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Seite 1 Martin Löwenberg (Juli 2004) Dokumentation VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA Augsb ugsb ugsb ugsb ugsbur ur ur ur urg Kr Kr Kr Kr Kreisv eisv eisv eisv eisverband erband erband erband erband Augsb ugsb ugsb ugsb ugsbur ur ur ur urg Mar Mar Mar Mar Martin Lö tin Lö tin Lö tin Lö tin Löwenber enber enber enber enberg Ein revolutionäres Leben im Kampf gegen Faschismus und Krieg Martin Löwenberg wurde als Kind sozi- aldemokratischer Eltern am 12. Mai 1925 in Breslau geboren. Sein älterer Bruder, Ferdinand Löwenberg, war ebenfalls NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand. Fer- dinand "Fred" Löwenberg wurde bereits 1943 im Alter von 19 Jahren von der SS in das KZ Buchenwald verschleppt. 1939 zwangen Martin Löwenberg die NS-Rassengesetze seine landwirtschaft- liche Lehre abzubrechen. 1942 schloss er seine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. 1944 wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern und später nach Longwy/ Villerupt, Lothringen und anschließend in das KZ Leitmeritz (Litome(r(ice) (Außenlager des KZ Flossenbürg in Tschechien) deportiert. Am 7. Mai 1945 wurde Martin Löwenberg von der Ro- ten Armee befreit. Nach der Befreiung ging Martin Löwen- berg nach Weißenfels/Salle und wurde Gründungsmitglied der örtlichen Verei- nigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des örtlichen Freien Deut- schen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Aus politischen Gründen wurde er in der jungen Bundesrepublik verfolgt und ver- haftet - wegen seines sozialistischen und antifaschistischen Engagements in der Sozialdemokratischen Aktion (SDA), die vom Staatsschutz im Kalten Krieg als „Tarnorganisation“ der verbotenen KPD eingestuft worden war. Zweimal stand er vor Gericht und wurde verurteilt we- gen seines Engagement für die SDA und wegen „Rädelsführerschaft“ in der nach 1956 verbotenen KPD. 16 Monate musste Löwenberg in isolierter Einzel- haft absitzen.Martin Löwenberg und Philipp Müller waren Jugendfreunde. Martin Löwenberg mußte der Mutter von Philipp Müller die Nachricht vom Tode ihres Sohnes überbringen, der in Essen bei einer Friedensdemonstration von ei- nem Polizisten in den Rücken geschos- sen wurde und verstarb. Auch nach der Inhaftierung blieb Löwenberg politisch aktiv. So war er jah- relang Betriebsratsvorsitzender bei ei- nem Industriekonzern und Fachgruppen- vorsitzender des Groß- und Einzelhan- dels und in der Großen Tarifkommissi- on der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). In den achtziger Jahren trat Löwenberg den Grünen bei und war im Landes- arbeitskreis gegen Rechtsentwicklung und Neofaschismus. Löwenberg wollte die Anhänger der Arbeiterbewegung mit der Ökologiebewegung zusammenbrin- gen. In den 90er Jahren, als absehbar war, dass sich die Partei in eine andere Rich- tung bewegt, trat er bei den Grünen mit der Begründung aus, nicht weiter „das linke Feigenblatt einer immer rechter ab- rutschenden Partei zu sein“. Anfang der neunziger Jahren war Mar- tin Löwenberg Mitbegründer des „Münchner Bündnis gegen Rassismus“ indem er antinazistische und anti- rassistische Kräfte zum gemeinsamen Handeln bündelte. Auf bayerischer Landesebene und für den Kreis München führt Martin Löwen- berg seit vielen Jahren Vorstands- tätigkeiten für die VVN-BdA durch. Im November 2002 wurde der 79-jähri- ge Löwenberg wegen Aufrufs zum Wi- derstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Auf- zug der Neonazis zu blockieren. Chri- stian Ude, Oberbürgermeister von Mün- chen, erklärte damals „sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“. Löwenberg, dessen jüdische Verwandte weiter auf Seite 2 „Es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“ Martin Löwenberg

VVN / BdA AAAugsburggg Kreisverband AAAugsburggg ...schistischen Oktoberfest-Atten-tates, das vor 23 Jahren 13 Tote und über 200 Verletzte gefordert hatte, in letzter Minute verhindert

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Martin Löwenberg (Juli 2004)

Dokumentation

VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA VVN / BdA AAAAAugsbugsbugsbugsbugsburururururggggg

KrKrKrKrKreisveisveisveisveisverband erband erband erband erband AAAAAugsbugsbugsbugsbugsburururururggggg

MarMarMarMarMartin Lötin Lötin Lötin Lötin LöwwwwwenberenberenberenberenbergggggEin revolutionäres Leben im Kamp f gegen Faschismus und Krieg

Martin Löwenberg wurde als Kind sozi-aldemokratischer Eltern am 12. Mai1925 in Breslau geboren. Sein ältererBruder, Ferdinand Löwenberg, warebenfalls NS-Verfolgter und Teilnehmeram antifaschistischen Widerstand. Fer-dinand "Fred" Löwenberg wurde bereits1943 im Alter von 19 Jahren von der SSin das KZ Buchenwald verschleppt.

