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EXPERIMENTALVORTRAG ORGANIK Monika Preis SS 2007 Leitung: Dr. P. Reiß, Prof. Dr. Neumüller VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER Abb. 1 Aspiringefäß 1 Abb. 2 Braustablette in Wasser 2

VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

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EXPERIMENTALVORTRAG

ORGANIK

Monika Preis

SS 2007

Leitung: Dr. P. Reiß, Prof. Dr. Neumüller

VON ASPIRIN

BIS

SCHLEIMLÖSER

Abb. 1 Aspiringefäß 1 Abb. 2 Braustablette in Wasser 2

Page 2: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

Inhaltsverzeichnis

1 Arzneimittel 1

1.1 Definition Arzneimittel 1

Demonstration 1 Apothekenschauglas 2

2 Herstellung von Arzneimitteln 5

2.1 Von der Weidenrinde zum modernen Arzneimittel 5

2.2 Technische Synthese von Acetylsalicylsäure 7

Versuch 1Herstellung von ASS 8

2.3 Wirkung von ASS im Körper 11

3 Analyse von Arzneistoffen 13

3.1 Vitamin C / L-Ascorbinsäure 13

3.2 Wirkung von Ascorbinsäure 14

Versuch 2 Nachweis von Vit. C 16

4 Wirkung von Arzneistoffen 19

4.1 Penicillin und ß-Lactam Antibiotika 19

4.2 Wirkmechanismus von Penicillin 24

Demonstration 2 Hemmung durch Penicillin 26

4.3 Galle und ihre Gallensäuren 28

4.4 Wirkung von Gallensäuren 33

Versuch 3 Wirkung von Gallensalzen 34

4.5 Wirkung von ACC 36

Versuch 4 Wirkung von ACC akut 37

5 Wechselwirkung zwischen Eisen & Tee 40

Versuch 5 Eisen und Tee- Wechselwirkung 43

6 Darreichungsformen 46

6.1 Antiseptika 46

6.2 Wirkungsweise von Povidon Iod 48

Demonstration 3 Verzögerte Freisetzung von Iod 49

7 Arzneistoffe- ein Thema für den Chemieunterricht 51

7.1 Themenkomplex Arzneimittel 51

7.2 Lehrplanbezug 53

8 Literaturvereichnis 53

9 Abbildungsverzeichnis 55

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1

1 Arzneimittel

1.1 Definition Arzneimittel

Nach dem Arzneimittelgesetz von 1978 (§ 2, Abs. 1) sind Arzneimittel Stoffe und

Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im

menschlichen Körper

1. Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen zu

lindern, zu verhüten oder zu erkennen,

2. die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktion des Körpers oder seelische

Zustände erkennen zu lassen,

3. vom menschlichen oder tierischen Körper erzeugte Wirkstoffe oder

Körperflüssigkeiten ersetzen,

4. Krankheitserreger, Parasiten oder körperfremde Stoffe abzuwehren, zu beseitigen oder

unschädlich zu machen oder

5. die Beschaffenheit, den Zustand der die Funktion des Körpers oder seelische Zustände

zu beeinflussen.

Als Stoffe, die zur Herstellung von Arzneimittel herangezogen werden dürfen, gelten nach

Arzneimittelgesetz § 3

• chemische Elemente und Verbindungen und deren natürlich vorkommenden Gemische

und Lösungen;

• Pflanzen, Pflanzenteile und Pflanzenbestandteile in unbearbeitetem oder bearbeitetem

Zustand;

• Tiere, Tierkörper, Körperteile, Körperbestandteile und Stoffwechselprodukte von

Mensch und Tier in bearbeitetem oder unbearbeitetem Zustand;

• Mikroorganismen und Viren sowie deren Bestandteile und Stoffwechselprodukte.

Schon immer haben Menschen Produkte der belebten und unbelebten Natur als Arzneien zur

Behandlung von Krankheiten genutzt.

Page 4: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

2

Demonstration 1

Apothekenschauglas

Geräte: Glasgefäß 1000 mL

Chemikalien: von den Flüssigleiten je 100 mL

Trichlormethan

Glycerin

Rizinusöl + SudanIII (1 Spatelspize)

EtOH/ H2O-Gemisch Dichte: 0,935 g/cm3

Lebertran

Methanol + Methylenblau in EtOH ( 1mL)

Leichbenzin z.B.: Ligroin

Versuchsdurchführung:

Die 100 mL Trichlormethan (Chloroform) werden durch Chlorophyll grün gefärbt. Dazu

werden einige Blätter mazeriert. Das bedeutet, dass der grüne Blattfarbstoff bei

Raumtemperatur durch Einlegen in Chlorophyll und Mörsern mit etwas Sand und

Natriumcarbonat extrahiert wird. Glycerin stellt die farblose Phase dar. Das Rizinusöl wird

durch SudanIII rot gefärbt. Das Ethanol/Wasser-Gemisch stellt wiederum eine farblose Phase

dar. Lebertran ist gelb. Die methanolische Phase wird durch Methylenblau angefärbt. Das

Leichtbenzin ist wieder farblos. Beim Einfüllen muss darauf geachtet werden, dass die

verschiedenen Phasen nicht am Rand in die Flasche einlaufen gelassen werden, sonst können

sich andere Phasen anfärben.

Hinweise für den Vortrag:

Die Flasche darf nicht geschüttelt werden, sonst vermischen sich die Phasen! Das

Apothekenschauglas sollte nicht zu lange vor dem Vortrag hergestellt werden, da sich z.B. die

chlorophyllhaltige Phase von grün nach gelb verfärbt und die EtOH/Wasser Phase ihre

Dichte geringfügig ändern kann und ihren Platz wechseln kann.

Abb. 3 Schauglas 3

Page 5: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

3

Versuchsauswertung:

Die Schichtung der Flüssigkeiten geschieht auf Grund ihrer unterschiedlichen Dichten. Die

einzelnen Phasen sind jedoch durchaus mischbar, weshalb Schütteln vermieden werden sollte.

Chloroform ρ = 1,49 g/mL

Im Oktober 1846 gelang W. Morton die erste klinische Narkose mit Äther. 1847 führte J.

Simpson in Edinburgh Chloroform als Narkosemittel ein. Bei einer Narkose werden durch

Lähmung von Teilen des Zentralnervensystems die Schmerzempfindung, das Bewusstsein, die

Abwehrreflexe und die Muskelspannung reversibel ausgeschaltet.

Glycerin ρ = 1,26 g/mL

Glycerin (1,2,3-Propantriol) ist eine viskose, hygroskopische Flüssigkeit mit süßem

Geschmack. Sie findet außer zur Bereitung pharmazeutischer Präparate auch in der Kosmetik

umfangreiche Anwendung.

OH

H

OH

H2CCH

CH2

OH

OH

OH

Cl Cl

H

Cl

CH3

CH3

CH2OH

H H

H

OH

CH2

HO

O

7

CH2

CH2

CH3

OH

5

3

1

2

3

4

5

6

7

5

4

1

6

7

2

Abb. 4 Apothekenschauglas 4

Page 6: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

4

Rizinusöl ρ = 0,96 g/mL

Dieses Öl besteht hauptsächlich aus dem Triglycerid der Ricinolsäure (12-Hydroxyölsäure).

Aus dem unwirksamen Triglycerid wird im Dünndarm durch Lipasen der eigentliche

Wirkstoff, die Ricinolsäure freigesetzt. Ricinolsäure bewirkt eine Reizung der

Dünndarmschleimhaut und über Histaminfreisetzung eine Verstärkung der Darmpersiataltik.

Ethanol/Wasser ρ = 0,93 g/mL

Aufgrund seiner Molekülstruktur ist Ethanol ein ausgezeichnetes Lösungsmittel für polare

und unpolare Substanzen und in jedem Verhältnis in Wasser mischbar. Alkoholische Extrakte

werden häufig aus Blüten, Blättern, Früchten und Wurzeln gewonnen. Auch synthetische

Wirkstoffe können in Ethanol gelöst werden. Ethanol hat nach wie vor als Desinfektionsmittel

eine große Bedeutung.

Lebertran (Oleum Jecoris) ρ = 0,9 g/mL

Lebertran ist Fischleberöl mit hohem Gehalt an Vitamin A und D und an Omega 3-

Fettsäuren. Schon im 18. Jahrhunderts erkannte man seine therapeutische Wirkung als

Kräftigungsmittel, zur Verbesserung des Immunsystems und zur Rachitisprophylaxe. Vitamin

D-Mangel verursacht bei Säuglingen und Kleinkindern eine Rachitis. Die dabei auftretende

Kalkarmut und abnorme Weicheit des Knochensystems führt zur Deformierung des Skeletts.

Zur Deckung des menschlichen Bedarfs ist der relative geringe Gehalt von Milch,

Milchprodukten, Eidotter und Leber ausreichend. Hohe Konzentrationen finden sich in

Leberölen von Meeressäugetieren und Fischen, insbesondere in Heilbuttleberöl.

Methanol/ Holzgeist ρ = 0,79 g/mL

Früher wurde Methanol durch die trockene Destillation (Erhitzen unter Luftausschluss) von

Holz gewonnen, daher auch der Name Holzgeist. Im Holzdestillat befanden sich ca. 1,5 - 3 %

Methanol. Methanol ist für den Menschen giftig, da die Flüssigkeit und die Dämpfe

Schädigungen des Zentralnervensystems verursachen.

Page 7: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

5

Benzin ρ = 0,7 g/mL

Gemisch gesättigter aliphatischer und ungesättigter, aromatischer Kohlenwasserstoffe. Wird

als Lösungsmittel, Extraktionsmittel und auch in medizinischen Wasch- und Lösungsmitteln

verwendet. Als Wundbenzin kann man mit ihm wegen seiner fettlösenden Eigenschaften

Ölreste oder Rückstände von Heftpflastern entfernen. Kann zu Rauschzwecken missbraucht

werden. Da es leicht flüchtig ist kann es inhaliert werden und zu Rauschzuständen führen.

Nach unserem heutigen Verständnis sind Arzneimittel jedoch vor allem Waren, die für einen

Markt industriell hergestellt, angeboten und vertrieben werden.

Der enorme Erkenntniszuwachs in der Chemie führte dazu, dass z.B. eine Fülle von

wirksamen Inhaltsstoffen aus Arzneipflanzen isoliert wurden so wie etwa die Alkaloide

Chinin, Morphin, Strychnin oder die Salicin aus der Weidenrinde. Erst seitdem man

bestimmte Wirkstoffe in chemisch reiner Form synthetisieren konnte hat sich ein

Arzneimittelmarkt entwickelt, so wie wir ihn heute kennen entwickelt.

2 Herstellung von Arzneimitteln

2.1 Von der Weidenrinde zum modernen Arzneimittel

Geschichte

Jahr Ereignis

1860 Kolbe Synthese, Darstellung der

Salicylsäure

1874 Beginn der industriellen Produktion der

Salicylsäure

1897 Dr. Felix Hoffmann:

Synthese der Acetylsalicylsäure

1899 Einführung der Acetylsalicylsäure als

Aspirin® auf dem Arzneimittelmarkt

1915 Aspirin® wird in Tablettenform hergestellt

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6

20er Jahre Anwendungsgebiete: Schmerzen,

Rheumatismus, Lumbago und Neuralgien

1948 Beobachtungen zur Herzinfarktprophylaxe

1969/

Anfang der 70er Jahre

Einführung von ASS als Brausetablette,

Entdeckung des Wirkmechansimus der

Schmerztherapie (John Vane), Entdeckung

des Blutplättchen-Aggregations-

hemmenden Effektes

1980 Zulassung von Aspirin® zur Schlaganfall-

Risikoreduktion

1985 Zulassung zur Herzinfarktprävention

1990 Einführung von ASS als Kautablette

1992 Entwicklung einer magensaftresistenten,

niedrigdosierten Tablette durch die Firma

Bayer

1996 Zulassung zur Behandlung von akutem

Herzinfarkt oder Verdacht auf solchen

1997 100. Geburtstag der Synthese des Aspirins

Schon in der Antike kannte man die schmerzlindernde Wirkung des Saftes,

der aus der Rinde von Weiden gewonnen wurde. Auch Indianer bestrichen die

Stirn mit einem Brei aus Weidenrinde, wenn sie an Kopfschmerzen litten.

