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STUTTGART Samstag/Sonntag, 15./16. November 2008 Cannstatter/Untert ürkheimer Zeitung 6 Bärenstarke Hilfe Bei Buddy-Bear-Versteigerung rund 80 000 Euro erlöst Stuttgart (dlp) – Es war ein rundum bäriger Abend: 26 kleine, mittlere und große Buddy Bären wurden am Mittwochabend in der Breuninger- Karlspassage versteigert. Auktiona- torin Julia Theurkauf hämmerte vor rund 150 Gästen 79 970 Euro für karitative Kinderprojekte in die Kasse. Der Erlös kommt Unicef Deutschland, dem Verein Buddy Bear Help und der Stiftung Agape- dia zu Gute. Über einen bärigen Erlös freute sich Agapedia-Geschäftsführer Stefan Barth: 1400 Euro spielte die für Agapedia versteigerte Bären-Skulp- tur „Stuttgart leuchtet II“ ein. Der Erlös fließt in vollem Umfang in die Arbeit des stiftungseigenen Kinder- hauses in Esslingen ein. Täglich 30 bis 60 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren erleben dort, wie sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten kön- nen. Dafür ist viel Material von Nö- ten: „Wir benötigen Hochräder für den Kinderzirkus, Leuchtsachen zum Jonglieren sowie einen Tages- lichtprojektor für Kunstwork- shops“, erklärte Barth. Für die gute Tat erschienen am Mitt- wochabend prominente Gäste. Wil- ly Oergel, Mitglied der Breuninger- Geschäftsleitung, begrüßte Eva und Klaus Herlitz, die Buddy-Bear-Initi- atoren, Monica Lierhaus, Sport- schau-Moderatorin und Unicef-Bot- schafterin, Staatsrätin Claudia Hüb- ner sowie Regine Stachelhaus, die zukünftige Geschäftsführerin von Unicef Deutschland. Oergel über- gab Lierhaus einen Scheck in Höhe von 2000 Euro – das Kaufhaus Breu- ninger hatte zu dem Zwecke im Sommer rund 700 Miniaturbären verkauft. Lierhaus berichtete von Unicef-Schulprojekten in Uganda. Die Kinder dort seien dankbar für die Hilfe. Sie wüssten, dass Bildung die einzige Chance auf ein besseres Leben sei. Jedes zweite Kind in Afrika könne nicht zur Schule ge- hen. Mit 34 000 Euro spielte ein kom- plett aus Edelstahl gefertigter Bär auf der Auktion den höchsten Erlös ein. Gleich zwei Bären ließ sich Marc-Uwe Fischer aus Musberg auf- binden: Der Steuerberater und Wirt- schaftsprüfer ersteigerte zwei von Eva Herlitz gestaltete Kreaturen. Fi- scher hat die Buddy-Bären bereits 2004 in Kitzbühel in sein Herz ge- schlossen und auch auf den Ausstel- lungen in Berlin und Stuttgart be- staunt. Am Mittwoch tat etwas für den guten Zweck und hatte gleich- zeitig ein bäriges Weihnachtsge- schenk für seine Frau im Gepäck. „Einer der Bären kommt in den Garten“, sagte Fischer zu der „Lis- ten to your heart“ genannten Figur. Die Auktion bei Breuninger war in diesem Jahr die einzige Buddy-Bär- Versteigerung. Marc-Uwe Fischer ersteigerte diesen Bären für seinen Garten. Foto: Pohl Was Hänschen nicht lernt... Kindern werden in Knigge-Kurse Umgangsformen vermittelt Auf Tischmanieren wird ebenso Wert gelegt wie auf die richtige Begrüßung Von Andrea Eisenmann Stuttgart – Gudrun Nopper ist keine Super-Nanny, es gibt an diesem Morgen keine überforderten Eltern und die Kinder, die sich im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin einge- funden haben, kann man kaum als schwere Fälle bezeichnen. Fast schüchtern sitzen sie in einem Stuhl- kreis um die Knigge-Trainerin he- rum, die Hände haben die meisten im Schoß vergraben. Vier Stunden bleiben, um das Einmaleins des gu- ten Tons spielerisch zu erlernen. Ob das reicht? Für Marc sind gute Um- gangsformen kein Fremdwort. „Man darf nicht rülpsen und schmatzen“, zählt der Schüler die größten Faux- pas auf. „Und man darf nicht alles sagen, was man gerade im Kopf hat.