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Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008 Gesundheit – Bildung – Soziale Benachteiligung Herausforderungen für Schule, Gesundheitsförderung und Jugendhilfe Thomas Altgeld Lüneburg, den 31. Januar 2008 Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008 Gliederung 1. Aufwachsen in Armut – gesundheitliche und andere Folgen. 2. Viel Prävention in vielen Sektoren: Zersplitterung der Präventionsansätze und Gesundheitsförderungsprogramme 3. Sozialraumorientierung als Einstieg in die zielgruppengerechte Gesundheitsförderung und Prävention 4. Abschluss Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008 Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008 Rückzug bei Kindern im Kindergartenalter nimmt die Besuchsquote mit steigendem Nettoeinkommen zu, von 74 % in der niedrigsten auf 83 % in der höchsten Einkommensgruppe“ (Fuchs, 2005) „Unterrepräsentanz bildungsferner Milieus“ im vorschulischen Bereich. Dieser Rückzug betrifft auch die Inanspruchnahme eltern- /familienbezogener Sozialer Dienste und Früherkennungsuntersuchungen bei Kinderärzten, obwohl alle diese Leistungen für diese Zielgruppen nicht kostenpflichtig angeboten werden. Selbst bei Leistungen wie Schuldnerberatung besteht eine geringere Nutzung durch arme Familien (Holz u.a., 2005).

Gliederung - Leuphana Universität Lüneburg: Startseite · Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008 Inanspruchnahme Krankenkassenangebote zur Bewegung 2004

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Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Gesundheit – Bildung – Soziale BenachteiligungHerausforderungen für Schule, Gesundheitsförderung und Jugendhilfe

Thomas Altgeld Lüneburg, den 31. Januar 2008

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Gliederung

1. Aufwachsen in Armut – gesundheitliche und andere Folgen.

2. Viel Prävention in vielen Sektoren: Zersplitterung der Präventionsansätze und Gesundheitsförderungsprogramme

3. Sozialraumorientierung als Einstieg in die zielgruppengerechte Gesundheitsförderung und Prävention

4. Abschluss

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Rückzug• bei Kindern im Kindergartenalter nimmt die Besuchsquote

mit steigendem Nettoeinkommen zu, von 74 % in der niedrigsten auf 83 % in der höchsten Einkommensgruppe“(Fuchs, 2005)

• „Unterrepräsentanz bildungsferner Milieus“ im vorschulischen Bereich.

• Dieser Rückzug betrifft auch die Inanspruchnahme eltern-/familienbezogener Sozialer Dienste und Früherkennungsuntersuchungen bei Kinderärzten, obwohl alle diese Leistungen für diese Zielgruppen nicht kostenpflichtig angeboten werden. Selbst bei Leistungen wie Schuldnerberatung besteht eine geringere Nutzung durch arme Familien (Holz u.a., 2005).

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Unfälle im Kindesalter (vgl. Böhmann und Ellsäßer, 2004)

9 9

29

181714

53

36

1310

27

14

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10

20

30

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70

Jungen Mädchen Jungen Mädchen

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1-4 Jahre

5-14 Jahre

Deutsche Nichtdeutsche

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Kinder und Jugendliche mit „sehr guter“ allgemeiner Gesundheit (Elternurteil) (RKI, KIGGS, 2007)

32,6

25,2

32,932,4

42,8

30,3

46,0

42,1

54,2

39,4

27,8

37,2

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10

20

30

40

50

60

70

3-10 J. 11-17 J. 3-10 J. 11-17 J.

Pro

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Niedrig Mittel Hoch

MädchenJungen

Sozialstatus:

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

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16

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5

10

15

20

25

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Hauptschule Realschule Gymnasium

Tägliches Rauchen(HBSC-Studie, Becker und Klocke, 2002, zitiert nach Kolip)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Anteil der 3- bis 10-jährigen Jungen und Mädchen, die weniger als einmal pro Woche Sport treiben (Elternurteil) (RKI, KIGGS, 2007)

14,9

35,8

40,4

24,1

48,3

34,6

23,421,0

36,2

22,6

28,3

21,1

12,1

21,1

0

10

20

30

40

50

60

Niedrig Mittel Hoch Ja Nein Ost West

Pro

zent

Jungen Mädchen

MigrationshintergrundSozialstatus Wohnregion

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Bildungs(miss)erfolg• Deutschland ist, wie die Ergebnisse des Programms for

International Student Assessment (PISA) deutlich zeigen, ein Land mit größten sozialen Disparitäten in den Bildungschancen.

