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308 De Coneiliis: A proposito delrintossieazione da gas di seappamento dei motori a seoppio. (Bez~iglich der Vergiftung dutch Automobilauspuffgase.) Fol. reed. (Napoli) 24, 1022--1026 (1938). Gabbano und Bagnolesi (vgl. dies. Z. 30, 28r hatten dutch ehemisehe Ana- lysen nachgewiesen, ,da~ die Toxizit~t der aus dem Benzin entstandenen Automobil- auspuffgase grSSer zu sein seheint im Vergleich zu jener, die aus den heute in Ge- branch kommenden E~satzgemischen entsteht, so zwar, da$ die Au@uffgase dieser Ersatzgemische je weniger toxisch sind, je grSSer die Menge des beigemischten Alko- hols wird. Yerf. beriehtet vorwiegend fiber diese Ergebnisse, ans denen er einige allgemeine Betrachtungen zieht. Romanese (Turin). Lind, Gerhard: ~ber die Bedeutung yon Blutver,~inderungen bei Spritzlaekierern. (Direktorat ]. Arbeits- u. Fabrikaufsicht u. Staatl. Inst. ]. Gesundh. Untersuchungen, Kopenhagen.) Arch. Gewerbepath. 9, 141--166 (1938). Dis Untersuchungen betreffen 230 mit Spritzmalen beschKftigte Personen, welche der Einwirkung yon Toluol nnd Xylol ~mterliegen. Die Krankheitserscheinungen be- treffen Haut- trod Sehleimhaut~y-mptome sowie Symptome seitens des Zentratnerven- systems. Im Blnte kann man an Ver~derungen finden: An~mie, Leukopenie nnd Leukocytose, Linksverschiebung, Eosinophilie, Lymphoeytose. Niedrige Leukocyten- werte und Lymphocytose konnten abet auch bei gesunden Menschen mit Innenarbeit in Fabriken nachgewiesen werden. Periodisehe Leukoeytenz~hlungen bei Spritzmalern vorzunehmen, ist nicht notwendig. Niehtsdestoweniger ist Arbeiten mit Toluol nnd Xylol, insbesondere wegen Seh~digtmg des Zentratnervensystems, gefKhrlich. " Weaner Schuhz (Charlottenburg-Westend).o Courtois-Sufiit: Toxicologic du dinitrotolu~ne et pathologic des ouvriers le mani- pulant. (DieToxikologie des Dinitrotoluins und die Pathologie der damit besch~ftigten Arbeiter.) Arch. Mal. profess. 1, 294--297 (1938). Der Verf., der die s Inspektion der Staatlichen Pulverfabriken inne hat, stellt auf Grand sts Umfragen und des Aktenmaterials yon 20 Jahren lest, da$ =- abgesehen vielleieht voa den Kriegsjahren mit der stark angespannten Fabrikation mit riesigen Arbeitermassen -- Sch~digungen durch Dinitrotoluin in den franzSsisehen Pulverfabrikcn nieht vorgekommen sind. Es bests sich damit eine XUl~crnng aus dem gahre 1912, da$ diese in der Industrie sonst verh/~ltnisms h/iufigen Vorkomm- nisse ~ der Verf. erw~hnt die Symptomatologie mit den toxischen Erseheinungen sei- tens des zentralen Nervensystems und des Btutes -- in den Pulverfabriken nie ver- merkt worden sind. Hampe~ (Frankfurt a. M~).o ]~feifer, Fritz: Das ~irztliehe Gutaehten als Grundlage ffir Entseheidungen ver- sieherungsteehniseher Art: Yersieherungst~higkeit bei angeborenem Sehwaehsinn. (Med. Abt. d. Landesversieherungsanst. Saehsen, Dresden.) Med. Klin. 1938 II, 1595--1596. In einem ausfiihrlich geschilderten Fall legt Verf. dar, dab mitunter das/~rztliche Gutaehten yon besonderer Bedeutnng ist, wenn aus widerspreehenden Zeugenaussagen ,ein ~ares Bild nicht zu gewinnen war. Dubitscher (Berlin).o Vergi[tungen. Gi[tnachwei S ,(einschL Blufalkohotbestlmmung). @ Fiihner-Wielands Sammlung yon Vergiftungsr{illen. Hrsg. v. B. Behrens. Bd. 9, Liefg. 8/9. Berlin: F. C. W. Vogel 1938. 44 S. RM. 8.--. Sehwefels~urevergiftung dutch direkte Einftihrung der 8~ure ins Duo denum, yon H. Wal ~c ka: Irrtiimliehe Einffihrung einer 25 proz: SchwefeL ss vermi%els einer Sonde i~s Duodenum anstatt Magnesiumsulfat. Heilrmg mit Stenose. -- Quecksilberoxyeyanidvergiftung, yon W. Lewiflski: Ein- nahme yon 100 eem einer 1proz. L6sung in selbstm6rderischer Absicht. Exitus unter ur~mischen Symptomen nach vorangegangenem blutigem Erbrechen nnd blutigem Durchfall. Die Sektlon ergab nekrotische Yer~nderungen und Kalkablagerungen in den Nieren und ausgedehnte nekrotische Dickdarmentztlndung. -- TSdliehe Ka-

Vergiftungen. Giftnachweis (einschl. Blutalkoholbestimmung)

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De Coneiliis: A proposito delrintossieazione da gas di seappamento dei motori a seoppio. (Bez~iglich der Vergiftung dutch Automobilauspuffgase.) Fol. reed. (Napoli) 24, 1022--1026 (1938).

Gabbano und Bagnolesi (vgl. dies. Z. 30, 28r hatten dutch ehemisehe Ana- lysen nachgewiesen, ,da~ die Toxizit~t der aus dem Benzin entstandenen Automobil- auspuffgase grSSer zu sein seheint im Vergleich zu jener, die aus den heute in Ge- branch kommenden E~satzgemischen entsteht, so zwar, da$ die Au@uffgase dieser Ersatzgemische je weniger toxisch sind, je grSSer die Menge des beigemischten Alko- hols wird. Yerf. beriehtet vorwiegend fiber diese Ergebnisse, ans denen er einige allgemeine Betrachtungen zieht. Romanese (Turin).

Lind, Gerhard: ~ber die Bedeutung yon Blutver,~inderungen bei Spritzlaekierern. (Direktorat ]. Arbeits- u. Fabrikaufsicht u. Staatl. Inst. ]. Gesundh. Untersuchungen, Kopenhagen.) Arch. Gewerbepath. 9, 141--166 (1938).

Dis Untersuchungen betreffen 230 mit Spritzmalen beschKftigte Personen, welche der Einwirkung yon Toluol nnd Xylol ~mterliegen. Die Krankheitserscheinungen be- treffen Haut- trod Sehleimhaut~y-mptome sowie Symptome seitens des Zentratnerven- systems. Im Blnte kann man an Ver~derungen finden: An~mie, Leukopenie nnd

Leukocytose, Linksverschiebung, Eosinophilie, Lymphoeytose. Niedrige Leukocyten- werte und Lymphocytose konnten abet auch bei gesunden Menschen mit Innenarbeit in Fabriken nachgewiesen werden. Periodisehe Leukoeytenz~hlungen bei Spritzmalern vorzunehmen, ist nicht notwendig. Niehtsdestoweniger ist Arbeiten mit Toluol nnd Xylol, insbesondere wegen Seh~digtmg des Zentratnervensystems, gefKhrlich.

" Weaner Schuhz (Charlottenburg-Westend).o Courtois-Sufiit: Toxicologic du dinitrotolu~ne et pathologic des ouvriers le mani-

pulant. (Die Toxikologie des Dinitrotoluins und die Pathologie der damit besch~ftigten Arbeiter.) Arch. Mal. profess. 1, 294--297 (1938).

Der Verf., der die s Inspektion der Staatlichen Pulverfabriken inne hat, stellt auf Grand sts Umfragen und des Aktenmaterials yon 20 Jahren lest, da$ =- abgesehen vielleieht voa den Kriegsjahren mit der stark angespannten Fabrikation mit riesigen Arbeitermassen - - Sch~digungen durch Dinitrotoluin in den franzSsisehen Pulverfabrikcn nieht vorgekommen sind. Es bests sich damit eine XUl~crnng aus dem gahre 1912, da$ diese in der Industrie sonst verh/~ltnisms h/iufigen Vorkomm- nisse ~ der Verf. erw~hnt die Symptomatologie mit den toxischen Erseheinungen sei- tens des zentralen Nervensystems und des Btutes - - in den Pulverfabriken nie ver- merkt worden sind. Hampe~ (Frankfurt a. M~).o

�9 ]~feifer, Fritz: Das ~irztliehe Gutaehten als Grundlage ffir Entseheidungen ver- sieherungsteehniseher Art: Yersieherungst~higkeit bei angeborenem Sehwaehsinn. (Med. Abt. d. Landesversieherungsanst. Saehsen, Dresden.) Med. Klin. 1938 II, 1595--1596.

In einem ausfiihrlich geschilderten Fall legt Verf. dar, dab mitunter das/~rztliche Gutaehten yon besonderer Bedeutnng ist, wenn aus widerspreehenden Zeugenaussagen

,ein ~ares Bild nicht zu gewinnen war. Dubitscher (Berlin). o

Vergi[tungen. Gi[tnachwei S ,(einschL Blufalkohotbestlmmung). @ Fiihner-Wielands Sammlung yon Vergiftungsr{illen. Hrsg. v. B. Behrens. Bd. 9,

Liefg. 8/9. Berlin: F. C. W. Vogel 1938. 44 S. RM. 8.--. Sehwefels~urevergi f tung du tch di rekte Einf t ihrung der 8~ure ins

Duo denum, yon H. Wal ~ c k a : Irrtiimliehe Einffihrung einer 25 proz: SchwefeL ss vermi%els einer Sonde i~s Duodenum anstatt Magnesiumsulfat. Heilrmg mit Stenose. - - Quecks i lbe roxyeyan idverg i f tung , yon W. Lewif l sk i : Ein- nahme yon 100 eem einer 1 proz. L6sung in selbstm6rderischer Absicht. Exitus unter ur~mischen Symptomen nach vorangegangenem blutigem Erbrechen nnd blutigem Durchfall. Die Sektlon ergab nekrotische Yer~nderungen und Kalkablagerungen in den Nieren und ausgedehnte nekrotische Dickdarmentztlndung. - - TSdliehe Ka-