“ Damit bringt der Elfjährige zwar viel Wissen mit, aber noch nicht genug. Schließlich gibt es noch einiges mehr zu beachten. Beispiels- weise, wie man Bekannte einander vorstellt. „Der König erfährt zuerst die frohe Kunde“, beginnt die 39- jährige Trainerin an diesem Morgen eine der ersten Lektionen. Unter den 20 Kindern herrscht Ratlosig- keit. In Deutschland gibt es einen König? Und was bitteschön ist eine „frohe Kunde“? „Mit König sind äl- tere Menschen und Frauen ge- meint“, übersetzt Gudrun Nopper die Regel. Und weil noch immer nicht alle Fragezeichen aus den Ge- sichtern verschwunden sind, hilft ein Rollenspiel weiter. In den Haupt- rollen: ein „wilder Kerl“, dessen Opa und sein Mathelehrer. Um die Personen zu unterscheiden, dienen als Utensilien ein roter Tirolerhut und eine Baseballkappe. Immer wieder treten die Kinder abwech- selnd in die Mitte des Kreises. „Das ist mein Opa“, zeigt Franziska auf den Jungen, der neben ihr steht. „Und das ist mein Mathelehrer Herr Müller.“ Gudrun Nopper nickt. „Und jetzt könnt ihr noch etwas Nettes sagen – zum Beispiel: ‚Freut mich sehr, Sie kennenzulernen‘.“ Vom Duzen und Siezen Zehn Lektionen umfasst das Pro- gramm, das die 6 bis 13 Jahre alten Teilnehmer in den nächsten Stun- den durchnehmen. Sie lernen, wie man sich richtig begrüßt und verab- schiedet. Sie lernen, dass „hä?“ und „was?“ unangebracht sind, wenn man sein Gegenüber nicht richtig verstanden hat und sie lernen, wie wichtig Pünktlichkeit und ein ge- wisses Fingerspitzengefühl in be- stimmten Situationen ist. „Taktvoll ist es“, lehrt die zertifizierte Knigge- Trainerin, „unfreiwillige Körperge- räusche, die andere von sich geben, zu überhören.“ Spätestens jetzt schießt ein Finger nach dem ande- ren in die Höhe. Jeder will eine An- ekdote beisteuern. „Mein Bruder rülpst immer. Wir sagen dann alle gleichzeitig ‚Bauer‘ zu ihm“, erzählt eine neunjährige Teilnehmerin. Bes- ser, belehrt sie Nopper freundlich, sei es aber so zu tun, als ob man gar nichts gehört hätte. Nicht fehlen darf an diesem Tag das Thema Tischmanieren. Hierin be- kommen die Kinder Unterricht von einem, der darüber bestens Be- scheid weiß: Tim Buchmann. Der Leiter des Gourmet-Restaurants Olivo führt die jungen Teilnehmer in die Kunst des Serviettenbrechens ein und zeigt ihnen, wie die unter- schiedlichen Gläser, Teller und Be- steck bei einem Festmahl richtig aufgelegt werden. Zum Spicken gibt es ein fertiges Beispiel – und wenn auch das in dem Wirrwarr an Uten- silien nicht weiterhilft, geben die Äl- teren den Jüngeren Tipps. Nach so viel „Theorie“ wird das Mittagessen aufgetragen. Bei den Kindern ist die Erleichterung groß, dass es „nur“ eine Flädlesuppe, Spa- ghetti mit Tomatensoße und ein Früchte-Mousse gibt. Das ist schließ- lich um einiges einfacher in den Mund zu bekommen als Meerestie- re wie Hummer und Krebse, von de- nen noch vor wenigen Minuten die Rede war. Viel Werbung muss Gudrun Nopper für ihre Seminare nicht machen. Die Zahl der interessierten Eltern ist groß. Das Ziel des Knigge-Kurses sei allerdings nicht „die absolute An- passung gemäß Etikette“. Vielmehr