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Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © Econ Verlag Weitere Infos unter: http://www.econ-verlag.de

Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

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Page 1: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Unverkäufliche Leseprobe desEcon Verlages

Alle Rechte vorbehalten.Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne

schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig undstrafbar.

Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oderdie Verwendung in elektronischen Systemen.

© Econ Verlag

Weitere Infos unter:http://www.econ-verlag.de

Page 2: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

John Middleton

Die E-Business-Bibliothek

50 Bücher, die jeder kennen muss

Aus dem Englischen von Stephan Gebauer

Econ

Page 3: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2000 unter demTitel Writing the New Economy. The ultimative E-Business

Library bei Capstone Publishing, Inc., Milford, USA.

This edition published under licence from Capstone Publishing Ltd via Susie Adams Rights Agency, UK.

No part of this book may be reproduced or transmitted inany for or by means electronic, chemical or mechanical,

including photocopying, any information storage or retrievalsystem without a licence or other permission in writing from

the copyright owners.

Dieses Buch ist eine Lizenzausgabe von Capstone Publishing Ltd., die über die Susie Adams Rights

Agency, UK, vermittelt wurde.Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie,Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Ein-

willigung des Verlages und des Lizenzgebers reproduziert,oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,

vervielfältigt oder verbreitet werden.

Der Econ Verlag ist ein Unternehmen der Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München

1. Auflage 2001

ISBN 3-430-16705-1

© John Middleton 2000© für die deutsche Ausgabe 2001 by Econ Ullstein List Verlag

GmbH & Co. KG, MünchenAlle Rechte vorbehalten. Printed in Germany

Lektorat: Christoph ReudenbachGesetzt aus der Sabon bei Leingärtner, Nabburg

Page 4: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Inhalt

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Einleitung: Eine Definition der New Economy . . . . . 11

1 Robert Baldock: The Last Days of the Giants? . . 23

2 Tim Berners-Lee: Der Web-Report . . . . . . . . 30

3 Alex Birch, Philipp Gerbert und Dirk Schneider: The Age of E-tail . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

4 Frances Cairncross: The Death of Distance . . . . 44

5 Manuel Castells: The Information Age: Economy,Society and Culture . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6 James Collins und Jerry Porras: Built to Last . . . 55

7 Diane Coyle: The Weightless World . . . . . . . . 63

8 Stan Davis und Christopher Meyer: Das Prinzip Unschärfe. . . . . . . . . . . . . . . 67

9 Michael Dell: Direkt von Dell . . . . . . . . . . . 73

10 Larry Downes und Chunka Mui: Auf der Suche nach der Killer-Applikation . . . . 79

11 Esther Dyson: Release 2.1. . . . . . . . . . . . . 86

Die E-Business-Bibliothek 5

Page 5: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

12 Philip Evans und Thomas Wurster: Web Att@ck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

13 Charles Ferguson: High Stakes, No Prisoners . . 96

14 Francis Fukuyama: Der Konflikt der Kulturen: Wer gewinnt den Kampf um die wirtschaftliche Zukunft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

15 Bill Gates: Digitales Business. Wettbewerb im Informationszeitalter . . . . . . . . . . . . . 106

16 William Gibson: Neuromancer . . . . . . . . . 112

17 Andrew Grove: Nur die Paranoiden überleben. . 117

18 Charles Handy: The Age of Unreason . . . . . . 124

19 Paul Hawken, Amory B. Lovins und L. HunterLovins: Öko-Kapitalismus: Die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts. . . . . . . . . 134

20 Michael de Kare-Silver: E-Shock 2000 . . . . . . 139

21 Kevin Kelly: Net Economy: Zehn radikale Strategien für die Wirtschaft der Zukunft . . . . 146

22 Charles Leadbeater: Living on Thin Air . . . . . 151

23 Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger: Das Cluetrain Manifest . 155

24 Michael Lewis: Alle Macht dem Neuen: Das Milliardenspiel der Software-Cowboys . . . 160

25 Gerry McGovern: The Caring Economy . . . . . 165

26 Regis McKenna: Real Time Marketing . . . . . 170

27 John Micklethwait und Adrian Wooldridge: Futur II – Globalisierung als Erfolgsgeschichte . 175

28 Mary Modahl: Der Wettlauf um den Internet-Kunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

6 Inhalt

Page 6: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

29 Geoffrey A. Moore: Crossing the Chasm . . . . 187

30 Geoff Mulgan: Connexity . . . . . . . . . . . . 193

31 John Naisbitt: Megatrends: Zehn Perspektiven, die unser Leben verändern werden . . . . . . . . 198

32 Nicholas Negroponte: Total Digital . . . . . . . 205

33 Jeff Papows: enterprise.com: Marktführer werdenin der digitalen Welt . . . . . . . . . . . . . . . 210

34 Don Peppers und Martha Rogers: Enterprise One-to-One . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

35 Tom Peters: Top 50 – Selbstmanagement . . . . 222

36 Tom Petzinger: The New Pioneers . . . . . . . . 228

37 B. Joseph Pine und James H. Gilmore: Erlebniskauf: Konsum als Erlebnis, Business als Bühne, Arbeit als Theater . . . . . . . . . . 234

38 David S. Pottruck und Harry Pearce: Clicks and Mortar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

39 Jonas Ridderstråle und Kjell Nordström: Funky Business . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

40 Jonathan Rosenoer, Douglas Armstrong und J. Russell Gates: The Clickable Corporation . . . 249

41 Evan Schwartz: Digital Darwinism . . . . . . . 255

42 Carl Shapiro und Hal R. Varion: Online zum Erfolg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262

43 David Siegel: Futurize your Enterprise . . . . . . 267

44 Thomas Stewart: Der vierte Produktionsfaktor.Wachstums- und Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement. . . . . . . . . . . . . . . 273

45 Don Tapscott, David Ticoll und Alex Lowy: Digital Capital . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280

Die E-Business-Bibliothek 7

Page 7: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

46 Alvin Toffler: The Third Wave . . . . . . . . . . 286

47 Bruce Tulgan: Work This Way . . . . . . . . . . 291

48 Watts Wacker und Jim Taylor: Kursbuch für Visionäre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

49 Michael J. Wolf: The Entertainment Economy . . 303

50 Shoshana Zuboff: In the Age of the Smart Machine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309

Kommentierte Bibliographie . . . . . . . . . . . . . 315

Wie Sie sich über die New Economy auf dem Laufenden halten . . . . . . . . . . . . 339

Glossar zur New Economy . . . . . . . . . . . . . . 347

Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361

8 Inhalt

Page 8: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Danksagung

Ich möchte mich bei folgenden Personen bedanken:

• Bei Mark Allin von Capstone, der beweist, dass dieFähigkeiten eines Spitzenverlegers denen der bestenKellner ähneln: Diese Experten sind immer da, wennman sie braucht, und lösen sich in Luft auf, wenn mansie nicht braucht.

