Wie Der Mensch Morlaisch Wurde

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  • 7/23/2019 Wie Der Mensch Morlaisch Wurde

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    Westdeutscher Rundfunk Kln 2015Dieses Manuskript einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulssig. Insbesondere darf das Manuskript weder

    vervielfltigt, verbreitet oder ffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder ffentlich zugnglich gemacht ) werden.

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Ursprung der EthikWie der Mensch moralisch wurdeVon Martin Hubert

    Atmo 1: Babygeschrei

    Sprecher:Hat das Baby Hunger? Will es die Brust? Will es herumgetragen werden?

    Atmo 1: Babygeschrei

    Sprecher:Tut etwas weh? Irgendetwas ist da, was herausgeschrien werden muss. Spontanund hemmungslos.

    Atmo 1: Babygeschrei

    Sprecherin:Menschenbabys: unschuldige, bedrftige und radikal auf sich selbst bezogeneWesen.

    Atmo 1: Babygeschrei

    Atmo 2: streitende Kinder

    PinaAlso es gibt ja auch bei uns Schulregeln und manche laufen dann im Schulgebuderum und prgeln sich da und manche fliegen auch noch die Treppe runter, ja, undhauen sich und so. Das ist ja eigentlich nicht erlaubt.

    Sprecher:Pina, acht Jahre alt.

    MerleAbsichtlich schummeln ist jetzt nicht so toll.

    Sprecher:Merle, ihre 11-jhrige Schwester.

    MerleWeil wenn du es selber bld findest, dann machst du es auch lieber nicht selber.

    Sprecherin:Acht und elf Jahre alte Kinder. Zwei Mdchen, die einerseits moralische Normen undRegeln kennen.

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    Westdeutscher Rundfunk Kln 2015Dieses Manuskript einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulssig. Insbesondere darf das Manuskript weder

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Sprecher:Du darfst andere nicht schlagen und niemanden betrgen.

    3Sprecherin:Und die diese moralischen Werte andererseits abgrenzen knnen gegenberVorschriften, die einfach nur Konventionen sind, um das Miteinander zu regeln.

    Sprecher:Wer etwas sagen will, meldet sich. In der Schulpause verlsst man dasKlassenzimmer! Bei Rot geht man nicht ber die Strae.

    Merle:Sonst ist es ja irgendwie auch bld fr die anderen und auch bld fr dich.

    Sprecherin:Wie wird aus einem triebhaften Energiebndel namens Baby ein moralischesWesen, das begreift, dass nicht alles erlaubt ist? Wie hat sich Moral berhauptentwickelt? Philosophen zerbrechen sich darber schon seit Jahrhunderten denKopf. Biologen suchen nach den Wurzeln der Moral in der Evolution. UndEntwicklungspsychologen versuchen herauszubekommen, ob Moral angeboren istoder nur ein Produkt von Erziehung und sozialem Druck. Dazu haben sieGedankenspiele konstruiert, Dilemmata, schwer zu lsende moralische Konfliktflle.

    Sprecher:

    Das Heinz-Dilemma: Die Frau von Heinz ist schwer erkrankt, vielleicht wird sie baldsterben. Es gibt ein teures Medikament, das ihr helfen knnte. Aber dieKrankenkassen bezahlen es nicht und Heinz hat nicht gengend Geld. Darf er Geldstehlen, um seiner kranken Frau zu helfen?

    Sprecherin:Der amerikanische Psychologe Lawrence Kohlberg nutzte bereits in den 70er- und80er-Jahren solche Tests, um herauszufinden, wie sich Moral entwickelt. Am Anfang,so behauptete er in seiner einflussreichen Theorie, stehe keine moralische Anlage,sondern allein die Angst vor Strafe und der Gehorsam vor Autoritten. Kleine Kinder,meinte Kohlberg, hielten sich nur an Regeln, weil sie sich vor Sanktionen frchteten.Beim Heinz-Dilemma sagten die Vier- bis Siebenjhrigen tatschlich oft, dass Heinznicht stehlen drfe, weil er sonst bestraft wrde. Kritiker wenden gegenberKohlbergs Ansatz jedoch ein, dass sein Blick auf die Moral viel zu eng war. DerMnsteraner Philosoph Kurt Bayertz zum Beispiel meint, dass sich frhe moralischeEinstellungen nicht allein ber zugespitzte moralische Konflikte testen lassen.

