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Whitepaper Cloud Computing im Mittelstand: Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können November 2012

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Cloud Computing im Mittelstand: Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können November 2012

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 2

© PAC 2012

Pierre Audoin Consultants (PAC) GmbH

Am Kupfergraben 6A

10117 Berlin

Tel.: +49 (0)30 28 52 96 0

Fax: +49 (0)30 28 52 96 29

E-Mail: [email protected]

Web: www.pac-online.de

Kontakt:

Nicole Dufft (+49 [0]30 28 52 96 15, [email protected])

Telekom Deutschland GmbH

Am Propsthof 10

53121 Bonn

Web: www.telekom.de/cloud

Kontakt:

Lutz Fröhlich, Marketing Operations Geschäftskunden

E-Mail: [email protected]

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 3

© PAC 2012

Inhalt

1. Management Summary_______________________________________________5 2. Cloud Computing im Überblick _________________________________________7

2.1 Einführung _____________________________________________________7 2.2 Arten von Cloud Computing_______________________________________10

3. Cloud Computing im Mittelstand _______________________________________13 3.1 Status quo und Trends___________________________________________13 3.2 Nutzenpotenziale im Mittelstand ___________________________________14 3.3 Einsatzbereiche ________________________________________________18 3.4 Anwendungsszenarien___________________________________________22

4. Praktischer Einsatz _________________________________________________24 4.1 Herausforderungen und Erfolgsfaktoren _____________________________24 4.2 Kriterien für die Anbieter- und Lösungsauswahl _______________________27

5. Fazit ____________________________________________________________30 6. Glossar __________________________________________________________31 7. (Weiterführende) Quellen ____________________________________________34

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 4

© PAC 2012

Abbildungen

Service- und Bereitstellungsmodelle von Cloud Computing im Überblick ...................... 12 Nutzung Private und Public Cloud Computing................................................................ 13 Einsatzbereiche für Cloud Computing ............................................................................ 18

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 5

© PAC 2012

1. MANAGEMENT SUMMARY

Cloud Computing ist ein neues IT-Konzept, das Anwenderunternehmen den flexiblen,

bedarfgerechten Bezug von IT-Ressourcen ermöglicht. Dabei reichen die Einsatzgebiete

von Infrastrukturlösungen, z. B. Entwicklungsplattformen, Speicher- und Rechen-

kapazitäten, Sicherheitslösungen,

über Geschäfts- und Office-Anwendungen, z. B. E-Mail, ERP, CRM,

bis hin zu Anwendungen zur Kommunikation und Zusammenarbeit, z. B. Telefonie,

Web- und Videoconferencing.

Mittelständische Unternehmen können mit Cloud Computing zahlreiche Vorteile erzielen.

Dazu zählen:

Verringerung des IT-Investitionsbedarfs und geringere Kapitalbindung

Flexiblere Nutzung von IT-Ressourcen sowie Erhöhung der geschäftlichen Agilität

und Innovationsfähigkeit

Einsparung von Kosten und Ressourcen bei Verwaltung und Kontrolle der IT

Erhöhung der IT-Sicherheit durch Auslagerung der IT ins hochsichere Rechen-

zentrum eines Cloud-Providers

Unterstützung der Mobilität durch Zugriff auf Daten und Anwendungen unabhängig

von Ort und Endgerät

Für die erfolgreiche Nutzung von Cloud Computing müssen sie jedoch die technischen

und rechtlichen Voraussetzungen schaffen und Veränderungsprozesse bei den Mitarbei-

tern berücksichtigen. Zudem ist die sorgfältige Auswahl des passenden Cloud-Modells

sowie eines geeigneten Cloud-Anbieters grundlegend für den Erfolg von Cloud

Computing. Zu den zentralen Kriterien, die bei der Auswahl eines Cloud-Anbieters

berücksichtigt werden müssen, zählen:

Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und Berücksichtigung der

gesetzlichen Datenschutz- und Compliance-Anforderungen

Breite und Umfang des Lösungsportfolios und des Partnernetzes, um möglichst

viele Cloud-Dienste aus einer Hand anbieten zu können

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 6

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Beratungskompetenz und umfassender Kundenservice

Transparente Preis- und Abrechnungsmodelle sowie einfache Administration und

Kontrolle der genutzten Cloud-Services

Integrationsfähigkeit der Cloud-Lösungen

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 7

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2. CLOUD COMPUTING IM ÜBERBLICK

2.1 Einführung

Cloud Computing wird heute als ein Meilenstein in der Entwicklung der Informations- und

Kommunikationstechnologien gesehen – ein neues IT-Paradigma.

Cloud Computing ist primär ein Technologietrend. Allerdings ist die große Aufmerk-

samkeit, die das Thema derzeit erlangt, nicht allein durch neue technische Möglichkeiten

begründet. Vielmehr hat sich das wirtschaftliche Umfeld, in dem Unternehmen agieren,

in den vergangenen 10 Jahren massiv verändert. Damit haben sich auch die Anforde-

rungen an die IT in Unternehmen gewandelt – und Cloud Computing adressiert diese

Veränderungen. So hat sich nicht nur ein Wandel von der Industrie- zur Wissens- und

Dienstleistungsgesellschaft vollzogen, sondern auch von traditionellen Wertschöpfungs-

ketten hin zu globalisierten, vernetzten Geschäftsbeziehungen.

Das hohe Potenzial von Cloud Computing für Anwenderunternehmen, insbesondere im

Hinblick auf Flexibilität, Skalierbarkeit und den effizienten Umgang mit Informationen,

treibt die Nachfrage nach entsprechenden Lösungen. Für die ITK-Branche in Deutsch-

land bietet sich somit ein wichtiges Geschäftsfeld mit enormem Wachstumspotenzial. So

Cloud Computing beschreibt den Ansatz, dass ITK-Infrastrukturen und -Anwendun-

gen nicht mehr von einem Anwenderunternehmen selbst erworben, implementiert

und betrieben, sondern von einem Provider als Dienstleistung bezogen werden.

ITK-Ressourcen werden also nicht mehr lokal auf den Rechnern der Anwender

oder den Servern einzelner Unternehmensstandorte installiert, sondern von einem

Dienstleister – oder auch einer zentralen IT-Abteilung – auf virtualisierten Rechnern

bereitgestellt. Der Zugriff auf Daten und Anwendungen im Rechenzentrum des

Dienstleisters erfolgt in der Regel gesichert über das Internet.

Die Dienste können abhängig vom Bedarf flexibel in Anspruch genommen werden.

Die Abrechnung erfolgt nutzungsbasiert, z. B. je Nutzer pro Monat oder nach

genutztem Speicherplatz. Die Sicherheit und Verfügbarkeit der Ressourcen werden

über Service Level Agreements (SLAs) vom Dienstleister vertraglich garantiert.

Definition Cloud Computing

Cloud Computing adressiert neue Anforderungen an die IT

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 8

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erwartet PAC, dass der Gesamtmarkt für Cloud-basierte Unternehmenslösungen (Public

Cloud, Private Cloud und dazugehörige Project Services) in Deutschland zwischen 2012

und 2016 um schätzungsweise jahresdurchschnittlich 31 % wachsen und 2016 einen

Gesamtwert von über 14 Mrd. Euro erreichen wird.1

Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen verdeutlicht, dass es bisher vor allem

Privatkunden und große Unternehmen sind, die Cloud Computing-Dienste in Anspruch

nehmen. So nutzen viele Privatkunden bereits ausgiebig Möglichkeiten zur Speicherung

z. B. von E-Mails, Fotos, Musik, oder Kontakt- und Adressdaten in der Cloud. Und jedes

zweite Großunternehmen hat bereits Cloud-Lösungen implementiert. Im deutschen

Mittelstand dagegen steht zwar mittlerweile so manches Unternehmen dem Thema offen

und interessiert gegenüber, jedoch sind die tatsächlichen Nutzerzahlen noch sehr gering

(siehe auch Kapitel 3). Dabei sind die Nutzenpotenziale gerade für mittelständische

Unternehmen groß. So macht der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Otto

in einer Keynote deutlich:

Cloud Computing bietet viele Vorteile für den Mittelstand.

Die Unternehmen müssen keine teuren Softwarelizenzen mehr erwerben.

Und sie müssen keine energiehungrigen Rechenzentren selbst einrichten.

Stattdessen können sie genau die IT-Ressourcen beziehen, die sie

tatsächlich brauchen.2

Zugleich ermöglicht Cloud Computing dem Mittelstand den Zugang zu Diensten und

Lösungen, die sie beispielsweise aufgrund zu hoher Kosten oder Komplexität „auf tradi-

tionellem Wege“ nicht hätten beziehen können.

