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HINKEL Mommenheim 3.2.1. Seite 1 Mommenheim 3.2.1. Tabellarischer „Lebenslauf“ Politik 766 Erste urkundliche Erwähnung (Lorscher Kodex Nr. 1366)) Ab 17. Jh. Ganerbschaftlicher Besitz (BRILMAYER) Nov. 1792-April 1793 Erste französische Besetzung 1798-1813 Französische Besetzung: Bildung des Departement Donnersberg mit dem Arrondissement (Kreis) Mainz; Mommenheim mit Fi- lialort Lörzweiler (Mommernheim/Lerzweiler) liegt im Kanton (Bezirk) Oppenheim 1801/03 Endgültige Eingliederung der linksrheinischen Gebiete in den französischen Staat 1814-1816 Nach dem Abzug der Franzosen Zwischenregierungen, zunächst Sitz in Kreuznach, dann in Worms 1814 Kreis-Direktion Mainz zunächst nach Oppenheim, dann nach Al- zey verlegt, schließlich umbenannt in Kreis-Direktion Alzey 1815 Mommenheim mit Filialort Lörzweiler (MÜLLER - beide Orte selbständig bei JEROME 1824) 1816 Provinz links des Rheins zum Großherzogtum Hessen, seit 1818 „Rheinhessen“ genannt 1835 Einrichtung der Kreise, Mommenheim im Kreis Mainz 1844 Benennung „Mommenheim“ (vgl. 1798) 1848-1850 Regierungsbezirk Mainz 1850-1852 Regierungsbezirk Worms 1852-1938 Ort im Kreis Mainz 1938 921 Einwohner 1938-1969 Landkreis Mainz, Verwaltung in Mainz 1939 17.06. 921 Einwohner (PA MZ) 1969-1972 Landkreis Mainz-Bingen, Sitz der Kreisverwaltung in Mainz, seit 1999 in Ingelheim (entstanden aus ehemaligem Kanton Bingen und Teilen des Kantons Wöllstein, von dem einige Orte an Bad Kreuznach gehen, den ehemaligen Kantonen Mainz ohne die rechtsrheinischen Orte, Nieder-Olm, Oppenheim und einigen Orte aus dem ehemaligen Kanton Osthofen) 1972 Mommenheim kommt zur Verbandsgemeinde Nierstein-Oppen- heim Postwesen vor 1798 Über das Botenwesen der Feudalherrschaften gibt es keine ver- lässlichen Quellen. 1798 Dienstpost besorgt der Kantonsbote von Oppenheim, der auch private Briefe gegen ein Trinkgeld befördern darf. Bei seinen Rundgängen meldet er sich beim Bürgermeister, der die zugeteil- te Filialgemeinde Lörzweiler unterrichtet. Die private Post wird beim Bürgermeister ausgetauscht. Das Gehalt des Boten bezah- len die begangenen Gemeinden „nach der Anzahl ihrer Seelen“. 09.2005 Verein für Postgeschichte in Rheinhessen e.V.

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Mommenheim

3.2.1. Tabellarischer „Lebenslauf“

Politik 766 Erste urkundliche Erwähnung (Lorscher Kodex Nr. 1366))Ab 17. Jh. Ganerbschaftlicher Besitz (BRILMAYER)Nov. 1792-April 1793 Erste französische Besetzung1798-1813 Französische Besetzung: Bildung des Departement Donnersberg

mit dem Arrondissement (Kreis) Mainz; Mommenheim mit Fi-lialort Lörzweiler (Mommernheim/Lerzweiler) liegt im Kanton (Bezirk) Oppenheim

1801/03 Endgültige Eingliederung der linksrheinischen Gebiete in den französischen Staat

1814-1816 Nach dem Abzug der Franzosen Zwischenregierungen, zunächst Sitz in Kreuznach, dann in Worms

1814 Kreis-Direktion Mainz zunächst nach Oppenheim, dann nach Al-zey verlegt, schließlich umbenannt in Kreis-Direktion Alzey

