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1 STRATEGIEN FÜR DIE DIGITALE TRANSFORMATION DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE WHITE PAPER | MAI 2017

WHITE PAPER | MAI 2017 STRATEGIEN FÜR DIE DIGITALE ... · ruptionsfähigkeit für überschätzt hält, sind die wertvollsten Unternehmen der Welt nicht umsonst inzwischen Tech-Unternehmen

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STRATEGIEN FÜR DIE DIGITALE TRANSFORMATION DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE

WHITE PAPER | MAI 2017

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DIE HERAUSFORDERUNGEN DER DIGITALISIERUNG, DIE NOCH VOR UNS LIEGT, SIND GRÖSSER ALS DIE, DIE WIR BEREITS BEWÄLTIGT HABEN. DESHALB KANN MAN DIE DIGITALE TRANSFORMATION NICHT DELEGIEREN – SIE IST CHEFSACHE, MEHR DENN JE.“

Rainer Wiedmann

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EDITORIAL Transformation – die zweite. Die Entwicklung von Personal Computer und Internet verändern

Unternehmensprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette bereits seit vielen Jahren.

Alle Unternehmen haben diesen Transformationsprozess mehr oder weniger tiefgreifend mitge-

macht. Die Vernetzung von Dingen inklusive unserer gesamten Umwelt bringt eine neue Welle an

Veränderungsdruck und viele Opportunitäten. Die Transformation kann mitunter gewaltig sein. So

entwickelte sich der Landmaschinenhersteller John Deere innerhalb weniger Jahre zu einem der

führenden Anbieter von landwirtschaftlichen Lösungen mit einem großen Fokus auf dem Soft-

ware- und Servicegeschäft. Hatten der PC und das Internet vor allem Einfluss auf die Frage wie

Geschäftsprozesse erledigt (vermarktet, produziert,..) werden, so hat das Internet der Dinge nun

insbesondere Einfluss auf die Frage, was ein Unternehmen anbietet. Neue Produktwelten, Servi-

ceangebote und Softwarepakete sind möglich und nötig. Hersteller werden zu Dienstleistern und

IT-Häusern.

Digitale Hausaufgaben machen. Oftmals wird unterschätzt, dass die digitale Transformation in ei-

ner gewissen chronologischen Reihenfolge geschehen sollte. Unternehmen, die keine eCommerce

Erfahrung haben, werden es schwer haben, ein vernetztes Produkt inklusive Endkundenkontakt

und Ordermöglichkeiten anzubieten. IoT Mehrwertdienste lassen sich einfacher auf existierenden

und funktionierenden Kundenservicestrukturen aufbauen. Und potente Big Data Analysekapazi-

täten sind gestützt auf eine intensive CRM Erfahrung besser zu implementieren. Fehlt digitales

Know-how in einigen Bereichen komplett, sollten Akquisitionen oder sinnvolle Partnerschaften in

Erwägung gezogen werden.

Digitaler Unterbau entscheidend. Den meisten Unternehmen wird es nicht möglich sein, die

anstehenden Transformationsaufgaben ohne den Aufbau neuer Ressourcen mit entsprechendem

Know-how zu absolvieren. Die Unterschiede zum herkömmlichen Geschäftsmodell sind zum Teil

so groß, dass die alte Belegschaft allein die Einführung der Innovationen nicht abwickeln kann.

So können Automobildesigner und –ingenieure weiterhin die neue Fahrzeugflotte entwickeln, für

die intelligenten Systeme des Connected Car wird jedoch neues, externes Know-how benötigt.

Die Organisation des Unternehmens tut sich oft schwer, die „alte“ Herstellerwelt mit den neuen

digitalisierten Angeboten und den dazugehörigen Ressourcen zu vereinen. Hier müssen Strategien

entwickelt werden, um die verschiedenen Welten innerhalb der Organisation zu harmonisieren und

näher aneinander zu bringen.

Überblick in der Komplexität bewahren. Die Aufgaben der digitalen Transformation sind gewaltig.

Aus dem klassischen Vertrieb wird ein Multi-Channel Geschäft. Aus der Produktpalette werden An-

wendungen und Lösungen. Der unbekannte Kunde, der mit Mediakampagnen gelockt wurde, lässt

sich plötzlich bis ins kleinste Detail in seiner Produktnutzung tracken und analysieren. Die Schnitt-

stellen zwischen Unternehmenseinheiten wie z.B. Produktentwicklung und After Sales, Marketing

und Vertrieb, IT und Kundenservice und zwischen mehreren Kommunikations- und Vertriebskanä-

len multiplizieren sich und erfordern ein übergreifendes Management.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihr

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INHALT

EINFÜHRUNG – Status der digitalen Transformation

1 5 Thesen zum Stand der Digitalisierung in Deutschland � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 6

2 Die innovativsten Märkte der Welt � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 8

3 Das Internet der Dinge überholt Mobile� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �10

THEMEN – Neue Wege innerhalb der digitalen Transformation

4 „Job-to-be-done“ als Basis erfolgreicher Innovation � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �12

5 Neue IoT Geschäftsmodelle: Hardware-as-a-Service � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �14

6 Enabling Technologies: Cloud Dienste� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �16

7 3D Druck: wirklich die nächste industrielle Revolution? � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �18

8 Neue Lieferwege bei Amazon & Co � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �22

9 Wie die Süddeutsche Zeitung mit Virtual Reality neue Zielgruppen erreichen will � � � � � � � � � � � � � � � � � � �24

10 Zukunftsmarkt Serviceroboter� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �26

ORGANISATION – Unternehmen und Mitarbeiter im Transformationsprozess

11 Optionen für die Harmonisierung von Tradition und Innovation � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �28

12 Die digitale Transformation verändert die Anforderungen an das Personal � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �30

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CASE BEISPIELE VON:

HANDLUNGSEMPFEHLUNG – Roadmap digitale Transformation

Product development

eLogisticseProcurement

Industry 4�0

3D Print

Organization

People & Know-how

Digital Marketing

IoT Sales

(Self-Service)eShop via Product

Digital Sales

Digital FactoryDigital Customer

Service

IoT Applications and Services

Digital ProductDevelopmentD

igit

al

valu

e ch

ain

IoT

valu

e ch

ain

Gen

eral

IoT Products

IoT Business Model

Sourcing Marketing and SalesProduction Service

Channels

Web

Connected Self

Mobile

Connected Home

Social

Connected Car

Logistics

4

2

6

7

8

9

10

11

12

3

5

= Nummerierung und Reihenfolge InhaltsverzeichnisX

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FÜNF THESEN ZUM STAND DER DIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND

1. DIGITALISIERUNG ERST AM ANFANG.

2. SOFTWARE-SERVICES DIFFERENZIEREN HARDWARE-PRODUKTE.

3. PROTOTYPING STATT MARKTFORSCHUNG.

4. ZERO TO ONE.

5. CHEFSACHE STATT CHIEF DIGITAL OFFICER.

01

6

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Digitalisierung erst am Anfang.

Bisher hat das Internet für uns Konsumenten

nur die Dienstleistungs-Industrien verändert:

verändert, wie wir kommunizieren, buchen,

bestellen, uns verlieben – gefühlt 10% unserer

Ausgaben. Wohnung, Kleidung, Medizin, Auto

blieben in großen Teilen so, wie sie schon

immer waren. Mit SmartHome, Wearables,

eHealth, ConnectedCAR ändert sich das gerade

rasant – und nicht umsonst sind diese Begriffe

amerikanisch und die Leitmesse die CES.

Und die wertvollsten Unternehmen nicht mehr

Exxon & Shell, sondern Apple, Google, Microsoft

– weil Daten das Öl unserer Zeit sind.

Software-Services differenzieren Hard-

ware-Produkte.

Produkte werden „connected“ – und damit

völlig neue Services möglich: fremde Autos

mieten, eigene Heizung steuern, Gesundheits-

probleme der Großeltern erkennen. Es ergeben

sich neue Geschäftsfelder an der Schnittstelle

zwischen physischem Produkt und digitalem

Service – gewinnen wird der Kunde und mit

ihm der, der ihn am besten versteht.

Prototyping statt Marktforschung.

Software wird agil entwickelt und permanent

nachgebessert – diese Geschwindigkeit müs-

sen die klassischen Produzenten erst erlernen:

Mit Prototyping können neue Produkt-Ser-

vice-Angebote schnell realisiert, mit Anwen-

dern verprobt und in Null-Serien getestet

werden – noch bevor sie die strengen Quali-

tätsnormen bestehen müssen.

Zero to One.

Die Kunst besteht dabei darin, wirklich neues

Nützliches zu erfinden – dessen Skalierung ist

weniger das Problem. Deshalb gilt es, Innovati-

onen zu fördern. Extern wie intern. Make wie

Buy. Gerade darin sind übrigens Apple, Google,

Micosoft gut: in der Akquisition und vor allem

Integration von zugekauften Innovationen

(YouTube, Google Maps, Android, Nest, …). Aber

auch zum Beispiel Axel Springer.

Chefsache statt Chief Digital Officer.

Die Herausforderungen der Digitalisierung, die

noch vor uns liegt, sind grösser als die, die wir

bereits bewältigt haben. Vor allem für die

deutschen Hardware-Hersteller – ihre Soft-

ware-Wettbewerber sind kapitalstark und oft

näher an den Innovations-Hubs dieser Welt:

SiliconValley, TelAviv, Bangalore, Hangzhou &

Shenzen. Deshalb kann man die Digitalisierung

nicht delegieren – sie ist Chefsache, mehr denn

je.

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DIE INNOVATIVSTEN MÄRKTE DER WELT

02

8

Südkorea, Schweden und Deutschland – das

sind laut Bloomberg 2017 Innovation Index

die drei innovativsten Länder der Erde. Die

USA liegt auf Platz 9, China relativ weit

abgeschlagen auf Rang 21. Das sind gute

Nachrichten für Deutschland, allerdings wird

das Ranking dem Einfluss der Digitalwirt-

schaft auf die Innovationskraft eines Landes

nur bedingt gerecht.

