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548 (Aus dem Forsehungs-Institut der AEG, Bertin-Reinickendoff.) Versuche zur Frage nach einer Polarisation der ElektronenweUe. Von E. Rupp in Berlin. ]Kit 5 Abbildungen. (Eingegangen am 5. Januar 1929.) Bei zweimaliger Reflexion sines Elektronenstrahles (120, 240, 380 Volt) an Ein- kristal][l~ichen yon Kupfer zeigt q]ie reflektierte Elektronenmenge keine selektiven Reftexionsmaxima in Abh~ingigkeit yon eiaer Drehuag des zweiten Reflektors um die Strahlachse. Elektronen, die dureh ein iiafieres .~[agnetfeld geriehtet sind, verhalten sich wie Elektronen im feldfreien Raum. 0b eiae bei Reflexion eiaes Elek- tronenstrahles yon 150 Volt Gesehwindigkeit under einem selektiven Beuguagswinkel an der {lll}-Fl~ehe yon Kupfer ge[undene polarisations~ihnliche Erseheinung reell ist, kann wegen experimenteller Sehwierigkeiten nieht entsehieden werden. w 1. Von den Bestimmungsstiicken, die ' das Elektron als Wellen- vorgang charakterisieren, ist bisher nur die Wellenliinge dem Experiment zugi~nglich. Die Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle ist in letzter Zeit iifters gestellt worden, ohne dal] positive Ergebnisse gewonnen worden wi~ren. So haben Davisson und Germer in Analogie zum optischen Veffahren der gekreuzten Spiegel Versuche mitgeteilt tiber zweimalige Elektronenreflexion an Kristallen bei Drehung des einen Reilektors *. Die wichtlge Frage nach elner Verkopplung von Polarisations- erscheinungen mit dem magnetischen Moment des Elektrons hat F r. Wolf ** aufgewoffen. Auch die hier mitzuteilenden Versuche suchen ebenfalls nach einer Kopplung von Polarisation und magnetischem Moment des Elektrons. Es wird das Verfahren der doppelten Reflexion an Einkristallfliichen bei Drehung des einen Reflektors angewendet, wobei die Elektronen durch ein homogenes Magnetfeld gerichtet werden. Rein experimentell ist also die Fragestellung: Elektronen mittlerer Geschwindigkeit werden an Einkristallfli~chen zweimal reflektiert. Ist die reflektierte ]~enge ab- hiingig vom Drehwinkel, den der zweite Reflektor mit tier Strahlaehse bildet, und hat ein homogenes i~ui}eres Magnetfeld Einflui] auf die Reflexion ? * J. C. Davisson und L.H. Germer, Nature 19281 S. 809. ** Fr. Wolf, ZS. f. Phys. 52, 314, 1928.

Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle

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Page 1: Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle

548

(Aus dem Forsehungs-Ins t i tu t der AEG, Bertin-Reinickendoff.)

V e r s u c h e zur F r a g e n a c h e i n e r Po l a r i s a t i on d e r E l e k t r o n e n w e U e .

Von E. Rupp in Berlin.

]Kit 5 Abbildungen. (Eingegangen am 5. Januar 1929.)

Bei zweimaliger Reflexion sines Elektronenstrahles (120, 240, 380 Volt) an Ein- kristal][l~ichen yon Kupfer zeigt q]ie reflektierte Elektronenmenge keine selektiven Reftexionsmaxima in Abh~ingigkeit yon eiaer Drehuag des zweiten Reflektors um die Strahlachse. Elektronen, die dureh ein iiafieres .~[agnetfeld geriehtet sind, verhalten sich wie Elektronen im feldfreien Raum. 0b eiae bei Reflexion eiaes Elek- tronenstrahles yon 150 Volt Gesehwindigkeit under einem selektiven Beuguagswinkel an der {lll}-Fl~ehe yon Kupfer ge[undene polarisations~ihnliche Erseheinung reell

ist, kann wegen experimenteller Sehwierigkeiten nieht entsehieden werden.