    Kurt BayertzMoralische Erziehung ist selten etwas, was extra passiert, so wie man englischeVokabeln lernt, sondern das passiert im Spiel, in der Erziehung gemeinsam mitanderen Dingen, auch im Vorlesen von Geschichten, im Fernsehengucken kommt

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    Westdeutscher Rundfunk Kln 2015Dieses Manuskript einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulssig. Insbesondere darf das Manuskript weder

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    berall Moral als eine Komponente vor, aber selten isoliert als nur Moral. Daspassiert dann spter in der Schule vielleicht, aber bei Kindern ist das nicht der Fall.

    Sprecherin:Und noch weniger bei Babys.

    Sprecher:Die Mutter hlt ein Spielzeug hoch und lsst es durch die Luft sausen. Der Kleinejauchzt und strampelt. Pltzlich beginnt er zu jammern. Die Mutter streichelt seinGesicht. Der Kleine entspannt sich, das Lcheln kommt zurck. Die Mutter lacht undnickt dem Kleinen zu

    Sprecher:Bewegungen, Laute, Blicke. Mal gehen sie vom Baby aus und die Mutter antwortet.

    Dann initiiert die Mutter ein reges Wechselspiel, ein intimes Hin und Her.

    Sprecherin:Studien zeigen, dass Babys von frh an ber Mimik, Gestik und Laute sozialeErfahrungen machen. Wie reagiert der andere auf mich? Wie kann ich andere zubestimmten Handlungen bringen? Dabei zeigen Babys und Kleinkinder auch schonZeichen von Mitgefhl. Sie weinen zum Beispiel mit, wenn andere weinen. Oder sietrsten. Auerdem helfen sie. [Bereits 18 Monate alte Babys schieben frErwachsene etwas zur Seite, wenn sie merken, dass diese gerade keine Hand freihaben, um es selbst zu tun.] Das seien unerlssliche Voraussetzungen fr Moral,meint Monika Keller, Psychologin am Max-Planck-Institut fr Bildungsforschung in

    Berlin. Babys, die mitfhlen und helfen, orientieren sich bereits am Wohl anderer.Und das sei noch nicht alles:

    Monika KellerWenn man Kindernalso die sind dann natrlich schon ein halbes Jahr altundman zeigt Ihnen jetzt kleine Situationen oder spielt die ihnen vor, wo eine Puppe eineandere behindert. Und man darf nachher auswhlen, mit welcher Puppe man spielenmchte: die, die den anderen behindert hat oder die, die dem anderen geholfen hat.Dann greifen Kinder nach der Puppe, die dem anderen geholfen hat. Und das ist insehr vielen Varianten durchgespielt worden und ich finde das eigentlich sehrinteressant. Egal jetzt ob es Moralentwicklung ist oder nicht, aber es gibt offenbar

    eine Sensibilitt dafr, ob jemand Gutes einem anderen tut oder Bses einemanderen tut.

    Sprecherin:Der Psychologe Paul Bloom von der amerikanischen Yale-Universitt hat vielesolcher Experimente durchgefhrt. Seitdem ist er davon berzeugt, dass bereitskleine Kinder einen angeborenen Moralsinn besitzen, einen Sinn dafr haben, wasgutes und was schlechtes Verhalten ist. Die Frage ist allerdings, wie stark diesermoralische Sinn ist. In Experimenten zeigt er sich auch bei lteren Kindernaber inunterschiedlicher Ausprgung.

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    Sprecher:Das Florian-Dilemma: Florian liebt gebrannte Mandeln ber alles. Sein Freund

    Thomas hat sich eine Tte davon vom eigenen Taschengeld gekauft, will aber nichtsabgeben. Dann verlsst er fr kurze Zeit das Zimmer, lsst die Mandeln jedochliegen. Frage eins: Kann Florian von den gebrannten Mandeln seines Freundesnaschen?