Dieser enthielt Salicylsäure, die sozusagen der wirksame Vorläufer der

Acetylsalicylsäure war.

Im Mittelalter kochten Kräuterfrauen die Weidenrinde auf und verabreichten das bittere

Gebräu schmerzgeplagten Mitmenschen. Später wurde das Pflücken der Weidenrinde

verboten, da man die Ruten für die Korbherstellung benötigte. Zu Beginn des 19.

Jahrhunderts trat dann eine Wende ein. Im Jahre 1806 verhängte Napoleon die

Kontinentalsperre, was zur Folge hatte, dass kein Chinin mehr von Peru nach Europa

eingeführt werden durfte. Chinin war damals das bekannteste fiebersenkende Mittel. Die

Suche nach Alternativen begann und im Jahre 1828 kochte ein Münchener

Pharmazieprofessor aus der Weidenrinde eine gelbliche Masse, die er Salicin nannte. Wenige

Jahre später brachte ein französicher Chemiker Salicin in eine kristalline Form. 1838 stelle ein

Italiener Salicylsäure her.

Abb. 5 Salix caprea 5

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7

Die Inhaltsstoffe der natürlichen Weidenrinde variieren je nach Weidenart.

Substanzgruppe Vertreter

Salicylate

(Salicylglykoside)

Salicin

Salicortin

Populin

Aldehyde und Säuren Salirosid

Salicylsäure

Vanillinsäure

Salicylalkohl Saligenin

Flavonoide Isoquercitin

Naringin

Für die Wirkung sind vor allem Salicin und die in Salicin übergehenden Salicylglycoside

verantwortlich.

2.2 Technische Synthese von Acetylsalicylsäure

Kolbe Elektrolyse

Die Aufklärung der Struktur und somit der Erarbeitung einer Synthese gelang schließlich dem

Marburger Chemiker Professor H. Kolbe (1860). Ihm ist es zu verdanken, dass 1874 die

industrielle Produktion der Salicylsäure begann. Die so produzierte Salicylsäure kostete nur

ein Zehntel des Preises, der für die natürlich gewonnene Salicylsäure bezahlt werden musste

und enthielt nicht die zahlreichen Verunreinigungen. Die Weidenrinde spielt seit der

Einführung der chemischen Synthese von Salicylsäure und Acetylsalicylsäure keine

pharmazeutische Rolle mehr. Bei dem von Kolbe entwickelten Verfahren handelt es sich um

eine Carboxylierung von Natriumphenolat mit Kohlenstoffdioxid unter anschließender

Hydrolyse, wobei man die Salicylsäure in nahezu quantitativer Ausbeute erhält. Die

Carboxylierung über einen elektrophilen Angriff des CO2 am Aromaten. Als

Zwischenprodukt tritt ein Chelatkomplex auf. Die ursprüngliche Kolbe-Synthese wurde später

durch Schmitt noch verbessert und trägt seither den Namen Kolbe-Schmitt-Synthese.

Page 10: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

8

Am 10. August 1897 wurde von Dr. Felix Hoffmann die Acetylsalicylsäure in dem Bestreben

synthetisiert, ein besser verträgliches Salicylsäurederivat zu schaffen. Am 6. März 1899

wurde Aspirin® in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin

aufgenommen. Die Synthese baute auf die Kolbe-Schmitt-Synthese auf und überführte die

dargestellte Salicylsäure durch Reaktion mit Essigsäureanhydrid (Acetylierung) unter

Protonenkatalyse in Acetylsalicylsäure.

Versuch 1

Herstellung von Acetylsalicylsäure

Geräte: Magnetrührer mit Rührfisch

Kristallisierschale für siedendes Wasser

100 mL Erlenmeyerkolben mit Rührfisch

Stativplatte, Stativstange und Klammer

Kristallisierschale für Eisbad

400 mL Becherglas mit Eiswasser

Saugflasche

Büchnertrichter mit Filterpapier

Absaugpumpe

Chemikalien: 2,5 g Salicylsäure

5 mL Essigsäureanhydrid

5 Tropfen konz. Schwefelsäure

Versuchsdurchführung:

In einer Kristallisierschale wird Wasser bis zum Sieden erhitzt. In einen 100 mL

Erlenmeyerkolben werden 2,5 g Salicylsäure und 5 mL Essigsäureanhydrid gemischt.

Abb.6 Asprinpackung 6

Page 11: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

9

Anschließend gibt man 5 Tropfen konzentrierte Schwefelsäure hinzu und hängt den

Erlenmeyerkolben mit Hilfe der an der Stativstange befestigten Klammer in das siedende

Wasserbad. Das Ganze wird für 2 Minuten erhitzt. Danach nimmt man den Erlenmeyerkolben

aus dem Wasserbad und stellt ihn in ein Eisbad. Nach dem Abkühlen schüttet man den Inhalt

des Erlenmeyerkolbens in ein Becherglas mit 100 mL Eiswasser. Der Niederschlag wird

abfiltriert und mit kaltem Wasser gewaschen.

Hinweise für den Vortrag:

Die Herstellung von Acetylsalicylsäure kann im Vortrag nur in zeitlich geraffter Form

vorgeführt werden. Dazu sind folgende Zwischenschritte bereits vorzubereiten:

Becherglas mit 100 mL Eiswasser mit auskristallisierten ASS Kristallen

Abfiltrierte ASS Nadeln in einer Petrischale zum rumgeben.

Versuchsauswertung:

Säurekatalysierte Veresterung:

H3C O CH3

O O

1. Protonierung der Carboxygruppe der Säurekomponente

+ H

H3C O CH3

O OH

Essigsäureanhydrid Hydroxycarbenium-Ion

H3C O CH3

O OH

H3C O CH3

O OH

Hydroxycarbenium Ion

Page 12: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

10

Im ersten Schritt wird die Säure protoniert. Dadurch wird ein nucleophiler Angriff des

Alkohols möglich. Durch die Abspaltung eines Protons entsteht ein tetraedrisches

Zwischenprodukt, welches in unserem Falle durch Aufnahme eines Protons in Richtung

Produkt weiterreagiert, jedoch auch wieder zur Ausgangsverbindung zurückreagieren könnte.

Durch die Aufnahme des Protons kommt es schließlich zur Wasserabspaltung, bei der

Aspirinsynthese zur Abspaltung von Essigsäure und zur Esterbildung. Alle Schritte sind

reversibel. Will man einen Ester synthetisieren wird dies durch Alkoholüberschuss sowie

Wasserentfernung aus dem Gleichgewicht begünstigt. In unserem Versuch wurde ebenfalls

2. Angriff des Alkohols

H3C O CH3

O OH O

H

COOH

H3C O O

O OH

CH3

H

H3C O O

O OH

CH3

COOH

COOH-H

Hydroxycarbenium-Ion Salicylsäure

tetraedrisches Zwischenprodukt

3. Abspaltung von Essigsäure

H3C O O

O OH

CH3

+ H

H3C O O

O OH

CH3H

H3C O

O

H

Essigsäure

O

OH

H3C

- H O

COOH COOH

COOH COOH

O

H3C

2-AcetylsalicylsäureASPIRIN

tetraedrisches Zwischenprodukt

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11

mit Alkoholüberschuss gearbeitet. Die Esterhydrolyse ist unter wässrigen Bedingungen

begünstigt.

Durch die Veresterung der phenolischen Hydroxylgruppe der Salicylsäure mit

Essigsäureanhydrid erreicht man eine bessere Verträglichkeit

Das Aspirin wurde zunächst als Pulver in einer Flasche auf den Markt gebracht. Bald darauf,

1915, wurde der Wirkstoff aber auch in Tablettenform angeboten. Somit war die Acetylsäure

eine der ersten großindustriell hergestellten Tabletten der Welt. Damit endete jedoch nicht die

Weiterentwicklung und neue Anwendungsgebiete wurden erforscht. 1948 beobachtete man,

dass bei der Einnahme von ASS weniger Herzattacken auftraten. Auch auf dem galenischen

Gebiet hielt die Entwicklung nicht inne. 1969 wurde die Brausetablette und 1990 die

Kautablette eingeführt.

2.3 Wirkung von ASS im Körper

Prostaglandine

Prostaglanine gehören zu der Stoffklasse der Lipide. Mit den Prostaglandinen verwandt sind

die Prostacycline, Thromboxane und Leukotriene. Sie werden unter dem Begriff Eicosanoide

zusammengefasst, da sie alle C20-Verbindungen sind (griech.: eikosi, zwanzig). Im

menschlichen Organismus ist der wichtigste Vorläufer der Eicosanoide die Arachidonsäure,

eine mehrfach ungesättigte Fettsäure mit 4 Doppelbindungen. Die Prostaglandine enthalten

einen 5gliedrigen Ring von C-Atomen, die ursprünglich zur Arachidonsäurekette gehörten.

Wirkung

Aspirin hemmt die Umwandlung von Arachidonsäure (5, 8, 11, 14 Eicosatetraensäure) zu den

eicosanoiden Prostaglandinen, die weiter zu Thromboxanen (wirken auf die Blutgerinnung)

und Leukotrienen (kontrahieren glatte Muskelfasern) verarbeitet werden. Prostaglandine sind

an der Entstehung des Schmerzes und des Fiebers sowie an entzündlichen Reaktionen

wesentlich beteiligt. Verbindungen, die die Bildung von Prostaglandinen unterdrücken sind

gleichzeitig schmerzunterdrückend, fiebersenkend und entzündungshemmend.

Page 14: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

12

Diese fettlöslichen Zellhormone haben dann in der jeweiligen Zelle Signalfunktion. Der erste

Schritt der Prostglandinsynthese ist eine oxidative Cyclisierung von Arachidonsäure. Die

COX werden durch Aspirin an einer strukturbestimmenden Serin OH-Gruppe im aktiven

Zentrum des Enzyms acyteliert und dadurch irreversibel unwirksam gemacht. Sie werden

allerdings in den Zellen langsam wieder nachgebildet. Die Arachidonsäure kann nicht an das

aktive Zentrum des Enzyms binden.

Epithelzellen und Wundzellen habe eine eigene Cyclooxigenase (COX). Isoenzym COX-1

vermittelt die Synthese von Prostacyclin, dass die Schleimhäute schützt. Isoenzym COX-2

Zellmembran

Zellschädigung

Arachidonsäure

Prostaglandine Prostacycline Thromboxane

Entzündung, Schmerz

Magenschleimhaut-schutz

Thrombozyten-aggregation

COX 2 COX 1 COX 1 ASS

COOH

ASS ASS

Ser O

COO

O

H3COH O C

O

CH3

OH

COO

Ser

Prostaglandin- Endoperoxid Synthase

Aspirin (Acetylsalicyclat)

Salicylat Acetyliertes inaktiviertes Enzym

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13

Abb. 7 Früchte mit Vitamin C Strukturformel 7

startet die verstärkte Synthese von Prostaglandinen in Entzündungs- und Wundzellen, also

dort, wo man die Wirkung gerne sähe. Aspirin hemmt beide Isoenzyme. Wenn es gelänge,

Aspirin so abzuwandeln, dass es nur noch COX-2 blockiert, hätte man ein

nebenwirkungsfreies Medikament.

3 Analyse von Arzneistoffen

3.1 Vitamin C / L-Ascorbinsäure

Vitamine Vitamine sind organische Wirkstoffe, die in

Pflanzen in kleinster Menge erzeugt werden

und für den normalen Stoffwechsel im

menschlichen Organismus und tierischen

Organismus unentbehrlich sind. Fehlen diese

organischen Katalysatoren oder Wirkstoffe

der Nahrung, so treten Mangelkrankheiten,

die „Avitaminosen“, auf. Der Name Vitamin

leitet sich vom zuerst untersuchten Vitamin

B1 ab, bei dem festgestellt wurde, dass es lebensnotwendig (vita = Leben) ist und zum

Anderen aminartig reagiert. Der Name hat sich durchgesetzt, obwohl die meisten Vitamine

ihrer chemischen Natur nach keine Amine sind.

Ascorbinsäure

Ascorbinsäure gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und findet sich besonders in Früchten

(Hagebutten, schwarze Johannisbeere, Apfelsinen und Zitronen) sowie in Paprikaschoten und

Kohlarten.