Skandinavien und Mitteleuropa stark – Russ-

land verliert Innovationskraft

Jedes Jahr veröffentlicht Bloomberg den

Innovations-Index, der über die Bewertung

mehrerer Kategorien die innovative Kraft eines

Landes bemisst� Daraus resultiert eine Rang-

liste, in der die Top 50 Nationen vertreten sind�

Die skandinavischen Länder finden sich alle-

samt auf Spitzenplätzen wieder, ebenso DACH,

Frankreich und Benelux� Neben Mitteleuropa

und Skandinavien haben es Südkorea (1),

Singapur (6), Japan (7) sowie die USA (9) und

Israel (10) in die Top 15 geschafft� Die meisten

Länder haben eine mehr oder weniger stabile

Position zum Vorjahr, einziger großer Verlierer

ist Russland, das 14 Ränge verliert und auf

den 26� Platz abrutscht� Vor allem die industri-

elle Wertschöpfung und Produktivität leiden

stark unter den internationalen Sanktionen

und dem andauernd niedrigen Ölpreis�

Die Gesamtergebnisse des Rankings erschei-

nen auf den ersten Blick plausibel, allerdings

verwundern einige Einzelergebnisse� So

schneidet beispielsweise die USA in Punkto

Hochschulbildung sehr mäßig ab (Rang 34),

Russland (Rang 3) oder die Ukraine (Rang 4)

sind deutlich besser bewertet� Der Anteil

Hochschulabsolventen in der Bevölkerung

mag in diesen Länder tatsächlich höher sein,

doch wird vollkommen außer Acht gelassen,

dass mehr als ein Drittel der Top 100 Universi-

täten in den USA zu finden sind, wohingegen

weltweit keine einzige russische oder ukraini-

sche Hochschule vertreten ist� Hier wird

demnach nur die Quantität, jedoch nicht die

Qualität der Hochschulabsolventen bewertet�

Etwas irritiert z�B� ebenso, dass Frankreich

(Rang 2) oder die Niederlande (Rang 5) in der

Rubrik „High-Tech Density“ ebenso gut bewer-

tet werden wie z�B� Japan (Rang 8) oder Süd-

korea (Rang 4)� Innerhalb der Global Fortune

500 Liste findet man jedoch kein einziges

französisches oder niederländisches Unter-

nehmen, setzt man den Filter auf „Technology„�

Es wird wieder ein rein quantitatives Verhält-

nis aufgestellt zwischen der Gesamtanzahl

Unternehmen und dem Anteil an High-Tech

Unternehmen, die relative Bedeutung bleibt

jedoch unberücksichtigt�

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Einfluss der Digitalwirtschaft

unterrepräsentiert

Die Bewertungskategorien des Bloomberg

Index lassen sich grob unter folgenden Begrif-

fen zusammenfassen:

1) Qualität von Forschung und Lehre (4 Kategorien)

2) Wirtschaftskraft und Produktivität (2 Kategorien)

3) High-Tech Dichte (1 Kategorie) – unter diesem Punkt

sind die Branchen Luftfahrt und Verteidigung, Biotech,

Software/Hardware/Halbleiter/Internet und erneuerbare

Energien subsummiert

Sicherlich sind Bildungsniveau und Wirt-

schaftspower wichtige Kriterien für innovati-

onsgetriebene Märkte, jedoch wird nach Mei-

nung von iq! einer der wichtigsten Treiber für

Innovation die Digitalisierung sein, im Consu-

mer Bereich nimmt sie mit der zunehmenden

Vernetzung der Produktwelt gerade richtig an

Fahrt auf.

Auch wenn einige Experten, wie z.B. Zukunfts-

forscher Matthias Horx (in einem Beitrag auf

w&v Online) die Digitalisierung und ihre Dis-

ruptionsfähigkeit für überschätzt hält, sind die

wertvollsten Unternehmen der Welt nicht

umsonst inzwischen Tech-Unternehmen wie

Apple, Alphabet oder Amazon die z.T. gewaltige

Veränderungen in einigen Märkten (z.B. Musik,

Telekommunikation, Handel) ausgelöst haben.

Bewertet man die Digital Economy als separaten

Faktor, wie dies z.B. das World Economic Forum

getan hat, so zeichnet sich ein anderes Bild als

in der Bloomberg Analyse ab. Zwar sind viele

Länder mit Spitzenplätzen im Bloomberg

Ranking und in der WEF Bewertung vertreten,

allerdings fallen beispielswei-

se Deutschland oder Südko-

rea bei letzterem aus den Top

10 Plätzen hinaus.

Fazit

Deutschland besitzt eine

starke Wirtschaft, ein solides

Bildungsniveau und investiert

generell in einem zufrieden-

stellenden Ausmaß in Zu-

kunftsmärkte. Jedoch besteht

gerade beim Punkt Digital Economy noch Nach-

holbedarf. Andere Länder sind schon weitaus

besser auf die Herausforderungen und Chancen

einer immer digitaler werdenden Produkt- und

Lebenswelt eingestellt. Hier sollte der deutsche

Markt nicht den Anschluss verpassen und in

Zukunftstechnologien und -märkte investieren,

die hochgradig innovationsgetrieben sind, wie

z.B. Connected Car / eMobility, vernetzte He-

alth-Anwendungen, etc.

Top 30 des Bloomberg

2017 Innovation Index

2017 rank

2016 rank

YoY Change

Economy Total Score

1 1 0 S. Korea 89.00

2 3 +1 Sweden 83.98

3 2 -1 Germany 83.92

4 5 +1 Switzerland 83.64

5 7 +2 Finland 83.26

6 6 0 Singapore 83.22

7 4 -3 Japan 82.64

8 9 +1 Denmark 81.93

9 8 -1 U.S. 81.44

10 11 +1 Israel 81.23

11 10 -1 France 80.99

12 13 +1 Austria 80.46

13 16 +3 Belgium 77.18

14 14 0 Norway 76.89

15 18 +3 Netherlands 75.52

2017 rank

2016 rank

YoY Change

Economy Total Score

16 15 -1 Ireland 74.94

17 17 0 U.K. 74.52

18 20 +2 Australia 73.33

19 22 +3 New Zealand 71.63

20 19 -1 Canada 71.58

21 21 0 China 68.89

22 23 +1 Poland 67.47

23 25 +2 Malaysia 66.98

24 26 +2 Italy 65.57

25 28 +3 Iceland 65.27

26 12 -14 Russia 65.24

27 30 +3 Hungary 63.15

28 31 +3 Czech Rep. 62.72

29 27 -2 Spain 62.51

30 33 +3 Greece 61.80

Top 10 countries harnessing information technology

Global rank

Singapore 1

Finland 2

Sweden 3

Norway 4

United States 5

Netherlands 6

Switzerland 7

United Kingdom 8

Luxembourg 9

Japan 10

Quelle: Bewertung Digital Economy, World Economic Forum

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DAS INTERNET DER DINGE ÜBERHOLT MOBILE

03

10

Der schwedische Mobilfunkkonzern Ericsson

hat im Juni letzten Jahres seinen aktuellen

Mobility Report veröff entlicht. Kernaussage:

Das Internet der Dinge wächst rasant. Schon

2018 soll das Internet der Dinge Smartpho-

nes als Spitzenreiter bei vernetzten Geräten

überholen. Westeuropa wird eine führende

Rolle zugesprochen. Die Anzahl der IoT-Gerä-

te soll hier bis zum Jahr 2021 um 400%

wachsen. Treiber sind v.a. regulatorische

Anforderungen wie die Einführung intelligen-

ter Stromzähler oder die ab 2018 geltende

eCall Direktive der EU im Bereich vernetzter

Fahrzeuge.

IoT takes the lead in 2018

Ericsson prognostiziert, dass die Zahl der im

Internet der Dinge vernetzten Geräte zwischen

2015 und 2021 um jährlich 23% wachsen wird,

wobei für Mobilfunklösungen die höchsten

Steigerungsraten erwartet werden� Bei fast 16

Milliarden der insgesamt 28 Milliarden ver-

netzten Geräte, die im Jahr 2021 weltweit im

Einsatz sein werden, wird es sich um IoT-Gerä-

te handeln, die eine Flut an Daten versenden�

Connected devices

(billions), Ericsson

Mobility Report

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2021

28billion

CAGR2015-2021

2015

15billion

30

25

20

15

10

5

0

Cellular IoT 0,4 1,5 27%

Non-cellular IoT 4,2 14,2 22%

PC/Laptop/Tablet 1,7 1,8 1%

Mobile Phones 7,1 8,6 3%

Fixed Phones 1,3 1,4 0%

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Smartphones und Videos führen zu einem

massiven Anstieg mobiler Nutzung

Die Zahl der Smartphone-Anschlüsse wächst

weiterhin und wird voraussichtlich jene der

normalen Mobiltelefone noch 2016 übertreff en.

Bis 2021 wird sich dann die Anzahl der Smart-

phone-Anschlüsse von 3,4 auf 6,3 Milliarden

nahezu verdoppelt haben.

Ein weiterer Treiber im Mobilfunkbereich ist

mobiler Videokonsum, insbesondere der

jüngeren Zielgruppen. Deren mobiler Videokon-

sum per Smartphone stieg in gerade einmal 15

Monaten um 127% (2014 bis 2015). Von 2011

bis 2015 sank gleichzeitig die Zeit, die Jugend-

liche vor dem TV-Bildschirm verbrachten, um

50%, während ihre TV-/Video-Nutzung über

Smartphones um 85% stieg.

Bedingt durch die steigende Anzahl der Smart-

phone Nutzer weltweit und den gleichzeitig

steigenden Datenverbrauch pro Teilnehmer

wächst der mobile Datenverkehr weiterhin

ungebremst: Allein vom 1. Quartal 2015 bis

zum 1. Quartal 2016 nahm er weltweit um 60%

zu. Ende 2021 wird rund 90% des mobilen

Datenverkehrs über Smartphones abgewickelt

werden.

Fazit:

Wer dachte, der mobile Datenverkehr sei

aktuell schon hoch, dem zeigen die Prognosen

des schwedischen Netzausrüsters, der regel-

mäßig die weltweiten Trends auf dem Mobil-

funkmarkt untersucht: Die Menge der durch die

Netze fl ießenden Daten wird weiter exponenti-

ell ansteigen. Denn im Internet der Dinge

schickt jedes einzelne vernetzte Gerät, ob

Windpark oder Auto, Stromzähler oder Ther-

mostat, Brille oder Uhr etliche Bits und Bytes

durch die Netze. Milliarden von Maschinen

werden miteinander und mit Sensoren verbun-

den werden, von denen jede einzelne jede

Menge Vermittlungstechnik und Software

benötigt, um den Datenstrom zu verarbeiten.

Keine schlechte Ausgangslage für Hersteller

dieser Netztechnik wie Ericsson.

IoT connected devices

cellular and non cellu-

lar (billions), Ericsson

Mobility Report

2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021

6

5

4

3

2

1

0

Latin America North America Asia Pacifi c Middle East and Africa Central & Eastern Europe Western Europe

The number of IoT devices is projected to quadruple in Western Europe between 2015 and 2021

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„JOB-TO-BE-DONE“ ALS BASIS ERFOLGREICHER INNOVATION

04

12

Erfolgreiche Innovation beginnt nicht mit

der neuesten Technologie und einem Brain-

storming darüber, wie diese am besten

eingesetzt werden könnte – sie beginnt

beim Konsumenten. Ein Ansatz, den sich

viele Unternehmen auf die Fahne schreiben.