1939 zwangen Martin Löwenberg dieNS-Rassengesetze seine landwirtschaft-liche Lehre abzubrechen. 1942 schlosser seine neu begonnene Sattlerlehre mitder Gesellenprüfung ab. 1944 wurde erverhaftet und ins KZ Flossenbürg inBayern und später nach Longwy/Villerupt, Lothringen und anschließendin das KZ Leitmeritz (Litome(r(ice)(Außenlager des KZ Flossenbürg inTschechien) deportiert. Am 7. Mai 1945wurde Martin Löwenberg von der Ro-ten Armee befreit.

Nach der Befreiung ging Martin Löwen-berg nach Weißenfels/Salle und wurdeGründungsmitglied der örtlichen Verei-nigung der Verfolgten des Naziregimes(VVN) und des örtlichen Freien Deut-schen Gewerkschaftsbundes (FDGB).

Aus politischen Gründen wurde er in derjungen Bundesrepublik verfolgt und ver-haftet - wegen seines sozialistischen undantifaschistischen Engagements in derSozialdemokratischen Aktion (SDA), dievom Staatsschutz im Kalten Krieg als„Tarnorganisation“ der verbotenen KPDeingestuft worden war. Zweimal stander vor Gericht und wurde verurteilt we-gen seines Engagement für die SDA undwegen „Rädelsführerschaft“ in der nach1956 verbotenen KPD. 16 Monatemusste Löwenberg in isolierter Einzel-

haft absitzen.Martin Löwenberg undPhilipp Müller waren Jugendfreunde.Martin Löwenberg mußte der Mutter vonPhilipp Müller die Nachricht vom Todeihres Sohnes überbringen, der in Essenbei einer Friedensdemonstration von ei-nem Polizisten in den Rücken geschos-sen wurde und verstarb.

Auch nach der Inhaftierung bliebLöwenberg politisch aktiv. So war er jah-relang Betriebsratsvorsitzender bei ei-nem Industriekonzern und Fachgruppen-vorsitzender des Groß- und Einzelhan-dels und in der Großen Tarifkommissi-on der Gewerkschaft Handel, Bankenund Versicherungen (HBV).

In den achtziger Jahren trat Löwenbergden Grünen bei und war im Landes-arbeitskreis gegen Rechtsentwicklungund Neofaschismus. Löwenberg wolltedie Anhänger der Arbeiterbewegung mitder Ökologiebewegung zusammenbrin-gen. In den 90er Jahren, als absehbar war,dass sich die Partei in eine andere Rich-tung bewegt, trat er bei den Grünen mit

der Begründung aus, nicht weiter „daslinke Feigenblatt einer immer rechter ab-rutschenden Partei zu sein“.

Anfang der neunziger Jahren war Mar-tin Löwenberg Mitbegründer des„Münchner Bündnis gegen Rassismus“indem er antinazistische und anti-rassistische Kräfte zum gemeinsamenHandeln bündelte.

Auf bayerischer Landesebene und fürden Kreis München führt Martin Löwen-berg seit vielen Jahren Vorstands-tätigkeiten für die VVN-BdA durch.

Im November 2002 wurde der 79-jähri-ge Löwenberg wegen Aufrufs zum Wi-derstand gegen einen Aufmarsch derNeonazis vom Amtsgericht Münchenverurteilt. Tausende Münchner hatten am30. November 2002 versucht, einen Auf-zug der Neonazis zu blockieren. Chri-stian Ude, Oberbürgermeister von Mün-chen, erklärte damals „sich in den Wegzu stellen, ist eine gute Sache“.

Löwenberg, dessen jüdische Verwandteweiter auf Seite 2

„Es ist legitim, ja legal, sich den T otengräbern derDemokratie entgegenzustellen“

Martin Löwenberg

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Seite 2Abendzeitung 18.9.03

Pressedokument ation

zum Großteil in Vernichtungslagern er-mordet wurden, rief bei der antifaschi-stischen Kundgebung am MünchnerOdeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sichden Totengräbern der Demokratie ent-gegenzustellen“ und daraufhin ange-klagt. In der Urteilsbegründung wurdeer als „Kfz-Häftling“ bezeichnet; dasWort KZ war scheinbar nicht bekannt;Hitlers Propagandaminister wurde„Göppel“ genannt. Löwenberg wurde zu15 Tagessätzen a 20 Euro verurteilt.

Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte:„Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protestverurteilt“. Das Urteil löste einenProteststurm aus. Dieter Hildebrandtthematisierte das skandalöse Urteil inseinem letzten "Scheibenwischer".Am 12. Dezember 2004 wurde ihm inBerlin gemeinsam mit Esther Bejarano,Percy MacLean und Peter Gingold vonder Internationalen Liga für Menschen-rechte die Carl-von-Ossietzky-Medail-le verliehen.

