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Handschriftlicher Widerstand gegen das Smartphone Wie können wir Schulkinder und Jugendliche dazu bringen, ihren Griff um das Smartphone zu lockern und stattdessen mit der Hand zu schreiben? Bernard Bouvet ist der Vorsitzende der Union Professionnelle de la Carte Postale (UPCP), einer Interessensorganisation der Postkartenindustrie in Frankreich. Er mag nicht alle Antworten parat haben, leistet aber zumindest aktiven Widerstand. Durch die Initiierung der Semaine de l’écriture hat die UPCP in den letzten Jahren wieder von sich reden gemacht und der Postkarte zu neuem Ansehen verholfen. Die Schreibwoche soll Schulkindern den Wert handgeschriebener Texte nahebringen. Iggesund Paperboard hat diese Aktion von Anfang an durch die Zurverfügungstellung des Postkartenmaterials für die verschiedenen Schreibaktivitäten unterstützt. In den letzten drei Schuljahren hat die UPCP immer Postkarten zu einem bestimmten Thema verteilt – zuletzt ging es um Liebe – und einen Wettbewerb für die bestverfasste Postkarte ausgeschrieben. Ein extra zu diesem Zweck erstellter Leitfaden für Lehrer informiert nicht nur über den Wettbewerb, sondern auch über eine Reihe anderer schulischer Aktivitäten, die mit den Postkarten möglich sind. Die Aktion war sehr erfolgreich: Im ersten Schuljahr wurden 45.000 Karten versendet, in diesem Jahr 360.000, und im nächsten Jahr sollen sogar mehr als eine halbe Million Karten verteilt werden. Dieser starke Wachstumstrend geht vor allem von den Schulen aus. „Ich persönlich halte es für eine kulturelle Leistung, das Schreiben von Hand zu fördern“, erklärt Bouvet und schwenkt dabei einen eleganten Füllfederhalter. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass jegliche Kommunikation nur noch in Form von E-Mails und Textnachrichten stattfindet und die Sprache dadurch degeneriert.“ Die Postkartenaktionen und die Schreibwoche sind natürlich nur eine Möglichkeit, die Stellung der Papierpostkarte in einer immer stärker digitalisierten Welt zu verteidigen. Die Postkartenindustrie in Frankreich erlebte ihren Höhepunkt zur Jahrtausendwende. Seitdem sind die Umsätze jährlich um 20 Prozent gefallen. In den letzten vier Jahren hat sich der Umsatz jedoch stabilisiert und beläuft sich nun auf etwa 400 Millionen Euro.

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Handschriftlicher Widerstand

gegen das Smartphone

Wie können wir Schulkinder und Jugendliche dazu bringen, ihren Griff um das Smartphone zu lockern und stattdessen mit der Hand zu schreiben? Bernard Bouvet ist der Vorsitzende der Union Professionnelle de la Carte Postale (UPCP), einer Interessensorganisation der Postkartenindustrie in Frankreich. Er mag nicht alle Antworten parat haben, leistet aber zumindest aktiven Widerstand. Durch die Initiierung der Semaine de l’écriture hat die UPCP in den letzten Jahren wieder von sich reden gemacht und der Postkarte zu neuem Ansehen verholfen. Die Schreibwoche soll Schulkindern den Wert handgeschriebener Texte nahebringen. Iggesund Paperboard hat diese Aktion von Anfang an durch die Zurverfügungstellung des Postkartenmaterials für die verschiedenen Schreibaktivitäten unterstützt.

In den letzten drei Schuljahren hat die UPCP immer Postkarten zu einem bestimmten Thema verteilt – zuletzt ging es um Liebe – und einen Wettbewerb für die bestverfasste Postkarte ausgeschrieben. Ein extra zu diesem Zweck erstellter Leitfaden für Lehrer informiert nicht nur über den Wettbewerb, sondern auch über eine Reihe anderer schulischer Aktivitäten, die mit den Postkarten möglich sind. Die Aktion war sehr erfolgreich: Im ersten Schuljahr wurden 45.000 Karten versendet, in diesem Jahr 360.000, und im nächsten Jahr sollen sogar mehr als eine halbe Million Karten verteilt werden. Dieser starke Wachstumstrend geht vor allem von den Schulen aus.

„Ich persönlich halte es für eine kulturelle Leistung, das Schreiben von Hand zu fördern“, erklärt Bouvet und schwenkt dabei einen eleganten Füllfederhalter. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass jegliche Kommunikation nur noch in Form von E-Mails und Textnachrichten stattfindet und die Sprache dadurch degeneriert.“

Die Postkartenaktionen und die Schreibwoche sind natürlich nur eine Möglichkeit, die Stellung der Papierpostkarte in einer immer stärker digitalisierten Welt zu verteidigen. Die Postkartenindustrie in Frankreich erlebte ihren Höhepunkt zur Jahrtausendwende. Seitdem sind die Umsätze jährlich um 20 Prozent gefallen. In den letzten vier Jahren hat sich der Umsatz jedoch stabilisiert und beläuft sich nun auf etwa 400 Millionen Euro.

Addiert man Grußkarten und Ansichtskarten, sendet der durchschnittliche Franzose sieben Karten pro Jahr. Als Vorsitzender der UPCP wirft Bouvet dabei einen neidvollen Blick auf den britischen Markt, wo jeder Bürger 54 Karten pro Jahr versendet.

„Aber in dieser Beziehung herrscht dort eine ganz andere Kultur – anscheinend sendet man in Großbritannien sogar Postkarten, wenn man sich scheiden lässt“, stellt er angesichts dieser sonderbaren Sitten der Briten mit einem Hauch französischer Verwunderung fest.

Bouvet begann seine Karriere im Alter von 14 Jahren mit einer Schriftsetzerlehre, bevor er später Fotograf für Postkartenmotive wurde. Er blieb den Postkarten treu, bis er im Februar 2015 in den Ruhestand trat. Trotz Pensionierung wird er seine Tätigkeit als Vorsitzender der UPCP noch bis Ende 2016 fortsetzen. Auch danach möchte er die Schreibwoche durch neue Formen der Zusammenarbeit weiterentwickeln. Für die Freizeit hat er sich vorgenommen, seine 18 Enkelkinder dazu zu bringen, ihre Smartphones öfter beiseite zu legen und mehr Postkarten zu schreiben.

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Bildunterschrift 1:

„Es ist eine kulturelle Leistung das Schreiben von Hand zu fördern“, erklärt Bernard Bouvet, der Vorsitzende der französischen Union Professionnelle de la Carte Postale (UPCP). „Wir dürfen es nicht zulassen, dass jegliche Kommunikation nur noch in Form von E-Mails und Textnachrichten stattfindet und die Sprache dadurch degeneriert.“

Bildunterschrift 2:

Für die zweite Jahreshälfte plant die Union Professionnelle de la Carte Postale (UPCP) die Verteilung von mehr als einer halben Million Postkarten an französische Schulen, um Schülern den Wert des handschriftlichen Schreibens nahezubringen.