Warum aber verfehlen im Big Data Zeitalter

dann über die Hälfte der neuen Produkte

die Erwartungen der Kunden? Warum schei-

tern viele Innovationen? Eine interessante

Antwort liefert Harvard Professor Clayton

M. Christensen, der auch den Begriff der

disruptiven Innovation prägte, in seinem

neuen Buch ‚Competing against Luck‘: Sein

Jobs-to-be-Done Framework (JTBD) hilft

dabei, in die Schuhe des Kunden zu schlüp-

fen. Die Grundannahme: Menschen kaufen

ein Produkt nicht nur, sondern sie engagie-

ren es, um damit einen Job zu erledigen.

Welche Aufgabe möchte der Kun-

de erledigt haben?

Wenn ein Kunde eine Bohrmaschine kauft,

was kauft er dann? Ein Werkzeug? Ein Loch

in der Wand? Ein Bild, das schließlich an der

Wand hängt und mit dem er Gäste beein-

drucken will? Fragen dieser Art sind es, die

das Verständnis für den Kunden und seine

Bedürfnisse fördern� Denn (nicht nur) laut

Christensen ist es die größte Herausforderung

bei der Entwicklung innovativer Produkte und

Services, die tatsächlichen Kundenbedürfnisse

zu verstehen� Der Bohrmaschinenhersteller

könnte mit den unterschiedlichsten Bohrer-

Varianten die Vielfalt der Kundenanforde-

rungen abdecken� Oder er könnte entdecken,

dass selbstklebende Haken das Bildaufhän-

gen und Auswechseln erleichtern und damit

wesentlich näher am Kundenbedürfnis sind�

Lernbereitschaft als wichtigs-

te Mitarbeiterkompetenz

Christensen beginnt sein Buch mit dem wohl

bekanntesten JTBD Beispiel: Wie kann eine

Fastfood Kette mehr Milchshakes verkaufen?

Üblicherweise folgen Manager nun einer die-

ser vier Prinzipien: Verbesserung der Produkt

Attribute (also mehr Geschmacksrichtungen,

mehr Verzierungen etc�)� Ausrichtung an neuen

Zielgruppen (also bspw� ein neues Angebot für

Millenials)� Trending Data (benötigen wir ein

glutenfreies Produkt?) oder Antwort auf die

Bemühungen des Wettbewerbs (wenn x das

hat, brauchen wir das auch)� Der anfängliche

Ansatz der Fastfoodkette war es dann auch,

The Jobs-to-be-done point of view causes you to

crawl into the skin of your customer and go with

her as she goes about her day, always asking

the question: why did she do it that way?

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die Kunden zu segmentieren und sie danach zu

fragen, wie die Milchshakes verbessert werden

könnten. Laut Christensen ist der Ansatz gran-

dios gescheitert. Es wurden keine Milchshakes

mehr verkauft. Der entscheidende Schritt ge-

lang, als der Fokus auf den ‚Job‘ gelegt wurde,

den der Milchshake für den Kunden erledigen

sollte: Wie sich herausstellte, wurden 40% der

Milchshakes am Morgen verkauft, um die Ver-

pflegung auf dem Weg zur Arbeit sicherzustel-

len und ‚beschäftigt zu sein‘ auf einer langweili-

gen Fahrt. Damit konkurrierten die Milchshakes

nicht mit anderen Produkten der Kette sondern

mit belegten Sandwiches, Bananen, Riegeln

oder Kaffee sowie mit Langeweile im Auto. Ihr

Vorteil: Sie verschmutzen weder Auto noch

Fahrer, beschäftigen diesen auf seinem Weg

und machen satt. Mit diesem Verständnis der

Kundenbedürfnisse optimierte die Fast Food

Kette ihre Milchshakes in eine vollkommen

andere Richtung: Schnellere Kaufabwicklung

am Morgen, eine dickere Konsistenz und mehr

Fruchtstücke erhöhten die Verkaufszahlen.

Das Jobs-to-be-done (JTBD) Framework

Das Milchshake Beispiel spiegelt den Grund-

gedanken des JTBD-Frameworks perfekt

wider: Kunden ‚heuern‘ ein Produkt, einen

Service oder eine Dienstleistung immer dann

an, wenn Sie eine bestimmte Aufgabe zu lösen

haben. Neben den offensichtlichen funktiona-

len Aufgaben sind es v.a. die tieferliegenden

sozialen, emotionalen oder persönlichen

Aufgabenstellungen der Kunden, die es zu

verstehen gilt. Ganz im Sinne Henry Fords

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was

sie sich wünschen, hätten sie sich schnellere

Pferde gewünscht“, reicht es nicht aus, die

Kunden nach ihren Wünschen zu befragen. Wir

Menschen sind nicht besonders gut darin, uns

Lösungen vorzustellen, die über das hinausge-

hen, was wir bereits kennen. Wir können aber

sehr wohl über Probleme, Schwierigkeiten oder

Aufgaben sprechen, die uns im alltäglichen

Leben begegnen. Dieser Kerngedanke liegt

dem JTBD-Framework zugrunde, das bereits

seit Anfang der 90er Jahre ein Kernelement

von Christensens Strategieberatung darstellt

und in den letzten Jahren vermehrt Aufmerk-

samkeit erzielte. Ziel ist es, den Menschen in

einer bestimmten Situation zu verstehen:

Fazit

Innovationen sind für Unternehmen überle-

benswichtig. Christensen stellt mit seinem

Jobs-to-be-done Framework den Ansatz,

Menschen dabei zu helfen, ihre Aufgaben er-

folgreich zu erledigen, in den Mittelpunkt: Erst

wenn wir verstehen, was ein Nutzer eigentlich

erreichen möchte, warum er ein bestimmtes

Produkt kauft, können wir über hilfreiche Lö-

sungen nachdenken. Ein interessanter Ansatz,

der neue Sichtweisen und dadurch echten

Mehrwert für Kunden ermöglicht. Gleichzei-

tig sind die durch eine JTBD Segmentierung

definierten Märkte meist deutlich größer als die

durch demografische oder produktorientierte

Merkmale segmentierten Märkte. Wichtig in

einer zunehmend vernetzten Welt, die Software

Produkte weltweit in den unterschiedlichsten

Ländern auf den Markt bringt. Das einzige,

das sie gemeinsam haben: Der Job, den sie

für den einzelnen Käufer erledigen sollen.

Noch bunter? Noch schokoladiger? Noch fruchtiger? Innovation nach Christensen ist weit mehr als ProduktoptimierungBilder © Jenny Flake, Picky Palate

„We’ve defined a job as the progress that an individual

seeks in a given circumstance. This definition is key

to understanding why customers make the choices

they make. A Job occurs in the daily flow of life, in

context.  That’s to say that a Job can only be defined, and

a successful solution created, relative to the specific

context in which it arises.“

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NEUE IOT GESCHÄFTSMODELLE: HARDWARE-AS-A-SERVICE

05

14

Das Problem: Der Fitnesstracker, die Smart-

watch und der Smart Pen, die in der Schubla-

de verstauben. Oder ein Smart-Home-Hub

wie Revolv, der mangels Ergebnis von Google

eingestellt und dessen zugehörige Cloud-Inf-

rastruktur deaktiviert wird. Tatsache ist: Die

neuen Dinge im Internet der Dinge werden

durch neue, bessere Dinge ersetzt, einige

werden nicht wirklich gebraucht oder rech-

nen sich schlicht für Unternehmen nicht.

Die Lösung: Neue Geschäftsmodelle wie

Hardware-as-a-Service können das Risiko

für Kunden und Unternehmen minimieren.

HaaS: Der Kunde bezahlt für den Service,

nicht die Hardware

Neu ist der Gedanke, Hardware zu leihen und

für die Nutzung zu bezahlen statt zu kaufen,

natürlich nicht: Autos werden geleast, große

Maschinen beim Kunden installiert und in

einem Service Level Agreement (SLA) wird

geregelt, wer welche Verantwortlichkeiten hat�

Also nur alter Wein in neuen Schläuchen?

Nicht ganz� Hardware–as–a–Service (HaaS) ist

Teil des großen Konzeptes Cloud Computing

und hat seine Wurzeln sicherlich im Modell

des Software-as-a-Service (SaaS) – der Kunde

nutzt online und on-demand eine bereitgestell-

te Software Anwendung und bezahlt für die

Nutzung� Der Anbieter wiederum kümmert

sich um die Wartung und ständige Aktualisie-

rung der Software� Ganz ähnlich funktioniert

das HaaS Geschäftsmodell: Unternehmen

verkaufen ein Bundle aus Hard- und Software,

Installation und Wartung gegen eine monatli-

che Gebühr� Damit bezahlt der Kunde den

Service und die Dienstleistung rund um die

Hardware, er erwirbt durch seinen Kauf aber

nicht das Eigentum an dieser Hardware� Schon

gibt es erste Anbieter wie iobeam, die ein

Realtime Monitoring all der vernetzten Dinge

und Services anbieten�

Smart-Home-as-a-Service

Vivint ist ein Smart-Home Start-Up im Portfo-

lio der Blackstone Group, das Sensoren rund

um das Haus wie Türkameras, smarte Schlös-

ser oder Thermostate sowie Installation,

Wartung, eine 24/7 Video Überwachung sowie

einen 24/7 Kundenservice gegen eine monatli-

che Gebühr anbietet� Es gibt verschiedene

Pakete, das günstigste startet bei rund 60 USD

pro Monat� Die Mindestlaufzeit liegt nach einer

kostenlosen Testphase bei 60 Monaten� Dazu

kommt eine Aktivierungsgebühr von bis zu 198

USD� Mehr als eine Million Kunden, ein Umsatz

von 650 Mio USD sowie ein Investment von

Peter Thiel und Solamer Capital im April von

100 Mio USD scheinen für die HaaS Strategie

von Vivint zu sprechen�

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„HITACHI WON’T BE SELLING THE TRAINS BUT RATHER PROVIDING A SOFTWARE-BASED LEASE SERVICE”

Vivint�com

Smarthome-as-

a-Service

Train-as-a-Service

Der japanische Elektronikkonzern Hitachi

kündigte 2015 einen ‚Train-as-a-Service‘

Vertrag mit Virgin in Großbritannien an – 65

Hochgeschwindigkeitszüge verbinden London

und Edinburgh. Das Besondere: Die Züge

gehören Hitachi, bezahlt wird das Unterneh-

men je nach Zuverlässigkeit der Zugverbindun-

gen. Stichwort: Predictive Maintenance. „The

deal done with the train operating companies is

that the trains remain the property of Hitachi.

We’re talking about trains-as-a-service. We get

paid by the reliability of our trains.“ Tatsächlich

ist HaaS im Bereich Mobilität schon weiter

verbreitet, siehe bspw. Car- oder Bike Sharing

Angebote. Auch UberPOOL bietet seit Mai in

Manhatten Fahrten an Werktagen für eine

Flatrate von 5 USD.