Text leicht gekürzt aus wikipedia

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TZ Muenchen 18.9.03

SZ 18.9.03

Pressedokument ation

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SZ 25.9.2003

Pressedokument ation

TZ Muenchen 23.9.03

AZ Muenchen 23.9.03

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Münchner Merkur 23.9.03

Augsburger Allgemeine 29.9.03

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Bild: wikipedia

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Pressemitteilung

VVN/BdA Landesvereinigung Bayern

Neonazis ernsthaf t bekämp fen, Verfolgung vonAntifaschisten einstellen!NS-Verfolgte zu S prengstoff- und W affenfundenin München

scher Propaganda und Gewalt inMünchen wurden von Behördenund Gerichten immer wieder inden Wind geschlagen. Neofaschi-stische Aktionen wurden geneh-migt und von der der Polizei ge-schützt. Bürgerinnen und Bürger,die sich dem entgegenstellten,wurden und werden kriminalisiertund verurteilt. So unlängst ein60jähriger Vertreter des Münch-ner Friedensbündnisses, der mitanderen versucht hatte, einerechtsextremistische „Mahn-wache“ auf dem Münchner Sta-chus mit einer Stoffbahn vor derÖffentlichkeit abzuschirmen; wei-tere Gerichtsverfahren gegen denFraktionsvorsitzenden der Bünd-nisgrünen im Münchner Stadtrat,Siegfried Benker. und gegen denehemaligen Naziverfolgten MartinLöwenberg, Landesvorstands-mitglied der VVN-BdA Bayern,sind anhängig, weil diese dieMünchner Bürger aufgeforderthaben sollen, einem Naziauf-marsch entgegenzutreten.

Die VVN-BdA fordert, dass dergerade noch vereitelte neofaschi-stische Bombenanschlag endlichzum Anlass genommen wird, sol-chen Skandalen ein Ende zu ma-chen. Sie fordert von der Justizbis hinauf zum Bundesverfas-sungsgericht, dem Auftrag desGrundgesetzes gemäß faschisti-sche Aufmärsche und Propagan-da-Aktionen zu unterbinden, stattden Nazis - wie jüngst in Wun-siedel und Nürnberg geschehen- juristische Freibriefe auszustel-

Mit der Polizeiaktion gegen Neo-nazis am Mittwoch in Münchenkonnte vermutlich ein Bombenan-schlag vom Ausmaß des neofa-schistischen Oktoberfest-Atten-tates, das vor 23 Jahren 13 Toteund über 200 Verletzte geforderthatte, in letzter Minute verhindertwerden. Die Vereinigung der Ver-folgten des Naziregimes/Bund derAntifaschistinnen und Antifaschi-sten (VVN/BdA) sieht jedoch dar-in keinen Grund zur Erleichterungoder gar Entwarnung.

Waren die Sprengstoff- und Waf-fenfunde der Ermittler, nach dem,was bisher bekannt gegeben wur-de, doch eher einem Zufall - denFolgen einer Schlägerei unterNeofaschisten - zu danken. DasTreiben der so genannten „Kame-radschaft Süd“ um den jetzt ver-hafteten Martin Wiese war denBehörden seit langem bekannt.Sie hatte als Einzelgruppierungund im Bündnis mit anderenrechtsextremistischen Gruppenund Personen (unter anderemunter dem Etikett „Demokratie di-rekt“) seit geraumer Zeit mit öf-fentlichen Kundgebungen undDemonstrationen kein Hehl ausihren demokratiefeindlichen Zie-len, ihrem offenen Antisemitismusund Antiamerikanismus und ihrergewalttätigen Hetze gegen Men-schen anderer Herkunft und Welt-anschauung gemacht.

Warnungen von Antifaschistinnenund Antifaschisten vor dieser be-ängstigenden Zunahme faschisti-

len. Von den bayerischen Ermitt-lungsbehörden fordert die VVN-BdA, auch das Grau- und Braun-zonenumfeld der terroristischen„Kameradschaft Süd“ auszu-leuchten - beginnend bei der NPDund der Burschenschaft „Danu-bia“ über den neben Wiese imbraunen Bündnis „Demokratie di-rekt“ engagierten Münchner „Re-publikaner“-Stadtrat Johann PiusWeinfurtner bis hin zu rechts-konservativen Personen, die sichan diesem Bündnis beteiligt ha-ben sollen.

München, 11. 09. 2002

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Im Namen des V olkes ?

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ver.di Bayern

„Gericht surteil ermutigt braune Gewalttäter“

Als „skandalös“ wertet HaraldPürzel, Bezirksvorsitzender derGewerkschaft ver.di, die am Mon-tag gegen zwei Münchner Nazi-gegner wegen ‚öffentlicher Auffor-derung zu Straftaten‘ verhängtenUrteile. „Wer Menschen krimina-lisiert“, so Pürzel, „weil sie dazuaufrufen, Naziaufmärsche nichteinfach hinzunehmen, ermutigt -ob er das nun will oder nicht -braune Gewalttäter. Dabei ma-chen die gerade aufgedeckten At-tentatspläne Münchner Neonaziseinmal mehr deutlich, wie nötig esist, sich allen Aktivitäten vonRechtsradikalen entschlossenentgegen zu stellen.“