• Bei meinen »Freunden von Capstone« – einer Gruppevon Experten, die ihresgleichen sucht. Ihre Ratschlägedazu, welche Bücher in diese Sammlung aufgenom-men werden sollten (und, was ebenso wichtig ist, wel-che Titel in ihren Augen keine Aufnahme verdienten),trugen zu einer Endauswahl bei, die sehr viel besserwar als meine anfängliche Liste. Die endgültige Ent-scheidung darüber, welche Titel berücksichtigt wer-den sollten, oblag jedoch mir, weshalb ich allein dieSchelte für mögliche Auslassungen oder Fehlurteileverdiene.

• Bei sämtlichen Autoren von Future Filter, insbeson-dere bei Bob Gorzynski, Andrew Jones, Ann Rippinund June Burrough, deren weise Ratschläge mein Ver-ständnis der New Economy erweitert und auf derenBesprechungen einiger der in diesem Buch erwähntenTitel ich mich bei meiner Arbeit stützen konnte.

Die E-Business-Bibliothek 9

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10 Danksagung

Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass ich diesesBuch nicht ohne die Unterstützung meiner Frau Julie hätteschreiben können, die mir insbesondere in der letzten Phaseder Arbeit zur Seite stand. Ich danke auch meinen KindernGuy und Helena, die sich, sollten sie je über die New Eco-nomy nachdenken, wenn sie eines Tages erwachsen sind,vermutlich darüber wundern werden, warum damals so vielAufhebens darum gemacht wurde.

Page 10: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Die E-Business-Bibliothek 11

Einleitung: Eine Definition der New Economy

»Das Wissen macht sich laufend selbst überflüs-sig. Das fortschrittliche Wissen von heute ist dieUnkenntnis von morgen.«

Peter Drucker in der Harvard Business Review,September–Oktober 1997.

»Voraussagen sind schwierig – insbesondere solcheüber die Zukunft.«

Sam Goldwyn zugeschrieben.

Für etwas, das in den letzten zwölf Monaten millionenfachkommentiert wurde, ist die »New Economy« ein seltsamunbestimmter Begriff. Der Terminus hat keinen klaren Ur-sprungsort, und es ist nicht möglich, ihn einem bestimmtenUrheber zuzuschreiben. Zeitschriften wie der Economistund Zeitungen wie die Financial Times sind sich darin einig,dass die als Dotcoms bezeichneten Unternehmen in derNew Economy tätig sind, doch darüber hinaus ist der Ter-minus eher den Tintenklecksen im Rorschachtest vergleich-bar: Jeder Mensch scheint ihn individuell zu deuten.

In diesem Buch wird die These geäußert, dass die NewEconomy ihre Fühler bereits in die gesamte Wirtschaftsweltausstreckt. Die neuen Informationstechnologien, die dieDotcoms hervorgebracht haben, geben den globalen Märk-

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ten und ganzen Industriesektoren ein neues Gesicht, stellenherkömmliche Vorstellungen infrage, definieren die Ge-schäftsabläufe neu und wirken sich in unterschiedlichemAusmaß auf alle Akteure aus, die auf dem globalen Markttätig sind.

Um diesen Tatsachen Rechnung zu tragen, untersuche ichin diesem Buch ein verwirrendes Geflecht von Phänomenen,zu denen unter anderem die Globalisierung, die Verände-rung des Unternehmenslebens und der Unternehmen durchdie Technologie, erfolgreiche Modelle für das E-Businessund der Wandel des individuellen Arbeitslebens zählen.

Jedes der 50 beschriebenen Bücher trägt einen wertvollenTeil zum Puzzle bei. Aus dem Gesamtbild lassen sich zehnzentrale Aussagen ableiten:

1 Mehr Bauchweh, aber kein Todeskampf

Im Juni 2000 veröffentlichte Lehman Brothers einen Be-richt, in dem es hieß, Amazon, das größte und nach Ansichtvieler Beobachter beste Internethandelshaus, könne inner-halb eines Jahres Bankrott gehen. Dieser Bericht, der zwi-schen den spektakulären Zusammenbrüchen von boo.comim Mai 2000 und Clickmango zwei Monate später veröf-fentlicht wurde, trug dazu bei, die Aktiennotierungen derDotcoms in den Keller zu treiben, und bewegte eine Reihevon Beobachtern dazu, den nahenden Untergang des E-Commerce vorauszusagen. Eine positivere (und überzeu-gendere) Interpretation lautet, dass der maßlose Optimis-mus, der den Höhenflug von Aktien wie lastminute.com zuJahresbeginn 2000 ausgelöst hatte, einer vernünftigeren Be-wertung der Internetunternehmen Platz macht.

Die Zeit des grenzenlosen Optimismus mag vorüber sein,doch die Zukunft des Internets scheint gesichert. Die Zahlder Webteilnehmer steigt rasant, und das Wachstum wirdsich fortsetzen. Ein weiteres positives Zeichen ist, dass esweltweit mittlerweile mehr als 15 Millionen registrierte Do-mainnamen gibt.

12 Einleitung: Eine Definition der New Economy

Page 12: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Den Unternehmen eröffnen sich auf dem virtuellenMarkt unzählige neue Möglichkeiten. Die Technologieschafft einen globalen Markt, trägt zur Dezentralisierungder Kontrollmechanismen bei und ermöglicht den Men-schen entlang der gesamten Informationskette mehr Selbst-bestimmung. So definiert sie für Unternehmen und Kundenvöllig neue Möglichkeiten.