Device-as-a-Service

Anfang Juni startete Microsoft ohne großen PR

Aufwand mit einer sog. ‚Microsoft Surface

Membership‚: Der Kunde erwirbt für eine 18-,

24- oder 30 monatige Mitgliedschaft ein Micro-

soft Surface, unlimitierten Support sowie

Hardware Upgrades. Und am Ende muss man

sich nicht um die Entsorgung kümmern. Auch

HP bietet seit Anfang Juli einen ‚Device-as-a-

Service‚ an, vermietet gegen eine monatliche

Gebühr Hardware wie PCs, Drucker und sonsti-

ge Peripheriegeräte. Inbegriff en ist ein kom-

plettes Portfolio an Services auch für Geräte

anderer Hersteller, wie bspw. Apple Geräte. 

Fazit

Mit Service aus der Commodity Falle. Die

vorgestellten Use Cases zeigen die Bandbreite,

wie neue Geschäftsmodelle wie Hardware-as-

a-Service für Unternehmen entscheidende

Hebel bei hohem Preis- und Wettbewerbsdruck

sein können. Und gerade auch bei innovativen

IoT Produkten, die zunehmend einer techni-

schen und qualitativen Standardisierung

unterliegen, das Risiko minimieren, austausch-

bar zu werden. Damit hat HaaS für IoT Herstel-

ler ähnliche Vorteile wie ein SaaS Model für

Software Anbieter. Geringere Investitionskosten

als Verkaufsargument, Planbarkeit der Einnah-

men durch monatliche Gebühren sowie eine

längere, direkte Kundenbeziehung, die zusätzli-

ches Cross-Selling ermöglicht. Für Kunden

wiederum bedeutet HaaS kalkulierbare Kosten,

optimal abgestimmte und überwachte Geräte

während des gesamten Produktlebenszyklus-

ses, da benötigte Ressourcen automatisch zur

Verfügung gestellt werden, sowie eine Auslage-

rung der Prozesskomplexität. Das gilt freilich

nicht für alle IoT Produkte, manche mögen zu

billig oder zu teuer sein. Für etliche Hersteller

ist das Modell aber durchaus ein innovativer,

lohnender Ansatz. Und für etliche Kunden

vielleicht die Chance, zukünftig weniger Geräte

in der Schublade oder einer Ecke verstauben

zu lassen.

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ENABLING TECHNOLOGIES FÜR DIE DIGITALE TRANSFORMATION: CLOUD DIENSTE

06

16

Einer aktuellen Gartner Prognose zufolge

werden bereits im Jahr 2020 unternehmeri-

sche Strategien völlig ohne Cloud Komponen-

ten so selten sein wie heutzutage „No-Inter-

net“ Strategien. Ausserdem sollen bis zum

Jahr 2019 die 100 weltgrößten Softwareher-

steller 30% ihrer Neuinvestitionen in

„Cloud-only“- statt in „Cloud-fi rst“-Entwick-

lungen stecken. Damit deutet sich ein Para-

digmenwechsel an: Weg von On-Premises hin

zu Cloud Lösungen.

Mehrheit der Unternehmen nutzt Cloud

Dienste

Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom

stützt die Gartner Prognosen� Den Unterneh-

men, die in den nächsten Jahren keine

Cloud-Lösungen in ihre Unternehmensprozes-

se integrieren, werden Schwierigkeiten hin-

sichtlich der Wettbewerbsfähigkeit prognosti-

ziert� Und zum ersten Mal hat im Jahr 2015

eine Mehrheit der Unternehmen in Deutsch-

land auch Cloud Computing eingesetzt, wie

eine repräsentative Umfrage von Bitkom

Research im Auftrag der KPMG AG unter 457

Unternehmen ergab� Demnach nutzten 54%

der Unternehmen Cloud Computing� 2014

waren es erst 44%� Weitere 18% der Befragten

planten oder diskutierten im vergangenen

Jahr den Einsatz� Bei den größeren Unterneh-

men ab 500 Mitarbeitern waren es 2015

bereits 70%�

Cloud Computing bezeichnet dabei aus Sicht

der Anwender die bedarfsgerechte Nutzung

von IT-Leistungen wie Speicherplatz, Rechen-

kapazitäten oder Software über Datennetze�

Das Datennetz kann ein unternehmens- bzw�

organisationsinternes Intranet (Private Cloud

Computing) oder das öff entliche Internet

(Public Cloud Computing) sein� Allerdings wird

es immer Systeme geben, die nicht in die

Nutzung von Cloud-

Computing in

Unternehmen,

BITKOM Research

2013 2014 2015

60%

40%

20%

0%

40%44%

54%

60%

40%

20%

0%

2014 2015 2015

39% 38%

26%

2014

16%

Private Cloud-Computing Public Cloud-Computing

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Cloud Infrastructure

Services - Q2 2016

Market Share &

Revenue Growth,

Synergy Research

Cloud abgegeben werden. Daher geht man

davon aus, dass die Hybrid Cloud die häufi gste

Variante sein wird. Deren Nutzung wurde

allerdings nicht abgefragt.

Unangefochtener Marktführer:

Amazon Web Service

Aktuellen Zahlen der Marktforscher von Syner-

gy Research zufolge ist Amazon Web Services

(AWS) mit einem Marktanteil von 31% der

unangefochtene Marktführer für Cloud Compu-

ting Services. Dahinter liegt Microsoft mit

einem Anteil von 11%, gefolgt von IBM mit acht

und Google mit fünf Prozent. Die dahinter

platzierten 20 Cloud-Provider, darunter He-

wlett-Packard Enterprise (HPE), Salesforce,

Oracle oder Alibaba, erreichen zusammen bei

weitem nicht den Marktanteil von AWS. Damit

kontrollieren die führenden vier Anbieter

deutlich mehr als die Hälfte des weltweiten

Markts für Cloud-Infrastruktur-Dienste und

konnten ihre Umsätze im zweiten Quartal um

68% steigern. Erfolgsfaktoren laut Synergy

Research sind dabei globale Präsenz, hohe

Marketingausgaben sowie massive Investitio-

nen in skalierbare Rechenzentren.

Auch in Westeuropa werden die großen vier US

amerikanischen Cloudanbieter zunehmend

mächtiger. Entgegen aller Datenschutz- und

Security-Bedenken, wie eine IDC-Studie belegt.

Im vergangenen Jahr konnten sie ihren Markt-

anteil in Europa um ein Drittel steigern und

kontrollierten immerhin 40% des Marktes für

Infrastruktur aus der Public Cloud. Dafür tun

sie auch einiges wie das Beispiel Microsoft

zeigt: Der Konzern hat die Kapazitäten seiner

europäischen Cloud-Angebote im vergangenen

Jahr verdoppelt und rund 3 Mrd. USD in neue

Rechenzentren in Europa investiert. Zusätzlich

soll bspw. eine Kooperation mit der Deutschen

Telekom als Datentreuhänder den hohen

Erwartungen an den Datenschutz hierzulande

Rechnung tragen.

Fazit

Digitale Initiativen erreichen erst mit der Cloud

ihr volles Potenzial. Als technologische Basis

für die Digitalisierung im Unternehmen und

damit die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit

werden Cloud Dienste zunehmend wichtiger.

Unternehmen können es sich nicht leisten, eine

der Schlüsseltechnologien dem Wettbewerb zu

überlassen. So setzen bspw. immer mehr

Start-Ups auf deren Flexibilität und Skalierbar-

keit und auch etablierte Unternehmen verla-

gern ihre Anwendungen zunehmend in die

Cloud. Zudem werden zukünftig „immer mehr

Leading Egde IT-Features bald nur noch in der

Cloud verfügbar sein“, glaubt Yefi m V. Natis,

Vice President und Gartner Fellow. Das zwingt

auch bisher zögerliche Organisationen dazu,

sich mit einer Cloud-Nutzung zu beschäftigen.

Doch ob Unternehmen ihre von Gartner defen-

siv genannte Einstellung tatsächlich so schnell

verlieren und künftig alle Prozesse in der Cloud

laufen wie die Prognosen besagen, wird sich

zeigen. In etlichen Fällen wird es immer ernst-

zunehmende Einwände gegen eine ausschließ-

liche Cloudnutzung geben. Lange Zeit werden

deshalb voraussichtlich hybride Systeme

vorherrschend sein.

Worldwide Market Share

0% 10% 20% 30%

Next 20

YoY GrowthAmazon

53%

Microsoft100%

IBM57%

Google162%

Next 2041%

Alibaba, AT&T, BT, CenturyLink, Fujitsu, Joyent, HPE, NTT, Oracle, Orange, Rackspace, Salesforce etc.

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18

3D DRUCK – WIRKLICH DIE NÄCHSTE INDUSTRIELLE REVOLUTION?

07

18

Der US-Ökonom Jeff Rifkin war vor 3 Jahren

überzeugt: „3D Druck wird die nächste indus-

trielle Revolution“. Doch was ist seither

passiert und welche Branchen schreiten bei

der Integration von „additiven Druckverfah-

ren“ in ihre Produktionsprozesse am

schnellsten voran?

„If you can dream it, you can print it“, ist sich

Siemens Führungskraft Thorbjoern Fors

sicher. Das mag richtig sein. Können jedoch

Produkte, die aus dem 3D Drucker kommen,

mit herkömmlich hergestellten Teilen in

Kosten, Qualität und erforderlichem Material

gleichziehen? Was sind die Vorteile, die der

3D Druck Unternehmen bieten kann? Diesen

Fragen ist iq! nachgegangen.

Consumer vs. Business Einsatz 3D Druck

Im Leben vieler Konsumenten ist der 3D Druck

noch nicht angekommen� iq! berichtete in den

vergangenen beiden Jahren mehrmals von

Innovationen und Tests im Consumer Bereich,

so z�B� von Fruchtgummis oder Nudeln aus

dem 3D Drucker� Diese Versuche werden zwar

weitergetrieben, haben jedoch noch kein wahr-

nehmbares Marktpotenzial erreicht� Ein

weiteres Beispiel sind personalisierbare

Laufschuhe von adidas oder Nike, die über 3D

Druckverfahren hergestellt werden�  Auch sie

sind noch nicht im Massenmarkt angekom-

men� Solche und ähnliche Beispiele gibt es

viele� Es ist wichtig, dass Consumer Brands

mit den neuen Möglichkeiten des 3D Drucks

experimentieren� Jedoch ist es oft noch ein

weiter Weg, bis sich diese Angebote bedeuten-

dere Marktanteile sichern werden�

Etwas anders sieht es in Märkten wie Anlagen-

und Maschinenbau, Arzneimittel und Medizin-

technik oder Automotive aus� Hier wird oftmals

unter Hochdruck versucht, die Potenziale des

3D Drucks auszuloten und umzusetzen� So

betreibt beispielsweise Siemens eine eigene

3D Fabrik in Schweden, die z�B� Komponenten

für Gasturbinenschaufeln herstellt� Diese

werden bereits aktiv in Siemens Produkten

eingesetzt�

General Electric kaufte vergangenes Jahr

gleich zwei 3D Metall-Druckereien: die schwe-

dische Arcam AB und die deutsche SLM Solu-

tions Group� GE setzt additive Druckverfahren

bereits ein, um Komponenten für Flugzeugmo-

toren herzustellen�

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Kurze Entwicklungszeiten / Rapid Prototy-

ping / schnelle Produktoptimierung:

3D Druck kann Entwicklungszeiten drastisch

verkürzen. Prototypen können schnell und

komplikationslos entwickelt werden. Durch sie

kann das Produkt in kurzer Zeit optimiert und

finalisiert werden. Siemens gibt an, über 3D

Druckverfahren die Entwicklungszeiten bis zur

Marktreife um bis zu 75% reduzieren zu kön-

nen. Automobilzulieferer Schaeffler benutzt 3D

Print, um das „Packaging“ zu beschleunigen.