Vitamin C findet sich fast im gesamten Pflanzen und Tierreich. Tiere produzieren Vitamin C

in der Leber aus D-Glucose über eine vierstufige Synthese:

D-Glucose → D-Glucuronsäure → D-Glucuronsäure γ-lacton → L-Gluonsäure γ-lacton →

Vitamin C.

Page 16: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

14

Das Enzym, das die letzte Oxidation katalysiert, die sogenannte L-Gulonolacton-Oxidase,

fehlt beim Menschen, einigen Affenarten, Meerschweinchen und Vögeln. Der Grund hierfür

ist möglicherweise ein defektes Gen, das bei der Mutation, die vielleicht vor 60 Millionen

Jahren stattgefunden hat, entstanden ist. Daher müssen wir Menschen Vitamin C mit der

Nahrung zu uns nehmen. Dabei kann es sich entweder um Vitamin C aus natürlichen Quellen

oder um synthetisches handeln.

Eigenschaften

Ascorbinsäure löst sich leicht in Wasser, die Lösungen wirken stark reduzierend, was auf die

α-Oxoendiolstruktur zurückzuführen ist (eine Endiol- oder Redukton- Gruppierung mit einer

in α-Stellung benachbarten Carbonylfunktion). Endiole sind tautomere Formen der α-

Hydroxycarbonylverbindung. Eine zusätzliche Carbonylfunktion ermöglicht die Ausbildung

von zwei intramolekularen Wasserstoffbrücken (Bildung eines Doppelfünfringchelats).

Dadurch wird die α-Ketoendiolform gegenüber anderen tautomeren Formen begünstigt. Diese

Struktur ist auch für die Acidität der Ascorbinsäure verantwortlich, denn die OH-Gruppe am

C3 ist Bestandteil einer vinylogen Carbonsäure, ihr pKS beträgt 4,2. Das entstehende Anion

ist resonanzstabilisiert.

3.2 Wirkung von Ascorbinsäure

Ascorbinsäure nimmt an physiologischen Reduktions-Oxidationsprozessen, sogenannten

biochemischen Redoxsystemen, teil. Die Ascorbinsäure wirkt vor allem als Reduktionsmittel.

Sie wird reversibel zur Dehydroascorbinsäure oxidiert, die dann durch NADH-abhängige

Reduktasen wieder in Ascorbinsäure zurückverwandelt werden.

O O

OHHO

R

H

O O

OHO

R

H

O O

OHO

R

H

- H -

-

+

Page 17: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

15

Sie ist u.a. beteiligt an:

der Oxidation von Prolin und Lysin zu Hydroxyprolin und Hydroxylysin in den

Kollagenfasern. Das Enzym Prolyl-Hydroxlase benötigt Vitamin C als Cofaktor um

seine enzymtische Aktivität zu entfalten. Fehlt Vitamin C, so können sich die neu

synthetisierten Kollagenfasern nicht richtig ausbilden. Dies führt zu Hautläsionen,

brüchigen Blutgefäßen, gestörter Wundheilung und letztlich auch zum Tode führen.

Vitamin C spielt als Antioxidans eine Rolle. Antioxidantien wirken Abbaureaktionen

von Fetten, Proteinen und der DNA entgegen. Diese sind für Krankheiten wie

Arteriosklerose, grauer Star oder Krebs verantwortlich. Als Radikalfänger reagiert

Ascorbinsäure mit reaktiven Sauerstoffverbindungen wie Peroxo- oder

Nitrosylradikalen.

Der Vitamin C-Bedarf des Menschen ist im Vergleich zu anderen Vitaminen sehr hoch. Die

tägliche Mindestmenge beträgt 50 – 70 mg.

Die klassische Mangelkrankheit ist der Skorbut, welcher im Mittelalter vor allem bei

Seefahrern aufgrund der fehlenden Versorgung mit Frischobst und Gemüse auftrat. Ist die

Vitamin C-Zufuhr über einen Monat geringer als 10 mg/d, so kommt es zu typischen

Mangelerscheinungen: Mangel an Ascorbinsäure zeigt sich zuerst im Stützgewebe, und es

kommt zu Zahnfleischblutungen, schlechter Wundheilung und leichter Ermüdbarkeit.

Allgemein ist die Resistenz gegen Immunkrankheiten herabgesetzt.

Speicherung und Ausscheidung

Vitamin kann wie alle wasserlöslichen Vitamine nur in geringen Mengen vom Körper

gespeichert werden. Die Speicherfähigkeit der einzelnen Gewebe ist unterschiedlich und

meist dem Bedarf angepasst. Ascorbinsäure ist besonders in der Muskulatur, der Augenlinse,

der Milz, der Leber und der Hypophyse angereichert. Die Leber ist aufgrund ihrer Größe

Hauptspeicher für Ascorbinsäure. Die Granulozyten haben einen hohen Ascorbinsäuregehalt,

der wahrscheinlich ihre Aufgabe bei der Infektionsabwehr unterstützt.

Page 18: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

16

Abb. 8 Vitamin C Retard Tabletten 8

Vitamin C in Retard- Präparaten

Oral verabreichte Ascorbinsäure wird gut resorbiert. Die temporäre

Sättigung des Plasmas und der umliegenden Gewebe wird schnell

erreicht. Überschüssige Ascorbinsäure wird rasch ausgeschieden und

Tagesdosen von mehr als 200 mg führen nicht zu einer wesentlichen

Steigerung der Plasmakonzentration. Wird der Resorptionsprozess bei

Einnahme höherer Dosen Vitamin C allerdings zeitlich ausgedehnt, kann

die bioverfügbare Menge erhöht werden. Konzentrationsspitzen, wie sie bei nicht retardierten

Präparaten auftreten, bei denen der Plasmaspiegel durch die einmalige Freisetzung des

Inhaltsstoffes zunächst stark ansteigt, dann aber aufgrund der Ausscheidung mehr oder

weniger rasch abfällt, werden nicht aufgebaut. Die Retardpräparate werden vornehmlich als

Pelletzubereitungen angeboten. Als retardierender Überzug der Pellets dient Schellack, ein

wasserunlösliches Ausscheidungsprodukt weiblicher Lackschildläuse, das vorwiegend aus

langkettigen Hydroxycarbonsäuren besteht. Im Magen und im Darm diffundiert Wasser durch

den Schellackfilm, wodurch in den Pellets ein so hoher Innendruck herrscht, dass der

Wirkstoff freigesetzt wird. Im Fall der in unserem Versuch eingesetzten Cetebe Pellets erfolgt

die retardierte Freisetzung durch abwechselnde Schichten von Vitamin C und Schellack in

den Pellets selbst. Der Wirkstoff wird vor allem im vorderen Dünndarm bei einer

Verweildauer von 6 bis 8 Stunden aus den Pellets freigesetzt.

Versuch 2

Nachweis von Vitamin C

Geräte: Demoreagenzglasständer mit weißem Hintergrund

2 Demoreagenzgläser

2 Uhrgläser

Abb. 8 Zitronen 8 Abb.9 Strukturformel 9

Page 19: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

17

Chemikalien: Lösung von Tillmans Reagenz:

100 mL dest. Wasser

8 mL Essigsäure w = 10 %

→ (1 g Essigsäure auf 10 g Wasser)

80 mL Tillmans Reagenz:

2,6 Dichlorphenolindophenol Na- Salzdihydrat

→ (1,38 mmol/L = 250 mg / 500 mL Lösung)

¼ pulversisierte Aspirin plus C Tablette

Pellets aus 2 Cetebe Retard Fläschen

Versuchsdurchführung:

Die Lösung von Tillmans Reagenz wird in den oben angegebenen Mengen- und

Konzentrationsverhältnissen hergestellt. Die Lösung von Tillmans Reagenz muss vor dem

Versuch immer frisch angesetzt werden. Das reine 2,6 Dichlorphenolindophenol Na-

Salzdihydrat (DCPIP) in Wasser kann in einer braunen Flasche aufbewahrt werden. Vor

Versuchsbeginn werden 100 mL dest. Wasser, 8 mL Essigsäure und 80 mL Tillmans Reagenz

zusammengeschüttet und jeweils 50 mL in die beiden Demoreagenzgläser gefüllt. Die Lösung

ist rosa gefärbt. Auf eines der beiden Uhrgläser wird ¼ Tablette Aspirin Plus C, die zuvor

pulverisiert wurde, gegeben, auf das andere die Pellets von 2 Cetebe Retard Fläschen. Diese

werden dann zeitgleich in das dafür vorgesehene Demoreagenzglas geschüttet.

Hinweise für den Vortrag:

Da das Vitamin C aus den Retard Pellets verzögert freigesetzt wird, ist es sinnvoll, den

Versuch im Vortrag so früh wie möglich durchzuführen, um die Entfärbung der Lösung noch

vor Ende des Vortrags zu erkennen.

Versuchsauswertung:

DCPIP ist ein Redoxindikator. Ascorbinsäure wirkt als Reduktionsmittel und wird zu

Dehydroascorbinsäure oxidiert. Das zuvor rosa erscheinende DCPIP wird zur farblosen

Leukoform reduziert.

Page 20: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

18

Synthese von Vitamin C

Käufliches Vitamin C wird praktisch ausschließlich synthetisch hergestellt. Die

Weltproduktion beträgt etwa 40.000 t/Jahr.

O O

OHHO

HO

H

H

HOO O

OO

HO

H

H

HOOxidation

Reduktion

Ascorbinsäure

Endiolstruktur

Dehydroascorbinsäure

Diketon

2 H 2 e

O O

OO

HO

H

H

HO

H

H

NO

Cl

OH

O O

OHHO

HO

H

H

HO

Tillmans Reagenz oxidierte Formin saurer Lösung rot

Ascorbinsäure

NHHO

Cl

Cl

OH

O O

OO

HO

H

H

HO

DehydroascorbinsäureTillmans Reagenzreduzierte Formfarblos

Cl

Page 21: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

19

Abb. 10 Alexander Fleming 10

4 Wirkung von Arzneistoffen

4.1 Penicillin und ß-Lactam Antibiotika

Alexander Fleming entdeckte 1928 als erstes Antibiotikum

das Penicillin (Penicillin G). Der Schimmelpilz Penicillium

notatum hatte seine Bakterienproben verunreinigt. Die

Bakterien wuchsen in direkter Umgebung des Pilzes nicht.

1940 gelang es Chain, Florey und Mitarbeitern das erste Mal

Penicillin zu isolieren. 1941 fand die erste Behandlung eines

Menschen statt, der jedoch auf Grund der beschränkten Vorräte nicht lange genug behandelt

werden konnte und schließlich verstarb. Später gelang es erstmals in den USA, einen sehr

leistungsfähigen Pilzstamm zu finden. Pro mL Nährlösung gewann man 100 Einheiten

Penicillin, Mutanten dieses Pilzes lieferten schließlich bis zu 3000 Einheiten pro mL

Nährlösung.

Für ihre Forschung erhielten Alexander Fleming, Howard

Florey und Ernst Chain 1945 den Nobelpreis für Medizin.

ß-Lactamantibiotika

Die ß-Lactamantibiotika umfassen die

Penicilline,

Cephalosporine,

Carbapeneme und

Monobacteme

Penicillin gehört zu der Gruppe der ß-Lactamantibiotika. Alle ß-Lactam Antibiotika besitzen

als Grundstruktur ein bicyklisches Ringsystem aus einem 5 gliedrigen- Thiazolidinring und

einem 4 gliedrigen ß-Lactamring, welcher antibiotische Wirkung besitzt.

Diese Grundstruktur wird als Penam bezeichnet:

Abb. 11 Struktur von Penicillin G 11

Page 22: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

20

N

S

O

H

12

3456

7

Biogenetisch entsteht der Bizyklus aus L-Cystein und D-Valin aus denen 6-

Aminopenicillansäure gebildet wird (6-APS). 6-APS enthält drei Symmetriezentren (2S, 5R,

6R) und ist entlang der N-1/ C-5 Achse gewinkelt. Die Konfiguration der Chiralitätszentren

muss der der natürlichen Substanzen entsprechen, um bakterizide Wirkung zu zeigen.