Anmelder des aus unverständli-chen Gründen im November 2002genehmigten Nazi-Aufzuges warder damals den Behörden schonhinlänglich bekannte Martin Wie-se, der jetzt nach den Spreng-stoff- und Waffenfunden unterdem Verdacht einsitzt, eine terro-ristische Vereinigung initiiert undeinen Anschlag auf die Grund-steinlegungsfeier für die neueMünchner Synagoge geplant zuhaben. Anstelle spätestens nachdiesen neuen Erkenntnissen dieVerfahren gegen Martin Löwen-berg, ehemaliger KZ-Häftling undver.di-Mitglied, gegen das IG-Me-tall- Mitglied Christian Boissevainund gegen den Stadtrats-Frakti-onsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Siegfried Benker, un-verzüglich einzustellen, scheinenStaatsanwaltschaft und Justiz ent-schlossen, antifaschistisches En-gagement und bürgerliche Zivil-courage exemplarisch bestrafenzu wollen.

Der Naziprovokation im Novem-ber war ein Aufmarsch im Okto-ber voran gegangen, dessen Rou-te auch an den Münchner Ge-werkschaftsgebäuden vorbeige-hen sollte. Tausende Münchne-rinnen und Münchner folgten dar-aufhin den Aufrufen von Oberbür-germeister und Stadtrat, von DGBund Einzelgewerkschaften, diesnicht zu dulden und sich den Na-zis entgegen zu stellen. Mit Er-folg: der braune Aufzug konntegestoppt werden. Auf großenTransparenten an den Fassadender Gewerkschaftshäuser war da-mals zu lesen: „Faschismus istkeine Meinung, sondern ein Ver-brechen!“ Diese Aussage hat bisheute nichts an Gültigkeit verlo-ren.

Die Münchner Strafverfolger se-hen dies wohl anders: In den Ur-teilsbegründungen vom Montagspielten immer wieder dieMeinungs- und Versammlungs-freiheit, die auch für Neofaschi-sten gelten müsse, eine Rolle.Und der Richter meinte, Polizeiund Staatsanwaltschaft könntenschon allein dafür sorgen, dass esbei den Nazis nicht zu Straftatenkäme.

Die Geschichte hat - auch in Mün-chen - gezeigt, wohin solch ge-fährliche Blauäugigkeit führenkann. In den Memoiren des ehe-maligen bayerischen Ministerprä-sidenten Wilhelm Hoegner, „Dieverratene Republik“, ist am Bei-spiel des SA-Sturmes auf dasMünchner Gewerkschaftshaus1933 nachzulesen, wie schnell esmit der Illusion vorbei war, Schutz

von der damals von den Nazisnoch nicht „gleichgeschalteten“Bayerischen Landespolizei undden Justizbehörden zu erwarten.„Widerstand gegen die Bestre-bungen alter und neuer Nazisbleibt Pflicht aller Demokraten‘, soHarald Pürzel.

ver.di München fordert deshalb,die skandalösen Urteile gegenMartin Löwenberg und ChristianBoissevain umgehend zu revidie-ren und das noch anhängige Ver-fahren gegen Siegfried Benkersofort einzustellen.

Pressemitteilung

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Das Berufungsurteil

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Das Berufungsurteil

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In der W ochenendausgabe der Süddeut schen Zei-tung (9.10.04) war folgender Anzeigentext zur Solida-rität mit den Münchnern Antifaschisten MartinLöwenberg und Christian Boissevain veröffentlichtworden.

Solidarität

Wer Nazi-Propaganda entgegen-tritt, ist nicht kriminell, sondernschützt Verfassung und Demokra-tie! Wir protestieren gegen dieVerurteilung von Münchner Anti-faschisten!

Vor wenigen Tagen bestätigte dasBayerische Oberste Landesge-richt bzw. das Landgericht Mün-chen die Verurteilung des ehema-ligen KZ-Häftlings Martin Löwen-berg, 79, und von ChristiaanBoissevain, 52, wegen “öffentli-cher Aufforderung zur Straftat“.Der Hintergrund: Beide hattenzusammen mit Tausenden vonMenschen im November 2002versucht, einen Aufzug von Neo-nazis durch die Münchner Innen-stadt zu blockieren. Martin Löwen-berg hatte damals öffentlich er-klärt: “Es ist legitim, ja legal, sichden Totengräbern der Demokra-tie entgegenzustellen.“

Wir sind empört über diese Ver-urteilungen, empört darüber, dasswieder einmal engagierte Bürgerkriminalisiert werden, welche dieVerfassung ernst nehmen und diehäufig geforderte Zivilcouragezeigen. Wir meinen: Wer Nazi-herrschaft und Krieg verherrlicht,wer gegen Juden und Ausländerhetzt, kann sich nicht auf Grund-gesetz und “Meinungsfreiheit“berufen; denn Bayerische Verfas-sung und Grundgesetz sind nicht“wert- neutral‘? Sie sind vielmehrentstanden als Antwort auf jene12 Jahre, in denen die Nazipro-paganda verbrecherische Wirk-lichkeit wurde. Darum sollten Na-

zis nie wieder Gelegenheit haben,ihre Ideologie zu verbreiten.