    PinaAlso er kann schon, ja!

    Sprecher: antwortet Pina, die 8-Jhrige.

    PinaAber er darf es eigentlich nicht, weil der andere das ja gekauft hat. Man kann ihndann ja suchen und ihm die Tte geben.

    Sprecher:Die Antwort von Merle, der 11-Jhrigen:

    MerleEigentlich nein, weil es sind ja die gebrannten Mandeln von seinem Freund, und erknnte ihn ja vorher fragen: Knnte ich vielleicht ein paar Mandeln von dir haben,weil ich mag die so gerne.

    Sprecherin:Ab dem vierten Lebensjahr sagt eine groe Zahl der Kinder bei diesem Test, dassFlorian die gebrannten Mandeln nicht nehmen drfe, weil das nicht gut sei. Siescheinen also eindeutig zu wissen, was gut und was schlecht ist. Zunchst einmal.

    Sprecher:Frage zwei: Was meinst du, wie sich Florian fhlt, nachdem er alle gebranntenMandeln aufgegessen hat: Gut oder schlecht?

    Pina: Groer Schnaufer

    Sprecher:Jngere Kinder wie die 8-jhrige Pina haben Schwierigkeiten mit dieser Frage. Sieknnen den Widerspruch zwischen der moralischen Regel und der egoistischePerspektive nicht auflsen: Man stiehlt nicht versus Man fhlt sich einfach gut,wenn man genascht hat. Viele jngere Kinder sagen dann auch, Florian fhle sichgut.

    MerleJa, weil er ja jetzt diesen leckeren Geschmack im Mund hat und weil er die einfach

    total gerne mag und deswegen fhlt er sich vielleicht einfach gutaber vielleicht

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    auch ein bisschen schlecht, weil er hat ja die Mandeln von seinem Freund gegessenund vielleicht bemerkt er dann erst hinterher, dass es ja eigentlich nicht gut war und

    dass er damit halt die Freundschaft zu dem Thomas riskiert hat.

    Sprecher:ltere Kinder wie Merle dagegen knnen beide Perspektiven aufeinander beziehenund darber nachdenken. ber die moralische Perspektive, die einschrnkt, waserlaubt istund ber die Perspektive des begierigen Ego, das sich freut, wenn esbekommt, was es will.

    Sprecherin:Monika Keller schliet aus solchen Testergebnissen: Die moralische Kompetenz vonKindern ist beeindruckend, aber auch widersprchlich. Sie besitzen von frh an einen

    moralischen Sinn und ein moralisches Wissen ber Gut und Bse. Aber bei vielenvon ihnen ist es noch nicht zum inneren persnlichen Bedrfnis geworden, die Weltmoralisch vordringlich zu bewerten und entsprechend zu handeln. Sie sind zwischenmoralischer Regel und persnlichen Interessen hin und hergerissen. Nicht seltenhalten sie sich dann doch wieder nur an moralische Regeln, weil sie Angst davorhaben, erwischt zu werden.

    Sprecherin:Moral ist eine komplizierte Angelegenheit. Anders als der Pionier der moralischenEntwicklungstheorie Lawrence Kohlberg vermutete, haben Menschen offenbar vonfrh an einen Sinn fr Moral. Aber nicht jeder handelt deswegen moralisch. Insofern

    hatte Kohlberg recht, wenn er die Bedeutung von Sanktionen unterstrich. Kann dieEvolutionsgeschichte genauer erklren, wie so etwas Fragiles wie Moral berhauptentstehen konnte und wie weit ihr Einfluss reicht?

    Franz WuketitsWir sind geborene Kleingruppenwesen. Die lngste Zeit unserer Evolution sind wir inkleinen Gruppen oder kleinen Horden mit 20, 30, 50, wahrscheinlich immer wenigerals 100 Individuen als Jger und Sammler herum marschiert. Und in diesen kleinenGruppen haben sich die Grundmuster unseres sozialen und auch des moralischenVerhaltens entwickelt und stabilisiert.

