nicht-jambisch z.B. Bab. 12,15 ff. erü ikkal, ütalad, ikul usw. 24,22steht erü am Versende); Sadü ebd. 15,2 (nach nerebta-Su als V.); asthuraml sadi (V.) Güg. M IV 10 (s. Anm. 38); s. Atr. I 33 (V.); küssäu pala Ee IV 2g.15 Wenn wir an diesen und anderen Stellen für dieseWörter Paenultima-Betonung annehmen, dürften sie nicht trochäisch,sondern spondeusartig intoniert worden sein.

8) Drei- oder mehrsilbige Wörter des Typs 3 sind wohl nur unterden Wörtern fremder Herkunft zu finden. Für Ee notierte ich igisesulmanl IV 134; zu giridüm vgl. Anm. 64.

) Nicht auszuschließen ist bei den Wörtern der genannten Typen,daß die Kontraktionsvokale gelegentlich zweigipflig gesprochen wur-den, daß also statt erü am Versende auch einmal eru*u ausgesprochenwurde. An den meisten Stellen schließt aber der Versrhythmus dieseMöglichkeit aus.

3. Besondere W o r t f o r m e n

a) Eine noch offene Frage ist, ob zweisilbige Präteritalformen derTypen ikSud oder tpuS, die normalerweise auf der ersten Silbe betontwerden, falls nicht -ma oder ein einsilbiges Pronominalsuffix auf sie

14 Nicht hierher gehört aus Ee I 6 die Form $e->-u, da sie nicht wie bisher meistüblich, von $eyu „suchen" abzuleiten ist, sondern mit M. Held, AOAT 25,233—7 und AHw, i5Qob von Se'u ,,polstern".

15 Das Wort für Opfer niqü(m) erscheint im Altbabylonischen oft in der Formnlqum (vgl. die Wörterbücher); Formen dieses Wortes sind daher hier nicht auf-geführt. — Die Feststellungen über den Wortakzent bei den hier genanntenWörtern in der Dichtung müssen übrigens nicht unbedingt auch für die ge-sprochene Sprache und damit Prosatexte gelten. Endbetonung ist bei diesenWörtern in der Normalsprache also denkbar. Es ist hier nicht möglich, dendamit zusammenhängenden Fragen weiter nachzugehen.

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176 W. von Soden

folgt, sowie Pronominalsuffixe wie -Sunu und -kunu im Vers gelegent-lich auf der zweiten Silbe betont werden können. Eine Antwort aufdiese Frage kann vorläufig wohl noch nicht gegeben werden.

b) Sicher ist m. E., daß nicht nur vier- und mehrsilbige Wörter undVerbalformen, sondern auch dreisilbige öfter zwei Hebungen tragenkönnen. Aus dem Anfang von Atr. I nenne ich hier die Formen izbiluZ. 2, ihuzu Z. ii, Hell Z. 13 und Utaziz Z. 90. Vgl. ferner {Stasi Gilg. PIV 16; atamar M IV 12 u.a.m. Nicht in allen Fällen läßt sich sichersagen, ob Formen dieser Art eine oder zwei Hebungen trugen.

c) Einsilbige Partikeln wie sä, lä und lü können unbetont gespro-chen werden. Das Gleiche gilt für einsilbige S t.-cst r.-Formen (s. beitemi Atr. III, III 51 und V 39). Zweisilbige Partikeln wie ana, ina,eli, iStu usw. tragen in der Regel eine Hebung, sofern sie nicht ver-kürzt werden. Auch da gibt es Fälle, in denen die Lage von Hebungennicht sicher festgestellt werden kann.

d) Die normalerweise unbetont bleibenden einsilbigen Pronommal-suffixe können im Vers den Ton tragen, wenn ihnen ein besonderesGewicht zukommt.

e) Auch bei Verbalformen liegen gelegentlich Hebungen auf den Sil-ben, die sonst immer unbetont sind. Einige Texte zeigen das durchungewöhnliche Pleneschreibungen an. Die normalerweise ihannimä be-tonte Form z.B. wird in RA 22,172, 10 i-ha-an-ni-i-ma geschrieben,ist dort also ihannimä auszusprechen mit Betonung auch des sonst un-betonten Präfixes16. Ebd. in Z. 36 weist im-ta-al-li-i-ku auf die Aus-sprache imtallikü und in HSAO 186 I 12 pu-uS-Se-e-hi auf puSSeht stattsonst puSSiht11. Wenn Pleneschreibungen fehlen, wird man solche Ver-änderungen des Wortakzentes in Dichtungen nur mit großer Vorsichtunter besonderen Umständen annehmen dürfen.

III. Doppelverse, Dreiversgruppen und Strophen

i) Der Rhythmus in Doppelversen kann steigend, fallend odergleichbleibend sein, d.h. die Silbenzahl des zweiten Verses kann etwas

16 In Z. 31 kann entsprechend nur nannäri-§a ilaqqu\-& — das -im am Zeilen-ende gehört zu Z. 30! — gesprochen werden wieder mit der Hebung auf demVerbalpräfix i-, das freilich bei Formen dieser Art auch in der Normalspracheeinen Nebenton tragen würde. Eine weitere Form dieser Art ist izakkar-SiZ. 20; s. auch Anm. 71.

17 Pleneschreibung bei Auslautvokalen weist in diesem Hymnus ebenso wenigwie in anderen altbab. Texten auf einen veränderten Wortakzent. Vgl. zusolchen Schreibungen J. Aro, Abnormal Plene Writings in Akkadian Texts(StOr. 19:11); das Belegmaterial kann heute stark vermehrt werden.

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 177

größer oder etwas kleiner sein als die des ersten oder nicht von ihmabweichen. Wenn ich recht sehe, konnte der Dichter zwischen dendrei Möglichkeiten frei wählen. Ein Versuch, die Häufigkeit der dreiDoppelversty-pen in einzelnen Dichtungen statistisch zu erfassen, istnicht sinnvoll, weil mehrere von ihnen zu kurz dafür sind und dieanderen unvollständig erhalten. Auch ist die Silbenzahl eines Versesvorläufig wegen möglicher Wortkürzungen nicht immer sicher zu be-stimmen.

2) Die babylonische Dichtung verwendet das in der klassischenDichtung wie bei uns so häufige Enjambement, d.h. die Verteilungkleinerer syntaktischer Einheiten auf zwei Verse, nicht. Die rhyth-mischen Einschnitte decken sich mit den syntaktischen18.

3) Einige Hymnen fügen regelmäßig zwei Doppelverse zu Vierer-strophen zusammen. Dabei sind nicht selten die beiden Doppelversemit Ausnahme des die Gottheit bezeichnenden oder nennenden erstenWortes gleichlautend. Die meisten Dichtungen verwenden verschiedenlange Strophen, und es gelingt oft genug nicht, die Grenze zwischenzwei Strophen eindeutig zu bestimmen, wenn die Tafeln (wie bei Epenfast immer) die Strophengliederung nicht durch Abschnittsstriche an-deuten. In allen solchen Fällen können wir die strophische Gliederungnur aus der Sinngliederung erschließen, und das gelingt oft genug nichtmit der wünschenswerten Eindeutigkeit.

4) Neben den Doppelversen stehen vor allem in Epen viel seltenerauch Dreiversgruppen oder Einzelverse, mit denen der Dichter dieFolge der Doppelverse nach seinem Belieben unterbrechen kann. Beider Interpretation verdienen diese immer eine besondere Beachtung.

Wichtige Beobachtungen zur Strophengliederung in älteren undjüngeren Dichtungen hat Hecker I.e. auf S. 1420. zusammengetragenund besprochen. An dieser Stelle müssen die wenigen Hinweise ge-nügen.

IV. Textbeispiele

Vorbemerkung. Die folgenden Seiten führen in zusammenhän-gender Umschrift Stücke aus den Epen und Hymnen vor, auf die sich

18 Vereinzelte Ausnahmen von der Regel dienen der besonderen Betonung ein-zelner Wörter (vgl. Anm. 32 und 39). Einige scheinbare Ausnahmen sind da-durch verursacht, daß Zeilengrenzen und rhythmische Einschnitte bei we-niger geschickten Schreibern hin und wieder nicht zusammenfallen. Auch diehebräische und die ugaritische Dichtung kennt das Enjambement, vielleichtmit vereinzelten Ausnahmen, nicht.

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diese Untersuchung vor allem stützt. Nur vollständig erhaltene oderganz wenig ergänzte Textstücke wurden ausgewählt. Für Übersetzun-gen verweise ich auf die vorhandenen Übersetzungen. Von den bis-herigen abweichende Lesungen werden durch (!) gekennzeichnet oderebenso wie neue Textdeutungen, die für das Verständnis von Vers-rhythmus und Strophengliederung von Bedeutung sind, in Anmerkun-gen kurz erläutert. Für die Textgestaltung gilt im einzelnen:

1) Bei Doppelversen und Dreiversgruppen wird der erste Vers etwasausgerückt. Eine erkennbare Halbversteilung habe ich durch einenZwischenraum zwischen den Halbversen gekennzeichnet. Wenn es mirfraglich erschien, ob eine Halb Versteilung intendiert war, habe ichkeinen Zwischenraum gelassen. Objektive Kriterien für eine Entschei-dung gibt es hier sehr oft nicht.