Wir befürchten negative Folgender beiden Urteile, weil sie letzt-lich der Nazipropaganda Vor-schub leisten und gleichzeitigMenschen abhalten könnten, sichdagegen zur Wehr zu setzen.

Wir erklären uns solidarisch mitMartin Löwenberg und ChristiaanBoissevain!

Antifaschistisches Engagementdarf nicht kriminalisiert werden!Faschismus ist keine Meinung,sondern ein Verbrechen!

Wir hoffen, dass die Diskussionum die beiden Urteile dazu bei-trägt, dass sich künftig noch mehrMenschen zusammenfinden inder Abwehr rechtsradikaler Akti-vitäten.

Solidaritätsunterschriften sowie Spendenauf das Konto Martin Löwenberg, Nr31117153, Stadtsparkasse München,BLZ 70150000, Verwendungszweck:Solidarität sind erwünscht.

Erstunterzeichner:Ernst Antoni (Redakteur), SiegfriedBanker (Fraktionsvors. B90/Grüne-Rosa Liste im Münchner Stadtrat),Maxi Besold, Heinrich Birner (Ge-schäftsführer ver.di München), Simo-ne Burger (Vors. Jusos München),Lydia Dietrich (Fraktionsvors, B9O/Grüne-Rose L. im Münchner Stadt-rat). Robert Duscher (Gewerk-schaftssekretär), Josef Falbisoner(Landesbezirksleiter ver.di Bayern),Peter Gingold (stv. Vors. d. Ausch-witz-Komitees), Elke Geweniger

(Vors. Kreisjugendring München), Ni-kolaus Gradl (Stadtrat SPD Mün-chen), Joachim Peter Graf (Ge-schäftsführer GEW München), Wolf-gang Graf (Studiendirektor a.D.),Ernst Grube (Überlebender KZ The-resienstadt), Dieter Hildebrandt(Künstler), Hanne Hiob-Brecht. Ro-bert Hültner (Schriftsteller), JörgHube (Schauspieler), Walter Joelsen(Redakteur i.R.), Wolfram Kastner-(Künstler), Jutta Koller (StadträtinB9O/Grüne München), Angelika Lex(Rechtsanwältin), Max Mannheimer(Überlebender KZ Auschwitz und KZDachau), Ulrike Mascher und MarijkeKöhler-Wories (Förderverein f. intern.Jugendbegegnung u. Gedenk-stättenarb. Dachau), Ecco Meinekee(Lach- und Schieißgesellschaft Mün-chen), Hep Monatseder (Bürgermei-ster München), Friedbert Mühl-dorfer(Landessprecher VVN-BdABayern), Petra Perle (Künstlerin);Ponkie (Film- u, Fernsehkritikerin),Harald Pürzel (Bezirksvors. ver.diMünchen), Hans- Günter Richardi(Journalist u. Schriftsteller). SabineRimberger (Leiterin Valentin-Karl-stadt-Musäum), Helmut Ruge(Schriftsteller), Adelheid Rupp (SPD-MdL), Christine Saurer Vors. Lan-desbezirksvorst. ver.di Bayern), Ju-liane Scheer (Rechtsanwältin), OliverSchimmel (Vors. Naturfreunde u.Naturtreundejugend München), Ka-thrin Sonnenholzner (Ärztin), RobertStauffer (Vors. Verband dt. Schrift-steller Bayern), Gerd Tersteegen(Rechtsanwalt), Sebastian Ungerer(Vors. SJD-Die Falken München),Georg Wäsler (stv. Geschäftsführerver.di München), Prof. Dr. KlausWeber, Konstantin Wecker (Künst-ler), Michael Wendl (stv. Leiter ver.diBayern), Sybille Wiedemann (Be-triebswirtin), Schorsch Wiesmaler(Vors. GEW Bayern)

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SZ 25.9.04

Pressedokument ation

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Internationale Liga für Menschenrechte verleiht Martin Löwenberg

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die Carl-von-Ossietzky-Medaille 2004

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Rede zum Ostermarsch 2005 - Platz der Op ferdes Nationalsozialismus am 26. März 2005

Redebeitrag zum Auf takt Martin Löwenberg (München)

Rede auf dem Ostermarsch 2005 in München

Als erstes möchte ich mich bei demVeranstalterkreis des Ostermarschesbedanken, dass 60 Jahre nach der Be-freiung Europas vom deutschen Faschis-mus und Krieg die diesjährige Auftakt-kundgebung hier - am Platz der Opferdes Nationalsozialismus - stattfindet, undich als Verfolgter des Naziregimes spre-chen kann. Ich gehöre zu den Überle-benden des Naziterrors, die sich nachihrer Befreiung das Gelöbnis gaben: Niewieder Faschismus, nie wieder Krieg.

Hinter uns lag ein Meer aus Blut und Trä-nen mit 55 Mio Toten, ebensoviele zeit-lebens Behinderter. Viele Städte warenverwandelt in eine Trümmerlandschaft,darunter auch Hunderttausende Zivili-sten, Frauen und Kinder, zerfetzt, ver-brannt, erstickt. Angesichts der Vernich-tung und Verwüstung, des millionenfa-chen Todes und der Not hatte ich in mei-ner damaligen Naivität geglaubt: Jetztkann und darf es nur noch den ewigenWeltfrieden geben!