    Sprecherin:Der sterreichische Biologe Franz Wuketits vom Konrad-Lorenz-Institut frEvolutions- und Kognitionsforschung in Altenberg. Die Evolutionsbiologen sind sichweitgehend einig, dass ein moralisches Bewusstsein in den Jger-undSammlergesellschaften vor etwa zwanzig- bis hunderttausend Jahren entstand,manche datieren das noch weiter zurck. In diesen berschaubaren Gesellschaftengingen die Gruppenmitglieder zusammen auf die Jagd, sammelten Pflanzen undteilten die Ausbeute gemeinschaftlich. Franz Wuketits warnt jedoch davor, darinschon einen Beleg fr eine weitentwickelte menschliche Vernunft zu sehen.

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    WuketitsAlso mit der menschlichen Vernunft ist es nicht allzu weit her, zunchst einmal. Und

    zweitens sind wir natrlich zunchst einmal biologisch darauf programmiert, zu lebenund zu berleben. [Was verstehen wir denn unter Fitness im striktevolutionsbiologischen Sinn? Nichts weiter als erfolgreiche Reproduktion,erfolgreiche Fortpflanzung, oder anders gesagt, in soziobiologischen Begriffen: dieerfolgreiche Weitergabe der eigenen Gene.]7Sprecherin:Die Moral ist, darwinistisch betrachtet, kein Selbstzweck, sondern dient demFortpflanzungserfolg in einer Gruppe. Der Mensch ist nicht aus allgemeinenvernnftigen Erwgungen heraus moralisch und kooperativ, sondern dasberlebensinteresse seiner Gene treibt ihn an. Wobei das Menschen trotzdem dazu

    bringen kann, sich anderen gegenber auch dann gut zu verhalten, wenn sie mitihnen nicht direkt verwandt sind. Dann wirkt das Prinzip der Reziprozitt: Wie du mir,so ich dir. Wenn jemand erwarten kann, dass ein anderer ihm hilft, nachdem erdiesem selbst einmal geholfen hat, erhht das seine Chancen, zu berleben. Aufdieser Grundlage kann sich auch unter nicht verwandten Menschen eingemeinsames Vertrauen und eine gemeinsame Gruppenmoral ausbilden. Fr FranzWuketits erklrt das vor allem das Verhalten von relativ homogenen Gruppen, abernicht unbedingt das, was zwischen groen menschlichen Gesellschaften passiert.

    Wuketits:Da gibt es in der Tat sehr interessante Experimente, die alle darauf hinauslaufen,

    dass Kooperationen bzw. wechselseitige Hilfe mittel- bis langfristig sich auszahlen,dass niemand allein alle Probleme zu lsen imstande ist. Aber noch einmal kommeich auf die groen Dimensionen zurck. Es ist eine Sache, in kleinen Gruppen zukooperieren, eine andere Sache, als Menschheit zu kooperieren.

    Sprecher:Der Wem schenke ich was?-Test: Du hast vier leckere Bonbons geschenktbekommen. Da kommt deine beste Freundin und schaut dich bittend an. Frage eins:Wrdest du ihr von den Bonbons abgeben und wennwie viele?

    PinaAlso, eigentlich ja zwei, das ist ja die Hlfte. Und dann ist man ja auch nett zu seinerFreundin!

    MerleAlso ich wrde ihr von meinen Lieblingsbonbons vielleicht einen abgeben, einBonbon. Weil es ist ja auch nett gegenber jemand anderen einem etwas zu geben.Und wenn sie es halt nicht will, dann kann ich es auch selber nehmen, aber es isthalt eher netter am Anfang zu fragen, ob der andere auch was will.

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Sprecher:Frage zwei: Ein vllig fremdes Kind kommt und schaut dich bittend an. Wrdest du

    ihm Bonbons abgeben und wennwie viele?

    PinaAlso ich wrde ihr nix abgeben oder eben nur eins, weil man kennt sie ja auch nicht.