Aber Cloud Computing verändert nicht nur die IT-Nutzung, sondern eröffnet Unter-

nehmen auch neue Möglichkeiten für eigene dienstleistungsorientierte Geschäfts-

1 PAC (2012): SITSI Horizontals: Cloud Computing by Segments – Market Figures - Germany

2 Keynote bei der Auftaktveranstaltung des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten Trusted Cloud-Programms

Bisher profitieren vor allem Großunternehmen von Cloud Computing

Cloud Computing verändert nicht nur die IT-Nutzung, sondern eröffnet neue Möglichkeiten dienstleistungsorientierter Geschäftsmodelle

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 9

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modelle.3 Cloud Computing fungiert mithin als ausgeprägter Wachstums- und Innova-

tionstreiber. Daher hat auch die deutsche Politik das Thema auf seine aktuelle Agenda

gesetzt. So hat bspw. das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)

das „Aktionsprogramm Cloud Computing“ initiiert. Gemeinsam mit Wirtschaft und

Wissenschaft sollen die bestehenden Herausforderungen von Cloud Computing ange-

gangen werden. Diese Aktivitäten erfolgen eingebettet in europäische Politikvorhaben,

wie sie nicht zuletzt in der aktuell veröffentlichten „European Cloud Computing Strategy“

der Europäischen Kommission formuliert sind.4

In der öffentlichen Diskussion rund um das Thema Cloud Computing stehen die

Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz von Cloud Services an vorderster Stelle.

Auch viele Mittelständler sehen deren Gewährleistung beim Cloud Computing eher

kritisch. Hier bricht BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf eine Lanze für die Cloud:

Generell gilt, dass in Cloud-Computing-Strukturen höhere

Sicherheitsstandards zu vernünftigen Kosten realisiert werden können, als

es ein kleines oder mittelständisches Unternehmen selbst leisten kann.

Bei einer zentralisierten Datenhaltung steigt andererseits natürlich die

Gefahr, dass diese von Angreifern attackiert wird, die mit einem Schlag

besonders viele Daten erbeuten wollen. Dennoch ist das Schutzniveau –

bei gleichen Kosten – in einem Rechenzentrum um ein Vielfaches höher

als in einer kleinen Firma.5

3 PAC/Berlecon, et al. (2010): „Das wirtschaftliche Potenzial des Internet der Dienste – eine Studie im Auftrag des BMWi“ 4 Mitteilung der Europäischen Kommission (2012): „Freisetzung des Cloud-Computing-Potenzials in Europa 5 Der Tagesspiegel (2012): „Sicherheit ist eine Frage des Preises“, Interview mit Bitkom-Präsident Kempf vom 04.03.2012

BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 10

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2.2 Arten von Cloud Computing

Servicemodelle In der Regel werden Cloud-Angebote heute in drei verschiedene Servicemodelle ein-

geordnet:

Infrastructure as a Service (IaaS) beschreibt die bedarfsabhängige Nutzung von

Basisinfrastrukturen wie Server-, Speicher- und Netzkapazitäten nebst dazuge-

hörigen Sicherheitsmechanismen („Security as a Service“). Anstatt diese Infra-

strukturen selbst zu erwerben, zu implementieren und zu betreiben, beziehen Unter-

nehmen die benötigten Ressourcen flexibel als Dienstleistung von virtualisierten

Servern eines Providers. So können sie beispielsweise Überkapazitäten verhindern

oder Lastspitzen abdecken, ohne die notwendige Hardware selbst dauerhaft

vorhalten zu müssen.

Platform as a Service (PaaS) bezeichnet die Bereitstellung von Plattformen für die

Entwicklung (webbasierter) Anwendungen. Diese können ohne Eigeninvestitionen

und zu vergleichsweise geringen Kosten eine Entwicklungsumgebung oder Laufzeit-

umgebung nutzen, die alle Hard- und Softwarekomponenten bietet, um den

kompletten Lebenszyklus der Softwareentwicklung und -bereitstellung abzudecken.

Dazu zählen beispielsweise Anwendungsentwicklung, Testing, Integration, Versio-

nierung sowie Betrieb. Häufig bieten diese Cloud-Plattformen auch Infrastrukturen

für Vertrieb, Bereitstellung und Abrechnung von Software über das Internet an.

Software as a Service (SaaS) bezeichnet Anwendungen, die nicht im klassischen

Lizenzmodell von einem Softwareanbieter erworben und auf einem Rechner instal-

liert werden, sondern flexibel und geräteunabhängig über einen Webbrowser

genutzt werden. Der Anbieter betreibt dafür die notwendige IT-Infrastruktur und

sorgt für Verfügbarkeit und Administration der Anwendungen, z. B. Wartung und

Updates. Der Kunde bezahlt dabei nach Umfang und Dauer der Nutzung, z. B.

monatlich pro Mitarbeiter. SaaS-Angebote können sich auf Geschäftsanwendungen

wie Kundenmanagement (CRM) oder Personalwesen (HR) beziehen, sowie auf

Kommunikations- und Kollaborationsanwendungen wie Telefonie, Web- und

Videokonferenzen.

Einige Anbieter wie die Deutsche Telekom differenzieren ihr Angebot daher innerhalb

der beschriebenen Kategorien durch weitere Untergruppen wie zum Beispiel „Desktop

Drei verschiedene Servicemodelle: IaaS, PaaS, SaaS

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 11

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as a Service“, „Collaboration and Communication as a Service“, „Business Apps as a

Service“ oder „Security as a Service“.

Bereitstellungsmodelle Neben den Servicemodellen lassen sich verschiedene Formen der Bereitstellung von

Cloud-Anwendungen und -Infrastrukturen unterscheiden:

Bei Public Cloud Computing werden ITK-Ressourcen von einem externen Dienst-

leister über das Internet bereitgestellt. Dabei teilen sich viele Kunden eine virtuali-

sierte Infrastruktur. Daten und Anwendungen werden zwar auf denselben physi-

schen Rechnern gespeichert, aber mithilfe von Virtualisierungstechnologien logisch

voneinander getrennt.

Im Fall von Private Cloud Computing werden virtualisierte Infrastrukturen nur von

einem Unternehmen genutzt, um beispielsweise mehrere Unternehmensbereiche

und -standorte zentral mit ITK-Ressourcen zu versorgen und entsprechende

Kosteneinsparungen zu erzielen. Private Clouds sind quasi unternehmenseigene

Clouds und können vom Unternehmen selbst aber auch von einem externen

Dienstleister betrieben oder gehostet werden.

Mischformen aus On-Premise- und Public-Cloud-Umgebungen sowie aus Public-

und Private-Cloud-Lösungen werden als hybride Cloud-Infrastrukturen be-

zeichnet. Beispielsweise können Unternehmen bestimmte geschäftskritische An-

wendungen lokal („on premise“) betreiben, andere aus einer Private Cloud beziehen

und weitere über Public-Cloud-Angebote nutzen.

Darüber hinaus gibt es auch sog. Community Clouds. Eine solche Cloud-Infrastruktur

wird von Verbünden mehrerer Unternehmen organisiert und genutzt, um bspw.

branchenspezifischen Anforderungen an Verfügbarkeit und Sicherheit gerecht zu

werden. Ein Beispiel ist der Betrieb von Cloud-Infrastrukturen durch öffentliche IT

Dienstleister, die für Kommunen und Landes- bzw. Bundeseinrichtungen Cloud-basierte

IT-Leistungen erbringen.

Bereitstellungsmodelle: Public, Private, Hybrid und Community Cloud

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 12

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Service- und Bereitstellungsmodelle von Cloud Computing im Überblick

SaaS: Anwendungen

PaaS: Plattformen für die Entwicklung von Anwendungen

IaaS: Basisinfrastruktur wie Server-, Speicher- und

Netzkapazitäten

Public: Geteilte Cloud-Services für mehrere Kunden

Private: Dedizierte Cloud-Services für

ein einzelnes Unternehmen

Community: Cloud-Services für

einen Verbund mehrerer

Unternehmen

Hybrid: Parallele Nutzung von

Private, Public, Community Cloud

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 13

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3. CLOUD COMPUTING IM MITTELSTAND

3.1 Status quo und Trends

Zurückhaltung im deutschen Mittelstand Während sich Großunternehmen bereits intensiv mit den Möglichkeiten von Cloud

Computing auseinandersetzen und von den Vorteilen profitieren, herrscht im deutschen

Mittelstand noch Zurückhaltung vor. So steht jeder zweite ITK-Verantwortliche in mittel-

ständischen Unternehmen6 dem Thema Cloud Computing noch kritisch und ablehnend

gegenüber. In kleinen Unternehmen betrachtet dagegen nur jeder dritte, in Großunter-

nehmen nur jeder vierte IT-Verantwortliche das Cloud-Thema skeptisch.7

Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in den Nutzungszahlen wider. Während die

Hälfte aller Großunternehmen bereits Private-Cloud-Umgebungen implementiert haben,

ist dies nur in einem Viertel der mittelständischen Unternehmen der Fall. Noch deutlich

geringer sind die Nutzungszahlen bei Public Cloud Computing (siehe Abbildung).