gehe es darum, den jungen Teilneh- mern ein altersgerechtes Beneh- men, gute Umgangsformen sowie Rücksichtnahme zu vermitteln. Und da dies nicht nur für Kinder interes- sant ist, bietet Nopper mittlerweile auch Kurse an, die sich an Teenager zwischen 13 und 17 Jahren richten. Natürlich passieren an diesem Mit- tag auch kleinere Fauxpas: Ein am Boden stehendes Glas mit Apfel- saftschorle fällt um. Während die Runde diskutiert, wie mit der Situa- tion am besten umgegangen wird, schreitet ein junger Teilnehmer zur Tat. Kurzerhand wirft er seine Stoff- serviette über die Pfütze am Boden. Gudrun Nopper ist zufrieden – bis der Junge anschließend das vollge- saugte Tuch auf seinen Schoß zu- rücklegen will. „Du darfst Dir ruhig eine neue Serviette nehmen“, weist sie den Neunjährigen augenzwin- kernd auf seinen Fehler hin. Informationen gibt es im Internet unter www.knigge-fuer-kids.de. Der nächste Knigge-Kurs für Teenager fin- det am 22. November statt. Eine Lektion von vielen: Gläser müssen unterhalb des Kelchs angefasst werden. Sonst erwärmt sich der Inhalt im Glas. Fotos: Eisenmann Wo kommt das Besteck hin? Tipps geben die größeren Kursteilnehmer. Der Knastalltag als Spiel Auf der Süddeutschen Spielemesse kann man Produkte für jeden Anspruch testen Stuttgart (eh) – Die Halle 6 der Lan- desmesse auf den Fildern ist noch bis morgen ein Paradies für Ver- spielte: 92 Aussteller stellen bei der Süddeutschen Spielemesse Neu- heiten vor, die Spaß machen und zum Lernen anregen sollen. „Die Staatsanwaltschaft hat Ihnen eine Ladung zum Strafantritt zuge- stellt. Sie betreten nun die Pforte des Gefängnisses und müssen Ihre Strafe verbüßen. Es ist Ihr größter Wunsch, so schnell wie möglich ent- lassen zu werden. Bis dahin aber müssen Sie, auch im Kreis Ihrer Mit- inhaftierten, erst einmal den Alltag im Vollzug meistern und Ihre Voll- zugsziele erreichen. Das kann ganz schön anstrengend sein, denn es werden seitens der Bediensteten ho- he Anforderungen an Sie gestellt.” Nein, das ist kein gutgemeinter rich- terlicher Rat an einen Kriminellen. Es ist die Beschreibung eines Gesell- schaftsspiels, dass für Aufsehen sorgt: „Ohne Bewährung – Der of- fene Strafvollzug hautnah“, lautet der reißerische Titel. Zwei bis sechs Personen ab 14 Jahren werden da- zu eingeladen, den ganz gewöhn- lichen Knastalltag in Deutschland durchzuspielen – Stationen wie Suchtberatung, Arbeitstherapie und Sozialdienst gilt es zu durchlaufen. Wie pädagogisch wertvoll das für Otto Normalverbraucher ist, sei da- hingestellt. Dass sich dieses Spiel dennoch zu einem Renner entwi- ckelt hat, hängt mit seiner Entste- hungsgeschichte zusammen: Es wur- de von Bediensteten und Inhaf- tierten der Justizvollzugsanstallt Moers-Kapellen entwickelt. „Für die Jugendlichen dort ist das Spiele- Erfinden eine Arbeitstherapie, da sie bis auf den Druck alles, auch den Vertrieb, selbst in die Hand genom- men haben“, erklärt Roland Blein- roth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart. Vom Verkaufserlös des Spiels (29,50 Euro) wird neues Ar- beitsmaterial beschafft. Dass Spie- len kriminell machen kann, davor warnt Günther Zeltner von der Fachstelle Glücksspiel der Evangeli- schen Gesellschaft Stuttgart. Er kri- tisiert die Messeverantwortlichen – denn neben Ständen mit Spielen für Kinder und Jugendliche stehen auch erstmals die Pokertische eines