w 1. Von den Bestimmungsstiicken, die ' das Elektron als Wellen-

vorgang charakterisieren, is t bisher nur die Wellenli inge dem Exper iment

zugi~nglich. Die Frage nach einer Polar isat ion der Elektronenwel le is t

in le tz ter Zeit iifters geste l l t worden, ohne dal] positive Ergebnisse

gewonnen worden wi~ren. So haben D a v i s s o n und G e r m e r in Analogie

zum optischen Veffahren der gekreuzten Spiegel Versuche mi tgete i l t tiber

zweimalige Elektronenreflexion an Kr is ta l len bei Drehung des einen

Rei lektors *. Die wichtlge Frage nach elner Verkopplung von Polarisat ions-

erscheinungen mit dem magnetischen Moment des Elekt rons hat F r. W o l f **

aufgewoffen.

Auch die hier mitzutei lenden Versuche suchen ebenfalls nach einer

Kopplung von Polar isat ion und magnetischem Moment des Elektrons.

Es wird das Verfahren der doppelten Reflexion an Einkristallf l i ichen

bei Drehung des einen Reflektors angewendet, wobei die Elektronen

durch ein homogenes Magnetfeld ger ichtet werden. Rein experimentell

is t also die Frages te l lung: Elekt ronen mi t t le re r Geschwindigkei t werden

an Einkristallfli~chen zweimal ref lekt ier t . I s t die ref lekt ier te ]~enge ab-

hiingig vom Drehwinkel, den der zweite Ref lek tor mit tier Strahlaehse

bi ldet , und ha t ein homogenes i~ui}eres Magnetfeld Einflui] auf die

Reflexion ?

* J. C. Davisson und L.H. Germer , Nature 19281 S. 809. ** Fr. Wolf, ZS. f. Phys. 52, 314, 1928.

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E. Rupp, Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle. 549

Die Versuche sind negativ verlau[en*. Es soll daher der Berici~t

hiertiber kurz gehalten werden.

w 2. V e r s u c h s r S h r e (Fig. 1). Vom negativ geladenen Glahdraht ~ tref[en Elektronen durch die geerdete Blende B auf den Einkristall E v Der Au~tre[[wlnkel ist 45 ~ in den meisten Fallen, nut in w 5 wird die R(ihre so abgeiiadert, dat] die Elektronen unter einem Winkel selektiver Reflexion auftretfen. An Es wird der Elek~ronenstrahl wieder reflektiert in dem Auff~tnger A. Die Halle H

J

is~ geerdet. E lund E 2 sind negativ " ~ aufgeladen au[ eine Spannung yon

90 070 unter der Spannung V des Gliihdrahtes, so daft im wesent- lichen nur die Elektronen unter- ~ sueht werden, die keinen merk- ' lichen Geschwindigkeltsverlust !I

erlitten haben. Die Halter, auf i l

denen E~ und E~ sitzen, sind // dutch eine (nieht gezeiehnete) Vorrichtung nach zwei Richtungen

verstellbar zur genauen Einstellung ~ E ~ _ ~ ~--:

des Ileflexionswinkels and zur Zentrierung der Anordnung. Zu

letzterem Zweek dienen auch die Schliffe, an denen die Halter an

tier VersuehsrShre sitzen. Der Fig. 1. Versuebsrghre. Schliff in der Mit~e der Versuchs-

rShre gestattet, den Re[lektor E~ zur Ebene des Reflektors E 1 um be-

liebige Winkel zu verstellen, wobei tier Auffanger A mitgedreht wird.

Die auf E 1 auftreffende Elektronenmenge is~ von der GrSl]e einiger

Milliampere. Der S~rom im Au[fi~nger A, gemessen mit einem E d e l - mannschen Elektrometer, ist yon der GrSl~enordnung 10-~-~Ampere

(auger w 5). Die RShre ist wahrend des Versuches dauernd an eine Gaedesehe Stahlpumpe angesehlossen.

Die Stellung von E~ gegeniiber E l in Fig. 1 sei als 0 ~ bezeichnet; als 90 ~ wenn E~ dem Besehauer der Fig. 1 zugekehrt ist, und als 180 ~ wean E e A auf derselben Seite wie E, G steht.