Ich unterstreiche gerade hier an diesemOrt: Für uns überlebende Verfolgte derNazibarbarei ist der Satz „Nie wieder Fa-schismus, nie wieder Krieg.“ Ein Satz,dessen beide Teile untrennbar miteinan-der verbunden sind. Dabei lassen wir unsvon der geschichtlichen Erkenntnis lei-ten, dass es Ausschwitz und die ande-ren Vernichtungslager, viele KZs ohneden Krieg der Nazis nimals gegeben hät-te.

Da in den folgenden Redebeiträgen aufdem Marienplatz über die gegenwärtigeMilitarisierung und Kriegspolitik - beigleichzeitigem Sozialabbau - eingegan-gen werden wird, will ich in meinem Bei-trag darüber nichts sagen und sattdes-sen zurückblicken:

Der diesjährige Ostermarsch in Münchensteht unter dem Motto: „Unsere Vision:Abrüstung, Demokratie und soziale Ge-rechtigkeit!“

Unsere Vision vor 60 Jahren, die Visionvon einem demokratischen Neuaufbau,wurde formuliert in den „4 Des“, wie esdamals hieß, für die Konsens bestandunter Antifaschisten:

Demilitarisierung aller Bereiche des öf-fentlichen Lebens als Lehre aus zweiWeltkriegen in drei Jahrzehnten, die vonDeutschland ausgingen, d. h. Ausschal-tung von Strukturen des „Befehl undGehorsam“ z. B. in der Erziehung, derArbeit, der Verwaltung und in den Köp-fen.

Denazifizierung, also Zerschlagung desNazismus mit seinen Wurzeln, d. h. Auf-lösung aller Naziorganisationen, Abschal-tung des Einflusses aktiver Nazis ausallen gesellschaftlichen Bereichen, aberauch des ideologischen Einflusses, alsoEntnazifizierung in den Köpfen durchaktive Aufklärungsarbeit.

Demonopolisierung, also Entflechtungder großer Unternehmen als eine Wur-zel des Faschismus, die nachweislicheine große Mitschuld an der Errichtungund Stabilisierung faschistischer Herr-schaft hatten, beinhaltet nicht nur die Ent-flechtung marktbeherrschender Unter-nehmen, sondern auch die Sozialisierungder Schlüsselindustrien, der Banken.

Demokratisierung und zwar aller Berei-che der Gesellschaft, also nicht nur denStaat betreffend, sondern auch die Wirt-schaft bzw, die Betriebe und eine umfas-sende Mitsprachemöglichkeit der Bevöl-kerung in allen wichtigen Fragen und Ent-scheidungen sowie unveräußerlichesMenschenrecht für jeden Einzelnen;Rechtssicherheit und Rechtsstaatlichkeit.

Diese vier Grundforderungen des anti-faschistischen Konsens befanden sichweitgehend in Übereinstimmung mit denZielen der alliierten Anti - Hitler - Koaliti-on, formuliert z. B. in der Vereinbarungdes Potsdamer Abkommen vom August45. Es bestand also die große Chancezur Umsetzung dieser damaligen politi-schen Forderungen bzw. Visionen.

Zu diesen vier Hauptpunkten kam nochdie daraus abgeleitete Forderung nachsozialer Gerechtigkeit. Insbesondere An-tifaschisten hatten nicht vergessen, dassdie soziale Ungerechtigkeit vor 1933, diehohe Arbeitslosigkeit, Not und Verelen-dung Nährboden für die Anfälligkeit vonTeilen der Bevölkerung für faschistischeIdeologien gewesen waren. Zu diesergeforderten Sozialstaatlichkeit gehörte

vor allem das Recht auf Arbeit und aufWohnung.

Der bereits genannte antifaschistischeKonsens beinhaltet aber nicht nur For-derungen für eine NeugestaltungDeutschlands durch den Aufbau einer an-tifaschistischen Demokratie, auch dasZusammenleben der Völker und Staatensollte auf eine neue, friedliche Basis ge-stellt werden. Den Antifaschisten von1945 war klar, dass nur noch ein friedli-cher Interessensausgleich zugelassenwerden dürfe und dass eine Form derinternationalen Beziehungen entwickeltwerden müsse, die den Krieg aus demLeben der Völker verbanne. Zusammen-gefaßt, auf eine Formel gebracht, sag-ten wir nach der Befreiung: Nie wiederFaschismus, nie wieder Krieg, für eineWelt des Friedens und der Freiheit.

Rückblickend muss leider gesagt wer-den: Die Grenzen der Realisierbarkeit alldieser von mir genannten Visionen wur-de durch die bald eingetretenen Aufkün-digung der Anti - Hitler - Koalition und inFolge durch die Bedingungen des Kal-ten Krieges gesetzt.