    MerleNein, eher nicht, weil ich kenne das Mdchen ja nicht oder den Jungen, und wenn esdann meine Lieblingsbonbons sind, dann will ich sie ja eher essen als jemandemganz fremden das abzugeben.

    Sprecherin:

    Bis heute streiten Philosophen, Sozialwissenschaftler und Evolutionspsychologendarber, in welchem Ausma sich eine Moral entwickeln kann, die auch Fremdeeinbezieht. Man kennt sie nicht, wei nicht, ob man ihnen vertrauen kann und ob siedie Kultur der eigenen Gruppe akzeptieren. Wie universell knnen moralischeNormen und Werte berhaupt wirken, die sich ursprnglich innerhalb berschaubarerGemeinschaften herausgebildet haben? Wie viele seiner Kollegen ist auch derPsychologe Michael Tomasello davon berzeugt, dass Moral nicht aus hehrenethischen Erwgungen heraus entstand. Auch fr den Direktor am Leipziger Max-Planck-Institut fr Evolutionre Anthropologie ging es zunchst nur darum, in Jger-und Sammlergesellschaften ganz pragmatisch den wechselseitigen Nutzen zumehren.

    Michael TomaselloIf we are hunting together, I don't have to be altruistic, behind the tree.bersetzer:Wenn ich mit anderen zusammen jage, muss ich nicht vllig altruistisch sein, alsoausschlielich an das Wohl der anderen denken. Es gengt, wenn ich mir sage, dasswir beide von der Zusammenarbeit profitieren. Wenn der andere zum Beispiel beimJagen seinen Speer nicht mehr findet und ich ihm zeigen kann, dass er hinter einenBaum geflogen ist, hilft uns das beiden.

    Sprecherin:Michael Tomasello glaubt aber auch, dass solche Erfahrungen weitreichende Folgenhatten. Denn sie fhrten dazu, dass die Menschen neue geistige Fhigkeitenausbildeten. Sie lernten darber, sich immer besser in andere hineinzuversetzen undihre Gedanken zu lesen:

    Sprecher:Was macht der andere gerade whrend der gemeinsamen Jagd und warum? Waserwartet er wohl von mir? Was denkt er, was ich gerade denke?Sprecherin:Die Menschen begannen immer strker, sich auch aus der Perspektive der anderen

    zu beobachten und zu bewerten.

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Sprecher:Bin ich ein guter Kooperationspartner? Verstehe ich, was die anderen wollen?

    Sprecherin:Nach Michael Tomasello entstand so ein geistiges Gerst, um allgemeine moralischeNormen zu akzeptieren: Handle so, dass du andere verstehst und ihre Perspektivenund Interessen in dein Handeln einbeziehst. [Fr Tomasello sind Menschen indiesem Sinne ultrasoziale Wesen:

    TomaselloUltrasocial is just to emphasize that humans dont have to the same degree.bersetzer:Ultrasozial das soll heien, dass der Mensch viel strker als andere Arten

    motiviert ist, zu helfen und zu teilen.

    Sprecherin:Moralisches Verhalten wre demnach ein Nebenprodukt der kognitiven Evolution.Das Leben in der Gruppe fhrte zu neuen geistigen Fhigkeiten: Menschen konntenimmer besser die Folgen des eigenen Denkens und Handelns voraussehen und sieaus der Perspektive anderer Personen beurteilen.] Das brachte einenberlebensvorteil fr die Gruppe beim Jagen und Sammeln. Daraus entwickeltensich dann moralische Normen und Werte fr den zwischenmenschlichen Verkehr.Diese untermauerten den berlebensvorteil, indem sie positives Gruppenverhaltendefinierten. Je grer und komplexer dann die Gesellschaften wurden, desto strker

    wurden diese Gebote ausformuliert und desto allgemeiner wurde ihrGeltungsanspruch. Tabus, Sanktionen, Institutionen wie das Recht schrnktenunmoralische Handlungen zunehmend ein. Und die groen Religionen entwarfenmoralische Systeme mit universellem Anspruch.

