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White Paper KM DIETMAR E. FROEHLICH MSC WWW.NEUSTARK.AT NEUE WEGE IM TOURISMUS MINDFUL HOSPITALITY

White Paper · 2020-04-20 · Mindful Leadership ... In Tabelle 2 veranschauliche wir unser 3-Stufen Modell von ganzheitlichem HP-Management. Stufen Inhalte (Auszug) 1. ... Doppler

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White Paper

KM DIETMAR E. FROEHLICH MSC

WWW.NEUSTARK.AT

NEUE WEGE IM TOURISMUS

MINDFUL HOSPITALITY

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Executive Summary

Der Mangel an kompetenten, fachlich qualifizierten Mitarbeitern in den Küchen von

Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wird immer prekärer. Bedingt

durch den demografischen Wandel, sowie generationsbedingtem Wertewandel, ist die

Attraktivität der Tourismusberufe für eine kritische Masse nicht mehr gegeben. Eine

schlechte Presse über die Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Branche und

Überlieferungen von ungesetzlichen Beschäftigungsmethoden, schlechtem Management

und schlichtem Sklaventum tragen ihr Übriges dazu bei.

Warum soll ein Gast zu uns kommen? Gutes Essen und schöne Landschaft gibt es auch

anderswo. Hochwertig ausgestattete Zimmer und riesige Wellnessbereiche sind

international gang und gäbe. Kompetente und freundliche Mitarbeiter ebenso. Und billiger

ist es obendrein.

Der Tourismus der Zukunft wird nur mit Sinn und Werten bestehen. Unser Tourismus muss

in Resonanz gehen mit unserem Lebensraum, unserer Kultur, unseren Werten. Dann

werden diejenigen Gäste kommen, die unsere touristischen Leistungen zu schätzen wissen,

welche unsere Gastfreundschaft genießen können und welche sich ebenso einer

nachhaltigen Bewirtschaftung des eigenen Lebensraumes verschreiben, wie wir das tun.

Dann wird der Tourismus wieder attraktiv für einheimische Mitarbeiter und langfristige

Arbeitsverhältnisse. Dann werden gesamte Regionen wirtschaftlich stärker, mit regionaler

Wertschöpfung und Wertschätzung.

Erfolgreicher Zukunftstourismus besteht aus Beziehungen, aus Mindful Hospitality –

Achtsamer Gastlichkeit. Nicht mehr „höher, schneller, weiter“ sondern „bewusster,

langsamer, sinnerfüllter“. Visionen wie diese gibt es viele, das ist gut so. Es gibt auch viele

Meinungen was getan werden muss und trotz der Veränderungen im Bewusstsein wird es

auch weiterhin diversifizierte Zielgruppen geben.

Es wird weiterhin verschieden Kanäle der Ansprache geben und es wird weiterhin für die

einzelnen Betrieb die passende Zielgruppe geben. Was sich verändern wird, was sich

verändern muss, ist die Beziehung, die unser Tourismus zu den Gästen und den Mitarbeiter

hat. Mindful Hospitality eben.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einführung .......................................................................................................................... 3

1.1. Ausgangslage .............................................................................................................. 3

1.2. Aufgabenstellung ....................................................................................................... 3

1.3. Zielsetzung ................................................................................................................. 4

2. Mindful Leadership ............................................................................................................ 5

2.1. Achtsamkeit ................................................................................................................ 5

2.2. Systemische Führung ................................................................................................. 6

2.3. HP-Management (Human Potential Management) ................................................... 7

2.4. Praxistipp .................................................................................................................... 8

3. Mindful Operation .............................................................................................................. 9

3.1. Betriebswirtschaft ...................................................................................................... 9

3.2. Marketing ................................................................................................................... 9

3.3. Change-Management ............................................................................................... 10

3.4. Praxistipp .................................................................................................................. 12

4. Mindful Culinary ............................................................................................................... 12

4.1. Gastrosophie ............................................................................................................ 12

4.2. Food & Beverage ...................................................................................................... 13

4.3. Gastlichkeit ............................................................................................................... 14

4.4. Praxistipp .................................................................................................................. 14

5. Verbundenheit ................................................................................................................. 15

5.1. Zukunft der Arbeit .................................................................................................... 15

5.2. Zukunft der Führung ................................................................................................ 16

5.3. Zukunft des Tourismus ............................................................................................. 16

6. Mindful Hospitality ........................................................................................................... 17

6.1. Sinn und Werte ........................................................................................................ 17

6.2. Ökosystem Tourismus .............................................................................................. 18

6.3. Von der Zukunft herdenken ..................................................................................... 18

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1. Einführung

1.1. Ausgangslage

Der Mangel an kompetenten, fachlich qualifizierten Mitarbeitern in den Küchen von

Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wird immer prekärer. Bedingt

durch den demografischen Wandel, sowie generationsbedingtem Wertewandel, ist die

Attraktivität der Tourismusberufe für eine kritische Masse nicht mehr gegeben. Eine

schlechte Presse über die Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Branche und

Überlieferungen von ungesetzlichen Beschäftigungsmethoden, schlechtem Management

und schlichtem Sklaventum tragen ihr Übriges dazu bei.