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l i u m p e ~ r m a n g a n a t v e r g i f t u n g (Se|bstmord), yon P. Varga: E i n n a h m e vonl 2 KaffeelSffel KMnOt,Krystallen einer an multipler Sklerose leidenden Frau, All~ gemeine Verfallenheit, Ver~tzang der Mandschleimhaut und des Rachens, iauchigel Absee.~bildung in den Lungen, Exitus dureh Herzl~hmung. ~ Chron isehe A r s e n - v e r g i f t u n g d u t c h R e b s e h ~ d l i n g s b e k ~ m p f u n g s m i t t e l , yon T.iSchSnd0r~:i Berieht fiber 12 einsehl~gige Vergiftungsf~lle. H~ufigste und regelm~igste Befunde waren Hyperkeratosen nnd Melanose. Die Leber war meist vergr51~ert: nnd h~u~ig eirrhotisch. Nut zweimal land sich eine ErhShung des H~m0globingehalts und der Erythroeytenzahl . - A u f s t e i g e n d e sch la f fe L ~ h m u n g naeh Bi~ amer ikani - , : scher H u n d e z e o k e n (De rmaeen to r va r i ab i l i s Say), yon M. R o b i n o v und~ T. B. Caroll : Die Krankheit wird dutch ein Gift hervorgerufen, das in den sich i m Muttertier entwiekelnden Eiern der sehwangeren weibliehen Zeeke gebildet wird. Der~ beschriebene Fall betrifft ein 9j~hriges M~dehen mit Symptomen einer F01iomyelitis oder Polioeneephalitis. - - A k u t e N i e o t i n v e r g i f t u n g , yon M. S. Kobro : Ver-~ giftang beim Verst~uben Yon etwa 4001 einer 2proz. LSsung yon Nicotinsulfat in Seifen, wasser zur Ungeziefervertilgung. Die Symptome bestanden in ~belkeit, Erbrechen,i Atemnot, Kr~mpfen, Cyanose, HerzstSrungen, Aufhebung der Sehnenreflexe, Amiso- korie, Hyperglyk~mie, Leukoeytose sowie Erh5hung des Calciums im Serum bei gleieh- zeitiger Verminderang der Kaliumkonzentration. - - N i e o t i n p o l y n e u r i t i s , yon F. R. V. Kapp : Chronisehe Vergiftang eines 25i~hrigen Mannes, der 2 Jahre fang aus Nicotin bestehende Extrakte in Bleehdosen abffillen muBte. In der ersten Zeit traten Anf~lie yon Erbreehen ', K0pfschmerzen und Durchfiillen auf, sparer entwicl~elten sie~ schwere ataktisehe Zustiinde an den Armen und Beinen mit Par~sthesien. - - Neuro - logisehe S y n d r o m e naeh m e d i z i n i s c h e r E m e t i n v e r g i f t u n g , yon J . Vi- z ioli: Mitteilung eines Falles yon ehronischer Vergiftung mit den Zeichen einer Poly- neuritis in der ~ Form einer Pseudotabes und eines Falles yon akuter Vergiftung unter Erseheinungen eines Syndroms einer spastisehen Parese infolge einer Marl~seh~digung. - - C h i n i n v e r g i f t u n g d u t c h N e u r o n i k a t a b l e t t e n , yon R. Wigand : Einnahmel Yon 20 Tabletten Neuronika ianerhalb 8 Standen. Eine Tablette enth~lt u. a. Chinin. Acetylsalicyls~ure 0,125 g. Die Vergi~tungserseheinungen bestanden in Somnolenz and Verwirrtheit. - - H e r z s c h ~ d i g n n g nach V e r o n a l v e r g i f t u n g (Suieid), yon O. Scheure r : Im Anschlul] an eine akute Veronalvergiftung entwicl~elte sich eine Myocardseh~digung. - - 6 S e h l a f m i t t e l - ( B a r b i t u r a l - ) V e r g i f t u n g e n : B e h a n d - lung m i t P i k r o t o x i n , yon W. J: B l a c k w e n n und M. G. Mar ten : Mitteilung vo~t 6 akuten Vergiftungsf~llen, die mit einer Ausnahme durch Pikrotoxinbehandlung giin- stig beeinflu~t wurden. - - G u t a e h t e n : F r a g l i c h e ch ron i sehe B l e i v e r g i f t u n g d u r e h e ingehe i l t e S e h r o t k u g e l n , yon tI. Taenger : Da typische Zeichen ffir das Bestehen einer Bleivergi~tung nicht festzustellen waren, wurden die nach einer Sehrotverletzung bestehenden nervSsen Beschwerden im verletzten Bein als Ver- giftungsfolge ausgesehlossen. SchSnberg (Basel).

@ Fiihner-Wielands Sammlung yon Yergiftungsf[illen. Hrsg. v. B. Behrens. Bd. 9, Liefg. 10. Berlin: F. C. W. Vogel 1938. 24 S. RM. &--.

F r a g l i e h e tSd l i ehe Verg i~ tung mi t P a n t o e a i n L bei der L u m b a l - an s yon O. K.oenen: 2 Tage naeh einer wegen Ileus vorgenommenen Lumbal- angsthesie mit einer Ampulle Racadrin-Pantoeain entwickelten sich bei einem ~7 j s Mann sehwere cerebrale St6rungen, die am 3. Tage zum Tode ffihrten. Bei der Sektioa wurde aul]er einer beginnenden Lebercirrhose keine Todesursache festgestellt. Es wurde eine Pantocainvergiftung infolge verz6gerter Entgiftung in der kranken Leber angenommen. Sps wurde die M6gliehkeit zugegeben, dal~ die Vergiftung dnreh eine falsche Lagerung des Patienten verursacht wurde. - - Tryparsamidamblyopie, yon P. J. L e i n f e l d e r : Mitteilung eines einsehl~gigen Falles nach Verabreichung yon 1 g Tryparsamid. TSdlieher Ausgang dnreh schwere Nephritis. Am Bulbus ~and sich histologisch eine ~sehr schwere Ver~nderung an den Ganglienzellen und der inneren

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Kernschieht der Re~inasowie Degeneration der Sehnervenfasern. - - N e u r i t i s i sch ia - d ica und t r a u m a t i s e h e E p i t e p s i e nach a k u t e n B e n z i n v e r g i f t u n g e n , yon H. If. J a n s e n : Im 1. mitgeteilten Fall handelte es sieh um eine typische akute Benzin- vergiftung, bei welcher sieh nach 11/2 Monaten eine Neuritis an den Beinen entwickelte. tm 2. und .3. Fall traten kurze Zeit nach der Vergiftung epfleptisehe Anf~lle auf. - - D i s s e m i n i e r t e S t r a n g e r k r a n k u n g als Sp~ t fo tge a k u t e r B e n z i n v e r g i f - t u n g ode r m u l t i p l e Sk le rose ?, yon F. Quense l : Ein yon D o r n e r 1916 beschrie- bener Fall yon akuter Benzinvergiftung mit nachfolgender spinaler Erkrankm~g wird nach 21 Jahren infolge Tod d~s Patienten auf Grund der histologischen Untersuchung als multiple Sklerose erkannt. - - G u t a c h t e n : f i b e r die E i g n u n g yon Ga~ten- t aupe , Z imt und e in igen a n d e r e n p f l a n z l i e h e n M a t e r i a l i e n als A b o r t i v a , yon H. Vo l lmer : Naeh Einnahme yon 3real t~gliCh 8 Kapseln ,,Dimenal-verst/irkt" W~ihrend 2 Tagen trat bei einer Sehwangeren ein Abort ein. Die Bestandteile des Mittels sind: Ruz. gray,, Citr. Cinnam. Ceylon. Sucr Sed. Caryoph. ! m Gutaehten wurde dar- getan, dab yon diesen Substanzen insbesondere die Rutagraveolens zweifellos zu den wirksamen Abtreibungsmitteln zu rechnen ist, w~hrend auch beim Zimt eine abortive Wirkung m6glich ist. Im vorliegenden Fall wurde das Einnehmen des Mittels als Ursache flit den Abort angesehen. SchSnberg (Basel).

Q Handbueh der biologischen Arbeitsmethoden. Hrsg. v. Emil Abderhalden. Abt. IV, Angewandte ehemisehe und physikalisehe Methoden, TI. 12, 1. H~ilfte, H. 6 (SehluB), Liefg. 478. Geriehtliehe Medizin und Kriminalistik. - - Lieb, Hans: Der gerieht- lieh-ehemische Naehweis yon Giften. Weyrieh, Giinther: Teehnisehe Abiinderungen und Fehlerquellen der Widmarksehen Methode fiir die quantitative Alkoholbestimmung im Blut. Berlin u. Wien: Urban & Sehwarzenberg 1938. S. XXV, 1301 1543 u. 25 Abb. RM. 16.--.

Der Beitrag -con Lieb grfindet sich auf seine eigene Erfahrung sowie die seines Lehrers P reg l , mit dem er urspriingllch die Abhandlung zusammen schreiben soUte. Dutch die groBen Erfahrungen ist wirklich das Wesentliche in praktischer und theo- retisch-wissenschaftlicher Hinsicht enthalten. Die fibliehe Einteilung in flfichtige Gifte, Pflanzengifte, anorganische nichtflfichtige und die anderen organischen Gifte ist beibehalten. -- Jeder, der gerichtlich-chemisch zu arbeiten vermag, wird den Weft dieses Buches zu sch~tzen wissen. ~ D e r Beitrag yon W e y r i c h geht auf die Fchler- quellen bei der Blutentnahme ein. Das Wiegen der Blutproben mittels der schon friiher angegebenen Aluminiumfolie wird empfohlen. Zum Abmessen der 25 ecm Aqua dest. beim Auffi~llen der KSlbchen nach der Destillation wird yon W. ein automatischer Abfiillapparat elnpfohlen (dieser Apparat weist gegen~iber dem yon der ]?irma Wagner n. Munz auf unsere A~regung hin hergestellten Apparat einige Nachteile auf; Ref.).

Jungmiehel (GSttingen).

0rzechowski, G., nnd K. Helste: Sauerstof~vergi[tung. (ld. Tag. d. Dtseh. Phar- ~nakol. Ges., Berlin, Sitzg. v. 2d.--28. IV. 1938.) Naunya-Schmiedebergs Arch. 190, 198 (1938).

Verff. beobachteten, da~ wei~e M~use in reiner Sauerstoffatmosph~re naeh 5 his 8 Tagen und Ratten nach 2 3 Tagen zugrunde gingen. Die Mitteilung ,con Ver- unreinigungen konnt ausgeschlossen werden. Die mit dem Leben auf die Dauer un- vereinbare Sauerstoffkonzentration betr~gt bei l~atten bei vermindertem Sauerstoff- druck etwa 96% Sauerstoff, im Sauerstoff-Stiekstoff-Gemisch zwlschen 90 und 95% and bei erhShtem Luftdruek etwa 76% Sauerstoff. Die Mitwirkung der DruckerhShung als solcher ist unwatlrscheinlich. Es wird in Betracht gezogen: Beeinflussung der Reduk~ionsgesehwindigkeit der Cytochromsysteme, der physiologisch wichtigen Redox- systeme, der Angriff an der Kohlens/~ureanhydrase. Ungekl/irt ist auch die Rolle des K~moglobins als l~uffersystem und als Komplexbildne r (Carbh~moglobin}. Bei tier Sektion der Versuchstiere wurde massigesLungenSdem und bei der mikroskopischen

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Untersuchung auffallead starke Hyper~mie gefuaden. Die perivascul~iren Lymphr~iume waren s tark gefiillt. Das histologische Bild entspricht einer serSsen Entziindung.