    Sprecher:Du sollst nicht tten!

    Sprecherin:Oder:

    Sprecher:Liebe deinen Nchsten wie dich selbst!

    Sprecherin:Fr den Mnsteraner Philosophen Kurt Bayertz ist es daher kein Zufall, dassbestimmte moralische Inhalte fast in allen Kulturen anerkannt werden.

    Kurt Bayertz[Das ist zum einen die Einsicht, dass unmoralisches Handeln immer dazu fhrt, dassich anderen Menschen einen Schaden zufhre oder dass ich sie zumindestens dem

    Risiko eines Schadens aussetze. Und wenn man Schaden ausbuchstabiert, dann

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    kommt man auf Dinge wie gettet werden, bestohlen werden, belogen werdenusw. usw.] Ich darf andere Menschen nicht umbringen, ich darf andere Menschen

    nicht verletzen, krperlich und geistig. Ich darf andere Menschen nicht bestehlen,also alle diese ganz elementaren moralischen Regeln.

    Sprecherin:Parallel dazu hat sich noch eine zweite universelle Komponente der Moral entwickelt:ein formales Prinzip, das die kognitiven Errungenschaften der Jger-und-Sammlergesellschaften pointiert zusammenfasst.

    Kurt BayertzIch muss lernen, mich in die Rolle von anderen zu versetzen. Da ist die goldeneRegel eine Anleitung zu: Was ich nicht will, dass andere es mir tun, das sollte ich

    auch anderen nicht antun. Und sozusagen das hilft mir, mich in dem Standpunktanderer zu stellen und meine Handlungen ihnen gegenber zu beurteilen.

    Sprecherin:Philosophen haben dieses Prinzip in unterschiedlichster Weise ausgedeutet.

    Sprecher:Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sieein allgemeines Gesetz werde.

    Sprecherin:

    Immanuel Kant.

    Sprecher:Handle so, dass du das grte Glck der grten Zahl von Menschen befrderst!

    Sprecherin:John Stuart Mill.

    Sprecherin:Gemeinsam ist diesen Prinzipien, dass sie den Einzelnen zwingen, das Wohl anderermit einzubeziehen. Wir stark das dann in der Realitt umgesetzt wird, ist bekanntlicheine andere Frage. Zum einen ist es eben nicht immer so einfach, zu entscheiden,was das grte Glck ist oder was als allgemeines Gesetz taugt.

    Sprecher:Darf ich einen Menschen tten, um zwei zu retten? Ist Abtreibung erlaubt?

    Sprecherin:Zum anderen beeinflussen Kulturen, Religion und Weltanschauungen, wie Moralkonkret ausgedeutet wird.

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Sprecher:Der Westen orientiert sich am Individuum, stliche Kulturen eher an der

    Gemeinschaft. In demokratischen Kulturen gilt Moral als Menschenwerk, in religisgeprgten als Gottesgesetz.

    Sprecherin:Moral bleibt eine komplizierte Sache. Sie formuliert allgemeine Gebote, reibt sichaber immer an den Interessen und Deutungsmustern des Einzelnen oder derGruppe.

    Kurt BayertzSo ist die Welt und es hat keinen Zweck, sie sich moralisch schn zu reden.

    Sprecherin:Im Alltag stoen moralische Ansprche an Grenzen, verlangen Kompromisse. Daserfahren frher oder spter auch Heranwachsende.11Sprecher:Das Freundschaftsdilemma. Stell dir vor, das Schuljahr hat neu begonnen. Du warstmit deinen Eltern in den Ferien und triffst deine beste Freundin wieder. Sie ldt dichfr nachmittags um 16 Uhr zu sich nach Hause ein. Du freust dich und sagst zu.Dann kommt ein anderes Mdchen auf dich zu. Es ist vllig neu in die Klassegekommen und kennt niemanden. Sie fragt dich, ob du mit ihr zusammen um 16 Uhrin einen tollen Kinofilm gehen willst. Du hast deiner Freundin aber schon das

    Versprechen gegeben. Was machst du?