1815 Mommenheim mit Filialort Lörzweiler (MÜLLER - beide Orte selbständig bei JEROME 1824)

1816 Provinz links des Rheins zum Großherzogtum Hessen, seit 1818 „Rheinhessen“ genannt

1835 Einrichtung der Kreise, Mommenheim im Kreis Mainz1844 Benennung „Mommenheim“ (vgl. 1798)1848-1850 Regierungsbezirk Mainz1850-1852 Regierungsbezirk Worms1852-1938 Ort im Kreis Mainz1938 921 Einwohner1938-1969 Landkreis Mainz, Verwaltung in Mainz1939 17.06. 921 Einwohner (PA MZ)1969-1972 Landkreis Mainz-Bingen, Sitz der Kreisverwaltung in Mainz, seit

1999 in Ingelheim (entstanden aus ehemaligem Kanton Bingen und Teilen des Kantons Wöllstein, von dem einige Orte an Bad Kreuznach gehen, den ehemaligen Kantonen Mainz ohne die rechtsrheinischen Orte, Nieder-Olm, Oppenheim und einigen Orte aus dem ehemaligen Kanton Osthofen)

1972 Mommenheim kommt zur Verbandsgemeinde Nierstein-Oppen-heim

Postwesenvor 1798 Über das Botenwesen der Feudalherrschaften gibt es keine ver-

lässlichen Quellen.1798 Dienstpost besorgt der Kantonsbote von Oppenheim, der auch

private Briefe gegen ein Trinkgeld befördern darf. Bei seinen Rundgängen meldet er sich beim Bürgermeister, der die zugeteil-te Filialgemeinde Lörzweiler unterrichtet. Die private Post wird beim Bürgermeister ausgetauscht. Das Gehalt des Boten bezah-len die begangenen Gemeinden „nach der Anzahl ihrer Seelen“.

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1803 Der Kantonsbote von Alzey führt an drei Tagen in der Woche je einen Rundgang von 13 französischen Meilen (13x4,444≈58km; bemessene Laufzeit: 13 Stunden!!!) aus und erhält für jede Meile 50 Centimes. Es ist anzunehmen, dass ähnlichen Leistungen von den Boten in den anderen Kantonen im Arrondissement Mainz bzw. Departement Donnersberg erbracht werden.

1814 Thurn und Taxis richtet linksrheinisch die „Überrheinische Post“ ein. Poststücke, aber auch Personen, werden nur auf den Postli-nien befördert. Das Einsammeln und Verteilen von Briefen in der Fläche besorgen private oder Staatsboten. Die Einteilung der Kantone und das Kantonsbotenwesen werden beibehalten.

1816 Jan. Das Botenwesen wird im Kreis Alzey neu geordnet: Im Kanton Bingen reicht ein Bote, sonst sind überall zwei im Einsatz. Wö-chentlich werden je zwei Rundgänge ausgeführt.

1816: Leitung der Dienstpost von der und zur Kreisdirektion Alzey

Juli Die Thurn und Taxis-Lehenspost des Großherzogtums Hessen versieht in der neuen „Provinz links des Rheins“ den Postdienst.

1825 01.01. Aus den Kantons- werden Bezirksboten, ihre Pflichten und Rech-te neu geregelt. Sie erhalten für den Transport von privaten Brie-fen und Paketen festgesetzte Beträge, müssen aber in den Orten die Post den Empfängern zustellen. Die Rundgänge aus den Kan-tonen Nieder-Olm und Oppenheim sind bisher nicht bekannt.

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1849 Von 1849 bis 1852 verkehrt durch Mommenheim der Fahrpost-kurs Mainz-Worms auf der Gaustraße. Im Ort gibt es eine Perso-nenannahmestelle. Nur hier dürfen die Postkutschen zum Ein- und Aussteigen der Passagiere anhalten.

1850 02.06. Der werktäglich zu begehende Bestellbezirk der am 01.10.1849 eingerichteten Postexpedition Bodenheim wird um Mommen-heim erweitert (Circular 02.06.1850 – siehe Abb. 1). Die meisten Orte in Rheinhessen müssen auf eine werktägliche Postversor-gung durch die Landpost bis 1861 warten.

10.10. „... 3) in Mommernheim im Hause des Hrn. Joh. Philipp Grub, Wirth; …“ wird eine Personenannahmestelle am Postkurs Mainz-Worms, der über die Gaustraße und (Gau-)Odernheim führt, ein-gerichtet.