D.h. die optimale Anordnung von Komponenten

im Auto zu bestimmen. So werden neue Model-

le schneller zur Marktreife gebracht.

Reduktion von Transportkosten und

Lagerhaltung:

3D Drucker können an bedeutend mehr Stand-

orten genutzt werden als herkömmliche Pro-

duktionsanlagen. Der Einsatz manueller Ar-

beitsleistung schrumpft beim 3D Printing

weiter. Das bedeutet, das Vertriebs- und Pro-

duktionsstandorte näher zusammengelegt

werden können. Das erübrigt lange und kosten-

intensive Transportwege. Print-on-Demand

Optionen verringern zudem die Lagerhaltung.

Reduktion Materialeinsatz:

Additive Druckverfahren weisen meist keinen

oder einen sehr geringen Verschnitt auf. In

herkömmlichen Produktionsprozessen enden

teils nur 10% des eingesetzten Materials im

Produkt. Der Verschnitt ist immens.

Individualisierung und Personalisierung:

Über 3D Printprozesse können (wie das Beispiel

der maßgeschneiderten Laufschuhe von Nike

und adidas weiter oben zeigt) einfacher und im

Vergleich sehr kostengünstig auf Kundenbedürf-

nisse zugeschnittene Produkte hergestellt

werden. So produziert das Pharmaunternehmen

Aprecia Pharmaceuticals ein Medikament, das

bei epileptischen Anfällen Linderung verschafft,

über 3D Drucker. Die Tabletten können in der

Dosierung individualisiert werden.

Geringere Abnutzung und Wartungsanfällig-

keit:

Da Produkte aus dem 3D Drucker meist aus

sehr viel weniger Einzelteilen zusammengesetzt

sind als „normal“ produzierte Teile, sinkt die

Anfälligkeit für Ausfälle und damit der War-

tungsbedarf. Zudem wird der Reparaturprozess

vereinfacht, da auch dieser in 3D Druckverfah-

ren durchgeführt werden kann.

Geringere Abhängigkeit der Produzenten von

dominanten Zulieferern:

Die Produktion über 3D Druck entflechtet die

Produzenten von ihrem Zulieferernetzwerk. In

Märkten, in denen die Abhängigkeit von einzel-

nen Lieferanten groß ist, kann dies helfen,

Marktverhältnisse zu entspannen.

VORTEILE 3D DRUCK

DER 3D DRUCK BIETET EINE

GANZE REIHE VON VORTEILEN

GEGENÜBER HERKÖMMLICHEN

PRODUKTIONSVERFAHREN. WIR

HABEN DIE WICHTIGSTEN ZU-

SAMMENGESTELLT:

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2020

Leichtere und widerstandsfähigere

Materialien:

Teile, die über 3D Druck produziert werden, sind

z.T. deutlich leichter als herkömmlich produzier-

te vergleichbare Teile. Das spart in einigen

Industrien, wie z.B. im Transport- oder Energie-

bereich, Treibstoffe und damit Kosten, aber auch

Emissionen. Siemens rechnet damit, über 3D

Print den Ausstoß an Treibhausgasen in man-

chen Bereichen um 30% reduzieren zu können.

Materialpalette noch beschränkt:

Aktuell werden insbesondere flüssige Kunststof-

fe und Metallpulver für den 3D Druck eingesetzt.

Das limitiert z.T. noch den Einsatz der Druckver-

fahren. Die Palette von verwendbaren Materiali-

en wird sich jedoch in den nächsten Jahren

deutlich vergrößern.

Hohe Kosten:

3D Drucker sind noch sehr teuer. Generell gilt:

je kleiner das Bauteil und je komplizierter die

Bauform, desto mehr rechnet sich der 3D

Druck. Für die Massenproduktion ist das

Verfahren oft noch zu teuer. Manche Experten

glauben, dass es sich für bestimmte Produkti-

onsprozesse nie rechnen wird.

Lange Druckzeiten:

Insbesondere bei komplexeren Produkten sind

die Druckzeiten pro Teil teilweise noch recht

lang. Dies wird sich mit der Weiterentwicklung

der Technologie verbessern. Momentan ist dies

jedoch noch eine Hürde, die an vielen Stellen

einen Ausbau des 3D Drucks verhindert.

Sicherheitsbedenken und hohe Anforderun-

gen an Teilequalität:

In vielen Branchen sind die Standards hinsicht-

lich Qualität, Widerstandsfähigkeit und sonsti-

gen Materialeigenschaften sehr hoch. Viele

Unternehmen haben Zweifel, dass diesen

Anforderungen durch 3D Druckverfahren

standgehalten werden kann.

Festhalten an Wertschöpfungsketten, Pro-

zessen und Produktionsabläufen:

Der letzte Aspekt ist psychologischer und

organisatorischer Art. Additive Produktionsver-

fahren greifen tief in die Abläufe eines Betriebs

ein. Nicht nur in die Fertigung, sondern auch in

die Forschung & Entwicklung, das Design, die

Materialwirtschaft oder den Einkauf. Eine Um-

stellung zieht viele Veränderungen nach sich.

Viele Unternehmen zögern, bewährte Strukturen

zu verändern und auf neue, innovative Verfahren

zu setzen.

BESTEHENDE HÜRDEN IM 3D DRUCK

TROTZ DER BESTECHENDEN

VORTEILE GIBT ES – ZUMIN-

DEST MOMENTAN – NOCH EINI-

GE SCHWIERIGE ASPEKTE, MIT

DENEN ANBIETER UND VERFECH-

TER VON ADDITIVEN DRUCKVER-

FAHREN ZU KÄMPFEN HABEN:

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21

Betroffene Branchen

Neben den Produzenten, die den 3D Druck aktiv

einsetzen, sind weitere Branchen vom zuneh-

menden Einsatz der Technologie betroffen.

Zum einen die Zuliefererindustrie. Additive

Druckverfahren ermöglichen es dem produzie-

renden Gewerbe immer mehr, gewisse Dinge

wieder im eigenen Unternehmen herzustellen.

Allerdings haben Zulieferbetriebe die Möglich-

keit, von den Vorteilen der neuen Drucktechno-

logien zu profitieren und diese an die Kunden

weiterzugeben. Jedoch sollte sich die Zuliefe-

rindustrie in jedem Fall mit den Entwicklungen

des 3D Drucks auseinandersetzen und die

Konsequenzen für die eigene Branche analysie-

ren.

Zum anderen wird die Transportbranche es

merken, wenn wieder mehr Produktionspro-

zesse an einem Standort vereinigt und somit

Transportwege kürzer werden. UPS beispiels-

weise hat die Notwendigkeit erkannt, sich mit

den neuen Druckverfahren auseinanderzuset-

zen. Das Unternehmen investiert aktiv in 3D

Druckkapazitäten und verlängert so den eige-

nen Teil der Wertschöpfung in die (On-Demand)

Produktion hinein. Hier liegt die Chance für

Transportunternehmen, neue Geschäftsmodel-

le zu entwickeln und damit die mögliche Re-

duktion von Transportvolumina zu kompensie-

ren.

Fazit

Die meisten Unternehmen setzen den 3D Druck

heute insbesondere ein, um Entwicklungszeiten

zu verkürzen. Über die neuen Druckverfahren

lassen sich schnell Prototypen und visuelle

Muster erstellen und anpassen. Nun beginnen

jedoch Branchengrößen wie Siemens oder

General Electric, Teile der Produktion über

additive Druckverfahren zu steuern. Hier gibt

es noch einige Hürden hinsichtlich Kosten,

Produktionszeiten und die Einhaltung von

Qualitätsstandards zu überwinden. Die Vorteile,

die der 3D Druck hinsichtlich Kosten- und

Ressourceneinsparungen mit sich bringt sind

allerdings immens. Deshalb sollten Hersteller

wie Zulieferer wie Transportunternehmen die

Einsatzmöglichkeiten in ihren Marktsegmenten

analysieren und bewerten.

Noch ist die neue industrielle Revolution über

3D Printing noch nicht da. Die technologische

Weiterentwicklung der additiven Druckverfah-

ren und die Investitions- und Innovationsbereit-

schaft der Unternehmen werden entscheidend

dafür sein, ob und wann sie ins Rollen kommt.

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NEUE LIEFERWEGE BEI AMAZON & CO

08

22

Innovative E-Commerce-Konzepte verlagern

Umsätze massiv vom stationären in den

Onlinehandel. Wachstum ist häufi g nur noch

über den Onlinekanal zu erreichen. Gleichzei-

tig jedoch steigt der Anspruch der Kunden an

Onlinelieferungen: Schnelligkeit wird immer

mehr zum entscheidenden Erfolgskriterium.

Neue Lösungen etablierter Logistiker sollen

das Empfangen und Versenden von Paketen

noch einfacher und individuell nach Kunden-

wunsch steuerbar machen. Drei interessante

Lösungen stellen wir hier vor:

DHL liefert Pakete in den Koff erraum:

Kooperation mit Smart

DHL und Smart betreiben ein Pilotprojekt, das

in Stuttgart, Köln, Bonn und Berlin getestet

wird� Dabei sollen Smart-Besitzer den Koff er-

raum ihrer Autos als mobile Lieferadresse für

Paketsendungen nutzen können� Beide Pro-

jektpartner entwickelten in den vergangenen

Monaten eine eigene Lösung für die so ge-

nannte Koff erraumzustellung, um Sicherheit

für Ware und Fahrzeug gewährleisten zu

können� Mit mehreren hundert Teilnehmern

pro Stadt wollen die Projektpartner DHL und

Smart Erfahrungen unter realitätsnahen

Bedingungen sammeln� Wer als Smart-Fahrer

teilnehmen möchte, kann sich auf der Smart

Kampagnenseite anmelden�

Die gemeinsame Lösung von Smart und DHL

Paket ist Smartphone-basiert: Sowohl der

Fahrer des Smart als auch der DHL Paketzu-

steller nutzen spezielle Apps� So generiert der

Fahrzeughalter für seine Online-Bestellung

mittels der Smart App eine einmalig gültige

Transaktionsnummer (TAN)� Diese gibt er beim

Online-Shop im „c/o“-Feld der Empfängerad-

resse ein� Das Fahrzeug muss für die Liefe-

rung des Pakets dann lediglich in der Nähe der

Heimatadresse geparkt sein� Der DHL Zustel-

ler wird ebenfalls per App über den ge-

wünschten Lieferort informiert und erhält über

diese App einen einmaligen, nur in einem

bestimmten Zeitraum gültigen Zugang zu dem

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Fahrzeug. Später soll es Smart Sondermodelle

geben, die die erforderliche Ausrüstung bereits

besitzen.