Nutzung Private und Public Cloud Computing

6 Unternehmen mit 100-500 Mitarbeitern

7 KPMG und BITKOM (2012): „Cloud-Monitor 2012 – eine Studie von KPMG in Zusammenarbeit mit BITKOM – durchgeführt von PAC“

27

24

41

47

5

10

15

16

20 99 Mitarbeiter

.....................................

100 499 Mitarbeiter

.....................................

500 1.999 Mitarbeiter

.....................................

ab 2.000 Mitarbeiter

0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50

Private Cloud Computing Public Cloud Computing

Anteile (gewichtet) in Prozent der Unternehmen, n = 411 (110, 128, 88, 85)

Clou

dM

onito

r 201

2 K

PMG

/BIT

KOM

, PAC

Nutzung von Private und Public Cloud Computing

Der deutsche Mittelstand ist bei Cloud Computing noch zurückhaltend

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 14

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Gründe und Risiken der Zurückhaltung Einer der wichtigsten Gründe für diese Zurückhaltung im Mittelstand sind nach eigenen

Angaben der Mittelständler vor allem Sicherheitsbedenken. Zudem zweifeln viele Unter-

nehmen am generellen Nutzen von Cloud Computing. Sie werden in diesen Zweifeln

nicht selten von ihren angestammten IT-Beratern unterstützt, die Cloud Computing oft

als Bedrohung für ihr eigenes Kerngeschäft ansehen.

Dass diese Zweifel nicht immer begründet sind, zeigen die überwiegend positiven

Erfahrungen von Unternehmen, die heute bereits Cloud Computing nutzen. So beur-

teilen rund 60 % aller Private-Cloud-Nutzer und 80 % aller Public-Cloud-Nutzer im

„Cloud Monitor 2012“ ihre Erfahrungen als überwiegend oder sehr positiv. Und auch im

Detail zeigt sich, dass viele Bedenken gegenüber Cloud Computing durch das richtige

Vorgehen und eine sorgfältige Auswahl des Providers ausgeräumt werden können

(siehe Kapitel 4).

Damit laufen viele mittelständische Unternehmen Gefahr, die Nutzenpotenziale, die mit

dem Einsatz von Cloud Computing verbunden sind, unausgeschöpft zu lassen.

3.2 Nutzenpotenziale im Mittelstand

Dabei bietet Cloud Computing Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, den spezifischen

geschäftlichen, finanziellen und technischen Herausforderungen im Mittelstand zu be-

gegnen:

Investitionsbedarf und Innovationsfähigkeit Die Geschwindigkeit, mit der auf veränderte Markt- und Kundenanforderungen reagiert

werden kann, ist heute gerade für den Mittelstand ein kritischer Wettbewerbsfaktor. Eine

wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die IT schnell an die veränderten Geschäfts-

anforderungen angepasst werden kann.

Allerdings sind die Budgets für IT-Investitionen im Mittelstand im Vergleich zu Groß-

unternehmen in der Regel sehr viel begrenzter. Damit ist es für mittelständische

Unternehmen bislang schwierig, immer auf die neuesten Technologien zu setzen.

Angesichts der immer kürzeren Technologiezyklen, können sie es sich schlicht nicht

leisten, jedem IT-Trend gerecht zu werden. Schließlich sind mit den einmal implemen-

Viele Bedenken können durch richtiges Vorgehen und sorgfältige Auswahl des Providers ausgeräumt werden.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 15

© PAC 2012

tierten und vor allem funktionierenden Technologien auch längerfristige Abschreibungs-

zyklen verbunden.

Cloud Computing bietet hier die Chance, mit den technologischen Neuerungen besser

Schritt halten zu können. Denn bei as-a-Service-Lösungen entfallen umfangreiche

(Anfangs-) Investitionen bspw. in Infrastruktur, Hardware und Softwarelizenzen. Damit

können Investitionskosten eingespart und fixe in variable Betriebskosten umgewandelt

werden. Die daraus folgende geringere Kapitalbindung und höhere Liquidität ist gerade

für den Mittelstand ein wichtiges Argument für Cloud Computing. Da keine „klassischen“

Abschreibungen mehr anfallen, kann schließlich sehr viel schneller mit innovativen

Technologien auf aktuelle Markttrends reagiert werden. Dies bestätigen auch aktuelle

Studienergebnisse: Rund zwei Drittel der Unternehmen, die heute schon Public-Cloud-

Lösungen im Einsatz haben geben an, dass ihre eigene Innovationsfähigkeit dadurch

zugenommen hat.8

Zudem sorgt der Cloud-Provider dafür, dass seinen Kunden immer die aktuellste Version

einer Software bzw. die aktuellsten Funktionalitäten zur Verfügung stehen. Anwender-

unternehmen können so von technischen Neuerungen profitieren, ohne aufwändige

Neuinstallationen vornehmen zu müssen.

Verwaltung und Kontrolle Neben den Budgets für IT-Anschaffungen sind im Mittelstand meist auch die personellen

Ressourcen und Kompetenzen für Betrieb und Administration der IT begrenzt. So wird

die IT entweder „nebenbei“ oder von einzelnen Mitarbeitern betreut und es gibt oftmals

eine weniger strenge IT-Governance. Dabei wird die Anschaffung und Wartung von

Anwendungen und Endgeräten auch mal den Mitarbeitern oder Fachabteilungen selbst

überlassen. Dies erschwert jedoch sowohl die Kontrolle der Kosten als auch der

(sicheren) Verwendung von Daten und Anwendungen.

Mit Cloud-basierten Lösungen können Unternehmen zum einen wesentliche Kostenein-

sparungen bei Administration und Support realisieren. Sie müssen in sehr viel geringe-

rem Maße als beim Eigenbetrieb Ressourcen und Kompetenzen vorhalten, da Betrieb

und Support zu einem großen Teil durch den Provider abgedeckt werden.

8 KPMG und BITKOM (2012): „Cloud-Monitor 2012 – eine Studie von KPMG in Zusammenarbeit mit BITKOM – durchgeführt von PAC“

Cloud-basierte Lösungen ermöglichen Kosteneinspa-rungen bei Administration und Support

Durch Cloud Computing können Mittelständler mit technologischen Neuerungen besser Schritt halten

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 16

© PAC 2012

Zum anderen besteht ein wesentlicher Vorteil von Cloud-basierten Lösungen darin, dass

die Nutzung von zentraler Stelle aus kontrolliert und gleichzeitig durch die Mitarbeiter

selbst gesteuert werden kann. So können die Mitarbeiter über Serviceportale selbst

entscheiden, welche Applikationen sie benötigen und einsetzen, während über

integrierte Application- und Device-Managementfunktionen der Einsatz kontrolliert wird.

Gleichzeitig bieten bei einigen Cloud-Lösungen Verwaltungsportale einen detaillierten

Überblick über die monatlichen Kosten pro Nutzer oder Fachabteilung. Dies erlaubt eine

sehr viel höhere Transparenz über die Gesamtkosten der IT. Denn in den Nutzungs-

gebühren sind alle Kosten für Hard- und Software, Wartung und Betrieb sowie

gegebenenfalls auch Konnektivität enthalten.

Sicherheit Mittelständische Unternehmen sind selten in der Lage, ein ähnlich hohes Sicherheits-

niveau beim Schutz ihrer IT-Systeme zu gewährleisten wie Großunternehmen. So

befinden sich beispielsweise Server-Schränke oft relativ ungeschützt in den Büro- oder

Kellerräumen, zu denen viele Personen einen Zugang haben.

