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Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit Nds. e.V. Wien 11/2004 Seinen Mann stehen oder gesund bleiben? Thomas Altgeld Genderspezifische und gendersensible des „mental health promotion“

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Seinen Mann stehen oder gesund bleiben?

Thomas Altgeld

Genderspezifische und gendersensible Ansätzedes „mental health promotion“

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Männer fühlen sich kerngesund, bis sie tot umfallen.

Männer haben's schwer, nehmen's leicht,außen hart und innen ganz weich,werden als Kind schon auf Mann geeicht.Wann ist ein Mann ein Mann?

Männer haben Muskeln,Männer sind furchtbar stark,Männer können alles,Männer kriegen 'nen Herzinfarkt undMänner sind einsame Streiter,müssen durch jede Wand, müssen immer weiter.

Herbert Grönemeyer

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Gliederung

1. Männliche Rollenbilder und Gesundheit

2. Männergesundheit – ein neuer Markt?

3. Depression und Suizid – Klassische Rollenverteilungen?

4. Geschlechtsspezifische Ansätze

5. Schlussfolgerungen

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Krank fühlen oder krank sein?• Männern geben im Durchschnitt nur 1,45 aktuell bestehende

Erkrankungen (von 36 angebotenen) gegenüber 2,06 bei den Frauen.

• Die Anzahl aktueller und/oder früherer Erkrankungen lag bei den Männern im Mittel mit 3,63 Erkrankungen gegenüber 4,79 bei den Frauen ebenfalls signifikant niedriger (Ausnahme: Herzinfarkt und Leberverhärtung bzw. Leberzirrhose häufiger an)

• Männer fühlen sich weniger anfällig gegenüber Krankheiten

• fühlen Männer fühlen sich durch ihren Gesundheitszustand bei der Erfüllung alltäglicher Aufgaben weniger beeinträchtigt

• Männer achten weniger stark auf ihren Gesundheitszustand

• Männer glauben weniger als Frauen, dass man seinen Gesundheitszustand selber beeinflussen kann

(Hessel, Geyer, Plöttner, Schmidt und Brähler (1999) in einer repräsentativen Untersuchung an 2.179 Deutschen)

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Traditionelle männliche Leitbilder (Brannon und David, The male sex role, 1976)

• Der Junge und spätere Mann muss alles vermeiden, was auch nur den Anschein des Mädchenhaften, Weichen und Weiblichen erweckt. Seine männliche Identität erreicht er nur in klarer Absetzung vom anderen Geschlecht (“no sissy stuff”).

• Der Junge und spätere Mann muss erfolgreich sein. Erfolg stellt sich ein über Leistung, Konkurrenz und Kampf. Erfolg garantiert Position und Status. Nur wer Erfolg hat, ist ein richtiger Mann; der Erfolglose hingegen ist ein Versager (“the big wheel”).

• Der Junge und spätere Mann muss wie eine Eiche im Leben verwurzelt sein. Er muss jederzeit seinen Mann stehen, hart, zäh, unerschütterlich, unbesiegbar (“the sturdy oak”).

• Der Junge und spätere Mann ist wie ein Pionier im Wilden Westen oder wie ein Held auf dem Baseball-Feld. Er wagt alles, setzt sich ein, ist aggressiv, mutig, heftig und wild; er riskiert alles, ist der Siegertyp par excellence (“giv’em hell”).

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Generelle Merkmale der Jungensozialisation:(Kammerer/Sommer, 2004)

• Jungen wachsen in einem frauendominierten Lebensumfeld auf; es fehlen ihnen oft reale männliche Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren können. Sie orientieren sich deshalb häufig sehr an Medienklischees von Männlichkeit.

• Sie werden nicht selten auf eine Desensibilisierung des Körpers getrimmt. Botschaft: Ein Indianer kennt keinen Schmerz!

• Sie werden dazu angehalten die weichen, “weiblichen” Anteile ihres Erlebens abzuwehren. Botschaft: Ein Junge weint nicht!