Klauer (Halle a. d. S.). Stenberg, A. I.: ~ber den Einflul] des Arsens auf den tierisehen Organismus und

fiber sein Auftreten in den Geweben bei Vergiftung. (Abt. /. Hy~. u. Sanit~itswes. Zentr. Inst./ . Ern~ihrungs/orsch., Moskau.) Vopr. Pitanija 7, Nr 2, 64~82 u. dtsch. Zu- sammenfassung 82--83 (1938)[Russisch].

In der vorliegenden Arbeit wird die Dynamik und die Speieherung des Arsens in ver- sehiedenen tierisehen Organen bei aku~er und chronischer Verglftung mit demselben unter- sueh~. Als Versuchstiere dienten Kaninchen, Schafe, Hunde and ttfihner. Der Arsengehalt tier Organe yon vergifteten Tieren ist yon der angewandten Dosis, Darreiehungszei~ und der individuellen Empfindliehkeit des betreffenden Tieres abh~ngig. Auch kann der Arsengehalt tier gleichnamigen Organe oder einzelnen Muskeln eines und desselben Tieres bis 100 % sehwan- ken. Durch kleine Arsengaben yon arsenigsaurem Natrium (1 5 mg As20 a $~glieh) la]t sieh eine Bessertmg der FreBlust und Gewichtszunahme bei Tieren erzielen. Der Arsenge- halt der Muskeln betrug naeh 6monatiger Darreiehung etwa 1--2 'rag, der Leber und der :Niere 3 mg pro Kilogramm Feuehtgewicht. In Lunge und Herz trat Arsen erst gegen Ende tier Vergiftung auf. Bei Vergiftung der Tiere mit mittleren Arsengaben von 2,5 nag r betrug der Gehalt im Muskel 12 rag, in der Leber 108 mg und in der Niere 60 nag pro Kilo- gramm Frisehgewicht. Bei akuter Vergiftung mit groBen Arsengaben (50 mg taglieh) er- :[olgte die Arsenablagerung h~uptsachlieh, wenigstens in den ersten Tagen der Vergiftung, in den parenehymatSsen Organen, z. B.. Leber, Niere, Lunge, Gehirn und Knoehenmark. Im Zentralnervensystem fund sich am meisten Arsen im GroI3- und Kleinhirn, sowie im ver- l~ngerten Mark; im Riiekenmark und im Liquor cerebrospinalis war sein Gehalt klein. ])as in den Organen vorgefundene Arsen lag zu 70 % als eine sehwerlSsliehe Verbindung vor. Die Yer~nderungen im Blutbild der verglfteten Tiere waren unbedeutend, dagegen konnten histo- logisch Degeneration des Iterzmuskels, Desquamation, Hyper~mie, Ekehymosen und kleine ~ekroseherde im Darmkanal Iestgestell~ werden. Die 2 Woehen lange Veffiitterung des yon arsenvergifteten Tieren stammenden Fleisehes a n Hunde (insgesamt 8030~15300 g mit 52,7--86,7 mg As~Oa pro Hund) hat keine siehtbare Seh~digung der Tiere zur Folge gehabt. Der Arsengehalt der Leber, der Niere stieg auf 1,8--2,2 rag, derjenige der Lunge und des Her. zens auf 0,6--1,8 mg, des Gehims und des Knoehenmarks auf 0,6--1,4 mg/kg Frischgewieht. (Dureh alas Koehen des vergffteten Fleisehes gingen etwa ~/3 des darin enthaltenen Arsens in Bouillon fiber. Da die inneren Organe and die Muskel der mit Arsen vergifteten Tiere verhMtnism~/3ig grol]e Mengen desselben enthalten, so ist der GenuB yon solehen nieht ge- stutter, und sie miissen in jedem Falle verniehtet werden. G. Kingisepp. o

Truffert, Louis: La d~termination toxicologique de |'intoxication chronique par ~l'arsenie. (Die toxikologische Bestimmung der chronischen Arseaikvergiftung.) Arch. ~/Ial. profess, l , 221--2r (1938).

Zun~iehs~ werden die Giftwirkungea des Arsenwasserstoffes und der arsenigen :S~ure kurz erSrtert. Dana folgt die Besehreibung einer Analysenmethode mit emem znodifizierten Marshsehen Apparat und einer weiteren Apparatur, die es gestattet, ~lie Einwirkung des Arsenwasserstoffes auf photographisches Papier darzustellen. Die ZerstSrung der organischen Substanz wird bespro~ehen. Bei der ehronisehea Arsenik- vergiftung fiel ein hoher Arseagehalt des Gehir~s au~. Die Bedeutung der Organanalyse ~vird hervorgehoben. Bei der chronischen Vergiftung ist stets an die MSglie]zkeit zu denken, da~ fiber lange Zeit ein Arsenpr~parat als Medikament genommen seia kann.

K6tzing (Magdeburg). ~ ~ 0ettel, H.: Massenvergiftung mit Kohlenoxyd. Tung-Chi 13, 267~278 (1938). Verf. beschreibt eine Massenvergiftun~ dutch Leuchtgas in einem Hause, die durch

eine unglfiekliehe Verkettung mehrerer Umst~nde entstanden war. Weder in noch under dem Itaus lagen Gasrohre, aueh haben Holzkohlen(ifen oder ~ihnliches nieht ~ebranat. Es erg'ab sich, da/~ eine Abzweignng des in der Mitte der 4 m breiten Strafe ]aufenden Haupvgasrohres undieht war. Oieses Gasrohr wurde yon einer Wasserleitung ~gekreuzt, die dutch eine etwa 4 0 em breite Betondecke gegen Oberfl~ehenwasser geschfitzt war. W~hrend offenbar bisher das entweiehende Gas durch die Zwisehen- r~ume des Kleinkopfsteinpflasters der Strafe .ins Freie gedrungen war, butte sieh das Gas~ a]s dieser Weg infolge starken Frostes gesperrt war, einen neuen Weg ent |ang tier Wasserleitung gesucht und war so in das Ungliick~haus geiang~. _Die Kohlenoxyd-

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ve~giftungen entsprachen in ihrem Ausmal]e auch den nach diesem Wege und nach den RaumgrSl]en zu erwartenden Kohlenoxydkonzentrationen in der Raumluft. Von 13 vergifteten Personen waren 4 tot, darunter 3 Kinder, die dutch ihren hSheren Stoff- wechsel und hSheren Sauerstoffverbranch viel empfindlicher gegen An0xiimie als Er- wachsene sind, 7 Personen lagen in tiefem Korea: Es wurden laufend quantitative Kohlenoxydbestimmungen ira Blur durehgefiihrt (nach einem differenzphotometrischen Veffahren). Es zeigte sieh dabei eine iiberrasehende Diskrepanz zwisehen Vergiftnngs: symptomen und Kohlenoxydh~moglobingehalt: es bestanden einesteils geringfiigige Symptome bei hohem Kohlenoxydhi~moglobingehalt, andererseits aber aneh schwere Symptome trotz weitgehender Entfernung des Kohlenoxyds aus dem Blute.. Die Therapie bestand in Sanerstoffinhalationen (Sanerstoff stand nur in beschr~nkter Menge zur Verfiigung nnd ]~onnte wegen der Kriegslage in Schanghai nicht sofort beschafft werden), kiinstlieher Atmung bei den schweren Y~llen, in Lobelin- nnd Cardiazolinhalationen. JEstler (berlin),

Breiteneeker, Leopold: ~ber die Ausseheidungsgeschwindigkeit des Kohlenoxyds aus dem Blute {~berlebender. (Inst. ]. Geriehtl. Med., Univ. Wien.) Beitr. gerichtL Meal. 14, 98--137 (1938).

Auf Grund zahlreicher spektrophotometrischer Untersuchungen des Blutes voa kohlenoxydvergifteten Personen kommt Yerf. zu folgenden Feststellungen: 1. Be- wul~tlosigkeit tritt beim Menschen ein, wenn ungefiihr 50% seines Blutfarbstoffes an KoMenoxyd gebunden sind. Bei kSrperlieher Anstrengung tritt sie infolge erhShten Sauerstoffverbrauehs schon friiher ein. 2. Bei einem Anfangswert yon etwa 50% CO- tt~imoglobin betr~igt die Ansscheidungsgeschwindigkeit 10--24 Stur~den. Bei niedri- gerem Anfangswert ist sie entspreehend verkiirzt. Die Ausseheidnng des Kohlenoxyds ist demnach ein rein :physikalischer u der yon dem Unterschied der Partial- drueke der Gase im Blur und der Atmungsluft abh~ngt. 3. Das Erwachen aus der Bewul~tlosigkeit erfolgt, wenn die Yergiftung rasch erfolgte nnd der Yergi~tete nicht ztt ]ange in der Kohlenoxydatmosphi~re verblieb bei etwa 50% Kohlenoxyd. Kam die Ver- giftung langsam zustande oder verblieb der Vergiftete l~ngere Zei~ in der Kohlenoxyd- atmosph~ire liegen, dann tritt Erwaehen sparer ein, unter Umstiinden erst nach vSlliger Ausseheidung des Kohlenoxyds. DiG Bewul~tlosigkeit kann aueh bis zum nach Tagen eintretenden Tod andauern, obwohl alles KoMenoxyd ausgesehieden ist und eine Nach- krankheit, z. B. Lungenentziindung, nicht vorliegt. Fiir die Entstehung yon Krank- heitserscheinnngen spielt die Bauer der Kohlenoxydeinwirkung eine wesentlichere Rolle als die ttShe der CO-Konzentration im Blur. 4. Die kurvenm~l~ige Darstellung der Beziehung CO--tt~moglobin, ausgedrfickt in Prozent Gesamth~moglobin und Zeit, entspricht weitgehend einer Exponentialfunktion. Dnreh Extrapolation l~l~t sich der CO-Hb-Wert zur Zeit der Auffindung erreehnen. Bei schweren Vergiftungen liege~ die Werte zwisehen 45 und 65% CO-ttb. Der ttSchstwert kann bis 70% betragen, eine Menge, die bereits den Tod des Menschen bewirken kann. 5. Die quantitative Kohlen- oxydbestimmung hat besondere Bedeutnng ffir die gerichtliehe Medizin und Kri- minalit~t, da sie wesentlich zur Kl~rung der Frage Unfall, Selbstmord oder Mord bei- tragen kann. Daneben hat sie aueh klinisches Interesse. Naeh 24~ Stunden konnten in keinem Fall wesentliche Mengen yon CO-Hb nachgewiesen werdem Verf. benutzt zur

Berechnung des CO,Hb-Gehal~s aus dem Hei lmeyerschen Quotienten E5760~E 89500 -- 50800 Qu He Trotzdem er- die yon L us z c z a k angegebene Formel: x ~ 217 �9 QuHe + 246

Melt er gelegentlich negative CO-Hb-Werte. Klauer (Halle a. d. S.). Sehiersmann, 0.: Zur Frage der Spiitepilepsie naeh Kohlenoxydvergiftung. (Psych-

iatr. u. Nervenklin., Univ. Rostock.) Z. Neut. 163, 656--669 (1938). Berieht fiber einen jetz~ 60jahrigen, nicht im Sinne der Epilepsie belasteten Mann,

der mit 30 Jahren als Soldat ira Felde eine schwere CO-u dutch Auspuffgas~ eines Benzinmotors~erlltten ha t . An die akuten Vergiftungserseheinungen schlol] sich