Anzeigenblatt für Rheinhessen vom 23.10.1850 Landpoststempel von (Auszug) Mommenheim (siehe 1865)

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Weg des Bodenheimer Landbriefträgers 1849/50

1861 21.05. Die TT-Post richtet in Rheinhessen die Landpost ein und über-nimmt das Bezirksbotenwesen auf eigene Rechnung. Die Postex-peditoren müssen Postboten und -gehilfen auf ihre Kosten und Gefahr einstellen. Den Gemeinden wird ein Vertrag mit der Post in Aussicht gestellt, durch den gegen eine jährliche Pauschale die Dienstpost besorgt wird. Von der Post und vom Großherzogtum wird empfohlen, einen Landpostbriefkasten anzuschaffen.Der Bestellgang von der Postexpedition Bodenheim wird täglich, also auch sonntags, ausgeführt!!! (FTTZ, PA Nr. 93)

1865 Der Bestellgang der Postexpedition Bodenheim wird täglich, also auch sonntags, ausgeführt!!! (FEUSER) Die meisten Orte in Rheinhessen werden werktäglich von den Postboten begangen. GRIMM (S. 73) nennt einen Landbriefträger Krämer aus Boden-heim, den später (Anfang 1880er Jahre?) ein „Gehilfe“ namens Schäfer unterstützt.Die Gemeinde schafft den Landpostbriefkasten an, der in der Re-gel am Rathaus aufgehängt wird. Der Landpoststempel ist heute in Privatbesitz.

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FTTZ, PA 93 vom 21.05.1861 mit handschriftlichen Änderungen vom 29.03.1862, p. 37 (Aus-zug). Der Bote ist 6 ½ Stunden unterwegs. Sein Aufenthalt in den angegebenen Orten beträgt insgesamt 3 Stunden. In dieser Zeit muss er sich bei den Bürgermeistern melden, die Briefkäs-ten leeren und vorliegende Sendungen in den Orten austragen. Bemerkt wird: „Der Abgang des Boten erfolgt nach Eintreffen und Expedition der ersten Eisenbahnzüge von Mainz und Ludwigshafen.“ Harxheim und Gau-Bischofsheim sind gesperrt gedruckt, diese Orte besitzen einen Landpostbriefkasten. In drei Stunden und 33 Minuten legt der Bote 7100 Klafter x 2,5m = 17,75km zurück, also ≈ 5km/h. Man bedenke die Umstände: Voll bepackt, bei Wind und Wetter, Kleidung und Schuhwerk jener Zeit, Zustand der Straßen und (Feld-)Wege, …!!!

Auszug aus FEUSER, S. 26 – Alle zu begehenden Orte in der Spalte 1 sind gesperrt gedruckt, weil sie 1865 einen Landpostbriefkasten besitzen. Die Laufleistung wird nur noch mit 3 ¼ Stunden x 5km = 16,25km bemessen, Aufenthalt in den Orten mit 3 ¼ Stunden!

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1865 15.03. Vereinbarung der Aversalvergütungen mit den Gemeinden und Corporationen für Benützung der Landpost, hier mit den politi-schen Gemeinden des Kreises Mainz. Nr. 2965.Unter Bezugnahme auf die oberpostamtlichen Circularien Nr. 10 und 11 vom Jahre 1863/64 wird den Poststellen hierdurch eröff-net, dass auch mit den politischen Gemeinden des Kreises Mainz, mit Ausnahme der Gemeinden Bretzenheim, Finthen, Gonsen-heim, Harxheim, Hechtsheim, Kostheim und Stadecken, wegen Benützung der Landpost und des diesen Gemeinden im Großher-zogthum Hessen eingeräumten Portofreithums ein Übereinkom-men getroffen worden ist, dessen Bestimmungen rückwirkend vom 1. Januar 1865 an in Kraft treten sollen. ...(Cir. Nr. 13, 64/65)Die Gemeinden, die den Pauschalierungsvertrag unterzeichnen, zahlen jährlich etwa nur noch die Hälfte von dem Betrag, den sie vorher für den Bezirksboten gezahlt haben.

16.06. Errichtung einer Postablage in Nackenheim. Nr 6506.Mit dem 1. Juli dieses Jahres tritt in Nackenheim mit der Taxe von Bodenheim eine Postablage in Wirksamkeit, welche mit dem Postamts Mainz und den zwischen Mainz und Worms kursiren-den Bahnposten in Verbindung gesetzt wird.Als Postablagebesorger ist der Stationsverwalter Niederhöfer in Nackenheim angenommen worden.(Änderung des Botengangs I zu berichtigen)

Entf. Aufenthaltaus Bodenheim VIII ½ in Gau-Bischofsheim ½ IX ¾ in Harxheim ½ X ¼ ¾ in Mommenheim ½ XI ½ 1in Lörzweiler ½ 1 ¾ in Bodenheim ¾ 2 ½ .

