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Der folgende Beitrag handelt von IngoSchellhammer, einem Wirtschaftsinforma-tiker im Business Technology Office derinternationalen UnternehmensberatungMcKinsey & Company. Es ist diesmal keinArtikel von Studierenden, aber mit Sicher-heit fur Studierende. Der Berufseinstiegvon Herrn Schellhammer zeigt beispielhaftdie Herausforderungen und Karrierechan-cen, die eine strategische Unternehmens-beratung einem Wirtschaftsinformatikerbieten kann. Insbesondere fur Studierende,die kurz vor dem Abschluss Ihres Studi-ums stehen oder es gerade erfolgreich be-endet haben, kann der Artikel eine Orien-tierungshilfe bei der Berufswahl sein.Auch kunftig gilt: Wenn Ihr Vorschlage
oder Ideen fur das Studierendenforumhabt, oder vielleicht selbst etwas schreibenmochtet, so wendet Euch bitte an uns. ZurKontaktaufnahme genugen eine E-Mail, ei-
ne Postkarte oder ein Anruf. �ber EureZuschriften freuen wir uns.
Consultantan der Schnittstellevon Business und Technologie
Viele Unternehmen befinden sich im Sogeiner sich rasch globalisierenden Weltwirt-schaft. Unternehmen, die hierbei den An-schluss verlieren, spielen schnell nur nochin der 2. Liga. Dies wollen die wenigsten,doch die neue Grenzenlosigkeit ist nichtohne Tucken. Hersteller von komplexenProdukten wie Autos mussen beispielswei-se heute oft hunderte von Standorten undLieferanten miteinander vernetzen. Bei derAbstimmung von Produktentwicklungund -qualitat entsteht so zwangslaufig eingewaltiger Kommunikationsbedarf, zu des-sen Bewaltigung immer mehr Unterneh-men die Moglichkeiten der modernen In-formationstechnologie nutzen.Am Beispiel des Supply-Chain-Manage-
ments lasst sich das Verhaltnis zwischenBusiness und Technologie gut verdeutli-chen. Die Unternehmen suchen verstarktnach Wegen, wie sie ihre strategischen Un-ternehmensziele mithilfe von IT-Losungenumsetzen konnen. Auf diesen spezifischenBeratungsbedarf seiner Klienten hat dieTopmanagement-Beratung McKinsey &Company reagiert und bereits 1997 dasBusiness Technology Office (BTO) gegrun-det. In dem funktional ausgerichteten Of-fice der weltweit tatigen Unternehmens-beratung arbeiten mehr als 400Consultants, die von beiden Aufgabenfel-dern viel verstehen – vom Business ebensowie von Technologie.Einer von ihnen ist Ingo Schellhammer.
Algorithmen zu entwerfen, komplexe Da-tenstrukturen zu beherrschen und nach
kniffligen Losungen zu suchen, hat denfruheren Preistrager des Bundeswett-bewerbs Informatik bereits als Schuler fas-ziniert. Doch eine berufliche Karriere aus-schließlich als Informatiker erschien IngoSchellhammer, der Physik und Franzosischin Oberstufe als Leistungskurse belegt hatund sich seit langem fur Politik und Wirt-schaft sowie Fremdsprachen interessiert,schon fruh als zu einseitig.
Technologie ja,aber nicht nur
Ingo Schellhammer halt nichts von fachli-chen Scheuklappen. Der Wunsch, Kom-petenzen auf mehreren Feldern zu ent-wickeln, zieht sich wie ein roter Fadendurch sein bisheriges Leben. Daher schlosser nach neun Semestern nicht nur sein Stu-dium an der Universitat Munster als diplo-mierter Wirtschaftsinformatiker ab, son-dern hatte zu diesem Zeitpunkt parallelschon ein Diplom in Betriebswirtschafts-lehre an der Ecole Superieure de Commer-ce de Montpellier erworben.Bereits als Student sammelte Ingo Schell-
hammer erste Erfahrungen als Consultant.Wahrend eines 6-monatigen Praktikumsbei einem Technologieberatungsunterneh-men half er, ein Webportal aufzubauen, dasUnternehmen bei der Zusammenarbeit mitKunden unterstutzt. Die Tatigkeit war sehrinteressant, „aber unter dem Strich war derSchwerpunkt zu techniklastig. Der Ma-nagementbezug fehlte mir“, so sein Fazitam Ende des Praktikums.Wenig spater ergab sich dann auf einer
Karrieremesse der erste Kontakt zum Busi-ness Technology Office von McKinsey.Anschließend zeichnete sich eine außerstattraktive Option fur den Berufseinstiegab. Denn der Problemlosungsansatz des
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 6, S. 464–466
Zuschriften bitte an
Universitat Karlsruhe (TH)Institut fur Informationswirtschaft und-managementLehrstuhl Informationsbetriebs-wirtschaftslehreProf. Dr. Ch. WeinhardtRedaktion Studierendenforumz. Hd. Dipl.-Wi.-Ing. Henner GimpelEnglerstraße 1476131 Karlsruhe0721 [email protected]
WI – StudierendenforumAusgabe 71
WI – Studierendenforum
BTO an der Schnittstelle zwischen Busi-ness und Technologie bot Ingo Schellham-mer die Moglichkeit, seine Kenntnisse ausdem Informatikstudium mit seinem Inte-resse an ubergreifenden unternehmerischenFragestellungen zu verbinden.