2) Rechts vom Text gebe ich die mir wahrscheinlichste rhythmischeGliederung in Zahlen an. Dabei meint die 2 einen Trochäus und die3 einen Amphibrachys. Ich habe mich zu dieser Vereinfachung nurschwer entschlossen, nachdem ich hatte erkennen müssen, daß einedifferenziertere Darstellung der Versfüße jedenfalls heute nicht durch-führbar ist. Wir müssen uns ja ganz klar darüber sein, daß die genaueAbgrenzung von Versfüßen und damit die Verteilung der Senkungenauf zwei benachbarte Versfüße objektiv gar nicht möglich ist, wennkein Werk über die Prosodie existiert, das uns informiert, und dieVersgestaltung so mannigfaltig ist wie in Babylonien. Ich habe ver-sucht, Versfußgrenzen und Wortgrenzen zur Deckung zu bringen, aberauch das glückte nicht immer. Daher habe ich meist darauf verzichtet,auch Jamben und Daktylen als Versfüße anzusetzen, obwohl es Versegibt, die das sehr nahelegen. Meine vereinfachte Darstellung hat vorallem den Nachteil, daß sie den Halbversgrenzen auch da, wo sie deut-lich erkennbar sind, nicht Rechnung tragen kann. Man wird später,wenn erst einmal die Grundzüge der Metrik geklärt sind, eine diffe-renziertere Versanalyse anstreben müssen. Jetzt geht es vor allem da-rum, den Wechsel von Dreitakt und Zweitakt innerhalb des Versessichtbar zu machen und die Verse zu kennzeichnen, die nur aus Tro-chäen oder nur aus Amphibrachys-Füßen bestehen. Da die Zweitakt-verse inhaltlich nach Auffassung des Dichters meist von besonderemGewicht sind, habe ich sie durch ein hochgestelltes -h vor den Versfuß-zahlen gekennzeichnet. Die größere oder geringere Häufigkeit dieserVerse in den verschiedenen Dichtungen wird dadurch mühelos er-kennbar. Vor allem in ihnen werden die Trochäen sicher nicht seltenals Spondeen gesprochen worden sein; den einzelnen Vortragendenwar in dieser Hinsicht aber gewiß ein breiter Spielraum gelassen. Auf

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 179

die ganz vereinzelten Fälle eines Jambus am Versende habe ich schonauf S. 172 hingewiesen.

3) Bei nicht wenigen Versen ist die durch die Akzente und die Zahlenzum Ausdruck gebrachte rhythmische Gliederung nicht die einzigeMöglichkeit. Nur bei einer kleinen Zahl solcher Verse habe ich mei-stens in einer Anmerkung die Alternative angedeutet. Die Zahl derVerse, die sich verschieden analysieren lassen, reduziert sich ja ohne-hin sehr stark, wenn man die Dichtungen als ganze im Auge behältund mit Vorrang darauf achtet, immer nach den gleichen Gesichts-punkten zu analysieren. Ein Blick auf die Zahlen rechts zeigt bald,wie oft sich bestimmte Verstypen etwa bei Zehnsilbern wiederholen.Wenn man versucht, möglichst im Rahmen dieser Verstypen zu blei-ben, wird die Möglichkeit zu willkürlichen Entscheidungen sehr ein-geengt. Trotzdem bleibt natürlich eine Anzahl von Versen, bei denendie hier gegebene Analyse nur einen Vorschlag darstellt, den nichtjeder übernehmen wird.

4) Durch Verwendung verschiedener Akzente zu versuchen, Haupt -und Nebentonsilben bei mehrsilbigen Wörtern zu unterscheiden, er-scheint mir nicht sinnvoll. Bei griechischen, arabischen und anderenDichtungen tut man dergleichen ja auch nicht. Als sicher darf gelten,daß die Vortragenden nicht jeder Tonsilbe das gleiche Gewicht gaben.Bei Differenzierungen ließen sie sich aber kaum von einheitlichenGrundsätzen leiten, sondern folgten Eingebungen des Augenblicksnicht anders als Künstler späterer Zeiten.

5) Auf den ,, Versschmuck''konnte ich nur in Ausnahmefällen hin-weisen. Nicht aus jedem Vorkommen gleicher Laute am Wortanfangkann man die bewußte Verwendung des Stabreims erschließen, denich durch Unterstreichung von Buchstaben andeute. Ob ein Endreimje bewußt verwendet wurde, ist mir zweifelhaft. An einigen Stellenerscheint es immerhin als denkbar. Auch auf Lautmalerei habe ichgelegentlich hingewiesen. Zu untersuchen, wo eventuell die Wortwahldurch den Versrhythmus mitbestimmt wurde, muß späteren Arbeitenüberlassen bleiben.

i. Aus dem altbabylonischen Gilgames-Epos

a) Pennsylvania-TafelDie Textgrundlage der oft übersetzten Stücke ist die Ausgabe von R. C.

Thompson mit den von mir in ZA 53, 2090. verzeichneten Berichtigungen so-wie weiteren Verbesserungen aufgrund von Kollationen mehrerer Gelehrterfür die Pennsylvania-Tafel (vgl. Anmerkungen). Die genaue Aussprache desNamens des Helden ist für die altbab. Zeit nicht gesichert. Der Akzent liegt

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jedoch bei allen denkbaren Aussprachen auf der mittleren Silbe. Ich schreibedie gewohnte Namensform.

I i itb£-ma Gilgdme§ §undtam ipd§§ar 4x32 izzakkaram ana ummi-§u 3x33 ummi ina §dt mu§iti-ja 3x 2+34 §dmhäku-ma dttandllak +4x25 ina birit etlutim 2+3+219

6 iph[ur]ü-nim-ma kakkabü Sama'i 2+3 320

7 [ajrrum §a Änim imqut ana seri-ja 2+3+2+2+321

8 -Su-ma iktabit eli-ja +5X222

9 uni§-§u-ma nu§§a-§u ul ätiy +5x210 Uruk matum pahir eli-§u 3x2+311 etlutum una§§aqu §epi-§u 3+3+2+2

(Reim?)12/3 ummid-ma puti imidü jati 3+2+2+314 a§§ia§-§u-ma atbald§-§u ana seri-ki 2+3+3x2+315 ummi Gilgame§ müd^at kalama 2+3x316 izzakkaram ana Gilgameä 3x317 minde Gilgdmeg §a kima kdti 2+3+3+218 ina s^ri iwwalid-ma +4X 219 urabbi-äu §ddü +3x2 (kaum

3+3)20 tdmmar-§u-ma taljaddu dtta 2+2+3+221 etlutum una§§aqu §epi-§u 3+3+2+222 t£ddira§-§u-ma 3+2^23 tdtarrd§-äu ana seri-ja 3x2+3

19 Ob hier eine Dreiversgruppe mit fallendem Rhythmus vorliegt oder, gegendie Zeileneinteilung, ein Doppelvers, ist nicht sicher auszumachen. Im letztenFall wäre das Schema 3 2 + 3- -2 + 2//3 2+3+2 (mit 13 Silben im erstenVers). Der kunstvolle Wechsel zwischen fallendem und steigendem Rhyth-mus innerhalb der Doppelverse ist zu beachten!

20 ip-h\u-r\u-nim-ma nach Kollation von W. G. Lambert, dem ich ebenso wieA. Westenholz und J. S. Cooper für ihre Kollationen herzlich danke. Ichselbst habe die Tafel 1967 auch kollationiert.

21 [a]r-rum ist nach den Kollationen von Lambert und mir die einzig möglicheLesung (vgl. AHw. 1544^.

82 Die 5 Trochäen des Verses untermalen das ächzende Bemühen um das Auf-heben der schweren Gotteswaffe.

23 Der überkurze Fünfsilbenvers, sicher sehr langsam gesprochen, weist auf dieHerzlichkeit der Umarmung. Auch anderswo haben Kurzverse gewiß ein be-sonderes Gewicht.

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 181

II

III

24 i§me awassa imtagär(!) qaba-äa 2+3+3x225 milkum §ä sinniStim +3x226 imtaqut äna libbi-§u 3+2+327/8 i§hut libsam iätinam ulabbiS-Su 2+2+3+2+228/30 lib§am Saniam §i ittalbaS 2+3+2+231/2 säbtat qassu kima ilim ireddi-Su +OX224

33/4 (a-na)ag-gupri §a ro'im ääar tarbasim 3+3+2+3

1/2

34/56/78/9

12/31415/617/81920/1

22/3

24/526/728/9

3031/2

3334/536/7

§izba §a nämma§t£ it&iniqakälam i§kunu mahär-§u

ipt6q-ma inättal u ippallasul i de £nkidu äklam dn(a) akälim

§ikaram (a-na)a§-§atem lä lummud

äklam äkul finkidu simat balätim§ikäram §iti äfmti mätim

ikul äklam finkidu ädi §eb^-§uSikäram i§tiam sebit assämmim

ittäp§ar kabtätum inänguüis libba-§u-ma pänu-§u ittämrü

ultäppit mä'i äu^uräm pagär-§uäämnam ipta§ä§-ma awüi§ iwi

üba§ lib§am kima muti ib䧧iüqe käkka-§u läbi ugörri

issäkpü ^ muSjätimuttäppis barbäri läbi ukt䧧id

ittilü naqidü(!) rabbutumßnkidu mässar- awüum 6rum

igten ^tlum äna [§ini-§]u izäqqir

2+3+2+2

3+3X23+3+2+2

3+2+3+2+2

3X3 .

3X2+3+33+3X2(Reim?)3x2+3+33X3+23X33x2+3+3

3+4X225

3x2+3+24x2+32+3+2+325*

3+2+33+3+2+33X32+3+2+3+23X2+3+326

24 Die 6 teilweise wohl als Spondeen gesprochenen Trochäen betonen das lang-same und zunächst mühsame Führen Enkidus. Die Lesung kima ilim nachJ. Renger, RA 66,190.

25 Die Lesung \m\a\-i ,,Wasser" mit der rhythmusbedingten archaischen Wort-form nach Kollation von A. Westenholz.

25» Der zweite Versfuß hier ist ein Daktylus!28 Die frühere Ergänzung zu a-na [GilgameS], die ich leider in AHw. 1513 a sub

zaqäru(m) G 2 a auch noch übernommen hatte, ist schon deswegen sicherfalsch, weil Gilgames' und Enkidu sich hier noch nicht begegnet waren. Dieneue Lesung a-na [Si-ni-S]u paßt sowohl zum verfügbaren Raum wie zurZeichenspur. Den Hirten gegenüber erscheint Enkidu doppelt so groß, auchwenn er in Kol. V 16 als klein — la-nam -pi-il — im Vergleich zu Gilgamesbeschrieben wird.