Ver- anstalters von professionellen Tur- nieren. Dieser bringt Anfängern nicht nur das traditionsreiche Kar- tenspiel bei, gegen zehn Euro Ein- satz können Besucher auch mitbluf- fen. Da hört für Zeltner der Spiel- spaß auf. Aus der Praxis der Bera- tungsstelle weiß er, wo das enden kann: In der Glücksspielsucht, die Betroffene nicht nur um ihr Vermö- gen bringen kann. So weit muss es freilich nicht kom- men. Es gibt schließlich jede Menge Spiele mit Anspruch. Traditionell ist die Süddeutsche Spielemesse so kurz vor Weihnachten ein wichtiger Orientierungspunkt für Familien, die nach passenden Geschenken für ihre Lieben suchen. Was in den Spielwarengeschäften nur selten möglich ist, kann hier unter kun- diger Anleitung von Spiel-Erklärern der Verlage ausgelebt werden – die Spieleinsel ist mit über 500 Qua- dratmetern so groß wie noch nie. Vergeben wurde auf der Messe auch der 6. Deutsche Lernspielpreis. Über 100 Produkte wurden einge- reicht, die Preise gingen an „Mein großes Feuerwehrspiel“ (ab 3 Jah- re), „Alles Tomate!“ (ab 6 Jahre) und „Graffiti“ (ab 9 Jahre). Die Süddeutsche Spielemesse ge- hört zum Stuttgarter Messeherbst. Sie ist zusammen mit der Hobby & Elek- tronik, Modell Süd Bau & Bahn, Krea- tiv & Bastelwelt heute und morgen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Heute begin- nt in der Neuen Messe Stuttgart zu- dem die Verbrauchermesse Familie und Heim, die bis 23. November täg- lich von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat. Die Auswahl an Spielen ist riesig, für jeden Geschmack dürfte sich auf der Mes- se das Passende finden lassen. Foto: Messe Stuttgart Fachvortrag zum Thema Multiple Sklerose Stuttgart (red) – Am Mittwoch, 19. November, ab 19 Uhr lädt die Am- sel, Aktion Multiple Sklerose Er- krankter, Landesverband Baden- Württemberg, zum Fachvortrag „Japanisches Heilströmen – Jin Shin Jyutsu“ im Service-Center der Am- sel, Regerstraße 18, in Botnang ein. Das Japanische Heilströmen ist eine über 2000 Jahre alte Heilkunst zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Durch Berührung be- stimmter Körperzonen und Atem- techniken soll der Energiefluss im Körper wiederhergestellt werden. Der Vortrag bietet die Gelegenheit, unter der Leitung des Heilprakti- kers Martin Ulrich Bürkle die Heil- kunst kennenzulernen und anhand praktischer Übungen zu erfahren. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen bei Mecht- hild Zeh, Amsel-Landesverband, Tele- fon 0711/69 78 6-14 oder per E-Mail: [email protected]. KURZ UND AKTUELL Wasserrohrbruch Stuttgart – Infolge eines Wasser- rohrbruchs hat sich gestern gegen 14 Uhr die Fahrbahn in der Nord- bahnhofstraße zwischen der Lö- wentorstraße und der S-Bahnhalte- stelle Nordbahnhof auf einer Länge von drei Metern nach oben gewölbt. Durch Risse trat Wasser auf die Straße. Aus Sicherheitsgründen wurde die Stadtbahnlinie 15 für zir- ka eineinhalb Stunden über die Heilbronner Straße umgeleitet. Tempo 122 statt 60 Stuttgart – Bei Verkehrskontrollen sind am Donnerstag in der Jahnstra- ße 22 Fahrzeugführer angehalten worden, die allesamt zu schnell un- terwegs waren. Sieben Fahrer müs- sen mit einem Fahrverbot rechnen. Einer der Autofahrer war statt der erlaubten 60 mit 122 Stundenkilo- metern unterwegs. Er muss mit vier Punkten in Flensburg, einem drei- monatigen Fahrverbot sowie einem empfindlichen Bußgeld rechnen.