Trotz der glitzernden Scheinwelt von Kochshows und inflationär stattfindenden

kulinarischen Veranstaltungen ist es nicht möglich, kommende Generationen über einen

längeren Zeitraum für einen Beruf zu begeistern, welcher auf den Werten des Feudalismus

beruht (Dienstbotentum) und dessen Lehrpläne zum überwiegenden Teil aus dem frühen

20. Jahrhundert stammen.

Die Tatsache, dass vor allem in den österreichischen Tourismushochburgen eine zukünftige,

qualitativ hochwertige, touristische Dienstleistung nicht mehr möglich sein wird, hat selbst

volkwirtschaftliche Konsequenzen. Wenn den Gästen gegenüber die Leistungsversprechen

nicht mehr eingehalten werden können, werden diese ausbleiben. Der Effekt, der sich auf

Branchen wie die Seilbahnwirtschaft, die Bauwirtschaft und Baunebengewerken auswirken

wird, sollte somit klar sein.

1.2. Aufgabenstellung

Die Aufgabenstellung ist eindeutig. Der heimische Tourismus muss lebensfähig bleiben und

um das zu schaffen, muss er sich weiterentwickeln. Eine Weiterentwicklung kann jedoch

nicht in einer „Mir san Mir“ Talschlussmentalität stattfinden. Dies ist keine Aufgabe, die ein

einzelner Betrieb, eine Destination oder eine Interessenvertretung alleine lösen kann.

Arbeiten im Tourismus – vor allem in der Hotellerie und der Gastronomie – muss wieder

attraktiver werden. Die Attraktivität muss jedoch in erster Linie für einheimische Fachkräfte

gesteigert werden. Dies vor allem vor dem Hintergrund der Erhaltung der

Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen und mitteleuropäischen Destinationen. Denn

die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit steht und fällt nicht mit dem größten

Wellnessangebot oder der besten Suite. Sie steht und fällt mit der Fähigkeit, Gäste mit

sinnstiftenden, ganzheitlichen Angeboten und Werten, getragen von den Mitarbeitern und

Gastgebern zu begeistern.

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1.3. Zielsetzung

Die Zielsetzung eines für alle betroffenen Menschen achtsamen, ganzheitlichen und

nutzbringenden Tourismus, muss das Einbinden, Professionalisieren und Befähigen von

Eigentümern, Führungskräften und Mitarbeitern im Tourismus sein. Eine Entwicklung im

Sinne einer ökologischen, ökonomischen, sozialen und spirituellen Potentialentfaltung aller

beteiligten.1

Was auf den ersten Blick nach einem Mangel an Fachkräften – insbesondere fachlich

qualifizierten Köchen und Kellnern – aussieht, stellt sich bei näherer Betrachtung als

Trugschluss heraus. Formal gesehen stehen in Österreich genügend qualifizierte Fachkräfte

vorhanden, jedoch sind diese aus der Branche abgewandert und haben sich für andere

Berufe entschieden.2 Dies wirft die Frage auf, ob es tatsächlich einen Mangel gibt, oder ob

die Abwanderung aus den F&B-Berufen ein grundlegendes systemisches Problem der

derzeitigen Strukturen im Tourismus darstellt.3

1 vgl. Scharmer und Hildenbrand 2019, S. 21 2 vgl. Titelbach et al. 2015, S. 5 3 vgl. Königswieser und Hillebrand 2017, S. 113 f

Mindful Leadership

Mindful Operations

Mindful Culinary

Abbildung 1: Das HMC-Mindful Hospitality Modell

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2. Mindful Leadership

2.1. Achtsamkeit

Wir leben in einer VUCA-Welt. VUCA steht für volatile, uncertain, complex, ambiguous

(unstet, ungewiss, komplex, mehrdeutig). Um diese ständigen Unsicherheitsfaktoren zu

beherrschen braucht es Methoden, damit fertig zu werden. Ein wesentlicher Faktor, um

mit diesen Unsicherheitsfaktoren umzugehen ist Achtsamkeit. Achtsamkeit erhöht die

Resilienz und erhöht Fokus, Kreativität und Empathie.4

Achtsamkeit beginnt bei sich selbst und endet im achtsamen Zuhören bei den

Mitmenschen. Um Achtsamkeit zu erlernen und trainieren gibt es viele kleine und größere

Werkzeuge und Übungen. Wir sehen in der Thematik Achtsamkeit drei Überbegriffe,

welche größtmögliche Effizienz versprechen:

Die Meditation verbindet und mit unserem höheren Selbst. Nach einer gewissen Praxis

wird man sich und seinen Bedürfnissen, Vorlieben und Veranlagungen bewusst. Es folg

bewusstes Fühlen und Handeln. Dies sind Voraussetzungen für die Stufe der

Selbstführung.