N

S

OH

NH2

CH3 CH3

H O

OH

Das ß-Lactamsystem ist äußerst reaktionsfreudig. Der ß-Lactamring ist planar, der Stickstoff

ist jedoch so fixiert, dass sich sein freies Elektronenpaar senkrecht zur Carbonylgruppe

anordnen muss. So kann es nicht, wie bei aliphatischen Säureamiden, mit der Carbonylgruppe

in Resonanz treten. Aliphatische Säureamide sind weniger aktiv, weil das Elektronenpaar des

Stickstoffs in einer Ebene mit der Carbonylgruppe liegt und sich dadurch ein partieller

Doppelbindungscharakter ausbildet.

Penicilline sind Acylderivate der 6-APS. Ein variabler Rest R ist über eine Peptidbindung an

den ß-Lactamring geknüpft.

N

S

OH

N

CH3 CH3

H O

OH

R

O

H

Page 23: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

21

Hemmung der Zellwandsynthese

Penicilline hemmen die D-Alanin-Transpeptidase, so dass keine Peptidbrücken mehr geknüpft

werden können. Dabei binden die Antibiotika unter Öffnung des ß-Lactamringes kovalent an

das aktive Zentrum der D-Alanin-Transpeptidase und blockieren diese irreversibel. Die

neusynthetisierte Zellwand besitzt nicht mehr die notwendige Stabilität, um dem osmotischen

Druck des Zytoplamas standzuhalten. Nach Plasmolyse erfolgt der Zelltod.

Der Wirkmechanismus beruht auf der Strukturanalogie der Penicilline zum D-Alanyl-Alanin-

dipeptid. Im Dipeptid und im Penicillin befinden sich die an der Reaktion mit dem Enzym

beteiligten Bindungen in einer ähnlichen räumlichen Lage.

Strukturvergleich Penicillin Bizyklus und D-Alanyl-Alanin-Dipeptid:

N

S

O

N

CH3 CH3

O

O

N

O

OHO

N

Penicillin

D-Alanyl-D-Alanin

Die Alanin-Transpeptidase akzeptiert die ß-Lactam Antibiotika deswegen als Substrat und

wird durch die Ausbildung einer kovalenten Bindung zwischen Enzym und Antibiotikum

irreversibel blockiert.

An menschliche Enzyme bindet Penicillin nicht und ist aus diesem Grunde auch nicht toxisch.

Wenn Bakterien gegen Penicillin resistent sind, sezernieren sie das Enzym ß-Lactamase,

welches die Amidbindung im ß-Lactamring spaltet. Die Aktivität des Bakterienenzyms wird

von der Struktur der Penicillinseitenkette R beeinflusst. Durch die Entwicklung von

halbsynthetischen Penicillinen, wie zum Beispiel Ampicillin, bei dem der Rest R eine

Aminobenzylgruppe darstellt konnten wirksame Medikamente gegen penicillinresistente

Bakterienstämme gewonnen werden.

Page 24: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

22

*

N*

*

S

H3CCH3

HN

H

O

HO

OH

O

Penicillin G (Benzylpenicillin)

Ampicillin:

N

S

OH

N

CH3 CH3

H O

OHO

HNH2

Gewinnung

Klassisch werden Penicilline auf mikrobiologischem Wege gewonnen. Die beiden natürlichen

Penicilline sind Penicillin G (Benzylpenicillin) und Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin).

Die Ausbreitung von Bakterien, die gegen bestimmt Penicilline resistent waren, hat zur

Herstellung von halbsynthetischen Penicillinen geführt. Dazu wird den biotechnisch

hergestellten, natürlichen Penicillinen die Seitenkette abgespalten und im Anschluss die 6-

APA mit synthetischen Seitenketten chemisch verknüpft.

An der Penicillinbildung sind α-Aminoadipinsäure, L-Cystein und L-Valin beteiligt. Des

Weiteren setzt man sogenannte Praecursoren, d.h. zusätzliche Bausteine, für das zu

produzierende Penicillin ein. Zum Beispiel Phenylessigsäure für Benzylpenicillin und

Phenoxyessigsäure für Phenoxymethylpenicillin, was die Penicillinausbeute wesentlich

erhöhte.

Penicillin G wird nur auf biologischem Wege gewonnen. Die Synthese ist zwar gelungen

(Sheehan), verläuft aber in so geringen Ausbeuten, dass die synthetische Darstellung praktisch

bedeutungslos ist. Da Penicillin 3 asymmetrische C-Atome enthält, muss bei der Synthese

stereospezifisch gearbeitet werden.

Page 25: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

23

NH2

COOHHOOC

+ SHNH2

COOH

+ NH2

COOH

CH3

CH3

NH2

HOOC N

O

HSH

ON

H

CH3

CH3

HOOC

Alpha-Aminoadipinsäure L-Cystein L-Valin

L-Alpha-amino-adipyl-cysteinyl-valin (ACV)

NH2

HOOC N

O

H

ON

S

CH3

CH3

COOH

Isopenicillin N

NH2

ON

S

CH3

CH3

COOH

6- Aminopenicillansäure (6-APS)

* *

*

COOH

N

ON

S

CH3

CH3

COOH

O

H

* *

*

Penicillin G

ACV-Synthetase

Isopenicillin N Synthetase

Acyltransferase

Page 26: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

24

4.2 Wirkmechanismus von Penicillin

Bakterien und Resistenzen

Bakterien besitzen extrachromosomale Elemente, die Plasmide genannt werden und

genetische Informationen tragen. Plasmide tragen Gene, die das Bakterium resistent gegen

antibakterielle Mittel machen. So können Plamide ein Gen für das Enzym ß-Lactamase

tragen. Die Bakterien, die dieses Gen tragen sind somit resistent gegen ß-Lactamantibiotika,

wie zum Beispiel Penicillin. Plasmide können von einer antibiotikum resistenten Zelle auf

eine antibiotikum empfindliche Zelle derselben oder einer anderen Bakterienart übertragen

werden und dieser dadurch Resistenz verleihen.

Die verbreitete Anwendung von Antibiotika hat bei krankheitserregenden Bakterien zu einem

starken Selektionsdruck zugunsten dieser Plasmide geführt. Die hat zur Folge, dass

multiresistente Bakterienstämme entstehen.

Nicht alle Antibiotika weisen heute noch dieselbe Wirksamkeit wie vor einigen Jahrzehnten

auf. Die Zahl der Bakterienklassen, die effiziente Abwehmechanismen gegen Antibiotika

entwickelt haben, hat zugenommen. Die häufigste Form der Resistenz ist die Bildung von ß-

Lactamasen, die in der Lage sind, den Lactamrung hydrolytisch zu spalten.

Die Bakterienzellwand

Die Zellwand der Bakterien ist von medizinischer Bedeutung, da sie für die bakterielle

Virulenz (krankheitsverursachende Kraft) verantwortlich ist. Die Bakterienzellwand enthält

charakteristische Antigene.

Bakterien werden in zwei große Klassen, die grampositiven und die gramnegativen Bakterien

eingeteilt. Die Einteilung hängt von ihrem Verhalten in der Gramfärbung (benannt nach

Christian Gram 1884) ab.

Grampositive Bakterien haben eine 25 nm dicke Zellwand ohne äußere Membran. Aus

diesem Grund besitzt die Zellwand eine im Vergleich zu den Gramnegativen Bakterien hohe

Permeabilität. Gramnegative Bakterien besitzen eine 3 nm dünne Zellwand mit einer

äußeren Membran einer Lipoprotein- Lipopolysaccharidschicht. Die äußere Membran wehrt

toxische Substanzen und auch die Gramfärbung ab. Die Gramnegativen Bakterien besitzen

somit auch eine höhere Resistenz gegenüber Antibiotika.

Page 27: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

25

Die Zellwand ist aus verknüpften Polysaccharid- und Polypeptidketten aufgebaut. Man spricht

von einem Peptidoglykan.

Der Polysaccaridanteil besteht aus linearen Ketten aus ß 1-4 verknüpften N-Acetylglucosamin

(GlcNAc) - und N-Acetylmuraminsäure (MurNAc) - Einheiten.

Tetrapeptid

MurNAc

Tetrapeptid MurNAc

Peptidbrücke

GINAc

GINAc

PeptidbrückeTetrapeptid

Tetrapeptid

MurNAc

GINAc

MurNAc

GINAc

Transpeptidase Penicillin

Ausschnitt aus der Bakterienzellwand

Zellmembran Murein

Saure Polysaccharide

Grampositiv z.B. Staphylococcus aureus

Gramnegativ z.B. Escherischia coli

Lipoproteine

Lipo- polysaccharide

Polysaccharide Murein

Äußere Membran

Hohe Permeabilität

Geringe Permeabilität

- 5 nm

- 20 nm

- 10 nm

- 2 nm

Page 28: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

26

Noch in der Zelle bindet die Säuregruppe der N-Acetylmuraminsäure an ein D-

Aminosäurenhaltiges Tetrapeptid. Statt des endständigen D-Alanins wird ein D-Alanyl-D-

Alanindipeptid eingebaut, so dass ein Pentapeptid entsteht. Es entsteht ein N-

Acetylmuraminpentatpeptid. Die D- Aminosäuren in der Seitenkette verleihen den

Peptidoglykanen eine weitgehende Resistenz gegenüber Proteasen, die meist spezifisch für L-

Aminosäuren sind.

An der Zytoplasmamembran bindet dann N-Acetylglucosamin an die mit dem Pentapeptid

verbundenen N-Acetylmuraminsäure. Auch die Peptidbrücke verbindet sich hier mit dem

Pentapeptid.

Direkt in der Zellwand müssen die Peptidbrücken untereinander geschlossen werden. Dazu

wird das terminale D-Alanin abgespalten. Es wird eine Peptidbindung vom vorletzten

Alaninrest zum Brückenpeptid (z.B. Pentaglycin) ausgebildet.

Demonstration 2

Hemmung des Wachstums von E.coli

durch Penicillin

Geräte: 10 Agarplatten

20 mL sterile Glaspipette

10 sterile Pasteurpipetten

10 sterile Eppendorfspitzen

Chemikalien/

Medikament: Penicillin Stammlösung: 80 mg/mL

Übernachtkultur von E. coli 5 mL

Abb. 12 Bakterienstämme 12

Page 29: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

27

Abb. 13 Hemmhof in einer E.coli Kultur durch Penicillin 13

Versuchsdurchführung:

Je 0,1 mL einer ausgegebenen E.coli Kultur sorgfältig auf den Agarplatten ausplattieren und

trocknen lassen. Mit dem Ende einer Pasteurpipette 1 Loch/ Platte aus dem Agar ausstechen.

Bei der niedrigsten Verdünnung 3 Löcher/ Platte ausstechen. Pro Loch 30 µL

Antibiotikalösung der entsprechenden Konzentration vorsichtig in die Löcher pipettieren.

Zuvor müssen noch die Böden der Petrischalen beschriftet werden, am besten mit den

entsprechenden Konzentrationen. Die Inkubation erfolgt bei 37°C, wobei die Platten

umgedreht hingestellt werden dürfen.

Je 2 Platten werden für die folgenden Penicillin Konzentrationen verwendet: 80, 40, 20, 10

und 5 mg/mL. Dazu wird die Stammlösung jeweils 5 mal 1:2 verdünnt.

Hinweise für den Vortrag:

Das Penicillin kann aus Tabletten oder Kapseln erhalten werden. Die E.coli Bakterienkultur

wurde über die Mikrobiologie FB Biologie bezogen, dort wurde die Kultur auch inkubiert und

bis zum Vortrag steril gehalten. Die Agarplatten, die den Hemmhof am besten zeigen, können

im Vortrag präsentiert werden.

Versuchsauswertung:

Alle ß-Lactamantibiotika greifen am Peptidoglycangerüst der Bakterienzellwand an.

Die Bakterienzellwand besteht aus sich abwechselnden N-Acetylglucosamin und N-

Acetylmuraminsäure Einheiten. Das Enzym Transpeptidase vernetzt die Stränge

untereinander. Das eigentliche Substrat der Transpeptidase ( D-Alanyl-D-Alanin) ähnelt dem

ß-Lactamgrundgerüst, welches nun an das Enzym bindet und diese blockiert. Die neue

Zellwand besitzt durch den „enzymatischen Baustopp“ die notwendige Stabilität nicht mehr.

Es kommt zum Zelltod. Die Größe des Hemmhofs ist konzentrationsabhängig. Der Hemmhof

kennzeichnet den Bereich, in dem das durch den Agar

diffundierte Penicillin die neue Zellwandsynthese unterbunden

hat. Um den Hemmhof herum konnten die E.coli-Stämme

wachsen.