Für Smart ist ‚smart ready to drop‚ der „Auftakt

einer Offensive für eine höhere urbane Lebens-

qualität“. Weitere Projekte wie privates Carsha-

ring sind in Planung. Denn für Smart wie für

andere Autohersteller stellt sich die Frage nach

der Attraktivität der Autos. Die Antwort liegt in

Softwarelösungen, die neue Services wie eine

Kofferraumzustellung ermöglichen. Smart ist

daher nicht der einzige Hersteller, der an neuen

Ideen feilt und darauf hofft, dass neue Services

auch die Bereitschaft zum Neuwagenkauf erhö-

hen.

Selbstfahrender Lieferroboter von Hermes

Eine andere Lösung, die etwas futuristischer

anmutet, testet Hermes mit einer Lösung des

Start-Ups Starship Technologies. Für einen

ersten Test sind die Städte London, Hamburg,

Düsseldorf und Bern geplant. Weitere Städte

sollen folgen. Die kleinen, selbstfahrenden

Lieferroboter sollen Pakete, Einkäufe und

Lebensmittel innerhalb eines Radius von fünf

Kilometern an die Haustüren der Kunden

bringen und das innerhalb 30 Minuten nach

Bestelleingang. Laut Starship Technologies fah-

ren die kleinen Roboter autonom, werden aber

von einem Kontrollzentrum überwacht. Grün-

der von Starship Technologies sind die Sky-

pe-Erfinder Ahti Heinla and Janus Friis. Neben

Hermes als Partner sind u.a. die Handelsgrup-

pe Metro sowie das Lieferdienst Start-Up

Pronto in London mit an Bord.

Amazon testet Drohnenlieferung in UK

Und Amazon, das mit seinen innovativen

Lösungen Druck auf die etablierten Logistiker

ausübt? Der weltgrößte Onlinehändler arbeitet

weiter an einer Auslieferung per Drohne und

möchte nun einen Pilotversuch in Großbritanni-

en starten. Eine entsprechende Genehmigung

hat Amazon bekommen: Mit der Luftfahrtbe-

hörde CAA wurde ein Vertrag geschlossen, der

die Rahmenbedingungen für serienmäßige

Drohnenflüge austesten soll. Wichtig für die

künftige Lieferung: die Drohne muss sich nicht

in Sichtweite des Anwenders befinden. Die

Tests finden im Luftraum unterhalb von 122

Metern statt. Dabei sollen die Drohnen Pakete

von bis zu 2,5kg transportieren können – laut

Guardian entspricht das in etwa 90% aller

Amazon-Lieferungen. Bereits 2017 sollen die

ersten Drohnen offiziell an den Start gehen.

Gleichzeitig testet Amazon in Großbritannien

ein Konzept, das ähnlich Uber Privat PKWs für

die Paketzustellung nutzt. Privatleute fahren

Bestellungen aus und sollen hierfür bis zu 19€

in der Stunde verdienen können.

Fazit

Der Kampf um die letzte Meile und die schnells-

te Lieferung ist voll entbrannt. Paketdienste von

DHL über Hermes bis zu DPD stehen unter enor-

mem Druck einerseits der zunehmenden On-

linebestellungen, andererseits durch Amazon,

das mit innovativen Lösungen punktet und die

Zustellung vielfach selbst übernimmt. So hat

bspw. die frühere Staatspost Royal Mail bereits

zwei Drittel ihres Paketgeschäfts in Großbritan-

nien an Amazon verloren. Umso entscheidender

ist es für nationale Postgesellschaften und

etablierte Paketdienste Erfahrungen unter

realitätsnahen Bedingungen zu sammeln und

neue Lieferwege auszutesten.

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WIE DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG MIT VIRTUAL REALITY NEUE ZIELGRUPPEN ERREICHEN WILL

09

24

Verlage stehen vor der gewaltigen  Aufgabe,

die junge Generation an sich zu binden. Diese

verbringt nicht weniger als 49 Tage im Jahr

mit ihrem Handy, schaut durchschnittlich

88mal pro Tag auf den Bildschirm. Nicht

weniger atemberaubend ist die zunehmende

Relevanz von Bewegtbild. Global betrachtet

verbringen laut aktueller TNS Studie ‚Connec-

ted Life‘ Millennials zwei Stunden täglich mit

dem Ansehen von Youtube-Videos, Vi-

deo-on-demand oder sonstiger TV-Nutzung

via Internet. Seit Olympia 2016 geht die

Süddeutsche Zeitung neue Wege, um diesem

geänderten Medienverhalten gerecht zu

werden und Geschichten auf neue Art via

Virtual Reality zu erzählen.

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Ausgewählte Reportagen in VR oder

als 360° Video

Die erzählten Geschichten lassen sich auf

verschiedene Art und Weise erleben: Mit einer

VR-Brille, auf dem Smartphone oder am Com-

puterbildschirm. Das Ziel: Der Leser bewegt

sich durch die Schauplätze der Handlung, er

trifft die Protagonisten, er steht mitten im

Geschehen. Die jüngste Reportage ist ein 360°

Video auf der Bühne mit den Münchner Phil-

harmonikern und ihrem Dirigenten Valery

Gergiev bei den Proben zu Anton Bruckners

Symphonie Nr. 6. Die Virtual Reality Version des

Videos kann mit der App SZ VR abgerufen

werden. Dort kann der Zuseher selbst bestim-

men, von welchem Standort im Orchester aus

er die Probe verfolgen möchte. Dafür wurde mit

vier Kameras gedreht, die jeweils einen Blick-

winkel von 360° haben. Die Tonspuren wurden

der Perspektive angepasst.

Interessant ist diese Kooperation auch für das

beteiligte Orchester. Denn während Proben

bisher eher unter Ausschluß der Öffentlichkeit

stattfanden, öffnet sich das Orchester nun und

erlaubt einen Blick auf die Entstehung. Gerade

dieser Blick hinter die Kulisse erleichtert es

möglicherweise auch, ein jüngeres Publikum

anzusprechen, das den Weg in ein klassisches

Konzert sonst nicht mehr findet. Das Orchester

bewarb damit gleichzeitig sein Festival MPHIL

360°, das an drei Tagen alle Symphonien und

Klaviersonaten Prokofjews in der Philharmonie

aufführte, und der Verlag verbindet seine

Virtual-Reality-Reportagen mit einer Abo-Akti-

on: Wer ein vierwöchiges Probe-Abo für 19,99

abschließt, bekommt ein Cardboard dazu.

In Verbindung mit einem Smartphone können

sich die Leser damit eine VR-Brille basteln. Die

Intention beider Partner: Information und

subjektives Erleben werden zu einer ganz

neuen Art des Medienkonsums kombiniert.

Fazit

Es wird nicht einfacher für Medien wie den

Süddeutschen Verlag: Einerseits gibt es immer

mehr Plattformen, die sehr spezifisch und damit

aufwändig bearbeitet werden müssen, anderer-

seits diversifiziert sich das Mediennutzungsver-

halten gerade der jungen Nicht-Mehr-Zeitungs-

leser immer weiter. Der Ansatz, Geschichten

über Virtual Reality zu erzählen, erlaubt nun

einen vollkommen neuen Zugang zu diesen

jungen Kundengruppen und ermöglicht der SZ

herauszufinden, was bei den jungen Zuschauern

ankommt und für welche Themen diese Art von

Medium geeignet ist. Interessant dabei könnte

v.a. sein, dass Virtual Reality hier einen Einblick

in bis dato unzugängliche ‚private‘ Momente

erlaubt. Eine Privatheit, die nicht auf Perfektion

setzt und die via Social Media mittlerweile schon

gewohnt ist.

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26

ZUKUNFTSMARKT SERVICEROBOTER

10

26

Sie heißen Nao, Zora, Pepper und Romeo. Und

sind die ersten humanoiden Roboter, die für

die breite Öff entlichkeit konzipiert wurden.

Hersteller ist der französische Roboterher-

steller Aldebaran Robotics, eine Tochter der

japanischen Softbank. In Japan rollt Pepper

bereits durch die Läden oder betreut Kinder.

Auf der Computermesse in Hannover präsen-

tierte er sich erstmals dem europäischen

Publikum. Und aktuell wurde nun mit Pepper-

Health ein Roboter vorgestellt, der die Alten-

pfl ege revolutionieren könnte.

Serviceroboter sind nach Einschätzung der

Expertenkomission für Forschung und Innova-

tion (EFI) einer der interessanten digitalen

Zukunftsmärkte: Nach den bislang aktuellsten

Zahlen wurden 2014 zwar fast zehnmal mehr

Industrieroboter verkauft (etwa 230 000) als

gewerbliche Serviceroboter (24 000)� Doch

Marktprognosen besagen, dass die Servicero-

botik die Industrierobotik hinsichtlich des welt-

weiten Marktvolumens um das Jahr 2020 bis

2025 einholen wird�

Aldebaran Robotics und die neuen Servicero-

boter

Einer der Pioniere im Bereich Serviceroboter

ist der 2005 gegründete französische Roboter-

hersteller Aldebaran Robotics, der auf huma-

noide Roboter spezialisiert ist� Erstes Modell

war 2007 der knapp 60 cm große NAO, der

sich als Begleiter im Alltag nützlich machen

und zum Familienmitglied werden sollte� Er

kann sich bewegen, zuhören und selbst kom-

munizieren� NAO wird v�a� in der Lehre genutzt:

Von der Grundschule bis zur Uni können

Interessierte an ihm üben, wie man program-

miert und mit Maschinen interagiert� Nachfol-

gemodell ist ZORA, entwickelt zusammen mit

Zora Robot, einem belgischen Unternehmen,

welches Software für NAO und Pepper entwi-

ckelt� Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt

in den Bereichen Healthcare, Altenpfl ege und

Weiterbildung� 2014 stellte Aldebaran dann

Pepper vor, 1,40 m gro� Durch den Einsatz

verschiedener Sensoren (3D-Kamera, Berüh-

rungssensoren, Beschleunigung und mehr)

wurde v�a� der Bereich der sozialen Interaktion

weiterentwickelt: Pepper kann die wichtigsten

menschlichen Emotionen lesen, seine Umwelt

berücksichtigen und entsprechend proaktiv

handeln� Seine Gefühlsäußerungen werden

dann auf einem Display auf seiner Brust

anhand von Farben und Bewegungen darge-

stellt� Mithilfe von rund 200 ‚Roboter-Apps‘ soll

Pepper sein Wissen erweitern� In Japan sind

rund ein Jahr nach Verkaufsstart über 15�000

der Roboter mit den schwarzen Knopfaugen

im Einsatz – auch in privaten Haushalten�

Jüngste Entwicklung ist ROMEO, der mit

bereits 140 cm größte Roboter von Aldebaran

Robotics� Damit kann er Türen öff nen und

Gegenstände auf Tischen bewegen� Er wurde

entwickelt, um Sehbehinderte und Senioren,

die auf Hilfe angewiesen sind, zu unterstützen�

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Pepper’s Gehirn hat übrigens Prozessoren des

britischen Chipherstellers ARM integriert,

dessen Übernahme in Höhe von 32 Mrd. USD

durch SoftBank Anfang September für einige

Schlagzeilen gesorgt hat. Intelligent macht ihn

die Technologie von IBMs Supercomputer

Watson. Eine Partnerschaft zwischen IBM und

SoftBank wurde Anfang 2016 bekanntgegeben.