In den hochprofessionellen Rechenzentren eines Cloud-Anbieters kann die

Datensicherheit - also die Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität der Daten -

dagegen in der Regel sehr viel besser gewährleistet werden. Viele mittelständische

Unternehmen bevorzugen dabei, dass ihre Daten und Anwendungen in einem Cloud-

Rechenzentrum in Deutschland gehosted werden, das z.B. vom Bundesamt für

Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert ist. Die Sicherheitsmaßnahmen der

Rechenzentren reichen von umfangreichen physikalischen Sicherheitsmaßnahmen wie

Brandabschottungen, Kühlsystemen und Zugangskontrollen bis hin zu mehrfach redun-

dant ausgelegten Servern und Leitungen. Darüber hinaus sorgen Cloud-Anbieter im

Rahmen standardisierter Prozesse für regelmäßige Sicherheits-Updates und ein

professionelles Security-Monitoring.

Ein weiterer sicherheitsrelevanter Vorteil des Cloud Computing ist, dass viele Daten

nicht mehr lokal auf den Endgeräten gespeichert werden, sondern zentral im Rechen-

zentrum des Providers. Dieser Vorteil kommt insbesondere bei mobilen Endgeräten zum

Tragen, bei denen die Gefahr groß ist, dass Daten mit den Endgeräten verloren gehen

oder gestohlen werden.

Professionelle Cloud-Rechenzentren gewähr-leisten ein hohes Maß an Sicherheit

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 17

© PAC 2012

Mobilität Viele Prozesse werden heute nicht mehr lokal im Unternehmen abgewickelt, sondern an

unterschiedlichen Unternehmensstandorten, vor Ort beim Kunden, im Home Office oder

bei einem internationalen Projektpartner. Gerade im Mittelstand finden sich viele hoch-

mobile Unternehmen9. ITK-Ressourcen und Anwendungen müssen daher heute überall

verfügbar sein und unabhängig von Ort und Endgeräten genutzt werden können. Denn

Smartphones und Tablet PCs etablieren sich derzeit als fester Bestandteil der IT-

Ausstattung.

Cloud Computing unterstützt diese Anforderungen an Mobilität, denn der Zugriff auf

Daten und Anwendungen aus der Cloud stellt vergleichsweise geringe Ansprüche an die

genutzte Hardware. In der Regel sind ein Browser und ein breitbandiger Internet-

anschluss ausreichend. Nutzer können so unabhängig vom Ort, vom jeweils genutzten

Endgerät und weitgehend unabhängig vom Betriebssystem auf Anwendungen und

Daten zugreifen. Dadurch können Mitarbeiter beispielsweise vom Home Office, im Hotel

oder von mobilen Endgeräten unterwegs mit allen Anwendungen und Daten arbeiten wie

im Büro.

9 PAC/Berlecon (2011): „Enterprise Mobility 2011 – Bestandsaufnahme und Investitionspläne in deutschen Unternehmen“

Mobiler Zugriff auf Daten und Anwendungen in der Cloud ist unabhängig vom Ort und genutzten Endgerät

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 18

© PAC 2012

3.3 Einsatzbereiche

Cloud Computing bietet also gerade für Mittelständler viele Vorteile. Dabei gibt es eine

Reihe verschiedener Anwendungsbereiche, in denen Cloud-Lösungen die spezifischen

Herausforderungen im Mittelstand adressieren können:

Einsatzbereiche für Cloud Computing

Infrastruktur Im Infrastrukturbereich reichen die Cloud-Angebote von Entwicklungs- und Testumge-

bungen über Speicher- und Rechenkapazitäten bis zu Monitoring- und Sicherheits-

lösungen.

Infrastrukturlösungen aus der Cloud ermöglichen es mittelständischen Unternehmen,

Ressourcen schnell und unkompliziert an veränderte Geschäftsanforderungen anzu-

passen und dadurch ihre Flexibilität und Agilität zu erhöhen.

Vernetzung und Zusammenarbeit

Infrastruktur

Geschäftsanwendungen

Audiokonferenzen Web- und Video- konferenzen

Virtuelle Konferenzräume

Speicher- und Rechenkapazitäten

Sicherheits-lösungen Plattformen ...

Kommunikation

Telefonanlagen/ UC-Lösungen

Office-Anwendungen

Text-, Tabellen-, Präsentations-anwendungen

E-Mail/Groupware

CRM BI ERP Branchenspezifische Lösungen

Technische Applikationen

Arb

eits

plat

zlös

ung

UC

C

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 19

© PAC 2012

Gleichzeitig liegen die Infrastrukturkosten bei der Inanspruchnahme von Cloud-Diensten

häufig deutlich niedriger als bei On-Premise-Installationen. Denn Cloud-Provider können

erhebliche Skaleneffekte realisieren, wenn sie eine große Anzahl an Kunden über eine

gemeinsame und hoch skalierbare Infrastruktur bedienen. Gerade Unternehmen, deren

Geschäft das Vorhalten großer Datenbestände erfordert oder deren Rechenlast

deutlichen Schwankungen unterworfen ist, können hier Kosteneinsparungen realisieren.

Denn während unternehmensinterne IT-Ressourcen auf Spitzenlast ausgerichtet sein

müssen, können Cloud-Services bedarfsabhängig genutzt und abgerechnet werden.

Geschäfts- und Office-Anwendungen Im Bereich von Geschäfts- und Office-Anwendungen stehen viele Mittelständler heute

vor der Herausforderung, eine immer komplexere Landschaft von Anwendungen mit

immer kürzeren Softwarerelease-Zyklen zu administrieren. Gleichzeitig nehmen die

Datenmengen sowohl bei einfachen Groupware-Anwendungen wie E-Mail als auch bei

Geschäftsanwendungen im ERP, CRM oder BI-Umfeld massiv zu.

Mit der Cloud-basierten Nutzung von Geschäfts- und Office-Anwendungen können

Mittelständler ihren Mitarbeitern Applikationen immer auf dem neuesten technischen

Stand bereitstellen. Denn Wartung und regelmäßige Updates erfolgen durch den Cloud-

Provider. Gleichzeitig ist der Zugriff von überall und jedem Endgerät möglich.

Dabei kann es sich um sehr komplexe Geschäftsanwendungen wie Warenwirtschafts-,

Kundenmanagement- oder BI-Lösungen handeln, aber auch um Standard-Office-

Anwendungen wie Text-, Tabellen- oder Präsentationsprogramme. Der Cloud-Provider

stellt nicht nur die Anwendungen selbst bereit, sondern auch die dafür notwendige

Infrastruktur und Sicherheitsmechanismen.

Zusammenarbeit Das Thema „Collaboration“ entwickelt sich derzeit zu einem Top-Thema auf der

Investitionsagenda von Unternehmen – auch im Mittelstand. Denn durch die zuneh-

mende Globalisierung sind nicht nur internationale Konzerne, sondern auch mittelstän-

dische Unternehmen immer häufiger Teil komplexer, globaler Wertschöpfungsnetze.

Diese Vernetzung verlangt von ihnen und ihren Mitarbeitern, effizient mit einer wachsen-

den Anzahl an internen und externen Partnern wie Zulieferern, Kunden oder Koope-

rationspartnern zusammenzuarbeiten.

Cloud-Provider können Skaleneffekte realisieren und Kosteneinsparungen an ihre Kunden weiter-geben.

Applikationen werden immer auf dem neuesten technischen Stand bereitgestellt.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 20

© PAC 2012

Anwendungen zur webbasierten Zusammenarbeit wie virtuelle Teamräume oder Web-

und Videoconferencing unterstützen diese neuen Anforderungen. Dabei hat sich im

Bereich „Collaboration“ das Cloud-Modell schon heute als wichtige Alternative etabliert:

Jede vierte eingesetzte Anwendung in diesem Bereich wird heute bereits aus der Cloud

genutzt.10 Insbesondere kleine Unternehmen setzen bei diesen Anwendungen auf das

Cloud-Modell.

Denn die Vorteile des Cloud-Modells – wie verteilter Zugriff von verschiedenen Stand-

orten, Nutzung unterschiedlicher Endgeräte oder die bedarfabhängige Nutzung – kom-

men hier besonders stark zum Tragen.

Kommunikation Neben IT-Diensten werden am Markt zunehmend auch Cloud-Lösungen zur Abdeckung

der Kommunikationsbedürfnisse von Unternehmen im Bereich der Telefonie angeboten.

Dabei sind auch hier die Anforderungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Gerade im Mittelstand sind Kundennähe und Servicequalität wichtige Wettbewerbs-

faktoren. So wollen Kunden beispielsweise den richtigen Ansprechpartner jederzeit

schnell und direkt erreichen können – unabhängig vom Standort und gegebenenfalls

auch mobil. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Einsatz moderner IP-basierter Kommu-

nikationslösungen signifikant an Bedeutung.