Die New Economy wird Bestand haben, und ein Unter-nehmen, das eine Zukunft haben will, kann es sich nicht leis-ten, nicht daran teilzunehmen. Andy Grove, Präsident undCEO von Intel, hat es folgendermaßen ausgedrückt: »Infünf Jahren werden alle Unternehmen Internetunternehmensein, oder sie werden überhaupt nicht mehr sein. Mit ande-ren Worten: Unternehmen, die das Internet nicht nutzen,um sämtliche Facetten ihrer Tätigkeit zu verbessern, wer-den von jenen Konkurrenten zerstört werden, die das Netzzu nutzen verstehen.«

2 Die New Economy ist kein abgeschlossenes Projekt

Eric Hobsbawm hat es sehr treffend formuliert:

»Verglichen mit der Situation vor dreißig Jahren lebenwir gewiss in einer globalen Wirtschaft, doch wir kön-nen mit ebenso großer Gewissheit sagen, dass sie imJahr 2050 noch globalisierter und im Jahr 2100 um einVielfaches globalisierter sein wird. Die Globalisierungist nicht das Ergebnis einer einzelnen Handlung. Es istnicht so, als würde man das Licht einschalten oder denMotor eines Autos starten. Die Globalisierung ist einhistorischer Prozess. Zweifellos hat sich dieser Prozessin den letzten zehn Jahren ungemein beschleunigt,doch es handelt sich um eine dauerhafte, konstanteUmwandlung. Daher ist es unmöglich zu sagen, anwelchem Punkt die Globalisierung ihr Ziel erreichen

Die E-Business-Bibliothek 13

Page 13: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

wird und als abgeschlossen betrachtet werden kann.Der wesentliche Grund dafür ist, dass sie sich übergeographisch, klimatisch und historisch sehr verschie-denartige Regionen ausbreitet. Diese Verschiedenartig-keit setzt der Vereinigung des gesamten Planeten be-stimmte Grenzen. Doch wir sind uns alle darin einig,dass die Globalisierung – insbesondere die Globalisie-rung der Wirtschaft – mittlerweile derart spektakuläreFortschritte gemacht hat, dass wir nicht mehr wie nochin den siebziger Jahren von einer internationalen Ar-beitsteilung sprechen können.«

3 Die New Economy definiert die her-kömmlichen ökonomischen Prinzipienneu…

In der ökonomischen Theorie spielt das Axiom der Knapp-heit noch immer eine tragende Rolle. Doch Kevin Kellyführt das Beispiel des Faxgeräts an, um dieses Axiom zuentkräften: Als im Jahr 1965 das erste derartige Gerät vomBand lief, »war es nichts wert. Sein Wert lag tatsächlich beinull. Doch schon das zweite Faxgerät verlieh dem ersteneinen Wert, denn nun gab es einen Empfänger für die Fax-nachrichten des ersten Apparats. Da Faxgeräte in einemNetz miteinander verbunden sind, erhöht jedes weitere ver-kaufte Gerät den Wert aller bereits in Betrieb genommenenApparate.« Kelly zieht daraus den Schluss, dass nichtKnappheit, sondern Überfluss Wert erzeugt.

… es sei denn, sie tut es nicht

Selbst die Dotcoms können sich dem Primat des Gewinnsnicht entziehen. Gegenwärtig müssen sie den Aktienmärk-ten beweisen, dass sie in der Lage sind, der Gewinnschwellein jedem Quartal ein wenig näher zu kommen. Um poten-

14 Einleitung: Eine Definition der New Economy

Page 14: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

zielle Investoren zufrieden zu stellen, müssen jene Dotcoms,die heute an die Börse gehen, nachweisen, dass sie spätes-tens in einigen Jahren in der Lage sein werden, Gewinne zuerzielen.

4 Die New Economy rückt die immate-riellen Ressourcen in den Vordergrund

Die herkömmlichen Produktionsfaktoren – Grund und Bo-den, Arbeitskraft und Kapital – werden zunehmend zu Hin-dernissen auf dem Weg zu unternehmerischem Erfolg. DasWissen hat sich in die wichtigste Ressource verwandelt.Nicholas Negroponte spricht von der Verlagerung der Be-deutung von den Atomen auf die Bits. Nicht der Stoff, son-dern Ideen und Informationen sind die Währung der NewEconomy.

5 Die New Economy wird die traditio-nelle Wirtschaft nicht verdrängen, son-dern ergänzen

Kevin Kelly hat erklärt, die herkömmlichen wirtschaftli-chen Aktivitäten würden »eingebettet in die New Economyweiterhin rentabel funktionieren«. Tatsächlich werdenheute so viele Autos und Schiffe gebaut wie eh und je; eswerden ebenso viele Straßen gebaut, es wird genauso vielKohle gefördert und Stahl gegossen. Eric Hobsbawm hält esfür einen Fehler, von einer postindustriellen Ära zu spre-chen, da jene Güter und Dienstleistungen, die in der indus-triellen Epoche auf den Markt kamen, auch heute noch Käufer finden. Geändert haben sich nur die Orte, an denensie erzeugt werden. Es mag sein, dass in Großbritannienmehr Menschen in indischen Restaurants beschäftigt sindals in der Stahlindustrie, im Bergbau und in den Werften zu-

Die E-Business-Bibliothek 15

Page 15: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

sammengenommen (The Times, 18. Mai 2000), doch die»traditionellen« Industrien blühen heute an anderen Ortender Welt.

6 Die Größe ist nicht wichtig

In seinem Buch »The Death of Distance« erklärt FrancesCairncross, dass kleine Unternehmen, die die neue Techno-logie kreativ einzusetzen verstehen, Dienstleistungen anbie-ten können, die in der Vergangenheit den Branchenriesenvorbehalten waren. Dazu kommt, dass die Kosten für denAufbau von Unternehmen sinken, weshalb mehr Kleinun-ternehmen entstehen werden. Viele Unternehmen werdensich in Netze unabhängiger Spezialisten verwandeln, waszur Folge haben wird, dass die Angestellten in immer klei-neren Einheiten oder allein arbeiten werden.

Personen mit guten Ideen können globales Venture-Capi-tal anlocken. Zu den bedeutsamsten Merkmalen der NewEconomy zählt möglicherweise die Tatsache, dass sich einewachsende Zahl von Menschen ohne Ironie als globale»Einpersonenunternehmen« bezeichnen können.

7 An die Stelle des lokalen Austauschsvon Arbeitskräften tritt ein globaler Arbeitsmarkt

Die Produktion wird zunehmend von den westlichen Volks-wirtschaften in jene Länder abwandern, in denen die Unter-nehmen billigere Arbeitskräfte vorfinden. Zugleich ermög-licht die Technologie, mehr und mehr wissensgestützte Arbeit in Billiglohnländer zu verlagern. Dies dürfte neue Arbeitsplätze in den aufstrebenden Volkswirtschaften schaf-fen, aber auch den Druck auf die gering qualifizierten Arbeitskräfte in den hoch entwickelten Industrieländernbeträchtlich erhöhen.