Führen kann nur, wer sich selbst führen kann. Dies hat weder mit tradierter Selbstdisziplin

aus dem frühen 20. Jahrhundert zu tun noch mit dem Verleugnen der eigenen Gefühle und

Bedürfnisse. Vielmehr ist es ein Fokussieren auf das Wahre selbst. Die Pflege der

Selbstführung führt zur Selbstbestimmung und somit zur größten persönliche Freiheit und

der Fokussierung auf die wahren persönlichen Ziele.5 Dies ist jedoch nicht im egoistischen

Sinne einer reinen egozentrischen Selbstverwirklichung zu verstehen, sondern im sozialen

Sinne – erst wenn ich mich selbst verstehe, kann ich mein Gegenüber verstehen.

4 vgl. Narbeshuber et al. 2019, S. 15 f 5 vgl. Bauer 2015, S. 12 f

MeditationSelbst-

führungZuhören

Abbildung 2: Die Ebenen achtsamer Führung

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Führen im besten Sinne bedeutet zuhören zu können. Meinem Gegenüber im Sinne eines

empathischen und schöpferischen Zuhörens einen sicheren Raum zu geben, um sich zu

auszudrücken, um sich zu Entwickeln um etwas neues entstehen zu lassen. 6 Auf diese

Weise kann Achtsamkeit zu einer schöpferischen Entwicklung führen, welche im Stande ist,

das Potential von Menschen und Unternehmen zukunftsweisend zu entfalten.

2.2. Systemische Führung

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Es gibt keine isolierten Handlungen in

einer komplexen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Die systemische Sichtweise blickt

über einfache Reiz-Reaktions-Muster hinaus und hat das System (in diesem Fall

Gesellschaft, Betrieb, Systeme im Unternehmen, z.B. Service, Küche, Etage) ganzheitlich im

Blick und sucht Mittel und Wege um diese zu steuern und weiterzuentwickeln.7

Systemische Führung versteht sich als Teil einer ganzheitlichen Managementmethode und

bedient sich einer organischen Wachstumsmentalität. Die Führung sieht sich nicht mehr als

die allwissende Instanz, die Pfeife, nach der alle zu tanzen haben. Die Führung ist bestrebt

über die Vermittlung von Sinn und Werten die geeigneten Mitarbeiter an Bord zu holen,

mit diesen auf Augenhöhe zu kommunizieren, um die gemeinsam festgesteckten Ziele zu

erreichen. All dies, im Bestreben nach einer gleichzeitigen Weiterentwicklung von

Unternehmen und Mitarbeitern. In der nachstehenden Tabelle 1 ein direkter Vergleich

zwischen systemischen Weltbild und unserem – noch weit verbreitetem –

mechanistischem Weltbild.

6 vgl. Scharmer und Hildenbrand 2019, S. 43 f 7 vgl. Senge 2017, S. 87 ff

Leadership Kommunikation Management

Abbildung 3: Die Ebenen systemischer Führung

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Systemisches Weltbild Mechanistisches Weltbild

Wirklichkeitskonstruktion, viele

„Wahrheiten“, Thesen

Objektivität, nur eine Wahrheit,

unveränderliche Gesetze

Kontextabhängigkeit, Nützlichkeit,

Anschlussfähigkeit

Richtig – falsch, schuldig – unschuldig

Selbststeuerung, Selbstorganisation (Fremd-) Steuerung

Vielfältige Wechselwirkungen,

Feedbackschleifen

Lineare Kausalketten

Sich unterscheiden, verändern Messbarer, fixer Unterschied

Entwickeln, ändern und bewahren,

deblockieren

Linearer Fortschritt, ändern

Integration von Widersprüchen,

Einbeziehung

Formale Logik, Widerspruchsfreiheit,

Ausschluss

Integration von harten und weichen

Faktoren (Emotionen, Intuitionen,

Kommunikationsprozesse)

Harte Fakten, rationale Beziehungen

Rollen: Impulsgeber, Gärtner,

Befähiger, Entwicklungshelfer, Coach

Rollen: Macher, Führende und

Geführte, Manipulation

Methoden: Zuhören, Fragen, Dialog,

Diskussion, Reflexion, Lernen des

Lernens

Methoden: Instruktion, Anordnung,

Befehl, Lernen durch Versuch und

Irrtum Tabelle 1: Systemisches Weltbild vs. mechanistisches Weltbild

2.3. HP-Management (Human Potential Management)

Trotz der systemischen Sichtweise auf Führung und Unternehmensorganisation ist

administrative Organisation nicht ausgeschlossen. Ein systematisches – im Sinne einer

ganzheitlichen Mitarbeiterentwicklung – aufgebautes Human-Potential-Management ist

dabei unumgänglich. Abgesehen von den administrativen Vorgängen, welche der

Gesetzgeber vorgibt, besteht modernes HP-Management aus vielen Einzelteilen. Diese

reichen von Recruiting über strukturierte Interviews, Onboarding-Prozesse bis hin zum

Employier-Branding und dem individuellen Ausschöpfen der persönlichen

Entwicklungspotentiale jedes einzelnen Mitarbeiters.