Voice over IP (VoIP) bietet u.a. erweiterte Möglichkeiten zur leichteren und kosten-

günstigeren Bereitstellung und Verwaltung der Telefonie an verschiedenen Standorten.

Zudem erleichtert VoIP die Nutzung erweiterter Unified Communication- und Contact-

Center-Funktionalitäten, die Integration von Telefoniefunktionen in

Geschäftsanwendungen (Computer Telephony Integration, CTI) sowie die Anbindung

mobiler Endgeräte. Diese Vorteile werden zwar häufig im Zusammenhang mit dem

Cloud-Konzept genannt, lassen sich jedoch grundsätzlich auch mit vor Ort

implementierten und selbst betriebenen IP-fähigen Telefonanlagen realisieren.

Cloud Computing bietet hier allerdings die Chance, mit begrenzten Risiken auf eine IP-

basierte Kommunikation zu migrieren bzw. deren Vorteile zu testen. Schließlich können

der Nutzungsumfang an den aktuellen Bedarf angepasst und verschiedene Funktiona-

litäten eingebunden werden. Gerade, wenn bestehende TK-Anlagen abgeschrieben sind

10 PAC (2012): „Communication und Collaboration aus der Cloud. Wie weit sind deutsche Unternehmen?“

Das Cloud-Modell hat sich im Bereich „Collaboration“ als wichtige Alternative etabliert.

Telefonielösungen aus der Cloud ermöglichen es, mit begrenzten Risiken auf IP-basierte Kommunikation zu migrieren.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 21

© PAC 2012

oder nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Kommunikationsumgebung

gerecht werden, bietet sich ein Umstieg auf eine Cloud-basierte Lösung an. So können

Unternehmen Investitionen sowie Ressourcen für Betrieb und Wartung einer eigenen

TK-Anlage sparen.

UCC-Lösungen und Arbeitsplätze aus der Cloud Um Mitarbeitern den Umgang mit der zunehmenden Anzahl an Kommunikationskanälen

zu erleichtern, bündeln moderne Unified Communication und Collaboration-Lösungen

die beschriebenen Anwendungen zur Kommunikation und Zusammenarbeit wie

Telefonie, Instant Messaging, Präsenzanzeige oder Web- und Videoconferencing-Tools

unter einer Anwendungsoberfläche. Auch solche Lösungen können einfach und

bedarfgerecht als SaaS aus der Cloud bezogen werden.

Sie ermöglichen moderne, innovative Arbeitsumgebungen, um den steigenden Kunden-

und Marktanforderungen gerecht zu werden, aber auch, um die Attraktivität des Unter-

nehmens für Arbeitnehmer zu erhöhen.

Ebenso lassen sich ganze Arbeitsplatzlösungen aus der Cloud nutzen – häufig unter

dem Begriff „Desktop as a Service“. Dabei wird eine virtualisierte Arbeitsplatzumgebung

endgeräteunabhängig bereitgestellt. Zusätzlich zu Funktionalitäten für Kommunikation

und Zusammenarbeit werden hier auch Office-Anwendungen wie Groupware, Text-,

Tabellen- und Präsentationsanwendungen in einem Komplettpaket angeboten.

Aktuelle Umfragen unter IT-Verantwortlichen zeigen, dass heute jedes zweite

Unternehmen Interesse an einer solchen Cloud-basierten UCC-Lösung mit Telefonie als

integralem Bestandteil hat. Die Bereitstellung ganzer Arbeitsplätze aus der Cloud

beurteilen knapp 40 % der Unternehmen als attraktive Option.11

11 PAC (2012): „Communication und Collaboration aus der Cloud. Wie weit sind deutsche Unternehmen?“

Unternehmen haben großes Interesse an Cloud-basierten Arbeitsplätzen

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 22

© PAC 2012

3.4 Anwendungsszenarien

Um die Einsatzmöglichkeiten von Cloud Computing zu illustrieren, werden im Folgenden

zwei typische mittelständische Anwendungsszenarien dargestellt:

Kleines mittelständisches Unternehmen A Unternehmen A ist ein kleines mittelständisches Unternehmen mit 40 Mitarbeitern an

drei Standorten. Aufgrund der guten Auftragslage konnte Unternehmen A kurzfristig 20

zusätzliche feste und freie Mitarbeiter beschäftigen.

Der einzige IT-Verantwortliche in Unternehmen A suchte einen Weg, die neuen Mitarbei-

ter schnell mit der notwendigen Arbeitsplatzumgebung auszustatten. Dabei bestand die

Herausforderung, dass vor allem die freien Mitarbeiter in der Regel vom Home Office

aus arbeiten und eigene Endgeräte nutzen. Gleichzeitig sind viele Mitarbeiter in Vertrieb

und Außendienst einen Großteil ihrer Arbeitszeit auf Reisen oder vor Ort beim Kunden.

Unternehmen A entschied sich daher für eine Public-Cloud-Lösung, mit der bestehende

und neue Mitarbeiter einfach und von jedem Ort aus auf E-Mail und Kalender sowie auf

einen sicheren, gemeinsamen Dateiordner zugreifen können. Zudem wurde eine Web-

und Videoconferencing-Lösung genutzt, um schnell eine gute Zusammenarbeit zwischen

neuen und bestehenden sowie zwischen festen und freien Mitarbeitern zu ermöglichen.

Alle Anwendungen können per Webbrowser und unabhängig vom jeweiligen Endgerät

genutzt werden. Falls sich die Auftragslage wieder verschlechtern sollte, kann die

Anzahl der gebuchten Nutzer schnell und unkompliziert wieder verringert werden.

Die Software für die Finanzbuchhaltung betreibt Unternehmen A aber weiterhin selbst.

Erst wenn ein Upgrade auf die nächste Version notwendig wird, soll über den Umstieg

auf eine Cloud-Lösung entschieden werden.

Gehobenes mittelständisches Unternehmen Unternehmen B hat sich in den vergangenen 10 Jahren vom kleinen Familienunter-

nehmen zum mittelständischen Unternehmen mit 250 Mitarbeitern an 10 Standorten

entwickelt. Das Unternehmen hat eine historisch gewachsene, heterogene IT-Umge-

bung, die in Teilbereichen bereits virtualisiert ist. Das Unternehmen stellt zwar hohe

Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit, allerdings wird es zunehmend

schwierig, die Server an den verschiedenen Unternehmensstandorten adäquat zu

Neue und freie Mitarbeiter können schnell mit der notwendigen Arbeitsplatz-umgebung ausgestattet werden.

Durch die Private Cloud werden verschiedene Standorte zentral mit IT-Leistungen versorgt. Betrieb und Wartung erfolgen im Rechenzentrum des Cloud-Providers.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 23

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schützen. Da das Geschäft starken saisonalen Schwankungen unterliegt, kommt es –

insbesondere zur Weihnachtszeit – immer wieder zu Kapazitätsengpässen. Während

vieler Monate gibt es jedoch Überkapazitäten.

Unternehmen B möchte gerne die Kosten für IT-Infrastruktur und -Betrieb sukzessive

senken, dabei aber die Kontrolle über seine IT-Prozesse behalten. Gleichzeitig sollen die

IT-Mitarbeiter von administrativen Aufgaben entlastet werden, um sich stärker auf die

wachsenden Anforderungen der Fachbereiche konzentrieren zu können.

Unternehmen B entscheidet sich dafür, Server, Groupware (E-Mail) und eine

Sicherheitslösung in einer Private-Cloud-Umgebung betreiben zu lassen. Betrieb und

Wartung erfolgen im professionellen Rechenzentrum eines Providers mit 24x7-Support.

Von hier können die verschiedenen Unternehmensstandorte zentral mit IT-Leistungen

versorgt werden. Bei saisonalen Schwankungen können jetzt IT-Ressourcen flexibel

gebucht werden. Die Steuerung aller IT-Ressourcen erfolgt durch die IT-Mitarbeiter von

Unternehmen B über ein Self-Service-Portal. Im Bedarfsfall steht ihnen ein persönlicher

Ansprechpartner des Cloud-Providers zur Verfügung.

Um die Mitarbeiter schnell und flexibel mit neuen Tools für Web- und Videoconferencing

auszustatten, nutzt Unternehmen B darüber hinaus eine Collaboration-Lösung aus der

Public Cloud.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 24

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4. PRAKTISCHER EINSATZ

4.1 Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Bei allen Vorteilen von Cloud-Lösungen stellt deren Einsatz mittelständische Unter-

nehmen jedoch auch vor einige Herausforderungen. Der adäquate Umgang mit diesen

Herausforderungen ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung von

Cloud Computing.