• Diese sind in Deutschland sogar weit mehr ausgeprägt als in Staaten mit größeren sozialen Ungleichheiten wie beispielsweise die USA, Mexiko oder Brasilien.

• „Während in Deutschland die Koppelung von sozialer Lage der Herkunftsfamilie und dem Kompetenzerwerb der nachwachsenden Generation ungewöhnlich straff ist, gelingt es in anderen Staaten ganz unterschiedlicher geographischer Lage und kultureller Tradition, trotz ähnlich Sozialstruktur der Bevölkerung, die Auswirkungen der sozialen Herkunft zu begrenzen. Dies ist in der Regel auf eine erfolgreichere Förderung von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Schichten zurückzuführen“ (Artelt u.a. 2001)

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Deutsche Bildungslandschaften... (Grafik Stern Nr. 27/2006)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Bildung und Geschlechtvgl. G. Hovestadt 2002

44 % der Abiturienten,57 % der Hauptschulabsolventen,64 % der Sonderschüler,60 % der Sitzenbleiber,65 % der Schulabbrecher

sind männlich

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

KIGGS-Daten zur Jungengesundheit (RKI, 2007)

• Jungen erkranken 4,3 mal so häufig an ADS/ADHS

• Mädchen verfügen über deutlich höhere motorische Leistungsfähigkeiten

• 19,6% der Jungen sind Täter von Gewalthandlungen (9,9% Mädchen)

• 5,2 % der Jungen sind Opfer von Gewalthandlungen (3,9% Mädchen)

• 17 % der Jungen weisen Verhaltensauffälligkeiten/Emotionale Probleme auf (11,5 % Mädchen)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

2.Viel Prävention in vielen Sektoren: Zersplitterung der Präventionsansätze und Gesundheitsförderungsprogramme

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Wesentliche Präventionsbereiche: Zersplitterung der Prävention

• Kriminalprävention• Gewaltprävention• Suchtprävention• Gesundheitsbezogene Prävention in den Bereichen Ernährung, Bewegung

und Stressbewältigung• Andere krankheitsspezifische Prävention (Impfungen, Jodmangel,

Krebsfrüherkennung etc.)• Unfallprävention (am Arbeitsplatz, in Verkehr und Freizeit)• Sexualaufklärung bzw. Prävention sexuell übertragbaren Erkrankungen

(Aids, Hepatitis u.a.) und von Prävention von frühen Schwangerschaften• Suizidprävention und Prävention psychischer Erkrankungen• Gesundheitsförderung in Settings (z.B. Schule, Kommune, Krankenhaus)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Was heißt schon Risiko in einer Risikogesellschaft?(Beck, 1986)

"In der fortgeschrittenen Moderne geht die gesellschaftliche Produktion von Reichtum systematisch einher mit der gesellschaftlichen Produktion von Risiken.“Unter dem Begriff "Risiken" subsumiert Beck einerseits "naturwissenschaftliche Schadstoffverteilungen", andererseits "soziale Gefährdungslagen“.Paradoxerweise führt die Inflation "gefühlter Risiken" jedoch auch zu mehr Gleichgültigkeit: "Wo sich alles in Gefährdungen verwandelt, ist irgendwie auch nichts mehr gefährlich"

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Beispiel 1: Ziele von Sucht- und Gewaltprävention

• die Stärkung des Selbstkonzeptes,

• die Reflexion des eigenen Selbst und Stärkung der Persönlichkeit,

• die Ausbildung sozialer Wahrnehmung,

• die Schaffung von Konfliktfähigkeit,

• kontrolliertes Handeln• und insgesamt die Vermittlung

sozialer Kompetenzen(vgl. Schacht, 2005)