Zu den Gründen des Bruches der alliier-ten Anti - Hitler - Koalition kann ich hierund heute aus Zeitgründen nur im Tele-grammstil sagen:

Es erstarkten und bestimmten insbeson-dere in den USA und Großbritannien jeneKräfte, die schon 1945 den Hauptfeindnicht im Faschismus, sondern in der So-wjetunion sahen. Ausdruck dieser Hal-tung ist der bekannte Spruch vonWinston Churchill (Premierminister vonGroßbritannien), dass man das falscheSchwein geschlachtet habe. Diese The-se wurde mitgetragen von der Elite desNazismus, die ja noch nicht zerschlagenwar.

Die Folgen zunächst für die drei westli-chen Besatzungszonen in Deutschland,ab 1949 für den westlichen Separatstaatnamens BRD, war die Sicherung bzw. dieWiederherstellung alter Macht- und Be-sitzverhältnisse, die Westintegration unddie Bestrebungen der Einbindung derBRD in die westeuropäische Union undin das westliche Militärbündnisses, na-mens NATO, das heißt konkret Wieder-

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aufrüstung von Westdeutschland und so-mit die Spaltung Deutschlands.

Bundeskanzler Adenauer bot alsbalddeutsche Truppen im Rahmen einerwesteuropäischen Armee an. Ehemali-ge Hitleroffiziere erstellten Angriffsplänegegen die UdSSR. Westdeutschlandsollte zur Sperrspitze gegen den Ostenaufgerüstet werden.

Dagegen entwickelte sich eine breiteVolksbewegung. Vom „OHNE MICH zumOHNE UNS! Besonders die Jugend undFrauen gehörten zu den Aktiven. CarloSchmid, Vizepräsident des 1. DeutschenBundestage, sagte: „Der Antimilitarismusist die Weltanschauung der deutschenJugend.“

Durch die Bildung örtlicher Friedenskon-ferenzen antimilitaristischer und pazifisti-scher Kräfte, über zahlreiche Landeskon-ferenzen, entwickelte sich durch dieseAktionen die westdeutsche Friedensbe-wegung, an deren Organisation wir, dieVVN, von Anfang an sehr aktiv beteiligtwaren.

Bei einer Volksbefragung: „Sind Sie ge-gen die Remilitarisierung und für einenFriedensvertrag mit Deutschland im Jah-re 1951?“ wurden trotz Verbot durch dieAdenauer - Regierung und Behinderungwurden in der BRD über 9 Mio. befragt;94% in Westdeutschland und 96% in derDDR, wo die Befragung ebenfalls erfolg-te, allerdings unterstützt von der dortigenRegierung, waren dafür.

Essen 11. Mai 1952 - Friedenskaravaneder Jugend mit 30.000 Teilnehmern, un-ter ihnen Philipp Müller aus München, der- gerade 21jährig - von hinten von Polizei-kugeln tödlich getroffen wurde.

Wie ging es weiter?

1954 Wehrgesetze im Grundgesetz

1955 Aufnahme der BRD in die NATO

1956 Wehrpflichtgesetz

Der Kampf gegen die Remilitarisierunghatte Anteil an der Verzögerung, da dieEinführung der Wehrpflicht bereits für1952 vorgesehen gewesen war. Leiderwurden danach die Weichen gestellt fürdie heutige militaristische Politik.

Fest steht für mich: Die Bundeswehrwurde nicht gegründet zur Landesvertei-digung, zum Schutz der BRD, sondernum die Ergebnisse des 2. Weltkriegesrückgängig zu machen; konkret für eineNeuordnung Europas bis zum Ural (Ade-

nauer), für die erste Schlacht an derWeichsel (Kurt Schumacher).

Auch nach der Integration der BRD in dieNATO blieb das Thema Remilitarisierungauf der Tagesordnung. Natürlich gab esPerioden des Nachlassens der „Nie wie-der Militarismus - Stimmung“, was ins-besondere die Breite und Zahl der Frie-densbewegung betraf, jedoch trat die oftals tot erklärte Bewegung immer wiederals große außerparlamentarische Kraftmachtvoll und unüberhörbar in Erschei-nung.

Aus Zeitgründen nenne ich stellvertre-tend die großen Protestaktionen 1957gegen die geplante atomare Bewaffnungder Bundeswehr, an den Aufruf weltbe-kannter deutscher Wissenschaftler in ih-rem „Göttinger Manifest“ dagegen, dereine breite Volksbewegung auslöst.

Ich will auch gerade heute an die be-scheidenen Anfänge der Ostermarsch-bewegung 1960/61. Anfange waren wirnur wenige hundert Teilnehmer. DieOstermärsche durch Wald und Feld hat-ten abgelegene Militärstandorte undWaffenlager zum Ziel. Höhepunkt warmeines Erachtens 1983, als bei denOstermärschen insgesamt in West-deutschland über 750.000 Menschenteilnahmen. Noch heute singe ich sehrgerne den Refrain des wohl bekannte-sten Ostermarsch - Liedes der 60gerJahre: „Unser Marsch ist eine gute Sa-che, weil er für eine gute Sache ist.“

In all den vielen Jahren gab es Höhenund Tiefen in der Ostermarschbewe-gung. Für manche Wegbegleiter war dielange politische Talwanderung zu an-strengend, ebenso das Bemühen lichteHöhen zu erklimmen. Sie blieben zurück.Andere traten an ihre Stelle. Aber rück-blickend von den Anfängen bis in die Ge-genwart sage ich: Die Ostermarsch-bewegung war und ist jährlich die größ-ten und breiteste Aktionsform der Frie-densbewegung in der BRD.