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In Tabelle 2 veranschauliche wir unser 3-Stufen Modell von ganzheitlichem HP-

Management.

Stufen Inhalte (Auszug)

1. Normatives HPM

− Administratives

− Dokumentation

− Listen

− Stellenbeschreibungen, etc.

2. Strategisches HPM

− Mitarbeiterbedarf

− Mitarbeiterauswahl

− Recruiting

− Onboarding

3. Ganzheitliches HPM

− Kulturwandel

− Mitarbeiterbegleitung

− Mitarbeiterentwicklung

− Excellence in Leadership Tabelle 2: HMC 3-Stufen Modell HPM

2.4. Praxistipp

Was ich an Führung sofort umsetzen kann!

Meditation Tägliche Meditation und Achtsamkeitsübungen

schaffen Klarheit und helfen beim Fokussieren.

Selbstreflexion Kann ich mit dem identifizieren was ich tue? Ist mein Führungsstil einer, unter dem ich selbst arbeiten möchte?

Werte

Was sind meine Werte und die meines

Unternehmens. Werte, welche einem wirklich

wichtig sind, aufschreiben.

Mitarbeiter

Wie ist meine Mitarbeiterdokumentation

aufgestellt? Gibt es Stellenpläne,

Stellenbeschreibungen, Onboarding?

Informieren

Lesen, informieren, lesen, informieren, eine Meinung

bilden. Jetzt ist Zeit über den Tellerrand

hinauszublicken. Tabelle 3: Was kann jetzt für Leadership getan werden?

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3. Mindful Operation

3.1. Betriebswirtschaft

Betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse fallen leider nicht vom Himmel und werden in den

Ausbildungen der klassischen Tourismusberufe auf das Sträflichste vernachlässigt. Mit

Aussagen wie: „Der Koch soll kochen und der Kellner soll die Teller tragen“, ist heute kein

Unternehmen mehr zu führen. Um im ganzheitliche Sinne zu handeln ist es unumgänglich,

dass auf allen Stufen der Mitarbeiterentwicklung dementsprechende Kenntnisse über

betriebswirtschaftliche Zusammenhänge kommuniziert und gelehrt werden. Einer

positiven Unternehmensentwicklung zuliebe. Folgende drei großen Themenfelder sollten

unbedingt zu einer ganzheitlichen Mitarbeiterentwicklung integriert werden.

Die Mitarbeiter müssen verstehen was Planung bedeutet. Strategische Planung genauso

wie operative! Nur wer Konzeption und Planung versteht und mit eingebunden ist kann die

weiteren Schritte proaktiv mitentwickeln und versteht in weiterer Folge auch das benötigte

Zahlenwerk. Es ist jedoch wichtig, wieviel jede Position mit einbezogen wird. Einen

Küchenleiter wird man bereit voll in die strategische Planung mit einbeziehen, einem

Commis wird man anfänglich nur die Konzeption und Planungsschritte in einem

Gruppenformat näherbringen. 8

3.2. Marketing

Spezialisten für (Offline-)Marketing gibt es zuhauf. Was jedoch jedes Unternehmen für sich

erarbeiten und beantworten muss, ist eine auf den eigenen Werten beruhende

Positionierung. Sollte dies von Ihrer Marketingagentur (noch) nicht eingeleitet worden sein,

dann tun sie es jetzt! SOFORT!

8 vgl. Doppler und Lauterburg 2014, S. 123

PlanungKosten-

rechnungFinanz-

rechnung

Abbildung 4: Ebenen für ein betriebswirtschaftliches Grundverständnis

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Ihr Unternehmen wird sich ohne Fahrplan nicht in die gewünschte Richtung bewegen.

Jedoch muss dem Fahrplan erst ein Ziel vorgegeben werden – und diese Ziel ist die

Positionierung. Was ist Ihr Existenzgrund? Warum sollen Gäste zu Ihnen kommen? Warum

sollen Mitarbeiter bei Ihnen Arbeiten? Diese Fragen müssen beantwortet sein, bevor

überhaupt erst mit einer Planung begonnen werden kann.

Beziehen Sie Ihre (Stamm-) Mitarbeiter in Ihre Neupositionierung mit ein!

Jetzt ist auch die Zeit und der Zeitpunkt, um den Webauftritt und das Digitalmarketing zu

überprüfen und zu optimieren. Können Sie sich Kostenfresser wie diverse

Buchungsplattformen noch leisten?

Arbeiten Sie an Ihrem Social Media Auftritt. Lassen sie sich und ihre Mitarbeiter schulen,

um schnell und flexibel in den sozialen Medien agieren zu können. Überprüfen sie Ihre

Website auf eine reibungslose Funktionsweise und schnelle Ladetätigkeit, um im Google-

Ranking vorne mit dabei zu sein. Überprüfen Sie ihre Maßnahmen zu

Suchmaschinenoptimierung.