• Jungen laufen oft einem zu hoch gehängten männlichen Anspruch hinterher und haben deshalb Schwierigkeiten, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln

• Ein Junge soll: aktiv und außenorientiert sein, etwas einstecken können, fröhlich und nicht weinerlich sein, wissen, was er will, selbtbewusst und dominant sein (vor allem Mädchen gegenüber), sich selbst und andere beherrschen lernen, sich jeglicher “Gefühlsduselei” enthalten, vor allem cool bleiben und die Beschützerrolle einnehmen.

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2. Männergesundheit, ein neuer Markt?

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„Neue Männerkrankheiten“

• Männliches Klimakterium, Andropause, The Aging Male Syndrom, PADAM (Partielles Androgendefizit des alternden Mannes (Fahlenkamp, u.a. 2001)

• Erektionsstörungen

• Schönheitschirugie

• Osteoporeose

• Männerdepression

• Adoniskomplex, d.h. Schönheitswahn und Körperkult (Pope, u.a., 2001)

• Esstörungen

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Symptome des männlichen Klimakteriums:(Dietz und Mattheis, 2002)

• Faltenbildung

• Tränensäcke und Pigmentierung

• Gewichtsprobleme

• Herz-Kreis-Lauf-Erkrankungen

• Prostatavergrößerung

• Glatzenbildung und graue Haare

Die Lösung: „ Wenn nichts mehr gehtund Hormone fehlen – keine Angst vorden Botenstoffen ihres Körpers! Rich-tig angewendet, wirken sie segensreich– manchmal wie ein Turbo. MancherAlterungsprozess wird durch eine ge-zielte Hormonersatztherapie verlang-samt. Die Frauen profitieren seit 40Jahren davon – jetzt sind die Männerdran“

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Korregierte Körper...

• Im Jahr 2000 haben amerikanische Männer 129,9 Millionen Dollar (knapp 120 Millionen Euro) allein für Haarfärbemittel ausgegeben.

• Über 500 000 Männer haben 1999 kosmetische Veränderungen vorgenommen (US-Gesellschaft für Ästhetische Plastische Chirurgie). Besonders häufig waren Lid- und Gesichtskorrekturen und Brustverkleinerungen. Bei den Gesichtskorrekturen steht das Kinnimplantat, das Wegspritzen von Stirnfalten oder das klassische Lifting an erster Stelle der vorgenommenen Eingriffe.

• „Wachstumsmarkt“ Männerkosmetik: 660 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2002

in Deutschland

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Men‘s Health

• Redaktionelle Mischung aus Gesundheits-, Karriere-, Sex-, Flirt-, Sport-, Mode- und Techniktipps.

• Erscheint seit 1993 in Deutschland

• Nach dem Playboy (1,75 Millionen Leser) die zweithöchste Reichweite von Männermagazinen mit 1,04 Millionen Lesern.

• Neue Zielgruppenmagazine ausgegliedert: „Men‘s Health: Best Life“ für den Mann ab 35.

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“Das gönn ich mir!” - men´s health - Balance-Seminar

• Optimieren Sie Ihre Lebensqualität, minimieren Sie Gesundheitsrisiken und beeinflussen Sie die körperlichen Alterungsprozesse positiv....

• Jeder Mann hat Sollbruchstellen. Rechtzeitiges Gegensteuern ist deswegen unerlässlich. Verhindern Sie, dass Ihre Kraft nachlässt, Ihr Gedächtnis schwächer wird, Stress Sie übermannt und erholsamer Schlaf Seltenheitswert bekommt.

• Fehlt das männliche Geschlechtshormon Testosteron, was stark verbreitet ist, treten leistungskillende Selbstzweifel und Ängste auf, sinkt das Durchsetzungsvermögen. Die Bestimmung Ihres Hormonstatus und - im Bedarfsfall - die sofortige Therapie ist daher Bestandteil unseres Balance-Seminars.

• Grundlage Ihres ganz persönlichen Gesundheitskonzepts sind zudem: ein umfassender medizinischer Check-up inklusive Laktattest, Körperfett-Messung per Ultraschall, videogestützte Laufanalyse. Alles wissenschaftlich auf höchstem Niveau. Aber auch nach Seminarende lassen wir Sie nicht allein. Wir coachen Sie drei Monate!