* Mitteilung dieses Ergebnisses s. E. Rupp, ZS. f. Phys. ,~2, 15, 1928.

Page 3: Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle

550 E. Rupp,

Die zwei verwendeten Kupfereinkristalle reflektierten in ihrer { 111 }- Ebene. 15ber die Herstellung dieser Kristalle wird in anderem Zusammen- hang berichtet werden.

w R e f l e x i o n bei k o m p e n s i e r t e m e r d m a g n e t i s e h e n F e l d (Fig. 2), Das erdmagnetisehe Feld war (lurch einen Drahtkreis auf etwa

1/50 Gaul] kompensiert. Der Au[treff- " x -----~ q ~ ~ winkel war 45 ~ d i e Elektronen-

i \ gesehwindigkeit 120, 240 und 380 Volt. Bei 70 Volt war die reflektierte Menge

~t~-o zu gerJng, um gemessen werden zu

kSnnen. Ist die Versuehsanordnung J : nicht richtig zentriert, so ~indet man :~ 8goVo# ~ leicht Schwankungen der reflektierten

• • • ~ ~ Elektronenmenge, die auch periodisch

o! ~ ~ ~ ~l ~ ~ ~ ~ I sein k(innen; aber bei guter Zentrierung 80 ~ 7gOa~.~

- - eine keineswegs ]eiehte Aufgabe - - Fig. 2.

verschwinden diese Sehwankungen, und man erhglt Ergebnisse, wie sic in Fig. 2 unten fiir 380 Volt eingezeiehnet sind. Die Schwankungen der re[lektierten Menge J als Funktion des Drehwinkels e~ sind hierbei kleiner als 1%. Bei 240 Volt waren die Sehwankungen zwisehen 1 und 2 %, bei 120 Volt 4 bis 5 %.

w R e H e X i o n in e inem h o m o g e n e n M a g n e t f e l d . Um ein homogenes Magnet[eld im Gebiete der gesamten Versuehsri~hre zu erhalten, wurde die Vertikalintensit~t des erdmagnetischen Feldes

kompensiert durch einen horizontal gelagerten Drahtkreis, so da] als homogenes Magnetfeld die Horizontalkomponente des Erdfeldes iibrig- blieb. Eisenteile waren nieht in der Niihe der Yersuehsanordnung. Die

gesamte Versuehsrilhre konnte am Pumpansatz so gedreht werden, dal)

ihre Aehse E 1 E 2 einmal in der Riehtung NS lag, das andere Mal in Riehtung 0W. Die Richtung der ttorizontalintensitgt ,~ Zum Elektronen- strahl ist in den Fig. 3 und 4 eingezeichnet.

Es ist zu erwarten, dai] das erdmagnetische Feld geniigt zur Aus- riehtung der Elektronen in Stellungen parallel und antiparallel zur Gesehwindigkeitsriehtung des Strahles. Der Auftreffwinkel des Elektronen- strahles auf/~1 war 45 ~

a) H o r i z o n t a l i n t e n s i t a t p a r a l l e l z u m S t r a h l E 1 E~ (Fig. 3). Die Versuehe wurden wieder mit Elektronen yon 120, 240 und 380 Volt Geschwindigkeit ausgefiihrt. Die Messung fiir 240 Volt zeigt Fig. 3

Page 4: Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle

Versuche zur Frage nach ein.er Polarisation der Elektronenwelle. 551

unten. Die re[lekderte Menge s~eigt mit zunehmendem Winkel langsam

und kontinuierlich an (von 7 auf 9 Skt.). Periodische Schwankungen

sind nicht vorhanden. Der kontinuierliche Anstieg ist aui Ablenkung der Elektronen auf den Weg E 2 A durch das Magnetfeld zuriickzufiihren. Er war bei 120 Volt noch etwas starker, hingegen schwacher bei 380 Volt.

b) g o r i z o n t a l i n t e n s i t ~ t s e n k r e c h t z u m S t r a h l ~ l E ~ (Fig.4).

