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Das Entstehen neuer Wissenschaftenin der Neuzeit (XV. Symposium der ,,Gesellschaft fiir Wissenschaftsgeschichte", 19.-2 1. Mai 1977 im Rathaus von Mainz) Vorbemerkung Das XV. Symposium der ,,Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte" fand vom 19.-2 1. Mai 1977 im Ratssaal des neuen Rathauses der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz unter idealen aui3eren Bedingungen statt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermog- lichte die Veranstaltung mit einem finanziellen Zuschu8. Ihr und den Reprasentanten der Stadt Mainz sei fur ihre Unterstutzung herzlich gedankt. Die ortliche Tagungsleitung und inhaltliche Vorbereitung lag in den Handen von Fritz Krafft. Das Symposium wurde von etwa 85 Teilnehmern besucht. Die ,,Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte" versucht seit einigen Jahren, ein inter- disziplinares Forschungsvorhaben zu venvirklichen, das externe und interne Vorausset- zungen und Bedingungen fur das Entstehen neuer Wissenschaften in der Neuzeit unter- suchen soll. Unterschiedliche Auffassungen uber die Art des Vorgehens haben bisher ver- hindert, dai3 dariiber mit einer wissenschaftliche Forschung fordernden Institution ein mereinkommen getroffen werden konnte, das die finanzielle Basis sichern wurde. So wurde die Thematik im Vorgriff auf dieses Forschungsvorhaben und zu seiner inhaltlichen Vorbereitung fur ein Symposium ausgewahlt und hier in insgesamt zehn Vortdgen von Referenten der verschiedensten historischen Disziplinen und in Diskussionen, denen tra- ditionsgema8 vie1 Zeit eingeraumt wurde, behandelt. In den im folgenden abgedruckten Referaten, die fur die Veroffentlichung uberarbeitet und in einigen Fallen erganzt wurden, sind die Ergebnisse der Diskussionen teilweise beriicksichtigt worden. Das gilt insbeson- dere fiir das Grundsatzreferat ,,Wissenschaft-Wissenschaften-Universitatsreform (Histo- rische und theoretische Aspekte zur Verwissenschaftlichung von Wissen und zur Wissen- schaftsorganisation in der friihen Neuzeit)", mit dem Laetitia Boehm (Miinchen) in der offentlichen Eroffnungsveranstaltung in die Thematik des Symposiums einfuhrte (S. 7-36). In der ersten Fachsitzung, die August Buck leitete, sprachen Fritz Schalk (Koln) uber ,,Die Akademien und die Entstehung neuer Wissenschaften im Zeitalter der Aufklarung" (S. 37-42), Fritz Wagner (Munchen) uber ,,Entstehen der Geschichte als Wissenschaft" (S. 43-50) und Axel Horstmann (Bochum) uber ,,Die klassische Philologie' zwischen Humanismus und Historismus: Friedrich August Wolf und die Begrundung der modernen Altertumswissenschaft" (S. 5 1-69). Die zweite Fachsitzung stand unter der Leitung von Richard Toellner; hier behandelte Theodor BalZau ff (Mainz) Fragen ,,Zur Entstehungs- geschichte der Padagogik als Wissenschaft in der Neuzeit" (S. 7 1-85),NeZZy Tsouyopoulos (Miinster) ,,Die neue Auffassung der Klinischen Medizin als Wissenschaft unter dem Ein- flu8 der Philosophie im fruhen 19. Jahrhundert" (S. 87-100) und GunterMann (Mainz)

Vorbemerkung

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Das Entstehen neuer Wissenschaften in der Neuzeit (XV. Symposium der ,,Gesellschaft fiir Wissenschaftsgeschichte", 19.-2 1. Mai 1977 im Rathaus von Mainz)

Vorbemerkung

Das XV. Symposium der ,,Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte" fand vom 19.-2 1. Mai 1977 im Ratssaal des neuen Rathauses der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz unter idealen aui3eren Bedingungen statt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermog- lichte die Veranstaltung mit einem finanziellen Zuschu8. Ihr und den Reprasentanten der Stadt Mainz sei fur ihre Unterstutzung herzlich gedankt. Die ortliche Tagungsleitung und inhaltliche Vorbereitung lag in den Handen von Fritz Krafft. Das Symposium wurde von etwa 85 Teilnehmern besucht.