2 ¾ St. 3 ¼ St.(Cir. Nr. 17, 64/65)

1867 01.07. TT-Postwesen geht an Preußische Post über. Aus dem Thurn und Taxis-Oberpostamt Darmstadt wird eine Oberpostdirektion (OPD). Die Provinzen Rheinhessen und Starkenburg gehören nicht zu Preußen, werden aber von aus Berlin mitverwaltet.

1868 01.01. Übergang der Preußischen Post an die Norddeutsche Bundes-post. Rheinhessen und Starkenburg werden vom Norddeutschen Bund mitverwaltet. Deshalb lautet die Inschrift auf den Briefmar-ken nicht „Norddeutscher Bund“, sondern „Norddeutscher Post-bezirk“

1871 Mommenheim erhält seine Post aus Bodenheim (Verzeichnis sämtlicher Ortschaften …, Frankfurt/Main 1871)

Mai/Juni Einrichtung der Deutschen Reichspost1875 Fristgerechte Kündigung des 1865 geschlossenen Aversionalver-

trages durch die Post zum 31.12.18761884 26.01. Bekanntmachung ... zu bauende Straße von Mommenheim nach

Lörzweiler … (Landskrone)

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1884 09.04. Mommenheim. ... im Bau begriffene Chaussee von Mommen-heim nach Lörzweiler … (AZ Beobachter)

1885 01.12. Briefträger Simon Wucher (*01.10.1863 in Nackenheim, † 01.04.1936 in Mainz) kommt täglich zweimal von Nackenheim nach Mommenheim (GRIMM, S. 73);Wahrscheinlich ist Mommenheim jetzt der Post in Nackenheim nachgeordnet.

1886 01.05. Bekanntmachung. Am 1. Mai tritt in dem zum Postbezirk Nackenheim gehörigen Orte Mommenheim eine Posthülfstelle in Wirksamkeit, deren Verwaltung dem Herrn Simon Wucher über-tragen worden ist.Zur Vermittlung des Postversendungsverkehrs der neuen Post-hülfstelle wird vom gleichen Tage ab eine Landpost zwischen Mommenheim-Lörzweiler und Nackenheim eingerichtet, welche zugleich zur Personenbeförderung für Rechnung und Gefahr des Posthülfsboten Simon Wucher zu dienen hat und folgende Kurs-zeiten erhält: I II I II60 V. 220 N. Mommenheim 815 V. 755 N.625 V. 245 N. Lörzweiler 750 V. 730 N.650 V. 310 N. Nackenheim Bhf.75 V. 645 N.Die unter II bezeichneten Fahrten fallen an Sonntagen aus. Darmstadt, den 27. April 1886. Der Kaiserliche Ober-Postdirec-tor. In Vertretung: Plat. (Landskrone, vgl. auch GRIMM, S. 73) Simon Wucher ist ein „fahrender Landbriefträger“, dem die Reichspost einen Wagen zur Verfügung stellt und einen Zuschuss zum Kauf und zur Unterhaltung des Pferdes zahlt. Das festge-setzte Fahrgeld von den beförderten Personen darf er zum Unter-halt des Pferdes behalten.

1888 07. Postagentur (PAg) Mommenheim (Rheinhessen) eingerichtet, Taxquadrat 2048, Taxe von Nierstein (Abl. Post – GRIMM gibt 1887 an: in der Hindenburgstraße)

1889 Simon Wucher hat von 1889 bis April 1910 ein Notizbuch ge-führt, in dem fast alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben so-wie einige interessante „Nebenbemerkungen“ vermerkt sind (s.u.). Übertragung der Abbildung auf der folgenden Seite:„J(a)nuar 1889 M. (Pf.)Personengeld 25 05Packeten 2 80Pferd 58 34Tagegeld 46 50

132 69ab für Sparkasse (mit ß!)und Kleiderkasse (mit ß!) 3 Summa 129 69 “Feststehende Beträge sind das Tagegeld zu 1,50M. und der Zu-schuss zur Unterhaltung des Pferdes, das Personengeld und die Vergütung für den Transport von Paketen sind variabel.