• Geben Sie Ihrem inneren Verlangen nach: Entdecken Sie Emotionen neu, pflegen Sie Körper, Geist und Seele als unendliche Kraftquelle, werden Sie gesund alt. Kurz: Genießen Sie das Mannsein!

• Keiner geht, wie er gekommen ist. Auch Sie gehen strahlender, fitter, voller Energie und mit Power auf Dauer. Es wird Sie wieder alles zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Versprochen!

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Männerdepression: Der Selbsttest für den MannHaben Sie in letzter Zeit öfters als auch schon...

• sehr ausgiebig, fast übermässig Sport betrieben • hart durchgreifen müssen, damit wieder Ordnung einkehrt. • die Beherrschung verloren und nachher nicht mehr so recht gewusst, warum sie so heftig reagiert haben • Ihren Kollegen oder Kindern zeigen müssen, wer das Sagen hat und wo es lang geht • Streit mit Ihrer Frau oder Ihren Kollegen gehabt • Medikamente oder Alkohol konsumiert • Sich letztlich alleine und unverstanden gefühlt • irgendwie das positive Lebensgefühl verloren • den Eindruck gehabt, die Kraft von früher sei draussen • sich nicht entscheiden können in Situationen, die Ihnen früher nie Probleme machten

Wenn Ja sind Sie vielleicht von einer besonderen Form der Depression betroffen, die vor allem bei leistungsstarken und harten Männern auftritt. Sie merken die Depression nicht, Sie merken nur die Auswirkungen – und es wird immer schlimmer. Sie sind bei weitem nicht der einzige, es gibt Tausende, die in einer vergleichbaren Situation sind.

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Tests und Hinweise für Partnerinnen

• Ich habe den Verdacht, "er" könnte betroffen sein... (Link zu Testfragen)

• Wie könnten Sie ihn zu einer Behandlung bewegen

• Vielleicht ist es einfacher, als erstes zum Hausarzt zu gehen und die medikamentöse Behandlung ins Auge zu fassen. Viele Männer werden den Hausarzt und ein Medikament eher akzeptieren können als psychologische Hilfe oder psychiatrische Unterstützung.

• Üben Sie möglichst wenig Druck aus. Stellen Sie kein Ultimatum. Lassen Sie ihm Zeit zum Überlegen und Entscheiden.

• Sprechen Sie davon, dass Sie sich Sorgen machen und Sie froh wären, er würde etwas unternehmen. Sprechen Sie nicht von seinen Fehlern und von seiner Unfähigkeit.

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3. Depression und Suizid – Klassische Rollenverteilungen?

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Depression – eine Frauenkrankheit?

Frauen erkranken ungefähr zweieinhalb Mal häufiger an depressiven Episoden als Männer. Dieses Resultat ist schon seit langem bekannt und konnte immer wieder repliziert werden. Dabei stellt sich die Frage, ob dieses Risiko biologisch bedingt ist oder ob Frauen aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft eher dazu neigen, depressiv zu werden. Prof. Dr. med. Daniel Hell / Dr. med. David H. Katzenfuss, ©Division of Clinical Psychiatry Zurich University 2001

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Suizid – Männersache?

Laut dem Jahrbuch der Gesundheitsstatistik von Statistik Austria sind in Österreich 2002 durch Selbstmord oder Selbstbeschädigung 1.189 Männer verstorben und 362 Frauen.

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Blinde Flecken?

• Angaben zum Geschlechterverhältniss basieren zumeist auf klinischen und nicht auf Bevölkerungsstichproben

• Inanspruchenahmeverhalten variert geschlechts- und kranheitspezifisch (Behandlungsquoten bei Abhängigkeitserkrankungen mit 29 % am niedrigsten, bei affektiven Störungen mit 50 % am höchsten) (Lademann, Kolip, 2004)

• Störungsspezifische Betrachtungsweise notwendig (Merbach et al. 2002)

• Geschlechterstereotypen in der Diagnostik

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Besondere Charakteristika der Depression beim Mann (Kasper, S. (2003): Male Depression; Newsletter International Society of Men`s Health 10/2003)

