VO: Zeitgeschichte als Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts

Kriegsverbrechen und Genozide

VO 2: Konturen der Verbrechen gegen die Menschheit

PD Dr. Hans Safrian 18. Oktober 2010

Tutor: Marius Weigl (marius.weigl@univie.ac.at)

Der Nrnberger Hauptkriegsverbrecherproze

International Military Tribunal (IMT)

Ab November 1945 Nrnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher(24 Angeklagte)

Anklagepunkte:

1) Participation in a common plan or conspiracy for the accomplishment of a crime against peace

2) Planning, initiating and waging wars of aggression and other crimes against peace

3) War crimes

4) Crimes against humanity

Fotos: USHMM, IMT at Nuremberg,

Verffentlichte Gerichtsprotokolle und Dokumente

Nazi Conspiracy and Aggression (red series, 12 Bnde), herausgegeben vom Office of United States. Chief of Counsel For Prosecution of Axis Criminality. Washington, DC, 1946.

Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militrgerichtshof. Nrnberg 14. November 1945 1. Oktober 1946. Amtlicher Text. Verhand-lungsniederschriften, Urkunden und anderes Beweismaterial. Nrnberg 1947 (42 Bnde).

Rede des Reichsfhrer-SS bei der SS-Gruppenfhrertagung in Posen/ Poznan am 4. Oktober 1943

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Abschrift: Nrnberger Dokument PS-1919, Tondokument: http://www.youtube.com/watch?v=kkJ4d85sXwc

Rede des Reichsfhrer-SS bei der SS-Gruppenfhrertagung in Poznan am 4. Oktober 1943

Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit, auch ein ganz schweres Kapitel erwhnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der ffentlichkeit nie darber reden. Genau so wenig, wie wir am 30. Juni 1934 gezgert haben, die befohlene Pflicht zu tun und Kameraden, die sich verfehlt hatten, an die Wand zu stellen und zu erschieen, genau so wenig haben wir darber jemals gesprochen und werden je darber sprechen [].

Dies [Ausrottung des jdischen Volkes] ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte, denn wir wissen, wie schwer wir uns tten, wenn wir heute noch in jeder Stadt bei den Bombenangriffen, bei den Lasten und bei den Entbehrungen des Krieges noch die Juden als Geheimsaboteure, Agitatoren und Hetzer htten. Wir wrden wahrscheinlich jetzt in das Stadium des Jahres 1916/17 gekommen sein, wenn die Juden noch im deutschen Volkskrper sen.

Zeugenaussage von Dr. Wilhelm Httl

Vertreter der Anklage; MAJOR WALSH, 14. Dezember 1945

"Approximately 4,000,000 Jews had been killed in the various concentration camps, while an additional 2,000,000 met death in other ways, the major part of whom were shot by operational squads of the Security Police during the campaign against Russia.[]"According to my knowledge Eichmann was at that time the leader of the Jewish Section of the Gestapo, and in addition he had been ordered by Himmler to get hold of the Jews in all the European countries and to transport them to Germany [] He expressed his conviction that Germany had lost the war and that he personally had no further chance. He knew that he would be considered one of the main war criminals by the United Nations, since he had millions of Jewish lives on his conscience. I asked him how many that was, to which he answered that, although the number was a great Reich secret, he would tell me since I, as an historian, would be interested, and that he would probably not return anyhow from his command in Rumania. He had, shortly before that, made a report to Himmler, as the latter wanted to know the exact number of Jews who had been killed." Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Nrnberg 1947, Band 3, S,634 ff.

Stahlecker Bericht

Anlage zum Bericht der Einsatzgruppe A, 2273-PS, Nazi Conspiracy and Aggression, Vol. IV

Quelle: http://www.ushmm.org/museum/exhibit/online/kovno/mass/coffin.htm

Juden:Die systematische Suberungsarbeit im Ostland umfasste gemss den grundstzlichen Befehlen die mglichst restlose Beseitigung des Judentums. Dieses Ziel ist mit Ausnahme von Weissruthenien im wesentlichen durch die Exekutionen von bislang 229 052 Juden (s. Anlage) erreicht. Der in den baltischen Provinzen verbleibende Rest wird dringend zur Arbeit bentigt und ist in Ghettos untergebracht.