3.3. Change-Management

70% der Menschen wollen keine Veränderung. Diese Menschen werden sich schwer, kaum

oder gar nicht auf neue Situationen einstellen wollen oder aktiv am

Veränderungsmanagement mitarbeiten wollen. In einer Zeit in der Agilität, Schnelligkeit,

Kreativität, Innovation und Anpassungsfähigkeit mehr denn je gefragt sind, ist es jedoch

unumgänglich auch diese Mitarbeiter an Bord zu haben.

Top-Leadership-Skills und eine ausgereifte Positionierung mit der dazugehörigen Planung

sind hierbei eine Grundvoraussetzung. Sie müssen es schaffen, ihre Mitarbeiter von der

Notwendigkeit der Veränderung zu überzeugen. Das können sie jedoch nur, wenn sie selbst

einen ausgereiften Plan haben. 9

9 vgl. Doppler und Lauterburg 2014, S. 67 ff

Positionierung WebauftrittDigital

Marketing

Abbildung 5: Die Mindestanforderungen von Marketing

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Um einen nachhaltigen Erfolg zu sichern, ist es wichtig, dass sich die beteiligten Personen

nicht ausschließlich auf das Abarbeiten der Aufgaben im Sinne der Zielerfüllung

konzentrieren, sondern dass diese den Veränderungsprozess als eine persönliche

Möglichkeit zum Erlernen neuer Fähigkeiten und das Erkennen größerer Zusammenhänge

sehen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen im Sinne einer ganzheitlichen Veränderung alte

Gewohnheiten ablegen und neue Verhaltensweisen integrieren, sowie in der Chance des

Entlernens nicht mehr benötigter Eigenschaften eine Weiterentwicklung ihrer

Persönlichkeit erkennen.10

Daher ist es wichtig sich folgenden Aufgaben, wie in Abbildung 6 ersichtlich zu stellen. Das

planvolle umsetzen von Veränderungsprozessen mit Hilfe einen kompetenten

Projektmanagements, welches auch auf die heutigen Herausforderungen von agilem

Projektmanagement und Service Design Thinking Rücksicht nimmt. Ein Implementieren der

neuen Regeln im Sinne einfacher Grundsätze (Governance). Das wichtigste Zum Schluss:

Einführen eines Design for Change – das heißt Führungs- und Planungsgrundsätze schaffen,

damit sich die Mitarbeiter in periodischen Abständen eigenständig mit der

Weiterentwicklung des Unternehmens beschäftigen.

Grundsätze im Change-Management:11

− Machen Sie Betroffene zu Beteiligten

− Erzeugen Sie ein Gefühl der Dringlichkeit

− Zuerst planen, dann umsetzen

− Achten Sie auf die Geschwindigkeit – keine zu schnellen Veränderungen

− Schnelle Erfolge erziehen – Planen Sie Quick Wins

− Verfestigen Sie Erfolge im Unternehmen Tabelle 4: Grundsätze im Change-Management

10 vgl. Collins 2011, S. 229 ff 11 vgl. Kotter 2015, S. 18

Projekt-management

GovernanceDesign for

Change

Abbildung 6: Die Ebenen von Change-Management

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3.4. Praxistipp

Was ich planerisch sofort umsetzen kann!

Strategie Die strategische Positionierung des Unternehmens

überprüfen. Habe ich einen Plan A, B, C?

Kostenrechnung Habe ich sämtliche Angebote kalkuliert. Ist meine Speisekarte kalkuliert. Mit was verdiene ich Geld?

Webauftritt Ist meine Webseite auf dem neuesten Stand? Sind

die Ladezeiten gut. Wo bin ich im Google-Ranking?

Digitalmarketing Wie ist mein Auftritt in den sozialen Medien? Wie

kann ich Kosten bei Online-Plattformen sparen?

Veränderungen Was möchte ich in meine Betrieb verändern. Wie

kann ich die Veränderungen durchführen? Tabelle 5: Was muss jetzt geplant werden?

4. Mindful Culinary

4.1. Gastrosophie

„Gastrosophie verstehen wir als Zusammenwirken und fundiertes Nach- und Zusammen-

Denken aller natur- wie geisteswissenschaftlichen Fächer und Disziplinen, die sich auf

Ernährung beziehen und damit beschäftigen.“12

Die höchste erreichbare Ausbildungsstufe in Österreich und vergleichbaren Ländern in den

zwei praktischen Kernberufen des Tourismus (Koch und Kellner) sind der Küchenmeister

und der Serviermeister. Dies sind jedoch historische bedingt leider Titel ohne Mittel. Es

findet keinerlei Wertschätzung für diese Ausbildung statt, weder gesellschaftlich noch

beruflich noch monetär. Es stellt sich jedoch die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es nach

Abschluss der höchsten praktische Ausbildung? Hier kommt die Gastrosophie ins Spiel und

mit ihr die Möglichkeit über touristische und kulinarische Angebote und Leistungen auf

einer höheren gesellschaftlichen Ebenen nachzudenken. Dies umfasst kulinarische

Positionierungsarbeite ebenso wie die Ethik von Landwirtschaft, Produktion und Ernährung

und deren nachhaltige oder schädliche Effekte auf unseren Lebensraum.