• Reizbarkeit und Verstimmung • Niedrige Impulskontrolle (schnelles Aufbrausen) • Wutanfälle, unbändiger Ärger • Neigung zu Vorwürfen und nachtragendem Verhalten • Geringe Stresstoleranz • Hohe Risikobereitschaft • Sozial unangepasstes Verhalten • Höhere Bereitschaft, eine Straftat zu begehen • Höherer Gebrauch von Suchtmitteln (Alkohol und Nikotin) • Generelle Unzufriedenheit mit sich selbst und anderen • Erhöhtes Selbstmordrisiko

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Ursachen geschlechterbezogener Verzerrungseffekte (Eichler 2002)

• Es wird Gleichheit oder Ähnlichkeit von Frauen/Mädchen und Männern/Jungen angenommen, wo diese nicht vorhanden ist.

• Es werden Unterschiede zwischen Frauen/Mädchen und Männern/Jungen angenommen, wo keine existieren.

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Formen geschlechterbezogener Verzerrungen (Eichler, 2002)

• Geschlechterinsensibilität • Androzentrismus• doppelter Bewertungsmaßstab

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4. Geschlechtsspezifische Ansätze

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Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention – Ziele Buchprojekt:

Zum einen will er einen theoretischen Beitrag liefern zur geschlechtergerechten Gesundheitsförderung und Prävention. Geschlecht soll zentrale Variable für mehr zielgruppengenauigkeit und -gerechtigkeit in der Gesundheitsförderungs- und Präventionstheorie sowie der Qualitätsdiskussion in diesem Handlungsfeld verankert werden.Zum anderen will er am Beispiel der vier Themenbereiche Sucht, Ernährung, Bewegung und Entspannung aufzeigen, welche theoretischen Aspekte von Bedeutung sind und exemplarische Projekte beschreiben, die als Modelle guter Praxis richtungsweisend sein können.

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Das Gesundheitsförderungsparadox

• Männer verfügen über eine deutlich geringere Lebenserwartung als Frauen

• Männer gehen leichter Gesundheitsrisiken ein als Frauen

• Männer weisen für einige Erkrankungen deutlich höhere Prävalenzraten auf

• Männer nehmen geschlechtsneutrale Gesundheitsförderungsangebote kaum in Anspruch

Dennnoch werden geschlechtsspezifische Angebote weiterhin eher für Frauen als für Männer konzipiert und vorgehalten.

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Leistungen der Primärprävention 2002

• 2002 nahmen insgesamt 352 961 GKV-Versicherte an primärpräventiven Kursen und Seminaren (0,5% der Gesamtversichertenzahl)

• 47 % der GKV-Versicherten sind männlich

• Drei Viertel der Teilnehmenden sind weiblich

• Ausnahme: Handlungsfeld Sucht- und Genussmittel: hier sind „nur“ zwei Drittel der Teilnehmenden weiblich

(Medizinischer Dienst der Spitzenverbände, 2004, S. 19f)

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Geschlechtsspezifische Suchtprävention

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Boys and girls – geschlechtsspezifische Suchtprävention• Wanderausstellung zur geschlechtsspezifischen

Suchtprävention stellt die weiblichen und männlichen Geschlechterrollen und ihre unterschiedlichen Auswirkungen auf das Suchtverhalten von Mädchen und Jungen bzw. von Frauen und Männern dar. Die Ausstellung ermöglicht so eine Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Rollenverständnis und ihren eigenen Wünschen und Träumen.

• ZielgruppeMädchen und Jungen zwischen 12 und 16 Jahren

• BegleitmaterialLehrmittel, Ordner «Praxisbeispiele für den geschlechtsspezifischen Unterricht zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung»,

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Leitfragen Mindmatters (www.mindmatters-schule.de)

• Aus welchen Komponenten setzt sich die psychische Gesundheit wie auch das Wohlbefinden zusammen?

• Wann fühlen sich speziell Schülerinnen und Schüler in der Schule wohl?

• Was beeinflusst das Wohlbefinden?

• Wie könnte man an Schulen versuchen, das Wohlbefinden zu fördern?