Page 30: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

28

4.3 Galle und ihre Gallensäuren

Galle

Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Organ mit einem Fassungsvermögen von 30 bis 50 ml.

Die Gallenblase sitzt an der Leberunterfläche und hat die Aufgabe, Gallenflüssigkeit, die in

der Leber gebildet wird, zu speichern.

Bei der Gallenflüssigkeit handelt es sich um ein Sekret der Leber, grün-braun, pH 5,6 bis 8,0,

75% Wasser. Hauptbestandteile der schwach alkalischen Galle sind die Salze der

Gallensäuren, Cholesterin (Cholesterol), Phospholipide (Lecithin), Gallenfarbstoffe

(Bilirubin) und Steroidhormone. Die Gallensalze dienen der Emulgierung der Fette im

Speisebrei.

Die Galle (0,7 L/Tag) wird von den Leberzellen direkt in die zwischen den Zellen liegenden

Gallenkanälchen sezerniert.

Aus Cholersterin synthetisiert die Leber Cholat und Chenodeoxycholat, die sogenannten

primären Gallensalze. Die Gallensalze werden in der Leber mit Taurin und Glycin konjugiert

und in dieser Form in die Galle sezerniert (Glykocholsäure und Taurocholsäure). Dort dienen

sie der Micellenbildung in Galle und Darm. Im Darm wandeln Darmbakterien die

konjugierten Gallensäuren in sekundäre Gallensalze um (Dekonjugation) z. B.

Desoxycholsäure. Die Gallensäuren unterliegen dem

enterohepatischen Kreislauf. Dieser verringert die

Menge der Stoffe, die neu gebildet werden müssen,

da die Stoffe wieder verwendet werden können.

Unkonjugierte Gallensäuren werden gleich wieder

resorbiert, während die konjugierten Gallensäuren

erst nach ihrer Verwendung bei der Fettverbrennung

wieder resorbiert werden. Der gesamte

Gallensalzbestand des Körpers (2-4 g) durchläuft

diesen Kreislauf je nach dem Fettgehalt der Nahrung

6 bis 10 mal pro Tag, da für die tägliche

Fettresorption ca. 20 bis 30 g Gallensäuren benötigt

werden. 0,4 – 0,8 g der Gallensäuren werden täglich

mit dem Stuhl ausgeschieden.

Abb. 14 Kreislauf der Gallensalze 14

Page 31: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

29

Abb. 15 Mischungspyramide der Bestandteile der Gallenflüssigkeit 15

Ist der Sphinkter zwischen Gallengang und Duodenum geschlossen, gelangt die laufend

produzierte Lebergalle in die Gallenblase, wo sie auf 1/10 eingedickt und gespeichert wird.

Das Gallenblasenepithel resorbiert vor allem Na+ und Cl- zusammen mit Wasser, so dass sich

die Konzentration der Gallenbestandteile (Gallensalze, Bilirubin, Cholesterin…) auf ein

Vielfaches erhöht. Wir die Gallenblase zur Fettverdauung benötigt, kontrahiert sich die

Gallenblase und der Inhalt mischt sich Portionsweise dem Speisebrei im Duodenum unter.

Cholesterin- Gallensteine

Cholesterin wird in der Galle in Micellen transportiert. Diese werden mit Lecithin und den

Gallensalzen gebildet. Ändert sich das Mischungsverhältnis dieser Stoffe zugunsten des

Cholesterins kommt es in der hochkonzentrierten Gallenblase zur Ausfällung von

Cholesterinkristallen in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Es können sich

Solitärsteine bilden oder mehrere Steine. Die kleinsten Steine werden als Gallengrieß

bezeichnet.

Der rote und der grüne Punkt symbolisieren beispielhaft zwei Mischungsverhältnisse.

Page 32: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

30

Gallensteinleiden ist die häufigste Erkrankung der Gallenwege und der Gallenblase. Frauen

sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Je nach ihrer Zusammensetzung unterscheidet

man

Cholesterolsteine (häufig solitär)

Pigmentsteine (Bilirubinsteine)

Calciumbilirubinatsteine

Am häufigsten sind sogenannte gemischte Gallensteine.

Gallensteine

Klassifikation der häufigsten Gallensteine

Steintyp Häufigkeit Lage Charakterisierung

Cholesterinstein Über 90 % aller

Steine

Gallenblase Hart, rund, mit

zunehmendem Alter

polygonal

Pigmentstein

Schwarzer Stein

Ca. 6% aller Steine Gallenblase Sehr hart, klein,

zackig,

maulbeerförmig

Calciumbilirubinatstein 40-50% aller

Gallengangsteine

Gallengänge Erdig, groß,

tonnenförmig

Ursachen für die Gallensteinbildung sind

Hypercholesterolämie durch cholesterinreiche Ernährung, Adipositas, hormonale

Kontrazeption, erbliche Veranlagung,

Gallenwegstauung,

Gallenwegentzündungen bei denen die auftretenden Proteine als Kondensationskerne

wirken und

Stress

Das Vorhandensein von Gallensteinen kann mit Gallenkolliken einhergehen.

Eine medikamentöse Auflösung ist nur erfolgsversprechend, wenn es sich um reine

Cholesterolsteine handelt. In solchen Fällen kann bei 60% der behandelten Patienten

Page 33: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

31

innerhalb von 6- 24 Monaten mit einer Steinauflösung gerechnet werden. Eines der möglichen

Medikamente ist die Ursodeoxycholsäure von der täglich ca. 10 mg/kg Körpergewicht

eingenommen werden müssen. Eine Person mit einem Körpergewicht von 70 kg müsste somit

3 Tabletten pro Tag einnehmen, wenn das uns vorliegende Produkt (UDC AL 250 mg) zur

Therapie verschrieben worden wäre. Die Wirkung kommt zum Einen durch die Hemmung der

Cholesterolsynthese und zum Anderen durch die Emulgatorwirkung der Gallensäuren. Durch

die Gabe von UDC wird das Gleichgewicht zwischen Salzen und Cholesterin

wiederhergestellt und die Steine werden zur Auflösung gebracht.

Choleretika und Cholekinetika

Choleretika: erhöhen die Gallenproduktion in der Leber. Choleretisch wirken zum Beispiel

Gallensäuren, die gleichzeitig die wichtigsten Bestandteile der Galle

darstellen.

Cholekinetika:fördern die Entleerung der Gallenblase bei Störungen des Gallenflusses aus

der Gallenblase und den Gallengängen (Fleischextrakte, Eigelb, Fette, Sorbit,

Magnesiumsulfat und verschiedene ätherische Öle.)

Steroide

In den Steroiden sind drei Cyclohexanringe in der Sesselform aneinander kondensiert. Der

vierte Ring ist ein Cyclopentan. Alle 4 zusammen ergeben die charakteristische

Steroidstruktur. Man bezeichnet die Ringe als A, B, C und D und das Steroidgerüst wird in

einer bestimmten Reihenfolge nummeriert. Gruppen oberhalb der Ebene des Steroidmoleküls

bezeichnet man als ß-Substituenten, unterhalb der Ebene befindliche Gruppen als α-

Substituenten.

Gallensäuren

Digitaloide

Nebennierenrinden Hormone (Cortison)

Sexualhormone (Androgene, Östrogene, Progestine)

Cholesterin gehört zu den am weitesten verbreiteten Steroiden.

Page 34: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

32

CH3

H3C

H3C

H

CH3

H

H

H

CH3

HO

Cholesterin

Gallensäuren

Gallensäuren gehören zur Stoffklasse der Steroide. 1919 wurde die gemeinsame

Grundstruktur des Cholesterols und der Gallensäuren erkannt. Ihr Grundkörper kommt in der

Natur nicht vor. Er wird durch Dehydratisierung und Hydrierung der natürlichen Gallensäuren

gewonnen.

Die mengenmäßig vorherrschende Gallensäure ist die Cholsäure. Ungefähr 10mal geringer

konzentriert findet man die Desoxycholsäure.

Die Ringverknüpfung ist A/B-cis, B/C-trans, C/D-trans

OH R1

R2

COOH

H H

H

H

Gallensäure R1 (C7) R2 (C12)

Cholsäure OH OH

Chenodesoxycholsäure OH H

Desoxycholsäure H OH

COOH

H3C

H

CH3

H

H

H

CH3

HOH

Ursodeoxycholsäure

OH

Page 35: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

33

4.4 Wirkung von Gallensäuren

Nahezu das gesamte Fett einer Mahlzeit erreicht den Dünndarm völlig unverdaut. Die tägliche

Fettaufnahme von Menschen in den Industrieländern beträgt etwa 60-100 g und deckt damit

etwa 40% des Energiebedarfs. Zum größten Teil sind dies Triglyceride (90%), die langkettige

Fettsäuren wie Palmiat (16 C) und Oleat (18 C) enthalten. Die restlichen 10 % sind

Cholesterinester und Phospholipide. Die Hydrolyse der Fette ist ein besonderes Problem,

weil die Fettmoleküle in Wasser nicht löslich sind. Um überhaupt verdaut zu werden müssen

sie fein emulgiert werden. Dafür sind die Gallensäuren zuständig. Gallensäuren ummanteln

die Fetttröpfchen und emulgieren diese. Gallensalze haben detergenzähnliche Eigenschaften.

Sie enthalten mit ihrem Steroidkern eine lipophile Seite und mit ihren Carboxyl- und

Hydroxylgruppen eine hydrophile Seite. An der Phasengrenze von Wasser und Lipiden legen

sie sich zu einer monomolekularen Schicht gleich ausgerichteter Moleküle zusammen, deren

lipophile Seite dem Fett und die hydrophile Seite dem Wasser zugewandt ist. Durch die

Scherkräfte der Darmperisitaltik werden die so umhüllten Fetttröpfchen in immer kleiner

werdende Einheiten aufgeteilt. Im feinverteilten Endzustand erreichen die Fetttröpfchen eine

Größe von 0,5- 1,5 µm. Dadurch bieten sie eine große Fett-Wasser Grenzfläche und die

Pankreaslipase kann angreifen und die Esterbindung der Fette spalten. Auch das Cholesterin

der Nahrung wird durch die Cholsterinesterase in Cholesterin und freie Fettsäuren gespalten.

Ursodeoxycholsäure

+ Cholesterin

Micelle

hydrophile Seite

hydrophobe Seite

Cholesterin

Page 36: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

34

Versuch 3

Wirkung von Gallensalzen

Geräte: Demoreagenzglasständer mit schwarzem Hintergrund

2 Demoreagenzgläser

2 Demoreagenzglasstopfen

2 Schliffflaschen mit Stopfen für je 50 mL NaOH

3 kleine Messzylinder

Chemikalien: 100 mL NaOH (c = 1 mol/L)

Lösung von UDC in EtOH (w = 1 %)

→ 1 Tabletteninhalt in 25 mL EtOH

Lösung von Cholesterin in Aceton ( w = 1%)

→ 1 g/ 100 g Aceton

Medikament: UDC

Versuchsdurchführung:

Die NaOH wird in der angegebenen Konzentration und Menge hergestellt. Je 50 mL werden

in den Schliffflaschen aufbewahrt. Die Lösung von UDC wird hergestellt, davon werden 6 mL

in einen 10 mL Messzylinder geschüttet. Von der Cholesterinlösung werden jeweils 3 mL in

zwei 5 mL Messzylinder geschüttet.

Zuerst gibt man je 50 mL NaOH in die Demoreagenzgläser. Anschließend werden in beide

Demoreagenzgläser je 3 mL Cholesterinlösung geschüttet. Nun gibt man in eines der

Demoreagenzgläser 6 mL der UDC-Medikamentlösung. Beide Reagenzgläser werden mit

einem Stopfen verschlossen und geschüttelt.

Abb. 16 Galle & umliegende Organe 16

Page 37: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

35

Hinweise für den Vortrag:

UDC (Ursodeoxycholsäure) ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und muss daher

früh genug besorgt werden. Musterpackungen können evtl. über den Hausarzt bezogen

werden.

Es muss geprüft werden, ob Chlolesterin in der Chemikaliensammlung vorhanden ist bzw.

über die Chemikalienausgabe bestellt werden kann.