• Soziale Kompetenzen: Kontaktfähigkeit, Kommunikation, Durchsetzen,

• Bewältigungsfähigkeiten: Konflikt-/Problemlösung, Entscheidungsfindung

• Ich-Stärke: Selbstsicherheit, Kontrollüberzeugungen,

• Standfestigkeit: Neinsagen, Gruppendruck, Werbung,

(vgl. Riemann, 2002)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Präventionsansatzspezifika

• Vermeidung von Straffälligkeit

• soziale Akzeptanz durch sozial integriertes Verhalten

• Alternativen zu Drogen: Kenntnis, Nutzung,

• Informationen über Substanzen: Wirkungsweise, Verbreitung, Suchtpotentiale

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Beispiel 2: Ziele von

• Förderung der psychischen Gesundheit und Prävention psychischer Krankheiten aller SchulmitgliederVerbesserung des Gesundheitszustands psychisch belasteter Schulmitglieder, Suizidprävention

• Bewältigungskompetenzen und generelle Schutzfaktoren fördern Selbstwertgefühl und Optimismus fördern, Wissen und Problemlösefähigkeit verbessern

• Mehr Respekt und Toleranz im UnterrichtVerbesserung von Lehren und LernenSteigerung der BildungsqualitätAufbau einer unterstützenden und fürsorglichen SchulkulturAufbau von Netzwerken und Partnerschaften

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Reichweite der Primärprävention der GKV nach § 20 SGB 2003 (MDK, 2006)

0,8% der GKV-Versicherten nahmen im Jahr 2003 an primärpräventiven Kursen/Seminaren teil (überwiegend Frauen, überwiegend älter als 60 Jahre).Schwerpunkte:

Bewegung (65%)Ernährung (18%)Stress (17%)Umgang mit Suchtmitteln (0,8%)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Inanspruchnahme Krankenkassenangebote zur Bewegung 2004 (MDK, 2006)

AnzahlZeilen-

prozent*Spalten-prozent Anzahl

Zeilen-prozent**

Spalten-prozent

unter 15 Jahre 6.750 45,6% 5,9% 8.063 54,4% 1,8%15 bis 19 Jahre 2.494 23,7% 2,2% 8.040 76,3% 1,8%20 bis 29 Jahre 7.625 17,2% 6,6% 36.778 82,8% 8,4%30 bis 39 Jahre 18.366 18,4% 16,0% 81.481 81,6% 18,6%40 bis 49 Jahre 22.693 19,1% 19,7% 96.011 80,9% 22,0%50 bis 59 Jahre 24.307 20,7% 21,1% 93.298 79,3% 21,3%60 J. und älter 32.695 22,3% 28,4% 113.707 77,7% 26,0%fehlende Angaben zum Alter

Gesamt 114.930 20,8% 100% 437.378 79,2% 100%

männlich weiblich

männlich weiblich

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Präventionsdilemma (Bauer, 2006)

• Durch das Gros der Präventionsmaßnahmen werden vor allem die Zielgruppen erreicht, die eh schon bessere Gesundheitschancen haben, d.h. sozial besser gestellte Gruppen.

• Die Gruppen mit dem größten Bedarfen und Potenzialen werden bislang kaum erreicht (inverse care law).

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Boom in der Adipositasprävention für Kinder und Jugendliche

• Obeldicks• Lean-and Healthy• PommeFRIZ• RAP• Moby Dick• Fit wie LEO• Pfundig wird fit• Optifast-Junior

• M.O.B.I.L.I.S.• Move, eat and more• IDEFICS• Fit von klein auf• Fit für PISA• KIDS• FITOC• Bunter Kreis

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Ernährungstipps/regeln (BMG, 2007)