Elektronengeschwindigkeit 120, 240 und 380 Volt. Bel 380 u slnd die Schwankungen def. re~lektierten Intensit~t, Fig. 4 unten, etwa 1%.

\ Jf 70 I~ 3801/o# ~ =

" .900 f8~ ~ ,90 o ]80o0:

Fig. 3. Fig. 4.

Bei 240 Volt waren sie 3 his 4 % und bei 120Volt 5 bis 6 % ohne kontinuierliche ~nderungen und ohne Periodizit~t.

w 5. R e f l e x i o n u n t e r e i n e m W i n k e l s e l e k t i v e r Re~lex ion . Bei den bisherigen Versachen war der Auftreffwinkel des Elektronen- strahles 45 ~ Es schien wichtig, die Frage zu untersuchen, ob ,n ter

einem Winkel selektiver Reflexlon (Beugungswinkel) die oben vergeblich gesuchten Polarisa~ionserscheinungen auftreten wfirden.

Dazu wurde in einer Versucbsanordnung, ghnlich tier yon D a v i s s o n and G e r m e r , nach Braggschen Iaterferenzen an der Fl~che {111} eines Kupfereinkristalles gesucht. F~ir Elektronen yon 150Volt Geschwlndig- keit flndet man an { 111 } yon Kupfer ein selektives Maximum bel 120 * (3. Ordnung).

Es wurde daher in einem Winkelbereich yon 12 o bis 140 ein

Elektronenstrahl yon 150 Volt an 51 und E~ reilektiert bei Kompensation des erdmagnetischen Feldes. Leider war die reilektierte Elektronen- menge au~]erordentlich gering (Emptindlichkeit des Quadrantelektrometers 1/~o o Volt), und die genaue Zentrierung der Apparatur machte gro~e

* Winkel zur E;mkristallfl~che.

Page 5: Versuche zur Frage nach einer Polarisation der Elektronenwelle

552 E. Rupp, Yersuche zur Frage naeh emer Polarization der-Elektronenwelle.

Schwierigkeiten, so dug die Ergebnisse recht ungeaau geworden sind. Die Ergebnisse wiederholter Versuche sind in Fig. 5 aufgezeichuet.

Die reflektierte Elektronenmenge ist fiir 900 (4,5 Skt.) gr~l~er als far 0 ~ (3,0 Sk~.) und fiir 1800 (3,5 Skk). Diese seheinbare Periode riibrt aber wahrscheinlich yon den bier besonders schwer zu eliminierenden Zen~rierungsfehlern her, zumal man dutch kteine Verstellungen an der

Apparatur grofie periodisehe

15o Yo#

, , j=; , ! . [ 8 0 c 0 $ .

Fig. 5.

Schwankungen erhalten konnte. Gegen die Realitat dieser

periodisehen Sehwankungen spHch~ ferner der folgende Versuch:

Naeh dem oben mitgeteil- tea Ergebnis, da6 ffir Elek-

tronen yon 150Volt an {111} yon Kupfer bei I20 ein selektives Reflexionsmaximum gdunden wurde, ware bei elnem Reflexionswinke] you 45 ~ au derselben Ebene ela selektives Refiexionsmaxlmum ffir 315 Volt zu erwarten (n ~ 4. Ordnung).

Es wurden daher Elektronen yon 315u in der R~hre Fig. 1 zweimal reflektiert bei Kompensatlou des erdmagnetisehen Feldes. Bei Drehung des zweiten Reflektors wurden jedoch keine Schwankungen der reflektierenden Elek~ronenmenge gefunden, die g r ~ e r als 3 bis 4% gewesen w~ren, eine Fehlergrenze, die ganz dem oben in w 3 beschriebenen Er- gebnis entspricht.

Im ganzen kann man wohl sagen, dal~ eine Entseheidung fiber eine mSgliche Polarlsa~ion der ElektronenweIle im Falle eines k l e i n e u selektiven Reflexionswinkels vorlaufig an experimentellen Schwierig- keiten scheitert.

B e r l i n - R e i n i e k e n d o r f , 4. Janaar 1929.