Versuchsauswertung:

Gibt man Cholesterin in das wässrige, leicht basische Milieu kommt es in beiden

Reagenzgläsern zu einer Trübung, weil Cholesterin sich schlecht in der wässrigen Phase löst

und sich mit der Zeit absetzt. Gibt man in eines der beiden Reagenzgläser das Medikament

UDC hinzu, bilden sich Micellen. Das Salz der UDC fördert die Micellenbildung um das

lipohile Cholesterinmolekül. Das Cholesterin wird länger in der Schwebe gehalten und setzt

sich nicht so schnell ab, was bedeutet, dass es seltener zur Gallensteinbildung kommt, bzw.

cholesterinhaltige Gallensteine mit der Zeit durch dieses Medikament aufgelöst werden

können.

Die Gallensalze gehören zu den anionischen Tensiden:

Sie tragen negative Ladungen und die polaren Gruppen bestehen zum Beispiel aus

Carboxylat-, Sulfonat- oder Sulfatgruppen.

Das bekannteste in der Natur vorkommende Tensid ist das Lecithin. Als weiteres Beispiel ist

die Gallensäure zu nennen.

Tenside sind zur Micellenbildung fähig, dabei wird die hydrophobe Substanz von den

unpolaren Kohlenwasserstoffresten eingeschlossen. Die polaren Reste richten sich zum

polaren Lösungsmittel hin aus und die Substanz wird „löslich“ gemacht.

Charakteristisch für Tenside ist ihr Aufbau. Sie bestehen aus einem fettlöslichen (lipophilem)

und einem wasserlöslichen (hydrophilem) Teil.

Page 38: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

36

COO

H3C

H

CH3

H

H

H

CH3

HOH

Streichholzmodell eines Gallensalzes:

4.5 Wirkung von ACC

Expektorantien

Als Expectorantien (lat. expectorare = aus der Brust verscheuchen) fasst man Arzneimittel

zusammen, die eine Verflüssigung von Brochialsekret (Mucolytika) und/oder seinen

Abtransport fördern. Die Viskosität des Brochialschleims wird u.a. durch die Konzentration

und den Polymerisationsgrad der enthaltenen Glycoproteine bestimmt, deren Proteinanteil

zahlreiche Disulfidbrücken enthält.

Die Mukolytika im engeren Sinne verändern die physiko-chemischen Eigenschaften und

setzen die Viskosität des Schleims herab.

Zu den Mukolytika gehören pflanzliche Stoffe und Stoffgemische (saponinhaltige Drogen,

ätherische Öle), anorganische Salze (Ammoniumchlorid und Kaliumiodid) sowie organische

Verbindungen (Bromhexin und dessen Metabolit Ambroxol, Acetylcystein und

Carbocystein).

Rein reflektorisch wirken saponinhaltige Drogen und erbrechenerregende Drogen bzw.

Substanzen. Dabei werden im Magen parasympathische Nerven stimuliert. Diese werden im

Brechzentrum des Gehirns auf den Nervus vagus umgeschaltet, der die Bronchialdrüsen zu

vermehrter Schleimsekretion stimuliert. Kaliumiodid und Ammoniumchlorid haben neben

dieser reflektorischen Wirkung auch eine direkte stimulierende Wirkung auf

Page 39: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

37

schleimproduzierende Zellen. Ausschließlich auf die Zellen wirken ätherische Öle. In allen

Fällen hat die vermehrte Sekretion eine geringere Viskosität des Schleims zur Folge.

Bromhexin bewirkt eine Sekretvermehrung, die die Abnahme der Schleimviskosität zur Folge

hat. Ambroxol, auch bekannt als Mucosolvan®, stimuliert zusätzlich die Bildung

oberflächenaktiver Substanzen („Surfactants“), die die Adhäsion des Schleims am

Bronchialepithel verhindern.

Der Wirkmechanismus von Acetylcystein beruht auf der reduktiven Spaltung der

Disulfidbrücken im Proteinanteil des Schleims. Hierdurch wird die Viskosität des Schleims

und dessen Abtransport erleichtert.

Husten

Beim Vorgang des Hustens handelt es sich um einen komplizierten Reflex. Das plötzliche,

explosive Ausatmen dient zur Selbstreinigung der Atemwege.

Man unterscheidet produktiven und unproduktiven Husten, je nachdem ob Bronchialsekret

vermehrt auftritt und abgehustet werden kann oder nicht. Unproduktiver Husten wird mit

Antitussiva (Codein) behandelt, die den Hustenreiz zentral (d.h im Gehirn) unterdrücken.

Produktiver Husten kann mit Expektorantien unterstützend behandelt werden.

Die Krankheiten, bei denen Husten als Symptom auftritt sind zahlreich (z.B. Bronchitis,

Mucoviscidose, Asthma bronchiale).

Versuch 4

Schleimlösende Wirkung

von ACC akut

Abb. 17 ACC Packung 17

Page 40: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

38

Geräte: Overheadprojektor

2 Plastikpetrischalen

4 Bechergläser 50 mL

1 Holzspieß

Chemikalien: 5,9 g Na2HPO4

2,3 g KH2PO4

Tintenpatrone „blau“

1 Hühnereiweiß

Medikament: 1 ACC 200 Brausetablette

Versuchsdurchführung:

Das Ei wird aufgeschlagen und das Eiweiß vom Eigelb getrennt. Das Eiweiß wird

anschließend in zwei 50 mL Bechergläser aufgeteilt.

Die abgewogenen 5,9 g Dinatriumhydrogenphosphat werden in 213 mL dest. Wasser gelöst

und die 2,3 g Kaliumdihydrogenphosphat in 250 mL dest. Wasser. Dann werden beide

Lösungen vereint. Die Pufferlösung kann in einer Schliffflasche, für mehrere

Versuchsdurchführungen und Probedurchgänge, aufbewahrt werden.

Es werden 15 mL reine Pufferlösung in die 2 weitere Bechergläser gegeben, die Lösungen

werden mit wenigen Tropfen Tinte blau angefärbt.

Im Vortrag wird dann eine ACC 200 Brausetablette in einem Becherglas mit 15 mL

Pufferlösung aufgelöst.

Auf den Overhead werden 2 Petrischalen gestellt, in die die beiden Eiweißportionen

geschüttet werden. Dann werden gleichzeitig die Pufferlösungen zugeschüttet.

Nach einer geringen Wirkungszeit kann mit dem Holzspieß die Konsistenz der Eiweiße

geprüft werden.

Hinweise für den Vortrag:

Die Petrischalen bzw. einen Folienstreifen mit „+ ACC 200“ und „-ACC 200“ beschriften.

Page 41: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

39

Versuchsauswertung:

Cystein kann durch Oxidation der beiden Thiolgruppen eine Disulfidbrücke ausbilden. Das

Dimer wird als Cystin bezeichnet. Das wasserlösliche Cystein geht durch diese Oxidation in

das praktisch wasserunlösliche Cystin über, das durch Reduktion wieder in Cystein

zurückverwandelt werden kann. L- Cystein und L- Cystin besitzen R- Konfiguration, weil die

Gruppierung CH2-SH eine höhere Priorität als die Carboxylgruppe besitzt.

Disulfidbrücken in Proteinen haben strukturstabilisierende Funktion. Sie verknüpfen die

Aminosäureketten intra- und intermolekular.

Der Wirkmechanismus von Acetylcystein beruht auf der reduktiven Spaltung der

Disulfidbrücken im Proteinanteil des Schleims. Hierdurch wird die Viskosität des Schleims

herabgesetzt und dessen Abtransport erleichtert.

NHC

HC CH2

NH

C

S S CH2 CH

CHN

NH

C

2 HS

NH

O

OH

CCH3

NHC

HC CH2

NH

C

SH HS CH2 CH

CHN

NH

C

2 S S

NH NH

O

HO

O

OH

C CCH3 CH3

Glycoprotein mit Disulfidbrücke N-Acetylcystein, ACC

Glycoprotein mit gespaltener Disulfidbrücke

-I-I

-I -I

-II

-II -II

oxidiertes N-Acetylcystein

O

O

O

O O

O

O

O

O OO

Page 42: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

40

Es gibt ca. 5.000 Wechselwirkungen zwischen Medikamenten. Dazu kommen noch

Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Lebens- und Genussmitteln wie zum

Beispiel Eisen und Tee.

5 Wechselwirkung zwischen Eisen & Tee

Eisen

Der Normwert der mittleren Hämoglobinkonzentration im Blut beträgt beim Mann 15,5 g Hb

in 100 mL Blut, bei der Frau bei 14 g. Eisenmangelanämien kommt die größte Bedeutung zu.

Bei der Eisenmangelanämie (häufigste Form der Anämie) weisen die Erythrocyten einen

verminderten Hämoglobin-Gehalt auf und sind gegenüber der Norm verkleinert. Allgemeine

Symptome bei Anämien sind blasse Haut, Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen sowie

rasche Ermüdbarkeit.

Der Organismus eines Erwachsenen enthält etwa 4-5 g Eisen in gebundener Form (Mann 5g,

Frau 2g). Davon befinden sich ca. 70% als Bestandteil des Hämoglobins in den Erythrocyten.

Der Anteil an „Funktionseisen“ als Bestandteil von Fe-haltigen Enzymen und Myoglobin

macht 10% aus. 20% werden als „Depot“ Eisen in Form des wasserlöslichen Metallproteins

Ferritin bevorzugt in der Leber, Milz und im Knochenmark gespeichert. Der tägliche Bedarf

an Eisen liegt beim Erwachsenen um 0,5 bis 1 mg. Gemessen am täglichen Eisenumsatz von

ca. 30 mg ist dieser Betrag gering. Dies kommt durch die weitgehende Wiederverwertung des

beim Hämoglobinabbau freiwerdenden Eisens.

Resorption und Transport

Die Resorption von Eisen erfolgt im oberen,

noch sauren Abschnitt des Dünndarms, im

Duodenum. Eisen wird fast ausschließlich in

zweiwertiger Form aufgenommen, Fe (III)

ist bei diesem pH 1015 mal schlechter löslich

als Fe(II) und deswegen praktisch nicht

bioverfügbar. Fe(III) kann jedoch von einer

Ferrireduktase (+ Ascorbat) auf den

Mukosazelloberflächen zu Fe2+ reduziert Abb. 18 Weg der Eisenabsorption im Körper 18

Page 43: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

41

werden und dann resorbiert werden. Infolge der Fe(III) Hydroxidbildung in tieferen alkalisch

reagierenden Abschnitten des Darms steht es für die für die Resorption generell nicht zur

Verfügung. Für die Resorption und Verwertbarkeit des Nahrungseisens ist ein in den

Mukosazellen der genannten Darmabschnitte lokalisiertes, ATP verbrauchedes Eisen-

Transportsystem von entscheidender Bedeutung. Resorbiertes Fe(II) wird durch ein Cu-

Metalloenzym (Coeruloplasmin) zu Eisen (III) oxidiert und ein bestimmter Teil an die

Blutbahn abgegeben und der restliche Teil in den Mukosazellen als Ferritin gespeichert. Eisen

verbindet sich im Blut mit einem Apoferrin genannten Protein zu Ferrin. Bei Eisenmangel

nimmt der an das Blut abgegebene Eisenanteil zu. Das heißt, dass Transportsystem passt sich

der Eisenaufnahme und der Bedarfsituation an.

Im Blut wird das an das Transportprotein Transferrin gebundene Fe(II) als Transferrin-Eisen

Komplex transportiert. Die Bindungskapazität von Transferrin beträgt ungefähr 14 mg,

normalerweise ist die Bindungskapazität jedoch nur zu 1/3 ausgelastet, also 4 mg Eisen als

Eisen-Transferrin Komplex. Für die Mobilisierung aus der Transport- und Lagerform muss es

zu Eisen (II) reduziert werden. Als Reduktionsmittel dient Ascorbinsäure.

Ferritin (in der Darmmukosa, Leber, Knochenmark, Erythrozyten und im Plasma) besitzt eine

„Tasche“ für 4500 Fe3+ Ionen. Diese bildet eine rasch verfügbare Eisenquelle (600 mg).