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Page 22: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

182 W. von Soden

IV 27 dna §drrim §a Uruk rebitim 2+2+3+328 p£ti püg dna hajdri 2+3+2+329 ana Gilgdme§ Sdrrim §a Uruk rebitim 2+3+2+3+330/1 poti püg dna hajäri 2+3+2+332 a§§at Simatim irahhi 2+3+333/4 §u pänänum-ma mutum warkanu 2+3+2+3 I35 ina müki §a Änim(!) qabi-ma 2+2+3+327

36/7 ina bitiq abunnati-§u Simdssum 2+2+3+2+3

V 22 kajjanä in (a) Uruk niqjatum 3x323/4 etlutum ut£llilü Sdkin luSdnu 4x325 an(a) ̂ tlim Sa i§arü zimu-§u 3+2+2+326/7 ana Gilgameä kim(a) üim §aki§-§um

m^hrum 2+3x3+228/9 ana I§hara majjalum nadi-ma 2+3x330 Gilgame§ itti wa[rdati]m 3+2+328

31 ina mu§i inn6[mm]id 2+2+3

VI finkidu babam iptarik ina §epi-§u 2+3+2+3+314 Gilgame§ erobam ul iddin 3x315/6 issabtu-ma kima lim iludü ^5x217/8 sippam ijbutu igarum irtüd +5x219/20 Gilgameä u Enkidu issabtu-ma kima lim

iludü 3x3+4x22°21/3 sippam i'butu igdrum irtüd +5x2

27 A(n)nim ist sicher besser als die frühere Lesung üim. Zu Beginn der beidenVerse könnte man an verkürzte Formen von ina ohne Ton — im-milki bzw.ib-bitiq — denken. Ich meine aber, daß hier auf ina inhaltlich eine starkeBetonung liegt; Z. 36 wäre wiederzugeben ,,schon beim Durchschneiden derNabelschnur". An anderen Stellen rechne ich trotz der in Gilgame§-Dich-tungen üblichen Normalschreibungen i-na und a-na öfter mit Verkürzungen;sie sind z.B. in Z. 22 if durch in(a), an(a) bzw. klm(a) angedeutet.

28 Die Ergänzung zu wa-a[r-da-ti]m ,,junge Frauen" ergibt sich aus den Spurenund dem Zusammenhang. Z. 30 + 31 könnte auch ein überlanger Vers sein mitsteigendem Rhythmus gegenüber Z. 29.

29 Wenn bei der so oft bezeugten Wiederholung eines Doppelverses zu Beginnein Name oder wie hier deren zwei zugesetzt werden, wird bisweilen auch eineÜberlänge des Verses nicht gescheut, hier 17 Silben. Oder sollte man besserzwei Verse zu 7 und 10 Silben ansetzen?

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Page 23: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i

24/5 ikmis-ma GilgameS (i-na)iq-qaqqari- 4x3

26/7 ipäeh uzza-§u-ma in& irässu 3 2-f 3+230

b) Yale-Tafel

II

IV

40/142/3

56

910II12

131415

I

2

34567

täbbiatum ibri uätdlipä dädäni-jaaha-ja irmä-ma emuqi

mannu ibri elü äamfa'i]ilum-ma itti Sama§ darig u§[äab]

awüütum-ma manu ümu-äamimma §a iten£ppu§u §ärum-ma

attä annanum-ma taddar mutamdananu qärrädüti-ka

lullik-ma ina päni-ka-ka lissiam tohe e tädur

§umma amtaqut §umiGügam6§-mi itti Huwawa

dapinim tuqumtam i§tu

ilam(!) äa iqäbbü lumur§a §um-§u ittanämbala mätatum

luk§ussu-ma ina qiäti er^nimkima dannu ' §a Üruk

mätamqati luökun-ma luksum-ma eronam

öa ddrü anäku luötaknam

3x2+3+3+23x3+2

3x2+33+4x23+2+2+32+3+3X231

+5x22+3+2+33+2+32+3+2+32+2+3+23x2+3

+4X 232

+4x23+4x24x2+33x2+33+223

2+3 X333

2+3x330 Die letzten Verse der Tafel bieten einige Schwierigkeiten. Es folgt eine Drei-

versgruppe zu je 8 Silben. In Z. 31 wäre sowohl die Betonung umma-ka wieumma-ka mit 2 Hebungen ungewöhnlich; rhythmisch scheint umma-ka besserzu passen.

31 Dieser Vers zeigt, daß fünfsilbige Präsensformen von faw-Stämmen in derDichtung manchmal drei Tonsilben haben. Andere Beispiele, ebenfalls in elf-silbigen Versen, finden sich in Kol. V 2 und n sowie in Text d II 13 und Nr.7,29. Gegenbeispiele mit der Prosabetonung nur auf der mittleren Silbe (ttesn6ppu$Ü) habe ich nicht notiert, aber auch noch nicht systematisch gesucht.

32 Wenn ich hier korrekt eine Dreiversgruppe angenommen habe, wird hierausnahmsweise das Attribut von seinem Substantiv durch die Versfuge ge-trennt (vgl. Anm. 18 zum Enjambement). Eine Betonung dapinim ist mirhier weniger wahrscheinlich.

33 Die Schreibung lu-uk-sul-ma kann wohl nur als luksum-ma gedeutet werden.

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184 w· von Soden

8 §ibutum §a Uruk rebitim 3x39 zikra utorrü ana Gilgdmeä 2+3+24-3

10 s6hreti-ma Gilgame§ libba-ka na§i-ka 2+2+3+3x211 mimma §a t£ten6ppu§u lä tide 3 (Daktylus)

+4x212 ni§emm£-ma Huwawa §anü bünu-äu 2+2+3+2+313 mannum §a [imahjhani kakki-Su +5x2

VI 31 lipt£-kum padanam pehitam 3x332 harranam liStassiq ana kibsi-ka 3+3+2+333 §adia li§tassiq ana Sepi-ka 3+3+2+334/5 mu§it-ka awat tahaddü liblakku( ! ) 3+3+2+335/6 Lugalbanda lizziz-ka ina £rnetti-ka 2+2+3+3x2

c) GilgameS und Huwawa

Das zuerst von Th. Bauer in JNES 16, 254 — 60 und neuerdings mit Ver-besserungen von S. Greengus als OBTI Nr. 277 kopierte Bruchstück — eineweitere Kopie von A. Westenholz ist noch unveröffentlicht — ist zu schlechterhalten, als daß eine größere Partie metrisch analysiert werden könnte. DieVerse scheinen im Durchschnitt länger zu sein.

d) GilgameS auf der Reise zu Uta-nayistim: Meissner-Fragment undZusatzstückZu dem von Thompson in EG S. 53 f. umschriebenen Bruchstück hat A. R.

Millard in CT 46:16 ein Zusatzstück herausgegeben, das er vorher in Iraq 26,99 — 105 bearbeitet hatte. Eine Neubearbeitung gab ich in ZA 58, 189 — 92. DasMetrum weicht von dem der Stücke a und b nur stellenweise ab; die Versesind im Durchschnitt etwas länger34. Nur kleinere Stücke sind vollständig er-halten. Einige Verse beginnen mit einem Daktylus.

M II 4 üllk-ma ana §Imätw awlldtim5 uni u muSi eli-§u äbki 2+3+3+26 ul addi§§u ana qeborim 3x2+37 ibri-man itabbiam ana rigmi-ja 4x38 sobet umim1 u s£be muSjatim 2+2+3+39 adi tultum imqutam ina appi-§u 3x2+3+3

10 i§tu warki-§u ul utta balätam 2+3x311 ättanäggi§ kima hdbilim qabaltu s6ri +7x212 indnna sabitum atamar päni-ki 3+3+3x2

34 Die metrische Analyse wird auch durch einige offenkundige Schreibfehler aufder Tafel (s. auch Anm. 35) erschwert. An einigen Bruchstellen könnte eineerneute Kollation des Originals weiterführen.

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Page 25: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 185

13 mutam §a dtandddaru ai amur 2+3+3x214 (kein Vers)

III i Gügame§ § tadal 3+2+i(Frage!)2 balatam §a tasähhuru lä tutta 3+4x23 inuma üü ibnu awilutam 3+2+3+34 mutam iäkunü an(a) awilutim 2+3+2+35 balatam ina qati-§unu issabtü 3+3x2+3

6 ättä GilgämeS lü mäli karaä-ka 2+3x37 urri u mu§i hitaddu attä 2+3+3+28 umi§am §ukun hidutam 3+2+39 urri u sur u molil 3+3X2

10 lü ubbubu subätu-ka 3+2+311 qaqqäd-ka lü m£si m£ lü ramkäta 3+3+2+312 subbi sohram sabit(u) qäti-ka 3X2+335

13 marhitum lihtäddäm? ina süni-ka 3+3+2+33e

IV i §unuti uhtappiam ina uzzi-§u 4x32 itüram-ma izzaz eli-§u 3X2+337

8 Gilgämeä §umi anaku 3+2+39 §a allikam i§tu Uruk Eanni 3+3+2+3

10 §a ashuram <ina> §adi 3+3+2?11 urham req&am <i§tu> wasi §äm§i 2+3+3X2?38

12 inanna Sursunäbu atamar päni-ka 3+5x213 kullimanni Utana'iStim r^qam 3x2+3+2

IVb 7 §ut abnim-ma Gilgdmeä mu§obiru-ja 2+2+3+3+28 ä&§um lä aläppatu m6 mutim "^5x2

35 Die Schreibung sa-bi-tu statt des zu erwartenden sa-bi-it ist unverständlich.Vgl. noch die gleichfalls ungewöhnlichen Formen -ru-ru a$am$isi Kol. I 15und a-na Si-ma-tu a-wi-lu-tim II 4 (hier wäre eine Lokativ-Form denkbar).Für Schreibfehler auf der Tafel s. Anm. 34.

36 Die Schreibung li-ih-ta-ad-da-a-am kann, weil die Tonsilbe deutlich -tad- ist,nicht korrekt sein. Ob an der Bruchstelle vielmehr die archaische Form li-ih-ta-ad-du\-a-am zu lesen ist? Sie würde viel besser in den Vers passen.