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eine vorwiegend dutch deliriSse Ztige gekennzeichnete psychische StSrung an. Nach etwa 14 Tagen waren die deliri5sen Erscheinungen weitgehend geschwunden, dagege n trat ein ausgesprochener anamnestischer Symptomenkomplex zutage, der auch heute noch das psychische Zustandsbild bestimmt. Daneben finder sich jetzt ein allgemeiner Abbau der gesamten intellektualen Fiihigkeiten im Sinne einer sekund~iren Demenz ~ eine BeeintNiehtigung der Orientierung im Raum, ein Mangel an Aktivit~t nnd Initiatiye~ eine gemiitliche Stumpfheit mit nur gelegentlichen impulsiven zornigen Erregungen; /erner eine Rechenst5rung, eine Behinderung des Schreibens und Lesens und eine vor~ wiegend amnestische Spmehst~rung. Auf k6rperlich-neurologischem Gebiet f~llt eine Armut der Mimik nnd der Mitbewegungen auf, dagegen kein wesentlicher Rigor und kein TremQr. Es finder sieh eine geringe Anis0korie, eine leichte EinschNinkung des GehSrs und des Gesichts, eine geringe Facialis- und Hypoglossusschwiiche reehts und eine Dysarthrie. Der Liquorbeiund ist normal. Einige Monate nach der Yergiftung traten Anf~lle auf, die noeh im Jahre 1926 ohne vSlligen Bewul]tseinsverlust in der Weise verliefen, dal~ Drehbewegungen nm die KSrperNingsaehse ausgefiihrt wurden; eehte Kr~mpfe bestanden nicht. Daneben traten gelegen~lich mit Bewul]tseinstriibung verbundene Erregungsznst~nde auf. Erst 1932, 14 Jahre nach der Vergiftang, kam es bei den Anf~llen zn Bewul]tseinsverlust mit ttinstiirzen und zu Kr~mpfen, ferner zu Drehbewegungen des Kopfes naeh der rechten Seite und zu athetoiden Bewegungen der linken Extremit~ten. Die Eneephalographie liel~ atrophische Vorg~nge am Groin- him, nnd zwar vorwiegend am Stirnpol, abet aueh im Parietal- und Occipitalgebiet erkennen. Die basalen Ganglien schienen atrophiseh und unscharf begrenzt, die ]Plexus chorioidei vergrSl]ert, die Seiten- und besonders aueh der 3. Ventrikel erweitert.

v. Neureiter (Berlin). Schaumann~ 0.: Chemie und Pharmakologie der Lokalanaesthetica. (ld. Tag. d.

Dtsvh. Pharmakol. Ges., Berlin, Sitzg. v. 24.--28. IV. 1938.) Naunyn-Schmiedebergs Arch. 190, 30--51 (1938).

Unter Lokalanaesthetica werden jene Stoffe verstanden, die die Erregbarkeit und Leitfiihigkeit der peripheren Nerven in spezifiseher und reversibler Weise aufzuheben vermSgen. Die Chemie nnd ]Pharmakologie der Lokalanaesthetica nahm ihren Ausgangspunkt vom Naturstoff Cocain, yon dem 12 optische Isomere mSglich sind und zum Tell aueh dargestellt wurden, so z. B. das ]Psicain. Von le~zterem leiten sich ab Tropaeoea in a bzw. #-Eucain sowie Alyp in bzw. Stovain. Alle diese K6rper sind basische Alkohole, die mit Benzoes~ure verestert sind. Auch durch Ver- esterung yon Alkoholen der aliphatischen Reihe mit Aminobenzoes~uren entstehen Anaesthetiea, die aber gewisse unerwtinschte Eigenschaften besitzen, die dureh Ein- ffihrnng eines basischen Essigs~ureesters in die Aminogruppe beseitigt werden, so z. B. im Nirvanin. Dutch Veresterung yon Aminobenzoes~ure mit einem basischen Alkohol entstehen Stoffe wie das Novocain, das wieder grol~e VariationsmSglichkeiten bietet (Isocain, Butyn, Pantocain u.a.). Dutch Ersatz des Benzolringes dutch Naph- thalin, Pyrrol, Thiophen, Furan, Indol, Carbazol, Aeridin und Chinolin sind weitere Variationsm6glichkeiten gegeben. So grol] die Zahl der m6glichen synthetischen Lokalanaesthetica auch ist, so sind praktiseh doch nnr recht wenige brauchbar, denn yon einem Lokalanaesthetieum wird verlangt, da/~ 1. das Mittel im Yerh~il~nis zu seiner 6rtlichen bet~ubenden F~higkeit weniger giftig ist als Coeain, 2. es nicht den geringsten Reiz oder eine Gewebsseh~digung verursacht, 3. es wasserl6sHch und die L6sung nieht stark saner oder basisch ist nnd sich in einfacher Weise sterilisieren l~l]t. Diese Eigen- schaften besitzen nut sehr wenige Lokalanaesthetiea. Zwisehen Konstitution und Wirk- samkeit besteht die Fanstregel, da], je gr61]er das Molekiil, desto starker die Wirk- samkeit ist, doch bedeutet sts nicht immer besser. Verf. sieht die Lokalan~sthesie als lokalisierte Narkose an nnd versucht die fiir diese aufgestellten Theorien auf die Lokalangsthesie anzuwenden. Er untersueht zun~chst die Bedingungen, yon denea die mehr oder weniger grot]e Wirksamkeit der Verbindungen abh~ngt. Er er6rtert dann

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die MSglichkeit einer StSrung der Permeabilitiitseigenschafte n durch Eindringen der Anaesthetiea in die Zellipoide, rollt das Problem des Unterschiedes zwischen Ober- fl~chen- und Leitungsanaesthetiea auf, geht auf die Theorie des Einflusses der Lokal- Aniisthesie auf die Nervenerregung und Leitung ein, untersueht die Wirkung auf die peripheren Gef~l~e, die Entgiftbarkeit und die Resorption yon der ScMeimhautober- fl~che aus, Klauer (Halle a. d. Saale).

Beeeher, Henry K.: Fatal toxic reactions associated with tribromethanol anesthe- sia. (TSdliche Nebenwirkungen bei der Tribrom/ithanolnarkose.) (Surg. Serv., Mas- sachusetts Gen. Hosp., Bo'ston.) J. amer. reed. Assoc, 111, 122--129 (1938).

Verf. beriehtet fiber 393r Rectalnarkosen mit in Amylenhydrat gelSstem Tri- brom~ithanol (Avertin), die in den 5ahren 1930--1938 durchgeffihrt wurden. Er be- spricht die allgemeinen Fragen der Tribrom~thanolnarkose (verschiedene Empfindlich- keit des Kranken, Mastdarmreizung, Basisnarkose mit zus~tzlicher Inhalationsnarkose, Beeintr~iehtigung yon Atmung und Kreislauf, Gegenanzeigen usw.) und beschreibt ausffihrlich unter Heranziehung der Sektionsbefunde 7 Todesf~lle dutch Tribrom- /ithanolnarkose, hierunter 6 Sp~tf~ille. Verf. h~lt die Tribrom~thanolnarkose ffir gefahr- roller als die Chloroformnarkose. K~rber (Berlin).

�9 Muntseh, Otto: Leitfaden der Pathologie und Therapie der Kampfstofferkran- kungen. 5., verb. u. verm. Aufl. Leipzig: Oeorg Thieme 1939. 150 S. n. 58 Abb. RM. 10.80.

Der nun berei ts in 5. Auflage vorliegendc Leitfaden des bekannten Forschers auf dem Gebiet der Kampfstofferkrankungen ist bis auf die Forschungsergebnisse der letzten Jahre erg~nzt worden. Er ist in 7 Abschnitte untcrteilt, mit guten Abbildungen -versehen und vor allem aul die Bedfirfnisse des Praktikers zugesehnitten. Da aueh der im zivilen Luftschutz t~tige Arzt seine Kenntnisse aus cliesem Buch ausgezeichnet vervollst~ndigen kann, sei es besonders den AmtsSrzten zur Ansehaffung empfohlen:

Matzdor]] (Berlin). Baxter~ ]Earl H., Ralph M. ltartwell and Lawrence E. Reek: Methyl salicylate

i~oisoning. (Methylsalicylsi~ureestervergiItung.) (Dep. o/Med. [Pediatric] a. Path, Ohio State Univ, Coll. o/ Med, a. Childr. Hosp., Columbus.) J. amer. reed. Assoc. l l l , 2476 bis 2477 (1938).

Krankengeschiehten und Sektionsberiehte yon 2 VergiftungsfMlen mit Wintergrfin61, Oleum gaultheria, dessen Hauptbestandteil obiger Ester ist.. In beiden Fallen hatten 2 ~Neger- kinder yon 1,5 bzw. 3 Jahren unbeaufsichtigt geringe Mengen dieses zu Einreibungen bei Erwachsenen bestinlmten 01es aus Medizinflaschen getrunken. Trotz sehr bald naeh der Einnahme eingeleiteten klinischen Behandlungen starben die Kinder nach Erbrechen, Atem- beschleunigung mit Cyanose nnd BewuBtseinstrtibung in schwerer Aeidose nach~ etwa 20 Stun- den. Bei den Sektionen fanden sich der typische Geruch dieses Esters, beginnende Aspira- tionspneumonien, Petechien am Epikard und an der Pleura und eine Hyperamie der Leber. Es wird empfohlen, be i derartigen Vergiftungen vor Auftreten der Aciclose parenteral Alks zu ver~bfolgen und den Verk~uf dieses Medikaments nur mit Beschriftung fiber die Giftigkeit bei innerem Gebrauch zu gest~tten. Schackwitz (Berlin).

Debt6, Robert, et Henri Bloc: Intoxication collective ~ torme polyn~vritique bord d'un navire par l'ingestion d'huile contenant du triorthophosphate er6syle. (Massenvergiftung mit polyneuritischem Bild an Bord eines Schiffes dutch Genul~ von triorthokresylphosphathaltigem 0L) Bull. Soc. m6d. H6p. Paris, I I I . s. 54, 1726 bis his 1733 (1938).

Auf einem Schiffe erkrankte pl6tzlich der gr6~te Tell der Besatzung an Yer- dauungsst6rungen, dcnen Schw~ichezust~nde, Kr~mpfe, besonders an den Waden nnd Oberschenkel und teilweise .Liihmung folgten. Da die Erkrankung durchweg fieberlos verlief, schied einc Infektionskrankheit yon allem Anfang an aus. Man daehte ,an Botulismus, Vitaminmangel-(B) an Pilzbefall vegetabiler Nahrungsmittel und an eine Vergiftung durch Quecksilber, Blei oder Arsen. Naeh langwierigen Ermittlungen und Untersuchungen, die zum Teil nigher wiedergegeben werden, stetlte sich heraus, d~g Tafel61~ das unterwegs an Bord genommen wurde, Triorthokresylphosphat ent-

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hielt: Die ersten Krankheitssymptome traten 10--1~ Tage nach Genu] der mit diesem O1 bereiteten Speisen ein, Es werden weitere bekannt gewordene u durch Triorthokresylphosphat erw~hnt. Klauer (Halle a. d. S.).