Das passende Cloud-Modell wählen Eine Herausforderung, denen sich Unternehmen gegenübersehen, wenn sie die Vorteile

von Cloud Computing nutzen wollen, ist sicher die Auswahl des „richtigen“ Modells aus

der Vielfalt der am Markt verfügbaren Angebote.

Public-Cloud-Lösungen eignen sich vor allem für:

Unternehmen, die großen Wert auf niedrige Kosten legen und von den Skalen-

effekten beim Cloud-Provider profitieren möchten.

Standardanwendungen mit geringen Anforderungen an individuelle Anpassungen

oder die Integration mit anderen Anwendungen.

Die (zeitlich begrenzte) projektorientierte Zusammenarbeit mit hohen Anforderungen

an den mobilen Zugriff.

Private-Cloud-Lösungen eignen sich vor allem für:

Unternehmen, die großen Wert auf die individuelle Gestaltung ihrer IT-

Infrastrukturen und -Anwendungen legen.

Unternehmen, die stärker selbst die Kontrolle über ihre komplette IT-Umgebung

behalten und auf eigenes IT-Know-how nicht verzichten möchten.

Anwendungen, die eine tiefe Integration mit weiteren IT-Lösungen erfordern.

Wie in Abschnitt 2.2 dargestellt, sind in vielen Fällen auch Mischformen aus Public und

Private Clouds – so genannte Hybrid Clouds – sinnvoll. So können beispielsweise indivi-

duelle ERP-Systeme in einer Private Cloud betrieben werden, während standardisierte

Public Cloud: Kostenein-sparungen bei Standard-anwendungen

Private Cloud: Stärkere Individualität und mehr Kontrolle

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 25

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E-Mail-Lösungen sowie Web- und Videoconferencing als Public-Cloud-Service bezogen

werden.

Technische Voraussetzungen schaffen Darüber hinaus erfordert der erfolgreiche Cloud-Einsatz die Schaffung einiger

technischer Voraussetzungen im Unternehmen. So ist das Internet das Rückgrat Cloud-

basierter Services. Ohne ausreichende Bandbreite kann die eigene Internetanbindung

und das Netzwerk schnell zum Flaschenhals werden – und die Performance und

Verfügbarkeit der Cloud-Services beeinträchtigen. Zudem ist bei der Nutzung echtzeit-

basierter Anwendungen wie bspw. Telefonie oder Videoconferencing darauf zu achten,

dass die „Quality of Service“ im eigenen Haus gewährleistet ist. So müssen auf

Netzwerkebene über spezielle Switches Sprachdaten priorisiert oder Netzleitungen dafür

dediziert zur Verfügung gestellt werden. Eine entsprechende Anpassung der eigenen

Netzwerke an die Cloud-Anforderungen ist damit ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Wenn Cloud-Lösungen auch mobil genutzt werden sollen, zählt dazu neben dem

eigenen WLAN auch ein breitbandiger Zugang zu öffentlichen Mobilfunknetzen mit

entsprechender Netzqualität.

Rechtliche Voraussetzungen schaffen Die Schaffung der notwendigen rechtlichen Voraussetzungen, um Cloud Computing im

gesetzlich zulässigen Rahmen umzusetzen, stellt nicht nur für Mittelständler sondern

auch für Großunternehmen eine zentrale Herausforderung dar. Denn es müssen

komplexe Anforderungen des deutschen Rechts zu Datenschutz sowie Compliance-

oder auch Archivierungsvorschriften eingehalten werden.

Aus rechtlicher Sicht, stellt Cloud Computing eine „Auftragsdatenverarbeitung“ nach

Bundesdatenschutzgesetz (BDSG §11) dar, bei der der Auftraggeber für die Einhaltung

der Vorschriften zum Datenschutz verantwortlich bleibt.12 Gerade für den Umgang mit

personenbezogenen Daten, wie solche von Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten,

schreibt das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) besonders strenge Regelungen vor, die

z. B. mit manchen US-Gesetzen nicht vereinbar sind. Dazu zählt auch, dass Daten

12 Hier ist künftig eine Anpassung der EU-Datenschutzverordnung zu erwarten, die es erlaubt, dieses so genannte „Kontrollerfordernis“ durch Testate bzw. Zertifikate von unabhängigen Stellen zu ersetzen.

Ausreichend Bandbreite beim Internetzugang ist ausschlaggebend

Konformität mit deutschem Recht – insbesondere dem Datenschutz – muss ge-währleistet sein.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 26

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innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) verarbeitet werden müssen.

Probleme mit dem Datenschutz lassen sich daher am einfachsten vermeiden, wenn das

deutsche Unternehmen einen Cloud-Anbieter mit einer Auftragsdatenverarbeitung in

einer EU/EWR-Cloud beauftragt. Will das Unternehmen die Dienste eines Cloud-

Providers mit Sitz in den USA nutzen, so muss die Vertragsgestaltung detailliert auf

Konformität mit dem deutschen Rechtsrahmen geprüft werden.13

Eine wesentliche rechtliche Grundlage für Cloud Computing bilden die Service Level

Agreements (SLAs) mit dem Cloud-Provider. Darin müssen alle Leistungen klar

beschrieben und Vereinbarungen z. B. hinsichtlich Speicherort, Zugriffsregelungen,

Verfügbarkeit, Leistungsüberwachung, Back-up, Eskalationsstrategien, Migrationsunter-

stützung, Haftungsfragen, Vertragsbeendigung, etc. klar definiert sein. Kurze Vertrags-

laufzeiten sollten gewährleisten, dass die propagierte Flexibilität des Cloud Computing

auch tatsächlich gewährleistet ist.

Während Public-Cloud-Services meist auf Standard-SLAs basieren, sind die SLAs bei

Private-Cloud-Lösungen in der Regel individuell verhandelbar, wodurch eine Anpassung

an die individuellen Sicherheitsanforderungen beim Kunden möglich ist.

Akzeptanz bei Mitarbeitern sicherstellen Wie bei jeder neuen IT-Lösung ist die Akzeptanz der Mitarbeiter eine grundlegende

Voraussetzung für deren effizienten Einsatz. Zentral ist zum einen die Unterstützung der

IT-Mitarbeiter, die durch Cloud Computing häufig mit einer Veränderung ihrer bisherigen

Rolle konfrontiert sind. Denn sie müssen sich weniger um die reine IT-Adminstration

kümmern und können verstärkt die Geschäftsbereiche in der Umsetzung ihrer strate-

gischen Ziele unterstützen.

Neben den IT-Verantwortlichen entscheiden aber heute immer häufiger auch die Fach-

bereiche über den Einsatz von Cloud-Lösungen. Für sie – ebenso wie für die Endan-

wender – muss der Mehrwert einer Cloud-Lösung nachvollziehbar und erlebbar sein.

Zum Beispiel indem sie sehr einfach zu nutzen ist, den Zugriff auf Daten und

Anwendungen von unterwegs oder im Home Office verbessert oder die Zusammenarbeit

mit Kollegen deutlich vereinfacht.

13 Vgl.: Böken (2012): „Zugriff auf Zuruf“ sowie BITKOM (2010): Cloud Computing – Was Entscheider wissen mü ssen.

Mehrwert einer Cloud-Lösung muss für den An-wender nachvollziehbar und erlebbar sein.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 27

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4.2 Kriterien für die Anbieter- und Lösungsauswahl

Bei der Wahl der passenden Cloud-Lösung bzw. des geeigneten Anbieters sollten

insbesondere die folgenden Punkte beachtet werden:

Gewährleistung der Sicherheit: Eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl

eines Cloud-Anbieters ist das Vertrauen in dessen Fähigkeiten, ein Höchstmaß an

Sicherheit für den Kunden zu gewährleisten. Dazu muss der Anbieter über hoch-

sichere, zertifizierte Rechenzentren verfügen, die den rechtlichen Anforderungen an

Datenschutz und Datensicherheit in Deutschland gerecht werden. Dazu muss der

Anbieter lokale Datenschutz- und Compliance-Anforderungen kennen und

einhalten.