37 In Z. 3—7 scheinen Einzelverse mit Prosazeilen zu wechseln.38 In Z. 10 f. kommt man aus grammatischen wie rhythmischen Gründen nicht

um die Einsetzung von Präpositionen herum. Ich vermute, daß sie auf derTafel geschrieben waren und jetzt ausgebrochen sind. Eine Kollation müßtedas überprüfen.

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Page 26: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

186 W. von Soden

9 ina uzzi-ka tuht6ppi-§unuti 2+3x310 Süt dbnim [a§]§um §uburim§unuitti-ja 3+2+2+3+311 [leq]6-ma Gilgäme§ hassinnam ina

qäti-ka 3x3+2+312 [par]isi §a suppä ham§at iksam 3+3+3x2

2. Aus dem altbabylonischen Atramhasis-MythosDie folgenden Auszüge halten sich für Tafel I an meine Neuausgabe in ZA

68, 54ff., für Tafel II und III an die Erstausgabe von W. G. Lambert und A. R.Millard mit Korrekturen von mir. Für die Übersetzung vgl. die Ausgaben undmeine Teilübersetzung in MDOG in, i8ff. mit einigen Anmerkungen.

Tafel I1 inuma üü awüum 3+2+32 ublü dulla izbilu äupäikka +5x23 äupäik üi rabi-ma 2+2+34 dullum kabit mad §ap§aqum +4x25 rabutum Anunnaku sebottam 3+3+2+239

6 dullam u§azbalu Igigi 2+3+2+2

7 Arm abu-§unu Sarru 2+3+38 malik-§unu qurädu finlil 2+2+3+29 [ku]zzalü-§unu Ninurta 2+3+3

10 [u?] gallu-§unu [Enjnugi 3+2+311 kutam ihuzu leti§-§a +4 212 isqam iddü üü izzuzü 3x2+3

13 [Änu] iteli §[am]^-§a +4x 214 [il£]qqe orsetam-ma päla[t]u§§u 3+4x 215 [§igdrü njalibalu tidmtim 3x316 [i§§d]knü an(a) finki na§§iki 3x3

57 mali[k] [1 ] qurädam 2+2+358 alt[i?] i ni§§ia ina §ubti-§u 4x2+359 finlil [mali]k qurädam 3x2+360 al[ti?] i ni§5ia ina §ubti-§u 4x2+361 anumma tisia tuqumtam 3x362 tähaza i niblula qablam 3x3

39 Über den Sinn des so ungewöhnlichen Enjambements hier habe ich in Or.NS 38, 42of. gehandelt; vgl. noch Anm. 18.

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Page 27: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 187

63 üü iSmü zikir-äu64 iäätam - iddu-ma65 marri-äunu iädtam66/7 §up§ikki-§unu gira ittakäü68 itahzu-nim ülaku-nim69 bäbi§watmani qurddi finlil

70 miäil massarti muäum iba§§i

71 bitum lawi ilu ul ide72 miäil massarti muäum ib䧧i

73 bitum lawi £nlil ul ide

80 boli lawi bi[t-ka]81 qablum inisa a[na bäbi-ka]82 £nlil läw[i bi]t-ka83 qabl[um inisja äna bäbi-ka84 Enlil kakki u§ardi äna §ubti-§u

87 Nusku 6dü bab-ka88 kakki-ka l^qe iziz mahri-ia89 Nusku idil bab-§u90 kakki-§u ilqe ittaziz mahar ßnlil

93 b£H binu bünu-ka

94 marü ramäni-ka min-Su tadur95 ßnlil binu bünu-ka

96 marü rdmäni-ka min-§u tadur

97 §upur Änam li§£ridü-[nim-m]a98 finki libbiku-nim äna m[ahri-k]a99 iäpur Änam u§iri[dü-ni]§§u

loo Enki ibbiku-nim äna ma[hri]-äu

2+2+33+2+3+32+2+33+2+2+3+4x22+3+3+239a

2+3+2+3(Stabreim)

3x2+32+3+2+3

(Stabreim)3x2+3

+3x22+3+2+3

+3x22+3+2+32+2+3+2+340

+3x23+2+2+3

+3x23+2+2+2+3

2+2+3 (Stab-reim)

+5x22+2+3 (Stab-

reim)+5x2

2+2+3+34x2+32+2+3+34x2+3

39a ba-bi-Sa-at-ma-ni deutet auf eine Aussprache ohne Stimmabsatz.40 Hier wie auch an einigen anderen Stellen verleiht der Einzelvers der Aussage

besonderen Nachdruck. — Ob die BecJe-Einleitungsformeln im Atramhasls-Mythos metrisch oder in Prosa abgefaßt sind, möchte ich vorläufig offenlassen; daher übergehe ich sie hier.

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Page 28: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

188 W. von Soden

149/62 äçñäûß|Ôáé] dtru idduk-nidti 3+2+3+2150/63 kdbit dulla-ni-ma mad ap aqum +5x2151/64 u kullat kala i-ma 3+2+3152/65 ubla ñß-ni nabdbam itti finl 2+2+3+2+2

190 äassýru liddia libni-ma 3x3191 up ik im aw um ûääß 2+2+3+2

192 fltam iss ßäÝÀý 2+2+3193 tabs t i eri tam Mami 2+2+3+2194 atti-ma äassýru b nj t aw uti 4x3195 bini-ma lull lib abäanam 3+2+2+3196 abäanamlßb äßñÀà £nl 3+3x2197 äýpäik im aw um Éßääß 2+2+3+2

200 itti-ja-ma l natu ana âñÝäß 2+2+3+2+3201 itti Enki-ma ib j&i äßñðé 2+3+3+2202 äý-ma ullal kalama 2+2+3203 tiddam liddinam-ma anaku lupus 3x2+3+2

206 in(a) arhi sebuti u äapatti 3+3+2+2207 tel tam lu a kin rimka 3+3+2208 Uam ßäÀâç litbuhu-ma +4x 2209 Ktoll ina tibi 3+3+2+2

210 ina äúéß-äç ý d mi-äç 2+3+2+2211 Nintu liball tidda 2+3+2212 um-ma u aw um 3+2+2213 libtall piihur (i-na)it-tiddi 3x3

214 hri tiS uml uppa i iil§me 4215 ina äúà i edimmu ÉËäß 2+3+3+2216 balta itta-äý liäÝdi-äý-ma +5x2217 Ý,ääç l çéýääß edimmu ÉËäß 2+3+3+2

237/8 ijpra tdqbi nim-ma çäÝÀáû 2+2+3+3239 &*m tatbuh qadu temi- u 2+2+3+3240 kabtam dulla-kunu uä[a]ssik 3x2+3241 äupäßkka-kýnu awi[l]am ^mid 3+2+3+2242 taätahd rigma an(a) aw uti 3+2+2+3243 ptur u a ndura[ra a kujn +5÷ 2

281 Ýäéç drhu likam-ma +4x2282 iqlup pale silitam ipte 2+2+3+2

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Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 189

283 namni-ma hädü pänu-§a 3+2+3284/5 i'pur qaqqassa t/§absutam ipu§ 2+3+3+2286/7 qabli-äa itezoh ikärrab 3+3x2288 isir q£ma u libitta iddi +5x2

289 anäku-mi äbni ipuSa qäta-ja +6x2290 tabsutum ina bit qadi§tim lihdu 3+4x2291 dli älittum ulladu-ma 2+3+2+2292/3 ummi u'drrü ramdn-§a 2+2+3+3294 ti§it umi linnadi libittum +5 2295 i tuktäbbit Nintu sassuru 3x2+3

378 e täplahä ili-kun 2+2+341

379 tusallia iätär-kun +4x2380 Namtdra §iä bab-§u 3+2+2381 büa epita äna qudmi-§u 2+3+2+3382 lülik-§u mashatum niq[um] 3+3+2383/4 iibaS-ma ina kadre liääqqil qassu 3+2+2+3+2

Tafel II9-15 = 1378—384

16 ina Ser£ti ibbara li§aznin 2+3x317/8 liätärriq (i-na)im-mü§im-ma

liSdznin näläa 3+2+2+3+219 oqlum kima §arräqi tuSu^ 2+2+3+3+2

20 §a Ädad in(a) ali ibnü bissu 3+3+2+221 iqbu-ma issü nagirü 3+2+322 rigma uäeppu ina matim 3 2+341a

Tafel IIII 17 [u]r§um-ma luSt^^i taqäbbi 3x3

18/9 §ipra §ä aqabbu-ku §ussir attä 2+2+3+2+220 igäru gitammianni 3+3+221 kikki§u äussiri kdJa siqri-ja 3+2+3+322 ubut bita bini el^ppa 3x2+323 makkura z£r-ma napiSta bullit 3+2+3+2

41 Hier wie bei anderen Strophen, die genau so oder ähnlich einige Male im My-thos vorkommen, lasse ich die eckigen Klammern weg, wenn ein Wort aneiner der Stellen erhalten ist.

41a Oder rigma uSeppu im-matim (2 + 3 + 3) ?

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Page 30: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

W. von Soden

30 ajjimur Sama§ qer6b-§a 3+24-331 lü sullulat u §apli§ 3x332 lü dunnund uniatum 3+2+333 kupru lü dan emuqa §ur§i 2+3+2+234 anakuulliä u§aznanakku 3+2+3+235 hisbi issuri budduri 2+3+2+336 ipte maltakta §uati umdlli 2+3x337 bas(!) abubi sobet mü§i-Su iqbi-§u 3 2+3+338 Ätram-hasis ilq£a t£rtam 2+2+3+239 §ibuti upahher ana bäbi-§u 3+3+2+3

II 48 umü pänu-§u 2+2+349 iätagna Ädad ina erp^ti 3+2+2+350 üa i§mü rigim-§u 2+2+351 kupm babil ip^hhi bab-§u 2+2+3+252 i§tu-ma idilu bab-§u 3+2+353 Ädad igaggum ina erp^ti 2+3+2+354 Särü uzzuzü ina tebi-§u 2+2+3+355 ipru' markasa eloppa iptur 2+3+3+2

IV 12 ibki-ma libba-§a unappi§ 3+3x213/4 unabba Nintu lala-§a isrup 3+2+3+215 üü itti-§a ibkü (a-na)am-matim 2+3+2+316/7 i§bi nissatam sämjat §ikri§ 2+2+3+218 §i aäar u§bu ina bikiti 2+3+2+319 u§bu-ma <ilü rabutum) 3+?42

19/20 kima immori imlu-nim ratam 2+3+3+221 samia §aptä-§unu pulhita 34-24-2+322 ina bubuti ittanarrarrü 2+3+2+3

V 39/40 6§ä Änu üllikäm bei timi +5X243

41 £nlil ith^'a ana qutrini 2+3+2+342 Abweichend von der Erstausgabe kann die strophische Gliederung nur s< an-

genommen werden, wie sie hier gegeben wird. Die nicht zu umgehendeAn-nahme einer Auslassung ist gewiß ärgerlich. Ohne sie aber fehlte zu ttSfodasSubjekt, das man aus Z. 15 kaum übertragen kann. Die Ergänzung deeAt-tributs zu ilü ist natürlich unsicher, ist aber die nächstliegende.