16 Einleitung: Eine Definition der New Economy

Page 16: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

8 Nach den Arbeitern werden nun auchdie Angestellten in den sauren Apfelbeißen müssen

Der Verlust vieler Arbeitsplätze, die vollautomatisiertenSystemen zum Opfer fallen, verändert die Büros in gleichemMaß, wie er die Werkshalle verändert hat. Tom Peters sagtvoraus, dass in den USA im Lauf der nächsten zehn bis 15 Jahre 90 Prozent der Bürojobs entweder verloren gehenoder bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Und er setzthinzu: »In Anbetracht der Tatsache, dass 90 Prozent vonuns Bürojobs der einen oder anderen Art haben, kann diesals Katastrophenwarnung bezeichnet werden.«

9 »Von neun bis fünf« wird durch »24 mal 7« ersetzt

Im globalen Dorf, in dem die Kommunikation mittels E-Mail, Voicemail und Fax zu jeder Tag- und Nachtzeitstattfinden kann, verliert der »Arbeitstag« seinen Sinn.

10 Schlechte Neuigkeiten: Niemand schul-det Ihnen eine Karriere

Michael Dunkerley erklärt uns Folgendes: »Der Menschverwandelt sich in die teuerste optionale Komponente desProduktionsprozesses, während die Technologie zur billigs-ten wird.«

Wenn die technologischen Fähigkeiten der Unterneh-men steigen, nimmt ihre Bindung an Zeit und Ort ab undsie benötigen keinen großen, ständigen Mitarbeiterstabmehr. Das bedeutet in der Praxis, dass der lebenslange Ar-beitsplatz in einem Unternehmen der Vergangenheit an-gehört.

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Page 17: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Dies hat laut Andy Grove zur Folge, dass wir »unsereKarriere buchstäblich als unser Unternehmen bezeichnenkönnen. Dieses Unternehmen besitzen wir wie ein Alleinin-haber. Wir haben einen einzigen Angestellten: uns selbst.Und unsere Konkurrenten sind Millionen ähnliche Unter-nehmen: Millionen andere Angestellte in aller Welt. Wirmüssen akzeptieren, dass unsere Karriere und unsere Fähig-keiten uns selbst gehören und dass wir selbst für die Ent-wicklung unserer Karriere verantwortlich sind. Es ist unsereAufgabe, dieses persönliche Unternehmen vor Schaden zubewahren und so zu positionieren, dass es von den Verän-derungen in der Umwelt profitieren kann. Diese Aufgabekann uns niemand abnehmen.«

Quellen

Frances Cairncross, The Death of Distance (Orion Publi-shing, 1997).

Peter Drucker, Interview in Wired, Juli 1993.Michael Dunkerley, The Jobless Economy (Blackwell, 1996).Andrew S. Grove, Nur die Paranoiden überleben (Campus,

1997).Eric Hobsbawm, The New Century (Little, Brown and

Company, 2000).Kevin Kelly, Net Economy: Zehn radikale Strategien für die

Wirtschaft der Zukunft (Econ, 1999).Nicholas Negroponte, Total digital (Goldmann, 1997).Tom Peters, »What will we do for work?« In: Time, 29.5.2000.

Über »Die E-Business-Bibliothek«

»Die E-Business-Bibliothek« enthält Besprechungen von 50wichtigen Büchern, die sich mit verschiedenen Facetten derNew Economy beschäftigen. Die Kernaussagen jedes ein-

18 Einleitung: Eine Definition der New Economy

Page 18: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

zelnen Buches werden kurz zusammengefasst und beurteilt.Um dem Leser die Suche zu erleichtern, wurden die Bücherin alphabetischer Reihenfolge nach Autoren geordnet.

Darüber hinaus findet der Leser am Ende des Buches eineumfangreiche kommentierte Bibliografie zu weiteren inte-ressanten Titeln sowie ein Glossar von Schlüsselbegriffender New Economy. Dazu kommen Hinweise auf weitere In-formationsquellen für jene, die sich eingehender mit demThema befassen möchten.

In Ermangelung eines definitiven Textes über die NewEconomy und unter Berücksichtigung der Maxime vonTom Petzinger, dass »niemand so klug wie alle ist«, kann esdurchaus sein, dass »Die E-Business-Bibliothek« den um-fassendsten Überblick über die New Economy darstellt, dergegenwärtig in Buchform zu finden ist.

Ein Warnhinweis

»Im Industriezeitalter war die Information Goldwert. Im digitalen Zeitalter ist sie so wertvoll wieMilch: Man sollte sie rasch verwenden.«

Quelle: Werbeslogan des Beratungsunternehmens NUA

Was Geschwindigkeit und Wirkung anbelangt, hat dieserPlanet noch nichts gesehen, was dem Internet vergleichbargewesen wäre. Andere technologische Neuerungen, die um-wälzende Veränderungen herbeiführten – die Eisenbahn,die Elektrizität, das Telefon, das Automobil usw. –, erlang-ten erst nach Jahrzehnten jene kritische Masse, die das In-ternet in einer Hand voll Jahren erreicht hat.

Die beispiellose Geschwindigkeit dieser Veränderung, ge-paart mit dem rasant zunehmenden Wissen über die NewEconomy und darüber, was in dieser neuen wirtschaftlichenUmgebung funktioniert und nicht funktioniert, bedingte,dass sich die Auswahl der 50 »besten« Bücher zum Thema

Die E-Business-Bibliothek 19

Page 19: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

in eine Aufgabe von Furcht einflößenden Ausmaßen ver-wandelte. Allzu oft werden Bücher, die bei der Veröffent-lichung als bahnbrechende Arbeiten gefeiert werden, in-nerhalb weniger Jahre vollkommen von der Realität des E-Business überholt, wobei sich noch vor kurzem verblüf-fende Erkenntnisse in kurzer Zeit in selbstverständlichesGrundwissen verwandelten.

Besonders häufig ist dies bei Büchern zu beobachten, diesich auf technologische Aspekte der New Economy konzen-trieren. Unter diesen Büchern sind einige hervorragende Ar-beiten, die jedoch zumeist sehr rasch veralten.

Bei der Auswahl der Bücher für meine Sammlung habeich alles getan, um jene Werke auszuwählen, die in dennächsten Jahren praktischen Nutzen für die Unternehmenhaben werden. Dennoch ist es unvermeidlich, dass einigeder besprochenen Bücher nur eine flüchtige Wirkung ent-falten werden. Und natürlich werden in den kommendenWochen und Monaten weitere Bücher erscheinen, die Auf-nahme in diese Sammlung verdient hätten. Um diesen Ent-wicklungen Rechnung zu tragen, werden wir eine weitereAusgabe herausbringen.