Sehovanee, B., J. Stolz und R. Zadina: Versuehe fiber die Giftigkeit der Mandel- siiure. ~as, l~k, 6esk. 1938; 829~836 [Tschechisch].

Im AnschluI~ an eine bereits frfiher ver6ffentlichte Arbeit fiber den therapeutischen Erkolg bei Behandhmg der Cystitis und Cystopyelitis mit Mandels~ure berichten die Autoren nunmehr fiber experimentelle Studien fiber die Giktigkeit der Mandels~ure. Sie untersuchten die Organveri~nderungen bei akuter, subakuter und chronischer Ver- giftung an M~usen und Kaninchen und kamen zu folgendem Ergebnis: 1. Bei der akuten u wirkt die Mandels~ure atff das Zentralnervensystem und fiihrt den Tod dutch Atemstillstand herbei. 2. Bei der akuten u bei der Maus ist das Ammoniumsalz giftiger als das Natrinmsalz. Beim Kaninchen ist bei der chronischen Vergiftung das Natriumsalz das giftigste. 3. Bei der akuten, subakuten und chronischen Yergiftung sch~idig~ die Mandels~ure vor allem die Nieren, weniger die Leber und den Herzmuskel. 4. Bei der akuten Vergiftung lassen sich die Erscheinungen unter der Bezeichnung ,,akute h~morrhagische Nephritis" zusammenfassen. 5. Bei der ehro- nisehen Vergiftung finden sich neben entzfindlichen auch degenerative Ver~nderungen. Neben dem Anion beteiligt sich an der Giftwirkung auch das Kation, das Ammonium~ salz verst~rkt die interstitiell, entzfindliehe Komponente, das Kalksalz fiihrt neben entzfindliehen Ver~nderungen zu degenerativen. 6. Die Giftigkeit der Salze der Mandel- s~ure ist nicht grSBer als bei den fibrigen Harnantisepticis. 7. Die pathologisch-anato- misehen Ver~nderungen~ wie sie in den Experimenten beobachtet .wurden, wurden dutch bedeutend: gr6]ere Dosen hervorgerufen, als die therapeutischen Dosen bei Menschen sind; in den therapeutischen Dosen ffihrt die Mandels~ure, soweit ihre Ver- ~vendung nicht durch den Zustand der Nieren kontraindiziert ist, zu keiner Sch~digung im Organismus. 8. Aus den in den Experimenten beobachteten pathologisch-anato- mischen Ver~inderungen geht hervor, daI~ die Mandelsi~ure in jenen F~llen kontraindiziert ist, in welchen es sich um eine St6rung des Nierenparenchyms handelt, Marx.

Seh~dt, Axel: Ein Fall yon Phenaeetinvergiftung w~ihrend der Sehwangersehaft. .(Holbaek Amtssyqeh., Saeby pr. H~ng.) Uges]~r. Laeg. 1938, 859--861 [Diinisch].

Eine 3r schwangere Frau erkrankte pl6tzlich unter dem Bride einer akuten Yergiftung mit schwerem Kreislaufkollaps. Augenscheinlich handelte es sich um eine !)henacetinvergiftung, da die Patientin im Laufe yon 6 Wochen 50 Tabletten mit je 0,5 Phenacetin und 0,05 Coffein, meist 2 auk einmal, eingenommen hatte. Ffir diese Ursache sprach aueh das unter der klinischen Behandlung gleichm~ige Absinken der Intensit~t der Gerhardtschen Reaktion und des Drehungswinkels in den einzelnen Urinportionen, die als Zeiehen der Ausscheidung yon linksdrehenden Glueorons~ure- verbindungen mit medikament6sen Spaltprodukten, in unserem Falle also yon Para- amidophenol, anzusehen sind. Auk Kreislaufmitteln und Infusion yon Koehsalzl6sung erholte sich die Patientin sehr sehnell. Begfinstigend kfir die Entstehung der Ver- giktung war wahrscheinlieh die gleichzeitig bestehende Schwangersehaft und ein vor 11/2 Monaten durehgemaehter Ikterus, die beide sieher leberseh~digend wirkten.

Hilde D. Mi~ller (Berlin).~ Ljvraga, Piero: Rieerehe sulla tossieit~ del pus e di aleuni suoi prineipi attivi.

L Reperti istopatologiei. (Untersuchnngen fiber die Giftiglceit des Eiters nnd einiger seiner aktiven Stoffe.) (inst. ]. Klin. Chit., Univ. Freiburg i. Br:) Clinica chir:, N. s. 14, 147--16~ (1938).

Das Bestreben, aus dem Eiter giftige Stoffe auszuscheiden, ist nicht neu. In sorg, fi~ltiger Arbeit gelang es, eine ganze Reihe ehemischer Yerbindungen zu finden. Aus der Pharmakologie kennen wit die t6dliehen Dosen einiger dieser Aminobasen. Sehr wenig weft] man abet aus der experimentellen Path01ogie fiber die Wirkung dieser ~Vlittel be~ i~nger dauernder Verabreiehnng; die vielleicht dem Geschehen bei Eiterungen

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beim Menschen entspricht. Verf. setzte slch deshalb die Aufgabe, die Wirkungen kennen zu lernen, die die l~ngere Verabreichung yon giftigen Stoffen, die bis jetzt bei Eiterungen erkannt werden konnten, beim Yersuchstier hervorruft. In dieser Absieht wurden AIIylamin, Aerolein, Trimethylamin als giftigste Aminobase nnd u in t/ighehen Gaben, die etwa 1/10 der tSdliehen Dosis entsprachen, be i j e 4 ttunden eingespritzt, Bei 4 Tieren wurden diese Stoffe zusammen verabreicht. In der 2. Woche warden die Gaben verdoppelt und w~hrend etwa 3 Monaten t~glich verabreieht, bis die Tiere dent- liche Krankheitszeiehen darboten. Aussehen und KSrpergewicht, Harn- nnd Blur= befund wnrden kontrolliert. Bei der LeichenSffnnng wurden Stiicke der einze]nen Or- gane zur histologischen Untersuchung entnommen. Aul~erdem warden der Rest- stickstoff im Serum und die Jodzahl im Blur bestimmt. Die versehiedenen Stoffe iiben nicht in allen Organen gleiche Wirknng aus. Das Trimethylamin bewirkt neben Riickbildungen in den nervSsen Zentren eindrucksvolle Gef~l]ver~nderungen namen~- lich in der Leber, weniger in den Nieren, die in die Gruppe der serSsen Entziindung yon E p t3 in ger und R 5 s s le gehSren. D as Acrolein, das n amentlich dutch die Lnngen ausgesehieden wird, sch~digt die Capillaren in der Leber und besonders in den Lnngen, wodurch parenehymatSse Blutungen und schliel~lieh Wueherungen des Bindegewebes bis zu riehtiger Fibrose zustande kommen. Das Allylamin vernrsacht degenerative VerKnderungen in der Leben, und zwar haupts~chlich in den Kul~eren Teilen der L~pp- ehen und namentlich ira tubnlKren Apparat der Nieren. Das u schKdigt vor allem die Nieren, dann die Leber. Werden die giftigen Stoffe miteinander eingespritzt, so steigern sieh einzelne Wirkungen. Hervorzuheben sind namentlich die sehweren Seh~digungen des Nebennierenmarks nnd des tterzens. A. Brunner (St. Gallen).o

Weigel, Hans: Arzl und Yerkehrsuniallbekiimpfung. ~rzfliehe Gesiehtspunkte im Rahmen der ReiehsstraBen-Verkehrsordnung und -Zulassungsordnung (StVO. und StVZO.) yore 13. November 1937. (Inst. ]. Gerlchtl. Med. u. Naturwiss. Kriminalistik, Univ. Jena u. Breslau.) Dtsch. Xrztebl. 1938 II, 656--659.

Besprechung der hgufigsten kSrperliehen und geistigen M~ngel, welche die Yer- kehrssieherheit gef~hrden. K5rperbehinderung dutch Glieddefekte, Teill~hmungen und dergleiehen kann dutch fdbung weitgehend ausgeglichen werden. Innere Erkran- kungen sollen bei der praktisehen Verkehrszuverl~ssigkeit keine gr51~ere Rolle spielen, abgesehen yon Kreislaufkranken mit wesentlich erh5htem Blutdruek. Strenge Hand- habung der u wird bei Psyehosen gefordert, aber aueh bei sehweren Psychopathien. Der Ftihrersehein ist abzulehnen flit Epfleptiker, Sehizophrene, Sehwaehsinnige, Gehirnverletzte (grunds/~tzlieh ~. Ref.) und Paralytiker. Die Forderung, den Manisch-Depressiven aueh im lueiden Intervall hier einzureihen, h/ilt Ref. nieht in jedem Falle fiir bereehtigt. An anderer Stelle sprieht Verf. yon Ermfidungserschei- nungen, die bekanntlieh bei Langstreekenfahrten auf Reiehsautobahnen besonders zu befiirehten sind, und ihre Bek/~mpfung. Auch L/s kann zur Erhfhung der Verkehrssieherheit beitragen. In fast epischer Breite wird sodann auf die Alkohol, gefahr hingewiesen. (Weniger w/~re hier wohl mehr gewesen, da wiehtige moderne Literatur teilweise unberiieksichtigt blieb. Ref.) Verf. zitiert die psyeho-technisehen Versuehsergebnisse yon S a e h s e n b e r g , wonaeh bereits bei 0,50/00 Blutalkoholgehal$ 49% der u ein Fehlverhalten am Steuer zeigten. Er schreibt welter:

,,In Sehweden sind im Jahre 1936 fast die H/~lfte aller Gefgngnisinsassen wegen Trunken- heft am Steuer verurteilte Kraftfahrer. Allerdings ist dabei zu beriicksichtigen, dal~ in einem nordisehen Staate schon ein Blutalkoholgehalt yon 0,5~ geniigt, um eine Verurteilung nach sich zu ziehen, w~hrend in Deutschland noeh ab heute bei geriehtlichen Verfahren erst bei einer Alkoholkonzentration yon 1,5 ~ o im Blute eine wesentlich mitwirkende Ursaehe des Unfalles gesehen wird."

SoUte das letztere zutreffen, so w~re es zu begriiJ]en, wenn sieh bald alle geriehts- /irztlichen Sachverstgndigen auf den Standpunkt stellen wiirden, dal~ bereits bei 0,5~ Atkohol im Blur eines Kraftfahrers wesentliehe Alkoholbeeinflussung mSglieh ist und der Wahrseheinliehkeitsgrad einer solehen mit zunehmender B!U-talkoholr

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konzentration rapide ansteigt. Es muB aber naeh Ansicht des Ref. der verkehrsteeh- nische Saehverst~ndige stets gleichberechtigt neben dem geriehts~rztlichen Sach- verst~ndigen bleibem R.M. Mayer (Breslau).

Maurer, Georg: Die Miinchener Verkehrsunfiille im Jahre 1936. (Chit. Univ.- Klin., Mi~nchen.) Arch. orthop. Chit. 39, 4--12 (1938).