Lösungsportfolio: Je größer das Portfolio an Infrastruktur-Diensten, Netzzugang

und Anwendungen, die ein Cloud-Provider aus einer Hand anbieten kann, umso

einfacher und risikoloser gestaltet sich die Nutzung für den Kunden. Viele Cloud-

Anbieter starten daher derzeit ihre eigenen Cloud-Marktplätze oder Cloud-

Plattformen. Dort können Anwenderunternehmen z. B. die Cloud-Dienste verschie-

dener Anbieter finden, miteinander kombinieren und beziehen. Im Optimalfall bietet

der Betreiber der Cloud-Plattform seinen Kunden die Abrechnung, Vertrags-

gestaltung und Qualitätssicherung der bezogenen Cloud-Dienste Ende-zu-Ende und

aus einer Hand an. Für den Cloud-Kunden reduziert das die Anzahl der Cloud-

Vertragspartner, was besonders im Problemfall einen wesentlichen Vorteil darstellt.

Partnerökosystem: Eng verbunden mit dem Umfang des Lösungsportfolios ist

auch das Partnernetzwerk eines Cloud-Anbieters. Je mehr Partner auf der

Entwicklungs- und Umsetzungsseite das Angebot des Anbieters ergänzen und

bereichern können, umso besser können auch individuelle Anforderungen auf

Kundenseite abgedeckt werden.

Beratungskompetenz: Obwohl Cloud-Lösungen – insbesondere aus der Public

Cloud – in der Regel mit sehr viel geringerem Aufwand implementiert werden

können, erfordert ihr Einsatz dennoch eine sorgfältige Planung, eine durchdachte

Umsetzungsstrategie und häufig auch eine Integration mit bestehenden IT-

Systemen. Bei der Anbieterauswahl sollte daher berücksichtigt werden, dass eine

kompetente Beratung für die jeweiligen Lösungen gewährleistet ist und gegebenen-

falls individuelle Lösungen auf Basis des Cloud-Angebots umgesetzt werden

Beim Umstieg auf eine Cloud-Lösung können kompetente Berater bei Planung, Umsetzung und Integration unterstützen.

Je größer das Cloud-Portfolio, das ein Anbieter aus einer Hand anbieten kann, umso einfacher und risikoloser ist die Nutzung für den Kunden.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 28

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können. Dies kann entweder durch Beratungsteams des Cloud-Anbieters selbst

oder durch Partner mit entsprechender Cloud-Kompetenz erfolgen. Diese sollten

auch auf die spezifischen Anforderungen im Mittelstand eingehen können.

Kundenservice: Gerade wenn weniger eigene IT-Kompetenzen und -Ressourcen

vorgehalten werden, sollte der Cloud-Anbieter rund um die Uhr, sieben Tage pro

Woche einen qualifizierten Support für seine Kunden anbieten können.

Transparente Preis- und Abrechnungsmodelle: Die höhere Kostentransparenz

ist ein wesentliches Argument für Cloud Computing. Um diesen Vorteil aber tatsäch-

lich realisieren zu können, muss ein transparentes Preismodell zur Anwendung

kommen, das alle anfallenden Kosten aufzeigt, z. B. auch einmalige Implementie-

rungskosten oder zusätzliche Servicepauschalen. Eine besonders hohe Kosten-

transparenz ist für Cloud-Kunden vor allem dann gewährleistet, wenn der Anbieter

die Kosten pro Nutzer auch inklusive aller Kosten für die Festnetz und Mobilfunk-

Nutzung ausweisen und abrechnen kann.

Einfache Administration und Kontrolle: Die Verwaltung der Cloud-Services sollte

über eine einfache Administrationsoberfläche erfolgen können. Diese sollte es

ermöglichen, einen einfachen Überblick über Nutzer, Endgeräte, Anwendungen und

Kosten an verschiedenen Standorten oder in verschiedenen Geschäftsbereichen zu

erhalten. Nutzer müssen einfach angelegt und Rechte vergeben werden können,

ebenso wie zusätzliche IT-Ressourcen einfach hinzugebucht werden sollten.

Integrationsfähigkeit: Anwenderunternehmen wollen bei der Umsetzung ihrer IT-

Landschaften heute in der Regel bereits bestehende On-Premise-Lösungen mit

Cloud-Lösungen integrieren oder die Cloud-Lösungen verschiedener Anbieter

miteinander kombinieren. Cloud-Anbieter sollten daher die Interoperabilität ihrer

Technologien mit den Lösungen anderer Anbieter, beispielsweise durch die

Nutzung einheitlicher Standards, gewährleisten können. Schließlich erschweren

proprietäre Lösungen den Wechsel in eine andere Cloud-Umgebung und verur-

sachen hohe Migrationskosten auf andere Schnittstellen, die zu einer entsprechend

hohen Abhängigkeit vom jeweiligen Anbieter führen.14

Flexibilität: Um tatsächlich eine hohe Flexibilität der IT-Nutzung durch Cloud

Computing zu gewährleisten, müssen Cloud-Services, wie beispielsweise virtuelle

14 Vgl. auch: BITKOM (2009): „Cloud Computing – Evolution in der Technik, Revolution im Business“

Einfache Administrations-oberflächen sorgen für Kostentransparenz und Verwaltung der Cloud-Services

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 29

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Serverkapazitäten, auch flexibel und problemlos zwischen Cloud-Nutzer und Cloud-

Anbieter verschoben werden können. Gerade die Rückführung von Daten oder IT-

Ressourcen aus einer Cloud in die On-Premise-Umgebung des

Anwenderunternehmens stellt jedoch oft eine technische Herausforderung dar. Hier

sollte der Cloud-Provider entsprechende technische und vertragliche

Lösungsansätze anbieten können.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 30

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5. FAZIT

Die Ausführungen haben gezeigt, dass mit dem Einsatz von Cloud Computing für

Mittelständler viele Vorteile einhergehen können. Durch die flexible, bedarfgerechte IT-

Nutzung sowie die Bereitstellung von Daten und Anwendungen unabhängig von Stand-

ort und genutztem Endgerät können Agilität und Effizienz des Geschäfts deutlich erhöht

werden.

Allerdings zeigt ein Blick auf den Status quo, dass viele Mittelständler heute dem Thema

Cloud Computing noch äußerst zurückhaltend gegenüberstehen. Damit verschenken sie

gegebenenfalls wichtige Nutzenpotenziale. Ihre Bedenken hinsichtlich Sicherheit und

Verfügbarkeit der IT sind nicht vollkommen unbegründet, lassen sich aber durch eine

sorgfältige Planung und Auswahl eines geeigneten Cloud-Anbieters sowie des

passenden Cloud-Modells in der Regel ausräumen.

Dank der hohen Flexibilität von Cloud-Angeboten können mittelständische Unternehmen

die Lösungen auch zunächst relativ unkompliziert in abgegrenzten Bereichen testen.

Dies kann zum Beispiel für bestimmte – zunächst weniger geschäftskritische Anwen-

dungsbereiche – wie Web- und Videoconferencing erfolgen oder auch für bestimmte

z. B. hochmobile Mitarbeitergruppen oder neue Unternehmensstandorte. Eine schritt-

weise Ausweitung der Cloud-Nutzung, beispielsweise nach Abschreibung einer be-

stehenden Hardware oder beim notwendigen Upgrade auf eine neue Softwareversion,

kann in der Folge nach und nach vorgenommen werden. So lassen sich auch eventuell

bestehende Bedenken z. B. bei IT-Mitarbeitern und notwendige Veränderungsprozesse

besser adressieren.

Angesichts der Vielfalt der am Markt angebotenen Cloud-Lösungen sollten Unternehmen

allerdings darauf achten, nicht eine heterogene On-Premise-IT durch eine heterogene

Cloud-Landschaft zu ersetzen. Eine effiziente Cloud-Umgebung erfordert die Zusam-

menarbeit mit einer möglichst begrenzten Anzahl an Cloud-Providern, die verschiedenen

Lösungsbausteine (unterschiedlicher Partner) aus einer Hand bei Übernahme der

Gesamtverantwortung anbieten können. Dabei sollte auch der Zugang zu breitbandigen

Fest- und Mobilfunknetzen berücksichtigt werden.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 31

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6. GLOSSAR

BI Business Intelligence: IT-Anwendungen zur Datenauswertung

und -analyse

BDSG Deutsches Bundesdatenschutzgesetz, regelt zusammen mit

den Datenschutzgesetzen der Länder den Umgang mit perso-

nenbezogenen Daten, die in IT-Systemen oder manuell verar-

beitet werden.