Seit den 90ger Jahren wird verstärkt aufdie militärische Karte gesetzt in Richtungeiner militärischen Großmacht Europa.Wie formuliert doch im März 93 im „Spie-gel“ der Begründer der äneuen Bundes-wehr“ Generalinspekteur Klaus Nau-mann: „Es mache nur noch zwei Wäh-rungen in der Welt aus: wirtschaftlicheMacht und die militärischen Mittel, siedurchzusetzen.“

Und seitdem heißt es in den vertei-

digungspolitischen Richtlinien derBundeswehrführung bezüglich derDurchsetzung deutscher Interessen:„Aufrechterhaltung des freien Welthan-dels und des ungehinderten Zugangs zuden Märkten und Rohstoffen in allerWelt“. In der vom deutschen Verteidi-gungsminister Struck 2004 verkündetenHeeresreform in Richtung Angriff- undKolonialarmee steht: „Die Bundeswehrmuß in der Lage sein bis zu 35.000 Sol-daten an jeden denkbaren Ort der Weltzu schicken.“ Was ist unsere Antwort alsFriedensbewegung zu solchen Vorhabenund der Beteiligung Deutschlands an An-griffskriegen? Für mich hat meine verei-nigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.diauf ihrem letzten Bundeskonkress dierichtige Antwort gegeben. Ich zitiere: „Wirsagen entschieden NEIN zum Krieg. Keinanderer Weg als der, der zivilen Konflikt-lösung verspricht Erfolg. Wir rufen auf,auch und gerade im reichen und mächti-gen Deutschland den Widerstand gegenmilliardenteure Aufrüstung und Militarisie-rung, gegen Kriegshetze und Kriegs-politik zu verstärken!“

Darum: Laßt uns auch weiterhin gegenden Krieg mobilisieren, dann werden wirihn auch verhindern.

Machen wir aus der BRD ein dauerhaftantifaschistisches, freiheitliches Gemein-wesen. Es ist das Vermächtnis des deut-schen antifaschistischen Widerstandes.

Rede im Internet:http://www.friedenskooperative.de/netzwerk/om05-087.htm

Ostermarsch 2005

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Informationen im Netz

Die Seite über Martin Löwenberg - zusammengestellt von Freunden

http://www.martinloewenberg.de/

Rupprecht-Gymnasium München - Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2007

http://www.rupprecht-gymnasium.de/index.php?id=494

Rede zum Ostermarsch 26.3.2005 München - Platz der Opfer des Nationalsozialismushttp://www.muenchner-friedensbuendnis.de/aktuelles/A05/05_03_26_om-loewenberg.shtml

Münchner Schülerbüro - Zeitzeugengespräche

http://www.schuelerbuero.de/index.php?id=5

Videos

Dorfen 2007 - Video mit Redehttp://bennorott.de/blog/2007-04-15/videos-zur-gegen-nazi-demo-in-dorfen/

Club Voltaire München 2006

http://club-voltaire-muc.de/2006/februar06.htm

Martin Löwenberg erzählt seine Lebensgeschichte - Interview mit Eva FischerMohttp://zeec.de/mediadetails.php?Page=folder&FId=2031&Off=0&Path=home,latestfolders,mediadetails

Internet

Franz Meisl (Augsburg) und Martin Löwenberg (Juli 2004)

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Blickpunkt - Dokumentation 1 - zusammengestellt Okt 2007Kontakt zur Redaktion: VVN-BdA Augsburg, Kirchbergstr. 40, 86157 Augsburg, Mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis:

Martin Löwenberg - Ein revolutionäres Leben im Kampf gegen Faschismus und Krieg 1

Pressedokumentation - Abendzeitung 2

Pressedokumentation - Süddeutsche Zeitung, TZ München 3

Pressedokumentation - Süddeutsche Zeitung, TZ München, AZ München 4

Pressedokumentation - Münchner Merkur, Augsburger Allgemeine 5

Pressemitteilung VVN/BdA Landesvereinigung Bayern 6

Das Urteil 7

Pressemitteilung ver.di Bayern 14

Das Berufungsurteil 15

Solidaritätsanzeige in der Süddeutschen 17

Pressedokumentation - Süddeutsche Zeitung 18

Rede vor der Liga für Menschenrechte 19

Rede zum Ostermarsch 2005 München 21

Informationen im Internet 23

Ehrungen für Martin Löwenberg

2000 „München leuchtet seinen Freunden“ in Silber

2004Carl-von-Ossietzky-Medaille

2005Hans-Boeckler-Medaille des DGB

2005Ehrenmedaille der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrechtund Menschenwürde

2007Auszeichnung „für den großen Einsatz für Münchens Schüle-rinnen und Schüler“ vom Münchner Schülerbüro e.V.