Die vorliegende Zusammenstellung erg~nzt in sehr interessanter Weise die auf dem ChirurgenkongreB 1938 in Berlin vorgetragenen Daten. Sie behandelt die Mf inchner V e r k e h r s u n f / f l l e , und zwar den Aussehnitt im Jahre 1936. Trotz der enormen Zunahme dcr Kraftfahrzeuge in den letzten 9 Jahrcn (um 172%) haben sich in dem gleichen Zeit~*ermin die Verkehrsunf/flle im allgemeinen doch nut um 10,5% vermehrt! Miinchen hat eigentlich, gemessen mit den anderen grol~en deutschcn St~dten, einen ziemlieh giinstigen Unfallstand, besonders wenn man bedenkt, dab in Mfinchcn auf 14 Einwohner schon 1 Kraftfahrzeug zu rechnen ist. Wir hatten bei 53000 Kraftfahr- zeugen 6684 Unf~lle, 4266 Verletzte und 86 Verkehrsunfalltote (50 weitere starben sparer als 24 Stunden nach dcm Unfall, also Gesamtsummc 136 Tote). Von den Ver- storbenen sind 8 unter 14 Jahren (4 Knaben und 4 M/idchen) und 128 fiber 14 Jahre, darunter 88 M/~nner und nut 40 Frauen (Beruf!). Die Arbeit enth~lt dann u. a. eine Zusammenstellung der Verletzungszahlen: An erster Stelle stehen die R a d f a h r e r , an zweiter die Ful]g/~nger, an drifter die M o t o r r a d f a h r e r und an vierter Stelle erst die Kr a f t w a g e n f a h r e r. Von den Ful]g~ngerunf/illen sind haupts~ehlich betroften die ]:,cute fiber 60 Jahre. Auch nach dem Material der Chirurgisehen Klinik stellen die Mkoholbedingten Unf~lle einen grol]en Prozentsatz dar, Abgesehen yon anderen auch interessanten statistischen Vergleiehen des Verf. mSge nur noch darauf hingewiesen werden, dab die Tagesstunden zwisehen 18 und 19 Uhr die h6ehste Unfallzahl aufwiesen, nnd die Abh/ingigkeit zwisehen Wetter und Verkehrsunfall ergibt sich aus der Fest- stellung, dM] in den S 0 m m e r m o n a t e n an heiteren Tagen erheblich mehr Unf~lle eintraten als an triiben Tagen, w/ihrcnd in den W i n t e r m o n a t e n gerade das unbest/~n- dige Wetter zu einer gr61]eren Zahl yon Verkehrsunf~llen Veranlassung gibt (Regen, �9 G1/itte usw.) als das best/~ndige Wetter. Aueh F6hntage zeigten eine sehr hohe UnfMls- ziffer. Am SchluB seiner Arbeit gibt Verf. eine Reihe yon MaBnahmen zur Bek~mpfung der Verkehrsunf/ille an, wie sie z. B. sehon nicht nur in Mfinehen zur Du~chffihrung gelangt sind, besonders ist auf die Wiehtigkeit der Alkoholbek/impfung und auf die Notwendigkeit der allgemeinen Belehrung des Publikums hinzuweisen. Merkel.

Buhtz, Gerhard: Die geriehts~irztliehe Aufkliirung des Yerkehrsunfalls unter be- sonderer Beriieksiehtigung des Unfallhergangs und der Alkoholbeeinfiussung. (Inst. ]. Geric,~tl. Med. u. Naturwiss. Kriminalistik, Univ. Breslau.) (62. Tag. d. Dtsch. Ges. /. Chit, Berlin, Sitzg. v. 21.--26. IV. 1938.) Arch. klin. Chit. 193, Kongr.-Ber., 325--369 n. 61--85 (1938).

Der vorliegende Vortrag ist, wie bekannt, in wesentlich erweiterter Form als Monographie unter dem Titel ,,Der Verkehrsunfall", gerichts/irztlich-kriminalistische Beurteilung unter besonderer Berficksichtigung der Alkoholbeeinflussung ersehienen (vgl. diese Z. 30, 297). Es wird ebenfalls in diesem Vortrag darauf aufmerksam ge- macht , dab es Pflicht des sezierierenden Arztes ist, einmal festzustellen, dal~ der Tod dutch cinen Verkehrsunfall eingetreten ist, und zum anderen, wie der Hergang des UnfMles war. Die zahlreichen kriminalistisch-technischen Hilfsmittel warden erw~ihnt, sowie im einzelnen die durch die Unf~lle erzeugten Verletzungen besprochen, Sehr ausffihrlich wird auch die Alkoholbeeinflussung dargetan. AbschlieBend werden an einigen praktischen F/illen die theoretischen Ausfiihrungen erSrtert.

]:n der Aussprache nahmen zu der Frage der Alkoholbeeinflussung Stellung: Sehum (Berlin), Jungmichel (G6ttingen) sowie t tuchze rmeyer (Danzig). Ebenso wie Buhtz wiesen aueh Sehum und Jungmichel auf die Gefahr selbst eines verhaltnism/iSig geringen iAlkoholgehaltes beim Bewegen im 6ffentHchen Verkehr him Jungmichel (G6ttingen).

Jungmichel, G.: Der Alkoholgehatt des Blutes und seine kriminalistisehe Be- deutung beiVerkehrsunf~illen. (Inst. ]. Gerichtl. u. Soz. Med., Univ. Grei]swald.) (Bonn,

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Sitzg. v. 22. 24: IX . 1938.) Verb. 1. internat. Kongr. gerichtl, u. Soz. Med. 373--421 (1938).

Der mit einem reichhaltigen Schrifttumverzeichnis versehene Berieht J u n g - m i c h e l s kommt zu t01genden Feststellungen: 1, Das W i d m a r k s c h e Verfahren zur Blutalkoholbestimmung ist eine geeignete Meth0de; sie ist fiir jeden medizinisch Un4 chemiseh Interessierten erlernbar. MSgliche Fehlerquellen mfissen dem untersuehenden Arzt bekannt sein, Eine gleiehzeitige Kontrolle der W i d m a r k s c h e n Methode d u r c h andere Methoden ist nieht notwendig, wenn stets eine bekannte AlkoholtestlSsung bei den Untersuchungen mitbestimmt wird. 2. Die Blutentnahme zur Blutalkoholbestim- mung geschieht am besten mittels Venfile. Die Vorteile bei dieser Art der Blutentnahme sind so erhebliche, daI~ sie den vielleicht etwas hSheren Preis gegenfiber der Entnahm~ mittels Capillaren durehaus rechtfertigt. 3. Bei der Erreehnung der getrunkenen A1- koholmenge k6nnen sieh gewisse Schwierigkeiten ergeben. Mit Sieherheit kann dann die genossene Alkoholmenge nieht errechnet werden, wenn aul~er dem Alkohol auch Ieste Nahrungsmittel aufgenommen w u r d e n . 4. Zur forensischen Auswertung der Blutalkoholbefunde hinsiehtlich der Beeintriichtigung der Verkehrssieherheit ist irr erster Linie medizinische Erfahrung notwendig. Eine derartige Beurteilang kann daher nur yon forensisch erfahrenen ~rzten sachgem~l~ durchgeffihrt werden. Jede Sche: matisierung, die auf das seh/irftse abzulehnen ist, ist dann ausgeschlossen. 5. Aueh eine geringe Bhltalkoh01konzentration, unter Umst/~nden schon solche unter 1~ kann Verkehrsuntiiehtigkeit herbeifiihren. Es sind aber stets s/~mtliche inneren und ~ut~eren Umst inde eines jeden Unfalles bei der endgtiltigen Beurteilung zu berficksichtigen. Dabei kSnnen nachtr~gliehe Laboratoriumsversuehe weitgehend zur K1/irung im einzelnen Falle beitragen. 6. Bislang sind keine sonst unseh~dlichen Medikamente oder andere ~ i t t e ! bekannt, dutch die die Alkoholverbrennungsgeschwindigkeit wesent- lich beschleunigt bzw. die Trunkenheitserseheinungen erkeblich gemindert werde~ kSnnen; hingegen vermSgen besondere Umst~nde (Ermiidung, Krankheit usw.) si~ zu verst~rken. 7. Die :Bedeutang der Blutalkoholuntersuchungen erstreckt sich auch fiber den Verkehrsunfall hinaus auf andere Gebiete, wie Versicherungsreeht, Zu- reehnungsfiihigkeit, gewaltsame Todesarten u. a,

In der dem Beriehte J u n g m i e h e l s folgenden Aussp rache kritisierte K r u g (Berlin) die psychoteehnischen Versuehe und gab Anregungen ffir kfinftige Forsehungen. - - Buh t~ (Jena) warnte darer, die Blutalkoholfrage vor Gericht naeh einem Schema zu behandeln. Der Chemiker kSnne wohl die Mengen feststellen, sei aber nicht befahig$,den EinfluI~ uuf die Psyche zu beurteilen. Es sei n6tig, dab die Blutuntersuehungen in den gerichtlich-medizinischerr Insti~uten vorgenommen wfirden. --: He cks teden (Berlin) hat wegen der Beftirchtungen yon Chirurgen nach 3sttindiger oftener Athernarkose in einem ungetfif$eben Operationssaal der Narkosesehwester, dem Operateur und dem Assistenten Blur entnommen und keinerlei EinfluI~ auf den normalen Blutgehal$ gesehen, - - Mueller (Heidelberg) schilderte die Untersuchungen, die Elbe l unter seiner Aufsicht angestellt hatte. Dabei hitte sich ergeben, dab die Resultate be i der Ausrechnung der getrunkenen Menge mit der Wirklichkeit gut iibereingestimmt hitten, nur bei einer Versuchsperson nicht, die viel gegessen hatte. - - W i d m a r k (Lund) betonte, dal~ die GesChiehte mit den erhShten Werten naeh ObstgenuB ganz genau untersucht werden mfisse. Er hitte 27 Personen grebe Mengen Obst nehmen lassen (1000 g) : Bananen, Apfelsinen,. Xpfel, Weintrauben; niemals hatte er erh6hte Werte<.beobachtet, die fiber die :Fehlergrenzen der~ Methoden hinausgegangen w/~ ren . - Koopma.n-n (Hamburg) beobachtete bei Selbst- m6rdern Alkoholwerte zwisehen 0,09 und 1,030/00 . - - B6hmer (Dtisseldorf) sprach fiber die Beeinflussung durch Pharmaea' (Insulin, Chinin, Aspirin und P y r a m i d o n ) . - H o f f m a n n (Berlin) hebt auf Grund se~er im Staatskrankenhaus der Polizei gewonnenen Erfahrungen hervor, dab die Mikromethode nach Widmark_in Handen des s a e h v e r s t a n d i g e n Arzbes,~ der ihre Grenzen kenne, abso!ut einwandfreie Ergebnisse liefere. - - B re i t eneeke r (Wien) ist es ahnlieh wie bei CO-Vergiftungen in 2 Fallen gelungen, in Blutaustritten h6here Wert~ yon Alkohol naehzuweisen als im fibrigen Blur der Leiche. Da der Alkohol verhiltnismil3ig rasch ~erbrenne oder aus dem KOrper ausgesehieden werde, biete die Untersuchung solcher Blutaustritte (Suffusionen, intrakranielle Blutungen) in Leichen yon Personen, die den Unfall noeh einige Stunden bis Tage tiberlebt hitten, oft die einzige M6gliehkei$, wenigstens annahernd den Grad der Alkoholisierung zu beurteilen. ~ S iegmund (Berlin) beriehtete fiber die Ergeb-- nisse der im Staatskrankenhaus der P0lizei in Berlin vorgenommenen Untersuchungen, die sich auf Alkoholgehalt vortiuschende Substanzen im Blur, auf die Vortiuschung bzw. Verstarkung

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yon Trunkenheitszust/~nden dureh Seda$iva und auf ErniichterungsmitCel bezogen. - - Mi- los lavich (Zagreb) wies auf die Bedeutung des Alkoholzusatzes zum Spfilwasser des :Auto, mobils him - - F S r s t e r (Marburg)berichtete fiber die Ergebnisse seiner Untersuchungen bei 90 Verkehrsunf~llen, in denen der Alkohol eine l~olle gespielt hatte. - - Wenzel (Berlin) er: wahnte, daft dureh l~ervitin der :Ablauf der Blutalkoholkurve nicht beeinfluSt werde: Bei seinen Versuehen h~tte er kein Medikament gefunden, das die Blutkurve ver~ndern und die Widm~rksehe Methode irgendwie h/~tte ersehfittern kSnnen, v. Neureiter.

