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1 MMW-Fortschr. Med. Nr. 8 / 2013 (155. Jg.) NACH SCHLAGANFALL Blutdruck an beiden Armen messen! Abweichungen von 10 mmHg beim Blut- druck zwischen beiden Oberarmen sind ein Alarmzeichen nach einem Schlaganfall: Das Risiko, innerhalb von drei Jahren zu ster- ben, ist dann um ein Vielfaches erhöht. Schon vor zwei Jahren wurde berichtet, dass Unterschiede zwischen beiden Armen von 10–15 mmHg systolisch eine erhöhte Sterberate bei Hypertonikern nach sich zieht. Besonders dramatisch scheint dies bei Patienten mit TIA oder ischämischem Insult zu sein. Koreanische Neurologen hat- ten in einer retrospektiven Analyse Daten von 834 Schlaganfall- und TIA-Patienten ausgewertet, für die Messungen an beiden Oberarmen vorlagen. Der Blutdruck war bei den Patienten innerhalb von sieben Tagen nach dem Schlaganfall gemessen worden. Etwa 10% aller Patienten zeigten Druck- unterschiede von mehr als 10 mmHg zwi- schen beiden Armen, etwa 6% fielen durch ähnliche diastolische Differenzen auf. Innerhalb der nächsten drei Jahre starben etwa 11%. Für Patienten mit einer Interarm- differenz von über 10 mmHg ergab sich ei- ne knapp zweifach erhöhte Gesamtsterbe- rate, die kardiovaskulär bedingte Mortalität war um das Zweieinhalbfache höher als bei Patienten ohne derartige Druckdifferenzen. Bei Patienten mit diastolischen Differenzen von über 10 mmHg waren sowohl die Ge- samtmortalität als auch die kardiovaskulär bedingte Sterberate um das Dreieinhalbfa- che höher als bei Pa- tienten ohne große Druckdifferenzen. Neurology 2013; 80: 1457–1464 AKTUELLE MEDIZIN Dr. med. Dirk Einecke Chefredakteur dirk.einecke @springer.com MIGRÄNE MIT AURA Gefahr für Hirn und Herz Patienten, die an Migräne mit Aura leiden, tragen ein höheres Risiko für Schlaganfälle und kardiovaskuläre Erkrankungen. Erklä- ren lässt sich dies laut einer norwegischen Studie zum Teil mit dem Vorliegen traditio- neller Risikofaktoren. Eine Arbeitsgruppe um den Neurologen Bendik Winsvold hatte in eine Kohortenstu- die 20 000 Probanden einbezogen, die zu Beginn der Untersuchung kein metabo- lisches Syndrom aufwiesen. Im Mittel wur- den sie 11,3 Jahre nachbeobachtet. Die ku- mulative Inzidenz des metabolischen Syn- droms erreichte dabei 14,6%. Im Ergebnis zeigte sich, dass Migräne mit Aura im Verlauf von elf Jahren mit einer er- höhten Neigung zu ungünstigen kardio- vaskulären Risikoprofilen einherging. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Verän- derungen der Blutglukose, des Bauchum- fangs und des HDL-Cholesterins. Die Wahr- scheinlichkeit, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, stieg bei Migränikern mit Aura, die zusätzlich rauchten, um 110% und bei Nichtrauchern aus dieser Gruppe um 39% – jeweils im Vergleich zu Kontroll- personen, die keine Kopfschmerzen hatten. Bei Migräne ohne Aura lag das metabo- lische Risiko um 26% höher. Nicht als Mi- gräne klassifiziertes Kopfweh steigerte die Gefahr um 22%. Bei den beiden letztge- nannten Kopfschmerzformen waren keine Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern festzustellen. „Traditionelle Risikofaktoren stellen wo- möglich einen der Mechanismen dar, mit denen sich das erhöhte kardiovaskuläre Risiko von Migränikern mit Aura erklären lässt“, resümieren Winsvold und Kollegen ihre Resultate. Sie halten es für ratsam, das Herz-Kreislauf-Risiko von Patienten aus die- ser Gruppe besonders aufmerksam zu überwachen. PAIN online 10. April; doi: 10.1016/j.pain.2013.04.007 HYPERTONIE WHO empfiehlt Kalium Eine umfangreiche Metaanalyse bestätigt den Zusammenhang zwischen einer hohen Kaliumaufnahme und einem verringerten Blutdruck. Bei Hypertonikern bewirkt der Analyse zufolge eine hohe Kaliumaufnah- me eine Verringerung des systolischen Blut- drucks um 3,49 mmHg und des dias- tolischen Blutdrucks um 1,96 mmHg. Das relative Schlaganfallrisiko wird dabei um 24% vermindert. Der größ- te schützende Effekt wird der Analyse zufolge erzielt, wenn pro Tag mindes- tens 90 mmol/l, also etwa 350 mg/dl, aufgenommen werden. In ihrer aktu- alisierten Leitlinie empfiehlt die WHO nierengesunden Erwachsenen die Aufnahme von mindestens 3510 mg Kalium pro Tag. BMJ 2013;346:f1378 Top gelesen auf springermedizin.de 1. Allergische Rhinitis: Unterschätztes Volksleiden 4383596 2. Nicht unter 120 mmHg! Warnung vor zu starker Blutdrucksenkung 4236476 3. Dossier: Notfallchecklisten für die Praxis 441134 4. Blickdiagnose interaktiv: Schmerz- hafte Rötung an der Stirn 4149758 5. Video: Orale Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern 4286152 Die Beiträge finden Sie, indem Sie auf www.springermedizin.de die ID- Nummer in die Suche eingeben. © photos.com

WHO empfiehlt Kalium

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1MMW-Fortschr. Med. Nr. 8 / 2013 (155. Jg.)