Cloud-Provider IT-Anbieter, der Cloud-Dienstleistungen zur Verfügung stellt

CRM Customer Relationship Management: Software zur Verwaltung

und Steuerung von Kundendaten

CTI Computer Telephony Integration: Einbindung von Kommunika-

tionsfunktionalitäten in IT-Anwendungen, abgehende und ein-

gehende Anrufe werden bspw. auf dem Desktop angezeigt

Datenschutz Schutz personenbezogener Daten vor Missbrauch bei ihrer

Speicherung, Übermittlung, Veränderung und Löschung

(Datenverarbeitung) (§ 1 Abs. 1 Bundesdatenschutzgesetz)

Datensicherheit Sicherstellung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit

aller relevanter Informationen eines Unternehmens oder einer

Organisation einschließlich personenbezogener Daten

ERP Enterprise Resource Planning: Software zur Verwaltung und

Steuerung der vorhandenen Unternehmensressourcen wie Ka-

pital, Betriebsmittel oder Personal

EWR Europäischer Wirtschaftsraum: EU-Mitgliedsstaaten sowie Is-

land, Liechtenstein und Norwegen

HR Human Resources: IT-Anwendungen zum Personal-

management

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 32

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Hybrid Cloud Mischformen aus On-Premise- und Public-Cloud-Umgebungen

sowie aus Public- und Private-Cloud-Lösungen

IaaS Infrastructure as a Service: Basisinfrastrukturen wie Server-,

Speicher- und Netzkapazitäten nebst dazugehörigen Sicher-

heitsmechanismen werden aus der Cloud bereitgestellt

ITK Informations- und Kommunikationstechnologien

On-Premise Eigenbetrieb: ITK-Ressourcen werden vom Unternehmen selbst

angeschafft und an eigenen Standorten betrieben

PaaS Platform as a Service: Bereitstellung von Plattformen für die

Entwicklung von Anwendungen

Personenbezo-

gene Daten

Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse

einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person

Private Cloud Virtualisierte Infrastrukturen werden nur von einem Unter-

nehmen genutzt, um bspw. mehrere Unternehmensbereiche

und -standorte zentral mit ITK-Ressourcen zu versorgen.

Private Clouds sind unternehmenseigen und können vom

Unternehmen selbst („Interne Private Cloud“), aber auch von

einem externen Dienstleister betrieben („Managed Private

Cloud“) oder gehostet werden („Hosted Private Cloud“).

Project Services Beratungs-, Implementierungs- und Integrationsleistungen

Public Cloud ITK-Ressourcen werden von einem externen Dienstleister über

das Internet bereitgestellt. Dabei teilen sich viele Kunden eine

virtualisierte Infrastruktur. Daten und Anwendungen werden

zwar auf denselben physischen Rechnern gespeichert, aber

mithilfe von Virtualisierungstechnologien logisch voneinander

getrennt.

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 33

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SaaS Software as a Service: Anwendungen, die nicht im klassischen

Lizenzmodell von einem Softwareanbieter erworben und auf

einem Rechner installiert, sondern über einen Webbrowser

genutzt werden.

SLA Service Level Agreements: Dienstleistungs- bzw. Dienstgüte-

vereinbarung bspw. über Sicherheit, Verfügbarkeit und Qualität

UCC Unified Communication and Collaboration: Konzept zur

Bündelung verschiedener Kommunikationskanäle und Kollabo-

rationsanwendungen mit Integration in IT-Anwendungen. So ist

es z. B. möglich, aus dem E-Mail-Programm einen Telefonanruf

direkt zu starten.

VoIP Voice over IP: IP-basierte Sprachkommunikation

Web- und

Videoconferen-

cing

Software zur echtzeitbasierten visuellen Kommunikation zwi-

schen zwei und mehr Personen

WLAN Wireless Local Network: drahtloses, lokales (Funk-) Netzwerk

Cloud Computing im Mittelstand Wie Unternehmen vom neuen IT-Trend profitieren können 34

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7. (WEITERFÜHRENDE) QUELLEN

BITKOM (2009): Cloud Computing – Evolution in der Technik, Revolution im

Business. BITKOM-Leitfaden

URL: http://www.bitkom.org/de/themen/36129_61111.aspx

BITKOM (2010): Cloud Computing – Was Entscheider wissen mü ssen. Ein ganz-

heitlicher Blick ü ber die Technik hinaus.

KPMG und BITKOM 2012: Cloud-Monitor 2012 – eine Studie von KPMG in Zusam-

menarbeit mit BITKOM – durchgeführt von PAC

URL: http://www.kpmg.de/Publikationen/30336.htm

Mitteilung der Europäischen Kommission 2012: Freisetzung des Cloud-Computing-

Potenzials in Europa; URL:

http://www.parlament.gv.at/PAKT/EU/XXIV/EU/09/24/EU_92498/imfname_1037642

1.pdf

PAC (2012): SITSI Horizontals: Cloud Computing by Segments – Market Figures -

Germany

PAC/Berlecon, International Business School of Services Management (ISS),

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) (2010): „Das wirtschaftliche

Potenzial des Internet der Dienste – eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums

für Wirtschaft und Technologie (BMWi)“

URL: http://www.berlecon.de/studien/downloads/Berlecon_IDD.pdf

PAC/Berlecon (2012): Communication und Collaboration aus der Cloud. Wie weit

sind deutsche Unternehmen?

PAC/Berlecon (2011): „Enterprise Mobility 2011 – Bestandsaufnahme und Investi-

tionspläne in deutschen Unternehmen“

Corinna Visser (Der Tagesspiegel) 2012: „Sicherheit ist eine Frage des Preises“,

Interview mit Bitkom-Präsident Kempf vom 04.03.2012;

URL: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bitkom-praesident-kempf-sicherheit-ist-

eine-frage-des-preises/6283470.html

Arnd Böken (2012): „Zugriff auf Zuruf“, URL: http://www.heise.de/ix/artikel/Zugriff-

auf-Zuruf-1394430.html

Über Telekom Deutschland GmbH

Die Deutsche Telekom gehört zu den führenden Dienstleistungsunternehmen im Telekommunikations- und IT-

Markt. Im Bereich Geschäftskunden der Telekom Deutschland GmbH bündelt der Konzern alle Leistungen für

kleine, mittlere und große Unternehmen sowie für Freiberufler und Selbstständige.

Telekom Deutschland betreut hierzulande rund 2,7 Millionen Geschäftskunden. Das Unternehmen bietet ein

integriertes Portfolio aus Festnetz-, Mobilfunk- und IT-Leistungen für das vernetzte Leben und Arbeiten. Damit

stärkt der Anbieter die Wettbewerbsfähigkeit seiner Geschäftskunden und ermöglicht es ihnen, neue Effizienz-

und Wertschöpfungspotenziale zu erschließen. Entscheidend aus Sicht der Kunden: Sie haben stets nur einen

Ansprechpartner für alle Anforderungen an die Informationstechnik und Telekommunikation. Der

Geschäftskundenbereich ist in Deutschland mit Vertrieb, Kundenservice und technischem Service

flächendeckend präsent.

Zum Portfolio der Telekom Deutschland GmbH gehören neben Festnetz- und Mobiltelefonie,

Internetanbindungen, Endgeräten, Tarifen und Anwendungen der Informationstechnik insbesondere Cloud-

Services aus der TelekomCloud. Dabei übernimmt die Telekom als erster Anbieter durchgängig die Ende-zu-

Ende-Verantwortung für Connectivity, Betrieb, Leistungsangebot, Abrechnung und Datensicherheit. Die Telekom

bietet Leistungen aus sechs Kategorien als Managed IT-Services an: Platform as a Service, Infrastructure as a

Service, Desktop as a Service, Business Applications as a Service, Communication and Collaboration as a

Service und Security as a Service.

Über Pierre Audoin Consultants

PAC liefert fokussierte und objektive Antworten auf die Wachstumsherausforderungen der Akteure im Markt für

Informations- und Kommunikationstechnologie (ITK) – von der Strategie bis zur Umsetzung.

Pierre Audoin Consultants wurde 1976 gegründet und ist ein unabhängiges Marktanalyse- und

Beratungsunternehmen für den Software- und ITK-Services-Markt. Wir unterstützen ITK-Anbieter mit

quantitativen und qualitativen Marktanalysen sowie strategischer und operativer Beratung. CIOs und

Finanzinvestoren beraten wir bei der Bewertung von ITK-Anbietern und -Lösungen und begleiten sie bei ihren

Investitionsentscheidungen. Öffentliche Organisationen und Verbände bauen auf unsere Analysen und

Empfehlungen als Grundlage für die Gestaltung ihrer ITK-Politik.

Weitere Informationen unter www.pac-online.de.