Lande, P., P. Dervill@e et J. Godeau: Diffieult~s de mise en oeuvre et d'interpr@- tation des tests biologiques de l'ivresse dans la pratique m@dieo-lfig~de. (Schwierigkeiten bei der Einffihrung und Auswertung yon biologischen Ergebnissen fiber Alkohol- beeinflussung in der gerichtlich-medizinischcn Praxis.) (Bonn, Sitzg. v. 22.--24. IX. 1938.) Verb. 1. internat. Kongr. geriehtl, u. soz. Med. 427--440 (1938).

Es handelt sich um einen allgemeinen Ubdrblick fiber die u der Blut- alkoholbestimmung im Rechtsleben vom franzSsischen Standpunkt aus. Den Aus- fi~hrungen der Verff. ist zu entnehmen, dal~ die Pflieht des Unternehmers bzw. der Versicherungsgesellschaft zur ZahlUng einer Unf~llrente nach Betriebsunfallen entf~iliL wenn der UnIall durch schwere Trunkenheit des Verungliickten herbeigeffihrt wurde. Im Strafrecht kann schwere Trunkenheit unter Umst~nden Zurechnungsunf~higkeit bedingen. Bei Yerkehrsunf~llen kann Trunkenheit de s Opfers den Fahrer entlasten und Trunkenheit des Fahrers eine Strafversch~rfung bewirken. ~qaeh dem franz5sischen Milit~rstrafgesetzbueh wirkt sich Trunkenheit im allgemeinen strafversch~irfefld aus, Schwere Trunkenheit in der Offentlichkeit ste]lt au~erdem nach franzSsischem Recht eine strafbare Handlung sui generis dar, die mit Geldstrafe geahndet wird. Bei Unter- suchu~g yon Leichenblut empfehlen Verff. die Methode yon Nic loux . Nach Yerkehrs- ufif/~llen sollte bei Yerdacht auf Trunkenheit dutch Polizei und ~rzt darauf gedrungen werden~ da$ der Fahrer sich freiwillig Blur entnehmen l~l~t. Eine Bluter/tnahme ohne Einwilligung ist naeh franzSsischem Recht zur Zeit n0eh nicht ang~ngig. Der u stand der franzSsischen Gesellschaft fiir gerichtliche Medizin hat sich nach Mitteilungen der Verff. dafiir eingesetzt, da$ nach schweren u und namentlich bei Personen, die schon wiederholt u veranial~t haben, auch eine Blutent- nahme ohne Einwilligung durch ein einschl~giges Gesetz f i i r zulassig erkl~rt wird: (Allem Anscheine nach befindet sich die Organisation der Blutentnahme und Blut- untersuchung im Anschlu$ an Verkehrsunf/~lle in Frankreich noch in den Anf~ngen; auf die deutsche Organisation wird nicht naher eingegangen; der Ref.) B. Mueller.

Markov: Die praktisehe Anwendung der Alkoholuntersuehung in Sofia. (Gerichtl., Meg. Inst., Univ: So]ia:) (Bonn, Sitzg. v. 22.~2d. IX. 1938:) Verh. 1. internat. Kongr. gerichtl, u. soz. Med. 441--~44 (1938).

In Bulgarien ist es nieht mehr mSglich - - voriibergehend war dies der Fall - - gegen den Willen des Untersuchten eine Blutentnahme zur Alkoholbestimmung vor- zunehmen. Letztere wird nach der Methode v o n M a r t i n i und N o u r i s s o n (s. Annales des falcifieations et des fraudes 1925, Nr 196), die der Methode yon W i d m a r k /ihnlieh ist, durchgeffihrt. Letztere Methode soll aber auch im geriehtlieh-medizinischen Insti tut in Sofia, da sie als Mikromethode praktiseh leichter anwendbar ist, Verwendung finden: Als Vorprob~ dient die Probe yon S c h m i d t . Jungmichel (GSttingen).

Graf, Otto: Die Beurteilung:der Alkoholblutkonzentration unter Beriieksiehtigung der Fehlermiigliehkeiten. (Kaiser Wilhelm-Inst. ]. A~beitsphysiol., ,Dortmund-M~nster.) Off. Gesdh.dienst 4, A 599--A 610 (1938).

Sehr zu begriiBen sind die Ausffihrungen, well sie sich scharf gegen eine schema- tische Beurteilung des chemisehen Ergebnisses der Blutalkoholbestimmung wenden. Erst die Beurteilung der Alkoholblutkonzentration dutch den/~rztlichen Sachverst/indiger~ kann dem Verfahren die Bedeutung geben, die es als eine der wiehtigsten forensiseh. medizinischen Methoden der Neuzeit verdient. Die chemisehe Untersuchung ist nut eia Teil des Yerfahrens. Sie ergibt nur eine tote Zah!, die erst dutch die Hineinstellung in die ganzen Ver]~/s162 ihre besondere Bedeutung gewinnt. Jungmichel.

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Huber, 0.: Die FestStellung der Alkoholbeeinflussung dureh den Arzt bei der Blutentnahme. (Inst. ]. Gerichtl. u. Soz. Med., Univ. Wi~rzburg.) Mfinch. reed. Wschr. 1938 I, 700--701.

Es wird mit Reeht hervorgehoben, dal~ die klinisehe Diagnose der Alkoholbeein- ~lussung nnr geringen Wert ha t ; bestenfalls kann sie manchmal eine Best~tigung des Ergebnisses der chemisehen Untersuehung sein. Einer Differenz zwischen klinischer und chemischer Untersuehung ist unseres Erachtens keine Bedeutung beizumessen, wenigstens nieht bei den Konzentrationen, die bei Verkehrsunf~llen am h~ufigsten zur Beobaehtung kommen, das ist zwischen 1 und 2~ Die chemische Untersuehung stellt jedenfalls eine ungleich exaktere und bessere Methode dar. Der Einwand, der ~m Gerichtssaal nieht selten gemaeht wird, dab der Unterschied zwischen dem Er- gebnis der ~rztlieh-iosyehologischen und der ehemischen Untersuchung auf eine Ver- ~vechslung der Blutproben hinweise, ist nicht begrfindet. Stets ist bei der Differen- zierung zwisehen klinischer und ehemischer Untersuehung aueh noch zu beaehten die Zeit, die. verflossen ist zwischen der Blutentnahme nnd dem Ereignis, das zur Blut- entnahme Veranlassung gegeben hat (Ref.). Jungmichel (GSttingen).

Zur Methodik der Blutalkoholbestimmung. Chemik.-Ztg 1938, 8521 (S. aueh das Referat K i o n k a - A n e , diese Z. 30, 189.) Es bander sieh bei diesem

kurzen Artikel nut um ein Referat der Sehrift yon Aue. Am Ende des Referates wird die zwar bekannte, aber nieht bereehtigte Forderung erhoben, ,,die Blutalkoholbe- stimmung nut in die geschulten H~nde eines auf diesem Sondergebiet effahrenen Chemikers zu legen". Jungmichel (GSttingen).

Brosig, W.: Die Bedeutung des Widmarksehen Blutalkoholnaehweises bei Ver- kehrsunf~illen. (Gerichtl.-Med. Inst., Dtsch. Univ. P~ag.) Dtseh. Arzt tseheehosl. Republ. 1, 384--388 (1938).

Veff. besprieht die aus dem Schrifttum bereits bekannten Tatsachen fiber die Aus- wirkung des Alkoholgenusses bei Verkehrsunf~llen und anderen Delikten sowie die Widmarksche Methode znr Bestimmung der Blutalkoholkonzentration und deren forensische Bedeutung. Zum Sehlul~ werden die in der Tschechoslowakei geltenden gesetzlichen Bestimmungen, die sich auf Trunkenheit im Verkehr beziehen, angeffihrt und die Forderung erhoben, auch in der Tsehechoslowakei die Widmarksche Methode zur Sicherung der Trunkenheitsdiagnose einzuffihren. Die Anregung des deutschen Gerichtlieh-medizinisehen Institnts zur u dieser Methode hat nut eine Empfehlung der LandesbehSrden zur Blutuntersuchung bei dem genannten Institut bewirkt, jedoeh mul~ der zu Untersuehende seine Einwilligung geben und die Kosten bestreiten. Im fibrigen stfitzt sieh die Diagnose bisher nur auf den klinisehen Befund. Eine ~nderung dieser Sachlage seheint a.ber zu erwarten zu sein, da das Ministerium fiir 5ffentliches Gesundheitswesen und kSrperliehe Erziehung die medizinisehe Fakult~t der Deutschen Universit~it in Prag um Abgabe eines Fakult~tsgutachtens fiber die Yerwendbarkeit der Widmarkschen Methode in jiingster Zeit ersucht hat.

Matzdor]/ (Berlin).

Sievers, Ad.: Experimentelle Untersuehungen fiber Auinahme, Verteilung und Verbrennung des Alkohols im mensehliehen K~rper, (Inst. /. Gerichtl. Med., Univ. GSttingen.) GSttingen: Diss. 1938. 37 S.

Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation sind bereits yon E lb e l in seinem Buch verwertet word'en (vgl. S. 47ff.). Im besonderen maeht S ieve r s auch auf die Yer~nderlichkeit des Faktors r, sowie auf die yon 1~ aufmerksam und betont mit Recht die Vorsicht bei der Ausrechnnng der nach Nahrungsaufnahme getrnnkenen Alkohol- menge. (Die etwas zu welt gehenden Schlfisse sind jedoch bereits yon Muel le r auf dem 1. internationalen KongreB ffir gerichtliche und soziale Medizin in Bonn riehtig- gestellt; vgl. Verhandlungsbericht S. 409.) Jungmichel (GSttingen).