Was Hänschen nicht lernt · Agapedia-Geschäftsführer Stefan Barth: 1400 Euro spielte die für AgapediaversteigerteBären-Skulp-tur „Stuttgart leuchtet II“ ein. Der Erlös fl

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Page 1: Was Hänschen nicht lernt · Agapedia-Geschäftsführer Stefan Barth: 1400 Euro spielte die für AgapediaversteigerteBären-Skulp-tur „Stuttgart leuchtet II“ ein. Der Erlös fl

STUTTGART Samstag/Sonntag, 15./16. November 2008Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung6

Bärenstarke HilfeBei Buddy-Bear-Versteigerung rund 80 000 Euro erlöst

Stuttgart (dlp) – Es war ein rundumbäriger Abend: 26 kleine, mittlereund große Buddy Bären wurden amMittwochabend in der Breuninger-Karlspassage versteigert. Auktiona-torin Julia Theurkauf hämmerte vorrund 150 Gästen 79 970 Euro fürkaritative Kinderprojekte in dieKasse. Der Erlös kommt UnicefDeutschland, dem Verein BuddyBear Help und der Stiftung Agape-dia zu Gute.

Über einen bärigen Erlös freute sichAgapedia-Geschäftsführer StefanBarth: 1400 Euro spielte die fürAgapedia versteigerte Bären-Skulp-tur „Stuttgart leuchtet II“ ein. DerErlös fließt in vollem Umfang in dieArbeit des stiftungseigenen Kinder-hauses in Esslingen ein. Täglich 30bis 60 Kinder im Alter von sechs biszwölf Jahren erleben dort, wie sieihre Freizeit sinnvoll gestalten kön-nen. Dafür ist viel Material von Nö-

ten: „Wir benötigen Hochräder fürden Kinderzirkus, Leuchtsachenzum Jonglieren sowie einen Tages-lichtprojektor für Kunstwork-shops“, erklärte Barth.Für die gute Tat erschienen am Mitt-wochabend prominente Gäste. Wil-ly Oergel, Mitglied der Breuninger-Geschäftsleitung, begrüßte Eva undKlaus Herlitz, die Buddy-Bear-Initi-atoren, Monica Lierhaus, Sport-schau-Moderatorin und Unicef-Bot-schafterin, Staatsrätin Claudia Hüb-ner sowie Regine Stachelhaus, diezukünftige Geschäftsführerin vonUnicef Deutschland. Oergel über-gab Lierhaus einen Scheck in Höhevon 2000 Euro – das Kaufhaus Breu-ninger hatte zu dem Zwecke imSommer rund 700 Miniaturbärenverkauft. Lierhaus berichtete vonUnicef-Schulprojekten in Uganda.Die Kinder dort seien dankbar fürdie Hilfe. Sie wüssten, dass Bildungdie einzige Chance auf ein besseres

Leben sei. Jedes zweite Kind inAfrika könne nicht zur Schule ge-hen.Mit 34 000 Euro spielte ein kom-plett aus Edelstahl gefertigter Bärauf der Auktion den höchsten Erlösein. Gleich zwei Bären ließ sichMarc-Uwe Fischer aus Musberg auf-binden: Der Steuerberater und Wirt-schaftsprüfer ersteigerte zwei vonEva Herlitz gestaltete Kreaturen. Fi-scher hat die Buddy-Bären bereits2004 in Kitzbühel in sein Herz ge-schlossen und auch auf den Ausstel-lungen in Berlin und Stuttgart be-staunt. Am Mittwoch tat etwas fürden guten Zweck und hatte gleich-zeitig ein bäriges Weihnachtsge-schenk für seine Frau im Gepäck.„Einer der Bären kommt in denGarten“, sagte Fischer zu der „Lis-ten to your heart“ genannten Figur.Die Auktion bei Breuninger war indiesem Jahr die einzige Buddy-Bär-Versteigerung.

Marc-Uwe Fischer ersteigerte diesenBären für seinen Garten. Foto: Pohl

Was Hänschen nicht lernt...Kindern werden in Knigge-Kurse Umgangsformen vermittelt – Auf Tischmanieren wird ebenso Wert gelegt wie auf die richtige Begrüßung