43 Es ist zu beachten, daß in dieser Strophe alle drei ersten Verse nur ausfro-chäen bestehen und von Zehnsilbern leicht variierenden Metrums geolgtwerden. Die hämmernden Trochäen hier untermalen die Härte der Vorwrfe,die die Göttin erhebt.

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Page 31: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 191

42 §a lä imtalku-ma i§kunu abuba 3+3+3X243 ikmisu ana karagi 2+2+3+344 ubla -kunu gamortam +4x245 ellutum zimü-§ina i^ädrü 3+2+2+3

VI 5 makura itamär q[urädu finlilj 3+4x26 libbäti mäli §ä Ig[igi] 3+3x27 rabutum Anunna kalu-ni 3x38 ubla -ni i§tini§ mämitam 2+2+3+39 ajjänu usi napiStum 3+2+3**

10 ki iblut awüum ina karagi 3+3+2+3

VIII 14/5 (§)tanitti§-[ka] anniam zamä[ram] 2+2+3+316/7 li§mu-ma Igigü lissini narbi-ka 3+3+3x2

18/9 abuba (a-na)ak-kullat uzämmer 3+3+2+345

3. Aus dem altbabylonischen Etana-MythosErhalten sind nur zwei Bruchstücke, nämlich BRM 4,2 und das aus Susa

stammende Fragment, das V. Scheil in RA 24, 1030. herausgab. Beide hat St.Langdon in seine von der jüngeren Fassung ausgehende Bearbeitung in Bab.12, iff. unter Wiederholung der Kopien einbezogen. Einige Korrekturen zumersteren gab schon Cl. Wilcke in ZA 67, 156.

a) Morgan-Tafd

I i rabutum Anunna gd^mü §imtim 3+3+2+32 uäbü imliku milik-§a matam +5 23 banu kibrätim ääkimi Sikittim 2+3+3X 24 sirü äna ilü Igigü 4x2+35 isinam ana i§imü 3+2+2+36 äarram lä i§kunü kalu epjatim 3+3+2+2+3

7 ina Si(w)ätim lä käsrat kubSum me'änu 2+3+3+2+38 u hattum uqniam lä säprat 3x39 lä banü i§tini§ paräkkü 3x3

10 sebotta babü uddulu elu dapnim 3+3 x 2+3

44 Die Emendation des sinnlosen Bi-ti-i$-tum hier zu na-pi-i$-tum ist mit denHerausgebern wohl nicht zu umgehen.

45 Möglicherweise ist der Schlußsatz mit dem darauf folgenden Imperativ derAnrede an die Hörer nicht metrisch zu lesen.

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Page 32: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

W. von Soden

11 hättum me'änum kub§um u Sibirru 2+3+3x212 qudmiä Änim ina Samä'i Säknü 3x2+3+2

VI 2 sämnam warham u§£teqä Suttässu 2+2+3+2+23 £rü mähir ukultam 2+2+34 kima nä'eri emuqam i§u +6x2

b) Susa-Tafel

lihliq-§u tudu aj-juta harränam 3+2+3+32 liklä-§u ner^bta-§u äädü 3x33 käkkum murtäppidu -Su li§er 2+3 34

4 mämitam uttamämmü 3+2+25 näphar irü näphar lildü +4x26 ina silli ^rbetim ulid sörru 3X2+3+247

7 ittalad ina seri-§u 2+2+3+38 rima §appära sfrru ibäräm-ma 2+3+3x29 6rü ikul ikulu märu-§u +5X2

10 nimram mindi<n)am sorru ibäräm-ma 2+3+3x211 £rü ikul ikulu märu-§u

Rs. ii atkalakkum-ma §ama§ quradu 2+3+2+312 an(a) ramani(?) anäku ä§ruk 3X3+248

13 ädur-ma r£§(!)-ka ukabbit 3+2+314 lemutta ul ukü an(a) ibri-ja 3+2+2+315 §ü qinna-§u §alim-ma sapih qin[m] 3+4X 216 qinni s&ri damami§ iwi 2+2+3+217 §älmü atmu-§u ld§§ü märu'a 2+3+2+318 urdäm-ma itakal lidäni-ja 3 \-a-\-a \ 3

4. Aus dem AguSaja-LiedDie letzte Bearbeitung dieses Textes findet sich bei Br. Groneberg, Unter-

suchungen, S. 43 ff. Nur aus Tafel I gebe ich hier Auszüge, weil der nicht mehr

48 - 4 statt des zu erwartenden eli-$u ist schwierig. Vielleicht sollte mantappidw eU-$u lesen, was als Schema 2 + 3 + 3 + 2 ergibt.

47 Am Anfang wäre auch i§-silli denkbar. Das Schema wäre dann 3 + 2 + 3 + 2.48 Die frühere Lesung &ul-ma-ni-geht wegen des altbab. nicht bezeugten Laut-

wertes M und, weil das Wort Sulmänu erst nach-altbab. bezeugt ist (s. AHw1268), nicht an. ra\?-ma-ni ,,mich selbst" ist von der Aussage her wahrschein-lich und paßt an der jungbab. Parallelstelle bei Langdon I.e. S. 22,4 zum Restdes ersten Zeichens (3 waagerechte Keile)!

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Page 33: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 193

zu kollationierende Text der Tafel II zu viele nicht zu behebende Lesungs-schwierigkeiten bietet. Den Beginn des Textes bildet ein großer Istarhymnus,und hymnische Strophen unterbrechen auch weiterhin die Erzählung des my-thischen Geschehens. Der teilweise schwierige und wohl nicht überall korrekteText ist auch metrisch nicht immer eindeutig zu analysieren. Die meistenZeilen auf der Tafel sind Halbverszeilen. Die Strophen werden durch waage-rechte Striche getrennt.

I 1/2 luna^id äurbuta in-ili qarrdtta 4x33/4 bukrat Ningal dunna-§a lulli 3X2+349

5/6 iätar Surbuta in- qarrätta 2+3x37/8 bukrat Ningal dunna-§a luätd§ni +5x2

II 4 äutuqat ilätim 3x25 iätar tanidata-äa luzmur 3 2+360

7/8 tamhat rittu§§a kala-§unu pdrsi 2+3x39 tätnaddan-§i ä§ar libbi-§a 3x2+3/ i§tar rittu§§a surret ukial 2+3+2+2+3"

12/3 [iq]ullä fätaräta-§in [siqr]u§§a 3+4>< 251

III 4 ibd§§i i§td-§a quradu 3x35 iätar guturat dapdna tide +5x2

7/8 isin-§a tamhäni §utraqqudu anti9 i§ätu ul tamhat at611i(? ) 3x3

10 itärru dd§ni 3+262

n/2 iStar isin-§a tamhäru §utrdqqudu dnti 2+4x313 i§atu ul tdmhat at^lli(? ) 3x314 itärru ddäni 3+2

49 Das auf lu-ul-li folgende Su-um- stellt wohl eine Alternativlesung zu du-un-na-$a dar, obwohl solche Zusätze recht ungewöhnlich sind.

50 Die Dichtung gibt in Anlehnung an sumerische Dichtungen nach jedem deraus mehreren Strophen bestehenden zehn Gesänge eine kurze Gegenstrophevon meist einem Doppelvers Länge. Nach dem 6. Gesang fehlt sie auf derTafel wohl versehentlich.

51 Die zerdehnte Form ukial, die keinen Archaismus darstellt, wird wegen destrochäischen Verschlusses benötigt. Metrisch bedingt sind auch die unge-wöhnlichen Pluralformen iS-ta-ra-ta-$i-in in Z. 12, ta-ni-da-ta-$a in Z. 5 undte-re-ta- in VII 19 statt i$tarätü-$in(a) usw.

52 Ob hier eine Dreiversgruppe mit fallendem Rhythmus — der Endvers hatnur 5 Silben — oder ein Doppelvers mit einem i4silbigen überlangen zweitenVers anzusetzen ist, muß wie auch an einigen anderen Stellen fraglich bleiben.

ZA 71/2 13Brought to you by | Brown University Rockefeller Library

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Page 34: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

194

IV

w· Soden

1 hdtti §arruti kussü agü2 tarku-§i an-§a§ qitü gimrü3/4 iddi§§i etlutam narbiam dananam

5/6 birqi birbirri usib §uäti u§tash6r-§i

2+3+2+2

3X34X3

53

2+3+2+3+2+2(Stabreim)

7 usba§§i en- puluhhi§ 2+3x38/9 u§a§§i-§i mal£mmi ra§ubbatam u 2+2+3+3+

qurdam 2+2/ § ihsus qurdam ü-libbi-§a iktassar

anänta 3+3 2+3+354

12/3 iä-§ubti ni§§iki £a puluhtam uS-re-e 3+3+2+3+P64

VI 6/7 Saltum ki lib§i n^zuhat tuqumtam8/9 mär moli rigmu§ nukkurat amari§

10/2 palhat £kdi§ iq-qorbu apsi nazuzzat13 amat ip-pi-§a üsia issahhar-§im

38/9 § u§bi itto-ki awata iqabbi-ki40/1 i§al-ki ardat mä^na alaktak pu§ri42/3 atti lü §dbsat la takannu§i-§i44/5 5a nuppu§ libbi lä tappali-§i

awatim

2+3+3x23+4x22+2+3+2+33+2+3+2+2

4X355

3+2+2+3+2

2+3+3X2

3+2+3+2+3

VII 6/7 ibuk-ma Saltam §uturu biniannim 3+2+2+3+28/9 u§arrir-§i am-magrätim qullulim

tar§jatim 3+2+3+3x2

68 Es ist merkwürdig, daß in diesem Vers gleich zweimal ein als / geschriebenesspirantisiertes t an die Stelle des S der synonymen Verben Karakum undqiäSum ,,schenken" tritt. Auffällig ist außerdem, daß der Stativ qltü hierkeinen rhythmischen Akzent trägt. Der Grund ist, daß auf $ und gimrü in-haltlich viel stärkere Akzente liegen als auf dem Prädikat.