Einsatzmöglichkeiten in Retail, Tourismus

und Health

Eingesetzt wird Pepper bereits in 140 SoftBank

Mobile Stores und seit Mai in einigen Filialen

der Mizuho Bank in Japan sowie in Europa an

Bahnhöfen der SNCF. Nestlè Japan begann

schon Ende 2014, Pepper in seinen Nescafé

Filialen zu integrieren. Pepper begrüßt Kunden,

kann selbständig das Sortiment durchsuchen,

Produkte und Services empfehlen oder eine

passende Kaffeemaschine heraussuchen. Ein

weiteres Projekt startet PizzaHut in ausge-

wählten Filialen im APAC Raum Ende des

Jahres zusammen mit MasterCard: Dort soll

Pepper Bestellungen annehmen und Zahlungs-

vorgänge mittels MasterPass abwickeln. Die

Pizzakette erwartet dadurch einerseits eine

Reduzierung der Wartezeiten für Lieferdienste

und andererseits höhere Kundenzufriedenheit

der Gäste vor Ort, da das Servicepersonal sich

nun verstärkt auf deren Bedürfnisse konzen-

trieren kann.

Auch im Bereich Tourismus gibt es erste

Projekte, so z.B. in Kooperation mit der Costa

Gruppe, die den Serviceroboter an Bord der

Kreuzfahrtschiffe AIDAprima und Costa Diade-

ma einsetzte. Pepper half Gästen beim Check-

In sowie der Orientierung an Bord. Zudem gab

er Restaurantempfehlungen, Veranstaltungs-

und Ausflugstipps in Deutsch, Englisch oder

Italienisch. Bei der Hotelkette Hilton hilft er bei

der Betreuung der Gäste aus. Daneben arbeitet

Pepper seit kurzem auch als Rezeptionist in

zwei belgischen Krankenhäusern. Er empfängt

dort Patienten und gibt Auskunft über das

Krankenhaus und die Lage der verschiedenen

Stationen innerhalb des Krankenhauses. Lang-

fristiges Ziel ist darüber hinaus aber, insbeson-

dere die Haushalte zu erobern.

PepperHealth auf dem Techcrunch Disrupt SF

Hackathon 201

In privaten Haushalten könnten insbesondere

ältere Personen von Servicerobotorn profitie-

ren. Ein mögliches Szenario stellten die beiden

Erfinder Ethan Fan and Angelo Hizon aktuell

auf dem Disrupt Hackathon in San Francisco

vor: So kann PepeprHealth bspw. nicht nur

plötzlich unregelmässige Herzschläge oder

ungewöhnliches Schlafverhalten erkennen, er

erinnert an die Medikamenteeinnahme zur

richtigen Zeit oder ruft ein Taxi für all die, die

kein Smartphone bedienen können. Sollte

bspw. ein Sturz passieren, alarmiert ein einge-

bautes Notfallsystem den Arzt oder verabreicht

eine definierte Notfallmedizin. Noch benötigt

das System eine Apple Watch und ist mit

Preisen ab 2.200 USD kostspielig, doch bei den

rasanten technologischen Fortschritten, die

sich derzeit im Bereich Robotics abspielen,

werden die Preise sinken. PepperHealth könnte

damit gerade für ältere Personen eine echte

Hilfe werden, um ihre Selbständigkeit zu

erhalten und bspw. länger unabhängig zu

Hause bleiben zu können.

Fazit

Vorreiter sind die Japaner. Aber auch China und

die USA investieren teils enorme Summen. In

Deutschland ist die Zahl der genutzten Ser-

viceroboter noch ausgesprochen gering und

deren Einfluss auf das Kerngeschäft von

Unternehmen nicht maßgeblich. Serviceroboter

befinden sich noch weitgehend im Experimen-

tierstatus. Häufig überwiegt die Skepsis. Doch

wie die Beispiele zeigen, wird man sich auch

hierzulande an diese intelligenten Roboter

ausserhalb der Fabriken gewöhnen müssen.

Durch bedeutende technische Fortschritte in

jüngster Zeit sind sie flächendeckend auf dem

Vormarsch und durchaus in der Lage, in den

unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt zu

werden. Für Unternehmen sind Serviceroboter

damit ein wichtiges strategisches Zukunftsfeld.

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28

OPTIONEN FÜR DIE HARMONI-SIERUNG VON TRADITION UND INNOVATION

11

28

Schwerfällig. Langsam. Bürokratisch. Mit

diesen Attributen werden häufi g die Prozesse

etablierter, großer Unternehmen beschrieben

wenn es um das Thema Innovation geht. Und

obwohl Innovationen als zentrale Antriebs-

kraft für Unternehmenswert und Wachstum

gelten, ist jedes zweite Unternehmen mit den

Ergebnissen seiner Innovationsprozesse

unzufrieden. Welche Möglichkeiten gibt es für

große Unternehmen, ihr Innovationspotenzial

optimal auszuschöpfen?

Die Herausforderungen sind vielfältig

Wie schwierig es für etablierte Unternehmen

ist, diesen Herausforderungen zu begegnen

und warum diese häufi g den Wettbewerb um

bahnbrechende Innovationen verlieren, hat

Clayton M� Christensen bereits 1997 in einem

der einfl ussreichsten Wirtschaftsbücher

beschrieben: Weder können sich etablierte

Unternehmen aus dem profi tablen Kernge-

schäft zurückziehen und setzen daher oftmals

auf rein evolutionäre Innovationen� Noch sind

sie aufgrund ihrer Prozesse und Strukturen in

der Lage, sich erfolgreich in den neuen Märk-

ten mit unsicheren Erfolgsaussichten zu

behaupten�

Die Lösungen: Build, Partner or Buy

Doch mittlerweile gibt es zahlreiche Ansätze,

um diesen Herausforderungen zu begegnen�

Diese lassen sich grundsätzlich in drei Szena-

rien bündeln: Build, Partner or Buy� Sehr

vereinfacht ausgedrückt, heißt das, Unterneh-

men bauen Kapazitäten intern auf, setzen auf

Kooperationen oder kaufen Start-Ups�

Top Corporate Innovation Options

Welche Möglichkeiten große Unternehmen im

Einzelnen haben, lässt sich auf weitere strate-

gische Optionen herunterbrechen:

– Build: Internal realization

Die interne Implementierung und Anwendung

von Innovation ist oft der ideale Weg, um

Tradition und Innovation zu harmonisieren�

– Build: Internal Incubator

Programme zur Förderung junger Start-Ups in

den Räumen des Unternehmens� Die Förde-

rung kann u�a� fi nanzielle, mediale oder perso-

nelle Unterstützung beinhalten� Die Formen

reichen von Ein-Tages-Hackathons bis hin zu

längerfristigen Inkubator Programmen�

Internal

Internal Realization

Core Business BUILD

Intrapeneur Program

Internal Incubator

Innovation Labs

Innovations Teams

BrilliantFactory

DigitalLabs

KickboxProgram

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29

– Build: Intrapreneur Program

Eigenen Mitarbeitern wird als ‚Intrapreneur‘

eine Plattform und Ressourcen zur Verfügung

gestellt, um eigene Ideen weiterzuverfolgen.

Diese reichen von reinen Produktverbesserun-

gen, über neue Kundenservice Angebote bis hin

zur Gründung interner Start-Ups.

– Build: Innovation Labs

Da Innovation selten in einer einzigen Gruppe

gelingen kann, stellen Unternehmen abtei-

lungsübergreifende, multidisziplinäre Teams

zusammen, die Ideen ins gesamte Unterneh-

men tragen können.

– Build: Innovation Teams

Häufi g starten Unternehmen mit eigenen

Mitarbeitern, um innovative Strategien zu

entwickeln und diese in der Rolle von Change

Agents auch umzusetzen.

– Partner: Innovation Fond

Unternehmen beteiligen sich an mehreren

Start-ups, um Erfahrungen zu sammeln und

ggf. ein bestimmtes Start-up stärker an sich zu

binden.

– Partner: External Incubator

Die Unterstützung junger Start-ups über eine

Beteiligung an externen bestehenden Inkubato-

ren oder die Neugründung eines neuen Incu-

bators, der allerdings relativ unternehmensun-

abhängig aufgestellt ist.

– Partner: Academical Cooperations

Diese Partnerschaften zielen oft auf Know-How

Vorsprung und den Zugang zu Talenten.

– Partner: Science Corporations

Der Zusammenschluss von Unternehmen, um

Innovationen und Technologieentwicklung

gemeinsam voranzutreiben. Meist tun sich

Partner zusammen, die unterschiedliches

Know-how und spezifi sche Umsetzungsmög-

lichkeiten in die Kooperation miteinbringen.

– Buy: Investment

Beteiligungen an Start-Ups reichen von kleine-

ren Summen der Seed-Finanzierung bis hin zu

größeren in späteren Finanzierungsrunden.

– Buy: Acquisition

Statt auf interne Innovation zu setzen, kaufen

große Unternehmen zunehmend Start-Ups,

deren Business Modell sich bereits als erfolg-

reich erwiesen hat. Meist handelt es sich daher

um relativ teure Übernahmen.

Fazit

Etablierte Unternehmen haben durchaus gute

Chancen, den Wettbewerb um bahnbrechende

Innovationen zu gewinnen. Ihnen stehen eine

ganze Reihe an Möglichkeiten off en. Interes-

sant ist, dass es sich oft um Innovation von

außen handelt, um entsprechendes Wissen,

neue Technologien oder personelle Expertise

hinzuzugewinnen oder Markteintrittsbarrieren

für Wettbewerber zu schaff en. Doch es gibt

kein One-Size-Fits-All-Innovations-Programm.

Build, Partner or Buy sind unterschiedliche

Optionen, die individuell entwickelt werden

müssen.

Partner

Academical Coorporations

Science Coorporations

External Incubator

Innovations Fond

Acquired Start-Up BUY

Investments

Invested in

bought

around $250 M.

for $200 M.