12 Zentrum für Gastrosophie - Universität Salzburg 2020

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Diese Fragestellungen betreffen die Zukunft unseres Lebensraumes und deren

Beantwortung im Sinne einer nachhaltigen Lebensraumgestaltung wird für zukünftige

touristische Angebote überlebenswichtig werden.

4.2. Food & Beverage

Die Verdichtung von Food & Beverage Wissen abseits vom Tagesgeschäft ist in der

Zukunftsplanung des Tourismus unumgänglich. Hier werden Themen wie nachhaltige,

heimische Landwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, hochwertige Verarbeitung und Produktion

bis hin zur Logistik immer wichtiger. Die Themen werden eine große Rolle bei der

Gestaltung unseres zukünftigen Lebensraumes spielen und müssen auf einer strategische

Ebene gedacht werden.

Die Aus- und Weiterbildung von Tourismusmitarbeitern – besonders ab einem Alter, in dem

das Interesse für operative Schwerarbeit nicht mehr gegeben ist – muss in diesen Feldern

vorangetrieben werden, um Tourismus zukunftssicher zu machen und eine Vorreiterrolle

im internationalen Wettbewerb einzunehmen.

Kulinarische Positionierung

Ethik Nachhaltigkeit

Abbildung 7: Die Ebenen moderner Gastrosophie

Kreislauf-wirtschaft

Verarbeitung Logistik

Abbildung 8: Weiterführende Ebenen des F&B

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4.3. Gastlichkeit

Was ist Gastlichkeit? Ist Gastlichkeit „nur“ gelebte Gastfreundschaft, oder steckt mehr

dahinter? Wie kann Gastlichkeit ausgebaut werden, wie verdichtet werden. Wie kann

Gastlichkeit – vor allem in Tourismusgebieten auch außerhalb von Hotels angewandt

werden?

Hier gibt es noch ein breites Spektrum am Möglichkeiten Gastlichkeit in Tourismusgebieten

zu leben. Das freundliche Service am Gast ist meist auf den jeweiligen Mitarbeiter

beschränkt. Hier gibt es jedoch Möglichkeiten von Trainings- und Weiterbildungen mit

sozilogischen Erkenntnissen. Für eine Verbesserung der Qualität und zu guter Letzt auch

für eine Erhöhung der Verkäufe pro Gast.

4.4. Praxistipp

Was ich operativ sofort umsetzen kann!

Angebotsplanung Passt meine Speisekarte zur Positionierung? Kann

mein Angebot verkleinert und fokussiert werden?

Einkauf Ist mein Einkauf strukturiert, sind die Preise verhandelt? Was kann ich regional einkaufen?

Prozesse Sind die Küchen- und Serviceprozesse am neuesten

Stand. Wie der Check In, Sales, Upselling?

Servicekultur Fühlen sich die Gäste in meinem Haus herzlich

betreut? Wie ist die Gastlichkeit meiner Mitarbeiter?

Verkauf

Welche Leistungen sind in meinem Haus noch

versteckt? Was kann als Zusatzverkauf angeboten

werden? Tabelle 6: Was muss jetzt operativ umgesetzt werden?

SoziologieService am Gast

Sales

Abbildung 9: Weiterführende Ebenen der Gastlichkeit

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5. Verbundenheit

5.1. Zukunft der Arbeit

Nicht der Mensch ist an die Arbeit anzupassen – sondern die Arbeit an den Menschen.

Wirklich „systemrelevant“ sind die Mitarbeiter und ihre Gesundheit. Arbeitsbedingungen

wie sie heute im Tourismus herrschen, widersprechen in den allermeisten Fällen dem

Grundsatz, dass die Arbeit für den Menschen da ist und nicht der Mensch für die Arbeit. 13

Die zukünftige Arbeit im Tourismus wird sich nicht nur nach dem Gast und dem

Unternehmen, sondern vor allem auch nach den Mitarbeitern richten müssen. Dass dies

eine Herkulesaufgabe ist, wird hier nicht bestritten. Es muss jedoch deutlich zum Ausdruck

gebracht werden, dass dieses Thema besser heute als morgen und besser mit vollen

Ressourceneinsatz angepackt wird. Der Tourismus als zweitgrößter Wirtschaftsfaktor

Österreichs und die darin beschäftigten Mitarbeiter haben sich eine Zukunftsperspektive

verdient. Besonders im Hinblick auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer ganzen

Nation.