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Danger, Wilhelm: Experimentelle rStnd[en zur Frage der Beziehungen zwisehen Blutalkohoigehalt und Alkoho!wirkung. (Inst. /. Ger~cht[. MecL, Un~v: G6ttingen.) GSttingen: Diss. 1938. 51 S. u. 5 Abb.

Die Untersuchungen warden an 5 Versuchspersonen durchgeffihrt, denen keinerlei Yorschriften fiber ihre Lebens~fihrung gemacht wurden, um der Wirklichl~eit besonders :nahe zu kommen. Natiirl~eh warden Aufzeichnungen fiber die Nahrungsaufnahme und einen evtl. Alkoholgenu] im Protokoll gemacht. Die Versuchsarbeit .and Vers~tchs- anordnung dagegen waren bei allen gleich: 1. Geschiekliehkeitsfibung, bei der 10 in 2 Reihen zu 5 nebeneinander liegende Gardinenringe mSgliehst sehnell mit der reehten Hand auf einen in tier ]inken Hand gehaltenen I~Iolzstab gestreift warden. 2. Einfache Additi0nsfibungen an Hand der Kraepe l inschen Rechenhefte. Ergebnisse: Bei einem Blutalkoholgehalt fiber 1,5~ Abnahme der. Geschwindigkeit bei der Ring- arbeit Ms Zeichen einer beginnenden motorischen L~hmung. Bei geringeren Alkohol- werten hgnfig Zsnahme der Geschwindigkeit, aber auf Kosten der Genauigkeit. Die Fehlerzahl dieser Geschickliehkeitsiibung nahm auch bei Konzentrationen unter 0,6~ zu, bei 0,90/00 wurde die Fehlerzahl verdoppelt his verdreifacht. Im Additionsversueh war die absolute Leistung bei Werten fiber 1,1~ verringert, kein Ansteigen der Fehler- zahl. Der hSchste Grad der Leistungssch~digung fund sich entweder zur Zeit der st~irk- sten Aikoholansammlung im Blute oder etwas sp~ter. Die Leistung des Nfichtern- vorversuehs warde im Ver]au~e der Versuehe nut in wenigen F~llen teilweise winder erreicht, und dann nut bei sehr geringem Blutalkoholgehalt unter 0,5~ Die Leistnngen, die sti~rkere Ansprfiehe an die Motoril~ stellten, erschienen starker beeinflul]t dutch den Alkohol als sensorisehe Vorg~inge. Dnreh Tabakgifte Verst~irkung der subjektiven Rauschsymptome, objektiv erneute Leistungsminderung.bei fiber 0,9~

Matzdor]] (Berlin). Notz-SehWarz,'ingeburg yon: ~ber den Verlauf der Blutalkoholkurven bei Verab-

reichung von Coffein, Cardiazol, Pyramidon and Insulin. Gie~en: Diss. I938. 23 S. Es warden naeh einem Vorversueh mit reinem Alkohol einige als Erniichterungs-

and Katerverhfitungsmittel'bekannte Pharmaca: Coffein, Pyramid0n, Cardiazol:und :Insulin, an 5 Versuchsioersonen lira Hinblick auf ihre Wirkung als Katerverhfitungs- mittel und ihren Ei~ffluB auf den BlutMkoholgehalt geprifft. - - Mit Ausnahme des Pyramidons zeigte sieh nine Herabsetzung der subiektiven and objektiven Rausch- zeichen and Katererseheinungen, die beim Coffein und Insulin am ausgepr~gtesten, beim Cardiazol weniger deutlieh in Erscheinung t ra t . - -Die Karve der Blutalkoholwerte zeigte beim Cbffein, Pyramidon and Cardiazol keine Abweichungen gegenfiber den Werten im reinen Alkoholversueh, die fiber das MM~ der normalen Sehwankungsbrei~e hinausgingen. Bei den Versuehen mit Insulin zeigte sich eine Tendenz zur Steigerung .der Umsetzungsgeschwindigkelt des Alkohols, die ihren Ausdruck finder in einem .schnelleren Absinken der Blutalkoholwerte. Dieser ist bier bereits nach 160 bzw. 180 Minuten praktiseh aus dem Blute versehwunden, stat~ im Versuch mit der gleichen Alkoholmenge ohne insulin noeh nach 2i0 Minuten 0,22~ bzw. naeh 160 Mi- nnten n0ch 0,25~ . - - Die Beeinflussung des Zustandsbildes naeh Alkoholgenul~ dutch Coffein und Cardiazol beruht nicht auf einer ~nderung der Verbrennungsverh~ltnisse des A l k o h o l s . - Der Yergleich der Blutalkoholkurve mit den klinisehen Rauschsym- ptomen zeigt, da~ diese keinen sicheren MaBstab ffir den Grad der Trunkenheit bietet,

Jungmichel (GSttingen). Benner, Hans: Untersuehungen fiber die Ver~inderung des Alkoholgehaltes in

unter versehiedenen Bedingungen aufbewahrten Blutproben. (Inst. /. Geriehtl. Med., Univ. GSttingen.) GSttingen: Diss. 1937 (1938). ~ 21 S.

�9 Bestfis yon Ergebnissen, die aueh yon anderen Seiten ermittelt wurden (s. a. E l b e l , Die wissensehaftlichen Grundlagen der Beurteilung yon Blutalkoholbefunden, Thieme Verlag 1937, S. 19ff.). - - In nicht steril aufbewahrten Blutproben ~ndert sich ,der Alkoholgehalt nur wenig, wenn die Aufbewahrungsgef~i]e ganz oder fast ganz mit

Z. f. d. ges. Gerichtl . ~Iedlzin. 31. Bd. 21

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Blur gefiillt sind, und wean die Aufbewahrung bei normaler and bei erniedrigter Tem- peratur effolgt. Bei erh6hter Temperatur (Brutschrank) kommt es ~egelm~l]ig bei gefiillten Gef~l~en zu einem Ansteigen des Reduktionswertes, bei ~ grol~er Lufts~ule iiber den Proben t~itt eine Titersenkung auL UnerSffnete, also sterile Blutproben, behalten ihren Reduktionswert woehenlang, aueh bei Aufbewah~ung bei Zimmertemperatur.

Jungmichel (GSttingen). Palmieri, Vineenzo Mario: La rieerca dell'alcool nel eadavere in lmtrefazione.

(Die Alkoholbestimmung bei in F~iulnis iibergegangenen Leichen.) (Istit. di Meg. Leg. e el. Assicurazioni, Univ., Bari.) (Bonn, Sitzg. v. 22.--24. IX. 1938.) Verb. 1. in- ternat. Kongr. gerichtl, u. soz. Med. 463--469 (1938).

Zur Untersuchung diente Blur und Muskulatur yon Leichen, die bei versehiedenen Temperaturen aufbewahr~ waren. In jedem Fall wurde nach der Methode yon N i c l o u x gearbeitet. Verglichen wurde der Gehalt an reduzierenden Stoffen aus Leiehen, die mit Sicherheit Alkohol enthielten, mit solehen, bei denen dieses mit Sicherheit auszu- sehliei]en war. Wurden die Leichen bei 0 ~ aufgehoben, so blieb ein erheblicher Unter- schied des Gehaltes yon Blur and Muskulatur noeh bis zum 30. Tage festzustellen, wenn auch eine Verminderung der Diffe~enz dadureh festzustellen war, dai] einerseits der Gehalt an Alkohol in den alkoholhaltigen Leiehen abfiel, andererseits in den nicht alkoholhaltigen Leichen leicht anstieg. Bei ErhShung der Temperaturen auf 15, 30 und 45 ~ wurde der Unterschied zunehmend st~rl~er verwischt, besonders dutch rapid schnelles Abiallen des Alkoholgehaltes in den alkoholischen Leichenteilen, abet aueh dutch Ansteigen der reduzierenden Stoffe in den nicht alkoholhaltigen. So war bei 15 ~ am 25. Tag nut ein Unterschied yon 0,9, bei 30 ~ kein Untersehied am 15. Tage, und bei 45 ~ schon nieht mehr am 7. Tage iestzustellen. Reinhardt (Belzig).

Sonstige Kiivpe~verletzungen. Gewaltsarne~ Tod.

Lewifiski, Waelaw: Selbstmord dutch zweifachen GehirnsehuB. Czas. s~d.-lek., 296---308 (1938) [Polniseh].

L e w i n s k i teilt einen SelbstmordfalI mit, in welchem ein 35i~hriger Mann 2 Schiisse naeheinander gegen die Stirnmitte und gegen die linke Pa~ietotemporalgegend abieuerte und bald danach verschied. Beide Projektfie fand man in de~ linken Hi~nhemisph~re. Der Fall beweist, dalt nach Hirnschuit der Mensch nicht sofort das Bewul]tsein verlieren mul~. L. Wachholz.

Bonnet, Frederieo, und J. Eduardo Astarl~a: Knoehen-Haut-Verletzungen dureh SehuB mit Mausergewehr. (Cdtedra de Med. Leg., Univ., Rio de Janeiro.) Arqu. brasil. Neuriatr. 21, 10--16 u. dtsch. Zusammenfassung 16--17 (1938) [Portugiesisch].

Beim Hantieren mit einem Mausergewehr litste sich ein Schu/3 aus 5 em NiChe and durch- bohrte den Oberarm, wobei es zugleick zu einem Brueh des Oberarms kam. Es werden nun eingehend geschildert die Ein- und AusschuB6ifnung (erstere grol], letztere klein), die Art der Knoehenverletzung (l~6ntgenaufnahme), die Umgebung der ttautwunde, dann die Behandlung und Heilung. Ganter (Wormditt).

Nikolski, N.: Zwei F~ille yon Verwundungen des Herzens dureh Feuerwat~en. (Chit. Abt., I. Stgdt. Krankh. Kowrowsk, Iwanowski K~eis.) Chirurgija Nr 6, 148--151 (1938) [Russisch].

Bericht iiber 2 penetrierende Schul~verletzungen des I~erzens nnd de~ ~echten Lunge, die naeh Herznah~ t6dlieh verlaufen sind.

Fall 1. Bei 24j~hrigem Mann hat eine im 3. linken Intereostalraum eingedrungene Revolverkugel den linken Ventrikel, die Valvul~ trieuspidalis, den reehten Vorhof und die reehte Lunge durehbohrt. Bei der Operation wird die vordere Herzwunde dureh Catgutn~hte verschlossen. Die Wunde an der Hinterfl~ehe kann nicht gefunden werden, keine Blutung yon doff. Wundnaht in Schiehten unter Znriieklassen yon ])rains. Bluttransfusion 100 ccm. Naeh 28 Stunden Exitus infolge lqaehblutung aus der ungen~hten hinteren Herzwunde. - - :Fall 2. Bei 26j~hrigem Mann hat die im linken 5. Intereostalraum eingedrungene Revolver- kugeI das Herz nnd die rechte Lunge durehbohrt. Naht der Vorderwand des linken Ventrikels mit Catgut. Beim ~q~hversuch der hins Herzwunde sehneiden die Ffi~ten sofort durch, daher Deekung der Wunde dutch Dariibern~hen yon Peril~rd. V~undnaht, Tampon im nn-