54 Meine frühere Lesung it-ta-sa\-ar statt ik-ta-sa-ar ,,sie organisierte immerwieder", die auch vom CAD sub voce anantu und von Br. Groneberg, Unter-suchungen, S. 46 übernommen wurde, kann ich nicht aufrechterhalten; daserste Zeichen ist ein nicht ganz deutliches ik. In AHw. 755 b hatte ich unterNr. 10 neben dieser Form auch us-re-e in Z. 13 von nasärum abgeleitet, wasich heute auch aufgeben muß. Erklären und deuten kann ich us-re-e allerdingsnicht. Man erwartet hier ein Präteritum, keinen Imperativ.

55 Die hier angenommene rhythmische Verkürzung ist ungewöhnlich. Eine Aus-sprache awata iqabbi-ki ergäbe einen I3silbigen Vers, der an dieser Stelle we-niger wahrscheinlich ist.

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Page 35: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 195

io £a £r§ü §a §uturu mälak-§un/2 ussab urodde awatam dna kar§i-§a

13 itti iätar ädrratim inaddän-§i14/5 IStar-ma ga§rat el kala ilatim §i-ma16/7 ueddi-§i narbi-§a §a bäSti utab-§i18 anirum-ma 䧧u Sa la ipattaru arkanum19 ität iltum ter£ta-§ä rabiä20/1 bel£t-mi lä ipruku[§] päni§§a

mamma[n]

2+2+3+2+22+3+3+2+3

4x2+33+2+3+3+24><35e

3+2+3+3x22+2+3+2+2

3+3+3X267

5. Aus den Papullegarra-HymnenDie Ausgabe der dreikolumnigen, nur zum kleineren Teil erhaltenen Tafel

durch T. G. Pinches in JRAS CentSuppl. 67ff. läßt sich nicht mehr überprüfen,weil P. über den Aufbewahrungsort der Tafel nichts sagt. Im British Museumist über ihren Verbleib nichts bekannt. Die Abteilung der Strophen durchDoppelstriche scheint nach der Kopie nicht konsequent durchgeführt zu sein:die Zeilen und Verse decken sich nicht überall. Die Schrift ist archaisch-alt-babylonisch.

I 4

5

67

ääared bukur £nlil danan-ka i 2+3+2+3+2nuzammer +258

Pap-ulle-garra hiSSa^u mutarrir 2+3x3+2dä§m

qardum tälim Enunnaki üi ahhi-karäkisumhulH erp£[t] abubim

n[amdtim]

2+2+3x3

2+3+3+3 2 59

II 1 tamgur-ma Sdrram u kalü-§ünu im?tagrü 3+2+3+2+3

2 tabbi gimassu u kälü-§unu ittabiü 2+3+3+3x2

66 Die rhytmische Behandlung der Verbalform uweddi hier ist ungewöhlich. Ichkenne aber in altbab. Dichtungen keine Anapäst-Versfüße am Versanfang.

57 Daß diese Sechsvers-Strophe aus zwei Dreiversgruppen besteht, ergibt sichdeutlich aus dem Inhalt der Aussage. Das Agusajalied bevorzugt nach Artder Hymnen anders als die Epen durchaus die Viererstrophe.

68 Vom ersten Hymnus sind nur zwei Strophen ganz erhalten mit ziemlich lan-gen Versen von 13—14 Silben zu 5, seltener 6 Hebungen. Sie sind in Halb-verse geteilt.

59 Die Schreibung ra-ki-su(-)um-hu-ul-li deutet auf die Zusammenziehung desAuslau t vokals -u mit dem anlautenden i- zu u. Das letzte Wort kann kaumanders ergänzt werden (s. schon AHw. 1559a), da das Verbum hanämumauch von den Wolken ausgesagt wird.

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Page 36: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

196 W. von Soden

3 kabtat-ma milkdt-ka isdhhuhurigmiS-ka 3x3+2+2

4 kabtat pulhdt-ka qaqqdram Samd'ibindet 2+3x3+2

V ii muShuS Sinnati sarirum ru'at m[utim] 2+3+2+3+2eo

12 Sütah hutpim mupottü in[atim] 2+2+3+313 Samum Sa ritim mussibat w&dim 2+3+2+314/5 nipiS Sattim mutabbik(P) hurbaSim 2+2+3+3"16 SaSSär tuqmatim patar qabli 2+3+2+217/8 isid tuqumtim amanden tamharim 2+3x319 kulpaSum Samitu qiStim 3+2+319/20 Gibil 6zzum Sa qabal-Su n6ret +5x221/2 miqit parzillim Sa qaqqara irassu 2+3+2+2+322/3 napräs parakkim tanitta-Su

luStaSni 2+3+3+2+2*2

VI 16 [wa]Sib Sarrum Sa ullulü mu-Su 2+2+3+3^17 ^SSiSam bit üi saham lamdü +5X262

18 liSdud misri giride HpuS 3X2+3?64

19/20 liSt£5ir bit üi sikkatim liSkun 3x3+221 ana IStaran(!) gagiam liSopiS 2+3 322 ana Mäh liSopiS romam

23 libni Ezuzal bit ZugalMtim 2+3+2+324 rabsam Harn ajjakkam libni 2+2+3+225 bitum lü naSi roS-Su 2+3+225/6 Saplanum Sur5u-5u arsetam lü taml>ü 3+3+3 2

60 Mit der Z. 11 beginnt nach der Tafel eine neue Strophe. Wahrscheinlich ge-hört sie schon zum dritten Hymnus, der kürzere Verse von ungleicher Länge— 8—12 Silben, einmal 7 Silben — aufweist. Nach der Tafel umfaßt dieseStrophe 10 Verse. Vielleicht liegen zwei Strophen zu 4 und 6 Versen vor.

61 Das mu-ta-bi-ku der Kopie paßt nicht in den Versrhythmus. Das am Bruch-rand stehende letzte Zeichen des Wortes dürfte -ik sein.

62 Nach dieser Strophe sind in Kol. V noch zwei und ein halber Doppelvers dernächsten Strophe vollständig erhalten.

63 Der erste Doppelvers der Strophe (Z. 14 f.) ist unvollständig erhalten. Nachder Tafel müßte diese Strophe 16 Verse umfassen; sie ist aber wohl in zweiStrophen zu je 8 Versen aufzuteilen.

64 Wie das seltene sumerische Lehnwort giridüm hier betont wurde, ist nichtsicher auszumachen. Gegen giride spricht, daß zweisilbige sumerische Wörterwie giri kaum endbetont waren; s. aber S. 175 zu igisu.

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Page 37: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 197

27 ÊÝä bitum l n Si ôÝä-äõ 2?+ 2+3+ 2â5

27/8 äáñßáçõéç äçéäý-äõ orsetam l t mh 3+3+3x229 elonum ziqqu-äéé 1ßäçý(ç)çû äáðéá^ 4x330 äáñßÜççðé äõéäý-äéé nrsetam l

tamhu 3+3+3 X266

6. Aus einem Nan -Hy mnus f r Samsu-ilunaDen von H. Zimmern in VS 10,215 ver ffentlichten, nicht gut erhaltenen

Text habe ich in ZA 44, 30 ff. bearbeitet. Die Umschrift l t sich heute aneinigen Stellen verbessern; an anderen ist eine neue Kollation erforderlich.

1 tam äÝð¹ä ni i- a 2+2+32 Ndn suppi Subb nazzasfsa] 2+3+2+33 atu kima arhim an-natalim +5x24 ig&su s la äå, äarýri sd'nu 3+4x2

5 [uh]tannamu elu - a 3+2+26 [nanjnab ma rdh áýääçñõ kuzbu 3+3+2+37 h[ud]i sihatim u ru' mi tuätazna[n] 2+3+2+2+38 [ ]mam Nana t zmur 3(oder 2?)

+ 2+2

17 ik-kullatw il tim l bum num 3+3+2+218 dlidu ulli ôÝäõä 3+2+2ig ottum mu tarhat u k n t 2+3+320 ßäßðé-äé na mahi kada a ulsam 3x3+2

29 imri ÇÇä kabattuk 2+3+230 utobri äýÀßÀú ina ibr tim 3+2+3+307

31 kid ^uram libilu-kim 2+3+2+232 Éáßäáú liml lalu^m nýhäam 2+2+3+2

65 Da der Stadtname Ke§ hier unbetont blieb, kann man sich schwer vorstellen.Eher erscheint mir denkbar, da er zerdehnt zweisilbig ausgesprochen wurde.

66 Eine Betonung evsotam in Z. 28 und 30 ist weniger wahrscheinlich. Da derzweite Vers eines Doppelverses noch zweimal wiederholt wird, ist ungew hn-lich. Vermutlich soll damit hervorgehoben werden, wie wichtig eine gute Fun-damentierung des Tempels ist. Ob der Vers Z. 31 Pap-ulle-garra ba*eru huduu Sulil,,Fischer Papulle-garra, freu dich und jubele!" einen ganz kurzen Ge-gengesang darstellt, wof r die Aussage spricht, oder den Beginn eines weite-ren Hymnus, l t sich nicht sicher sagen.