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Erste Seite im Notizbuch von Simon Wucher (im Besitz des Enkels Hans-Josef Wucher)

1890 07. Telegrafenamt Mommenheim (Rheinhessen) eingerichtet, 20½ Min. nach (Berlinzeit - Abl. Post)

Juli Anmerkung im Notizbuch Wucher: „Zulage erhalten mit Rück-wirkung vom 1 April. Gott sei gedankt.“ Das Tagegeld ist um 0,25M. erhöht (WUCHER; Anm. d. Verf.:~17%).

1892 Anmerkungen zur Personenbeförderung:„April 25,30 M. 55 PersonenJuni 27,15 M. 57 PersonenJuli 25,25 M. 53 Personen“ (WUCHER)

1893 September „An Futtergeld 50 M. Zulage erhalten und von heute an definitiv angestellt, in Folge dessen ich Gehalt für Oktober schon früh ausgezahlt bekomme. Gott sei Dank!“ (WUCHER)

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Simon Wucher erhält Gehalt und 4,17 M./Monat mehr zum Unterhalt des Pferdes

1894 März Wucher zahlt 5,70 M. Pferdeversicherung. (WUCHER)Juni Anmerkung im Notizbuch Wucher: „50 Mk. Futtergeld Zuschuss

wieder abgenommen bekommen, das ist nicht recht, aber doch zufrieden.“ (WUCHER)

September Ausgabe „Schreibzeug 25“ (Pfg. - WUCHER)Dezember „... Federgeld 25 (Pfg.)

Zulage erhalten per Monat 4,17 mit Rückwirkung vom 1 Okt. 1894. Gott sei Dank!“ (WUCHER)

1895 Mai „50 Mk. Zulage erhalten mit Rückwirkung zum 1. April. Gott sei Dank!“ (WUCHER)

Dezember „Gott segne uns im neuen Jahre! 1896.“ (WUCHER)1896 September „Heute am letzten September in Nackenheim Abschied genom-

men, da morgen die neue Bahn dem Verkehr übergeben wird (1. Oktober). Ich bleibe jetzt in Mommenheim. Gott mit uns!“ (WU-CHER)

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1896 01.10. Nebenbahn Bodenheim-Alzey eröffnet, die Postagentur tauscht ihre Post über das Postamt Mainz 3 mit der Bahn aus.„Wenn Gott will, wird es wieder besser werden. Die Agentur konnte ich als Briefträger nicht bekommen. Hätte sie gerne ge-nommen.J.P. Frieß hat die Agentur von heute an übertragen, es ist ein al-ter Kerl, sie wird ihn warm machen.“ (WUCHER)Wucher erhält als Briefträger weiterhin 67,50 Mark Gehalt und „Packetengeld“ nach Aufkommen, an die Sparkasse zahlt er 3 Mark monatlich.

Dezember Eintragung im Notizbuch von Simon Wucher: „Das alte Jahr ver-flossen ist, ich danke Dir Herr Jesus Christ und segne mich im neuen Jahr.“ (WUCHER)

1898 Januar „Von heute an habe 50 Mk. Zulage erhalten, so daß ich jetzt 800 M. Und 60 M. Wohnungsgeldzuschuß habe.“ (WUCHER)

April „Habe von heute an 4 M 80 Kassenausfälle (sicherlich) erhalten. Also wieder etwas!“ (WUCHER)

Juli „Am 1. August, also morgen, trete ich meinen siebentägigen Urlaub an. Will mirs gemütlich machen während dieser Zeit.“ (WUCHER – Hervorhebung durch den Verf.)

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1899 April „Von 1. April 1899 50M Zulage erhalten = 850 Wohnungsgeld 60

910Gott seis gedankt!“ (WUCHER)

Schreibtisch aus dem Haus Wucher und Notizbuch von Simon Wucher

Landpoststempel, Zwicker und vier Federhalter mit Federn (siehe 1894 Dezember)

Der Schreibtisch mit den gezeigten Utensilien ging beim Verkauf des Hauses Wucher (heute Hindenburgstraße 40) an die neuen Besitzer über. Frau Elfi Schnell hat das Notizbuch an dem Enkel von Simon Wucher, Hans-Josef Wucher, geschenkt und den Landpoststempel als Leih-gabe dem Rheinhessischen Postmuseum überlassen.