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart – Gudrun Nopper ist keineSuper-Nanny, es gibt an diesemMorgen keine überforderten Elternund die Kinder, die sich im HotelSteigenberger Graf Zeppelin einge-funden haben, kann man kaum alsschwere Fälle bezeichnen. Fastschüchtern sitzen sie in einem Stuhl-kreis um die Knigge-Trainerin he-rum, die Hände haben die meistenim Schoß vergraben. Vier Stundenbleiben, um das Einmaleins des gu-ten Tons spielerisch zu erlernen. Obdas reicht? Für Marc sind gute Um-gangsformen kein Fremdwort. „Mandarf nicht rülpsen und schmatzen“,zählt der Schüler die größten Faux-pas auf. „Und man darf nicht allessagen, was man gerade im Kopfhat.“ Damit bringt der Elfjährigezwar viel Wissen mit, aber nochnicht genug. Schließlich gibt es noch

einiges mehr zu beachten. Beispiels-weise, wie man Bekannte einandervorstellt. „Der König erfährt zuerstdie frohe Kunde“, beginnt die 39-jährige Trainerin an diesem Morgeneine der ersten Lektionen. Unterden 20 Kindern herrscht Ratlosig-keit. In Deutschland gibt es einenKönig? Und was bitteschön ist eine„frohe Kunde“? „Mit König sind äl-tere Menschen und Frauen ge-meint“, übersetzt Gudrun Nopperdie Regel. Und weil noch immernicht alle Fragezeichen aus den Ge-sichtern verschwunden sind, hilftein Rollenspiel weiter. In den Haupt-rollen: ein „wilder Kerl“, dessenOpa und sein Mathelehrer. Um diePersonen zu unterscheiden, dienenals Utensilien ein roter Tirolerhutund eine Baseballkappe. Immerwieder treten die Kinder abwech-selnd in die Mitte des Kreises. „Dasist mein Opa“, zeigt Franziska auf

den Jungen, der neben ihr steht.„Und das ist mein Mathelehrer HerrMüller.“ Gudrun Nopper nickt.„Und jetzt könnt ihr noch etwasNettes sagen – zum Beispiel: ‚Freutmich sehr, Sie kennenzulernen‘.“

Vom Duzen und SiezenZehn Lektionen umfasst das Pro-gramm, das die 6 bis 13 Jahre altenTeilnehmer in den nächsten Stun-den durchnehmen. Sie lernen, wieman sich richtig begrüßt und verab-schiedet. Sie lernen, dass „hä?“ und„was?“ unangebracht sind, wennman sein Gegenüber nicht richtigverstanden hat und sie lernen, wiewichtig Pünktlichkeit und ein ge-wisses Fingerspitzengefühl in be-stimmten Situationen ist. „Taktvollist es“, lehrt die zertifizierte Knigge-Trainerin, „unfreiwillige Körperge-räusche, die andere von sich geben,

zu überhören.“ Spätestens jetztschießt ein Finger nach dem ande-ren in die Höhe. Jeder will eine An-ekdote beisteuern. „Mein Bruderrülpst immer. Wir sagen dann allegleichzeitig ‚Bauer‘ zu ihm“, erzählteine neunjährige Teilnehmerin. Bes-ser, belehrt sie Nopper freundlich,sei es aber so zu tun, als ob man garnichts gehört hätte.Nicht fehlen darf an diesem Tag dasThema Tischmanieren. Hierin be-kommen die Kinder Unterricht voneinem, der darüber bestens Be-scheid weiß: Tim Buchmann. DerLeiter des Gourmet-RestaurantsOlivo führt die jungen Teilnehmerin die Kunst des Serviettenbrechensein und zeigt ihnen, wie die unter-schiedlichen Gläser, Teller und Be-steck bei einem Festmahl richtigaufgelegt werden. Zum Spicken gibtes ein fertiges Beispiel – und wennauch das in dem Wirrwarr an Uten-

silien nicht weiterhilft, geben die Äl-teren den Jüngeren Tipps.Nach so viel „Theorie“ wird dasMittagessen aufgetragen. Bei denKindern ist die Erleichterung groß,dass es „nur“ eine Flädlesuppe, Spa-ghetti mit Tomatensoße und einFrüchte-Mousse gibt. Das ist schließ-lich um einiges einfacher in denMund zu bekommen als Meerestie-re wie Hummer und Krebse, von de-nen noch vor wenigen Minuten dieRede war.Viel Werbung muss Gudrun Nopperfür ihre Seminare nicht machen. DieZahl der interessierten Eltern istgroß. Das Ziel des Knigge-Kurses seiallerdings nicht „die absolute An-passung gemäß Etikette“. Vielmehrgehe es darum, den jungen Teilneh-mern ein altersgerechtes Beneh-men, gute Umgangsformen sowieRücksichtnahme zu vermitteln. Undda dies nicht nur für Kinder interes-