67 Denkbar w re auch ÝýÀßÀß in-ibratim; das Schema w re dann zehnsilbig 3 +2 + 2 + 3.

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Page 38: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

ig8 W. von Soden

49 [däjriam baldtam ark[am] 3+3+250 [tä]turam tosip ta§nik-§u[m] 3+2+3 (Stab-

reim)51 ([a-n]a)as-Samsu-iluna ndrämi-§a 3+3+2+2e8

52 tu§atlim-Sum §am§a(?) ki nannarim +5x2

7. Ein IStar-Hymnus für AmmiditanaDer von Fr. Thureau-Dangin in RA 22,1690. herausgegebene I§tarhymnus

für Ammiditana ist vollständig erhalten und besteht ebenso wie der Nanä-Hymnus Nr. 6 aus 14 Viererstrophen und einem Doppelvers als Gegenstrophe.Während Nr. 6 mit Vers 28 den hymnischen Preis der Göttin abschließt undnach der 8. Strophe, die die Göttin in Imperativen anredet, den König ein-führt, ist bei Nr. 7 in der Mitte nach Strophe 7 kein inhaltlicher Einschnitt er-kennbar, und der König wird erst in Strophe 11 eingeführt. Ob das Schema der14 Strophen mit einer Gegenstrophe bei Hymnen dieser Art weiter verbreitetwar, wissen wir nicht. Der Dichter von Nr. 7 dürfte den Hymnus Nr. 6 gekannthaben.

1 ütam zumrä raSubti ilatim 2+2+3+369

2 litta"id b£let rabit Igigi 3+2+2+3+23 I§tar zumrä ra§ubti ilatim 2+2+3+33/4 litta^id b&et i(S)§i rabit Igigi 3+2+3+2+270

5 Sät melosem ru'amam lab§at 2+2+3+26 za'nat inbi mikiam u kuzbam 2+2+3+37 f §tar melosem ru'amam lab§at 2+3+3+28 za'nat inbi mikiam u kuzbam 2+2+3+39 [§]aptin du§§upat balatum pi-§a +5x2

10 simti§-§a ihannimä sihatum 3+2+2+371

11 §arhat irimü rämü re§u§§a 2+3+2+312 baniä §imta-§a bitramä ina-§a Sit^rä 5x372

68 Die Präposition ana am Anfang kann wohl nur verkürzt und damit unbetontgesprochen worden sein.

e9 Ein Zehnsilber mit raSubti ilatim ist dem auch denkbaren verkürzten ra$ubtilatim wohl vorzuziehen.

70 Ob hier wirklich das in Z. 32 bezeugte dichterische Wort für die Frau i$$ümgemeint ist? In dem Falle wäre die Aussage hier schwächer als die in Z. 2,die Istar als Herrin (aller) Menschen rühmt.

71 Die Schreibung i-ha-an-ni-i-ma weist auf die vom Normalen abweichende Be-tonung; vgl. auch Anm. 84. Das sonst unbetonte Präfix i- ist auch in Z. 20und 31 Träger einer Hebung. Für ta- vgl. Nr. i P I 23; für ni- Nr. V 12.

72 Dieser einzige Fünfzehnsilber des Hymnus ist merkwürdig umsomehr auchdeswegen, weil die beiden Prädikate bitramä und Sit'ärä fast gleichbedeutendsind. Gegen die Annahme einer Glosse spricht freilich die offenbar beabsich-tigte Folge von vier Wörtern mit dem Vokalismus i-a-a, dem in diesem Versohne w-Vokal (s. auch V. 10!) ein Wort mit den Vokalen a-i-a vorausgeht.

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Page 39: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 199

13 oltum i§td-§a ibd§§i mükum 2+3+3+214 §imät mimmämi qäti§-§a tamhat 2+3+3+215 näpläsu§Sa bani bu'arü 3x2+316 baätum ma§rahü lamdssum §£dum 2+3+3+2

17 tartami toäme ritumi tubi 3+2+3+218 u mitguram t^bel -ma 3+3+273

19 ärdat tattadu(!) umma tara§§i 2+2+3+320 izakkar-§i in- indbbi §um-§a 2+2+3+3+2

21 äjjum narbiaä i§ännan männum 2+3+3+222 gäärü sirü §upü parsu-§a 3*2+374

23 iätar narbiaS iäannan mannum 2+3+3+224 gaärü sirü §upü parsu-§a 3x2+3

25 §at(!) in- ätar nazzazu§ 3X2+375

26 kabtat amassa el-äunu haptat-ma 2+3x327 i§tar in- atar nazzazu§ 2+3+2+328 kabtat amassa el-§unu haptat-ma 2+3x3

29 Sarrässun u§tanäddanu siqri-Sa 3+4 27

30 kullassunu §a§ kamsu-§i 3+3+231 nannäri-§a üaqqu-§im +4x232 u awüum pälhü-§i-ma

33 puhri§-§un £tel qabu-§a §utur 3+2+3+234 an (a) Ännim §arri-§unu mälam

ä§bassunu 3 3+2+277

35 uznam nemoqem hasisam ^r§et 2+3+3+236 imtallikü §i u hamu§ +4x2

37 ramu-ma iStiniä paräkkam 3x338 ig-gegunnim äubat ri§atim 3x2+3

73 Denkbar wäre auch u mitguram tebo"el Si-ma (3 + 3x2); vgl. zu einer solchenzerdehnten Form bei Verben II. Alef Nr. 8,5, wo für $ vielleicht u$noyye$zu sprechen ist, und S. 172.

74 Auf die Betonung Supu weist die Schreibung Su-u-pu-u.75 bi-a-at ist sicher in -a-at zu emendieren, vgl. Z. 5. in-ill wird hier und in

Z. 27 i-ni-li geschrieben.76 Für fünfsilbige Prasensformen von taw-Stämmen mit drei Tonsilben in der

Dichtung vgl. Anm. 31, die vier weitere Beispiele nennt.77 Die Form a§-ba-as-su-nu mit einem Nominal-Suffix ist sehr merkwürdig und

vielleicht als Fehler für aSbassunüti ,,sitzt sie in Bezug auf sie" anzusehen.Weiter Formen gleicher Art am Versende bleiben abzuwarten.

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Page 40: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

200 W. von Soden

39 muttiS-§un üü nazuzzü 3+2+3™40 ep§i§ pi-§unu ba§iä uznd-§un 3+2+3+379

41 gdrrum migra- nardm libbi-§un +5x242 §drhi§ itndqqi-gunut(t) niqia-§u

ollam 2+3x3+243 Ämmi-ditdna 611am niqi qäti-§u 2+3+2+3+244 mahri-§un u§6bbi li u asli(!?)

namra'i 3+3+2+2+380

45 i§ti Ännim hdweri-§a t£ter§a§§um +6x246 däriam balatam ärkam 3+3+247 mädatim Sanat balatim an (a) Ämmi-

ditana 3+3+2+3+348 tuäatJim i§tar tattdddin 3+2+3

49 siqru§§a tu§akni§ä§§um 3+3+250 kibrät 6rbem ana §epi-§u 3x2+351 u naphar kali-§unu dädmi 3x352 tassammissunuti an-mri-§ü(Si-u) 3+3+2+281

53 bibel libbi-§a zamär lal£-§a 2+3+2+354 natum-ma (a-na)ap-pi-§u siqr(i)

£a ipnssi 4X382

55 e§mo-ma tanitta-§a irussu 3+2+2+382

56 liblut-mi Sarra- liram-§u ad-dari§ 3+3x2+3

57 l§tar an(a) Ämmi-ditana Sarri ra^mi-ki 2+3+3+3x258/9 arkam däriam baldtam §urki liblut 2+3+3+2+2

78 Der Hymnus zeigt in seinem Schlußteil eine merkwürdige Vorliebe für denw-Vokal (Schreibunghier na-zu-iz-zu- ) vor Zischlauten; vgl. noch Anm. 81 und82.

79 Eine andere Möglichkeit ist opSü pi-$unu ba&jä uzna-Sun (2 + 2 + 3 + 3). In beidenFällen wäre ein Wort des Verses ungewöhlich betont. In die Strophe paßt nachden Versen mit 9, 9 und 8 Silben die zweite Möglichkeit besser.

80 Die Emendation des nicht sinnvollen ia-li hat B. Landsberger in MSL 8/1,62vorgeschlagen. Da aslum auch sonst als Opfertier bezeugt ist, spricht viel fürsie. Die Schreibung na-am-ra-i-i ist ganz ungewöhnlich (vgl. CAD Nx 236f.).

81 Die Schreibung des Pronominalsuffixes als -$i-u ist m.W. einmalig und istmit den in Anm. 78 und 82 besprochenen Schreibungen zu vergleichen.

82 Zu den Schreibungen für den w-Vokal i-pu-is-si und i-ri-us-su vgl. auch Anm.78 und 81 mit zwei weiteren Beispielen. Ist es ein Zufall, daß der Schreiberabwechselnd u-i und i-u schreibt? Ein Ausspracheunterschied ist damit kaumintendiert.

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Page 41: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 201

8. Ein Lied auf Adad mit GötterredenDer von L. W. King in CT 15,3 f. veröffentlichte Text wurde von W. H. Ph.

Römer in HSAO 1850. bearbeitet. Von der zweikolumnigen Tafel ist die obereHälfte der Vorderseite großenteils erhalten; die Rückseite war nur auf demganz verlorenen Teil der Tafel beschrieben. Die Verslänge schwankt in dem er-haltenen Teil nur zwischen 8 und 10 Silben, also ungewöhnlich wenig. DieSchrift ist archaisch. Die zu erwartende Nennung des Königs muß im abge-brochenen Teil gestanden haben. Der Lautwert giin I 6 und 9 deutet auf Süd-baby lonien.