Die ,,Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte" versucht seit einigen Jahren, ein inter- disziplinares Forschungsvorhaben zu venvirklichen, das externe und interne Vorausset- zungen und Bedingungen fur das Entstehen neuer Wissenschaften in der Neuzeit unter- suchen soll. Unterschiedliche Auffassungen uber die Art des Vorgehens haben bisher ver- hindert, dai3 dariiber mit einer wissenschaftliche Forschung fordernden Institution ein mereinkommen getroffen werden konnte, das die finanzielle Basis sichern wurde. So wurde die Thematik im Vorgriff auf dieses Forschungsvorhaben und zu seiner inhaltlichen Vorbereitung fur ein Symposium ausgewahlt und hier in insgesamt zehn Vortdgen von Referenten der verschiedensten historischen Disziplinen und in Diskussionen, denen tra- ditionsgema8 vie1 Zeit eingeraumt wurde, behandelt. In den im folgenden abgedruckten Referaten, die fur die Veroffentlichung uberarbeitet und in einigen Fallen erganzt wurden, sind die Ergebnisse der Diskussionen teilweise beriicksichtigt worden. Das gilt insbeson- dere fiir das Grundsatzreferat ,,Wissenschaft-Wissenschaften-Universitatsreform (Histo- rische und theoretische Aspekte zur Verwissenschaftlichung von Wissen und zur Wissen- schaftsorganisation in der friihen Neuzeit)", mit dem Laetitia Boehm (Miinchen) in der offentlichen Eroffnungsveranstaltung in die Thematik des Symposiums einfuhrte (S. 7-36).

In der ersten Fachsitzung, die August Buck leitete, sprachen Fritz Schalk (Koln) uber ,,Die Akademien und die Entstehung neuer Wissenschaften im Zeitalter der Aufklarung" (S. 37-42), Fritz Wagner (Munchen) uber ,,Entstehen der Geschichte als Wissenschaft" (S. 43-50) und Axel Horstmann (Bochum) uber ,,Die klassische Philologie' zwischen Humanismus und Historismus: Friedrich August Wolf und die Begrundung der modernen Altertumswissenschaft" (S. 5 1-69). Die zweite Fachsitzung stand unter der Leitung von Richard Toellner; hier behandelte Theodor BalZau ff (Mainz) Fragen ,,Zur Entstehungs- geschichte der Padagogik als Wissenschaft in der Neuzeit" (S. 7 1-85),NeZZy Tsouyopoulos (Miinster) ,,Die neue Auffassung der Klinischen Medizin als Wissenschaft unter dem Ein- flu8 der Philosophie im fruhen 19. Jahrhundert" (S. 87-100) und GunterMann (Mainz)

6 Vorbemerkung

,,Neue Wissenschaft im Rezeptionsbereich des Danvinismus: Eugenik - Rassenhygiene" (S. 101-1 1). In der dritten Fachsitzung, die Rudolf Schmitz leitete, sprachen Jost Weyer (Hamburg) iiber ,,Die Entwicklung der Chemie zu einer Wissenschaft im 16. und 17. Jahr- hundert" ( S . 113-121), Fritz Krafft (Mainz) uber ,,Der Weg von den Physiken zur Physik an den deutschen Universitaten" (dieser und die folgenden Beitrage in Heft 3 ) sowie A m i n Hermann (Stuttgart) uber ,,Das Entstehen der Theoretischen Physik in Deutschland" - dieser letzte Beitrag wurde fur die Verijffentlichung neu konzipiert.

Der Iangere Diskussionsbeitrag von Dietrich von Engelhardt (,,Dimensionen und Aspekte der Entstehung neuer Wissenschaften in der Neuzeit") versucht, aus der Sicht des Wissenschaftshistorikers ein vorlaufiges RBsume der fur das Entstehen neuer Wissenschaf- ten verantwortlichen Faktoren, die in den Referaten angesprochen wurden, zu geben. Alwin Diemers ,,Versuch einer Begriindung der Rekonstruktion" (des Entstehens neuer Wissenschaften) stellt eine Zusammenfassung seines langeren Referates zur Einleitung der SchluSdiskussion dar, in dem das gleiche aus der Sicht des mehr systematisch und klassifi- katorisch vorgehenden Philosophen vorgenommen wird.

Wir sind uns dessen bewuSt, dd3 auf diesem Symposium noch nicht einmal alle im Zusammenhang mit dem Entstehen neuer Wissenschaften wichtigen Fragen angespro- chen, geschweige denn beantwortet worden sind. Das mu& dem erwahnten Forschungs- vorhaben, das sich vorerst auf die fruhe Neuzeit beschranken soll, vorbehalten bleiben. Es fehlten auch eine Reihe von Wissenschaften, in denen die Sachlage vielleicht ganz anders liegen kann. Das liegt einesteils an der beschrankten Kapazitat eines Symposiums, in dem fir die Diskussion geniigend Raum und Zeit gelassen werden soil, zum anderen aber auch daran, dd3 manche Wissenschaften noch nicht unter diesem historischen Aspekt untersucht worden sind - oder die Fachleute fiir solche Fragestellungen durch andere Verpflichtungen abgehalten wurden, am Symposium teilzunehmen oder ein Referat vorzubereiten. Volker Hentschel (Heidelberg) gebuhrt deshalb Dank dafiir, dd3 er seinen Heidelberger Habilitationsvortrag vom Mai 1978 ausgearbeitet und zur Ergan- zung der Thematik zur Verfugung gestellt hat (,,Die Staatswissenschaften an den deut- schen Universitaten im Wandel vom 18. zum 19. Jahrhundert").

Fritz Krafft