Therapie von Eisenmangelanämien

Orale Aufnahme von Eisensalzen. Bei der oralen Applikation sollte wegen der in der Regel

schlechten Bioverfügbarkeit von dreiwertigem Eisen nur solche mit zweiwertigem Eisen

verwendet werden. Die im Handel befindlichen Eisenpräparate mit zweiwertigem Eisen

Mobilisierung

Ascorbinsäure Coeruloplasmin

Resorption

Blut

Mucosazellen

Fe(II) Fe(II) Fe(II)

Fe(III) Transferrin

Fe(III) Transferritin

Page 44: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

42

enthalten häufig Stabilisatoren, z.B. Ascorbinsäure, welche die Oxidation zu dreiwertigem

Eisen verhindert.

Vom Nahrungseisen werden 3- 15 % absorbiert, bei Eisenmangel über 25 %. In pflanzlicher

Nahrung liegt Eisen meist in schwer resorbierbarer Form vor, so zum Beispiel im Spinat als

Fe-oxalat oder im Getreide als Fe-phosphat. Diese Verbindungen werden im Magen nur

teilweise aufgeschlossen. Deshalb ist Eisen aus tierischer Nahrung (z.B. Fleisch) 10- 20mal

besser verwertbar. Fruchtsäfte verbessern wegen des Gehalts an reduzierender Ascorbinsäure

die Resorptionsrate.

Gerbstoffe (Polyphenole, Catechine)

Unter Gerbstoffen versteht man wasserlösliche (poly-)phenolische Verbindungen, die ca. 30

% der Teetrockenmassen bzw. 20 % des Teeaufgusses ausmachen. Die Gerbstoffe dienen

hauptsächlich als Schutz gegen Fäulnis, Schädlinge und Tierfraß. Im schwarzen Tee findet

man ungefähr 20 verschiedene Gerbstoffe mit sehr heterogener Zusammensetzung.

Biogenetisch ist Catechin mit den Flavonoiden verwandt.

Eigenschaften, Wirkungen

Gerbstoffe sind in heißem Wasser löslich. Sie bilden mit Eiweißstoffen, Schwermetallen und

Alkaloiden schwer lösliche Komplexe. Wie alle Polyphenole sind sie oxidationsempfindlich -

durch Luftoxidation polymerisieren die farblosen Verbindungen zu dunkel gefärbten,

physiologisch unwirksamen Verbindungen.

Die Gerbwirkung der Gerbstoffe beruht auf einer Wechselwirkung mit den Kollagenfasern

der Haut. Nur Moleküle mit einem Molekulargewicht zwischen 500 und 3.000 besitzen

Gerbeigenschaften. Durch Reaktion der Phenole mit den Säureamidgruppen des Kollagens

entstehen kovalente Bindungen (Leder).

Gerbstoffe und Polyphenole zeigen nicht zuletzt wegen ihrer Adsorptions- und antioxidativen

Eigenschaften vielfache pharmakologische Wirkungen.

Page 45: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

43

Catechine (95% der Gerbstoffe):

Versuch 5

Eisen –

Wechselwirkung mit Tee

Geräte: Demoreagenzglasständer mit weißem Hintergrund

4 Demoreagenzgläser

2 x 20 mL Vollpipette

2 x Peleusball

2 Messzylinder (20 & 100 mL) für schwarzen Tee

2 Glaspipetten

Rundfilter

Abb. 19 Lösferron Packung 19 Abb. 20 Schwarzer Tee 20

Page 46: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

44

15 mL Fe2+

schwarzer Tee

20 mL 20 mL

10 mL Dimethylglyoxim 10 mL Dimethylglyoxim

Chemikalien: ammoniakalische Diacetyldioximlösung

→ w = 3 % in H2O

konz. Ammoniak NH3

NaHCO3

schwarzer Tee mind. 10 Minuten gezogen

Medikament: 1 Lösferron Eisen Brausetablette

Versuchsdurchführung:

Man gießt eine Kanne schwarzen Tee auf, der mindestens 10 Minuten ziehen muss, damit die

im Tee enthaltenen Gerbstoffe freigesetzt werden. Anschließend wird 1 g Diacetyldioxim mit

Wasser auf 30 g aufgefüllt und das ganze zu gleichen Teilen (30 g) mit konz. Ammoniak

versetzt. Die Lösung ist in einer braunen Schliffflasche mehrer Tage haltbar.

Eine Lösferron Brausetablette wird in 100 mL Wasser aufgelöst, wenn sie sich vollständig

aufgelöst hat, wird mit NaHCO3 ein pH-Wert von 7 eingestellt.

In 2 Demoreagenzgläser werden jeweils 15 mL Lösferronlösung gefüllt. In eines der beiden

Demoreagenzgläser werden 15 mL schwarzer Tee, in das andere 80 mL schwarzer Tee

gegeben. Dann werden jeweils 20 mL aus den beiden unterschiedlich konzentrierten

Eisen/Tee-Lösungen entnommen und in 2 neue Demoreagenzgläser gegeben. Dazu gibt man

jeweils 10 mL ammoniakalische Dimethylglyoximlösung. Daraus werden mit einer langen

Glaspipette einige Tropfen entnommen und jeweils auf ein Filterpapier getropft.

Page 47: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

45

Versuchsauswertung:

Die Fe2+ Ionen aus der Tablette bilden mit den im Tee enthaltenen Gerbstoffen

(hauptsächlich Catechinen) unlösliche bzw. kolloidal löslich braun bis schwarz gefärbte

Komplexe.

Fe2+ bildet ebenfalls mit Diacetyldioxim einen Komplex.

Solange noch Fe2+ Ionen in der Lösung vorhanden sind, bildet sich der violette

Eisen(II)diacetyldioxim Komplex. Sind alle Eisen(II)ionen durch die Bildung des

Eisen(II)Gerbstoffkomplexes verbraucht, fällt der Eisen(II) Nachweis negativ aus. Dies ist

auch auf dem Filterpapier zu sehen.

Eisen(II)präparate sollten nicht mit Tee eingenommen werden, da die entstehenden

Gallensäure-Eisen(II)komplexe nicht resorbiert werden können.

Fe2+ 2 NH 3

2

N

NH3C

H3C OH

OH

N

NH3C

H3C Fe 2+

O

O

H

H

N CH3

CH3N

O

2 NH4

Dimethylglyoxim

Eisen(II)-Dimethylglyoxim-Komplexrot

O

Page 48: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

46

6 Darreichungsformen

Ein Wirkstoff wird in der Regel nicht direkt angewandt. Die Galenik beschäftigt sich damit,

wie aus dem Wirkstoff ein Arzneimittel wird. Es gibt sehr viele Darreichungsformen, von

denen einige hier erwähnt werden:

Feste Arzneiformen: Tabletten, Dragees, Kapseln …

Flüssige Arzneiformen: Tropfen, Sirup …

Streichfähige Zubereitungen: Salben, Cremes, Gele, Pasten …

Langzeit Depotarzneiformen: Implantate, Pflaster, Pumpen …

6.1 Antiseptika

Als Antiseptika (von griech. sepsis= Fäulnis) bezeichnet man keimtötende Substanzen, die

auf Wunden oder Schleimhäuten appliziert werden. Dabei ist das Ziel eine Verminderung

bzw. Bekämpfung krankheitserregender Mikroorganismen (Bakterien, Sporen, Viren, Pilze)

an einem bestehenden oder möglichen Infektionsort. Damit grenzen sich die Antiseptika

gegenüber Desinfektionsmitteln (von lat. infecere= vergiften, anstecken) ab, die durch

Abtötung von pathogenen (krankheitserregenden) Keimen auf Gegenständen und Oberflächen

bewirken sollen, dass von diesen keine Infektion mehr ausgehen kann.

Bei einer Infektion dringen Krankheitserreger, Bakterien, Sporen, Pilze oder Viren, über

verschiedene Wege in den Organismus ein z.B. durch kleine Verletzungen der sonst

schützenden Haut oder Schleimhaut. Dabei kann es je nach zur Ausbreitung der Erreger zu

einer lokalen Infektion oder einer Infektion des gesamten Organismus kommen. Das

Eindringen des Erregers kann je nach Zustand des Immunsystems zum Ausbruch einer

Infektionskrankheit führen. Wie oben beschrieben haben Antiseptika die Aufgabe diese

Krankheitserreger lokal zu inaktivieren.

Auf Grund ihrer Struktur und Wirkungsweise unterteilt man Antiseptika in verschiedene

Wirkstoffgruppen. Eine Wirkstoffgruppe bilden die Halogene, von denen das Iod in Form von

I2 für die Antiseptik von großer Bedeutung ist. Die bakterizide (bakterientötende) Wirkung

Page 49: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

47

des Iods wurde erstmals 1880 von M. C. Daviane beschrieben. Zunächst fand Iod Anwendung

in Form von Iodoform oder wässriger und alkohlischer Tinktur. Ende der 60er Jahre des 20.

Jahrhunderts wurde dann im angloamerikanischen Raum erstmals Iod in Form von PVP Iod

(Poly(1-vinyl-2-pyrrlodon)-Iod ) in der Medizin angewendet.

Betaisondona wird eingesetzt als Mittel gegen Wundinfektionen auf Haut wie oberflächlichen

Wunden, Verbrennungen, Druckgeschwüren und Unterschenkelgeschwüren.

Iod und Iodkomplexe

Iod ist immer noch eines der wichtigsten Desinfektionsmittel. Iod besitzt bakterizide,

sporozide, fungizide und viruzide Eigenschaften und tötet Protozoen ab. Das heißt Iod erfasst

alle Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Protozoen) wie auch Viren und Sporen. Iod weist

keine Wirkungslücken auf, was den Unterschied zu Antibiotika und anderen Antiseptika

ausmacht. Iod wirkt unspezifisch und es gibt keine Mikroorganismen, die gegen Povidon Iod

Resistenzen entwickelt haben.

Povidon Iod

In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde entdeckt, dass durch die Bindung des

Iods an das Makromolekül Polyvinylpyrrolidon die toxischen Eigenschaften herabgesetzt,

eine Wasserlöslichkeit erreicht und die Stabilität vergrößert werden, die mikrobiellen

Eigenschaften jedoch uneingeschränkt erhalten bleiben. Polyvinylpyrrolidon (auch Povidon

der Polyvidon) ist ein atoxisches, synthetisches Polymer aus Vinylpyrrolidon.

Povidon ist ein Hilfsstoff in der pharmazeutischen Industrie. Wässrige- oder alkoholische Iod

Tinkturen provozierten gelegentlich Hautirritationen und waren nicht so lange haltbar.

Als Iodtinktur (Handelsname Betaisodona®) hat sich PVP-Iod, das zu den Iodophoren gehört,

in der Wundbehandlung durchgesetzt. Der Komplex enthält 10% Iod. Die Iodkonzentration in

den häufig verwendeten Zubereitungsformen mit 10% Povidon Iod beträgt somit nur 1%. Die

Konzentration an freiem Iod ist sehr viel niedriger als 1 ppm. Betaisodona® Lösung enthält

pro 100 mL Lösung 10 g Povidon- Iod. Das mittlere Molekulargewicht von Povidon beträgt

40.000, mit einem Gehalt von 11% verfügbarem Iod.

Page 50: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

48

In der Lebensmittelindustrie wird es als Binde- und Verdickungsmittel, Stabilisator und

Überzugsmittel verwendet.

6.2 Wirkungsweise von Povidon Iod

Der Wirkstoff ist PVP-Iod. PVP gehört zu der Gruppe der Iodophore, welche sich dadurch

auszeichnen, dass Iod physikalisch und reversibel an ein Trägermolekül, in diesem Fall

Polyvidon gebunden ist. Polyvidon wird durch Polymerisation von Vinylpyrrolodon

hergestellt und besitzt eine helikale räumliche Struktur. Das Iod wird in die Helixstruktur des

PVP eingelagert, indem I3—Anionen über Wasserstoffbrücken zwischen den Carbonylgruppen

zweier Pyrrolidinringe reversibel binden. Durch das Verhältnis von 18 iodfreien

Pyrrolidonringen zu einem mit Iod besetzten Ring ist die Substanz gut wasserlöslich.

In wässriger Lösung stellt sich ein Gleichgewicht ein. Der geringe Anteil, ca. 1/1000, freien

Iods ist für die mikrobizide Aktivität verantwortlich, wohingegen das komplex gebundene

verfügbare Iod eine Art Reservoir bildet und bei Verschiebung des Gleichgewichts, also bei

Bedarf, durch vorhandene Reaktionspartner verzögert freigesetzt wird.