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Familie Wucher um 1903, zwei Söhne fehlen Früheres Wohnhaus der Familie Wucher (Bild im Besitz des Enkels Hans-Josef Wucher) in der Hindenburgstraße 40 im Jahr 2013

1900 September „Vom 1. Okt. 75 M Zulage jetzt 925 MWohnungsgeld 60

985Gott sei Dank!“ (WUCHER)

1901 April „Von heute an 65 Pfg für Kassenausfälle mehr. Gott sei Dank“ (WUCHER)

01.10. Simon Wucher „unwiderruflich angestellt. Gott sei Dank!“ (WU-CHER)

1902 Dezember „Heute erhalte ich die Schulterschnüre.“ (WUCHER)1903 September „Heute 75 M. Zulage erhalten. Gott sei Dank.“ (WUCHER)1905 Lörzweiler erhält seine Post aus Mommenheim (BRILMAYER)

Mai „Vom 1. Mai 1905 Teuerungszulage erhalten. Gott sei Dank.“ (WUCHER)

1906 Mommenheim PTF Frieß, Jakob Peter, PAg, Nr. 56Wucher, Simon, Landbriefträger, Nr. 145 1/10 (Landes-Adreß-buch – PTF = Post, Telegraf, Fernsprecher) Hindenburgstr.

Juni „Das Wohnungsgeld wird rückwirkend vom 1. April 06 auf 108 M. erhöht. (früher 72)“ (WUCHER)

1909 August Rückwirkend vom 1. April 1908 erhält Wucher eine Zulage, wo-durch sich das Jahresgehalt von 1000 auf 1350 M. erhöht, das Wohnungsgeld auf 150 M., also mtl. 112,50+12.50 M. „Gott sei Lob und Dank.“ (WUCHER)

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1909 Oktober „Vom 1. Oktober 1909 50 M. Zulage erhaltenjetzt 1400M. Gehalt

150 Wohnungsgeldzusammen 1550MJetzt geht es besser, Gott sei Dank.“ (WUCHER)

Briefkasten am Bahnhof, 1912 verschickte Postkarte – Ausschnitt (Sammlung Schmitt)

1912/13 Postagent Frieß in Pension (GRIMM, S. 65)1919 Post bei Jakob Heinrich Wolff, Landwirt (*30.04.1872,

†03.02.1941) Nach Aussage von Marianne Kessel, der Tochter von Elise Wolff, ist die Post 40 Jahre im Haus Wolff/Kessel in der Moselstraße 6. 1959 zieht die Post in die Gaustraße 39 um.

1922 Posthilfstelle Lörzweiler rechnet mit der Postagentur ab1923/24 Mommenheim hat eine Postagentur, die auch die Orte Harxheim

und Lörzweiler versorgt1927 Harxheim und Lörzweiler erhalten ihre Post von Mommenheim1929 01.11. Eröffnung des Selbstanschlussamts in der Postagentur (POST-

AMT MAINZ)1934 OPD Darmstadt aufgelöst, Rheinhessen zur OPD Frankfurt/Main1936 01.04. Umwandlung der Agentur in eine der Poststelle (PA MZ)

06. Poststelleninhaberin Frl. Maria Wolff (bis 09/38 – PA MZ)1930er Jahre Post von und nach „Mommenheim (Rhh.)“ geht über MAINZ 3

(PA MZ)1938 09. Poststelleninhaberin Frl. Maria Wolff (PA MZ)

11. Posthalterin (PHn) Frau Maria Leib geb. Wolff (PA MZ)1942 Poststelle II des Postamts Mainz (PA MZ)1943 Da sich die 1941 eingeführten Päckchenleitzahlen bewährt haben,

werden sie für den Briefdienst als „Postleitzahlen“ übernommen. Der Gau Hessen mit der OPD Frankfurt/Main erhält die „16“.