Beginnen kann man damit, die Mitarbeiter in die touristischen und unternehmerischen

Prozesse einzubinden, ihnen eine Meinung und eine Stimme zuzugestehen. Dies muss

jedoch einhergehen mit Bildungsmaßnahmen, damit Mitarbeiter, die von der Materie

13 vgl. Bauer 2013, S. 13 f

Arbeit

Toursimus

Verbund-enheit

Führung

Abbildung 10: Systemische Verbundenheit

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bisher wenig oder gar nichts verstanden haben auf dem Weg mitgenommen werden

können.

5.2. Zukunft der Führung

Der Tourismus benötig Leader und keine Vorgesetzten. Leadership ist mehr als das

Verteilen von Befehlen und das kontrollieren der Ergebnisse. Nur wer es versteht

Menschen um sich zu vereinen, welche achtsam und bewusst mit ihrem Mitmenschen

umgehen, wird zukünftig Erfolg haben. Das mechanistische Weltbild ist ein Ideal von

vorgestern, welches nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Schaffen sie ein sicheres Klima des

Miteinander, in welchem es möglich ist individuelle Potentiale zu entfalten.

Definieren sie ihre Werte und den Sinn ihres Tuns als Unternehmen und Touristiker. Nur so

werden sie es schaffen Führungspersönlichkeiten für sich zu gewinnen und Mitarbeiter zu

Mitbeteiligten zu machen. Doch Vorsicht, sie machen dies nicht zum Selbstzweck. Es geht

nicht um eine neue Masche, die besten Leistungen aus dem Führungskräften und den

Mitarbeiter ohne gleichwertige Gegenleistungen herauszuquetschen. Wer dies versucht

wird kläglich scheitern.

5.3. Zukunft des Tourismus

Warum soll ein Gast zu uns kommen? Gutes Essen und schöne Landschaft gibt es auch

anderswo. Hochwertig ausgestattete Zimmer und riesige Wellnessbereiche sind

International gang und gäbe. Kompetente und freundliche Mitarbeiter ebenso. Und billiger

ist es obendrein.

Der Tourismus der Zukunft wird mit Sinn und Werten bestehen. Unser Tourismus muss in

Resonanz gehen mit unserem Lebensraum, unserer Kultur, unseren Werten. Dann werden

diejenigen Gäste kommen, die unsere touristischen Leistungen zu schätzen wissen, welche

unsere Gastfreundschaft genießen können und welche sich ebenso einer nachhaltigen

Bewirtschaftung des eigenen Lebensraumes verschreiben, wie wir das tun. Dann wird der

Tourismus wieder attraktiv für einheimische Mitarbeiter und langfristige

Arbeitsverhältnisse. Dann werden gesamte Regionen wirtschaftlich stärker, mit regionaler

Wertschöpfung und Wertschätzung. 14

14 vgl. Harry Gaterer und Andreas Kratschmar 2019, S. 33 ff

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6. Mindful Hospitality

6.1. Sinn und Werte

Wie bereits Viktor Frankl in der Zwischenkriegszeit erkannt hat, sind Menschen nur durch

Sinn in ihrem Tun wirklich zu bewegen. Moderne Managementtheorien greifen diese

Position mittlerweile mehr und mehr auf. Es ist aktuell nicht mehr zu leugnen, dass sich

Mitarbeiter und Führungskräfte nicht durch extrinsische Motivation führen lassen. 15

Die Motivation für das eigene Schaffen, für die Arbeit, für einen Dienst an der

Gemeinschaft, kommt nur aus dem Inneren. Diese Erkenntnis mag nicht neu sein und banal

wirken. Jedoch hat sie im Verständnis der Mitarbeiterführung eine substanzielle

Aussagekraft. Wie bereits im Kapitel Mindful Leadership geht es um das achtsame Zuhören

und somit um das Verständnis wie mein Mitarbeiter – oder ein neuer Bewerber für eine

Stelle – überhaupt tickt. Welche Werte und welche Sinn begleiten sie durch ihr Leben. Dies

gilt es mit den Unternehmenszielen zu vergleich und sich die Mitarbeiter und

Führungskräfte zu suchen, die am besten zu mir passen und einen Teil des Weges mit dem

Unternehmen gehen wollen.

15 vgl. Fintz 2014, S. 62

Mindful Hospitality

Sinn & Werte

Ökosystem Tourismus

Zukunft denken

Abbildung 11: Ebenen von Mindful Hospitality

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18

Merksatz: "Zuerst das WER, dann das WAS!"16

6.2. Ökosystem Tourismus

Hier sei einleitend ein Auszug aus Trend-Guide Mensch zitiert: „Schnell, sauber, satt. Die

Massenabfertigung von Gästen war gerade im alpinen Bereich lange ein unhinterfragtes

Erfolgsrezept. Im Reisegruppen-Tourismus mit spezifischen Zielgruppen aus dem Ausland

(z.B. China) ist es nach wie vor lebendig. Was zählt, sind die absolvierten Quantitäten an

Gästen: Alles muss schnell gehen, sauber ablaufen und satt machen – die Gastgeber ebenso

wie die Gäste. Das Problem: Immer weniger Gäste wollen schnell sauber satt sein. Sie

suchen nach Erlebnissen, Emotionen und Erfahrungen. Mit Anbietern, die sie abfertigen,

sind sie fertig.“17

Erfolgreicher Zukunftstourismus besteht aus Beziehungen, aus Mindful Hospitality –