sant ist, bietet Nopper mittlerweileauch Kurse an, die sich an Teenagerzwischen 13 und 17 Jahren richten.Natürlich passieren an diesem Mit-tag auch kleinere Fauxpas: Ein amBoden stehendes Glas mit Apfel-saftschorle fällt um. Während dieRunde diskutiert, wie mit der Situa-tion am besten umgegangen wird,schreitet ein junger Teilnehmer zurTat. Kurzerhand wirft er seine Stoff-serviette über die Pfütze am Boden.Gudrun Nopper ist zufrieden – bisder Junge anschließend das vollge-saugte Tuch auf seinen Schoß zu-rücklegen will. „Du darfst Dir ruhigeine neue Serviette nehmen“, weistsie den Neunjährigen augenzwin-kernd auf seinen Fehler hin.

Informationen gibt es im Internetunter www.knigge-fuer-kids.de. Dernächste Knigge-Kurs für Teenager fin-det am 22. November statt.

Eine Lektion von vielen: Gläser müssen unterhalb des Kelchs angefasst werden. Sonst erwärmt sich der Inhalt im Glas. Fotos: Eisenmann Wo kommt das Besteck hin? Tipps geben die größeren Kursteilnehmer.

Der Knastalltag als SpielAuf der Süddeutschen Spielemesse kann man Produkte für jeden Anspruch testen

Stuttgart (eh) – Die Halle 6 der Lan-desmesse auf den Fildern ist nochbis morgen ein Paradies für Ver-spielte: 92 Aussteller stellen bei derSüddeutschen Spielemesse Neu-heiten vor, die Spaß machen undzum Lernen anregen sollen.

„Die Staatsanwaltschaft hat Ihneneine Ladung zum Strafantritt zuge-stellt. Sie betreten nun die Pfortedes Gefängnisses und müssen IhreStrafe verbüßen. Es ist Ihr größterWunsch, so schnell wie möglich ent-lassen zu werden. Bis dahin abermüssen Sie, auch im Kreis Ihrer Mit-inhaftierten, erst einmal den Alltagim Vollzug meistern und Ihre Voll-zugsziele erreichen. Das kann ganzschön anstrengend sein, denn eswerden seitens der Bediensteten ho-he Anforderungen an Sie gestellt.”Nein, das ist kein gutgemeinter rich-terlicher Rat an einen Kriminellen.Es ist die Beschreibung eines Gesell-schaftsspiels, dass für Aufsehen

sorgt: „Ohne Bewährung – Der of-fene Strafvollzug hautnah“, lautetder reißerische Titel. Zwei bis sechsPersonen ab 14 Jahren werden da-zu eingeladen, den ganz gewöhn-lichen Knastalltag in Deutschlanddurchzuspielen – Stationen wieSuchtberatung, Arbeitstherapie undSozialdienst gilt es zu durchlaufen.Wie pädagogisch wertvoll das fürOtto Normalverbraucher ist, sei da-hingestellt. Dass sich dieses Spieldennoch zu einem Renner entwi-ckelt hat, hängt mit seiner Entste-hungsgeschichte zusammen: Es wur-de von Bediensteten und Inhaf-tierten der JustizvollzugsanstalltMoers-Kapellen entwickelt. „Fürdie Jugendlichen dort ist das Spiele-Erfinden eine Arbeitstherapie, dasie bis auf den Druck alles, auch denVertrieb, selbst in die Hand genom-men haben“, erklärt Roland Blein-roth, Geschäftsführer der MesseStuttgart. Vom Verkaufserlös desSpiels (29,50 Euro) wird neues Ar-