Bis dahin stelle ich hiermit meine Auswahl von 50Büchern vor, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sieunsere Vorstellungen von der New Economy infrage stellenund unser Wissen über dieses Phänomen erweitern. In mei-nen Augen bestätigt die Lektüre dieser Bücher die Wahrheitdessen, was Tom Stoppard uns in seinem Theaterstück Ar-cadia mitteilt: »Es gibt nichts Besseres, als in jener Zeit zuleben, in der sich fast alles, was man zu wissen glaubte, alsfalsch erweist.«

John Middleton

20 Einleitung: Eine Definition der New Economy

Page 20: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Fünfzig Bücher, die uns zeigen, wie die New Economy

funktioniert

Page 21: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages
Page 22: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

1ROBERT BALDOCK

The Last Days of the Giants?

2000

»Die Größe ist wichtig«, hieß es auf den Werbeplakaten fürden Film Godzilla, der 1998 in die Kinos kam. Tatsächlichscheint die jüngste Welle von Fusionen, Übernahmen undstrategischen Allianzen zu beweisen, dass die Zukunft denGroßkonzernen gehört. Doch wenn man sieht, wie dieschwergewichtigen Unternehmen immer aufs Neue vonkleineren und wendigeren Widersachern überflügelt wer-den, verliert die These, Größe sei gleichbedeutend mit Er-folg, an Überzeugungskraft.

Robert Baldock sieht große Probleme auf all jene zukom-men, die in Organisationen arbeiten, die glauben, allein ihreGröße werde sie in den nächsten paar Jahren vor Unwäg-barkeiten schützen. »Die Umgebung, in der die ›Kultur derGröße‹ blühte, ist in vielen Branchen in rascher Auflösungbegriffen«, erklärt er.

Allerdings ist das Fragezeichen im Titel von BaldocksBuch viel sagend: Denn obwohl er den Konzernriesen desausgehenden 20. Jahrhunderts ernste Schwierigkeiten vo-raussagt, glaubt er, dass sie im erbitterten Wettbewerb des21. Jahrhunderts durchaus überleben können. Vorausset-zung dafür sei allerdings, dass sie ihre Arbeitsweise grund-legend ändern. Baldock nennt insbesondere drei Bereiche,in denen die Großunternehmen ihre Einstellung ändernmüssen. Dies sind:

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Page 23: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

1. Das Angebot, das sie ihren Kunden unterbreiten. Diemeisten Unternehmen haben gelernt, Produkte oderDienstleistungen an ihre Kunden zu verkaufen. Dochin Zukunft werden sie dazu übergehen müssen, Lösun-gen zu verkaufen und, was noch wichtiger ist, zur Ver-wirklichung der Intentionen ihrer Kunden beizutra-gen. Eine Intention definiert Baldock als »ein Ziel, daszu verwirklichen viele Jahre dauern kann und mög-licherweise die Verknüpfung von Produkten und Lö-sungen zahlreicher Unternehmen aus verschiedenenBranchen erfordert. Beispielsweise kann die Intention,›einen schönen Ruhestand zu genießen‹, den Umzug ineine sonnige Region, ein neues Hobby, die finanzielleVorsorge für die Angehörigen und vieles mehr beinhal-ten.« Je besser es einem Unternehmen gelingt, sich vombloßen Verkauf von Produkten und Dienstleistungenzu trennen, um Lösungen anzubieten und Intentionenzu verwirklichen, desto besser wird es in der Lage sein,sich mit seinem Angebot von der Konkurrenz abzu-heben.

2. Die Art der Beziehung zum Kunden. Wer steht im Mit-telpunkt der Aufmerksamkeit des Unternehmens: derAnbieter oder der Kunde? In der Vergangenheit gingengroße Unternehmen davon aus, zu wissen, was derMarkt wollte. In jüngerer Zeit rücken die Kunden inden Mittelpunkt, und die Anbieter versuchen, ihre An-gebote den sich rasch wandelnden Bedürfnissen ihrerAbnehmer anzupassen. Baldock prognostiziert den Ein-tritt in eine »vom Käufer bestimmte Ära, in der derKunde nicht mehr König, sondern Diktator sein wird«.Dies geht über das Konzept der Kundennähe hinaus.Baldock meint, dass die Anbieter in einer von den Ver-brauchern bestimmten Welt nicht mehr direkt mit ihremKunden in Kontakt treten werden, sondern mit vomVerbraucher ausgewählten Vermittlern Geschäfte ma-chen müssen. Diese Vermittler werden ausgewählte An-bieter einladen, Angebote für eine Lieferung vorzule-gen. Auf einem solchen Markt haben die Produzenten

24 Robert Baldock

Page 24: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

keine Möglichkeit mehr, im Voraus Schlüsse bezüglichder Wünsche der Verbraucher zu ziehen.

3. Das Maß an Virtualisierung. In einem ersten Stadiumversucht das Unternehmen, alles selbst zu tun. Im zwei-ten Stadium lagert es selektiv bestimmte Tätigkeitenaus und überträgt sie auf Dritte. Und schließlich ver-wandelt es sich in ein virtuelles Unternehmen, das nurnoch sehr wenige Prozesse selbst durchführt, sondernsich darauf konzentriert, die Tätigkeit anderer Unter-nehmen richtig zu organisieren. Baldock sieht in derVirtualisierung eine durch die Verschmelzung vonComputer, Kommunikation und Inhalt entstandeneMöglichkeit, »die Beschränkungen durch Form, Ortund Zeit aufzuheben«.

Das perfekte Unternehmen für das 21. Jahrhundert wirdlaut Baldock diese drei Elemente miteinander verknüpfen,um sich in ein auf den Konsumenten ausgerichtetes Unter-nehmen zu verwandeln, das den Intentionen seiner Kundendient.

Der Autor schlägt den Großunternehmen vor, dreiSchritte zu unternehmen, um ihr Überleben zu sichern:

• Erstens sollten die Unternehmen die Wirtschaftlichkeitder Absatz- und Lieferkanäle neu bewerten, um über-schüssiges Gepäck über Bord zu werfen;

• Zweitens sollten sie zu einem Geschäftsmodell überge-hen, in dessen Mittelpunkt der Kunde steht und in dem»ihre reduzierten Produkte und Vertriebskanäle inte-griert und genau auf die zentralen Werte ihrer Kunden-segmente abgestimmt sind«.

• Drittens müssen sie ihr Geschäftsmodell vollkommenneu ausrichten, um Werte anbieten zu können, die denIntentionen der Verbraucher entsprechen.