NACH SCHLAGANFALL

Blutdruck an beiden Armen messen!Abweichungen von 10 mmHg beim Blut-druck zwischen beiden Oberarmen sind ein Alarmzeichen nach einem Schlaganfall: Das Risiko, innerhalb von drei Jahren zu ster-ben, ist dann um ein Vielfaches erhöht.Schon vor zwei Jahren wurde berichtet, dass Unterschiede zwischen beiden Armen von 10–15 mmHg systolisch eine erhöhte Sterberate bei Hypertonikern nach sich zieht. Besonders dramatisch scheint dies bei Patienten mit TIA oder ischämischem Insult zu sein. Koreanische Neurologen hat-ten in einer retrospektiven Analyse Daten von 834 Schlaganfall- und TIA-Patienten ausgewertet, für die Messungen an beiden Oberarmen vorlagen. Der Blutdruck war bei den Patienten innerhalb von sieben Tagen nach dem Schlaganfall gemessen worden. Etwa 10% aller Patienten zeigten Druck-

unterschiede von mehr als 10 mmHg zwi-schen beiden Armen, etwa 6% fielen durch ähnliche diastolische Differenzen auf. Innerhalb der nächsten drei Jahre starben etwa 11%. Für Patienten mit einer Interarm-differenz von über 10 mmHg ergab sich ei-ne knapp zweifach erhöhte Gesamtsterbe-rate, die kardiovaskulär bedingte Mortalität war um das Zweieinhalbfache höher als bei Patienten ohne derartige Druckdifferenzen. Bei Patienten mit diastolischen Differenzen von über 10 mmHg waren sowohl die Ge-samtmortalität als auch die kardiovaskulär bedingte Sterberate um das Dreieinhalbfa-che höher als bei Pa-tienten ohne große Druckdifferenzen.Neurology 2013; 80: 1457–1464

AKTUELLE MEDIZIN

Dr. med. Dirk EineckeChefredakteur

dirk.einecke @springer.com

MIGRÄNE MIT AURA

Gefahr für Hirn und Herz Patienten, die an Migräne mit Aura leiden, tragen ein höheres Risiko für Schlaganfälle und kardiovaskuläre Erkrankungen. Erklä-ren lässt sich dies laut einer norwegischen Studie zum Teil mit dem Vorliegen traditio-neller Risikofaktoren.Eine Arbeitsgruppe um den Neurologen Bendik Winsvold hatte in eine Kohortenstu-die 20 000 Probanden einbezogen, die zu Beginn der Untersuchung kein metabo-lisches Syndrom aufwiesen. Im Mittel wur-den sie 11,3 Jahre nachbeobachtet. Die ku-mulative Inzidenz des metabolischen Syn-droms erreichte dabei 14,6%.Im Ergebnis zeigte sich, dass Migräne mit Aura im Verlauf von elf Jahren mit einer er-höhten Neigung zu ungünstigen kardio-vaskulären Risikoprofilen einherging. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Verän-derungen der Blutglukose, des Bauchum-fangs und des HDL-Cholesterins. Die Wahr-scheinlichkeit, ein metabolisches Syndrom

zu entwickeln, stieg bei Migränikern mit Aura, die zusätzlich rauchten, um 110% und bei Nichtrauchern aus dieser Gruppe um 39% – jeweils im Vergleich zu Kontroll-personen, die keine Kopfschmerzen hatten. Bei Migräne ohne Aura lag das metabo-lische Risiko um 26% höher. Nicht als Mi-gräne klassifiziertes Kopfweh steigerte die Gefahr um 22%. Bei den beiden letztge-nannten Kopfschmerzformen waren keine Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern festzustellen. „Traditionelle Risikofaktoren stellen wo-möglich einen der Mechanismen dar, mit denen sich das erhöhte kardiovaskuläre Risiko von Migränikern mit Aura erklären lässt“, resümieren Winsvold und Kollegen ihre Resultate. Sie halten es für ratsam, das Herz-Kreislauf-Risiko von Patienten aus die-ser Gruppe besonders aufmerksam zu überwachen.PAIN online 10. April; doi: 10.1016/j.pain.2013.04.007

HYPERTONIE

WHO empfiehlt KaliumEine umfangreiche Metaanalyse bestätigt den Zusammenhang zwischen einer hohen Kaliumaufnahme und einem verringerten Blutdruck. Bei Hypertonikern bewirkt der Analyse zufolge eine hohe Kaliumaufnah-me eine Verringerung des systolischen Blut-

drucks um 3,49 mmHg und des dias-tolischen Blutdrucks um 1,96 mmHg. Das relative Schlaganfallrisiko wird dabei um 24% vermindert. Der größ-te schützende Effekt wird der Analyse zufolge erzielt, wenn pro Tag mindes-tens 90 mmol/l, also etwa 350 mg/dl, aufgenommen werden. In ihrer aktu-alisierten Leitlinie empfiehlt die WHO

nierengesunden Erwachsenen die Aufnahme von mindestens 3510 mg Kalium pro Tag. BMJ 2013;346:f1378

Top gelesen auf springermedizin.de

1. Allergische Rhinitis: Unterschätztes Volksleiden 43835962. Nicht unter 120 mmHg! Warnung vor zu starker Blutdrucksenkung

4236476 3. Dossier: Notfallchecklisten für die Praxis 441134 4. Blickdiagnose interaktiv: Schmerz-hafte Rötung an der Stirn 4149758 5. Video: Orale Gerinnungshemmer bei Vorho�immern 4286152

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