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Um 1936 übergibt Frieda Wolff einen Haus Wolff/Kessel, Posthaus ~1919 bis 1959Brief an Margot Berkes (∞ Schäufle) Die Poststelle war im Hof links oben im 1. Stockvor deren Elternhaus (Aufnahme 2013)(aus SCHÄUFLE/VAY, Seite 24)

1945 Rheinhessen liegt im Bereich der neu gebildeten OPD Neustadt/Haardt, PHn in Mommenheim Elise Wolff (PA MZ)

07.07. Festlegung einer Behördenpost für den Kreis Mainz mit 9 Linien, Linie 7 Bodenheim mit Gau-Bischofsheim, Harxheim, Lörzwei-ler, Mommenheim, Selzen (Hahnheim), Köngernheim (Friesen-heim) und Undenheim. (PA MZ) Diese Post soll am 10.07. erst-mals verkehren. Am gleichen Tag übernehmen die Franzosen um 12.00 Uhr „ihre“ Zone von den Amerikanern und stoppen sofort wieder jeglichen Postverkehr bis zum 15.09.

1946 01.04. PLZ 16 in 18 geändert1946 04. Pflichtmitglied des PA Mainz bei der AOKK Mainz: Frieda Grub

geb. Wolff (*08.09.17) und Elise Wolff (*26.04.1900) aus Mom-menheim (PA MZ).Elise Wolff hat 26 Jahre die Post im Ort getragen und ist wahr-scheinlich die Posthalterin bis 1959. Die Poststelle befindet sich im ersten Stock und ist über den Hof zu erreichen.

Nov. Rückwirkend zum 01.11. kommt Rheinhessen zur OPD Koblenz und erhält die PLZ (22b), Mommenheim hat eine Poststelle I

1949 Poststelle I (PSt) des Postamts Mainz 1 (PA MZ)1955/56 Umstellung der Postversorgung in Rheinhessen von den Neben-

bahnen auf Kraftfahrzeuge (PA MZ), Postaustausch an der PSt.1958 01.10. Die 45 Stundenwoche für alle Bundesbediensteten bringt Ände-

rungen im Postdienst, samstags und montags keine 2. Zustellung mehr, Schalter samstags ab 14 Uhr geschlossen (PA MZ).

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Haus von Heinrich Kessel, Briefkasten am gemeindeeigenen Haus in der GaustraßePosthaus 1959-1976 (Aufnahmen 2013)

1959 PH I Heinrich Kessel, Vertreterin Elfriede Kessel, Gaustraße 39, Tel 06149/220, Dienststunden mo-sa 8.30-12, mo-fr 14-16.30, so 11.30-12.20, Telegr.-Bereitschaft werktags 7.30-8.00, 16.30-17 Uhr (PA MZ)

1962 23.03. Vierstellige Postleitzahlen: „6501 Mommenheim“1973 01.09. Briefkastenleerungen außer an den Postämtern nur noch am

Nachmittag (PA MZ)1976 29.12. Die PSt I zieht um in das Haus KNOLL, An der Niederhohl 6.

(PA MZ)

Haus Knoll, Poststelle 1976-1995 links neben dem Garagentor (Aufnahme 2013)09.2005 Verein für Postgeschichte in Rheinhessen e.V.

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AZ vom 13.06.1983

AZ vom 11.11.1988 (Foto N.N.)

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1983 11.06. Unterbrechung des Telefonverkehrs in Mommenheim, da ein Postkabel bei Verdichtungsarbeiten beschädigt wurde. (AZ)

1987 Dienstanschluss der PSt I: 06138/1220 (PA MZ)1989 30.01. Öffnungszeiten der Poststelle: Mo+Di 8-10, Mi 8-10 und 17-18,

Do+Fr 14.30-16, Sa 8-10.30 Uhr.PHn Betty Schnell (PA MZ)

1990 04. Öffnungszeiten der Poststelle: Mo-Fr 8-10, Mo, Di, Do+Fr 14.30-16, Mi 17-18, Sa 8-10.30 Uhr. (PA MZ)

18.06. Die Gasversorgung Rheinhessen verlegt das Breitbandkabel noch in diesem Jahr Am Dalberger Garten, Gaustraße, Grundgasse, Hindenburgstr., Portugieserstr., Silvanerstr., Zwerchstr., und im Neubaugebiet. (PA MZ)

1990 04. PHn Margarete Theuerkaufer, An der Niederhohl 6 (bis 12.1993)Öffnungszeiten der Poststelle: Mo-Fr 8-10, Mo, Di, Do+Fr 14.45-16.15, Mi 17-18, Sa 8.30-10.30 Uhr. (PA MZ)Briefträger Herr Helmut Schmillen aus Selzen (1975-97) und Re-nate MayerhoferBriefkästen, Mainzer Straße, Bahnhofstr., Gaustraße