beitsmaterial beschafft. Dass Spie-len kriminell machen kann, davorwarnt Günther Zeltner von derFachstelle Glücksspiel der Evangeli-schen Gesellschaft Stuttgart. Er kri-tisiert die Messeverantwortlichen –denn neben Ständen mit Spielen fürKinder und Jugendliche stehen aucherstmals die Pokertische eines Ver-anstalters von professionellen Tur-nieren. Dieser bringt Anfängernnicht nur das traditionsreiche Kar-tenspiel bei, gegen zehn Euro Ein-satz können Besucher auch mitbluf-fen. Da hört für Zeltner der Spiel-spaß auf. Aus der Praxis der Bera-tungsstelle weiß er, wo das endenkann: In der Glücksspielsucht, dieBetroffene nicht nur um ihr Vermö-gen bringen kann.So weit muss es freilich nicht kom-men. Es gibt schließlich jede MengeSpiele mit Anspruch. Traditionell istdie Süddeutsche Spielemesse sokurz vor Weihnachten ein wichtigerOrientierungspunkt für Familien,

die nach passenden Geschenken fürihre Lieben suchen. Was in denSpielwarengeschäften nur seltenmöglich ist, kann hier unter kun-diger Anleitung von Spiel-Erklärernder Verlage ausgelebt werden – dieSpieleinsel ist mit über 500 Qua-dratmetern so groß wie noch nie.Vergeben wurde auf der Messe auchder 6. Deutsche Lernspielpreis.Über 100 Produkte wurden einge-reicht, die Preise gingen an „Meingroßes Feuerwehrspiel“ (ab 3 Jah-re), „Alles Tomate!“ (ab 6 Jahre)und „Graffiti“ (ab 9 Jahre).

Die Süddeutsche Spielemesse ge-hört zum Stuttgarter Messeherbst. Sieist zusammen mit der Hobby & Elek-tronik, Modell Süd Bau & Bahn, Krea-tiv & Bastelwelt heute und morgen von10 bis 18 Uhr geöffnet. Heute begin-nt in der Neuen Messe Stuttgart zu-dem die Verbrauchermesse Familieund Heim, die bis 23. November täg-lich von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat.

Die Auswahl an Spielen ist riesig, für jeden Geschmack dürfte sich auf der Mes-se das Passende finden lassen. Foto: Messe Stuttgart

Fachvortrag zum ThemaMultiple Sklerose

Stuttgart (red) – Am Mittwoch, 19.November, ab 19 Uhr lädt die Am-sel, Aktion Multiple Sklerose Er-krankter, Landesverband Baden-Württemberg, zum Fachvortrag„Japanisches Heilströmen – Jin ShinJyutsu“ im Service-Center der Am-sel, Regerstraße 18, in Botnang ein.Das Japanische Heilströmen ist eineüber 2000 Jahre alte Heilkunst zurHarmonisierung von Körper, Geistund Seele. Durch Berührung be-stimmter Körperzonen und Atem-techniken soll der Energiefluss imKörper wiederhergestellt werden.Der Vortrag bietet die Gelegenheit,unter der Leitung des Heilprakti-kers Martin Ulrich Bürkle die Heil-kunst kennenzulernen und anhandpraktischer Übungen zu erfahren.Die Teilnahme ist kostenlos, eineAnmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen bei Mecht-hild Zeh, Amsel-Landesverband, Tele-fon 0711/69 78 6-14 oder per E-Mail:[email protected].

KURZ UND AKTUELL

WasserrohrbruchStuttgart – Infolge eines Wasser-rohrbruchs hat sich gestern gegen14 Uhr die Fahrbahn in der Nord-bahnhofstraße zwischen der Lö-wentorstraße und der S-Bahnhalte-stelle Nordbahnhof auf einer Längevon drei Metern nach oben gewölbt.Durch Risse trat Wasser auf dieStraße. Aus Sicherheitsgründenwurde die Stadtbahnlinie 15 für zir-ka eineinhalb Stunden über dieHeilbronner Straße umgeleitet.

Tempo 122 statt 60Stuttgart – Bei Verkehrskontrollensind am Donnerstag in der Jahnstra-ße 22 Fahrzeugführer angehaltenworden, die allesamt zu schnell un-terwegs waren. Sieben Fahrer müs-sen mit einem Fahrverbot rechnen.Einer der Autofahrer war statt dererlaubten 60 mit 122 Stundenkilo-metern unterwegs. Er muss mit vierPunkten in Flensburg, einem drei-monatigen Fahrverbot sowie einemempfindlichen Bußgeld rechnen.