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3. Auf gerichtliche Chemie beziigliche. 729 des Bodens ist besehr~nkt; sobald dieselbe erschSpft ist~ geht die AI- kaloidlOsung unveriindert durch den Boden hindurch. Tetanus-Reinculturen wurden beim Filtriren durch tIumusboden entgiftet, durch Sandboden nur abgeschw~cht. Far den gerichtlichen Chemiker ist das Verschwinden der Alkaloide beim Filtriren yon Alkaloidl(isungen durch Erdboden yon besonderer Wichtigkeit. Ueber Pilzgifte hat K o b e r t 1) interessante Mittheilungen gemaeht. Da dieselben jedoch auf den chemischen Naehweis der in Frage kom- menden K6rper nieht eingehen, muss ich reich darauf beschriinken, das Original bier namhaft zu maehen ....... ~,ine neue Reaction auf Cocain hat Aloys Kuborne jun. 2) an- gegeben. Man tibergiesst etwas Coca~n in einem kteinen Porzellan- sch~lchen mit etwa 1 cc Salpeters~ure yon 1.,4 specifisehem Gewieht, dampft auf dem Wasserbade viillig zur Trockne, l~tsst erkalten und gibt Zu dem erkalteten Rtickstande: einen Tropfen alkoholische Kali-- 10sung. 3) Es entsteht keine F~trbung (Unterschied am Atropin). Bringt man aber das Schalehen wieder auf's Damp~bad, so entsteht pl~tzlich eine intensiv violette Fiirbung. Vergiftungen mit Strychnin und Bruein k6nnen durch das Pulver der Breehntisse (Semen Strychni~ nux ~(omica) oder der Gottesgeriehts- bohne (Semen Ignatii) bewirkt sein. Das Pulver beider Samen zeigt bei der mikroskopisehen Untersuchung charakteristisch zusammengesetzte Pflanzenhaare. C o lli n 4) hat nun versucht, Unterseheidungsmerkmale zwischen den Pnlvern der beiden genannten giftigen Samen aufzufinden. Im Breehnusspulver fanden sich kurze Fragmente der Haare, bier und da auch grSssere Fragmente, welehe yon der st~rkeren Basis tier Haare stammen. Im Pulver der Ignatiusbohne sind solche ttaartriimmer welt ' weniger zahlreich, die Haare gewShnlich l~tnger und h~ufig mit einander verbunden. Der Ignatiusbohne fehlen die Sklerenehymzellen (Steinzellen), welche sich im Brechnusspulver constant fanden und an ihren dieken, gelben Wandungen nnd wellenf~rmigen Umrissen leicht zu erkennen sind. Im Ignatiuspulver werden sie dureh sehr sehmale Zellen ersetzt. 1) Dorpat, Na¢ur£-Gesellsch. 1891; durch Pharm. Cenh'alhalle 33, 414. 9) Pharm. Centralhalle 83, 411. 3) Besser noch eine L~sung yon Aetzkali im Amylalkohol. 4) Pharm. Zeitung 87, 282.

Vergiftungen mit Strychnin und Brucin

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3. Auf gerichtliche Chemie beziigliche. 729

des Bodens ist besehr~nkt; sobald dieselbe erschSpft ist~ geht die AI- kaloidlOsung unveriindert durch den Boden hindurch.

Tetanus-Reinculturen wurden beim Filtriren durch tIumusboden entgiftet, durch Sandboden nur abgeschw~cht.

Far den gerichtlichen Chemiker ist das Verschwinden der Alkaloide beim Filtriren yon Alkaloidl(isungen durch Erdboden yon besonderer Wichtigkeit.

Ueber Pilzgifte hat K o b e r t 1) interessante Mittheilungen gemaeht. Da dieselben jedoch auf den chemischen Naehweis der in Frage kom- menden K6rper nieht eingehen, muss ich reich darauf beschriinken, das Original bier namhaft zu maehen . . . . . . .

~,ine neue Reaction auf Cocain hat A l o y s K u b o r n e jun. 2) an- gegeben. Man tibergiesst etwas Coca~n in einem kteinen Porzellan- sch~lchen mit etwa 1 cc Salpeters~ure yon 1.,4 specifisehem Gewieht, dampft auf dem Wasserbade viillig zur Trockne, l~tsst erkalten und gibt Zu dem erkalteten Rtickstande: einen Tropfen alkoholische Kali-- 10sung. 3) Es entsteht keine F~trbung (Unterschied am Atropin). Bringt man aber das Schalehen wieder auf's Damp~bad, so entsteht pl~tzlich eine intensiv violette Fiirbung.