1993 01.07. „55278 Mommenheim“1995 Dezember Schließung der Postfiliale An der Niederhohl 6

Umzug der Briefträger zur Poststelle in Nierstein

1996 13.03. Eröffnung einer Postagentur (PAg), Agenturnehmer Karl Engraf, Lotto-Toto/Schreibwaren, An der Niederhohl 7a

1997 Sept. Briefträger kommen vom Zustellstützpunkt in Oppenheim1999 04.01. PAg, Tel. 940047, geöffnet Mo-Fr 6-12, 15-18 außer Mi!, Sa 8-

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09.2005 Verein für Postgeschichte in Rheinhessen e.V.

Page 18: Weinheim (Kr. Alzey) - Historia Mommenheim

HINKEL Mommenheim 3.2.1.Seite 18

2010 27.04. PAg geöffnet Mo-Fr 8-12, 15-18 außer Mi!, Sa 8-12Postdienstleistungen, Postbank, Briefkasten

Benutzte Literatur (Auszug)

Abl Post – Amtsblätter der Reichspost: Verschiedene Jahrgänge.Anzeigenblatt für Rheinhessen vom 23.10.1850.AZ Beobachter – (Alzeyer) Beobachter: Verschiedene Jahrgänge.BRILMAYER, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Gießen 1905.Circulare des Thurn und Taxis-Ober-Post-Amts Darmstadt: Verschiedene Jahrgänge.FEUSER, Peter (Hrsg.): Verzeichnis der Bestellbezirke der Großherzoglich Hessischen Post-

stellen und der in diesen Bestellbezirken stattfindenden Landpostbotengänge. Stuttgart o.J. (Nachdruck der Ausgabe von 1865).

FTTZ – Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv (Regensburg): Postakten Nr. 93GRIMM, J.: Ortsgeschichte von Mommenheim. Selbstverlag der Darlehenskasse Mommen-

heim, 1912/13.HINKEL, Manfred: 150 Jahre Landpost in Rheinhessen. Hrsg.: Verein für Postgeschichte in

Rheinhessen e.V., 11. Sonderdruck, Alzey 2012.JEROME – Jérôme, Joseph: Statistisches Jahrbuch der Provinz Rheinhessen für das Jahr 1824.

Mainz o.J.Landes-Adreßbuch für das Großherzogtum Hessen. Band II: Provinz Rheinhessen. Auf Grund

amtlichen Materials bearbeitet. Darmstadt, 1906. Druck und Verlag der Joh. Conr. Her-bertschen Hofbuchdruckerei (Fr.Herbert). Darmstadt 1906. (Stand: 01.06.1905?)

Landskrone (Oppenheim): Verschiedene Jahrgänge.MÜLLER, , Peter Anton: Statistisches Jahrbuch für die deutschen Länder zwischen dem

Rhein, der Mosel und der französischen Grenze auf das Jahr 1815. Mainz o.J.. PA MZ – Postamt Mainz: Postgeschichtliche Unterlagen (unveröffentlicht).SCHÄUFLE, Margot und Günter VAY: Weindorf Mommenheim/Rhh. gestern und heute. Gei-

ger-Verlag Horb am Neckar, 1996.Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Ober-Postdirectionsbezirke Cassel, Darmstadt und

Frankfurt am Main, gebildet aus den Staatsgebieten der Königlich Preußischen Provinz Hessen-Nassau, den Hohenzollernschen Landen, des Fürstenthums Waldeck und der Grafschaft Pyrmont, sowie des Großherzogthums Hessen. Bearbeitet in dem Büreau der kaiserlichen Ober-Postdirction Frankfurt a.M. Frankfurt a.M. 1871 (im September). Druck und Verlag von August Osterrieth.

WUCHER, Simon: Notizbuch (1889-1909 – unveröffentlicht).

Für hilfreiche Unterstützungen bedankt sich der Autor ganz herzlich bei Frau Marianne Kessel, Frau Petra Kassing, Frau Margot Schäufle, Frau Elfi Schnell und den Herren Ludwig Kranz, Ernst-Ludwig Schmitz und Marcus Strigler.

09.2005 Verein für Postgeschichte in Rheinhessen e.V.