Achtsamer Gastlichkeit. Nicht mehr „höher, schneller, weiter“ sondern „bewusster,

langsamer, sinnerfüllter“. Visionen wie dies erreicht werden kann gibt es viele, das ist gut

so. Es gibt auch viele Meinungen was getan werden muss und trotz der Veränderungen im

Bewusstsein wird es auch weiterhin diversifizierte Zielgruppen geben. Es wird weiterhin

verschieden Kanäle der Ansprache geben und es wird weiterhin für die einzelnen Betrieb

die passende Zielgruppe geben. Was sich verändern wird, was sich verändern muss, ist die

Beziehung, die unser Tourismus zu den Gästen und den Mitarbeiter hat. Mindful Hospitality

eben.

6.3. Von der Zukunft herdenken

Was sehen wir, wenn wir einen Schritt zurücktreten?

Der Status Quo besteht aus einem überhitztem Wirtschaftssystem mit Unternehmern und

Mitarbeitern im Hamsterrad der sogenannten Karriereleiter. Sich selbst und ihr Umfeld

ausbrennend auf der Suche nach dem guten Leben, ohne sich der Frage zu stellen was den

ein gutes Leben überhaupt ist.

Wenn wir zurücktreten stellen sich die grundlegender Fragen unserer Lebensgrundlage.

Wie können wir unser Ökosystem wiederherstellen? Wie können wir unsere

monokulturelle Landwirtschaft in eine zyklische, regionale Landwirtschaft umwandeln?

16 Collins 2011, S. 224 17 Harry Gaterer und Andreas Kratschmar 2019, S. 21

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19

Was muss eine Schule der Zukunft leisten? Wird es nicht endlich Zeit Ressourcen, anstatt

Arbeit zu besteuern? Was bedeutet eine neue Kooperationskultur für den Tourismus, was

für den „heiligen“ Konsum? Was passiert, wenn ich meine Mitarbeiter zu sehr integriere,

habe ich dann in meinem Betrieb nicht mehr das Sagen? 18

Diese Fragen könnten seitenweise so weitergeführt werden. Und Nein, es gibt kein

Patenrezept dafür. Man kann nur anfangen sich diesen Fragen zu stellen. Diese Fragen

gemeinschaftlich zu erarbeiten, Rückschläge hinzunehmen und auf der Basis von Sinn und

Werten Lösungen im Sinne des Gemeinwohls zu finden. Mindful Hospitality.

Herausgeber neuSTARK.at

Gemeinsam Zukunft schaffen

Siedlungsstraße 10

6425 Haiming

www.neustark.at

[email protected]

Autor & Konzeption KM Dietmar E. Fröhlich, MSc

Grafische Entwicklung Ramona Auderer

©neuSTARK.at, April 2020

Alle Rechte vorbehalten.

18 vgl. Scharmer und Hildenbrand 2019, 149 ff

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20

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Das HMC-Mindful Hospitality Modell.................................................................... 4

Abbildung 2: Die Ebenen achtsamer Führung ............................................................................ 5

Abbildung 3: Die Ebenen systemischer Führung ........................................................................ 6

Abbildung 4: Ebenen für ein betriebswirtschaftliches Grundverständnis .................................. 9

Abbildung 5: Die Mindestanforderungen von Marketing ........................................................ 10

Abbildung 6: Die Ebenen von Change-Management ............................................................... 11

Abbildung 7: Die Ebenen moderner Gastrosophie ................................................................... 13

Abbildung 8: Weiterführende Ebenen des F&B ....................................................................... 13

Abbildung 9: Weiterführende Ebenen der Gastlichkeit ........................................................... 14

Abbildung 10: Systemische Verbundenheit ............................................................................. 15

Abbildung 11: Ebenen von Mindful Hospitality ........................................................................ 17

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Systemisches Weltbild vs. mechanistisches Weltbild ................................................ 7

Tabelle 2: HMC 3-Stufen Modell HPM ....................................................................................... 8

Tabelle 3: Was kann jetzt für Leadership getan werden? .......................................................... 8

Tabelle 4: Grundsätze im Change-Management ...................................................................... 11

Tabelle 5: Was muss jetzt geplant werden? ............................................................................. 12

Tabelle 6: Was muss jetzt operativ umgesetzt werden? .......................................................... 14

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dauerhaften Unternehmenserfolg. Frankfurt am Main: Campus-Verl.

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Senge, Peter M. (2017): Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation.

Unter Mitarbeit von Maren Klostermann und Hans Freundl. 11., völlig überarbeitete und

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Poeschel Verlag. Online verfügbar unter https://www.schaeffer-poeschel.de/shop.

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Gerhard Ammerer. Zentrum für Gastrosophie - Universität Salzburg. Salzburg. Online

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