Ob Baldock wirklich eine brauchbare Anleitung dazu ge-schrieben hat, wie sich die Großkonzerne im kommendenÜberlebenskampf behaupten können, muss sich erst noch

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Page 25: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

erweisen. Fest steht jedoch, dass »The Last Days of the Giants?« eine unverzichtbare Bettlektüre für jeden Leitereines Großunternehmens ist, dessen Geschäft von auf-strebenden Dotcoms übernommen zu werden droht.

Ein Blick auf die Realität

Obwohl Baldock glaubt, dass die Großunternehmen in denkommenden Jahrzehnten überleben können, ist er Realistgenug, um einzugestehen, dass eine Reihe von Faktoren ge-gen die Branchenriesen sprechen. Unter diesen Faktorensind vor allem folgende besonders hervorzuheben:

• Die Ankunft neuer, im Internet operierender Unterneh-men, die beweglicher und innovativer sind als die Kon-zerne. Das Internet stellt die Chancengleichheit zwi-schen kleinen, flinken Newcomern und etabliertenGroßunternehmen her und versetzt die Kleinen in dieLage, den Großen im Bemühen um ein neues Geschäftdirekte Konkurrenz zu machen. So, wie Microsoftpraktisch aus dem Nichts auftauchen und den Marktdes mächtigen IBM erobern konnte, erschien einigeJahre später über Nacht Netscape und drohte denMarkt (und die Größe) von Microsoft zu untergraben.Wer wird als Nächster auftauchen? Und woher wirdder gefährliche Eindringling kommen? In dieser Welthaben flinke kleine Unternehmen einen Vorteil vor rie-sigen Organisationen, die nicht imstande sind, rascheEntscheidungen zu fällen. Dieser Prozess wird sichnoch beschleunigen, da immer mehr Unternehmen aufden fahrenden E-Commerce-Zug aufspringen.

• Eine Verschiebung der Machtverhältnisse zwischenAnbieter und Abnehmer. Die Verschmelzung vonComputer, Kommunikation und Inhalt durch das In-ternet hat eine Revolution des Geschäftslebens aus-gelöst. Die Benutzer dieser Technologie haben rund umdie Uhr an jedem Ort der Welt Zugang zu praktisch al-

26 Robert Baldock

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lem, was sie benötigen. Suchmaschinen im Internet er-möglichen es den Benutzern, innerhalb von Sekundendie billigsten Produkte aufzuspüren, und neue, im In-ternet ansässige Mittler (die so genannten »Infome-diäre«) haben eine neue Form von Handel eingeführt,bei der nicht der Verkäufer, sondern der Käufer denPreis bestimmt.

• Eine sich wandelnde Einstellung der Regierungen ge-genüber den Großkonzernen. Die bevorzugte Behand-lung der Konzerne seitens der Regierung gehört mehrund mehr der Vergangenheit an. Die staatlichen Behör-den stoppen Fusionen und versuchen, einige große Un-ternehmen aufzuspalten, um den Wettbewerb zu för-dern. Zudem zwingen sie die Branchenriesen durchDeregulierungsmaßnahmen, sich mehr auf die Bedürf-nisse ihrer Kunden zu konzentrieren und ihre Preise zusenken.

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Zeitbite

»Irgendwo dort draußen fliegt eine Kugel herum, indie der Name Ihres Unternehmens eingeritzt ist. Ir-gendwo dort draußen gibt es einen noch ungeborenenund unbekannten Konkurrenten, der Ihr Geschäfts-modell überflüssig machen wird. Bill Gates weiß das.Wenn er erklärt, Microsoft sei stets zwei Jahre vomZusammenbruch entfernt, so ist das nicht einfach sodahingesagt … Die heißesten und gefährlichstenneuen Geschäftsmodelle schlummern im Web.«

Gary Hamel in Fortune, 1998

• Branchenkonvergenz. Viele große Unternehmen drin-gen in neue Märkte vor (zum Beispiel bieten Einzel-händler Finanzdienstleistungen an). Das tun sie auseinem der beiden folgenden Gründe: Entweder findensie auf ihren eigenen Märkten kaum noch Wachstums-

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chancen vor, oder sie versuchen, sich an ihre rentabels-ten Kunden anzuhängen, indem sie ihnen ein umfas-senderes Angebot an Produkten und Dienstleistungenunterbreiten. In beiden Fällen blasen sie mit unglaub-lich billigen neuen Produkten und Dienstleistungenzum Sturm auf die neuen Märkte.

• Eine Fixierung auf die kurzfristigen Gewinne. Die insti-tutionellen Investoren und die Analysten der Broker-häuser stellen immer höhere Ansprüche an die Aktien-gesellschaften. Insbesondere in den Vereinigten Staatenfordern sie unerbittlich Quartal für Quartal bessere Er-gebnisse. Entspricht ein Unternehmen den Erwartungennicht, so werden die Spitzenmanager ungeachtet ver-gangener Leistungen auf die Straße gesetzt. Angesichtsdieser Entwicklung sträuben sich die Unternehmen ausAngst, die kurzfristigen Ergebnisse zu schmälern, zu-nehmend gegen langfristige Investitionen.

Diese fünf Faktoren haben das wettbewerbsintensivste Um-feld in der Wirtschaftsgeschichte geschaffen und beschwö-ren große Schwierigkeiten für jene Konzerngiganten herauf,die möglicherweise zu groß geworden sind, um rasch genugauf die Bedrohung zu reagieren.

Adaptiert nach »The Last Days of the Giants?«

Ist Ihr Unternehmen zu groß für seine Schuhe?

Baldock schlägt seinen Lesern vor, einen einfachen Testdurchzuführen. Wenn eine der folgenden Aussagen auf IhrUnternehmen zutrifft, so steckt es möglicherweise in erns-ten Schwierigkeiten:• Die gegenwärtige Fusions- und Übernahmeaktivität

wird bis weit ins 21. Jahrhundert andauern.• Flotte Internet-Start-ups sind keine Gefahr für unser

Kerngeschäft, das auf jahrelangen, aufwändigen Pla-nungen und Forschungen sowie auf sorgfältiger Mar-kenpolitik und engagiertem Marketing beruht.

28 Robert Baldock

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• Allein unsere Größe wird uns in den kommenden Jah-ren vor unvorhersehbaren Entwicklungen schützen.