Respektvor großem Namen
Der Name „McKinsey“ war Ingo Schell-hammer nicht unbekannt – im Gegenteil.„Ich hatte großten Respekt vor der Arbeitund dem Ruf von McKinsey“, sagt er. Die-ser sowie die starke Orientierung an Wer-ten gaben fur ihn schließlich den Aus-schlag, sich fur McKinsey und gegen dieAngebote von Wettbewerbern zu entschei-den.Das Auswahlverfahren, der so genannte
„Marathon“, bei McKinsey verlief dannbesser als erwartet. Dabei galt es mehrereInterviews mit jungeren Beratern, Projekt-leitern und Partnern von McKinsey sowieFallbeispiele zu meistern. Imponiert hatden Wirtschaftsinformatiker daran ins-besondere die Offenheit und Glaubwur-digkeit der Gesprachspartner. Denn wich-tig war den Interviewern herauszufinden,ob man zueinander passt. Zudem galt es,Problemlosungsfahigkeiten zu demonstrie-ren. „Fur mich waren die Interviews he-rausfordernde Gesprache, in denen es vorallem darum ging, in konstruktiver Weiseein Problem zu strukturieren und eigeneLosungsideen dafur zu entwickeln“, erin-nert Ingo Schellhammer sich.Seine Fahigkeiten konnte er dann in der
Praxis schnell unter Beweis stellen. Direktnach dem Einfuhrungstag im DusseldorferBuro von McKinsey kam er auf ein Bera-ter-Team, das ein großes deutsches Logis-tikunternehmen bei dessen Borsengangunterstutzte. Ingo Schellhammers Aufgabewar es, die IT-Kapitel der Borsenstorysvon Wettbewerbern des Klienten aus-zuwerten und Empfehlungen fur denKlienten abzuleiten. Unterstutzt haben ihndabei die umfangreichen Informationsres-sourcen und die Zusammenarbeit mit Re-search-Analysten von McKinsey. Den an-fanglichen Bedenken, ob die damit zuubernehmende Verantwortung moglicher-weise zu groß ware, war schnell die Be-rechtigung entzogen. Außerdem konnte ersich auf seine Kollegen verlassen: „DasTeam und vor allem der Projektleiter ha-ben mich in diesen ersten Tagen wirklichfabelhaft unterstutzt“, erinnert sich der
Wirtschaftsinformatiker. Wann immer In-go Schellhammer Fragen hatte, half ihmder Rat der erfahreneren Kollegen weiter.Am meisten gelernt, so sagt er im Ruck-blick, hat er in der Einstiegsphase dannauch durch Zuhoren und Diskutieren.Nach vier sehr erlebnis- und lehrreichen
Wochen stand dann fur ihn die Teilnahmean einem Training auf dem Programm, dasdie McKinsey-spezifischen Methoden ver-mittelt. An der AlpineUniversity in Kitz-buhel traf er dazu auf Kolleginnen undKollegen aus anderen Buros weltweit, diewie er erst wenige Wochen zuvor beiMcKinsey eingestiegen waren.