Das Gleichgewicht liegt sehr stark auf der Seite des gebundenen Iods. Bei PVP-Iod

Antiseptikum mit 10% PYP-Iod, das 1% Iod enthält liegen weniger als 1 ppm Iod in freier

Form vor. Für die eigentliche antiseptische Wirkung ist das frei vorliegende Iod

verantwortlich. Durch seine starke Oxidationswirkung werden SH-Gruppen und OH-

Gruppen von Aminosäuren oxidiert, was die Denaturierung von Proteinen zur Folge hat. Des

Weiteren addiert Iod an ungesättigte Fettsäuren. Beide Effekte führen zur Zerstörung von

Strukturen des infektiösen Erregers. Das komplex-gebundene Iod dient als Reservoir, das z.B

bei Verbrauch des frei vorliegenden Iods oder durch Verdünnung des Antispetikums aus dem

Komplex freigesetzt wird (Verschiebung des Gleichgewichts).

Die Löslichkeit von elementarem Iod kann in Wasser durch Zusatz eines leichtlöslichen

Iodids erhöhen. Durch Anlagerung eines I2 Moleküls an das I- Ion bildet sich das Triiodid- ein

Polyhalogenid Ion.

Page 51: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

49

Reaktionsgleichung Lugolsche Lösung:

K+ + I- + I2 → K+ + I3- (braun)

Iod-Stärke-Reaktion:

Die in der Lugolschen Lösung enthaltenen Polyiodid-Ionen werden in die Amylose-Helix der

Stärke eingelagert. Amylose besteht aus unverzweigten Ketten aus Glucosemolekülen mit α-

(1-4)-glycosidischer Bindung. Amylose hat eine helikale Struktur in deren Inneren kanalartige

Hohlräume entstehen. In diesen Hohlräumen ist das Iod in Form linearer Polyiodidketten

eingelagert. Das Agar dient in diesem Fall nur als Matrix für die Stärke, um eine feste

Struktur zu erzeugen. Agar ist ein Heteropolysaccharid aus Rotalgen; Monomere:

Galactose/Galacturonsäure.

Die blaue Farbe des positiven Stärkenachweises kommt durch Charge-Transfer(CT)-

Übergänge zustande.

Demonstration 3

Verzögerte Freisetzung

von Iod aus Povidon

Geräte: Petrischale

Magnetrührer mit Rührfisch

200 mL Erlenmeyerkolben

Chemikalien: Iod I2 0,25 g

KI 1 Spatelspitze

Stärke 1 g

Agar agar 1 g

Abb. 21 Betaisodona Salbe 21 Abb. 22 Betaisodona Lösung 22

Page 52: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

50

Medikament: Betaisodona Lösung

Versuchsdurchführung:

Zuerst wird eine Lugolsche Lösung ( w = 0,5 %) angesetzt. Dazu werden 0,25 g I2 und eine

Spatelspitze KI in 50 mL dest. H2O gelöst. Die verfügbare Iodmenge entspricht einer Iod

Menge von einer Pasteurpipettenspitze Betaisodona Lösung. Die Stärke- Agarlösung wird

folgendermaßen angesetzt: 100 mL dest. H2O werden mit 1 g Stärke und 1 g Agar bis zum

Sieden erhitzt. Anschließend lässt man die Lösung etwas abkühlen, gießt sie in die Petrischale

und lässt das ganze erkalten und aushärten. Mit dem Ende einer Pasteurpipette werden 2

gleichgroße Mulden gemacht. In eine der Mulden werden 2-4 Tropfen der hergestellten

Lugolschen Lösung in die Andere die Betaisodona Lösung getropft. Nun wartet man einige

Zeit um den Diffusionsprozess zu verfolgen.

Hinweise für den Vortrag:

Je nach Zeitmanagement kann man eine Petrischale vor dem Vortrag vorbereiten, damit das

Ergebnis eindeutiger ist.

Versuchsauswertung:

N

CHH2C

O

N-Vinylpyrrolidon

N

CHH2C

O

n

Polyvinylpyrrolidon PVP

N

CH

H2C

O H O N

CH

I3

H2C

n

N

CH

H2C

O

m

radiaklische Polymerisation

Page 53: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

51

7 Arzneistoffe- ein Thema für den Chemieunterricht

7.1 Themenkomplex Arzneimittel

Arzneimittel besitzen eine große Bedeutung in unserem heutigen Alltag. Auch die

Schüler/innen kommen seit ihrer Kindheit mit den Arzneimitteln in Kontakt. Impfungen

gegen Tetanus und Kinderlähmung werden bei Kleinkindern routinemäßig durchgeführt.

Auch Erkältungen, Fieber, Infekte oder Magen- Darm-Krankheiten werden medikamentös

behandelt. In den Medien wird Werbung für frei verkäufliche Arzneimittel gemacht.

Arzneimittel und der an gekoppelte Umgang mit Arzneimitteln gehören zur Lebenswelt der

Schüler/innen. Neben vielen chemischen Basiskonzepten, die man in diesem Bereich erlernen

kann ist es wichtig Sachkompetenz und Verantwortungsbewusstsein für die eigene

Gesundheit herauszubilden. Im diesem Sinne gehört das Thema auch zum übergreifenden

Bildungsauftrag der Schule, nämlich zur Gesundheitserziehung.

Der Themenkreis Arzneimittel beinhaltet sehr viele fächerübergreifende Aspekte. In der

Schule ist eine Zusammenarbeit mit den Fächern Biologie, Geschichte und Ethik möglich.

Die Pharmazie stellt zwar kein eigenes Schulfach dar, ist aber unabdingbar für das

Verständnis des Themas. Die folgende Tabelle zeigt einige der in den anderen Disziplinen zu

behandelnde mögliche Themen auf:

(PVP H ) I3 (PVP H ) + I- + I2

Abb. 23 Iod Stärke Reaktion 23

Page 54: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

52

Chemie Pharmazie Sozialkunde /GK / Ethik

Chemische Synthesen

von Arzneistoffen

Struktur-

Eigenschaftsbeziehung

en

Wirkprinzipien,

Galenik

Reaktionstypen- und

Mechanismen

Wirkstofffindung,

Wirkstoffentwicklung

und- design

Galenik: Wie wird

aus dem Wirkstoff

ein fertiges

Arzneimittel

Toxikologie: Erst die

Dosis macht das Gift

Arzneimittelmarkt

Gesundheit und

modernes Leben

Nebenwirkungen

und Missbrauch von

Arzneimitteln

Medizin und Ethik

Biologie Medizin Geschichte

Tierversuche

Anatomie und

Physiologie des

menschlichen

Körpers,

Gentechnik & neue

Medizin

Homöopathie

Diagnose und

Therapie von

Krankheiten

Heilen früher und heute

Historische Entwicklung

der Pharmazie

Entwicklungsgeschichte

ausgewählter Arzneimittel

Der Themenbereich Arzneimittel bietet durch seine Komplexität eine Fülle von Fachinhalten,

die den Schüler/innen chemische Basiskonzepte näher bringen können. Einige dieser Inhalte

zeigt die nächste Tabelle:

Fachinhalte Anwendungsbeispiele

Stofftrennungen Dünnschichtchromatographie verschiedener

Wirkstoffe

Säuren und Laugen Antacida

Oxidation/ Reduktion First-pass Reaktionen verschiedener

Wirkstoffe

Struktur-Eigenschaftsbeziehungen Drug Design, Antibiotika als Substratanaloga

Page 55: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

53

für mikrobiotische Prozesse

Funktionelle Gruppen & ihre Eigenschaften Pro Drugs- Einfluss funktioneller Gruppen

auf Löslichkeit und Reaktionsvermögen

ASS Synthese & Umwandlung im Körper

Makromoleküle Polymere als Tablettenüberzüge, Kapseln

Optische Aktivität Racematbildung bei Arzneistoffen

(Contergan®)

7.2 Lehrplanbezug

Im G8-Lehrplan steht als übergeordnetes Leitziel die Vermittelung von Struktur-

Eigenschaftsbeziehungen. Der Themenbereich Arzneimittel bietet dafür viele Möglichkeiten.

Wie die Tabelle zeigt, kann man Versuche zum Thema auch in der Unterstufe durchführen, da

einige Arzneimittel- und deren chemisches Verhalten auch in der Anorganik zu behandeln

sind. Als ein weiteres übergeordnetes Ziel sind noch die Behandlung von Reaktionstypen und

Reaktionsmechanismen zu nennen. Insbesondere ist jedoch zu sagen, dass eine umfassendere

Behandlung des Themas eher in der Oberstufe möglich ist. Die Themenbereiche in der 11 und

in der 12, Kohlenstoffchemie und Naturstoffe (Fette, Kohlenhydrate, Eiweiße) eignen sich zur

Einbettung des Themas. Im Lehrplanabschnitt „Angewandte Chemie“ wird explizit auf die

Untersuchung und Wirkungsweise eines Arzneistoffes hingewiesen.

8 Literaturverzeichnis

Pharmazeutische Lehrbücher

Auterhoff, H.: Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie, Stuttgart: Wiss.-Verl.-Ges. 1981.

Baum, U., Arzneimittel von A-Z, 2. Auflage, München: Urban und Fischer 2002.

Böhm, H.-J.: Wirkstoffdesign- Der Weg zum Arzneimittel, Heidelberg: Spektrum, Akad.

Verlag 2002.

Page 56: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

54

Eger, K.; Arzneistoffanalyse: Reaktivität, Stabilität, Analytik, 5. Aufl., Stuttgart: Dt.

Apotheker Verlag 2006.

Mutschler, E.; Arzneimittelwirkungen kompakt, Basiswissen Pharmakologie, Toxikologie,

Stuttgart: Wissenschaftlicher Verl.- Ges., 2005.

Mutschler, E.; Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie,

Stuttgart: Wissenschaftlicher Verl.- Ges., 1997.

Rimpler, H.; Biogene Arzneistoffe, Stuttgart: Dt. Apotheker Verlag 1999.

Schunack, W.; Arzneistoffe: Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie, Braunschweig:

Vieweg 1984.

Schultz, O.-E.: Einführung in die Pharmazeutische Chemie, Weinheim: Verl.- Chemie 1984.

Chemische Lehrbücher:

Beyer, H.; Lehrbuch der organischen Chemie 24. Auflage, Stuttgart: Hirzel 2004.

Berg, Jermey M., Stryer, L.; Biochemie, Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag 2007.

Lehninger, A. L.; Lehninger Biochemie 3. Auflage, Berlin: Springer 2001.

Vollhardt, K. Peter C., Schore N. E.; Organische Chemie, 4. Auflage, Weinheim: Wiley

VCH 2005.

Schulmaterialien:

Bader, H.J./ Drechsler, B./ Salzner, J./ Dogan, B.: Vitamin C als Nahrungsergänzung und

Arzneimittelbesatndteil, Chemkon 4 S. 187-192, 2001.

Kern, H. Aspirin. Seine Synthese und Analyse im Chemieunterricht, PdN-Ch. 1 S. 6-8 1978.

Page 57: VON ASPIRIN BIS SCHLEIMLÖSER

55

Kuhnert, N.; Hundert Jahre Aspirin - Die Geschichte des wohl erfolgreichsten Medikaments

aller Zeiten, ChiuZ 4 S. 213-220, 1999.

Salzner, J.; Drechsler, B.; Bader, H.-J., Acetylcystein als Hustenlöser, NiU-C, 75 S. 18-19

2003.

Schmidkunz-Eggler, D.; Von der Weidenrinde zum modernen Arzneimittel, NiU-C 57 S. 36-

40, 2000.

Zimmermann, I.; Galenik, oder wie aus einem Wirkstoff ein Arzneimittel wird. Teil I, ChiuZ

4 S. 114-120,1989.

Zimmermann, I.; Galenik, oder wie aus einem Wirkstoff ein Arzneimittel wird. Teil II,

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Komplette Bände:

Naturwissenschaft im Unterricht, Arzneimittel Heft 55, 2000.

Bayer Health Care, Universität Kassel, Institut für Didaktik der J.W. Goethe Universität

Frankfurt am Main: Arzneimittel und Chemie- Unterrichtsmaterialien für einen zeitgemäßen

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9 Abbildungsverzeichnis

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Es gibt 1000

Krankheiten,

aber nur eine

Gesundheit.

Abb. 24 Krank im Bett 24