• Wir führen unsere Kunden, nicht umgekehrt.• Dem Staat wird auch weiterhin das Wohl der Groß-

unternehmen am Herzen liegen.• Eine langfristige Ausrichtung ist der Schlüssel zum

Erfolg.• Wir sehen keinen Sinn im Outsourcing.• Nur weil wir groß sind, sind wir nicht unbeweglich.

Der Autor

Robert Baldock ist der Leiter von @speed, einer Organisa-tion, die Menschen dabei hilft, Zeit zu sparen und ihre Le-bensqualität zu erhöhen. Im Jahr 1976 trat er im Alter von21 Jahren in das Beratungsunternehmen Andersen Consul-ting ein, wo er 1987 zu einem der jüngsten Partner in derGeschichte des Unternehmens aufstieg. In seiner Freizeitfungiert er als Vorsitzender der UK Motorsport IndustryAssociation, der Wirtschaftsvertretung des britischen Mo-torsports.

»The Last Days of the Giants?« ist Baldocks zweitesBuch. Im ersten, »Destination Z: the History of the Future«(Wiley, 1998), beschäftigte er sich mit der Zukunft desDienstleistungssektors.

Quellen und weiterführende Literatur

Baldock, Robert, The Last Days of the Giants? (Wiley, VK,2000)

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2TIM BERNERS-LEE

Der Web-Report

1999

Die Technologie ist mittlerweile ein derart selbstverständ-licher Bestandteil unseres Lebens, dass wir praktisch keineNotiz mehr von ihr nehmen. Wann haben Sie sich zum letz-tenmal gefragt, wie eine Glühbirne funktioniert? Vor einemJahrhundert wäre uns eine leuchtende Glühbirne wie einWunder erschienen. Die meisten von uns betrachten mitt-lerweile auch den Computer als Selbstverständlichkeit. Da-bei wurde ENIAC, der allgemein als erster moderner Com-puter betrachtet wird, erst vor relativ kurzer Zeit gebaut,nämlich im Jahr 1944.

Seit damals sind wir Zeugen atemberaubender techno-logischer Fortschritte gewesen, insbesondere auf dem Ge-biet der Computertechnologie. ENIAC wog mehrere Ton-nen, verbrauchte 140 000 Watt und konnte innerhalbeiner Sekunde bis zu 5000 grundlegende Rechenschritteabsolvieren. Einige der modernen PCs wiegen weniger alsein Kilo, verbrauchen weniger als 2 Watt Strom und kön-nen Millionen Rechenoperationen pro Sekunde durch-führen.

Doch keine der bahnbrechenden technologischen Neue-rungen des 20 Jahrhunderts – weder Elektrizität noch Tele-fon oder Automobil – kann sich mit dem Internet messen,vor allem in Bezug auf seine Wirkung und die Rasanz seinerAusbreitung.

30 Tim Berners-Lee

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Der Ursprung des Internets liegt im ARPANET (AdvancedResearch Project Agency Network), einem im Jahr 1969vom amerikanischen Verteidigungsministerium eingerich-teten Computernetzwerk. Die Erfinder des ARPANET ver-folgten bescheidene Ziele: Sie wollten den in der US-Rüs-tungsindustrie tätigen Computerwissenschaftlern undTechnikern landesweit Zugang zu teuren Computern undanderen Ressourcen geben. Das Netz sollte vor allem in derLage sein, auch dann zu funktionieren, wenn einige der Ka-bel, die die Rechner untereinander verbanden, im Ernstfallzerstört wurden. Die Lösung bestand darin, ein Computer-netz ohne feststehendes Zentrum und festgelegte Routen zuentwickeln. Jeder Computer wurde mit einer kleinen Zahlbenachbarter Computer verbunden, die ihrerseits in Kon-takt zu einigen Nachbarn standen.

Im Jahr 1983 teilte sich das ARPANET in MILNET undARPANET, wobei das erste Netz der militärischen Nutzungvorbehalten war, während das ARPANET für die For-schung geöffnet wurde.

Von seinen wissenschaftlichen und militärischen Wurzelnlöste sich das Netz im Jahr 1989, als Tim Berners-Lee, einbritischer Forscher am Europäischen Laboratorium fürTeilchenphysik (CERN) in der Schweiz, das World WideWeb erfand. Berners-Lee entwickelte auch einen Standardfür die Adressen (URLs), für die Textübertragung sowie fürdie Übermittlung von Multimediadokumenten im Web(HTML und HTTP).

In »Der Web-Report« erzählt Berners-Lee die Geschichtedes World Wide Web und schildert seinen Beitrag zur Um-wandlung des Netzes in die Grundlage der Kommunika-tionsrevolution. Der Autor neigt nicht zur Verklärung seinereigenen Leistung. Vielmehr zeichnet sich sein Bericht durchBescheidenheit und eine zurückhaltende Wortwahl aus.

Ebenso offenkundig ist sein Idealismus. Aufgrund seinesScharfsinns erkannte er zweifellos das kommerzielle Poten-zial seiner Erfindung – John Naughton beschrieb ihn ineinem Artikel im Observer als »einen Mann, der mit seinengeistigen Eigentumsrechten reicher als Bill Gates und War-

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ren Buffet zusammen hätte werden können«. Doch erkehrte diesen finanziellen Möglichkeiten den Rücken undzog es vor, seine Fähigkeiten in den Dienst des Gemein-wohls zu stellen.

Im letzten Kapitel seines Buches tritt ein tief verwurzelterOptimismus deutlich zutage:

»Meine Hoffnung gilt nicht einer Ordnung, die sichspontan aus dem Chaos ergeben würde. Ich glaube,dass es unsere Pflicht ist, anhand der besten verfügba-ren Ideen gezielt und Schritt für Schritt die Gesellschaftzu errichten. Und dies wird auch unsere größte Freudesein. Langsam lernen wir den Wert dezentralisierter,vielfältiger Systeme und den Wert von gegenseitigemRespekt und Toleranz kennen. Gleichgültig, ob mandies auf die Evolution oder auf das Wirken eines höhe-ren Geistes zurückführt: Das Wunderbare ist, dass wirals Menschen anscheinend so eingestellt sind, dass esuns letzten Endes am meisten Freude bereitet, das›Richtige‹ zu tun… Wenn es uns schließlich gelingt, imvirtuellen Raum eine Struktur zu errichten, die es unsermöglicht, in Harmonie zusammenzuarbeiten, würdeuns eine Metamorphose gelingen. Obwohl dies, wieich hoffe, schrittweise geschehen wird, wird es der Ge-sellschaft ein vollkommen neues Gesicht geben. EineGesellschaft, die den Konflikt als grundlegenden Me-chanismus des Fortschritts durch gemeinsame Kreati-vität und Gruppenintuition ersetzte, wäre eine wesent-liche Neuerung.