I i Ädad(?) §6me ikribi luna^id 2+2+3+32 alti §£me ikribi lunä^id 2+2+3+383

4 niä&mme ernotta-§u wdätat 3x35 ini-ma mätam lä u§ne§ (oder la 3+2+3

ugn^'eS?) (oder 3+3X 2)6a tib^-mi si qibi-Su li§me 3+3x26b awatak lini irassu 3+3+2

7 a Enlil pa-§u ipu§am-ma +4x27b ip-pähri kdla izzakkar 3+2+2+3

8 iStidnum §adü ili wu>Jur(!) +5x29 §d§mam ilq -ma 6s-sulumma 2+3+2+2

10 Eilet -üi libbukü-nim-ma 3x2+3lob liä£ribü-ni§§i (a-na)am-mahri-ja 3+3+2+2iia B61et-ili ibbukü-§um-ma 3x2+311 b finlil §iä§im fzzakkär-§i 2+3+2+212 a si-ma ahä-ki 2+3+384

12 b [mätam(?)] (i-na)iq-qäti-Su Sutpi +4x2

II i imhur-§u-ma äbu üi [Enlil] +5x22 zikri tanittim izzakar-§u 2+3+2+2

3 sankal ahhi-ka äur Sama*! 2+3+2+24 §a napSat kala i§ti-ka 3+2+2+35 im-mäti-ja §ahurratam tätbuk 2+2+3+36 kullat dadmi qäbla-kä imrur-ma +5X285

83 Die Z. 3 mit der Liedbezeichhung $er ku-um-mi ist gewiß kein Teil des Hymnus.84 Die abweichende Betonung des Imperativs wird durch die Schreibung pu-

u$-$e-e-hi gefordert; vgl. dazu Anm. 17 und S. 176.86 Die Form qa-ab-la-ka wurde gewählt, weil nicht wie qabal-ka betont werden

soll. Einsilbige Pronominalsuffixe tragen auch sonst gelegentlich eine Hebung,wenn sie besonders betont werden sollen. Der Hervorhebung dient auch das

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Page 42: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

2O2 W. von Soden

7 u§tatlim-kum b£li parakki 3x2+38 epjdtim ana qäti-ka äpqid 3+2+3+2

9 im-mäti-ja likun §upat-k[a] 2+2+3+210 ki umi tällakam im-mutti 3+ 3 211 pa§§uru lu(? ) liri§ um-§u 3+P+2+286

12 §drrum§ut(?) abbi-§u liplah-ka 3+2?+2+386

13 attä -mi ikribi-§u 2+3+2+214 hengallam Suznin(a) äm-mäti-äu 3+3X287

15 §atti§amma §imta-§u wuttur 3X2+388

16 mätatim §ukni§am §epi§-§u 3+3 X289

17 inu §a§ni§ isabba'u-ma 2+2+3+218 i§ti-Su alik dupun mähir-§u 3+2+2+319 §epu§§u §ukni§am matam 3+2+390

9. Zu den altbabylonischen Dichtungen Nr. i — 8Es liegt nahe, vor dem Übergang zu jüngeren Dichtungen hier noch einige,

unvermeidlich vorläufige Worte zu den acht hier in längeren oder kürzerenAuszügen vorgeführten altbabylonischen Dichtungen — nur Nr. 7 ist vollstän-dig wiedergegeben — anzufügen. Zwar finden sich in ihnen allen die gleichenTypen von Versen, die auch für mehrere weitere, hier wegen ihrer schlechtenErhaltung beiseitegelassene epische und hymnische Dichtungen charakteri-

durch die Periodensyntax nicht geforderte -ma nach im-ru-ur, während -maam Ende des Temporalsatzes in Z. 17 nach i-sa-ab-ba- eher rhythmisch be-dingt ist.

86 In Z. ii f. können lu- und $u-ut nicht richtig sein, da sie weder sinnvoll sindnoch in die Sätze passen. Der Schreiber muß eine beschädigte Vorlage miß-deutet haben. Man könnte an ku-u(-um) ,,der deinige" und ki-ma als ur-sprüngliche Lesungen denken; die erstere befriedigt aber nicht sehr. DieTafel hat strophenabteilende Doppellinien nur nach Z. 2 und 12; trotzdem isthier gewiß keine Zehnversstrophe anzunehmen.

87 Die Schreibung $u-uz-ni-na(-)am-ma-ti-$u deutet auf eine Aussprache ohneStimmabsatz vor am-, vgl. Anm. 3ga.

88 wu-ut-tu-ur statt wu-ut-te-er ist ein weiterer offenbarer Fehler der sauber undgroß geschriebenen Tafel vielleicht von Schülerhand. Eine undeutliche Aus-sprache könnte die Ursache sein.

89 Ob der Wechsel zwischen dem Term.-Adv. SepiS-Su hier und dem Lok.-Adv.SepuSSu im gleichen Satz — nur die Wortstellung ist verschieden! — in Z. 19einen Sinn hat, ist recht fraglich. Ist die Häufung der ^-Silben in V. 15 f.Absicht (Stabreim) ?

90 Den teilweise erhaltenen vierten Vers der Strophe konnte ich nicht sinnvolllesen und ergänzen. Danach ist wohl sehr viel abgebrochen. Enthielt die Tafelnoch einen zweiten Hymnus?

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Page 43: Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil I

Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i 203

stisch sind.91 Im einzelnen sind aber mannigfache Unterschiede zu beobachten.Sie betreffen einmal die Länge der Strophen, die nur in den Hymnen Nr. 6 und7 mit je zwei Doppelversen alle gleich lang sind. Das Agu§aja-Lied bevorzugtdie Viererstrophen auch, verwendet sie aber nicht ausschließlich, wie die Sech-serstrophe in Kol. VII 130. zeigt.

Die Epen, in vielen Literaturen strophisch überhaupt nicht geglie-dert, variieren mit der Strophenlänge viel stärker und verwenden auchhäufiger Dreiversgruppen und Einzelverse als Kunstmittel. Im einzel-nen ist die Strophengestaltung der GilgameS-Dichtungen freier als diedes Atramhasis-Mythos.

Die Verslänge schwankt in einigen Dichtungen stärker als in an-deren, bei Gilgameä etwa zwischen 7 und 13 Silben und in Einzelfällen5, 6 und 14 Silben92. Bei Atramhasis sind es zwischen 7 und 12 Silbenund in Einzelfällen bei besonderer Betonung nur 6. In den kurzenStücken aus dem Etana-Mythos liegt es, wie es scheint, ähnlich, wäh-rend die Schwankungsbreite im Agu§aja-Lied bei Bevorzugung etwaslängerer Verse noch größer ist. In den Papullegarra-Hymnen wiede-rum begegnen Verse zu 8 oder 7 Silben nur vereinzelt. Die HymnenNr. 6—8 schließlich haben ganz überwiegend Verse von 8—12 Silbenund nur vereinzelt kürzere oder längere. Die an den Randzahlen ab-lesbaren Verstypen wiederholen sich aber in allen Dichtungen, und inder Prosodie, d.h. der rhythmischen Bewertung bestimmter Wörterund Formen, sind Unterschiede bisher auch nicht erkennbar. Das Be-kanntwerden weiterer Dichtungen mit wenigstens einigen vollständigerhaltenen Strophen könnte dazu nötigen, einige Aussagen etwas zumodifizieren.

91 Zu diesen gehört an epischen Texten der altbabylonische Anzü-Mythos, denman am übersichtlichsten bei J. Nougayrol, RA 46,870. findet; B. Hruska,Der Mythenadler Anzu in Literatur und Vorstellung des alten Mesopotamien(1975) gibt die altbab. Version nur unter dem Strich auf S. 132 ff. wieder. Derfragmentarische Text von Naräm-Suen und Nergal, den W. G. Lambert inBiOr. 30,357 ff. herausgab, läßt in den wenigen vollständigen Zeilen die rhyth-mische Gestalt nicht klar genug erkennen. Besonders bedauerlich ist, daß dievon J. Nougayrol in RB 59,2390. herausgegebene Klage eines Leidenden mitder Antwort des Gottes am Schluß so schlecht erhalten ist. Die Verse, zu-meist 9—13 Silben umfassend, schließen sich zu Doppelversen und Zehner-strophen zusammen. Auf die 9. Strophe folgt ein Doppelvers als Gegengesang.Vgl. dazu auch meine Bemerkungen in Or. 26,315 ff. und für weitere frag-mentarische Dichtungen z.B. W. H. Ph. Römer in WO 4,12 ff. und JAOS 86,1380. zu CT 15,1 f. und 5 f.

92 Vgl. Anm. 29 zum Problem eines i7~Silben-Verses, der vielleicht in zwei Verseaufzuteilen ist.

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204 W. von Soden, Untersuchungen zur babylonischen Metrik, Teil i

Zum Schluß mag die vorsichtige Frage erlaubt sein, ob wir heuteschon Qualitätsunterschiede bei den Dichtungen feststellen können.Maßstäbe der Babylonier selbst würden sich allenfalls aus einer vielgrößeren Zahl von Dichtungen vielleicht ablesen lassen. Legt man dengewiß nicht ganz unanfechtbaren Maßstab einer gewissen Ebenmäßig-keit der Gestaltung an, so könnte man die Qualität des Atramhasis-Mythos etwas höher einstufen als die der Gilgameädichtungen. Unterden Hymnen würde ich den Papullegarra-Hymnen wegen ihres nichtso schwülstigen Stils den Vorzug geben vor allem vor dem Agu§aja-Lied und dem vollständig erhaltenen IStarhymnus für Ammiditana, diean manchen Stellen besonders gekünstelt wirken. Aber das sind ganzvorläufige Stellungnahmen, die weiter bedacht werden müssen. Dabeimüssen dann die um ein Vielfaches zahlreicheren und inhaltlich vielmannigfaltigeren Dichtungen der jüngeren Zeit in die Überlegungenmit einbezogen werden. Einen Anfang in der Richtung soll der 2. Teildieser Studie machen, der mit Auszügen aus Enüma eli§ beginnenwird.

[Korr.-Zusatz: Die Neubearbeitung des Agusaja-Liedes durch Br. Gronebergin RA 75, 107—134, die auf meiner ihrer Dissertation (s. dazu S. 162) zu-grundeliegenden Textherstellung aufbaut, kam zu spät zu meiner Kenntnis,um in der Fahnenkorrektur noch berücksichtigt zu werden. Mehrere abwei-chende Lesungen und Deutungen dort kann ich mir nicht zueigen machen.]

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