Zeugenaussage von Otto Ohlendorf, 5.11.1945

Ich war Chef des Sicherheitsdienstes (SD ), von 1939 bis 1945. Im Juni 1941 wurde ich von Himmler ernannt bestimmt, eine der Einsatzgruppen zu fhren, die damals gebildet wurden, um den deutschen Armeen im russischen Feldzug zu folgen. Ich war der Chef der Einsatzgruppe D. []

Als die deutsche Armee in Russland einmarschierte, war ich Fhrer der Einsatzgruppe D im sdlichen Sektor, und im Laufe des Jahres, whrend dessen ich Fhrer der Einsatzgruppe D war, liquidierte sie ungefhr 90,000 Mnner, Frauen und Kinder. Die Mehrzahl der Liquidierten waren Juden, aber es waren unter ihnen auch einige kommunistischen Funktionre [].

Ich habe in der Gruppe D das Erschiessen durch Einzelpersonen nie genehmigt, sondern befohlen, dass mehrere Leute gleichzeitig schiessen sollten, um direkte, persnliche Verantwortung zu vermeiden.

Zeugenaussage von Otto Ohlendorf

Im Frhjahr 1942 wurden uns vom Chef der Sicherheitspolizei und des SD in Berlin Gaswagen geschickt. Diese Wagen wurden vom Amt II des RSHA beigestellt. Der Mann, der fuer die Wagen meiner Einsatzgruppe verantwortlich war, war Becker. Wir hatten Befehl erhalten, die Wagen fuer die Ttung von Frauen und Kindern zu benutzen. Jedes Mal wenn eine Einheit eine gengende Anzahl von Opfern angesammelt hatte, wurde ein Wagen fuer die Liquidierung gesandt. Wir hatten auch diese Gaswagen in der Naehe der Durchgangslager stationiert, in die die Opfer gebracht wurden. Den Opfern wurde gesagt, dass sie umgesiedelt werden wuerden und zu diesem Zwecke in die Wagen steigen muessten. Danach wurden die Tren geschlossen, und das Gas angedreht. Durch das Ingangsetzen der Wagen strmte das Gas ein. Die Opfer starben in 10 bis 15 Minuten. Die Wagen wurden dann zum Begrbnisplatz gefahren, wo die Leichen herausgenommen und begraben wurden.

Quelle: John Mendelson (ed.), The Holocaust, Selected Dokuments in 18 volumes, volume 10. New York 1982.

US. Case 9: Einsatzgruppen-Prozess, Sep. 1947 - Apr. 1948

Otto Ohlendorf und Heinz Jost, 9.2.1948

Telford Taylor Papers, Arthur W. Diamond Law Library, Columbia University Law School, New York, N.Y.

Verteidigungslinie Ohlendorfs:Befehlsnotstand

Urteile im April 1948: 14 Todes-urteile, Rest: langjhrige Haftstrafen

Urteilsbegrndung: Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation (SS) und / oder Verbrechen gegen die Menschheit bzw. Kriegsverbrechen

Hingerichtet: 4

Geschichtsschreibung in den 1950ern

Lon Poliakov: Brviaire de la haine (1951), engl. Harvest of Hate (1979).

Gerald Reitlinger: The Final Solution: The attempt to exterminate the Jews of Europe 1939-1945. London 1953, dt. Die Endlsung (1953).

Raul Hilberg: The Destruction of the European Jews (1961 engl. 1982 dt.)

Foto: NYT, Nancie Battaglia, 1985

In his landmark work, >The Destruction of the European Jews< Mr. Hilberg said the Holocaust had been the result of a huge bureaucratic machine with thousands of participants, not the fulfillment of a preconceived plan or a single order by Hitler. As uncountable separate instructions were passed on, formally and informally, to a range of actors that included train schedulers and gas chamber architects, responsibility became ever more diluted, he argued, even as the machinery of death churned inexorably ahead.

Bild u. Text aus: Nachruf in der New York Times, 7.8.2007

Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem

Auer eine ganz ungewhnlichen Beflissenheit, alles zu tun, was seinem Fortkommen dienlich sein konnte, hatte er berhaupt keine Motive.Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem: A Report on the Banality of Evil, New York 1963, (dt.: Eichmann in Jerusalem, S. 56)

Bild aus: Eyal Sivan, Der Spezialist (Fr. 1998: Un spcialiste, portrait d'un criminel moderne)

Frankfurter Auschwitz Prozess

Nachdem der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer jahrelang gegen KZ-Personal des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz Birkenau ermittelt hatte, wurden zwischen Ende 1963 und Mitte 1965 21 SS-Mnner in Frankfurt angeklagt. Mehr als 350 Zeugenaussagen wurden gehrt, darunter von berlebenden aus Auschwitz.

Foto Copyright: Fritz Bauer Institutlink zur website des Fritz Bauer Instituts Der Auschwitz-Prozess:http://saalbau.com/auschwitz-prozess/index.php

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