Wenn wir das Fundament richtig legen und im neuenWeb neue Wege der Interaktion beschreiten, entdeckenwir vielleicht ganz neue finanzielle, ethische, kulturelleund politische Strukturen, denen wir uns anschließenkönnen, anstatt jene akzeptieren zu müssen, denen wirvon Geburt an angehören. So würden sich Stück fürStück jene Strukturen durchsetzen, die am besten funk-tionieren, und die demokratischen Systeme könntenunterschiedliche Formen annehmen.«

32 Tim Berners-Lee

Page 32: Unverkäufliche Leseprobe des Econ Verlages

Doch dieser Optimismus wird durch eine sehr realistischeHaltung gedämpft. Berners-Lee ist sich darüber im Klaren,dass das Internet gefährlich werden kann, wenn es für diefalschen Zwecke genutzt wird. Evan Schwartz erwähnt inseinem Buch »Digital Darwinism« ein Gespräch, in demBerners-Lee folgende Bedenken äußerte:

»›Was, wenn die Telekommunikationsunternehmen da-mit beginnen, Gratis-PCs zur Verfügung zu stellen, umdie Kunden vertraglich an ihre Internetdienste zu bin-den und ihnen Werbung zeigen zu können?‹ Tatsäch-lich sind diesbezügliche Überlegungen bereits verwirk-licht worden, was bei Berners-Lee großes Missfallenausgelöst hat. Er sieht eine Gefahr darin, alles auf dieseArt zu bündeln. ›Ich wuchs mit der Londoner Timesauf‹, erklärt er, ›die wegen ihrer journalistischen Unab-hängigkeit gekauft wird.‹ Doch heutzutage ›beginntman keine objektive Suche mehr, wenn man im Brow-ser ‚Suche‘ anklickt. Es ist eine kommerzielle Suche ge-worden. Die Hardware ist mit einer Software ver-knüpft, die nicht der Information, sondern dem Ver-kauf dient.‹«

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Zeitbite

»Wir brauchen zweifellos eine Struktur, die es uns er-möglicht, zwei Katastrophen zu vermeiden: die glo-bale McDonald’s-Monokultur und die isolierten Hea-ven’s-Gate-Kulte, die nur sich selbst verstehen. Indemjeder von uns seine Aufmerksamkeit zu gleichen Tei-len zwischen Gruppen von unterschiedlicher Größe –von den persönlichen bis zu den globalen – aufteilt,können wir dazu beitragen, diese Extreme zu ver-meiden.«

Tim Berners-Lee, »Der Web-Report«

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Neben den möglichen Auswirkungen der Kommerzialisie-rung des Netzes beinhaltet die Internet-Vision von Berners-Lee weitere Aspekte, deren Tragweite bisher nicht angemes-sen gewürdigt wurde. Beispielsweise hofft er, das Internetwerde ebenso zu einem Medium für Veröffentlichungenwerden wie zu einer öffentlichen Informationsquelle. Erglaubt, das Netz werde dem Einzelnen die Möglichkeiteröffnen, sich aktiv an der Weiterentwicklung des kollekti-ven Wissens zu beteiligen. Der Surfer würde sich somit vombloßen Informationsempfänger zu einem engagierten Teil-nehmer an Veränderungen entwickeln, und das Internetkönnte als Medium das gesamte menschliche Wissen kodi-fizieren.

Die größte Wirkung, so Berners-Lee weiter, entfaltet dasWeb nicht als Massenmedium, sondern als Mittel zur Orga-nisation von Gemeinschaften, Nischenmärkten und Ar-beitsgruppen innerhalb von Unternehmen. »Ich bin weni-ger glücklich mit der Bestrebung, ein globales Publikum zuerreichen«, erklärt er. »Die gute Nachricht ist, dass die In-tranets die Technologie in die Unternehmen zurückbringen,wo sie als Gruppenwerkzeug verwendet werden kann.«

Seiner Ansicht nach wird das Web mehr Spaß machen,besser in das Alltagsleben integriert werden und nicht ein-mal Computer in der heute bekannten Form erfordern.»Ihre Kinder werden das Müsli durchschütteln«, sinnierter, »und plötzlich ausrufen: ›Was ist das?‹ Sie werden einkleines magnetisches Gerät aus der Schachtel holen. Siewerden es am Kühlschrank befestigen und beginnen, damitdurch das Internet zu surfen.«

Der Autor

Tim Berners-Lee leitet gegenwärtig das World Wide WebConsortium (W3C) und forscht am MIT-Laboratorium fürComputerwissenschaft. Er gilt allgemein als Erfinder desWorld Wide Web, dessen Grundlagen er Ende 1990 am Eu-

34 Tim Berners-Lee

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ropäischen Laboratorium für Teilchenphysik (CERN) inGenf entwickelte. Zuvor hatte er Image Computer Systemsgegründet und geleitet, ein Beratungsunternehmen fürHardware- und Softwaredesign, Echtzeit-Kommunika-tionsgrafiken und Textverarbeitung, und war als leitenderIngenieur bei Plessey Telecommunications tätig. Berners-Lee hat an der Universität Oxford studiert.

Ein Blick auf die Realität

Was das Internet als potenzielles Medium für ein beträchtli-ches Geschäftsaufkommen anbelangt, so werden immerwieder Sorgen bezüglich der Sicherheitsstandards geäußert.In Anbetracht der Tatsache, dass die Hacker nachweislichin der Lage sind, in relativ anspruchsvolle und mit aufwän-digen Sicherheitskordons umgebene Systeme – darunterbeispielsweise Computer von Verteidigungsministerien –einzudringen, besteht ein erhebliches Risiko, dass sich dasInternet, in dem Fragen der Vertraulichkeit und der Sicher-heit von Informationen bislang keine allzu große Bedeutungbeigemessen wird, in ein leichtes Ziel für Computerbetrugverwandeln wird.

Quellen und ergänzende Literatur

Berners-Lee, Tim, Der Web-Report (Econ, 1999). Das Ori-ginal erschien 1999 unter dem Titel Weaving the Web:the Past, Present and Future of the World Wide Webby its Inventor bei Orion Business Books.

Wer mehr über die Geschichte des Internet erfahren möchte,sollte die folgenden Websites besuchen:http://info.isoc.org/guest/zakon/Internet/History/HIT.htmlhttp://www.davesite.com/webstation/net-history.shtml http://www.pbs.org/internet/timeline

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