    PinaAlso man kann das ja mit der Fremden machen, weil die kennt ja noch niemandenaus der Klasse. Mit seiner besten Freundin kann man das ja ganz oft machen.

    MerleAlso ich wrde vielleicht meine beste Freundin erst mal fragen, ob das nicht vielleichtwann anders geht. Weil es ist ja meine beste Freundin, ich kenne sie ja schon langeund vielleicht versteht sie das dann ja auch, weil sie kennt mich ja.

    Sprecherin:Die 8-jhrige Pina und die 11-jhrige Merle tendieren noch eher dazu, mit demfremden Kind ins Kino zu gehen. Zum einen, weil sie es gut finden, ein neues Kindsozial zu integrieren. Zum anderen, weil es spannend ist, eine neue Schulkameradinkennenzulernen, noch dazu wenn man dabei einen tollen Film anschauen kann.Egoistische Motive spielen also auch eine Rolle. Bei 12- bis 15-jhrigen Kindernjedoch gewinnen auch andere Kriterien an Gewicht, fand Monika Keller vom BerlinerMax-Planck-Institut heraus:

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Monika KellerAlso wenn man sie befragt, warum muss man ein Versprechen halten, dann ist das

    klar, dann kommt zum ersten Mal der Gedanke der moralischen Person auf.Personen werden danach beurteilt, ob sie ihre Versprechen einhalten oder nicht;Vertrauen ist zentral dafr. Und deshalb haben wir beinah in allen Untersuchungengefunden, dass die 15-Jhrigen sich entscheiden, zum Freund zu gehen in dieserSituation und es auch als moralisch richtig ansehen, zum Freund zu gehen, obwohlsie sich durchaus vorstellen knnen, wie man das htte verhandeln knnen.

    Sprecherin:ltere Kinder und Jugendliche denken zwar auch darber nach, dass es gut wre,das neue Kind zu integrieren. Aber ausschlaggebend werden bei ihnen prinzipielleErwgungen: Es ist die Vorform eines Vertragsdenkens. Man muss ein verlsslicher

    sozialer Partner sein, auch wenn die Situation schwierig ist. Freundschaften bleibendafr bis zum 18. Lebensjahr zentral. Aber es kommt noch etwas hinzu: Autonomie.Ein Wert, der hart erkmpft werden muss.

    Hannah:Pubertt ist, wenn ich mich mit meiner Mutter anschreie.

    Sprecher:Hannah, 16 Jahre alt, definitionsgem in der Sptpubertt.

    Hannah

    Tagtglich oder ber einen langen Zeitraum immer wieder.

    Sprecherin:Studien zeigen, dass im Gehirn Pubertierender Prozesse ablaufen, die fr diemoralische Entwicklung unabdingbar sind. Kurz vor der Pubertt baut das Gehirnzustzliche graue Masse auf. Es entsteht ein berschuss an Nervenverbindungen.Der an der Universitt von Glasgow arbeitende Neurowissenschaftler Peter Uhlhaasfand heraus, dass diese neuen Nervenverbindungen bei Pubertierenden nochziemlich unkoordiniert zusammenarbeiten:

    Peter UhlhaasIch denke, dass das erwachsene Gehirn einfach weitaus prziser arbeitet als nochdas adoleszente Gehirn. Das heit es werden also viel genauer Areale, alsoHirnregionen herangezogen fr die Verarbeitung eines Stimulus zum Beispiel,whrend im heranreifenden Gehirn diese Aktivitt noch viel diffuser zu sein scheint.Damit kann man in der Tat vielleicht auch sagen, dass Adoleszente nicht immer ganzgenau wissen, was sie tun.

    HannahMan ist nur ein bisschen entscheidungsgehemmt und triebgesteuert

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    HannahManche Entscheidungen sind falsch und manche Entscheidungen, da kann man

    einfach keine Entscheidung treffen. Dann trifft man die Entscheidung fr sich unddann heult man und dann trifft man die Entscheidung doch nicht und ist hin undhergerissen. Und alles ist falsch und alles um einen herum ist schlecht und manselbst ist schlecht und eigentlich sollte die Welt untergehen.