Vergiftungen mit Strychnin und Bruein k6nnen durch das Pulver der Breehntisse (Semen Strychni~ nux ~(omica) oder der Gottesgeriehts- bohne (Semen Ignatii) bewirkt sein. Das Pulver beider Samen zeigt bei der mikroskopisehen Untersuchung charakteristisch zusammengesetzte Pflanzenhaare. C o l l i n 4) hat nun versucht, Unterseheidungsmerkmale zwischen den Pnlvern der beiden genannten giftigen Samen aufzufinden. Im Breehnusspulver fanden sich kurze Fragmente der Haare, bier und da auch grSssere Fragmente, welehe yon der st~rkeren Basis tier Haare stammen. Im Pulver der Ignatiusbohne sind solche ttaartriimmer welt ' weniger zahlreich, die Haare gewShnlich l~tnger und h~ufig mit einander verbunden. Der Ignatiusbohne fehlen die Sklerenehymzellen (Steinzellen), welche sich im Brechnusspulver constant fanden und an ihren dieken, gelben Wandungen nnd wellenf~rmigen Umrissen leicht zu erkennen sind. Im Ignatiuspulver werden sie dureh sehr sehmale Zellen ersetzt.

1) Dorpat, Na¢ur£-Gesellsch. 1891; durch Pharm. Cenh'alhalle 33, 414. 9) Pharm. Centralhalle 83, 411. 3) Besser noch eine L~sung yon Aetzkali im Amylalkohol. 4) Pharm. Zeitung 87, 282.

730 Bericht: Atom-und Aequivalentgew-ichte der Elemente.

Kocht man die Pulver in Wasser unter Zusatz yon etwas Natronlauge,' so treten im Pulver der Ignatiusbohne, nicht im Brechnusspulver, eigen- thfimliche Krystalle a u f , die entweder als Bfindel v0n Raphiden, welche yon einer Mittels~ule ausgehen, oder als Agglomerate feiner ~Nadeln

sichtbar sind.

V. Atom- und Aequivalentgewichte der Elemente.

: Von

W. ]~resenius.

]~ine neue Bestimmung des Atomgewiehtes des Cadmiums haben H. :N. M o r s e und H. C. Jon-es 1) ausgeffihrt. Zu derselben wurden

sie veranlasst, weil sie fanden, dass die Methode der Reinigung des Metalls dureh fractionirte Destillation, welche sich bei der Arbeit yon

M o r s e und B u r t o n 2) fiber das &tomgewicht des Zinks so gut be- w/ihrt hatte und welche auch von B u r t o n und V o r c e ~)bei der Atom- gewichtsbestimmung des Magnesiums mit bestem Erfolge angewandt worden ist, aueh beim Cadmium gute Resultate lieferte.

Da wi~hrend der Ausffihrung dieser Untersuehung die Abhandlung yon P a r t r i d g e 4) fiber denselben Gegenstand ersehien, und dieser Autor ebenfalls zur Reinigung seines Ausgangsmaterials die Destillatiou des Metalls ausgeffihrt hatte, so dehnten die Verfasser ihre Untersuehungen, die sie anfangs nur auf die Ueberffihrung des Metalls in 0xyd be- schr/inken wollten, aueh auf die Bestimmung des Verh/~Itnisses yon Cadmiumoxalat zu Cadmiumoxyd aus, weil diese Methode unter den yon P a r t r i d g e angewandten ihnen als die aussichtsvollste erschien.

Als Ausgangsmaterial benutzten die Verfasser yon S c h u c h a r d t bezogenes ~cadmium met. puriss, galv. redue.,< Dieses pulverffirmige Metall wurde zun~tchst in einer VerbrennungsrOhre im Strome sorgf~tltig gereinigten Wasserstoffs liingere Zeit erhitzt und auf diese Weise in

1) American chemical Journal 14, 261. 2) Vergl. diese Zeitsehrift 28, 651. 3) Yergl. diese Zeitschrift 80, 396, 4) Vergl. diese Zeitschrift 80, 656.