IT ist kein Selbstzweck
Wie abwechslungsreich die Arbeit einesBTO-Beraters tatsachlich ist, zeigte sichsehr schnell bei den Folgeprojekten. Nachdem Auftakt in der Logistikbranche arbei-tete Ingo Schellhammer u. a. auf Studien inder Finanzdienstleistungsbranche, in derKonsumguterindustrie und in der Pharma-branche.Bei dem Logistikprojekt unterstutzte
der Wirtschaftsinformatiker mit seinemTeam eine große deutsche Retailbank da-bei, eine Multikanalarchitektur zu ent-wickeln. Den Kunden des Klientenunter-nehmens sollte ein konsistenter Auftrittsowie Services geboten werden, die nahtlosineinander ubergreifen. Dieser Anspruchließ sich nur auf Basis einer modernen, in-tegrierten IT-Systemlandschaft realisieren.Fur das Team war es deshalb zunachstwichtig, die Anforderungen an die kanal-ubergreifenden Geschaftsprozesse desKlienten darzustellen und in Kriterien furdie kunftige IT-Systemlandschaft zu uber-setzen.Ganz anders lautete die Aufgabenstel-
lung bei dem Projekt in der Konsumguter-industrie. Dort stellte die IT fur das Klien-tenunternehmen in erster Linie einnotwendiges Produktionsmittel dar – undzwar eines, das immer kostenintensiverwurde. Genauer: Die Kosten fur die um-fangreiche IT drohten aus dem Ruder zulaufen. Um das Problem zu losen, standdas Team vor der Aufgabe, die gesamte IT-Landschaft des Unternehmens auf denPrufstand zu stellen. In enger Abstimmungmit dem CIO wurde anschließend das IT-System nach Optimierungspotenzialendurchforstet. Fur Ingo Schellhammer ma-chen gerade diese fur die Topmanagement-beratung typischen direkten Kontakt zurobersten Leitungsebene des Klienten und
der damit verbundenen Moglichkeit, einenganzheitlichen Blick das Unternehmen zuwerfen, die besondere Anziehungskraft imConsulting aus.
Im dritten Projekt ging es – diesmal inder Pharmabranche – darum, die Effizienzder Forschung und Entwicklung eines in-ternational tatigen Unternehmens zu star-ken. Dazu sollte fur die Standorte inFrankreich, den USA und Deutschlandeine einheitliche Plattform fur denAustausch der Forschungsergebnisse imRahmen des computergestutzten Wirk-stoffscreenings entwickelt werden. DerKlient wollte dazu einen bereits vorhande-nen Losungsvorschlag nochmals von ei-nem unabhangigen Dritten prufen lassen.Da kam McKinsey ins Spiel. Das Berater-team setzte sich aus amerikanischen unddeutschen Consultants aus der weltweitenPharma-Practice von McKinsey bzw. demBTO zusammen. Fur Ingo Schellhammerbestand der Reiz bei diesem Projekt vorallem darin, unterschiedliche Beratungs-kulturen und Arbeitsstile kennen zu ler-nen: „Interessant war zu sehen, dass inden USA ein anderer Arbeitsstil gepflegtwird, als er in der europaischen Geschafts-welt ublich ist. So ist man in den USA bei-spielsweise eher bereit, fruhzeitig Ent-scheidungen unter Unsicherheit zu fallen.In Europa wurde man hingegen in ver-gleichbaren Entscheidungssituationen zu-meist deutlich umfangreichere Analysendurchfuhren.“Noch wichtiger als die Internationalitat
der Projekte ist es Ingo Schellhammer, inden Teams immer wieder mit neuen inte-ressanten und inspirierenden Personlich-keiten zusammenarbeiten zu konnen. „Ichwar schon gleich zu Beginn meiner Bera-terlaufbahn positiv uberrascht davon, wieweitgehend mir die Kollegen vertraut undwie viel sie mir auch zugetraut haben“, sagter. Gerade diese fruhe �bernahme vonVerantwortung habe entscheidend dazubeigetragen, in relativ kurzer Zeit sehr vielWissen aufzubauen und sich schneller wei-terzuentwickeln, als dies anderswo moglichgewesen ware.
An der intensiven Arbeit in den Teamsschatzt der Wirtschaftsinformatiker vor al-lem die intellektuelle Herausforderung unddie Art und Weise, wie sich die Berater beider gemeinsamen Suche nach der bestenLosung gegenseitig begeistern; zugleichaber auch die Moglichkeit, nach langenStunden die Arbeit beiseite zu schiebenund sich mit den Teamkollegen uber ande-re Dinge auszutauschen.