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Stark, stärker, echt stark I (5. - 6.Klasse)Hintergrund:

durch den Schulwechsel müssen sich Gruppen neu finden und Freundschaften, Beziehungen und das Zusammengehörigkeitsgefühl neu entwickelt werden.

Das Heft gliedert sich in zwei Unterthemen:Freundschaft & Verbundenheit;Beziehungen aufbauen, enthält eine Checkliste zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit in allen Bereichen von Schule, so dass Lehrer/innen immer die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten vor Augen haben und wählen können, was gerade am besten in ihren Unterricht passt.

Ziele: Stärkung der Protektivfaktoren, Vertrauen in eigene Coping-Strategien und Gefühl der Kontrolle, Berücksichtigung persönlicher und familiärer Dispositionen, Unterstützung suchen, bekommen und annehmen können.

Empfehlungen: eignet sich für: Deutsch, Gemeinschafts-/Sozialkunde, Biologie, Ethik/Religion und Fächerübergreifenden Unterricht.

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Gesundheitsrisiko:Stress am Arbeitsplatz.....

Gemeinsamkeiten in den beruflichen Belastungen bei Frauen und Männer: Hohes Arbeitstempo und Zeitdruck werden von Frauen und Männern in Ost- und Westdeutschland als Hauptbelastungsquelle angegeben.

(BMFSFJ, 2001)

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Zunahme der Arbeitsbelastung in den letzten zwei Jahren (BIBB/IAB 1998/99, Koppelin, Müller, 2004)

Arbeitsbelastungen(Mehrfachnennungen, Prozente kumulativ)

MännerN= 19366

Frauen N =14977

Körperliche BelastungenStress, ArbeitsdruckFachliche AnforderungenUnfallgefährdung/gesundheitliche GefährdungÜberstundenRisiko ArbeitslosigkeitKontrolle durch VorgesetzteMöglichkeit der ArbeitseinteilungVielseitigkeit, Interessantheit

254946102423142128

22413651621121723

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Männliche Stress“bewältigungs“strategien

• Fehlende oder ungenutzte Entspannungsmöglichkeiten

• verbissener Einzelkampf

• Schweigen und Rückzug

• Verdrängung

• Flucht in die Arbeit

• Flucht in die Sucht

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Gesundheitsförderung auf der Baustelle (Setz, 2004)

• Übungen alleine: strecken, gross machen, den eigenen Körper abklopfen, Intensität wird je nach Körperregion variiert, Fussgelenke rotieren, Gleichgewicht halten, Kniegelenke rotieren, Schultern heben und beim Senken ausatmen, Ohren und Gesichtsmuskulatur massieren Arme nach unten führen und auf Oberschenkel schlagen, Hände aneinander reiben. Imaginär einen Ball formen. Der Ball wird nun auf einer Körperseite gehalten. Durch Drehen des Rumpfes wechselt der Ball mehrmals die Seiten.

• Übungen zu zweit: Rücken abklopfen mit beiden Händen, - Schultern gegenseitig massieren, 3x mit den Händen über den Rücken streichen.

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Schlußfolgerungen

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Thesen

• Mental Health promotion ist noch ein marginales Thema in der Gesundheitsförderung.

• Mental Health promotion bei Männern ist ein Randthema innerhalb dieses marginalen Sektors.

• Gesundheitförderung für Männer, auch im Sinne von emotionaler Balanceförderung ist längst marktförmig organisiert, nur unter falschen Vorzeichen. Es werden nur kaufkräftige Zielgruppen erreicht und eher Männerklischees bedient als abgebaut

• Gender Mainstreaming als Qualitätskriterium für Gesundheitsförderung ist bislang nicht ausreichend implementiert, würde aber die Effektivität von Maßnahmen deutlich erhöhen.

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Merkmale kommerzieller Gesundheitskommunikation, die bei Männern ankommt:

Vermittlung einer einfachen technischen Lösbarkeit möglicher Gesundheitsprobleme

Ausblendung komplexerer, insbesondere psychischer Ursachen

Bagatellisierung von Erkrankungsverläufen und -wahrscheinlichkeiten

überdeutliche Neigung zu Anglizismen.

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Abbau von Stereotypen, z.B. über Geschlechtsrollen (Y-Chromosomforschung)