Acquisition

External

Übersicht

Innovationsstrategien

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30

DIE DIGITALE TRANSFORMATION VERÄNDERT DIE ANFORDERUN-GEN AN DAS PERSONAL

12

30

Die Bedeutung der Digitalisierung ist zwar

in den Chefetagen der großen deutschen

Unternehmen verstanden worden, jedoch

müssen viele Konzerne bei Implementierung

und Ausgestaltung noch einige Blockaden

überwinden. Gravierende Veränderungen

kommen dabei insbesondere auf die Mit-

arbeiter zu: Berufsprofile verändern sich,

die Art des Zusammenarbeitens wandelt

sich und die Anforderungen an das Personal

werden neu gewichtet. Im Fokus der aktuel-

len IFH-Schwerpunktstudie 2016 steht daher

der Erfolgsfaktor Personal in der digitali-

sierten Wirtschaftswelt. Die IFH-Studie ist

auf Handelsunternehmen fokussiert, doch

die Ergebnisse besitzen ebenso Gültigkeit für

jedes andere Unternehmen. Aktuell setzen

deutsche Handelsunternehmen insbeson-

dere auf den internen Ausbau des digitalen

Know-hows. Im gegenwärtigen Umfeld,

in dem Schnelligkeit zählt, ist das aller-

dings nicht ausreichend, da zu langsam.

Interne Maßnahmen im Fokus

Auf welche Mitarbeiterkompetenzen kommt es

im Zuge der Digitalen Transformation wirklich

an? Und wie ist es um den aktuellen Kom-

petenzfit der Mitarbeiter bestellt? Um diese

Fragen zu beantworten, wurden knapp 150

Führungskräfte aus führenden Handelsunter-

nehmen zu ihren konkreten Erwartungen und

Erfahrungen bezüglich der Digitalen Transfor-

mation befragt� Die überwiegende Mehrheit

der befragten Entscheider stuft das digitale

Know-how im eigenen Unternehmen als stark

ausbaufähig ein: Nicht einmal jeder Dritte wür-

de das intern angesiedelte Wissen bezüglich

digitaler Technologien und Prozesse als hoch

oder sehr hoch bezeichnen� Um das zu ändern,

stehen mehrheitlich interne Maßnahmen im

Fokus: Aktuell identifizieren vier von zehn

Befragten digitale Talente unter bestehenden

Mitarbeitern, um sicherzustellen, dass das

benötigte Know-how in ihrer Abteilung vorhan-

den ist� Jeder dritte setzt auf den Austausch

mit anderen Abteilungen innerhalb des Unter-

nehmens� Nur jeder dritte rekrutiert digitale

Experten, um den Know-How Ausbau vor-

wärtszutreiben und nur jeder vierte kooperiert

mit externen Dienstleistern oder Start-Ups�

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Prof. Dr. Werner Reinartz, Direktor der

IFH-Förderung: „Personal weiterzubilden

ist zwar nachhaltig, aber auch vergleichs-

weise langsam. Im gegenwärtigen Umfeld,

wo Schnelligkeit zählt, sollten Unternehmen

besser auf einen Mittelweg setzen: Sowohl

internen Austausch und Weiterbildung for-

cieren, aber auch digitales Know-how von

extern hinzuziehen, durch neue Mitarbeiter

oder die Zusammenarbeit mit Dienstleistern“.

Lernbereitschaft als wichtigste

Mitarbeiterkompetenz

Digitales Know-How ist allerdings für die

Mehrzahl der Befragten nicht das wichtigste

Kriterium: Tatsächlich sehen Entscheider unter

den zwingend notwendigen Top 5-Kompe-

tenzen vor allem solche, die sich unter dem

Schlagwort „Bereitschaft zum Wandel“ oder

auch „Persönlichkeit“ zusammenfassen lassen:

89% der Befragten erachten demnach eine

grundsätzliche Lernbereitschaft unter den

Mitarbeitern als zwingend notwendig und 86%

wünschen sich den sogenannten Blick über den

Tellerrand sowie das damit einhergehende Hin-

terfragen von Gegebenem. Gerade jedoch bei

den drei Top Kompetenzen Lernbereitschaft,

Veränderungswille und Gegebenes hinterfra-

gen, gibt es noch größere Lücken zwischen

Status-quo und Anforderung zu schließen.

Fazit

Interessant sind die Ergebnisse der IFH Studie

v.a. vor dem Hintergrund, dass der Mehrheit

der Unternehmen sehr wohl bewusst ist,

vor welche Herausforderungen die digitale

Transformation sie stellt. Dennoch sind die

Maßnahmen, die sie ergreifen, oft noch voll-

kommen unzureichend. Viele vergessen, dass

Technologie ein Enabler ist, entscheidender

sind die Mitarbeiter und deren Qualifikation.

Wenn diese nicht darauf vorbereitet sind, die

Veränderungen umzusetzen, wird die digitale

Transformation scheitern. Aufrütteln sollte

auch die Erkenntnis, dass v.a. Unternehmen

mit einem niedrigen digitalen Reifegrad eher

auf den langsamen Weg der internen Maßnah-

men setzen. Somit geht die Schere zwischen

den Vorreitern und den Nachzüglern immer

weiter auf. Rein interne Maßnahmen als Ant-

wort sind aber zu kurz gegriffen, sie sind zu

langsam, um Schritt zu halten. Externes Know-

How sollte dringend hinzugezogen werden.

Lernbereitschaft

Status quo Anforderung

Gegebenes hinterfragen

Über den Tellerrand hinaus denken

Bereitschaft vom Kunden her zu denken

Veränderungswille

Kommunikationsfähigkeit

Interdisziplinäre Teamarbeit

Begeisterungsfähigkeit für neue Technologien

Keine Angst vor Rückschlägen

Digitales Know-how

Digitale

Transformation:

Komptenzanforde-

rungen vs� Status Quo,

IFH Köln 2016

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3232

ROADMAP DIGITALE TRANSFORMATION

HANDLUNGSEMPFEHLUNG:

Überblick und realistische Einschätzung verschaff en.

Der erste Schritt zu einer erfolgreichen und effi zienten

Realisierung der digitalen Transformation ist die Kartierung

des Status Quo. Anhand einer Art Check-Liste, auf der alle

wichtigen Themenfelder vermerkt sind, wird für jeden

Wertschöpfungsschritt untersucht, welche Umsetzungser-

folge zu verzeichnen und welche Schritte noch nötig sind,

um ein befriedigendes Level der Digitalisierung zu errei-

chen. Das klingt banal, ist es aufgrund der vielen Themen

und Interdependenzen jedoch nicht. Hinter vielen Fragestel-

lungen verbergen sich weitreichende strategische Entschei-

dungen und Implikationen. So z.B. die Frage betreff end, wie

das IoT Business Model nun zu strukturieren und vermark-

ten ist. Die Optionen „Software-as-a-Service“ oder „Hard-

ware-as-a-Service“ ziehen beispielsweise vollkommen neue

Vertriebsstrukturen und Serviceanforderungen nach sich.

Priorisierung.

Die Liste der Themen, die im Rahmen einer digitalen Trans-

formationsstrategie angegangen werden sollten, ist lang.

Deshalb ist die Priorisierung der Themen besonders wichtig.

Zwischen einigen Themen bestehen zwingende Abhängig-

keiten. So macht eine Analyse von Ökosystem-Optionen erst

Sinn, sobald digitale Produkte angeboten werden. Andere

Interdependenzen sind weniger visibel. So verzahnt bei-

spielsweise die Einführung von Rapid Prototyping und die

Verkürzung von Markteintrittszeiten die Produktentwicklung

stärker mit dem Marketing und dem Vertrieb. Zudem spielen

Product development

eProcurement

Industry 4�0

3D Print

Organi zation

People & Know-how

Digital FactoryDigital ProductDevelopmentD

igit

al

valu

e ch

ain

IoT

valu

e ch

ain

Gen

eral

IoT Products

IoT Business Model

Sourcing Production

Agile Entwicklung• Rapid Prototyping • 3D Druck Prototyping• Agile Entwicklungszyklen

Vernetzte Produkte• Technologie (Sensorik, Netz-

werk, Steuermodule, etc.)• Mehrwertdienste /

-funktionen• Sicherheitsstandards

Vermarktungsoptionen• Software-as-a-service• Hardware-as-a-service• Serviceangebot• Servicebundles

Ökosysteme• Auswahl/Selektion Partner• Vermarktungsstrategie• Rolle im Ökosystem• Ausbau Ökosystem• Servicebundles

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3333

HANDLUNGSEMPFEHLUNG:

die spezifi schen Interessen des Unternehmens und die

individuellen Unternehmensziele bei der Priorisierung eine

Rolle. Außerdem sollte die „digitale Basisausstattung“

stimmen (Internetauftritt auf allen Kanälen, digitaler Ver-

trieb, Multichannel Vertrieb, Nutzung von sozialen Medien

und Integration digitales Marketing in den Media-Mix) bevor

weitergehende Schritte in die Wege geleitet werden.

Konsequente Umsetzung.

„Ein bisschen“ Transformation geht nicht. Die Einführung

vernetzter Produkte wird wenig Wirkung zeigen, wenn kein

Installationssupport und keine Mehrwertdienste dahinter-

stehen. Die Weiterentwicklung digitalisierter Produkte wird

nur gelingen, wenn Nutzungsdaten konsequent erhoben,

analysiert und insbesondere interpretiert werden und der

Aufbau oder die Teilnahme in Ökosystemen kritisch geprüft

wird.

Viele Entscheidungen werden ein hohes Investment und

eine strategische Neuorientierung bedeuten. Um jedoch

nicht in einem sich abzeichnenden „Digital Divide“, in dem

sich die Schere zwischen Anbietern mit und ohne digitalem

Produkt- und Serviceangebot immer weiter öff net, zu den

Verlierern zu gehören, sind diese Entscheidungen trotzdem

nötig und richtig. Eine Roadmap, die die einzelnen Schritte

der digitalen Transformation richtig einordnet, sollte konse-

quent umgesetzt und mit KPIs hinterlegt werden.

eLogistics

Industry 4�0

3D Print

Organi zation

People & Know-how

Digital Marketing

IoT Sales

(Self-Service)eShop via Product

Digital Sales

Digital Customer Service

IoT Applications and Services

Marketing and Sales Service Channels

Web

Connected Self

Mobile

Connected Home

Social

Connected Car

Logistics

Kampagnen• Digital Media• Social Media• Direct marketing• CRM / Onboarding• Search • Kommunikation über

Produkt• Schnittstelle Analog• KPI/ Analytics

Marketing-Mix• Neue Preismodelle• (z.B. Value-based)• Neue, direkte

Distribution• Vermarktung

Software & Service

Plattformen• Website(s)• Digital Commerce• 3rd Party eCommerce• Multichannel Strategie

Automation• Digital Service center• Chat / Chatbot / etc.• Künstliche Intelligenz• Real-Time Datenzugang

Big Data• Datengenerierung• Datenspeicherung• Datenauswertung • Datenverwertung

für Optimierungen & Services

After Sales• Prädiktive Wartung &

Instandhaltung • Cross- und Upsellingop-

tionen • 3D Druck Ersatzteile

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