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Bezahlte Auszeitfur Promotion
Nach zwei Jahren Projektarbeit in unter-schiedlichen Branchen ging Ingo Schell-hammer wie geplant in den Fellow Leave.Das Fellowship-Programm ist das Ein-stiegsprogramm von McKinsey fur Hoch-schulabsolventen mit einem Studien-abschluss. Das Besondere: Fellows werdenfur eine zweite akademische Qualifikationfreigestellt, wahlweise fur einen MBA odereine Promotion. Dafur wird ihnen das Ge-halt im ersten Jahr des Fellow Leave vollweiter bezahlt. McKinsey ubernimmt da-ruber hinaus bis zu 50% der Studien-gebuhren.Das Interessante an diesem Angebot be-
steht außerdem darin, dass den Teilneh-mern die Entscheidung freigestellt wird, obsie nach der Auszeit weiter als Berater ar-beiten oder sich neu orientieren wollen.„Diese Offenheit hat mich von Anfang anuberzeugt und fur das Fellowship-Pro-gramm eingenommen“, sagt Ingo Schell-hammer. Denn als er bei McKinsey anfing,wusste er zunachst nicht, wie lange er beider Firma wurde bleiben wollen. Das Endedes Fellow Leave ist deshalb wie eine Za-sur, ein Zeitpunkt, an dem man innehaltenund sich selbst noch einmal fragen kann,ob das Consulting (noch) die richtige Kar-riere ist. Ein zweiter Aspekt des Fellow-ship-Programms war Ingo Schellhammerallerdings nicht minder wichtig. Denn uberall der praxisorientierten Beratungstatigkeitwollte er die akademische Welt nicht volligaus den Augen verlieren. Daher entschieder sich, drei Jahre an der Hamburger Uni-
versitat zu verbringen, und konnte im Maidieses Jahres seine Doktorarbeit uber sub-lineares, strukturbasiertes virtuelles Scree-ning im pharmazeutischen Wirkstoffdesignvorlegen.„Die Unterstutzung wahrend meiner
Promotion hatte ich mir nicht besser vor-stellen konnen“, sagt er ruckblickend.Denn auch im Leave konnte Ingo Schell-hammer die komplette Infrastruktur vonMcKinsey nutzen und hatte vielfach Gele-genheit, sich mit Experten der Unterneh-mensberatung uber sein Forschungsprojektauszutauschen. Daruber hinaus profitierteer auch davon, dass er trotz des Leave wei-terhin voll in das Office-Leben integriertblieb.Als Ingo Schellhammer am Ende seiner
Promotion vor der Entscheidung stand, ober sich beruflich neu orientieren oder wei-ter als Consultant arbeiten wollte, war esihm wichtig, die Vorzuge einer Beraterlauf-bahn bei McKinsey und die Zugestandnis-se, die sie nun einmal erforderlich macht,genau gegeneinander abzuwagen.Bei seiner Projektarbeit hat er die Vor-
zuge schatzen gelernt, in relativ kurzer Zeitzahlreiche unterschiedliche Branchen undFunktionen bei Unternehmen im In- undAusland kennen zu lernen, mit interessan-ten Kolleginnen und Kollegen sowie Mit-arbeitern der Klienten zusammen zu arbei-ten und sich so personlich sehr dynamischweiter zu entwickeln.Zugleich macht dies aber auch einige Zu-
gestandnisse erforderlich. Berater ent-wickeln Losungen und bereiten die Ent-scheidungen des Managements derKlienten vor. Nicht immer konnen sie da-bei den gewunschten vollen Einfluss auf
die Umsetzung ihrer Losungen nehmen;und auch nicht immer sind sie zugegen,wenn die Fruchte ihrer Arbeit zum Tragenkommen. Hinzu kommt, dass gerade dieTopmanagement-Beratung einen hohenZeiteinsatz erfordert, der mitunter zu Las-ten anderer Interessen geht.Fur Ingo Schellhammer uberwogen die
Vorteile. Deshalb stieg er nach dem Endeseiner Promotion wieder bei McKinseyein. Als Senior Associate peilt er nun dennachsten Karriereschritt ein, die Beforde-rung zum Projektleiter. Auf diese neueRolle konnte er sich immerhin schon aufseinen beiden bisher letzten Studien vor-bereiten, bei denen er bereits als Junior-Projektleiter verantwortlich war.Studierenden der Wirtschaftsinformatik
und ahnlicher Studienrichtungen mochteIngo Schellhammer vor allem einen Rat ge-ben: „Scheut euch nicht, euch fur die kei-neswegs nur Wirtschaftswissenschaftlernvorbehaltene Tatigkeit des Topmanage-ment-Beraters zu interessieren, und habtkeine Angst vor den großen Namen ausder Welt des Business. Insbesondere dieKombination von wirtschaftswissenschaft-lichem Verstandnis und fundierten IT-Kenntnissen ist im Consulting gefragt.“ Sogesehen ist es denn auch kein Zufall, dasssich bei McKinsey & Company gerade un-ter den Beratern des Business TechnologieOffice besonders viele Wirtschaftsinforma-tiker finden.
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Kontakt:Ingo Schellhammer,Senior Associate im Hamburger Burovon McKinsey & Company, Inc.
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