    Sprecherin:Die berschssige und ungeordnete Nervenmasse erlaubt es den Pubertierendenaber auch, neue Erfahrungen mit sich selbst und ihrer Umwelt zu machen. DieseErfahrungen werden dann in neuen Nervenverbindungen verankert. Das Gehirnscheint damit berhaupt erst die Voraussetzung fr das zu schaffen, wasPsychologen als Hauptzweck der Pubertt definieren: Lse dich von der Welt deiner

    Eltern und schaffe dir deinen eigenen Kosmos.

    KellerJe mehr Kinder moralisch die Welt zu begreifen lernen, umso mehr lernen sie auchzu verstehen, dass die Welt nicht so ist. Daher kommt dann in der Pubertt auchdiese Auseinandersetzung mit Erwachsenen, die das eine sagen, aber das anderetun. Und das fhrt dann auch tatschlich zu diesem Bruch und zu einer Form vonIdentittsentwicklung, wo die Jugendlichen es auch lernen mssen, mit denProblemen dieser Welt zu leben und nicht nur frustriert darauf zu reagieren, sondernden Versuch zu machen: Was kann ich dennoch in einer Welt, die voller Problemeist, machen? Kann ich eine moralische Person sein trotzdem?

    Sprecherin:Autonomie: Die Fhigkeit, sich vom Druck der Umgebung befreien und denWiderspruch zwischen Normen und Realitt aushalten zu knnen. Erst das machtden Menschen zu einer wirklich reflektierten moralischen Person. Erst das fhrt dazu,dass Moral nicht erstarrt und die Grenzen des Erlaubten den Menschen nichterdrcken. Die Pubertt ist ein wichtiger Baustein, um diese moralische Autonomiezu erlangen.

    HannahIch finde es hrt nie auf!

    Sprecherin:Moralpsychologen sind sich einig. Es ist immer nur eine Minderheit, die permanentkritisch ber die berlieferten moralischen Regeln nachdenkt und sie an generellenethischen Kriterien misst.

    Sprecherin:Kurt Bayertz, der Philosoph aus Mnster, meint jedoch, dass man nicht erwartenkann, dass die Welt nur von Philosophen bevlkert wird. Das bedeute aber nicht,dass Vernunft und Moral chancenlos seien.

  • 7/23/2019 Wie Der Mensch Morlaisch Wurde

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    Westdeutscher Rundfunk Kln 2015Dieses Manuskript einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulssig. Insbesondere darf das Manuskript weder

    vervielfltigt, verbreitet oder ffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder ffentlich zugnglich gemacht ) werden.

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    Tiefenblick, 05.07.2015Die Grenzen des Erlaubten (1/8)Ursprung derEthik: Wie der Mensch moralisch wurde

    Kurt BayertzDer Ausdruck objektiver Vernunft ist ja so ein anspruchsvoll und philosophisch

    verstiegen klingender Ausdruck. Vielleicht ist erst einmal gut, wenn man das einbisschen auf den Teppich runterholt und sich klarmacht, was damit gemeint ist.

    Sabine FellIch versuche schon ein bisschen mich in die Lage zu versetzen, wie wrde ich michals Kind fhlen in der Situation, wie knnte man das jetzt als Elfjhrige regeln?

    Sprecher:Sabine Fell. Die Mutter von Pina und Merle.

    Sabine Fell

    Also wenn es wirklich um Situationen geht, wo es mit Regeln, also auch mitgesellschaftlichen Regeln auch zu tun hat, dann versuche ich auch zu sagen: Wennihr euch jetzt vorstellt, im Autoverkehr keiner hlt sich an Regeln, dann verstehen dieimmer recht schnell, dass nicht alle bei Rot fahren knnen oder einfach abbiegenknnen wie sie mchten. Und das finde ich immer so ganz gut, weil dann ist ganzschnell ein Verstndnis von der Kinderseite her da.