1. Vielseitig essenGenießen Sie die Lebensmittelvielfalt. Merkmale einer ausgewogenen Ernährung sind abwechslungsreiche Auswahl, geeignete Kombination und angemessene Menge nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel. 2. Reichlich Getreideprodukte - und Kartoffeln3. Gemüse und Obst - Nimm "5" am Tag...4. Täglich Milch und Milchprodukte5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel6. Zucker und Salz in Maßen7. Reichlich Flüssigkeit8. Schmackhaft und schonend zubereiten9. Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr EssenBewusstes Essen hilft, richtig zu essen. Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich Zeit beim Essen. Das macht Spaß, regt an vielseitig zuzugreifen und fördert das Sättigungsempfinden. 10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in BewegungAusgewogene Ernährung, viel körperliche Bewegung und Sport (30 bis 60 Minuten pro Tag) gehören zusammen. Mit dem richtigen Körpergewicht fühlen Sie sich wohl und fördern Ihre Gesundheit

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Ernährungsbedarfe und Essbedürfnisse (Pudel, 2004)

Es bleibt auch zu fragen, wie und warum Informationen über den Ernährungsbedarf die Essbedürfnisse der Menschen beeinflussen sollten. Die Diskrepanz zwischen Nährstoffbedarf und Essbedürfnissen, die die Grundlage aller Ernährungsstörungen bildet, kann allein verringert werden, wenn die Essbedürfnisse modifiziert werden. Die Information über ernährungsphysiologische Bedarfsparameter hat offenbar wenig (oder keinen) Einfluss auf Essbedürfnisse.“

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

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Genderaspekte Adipogene Umwelt

Sozioökonomische Faktoren:

MedienzeitenBildung

KulturkreisArmut

GewohnheitenFamilie

Adipositas ist kein eindimensionales Phänomen(WHO 2006, nach Heindl)

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Häufigkeit von Adipositas bei Berliner Erstklässlern nach Staatsangehörigkeit (2001)

Alle EinschülerInnen: 12,6%

-------------------------------------------------

Herkunftsdeutsche Kinder: 10,6%

Eingebürgerte Kinder 17,0%

Ausl. Kinder (Industrieländer) 20,4%

Türkische Kinder 22,7%

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Essstörungen bei 11- bis 17-jährigen Jugendlichen (Selbsturteil) (KIGGS, 2007)

23,4

17,1

33,6

37,1

17,1

13,5

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32,3

10,6

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11-13 J. 14-17 J. 11-13 J. 14-17 J.

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Niedrig Mittel Hoch

Jungen Mädchen

Sozialstatus:

%

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Werbestrategien Fastfood

• Kindergerechte Einrichtung und Produkte

• Rauchfreie Restaurants• Soziale Events und

Kinderbetreuung (Geburtstage, Feste etc)

• Werbegeschenke• „gesunde“ Produktlinien• Unterstützung für Schulen

mit Ernährungsmaterialen• Stiftung Ronald McDonald

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Gesundheitsbewußtsein der Bevölkerung(Gesundheitsmonitor, 2007)Abb. 2: Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung im Zeitverlauf

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Frühjahr 2002

Herbst 2002

Frühjahr 2003

Herbst.2003

Frühjahr 2004

Herbst 2004

Frühjahr 2005

Herbst 2005

Frühjahr 2006

Herbst 2006

Gesamt

sehr stark stark mittelmäßig weniger stark gar nicht

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Erfolgsfaktoren in der Prävention von Übergewicht bei sozialen Risikogruppen (peb-Recherche, 10/2005)

• Aufsuchende Arbeit• Niedrigschwellige Angebote• Angebote in kulturspezifischen Settings• Gezielte Anpassung von Angeboten auf Bedürfnisse, Fähigkeiten und

Kompetenzen der Nutzer• Kombination von Präventionsangeboten und Entlastungsangeboten für

Alltagsprobleme• Kombination von Angeboten mit praktischen aktivierenden Elementen• Aufbau von Vertrauensverhältnissen durch personalisierte aufsuchende

Arbeit, den Einsatz von Gleichaltrigen (peers), den Einsatz von „keypersons“ bzw. muttersprachlichen Mediatoren

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Gemeinsame Herausforderungen von Sucht-, Kriminal-, Gewalt-, Unfall- und gesundheitsbezogener Prävention:

• Bildungsferne Schichten zu erreichen, • Frühe und vernetzte Hilfen anzubieten• sozialraumbezogene Programme zu entwickeln, insbesondere

für Stadtteile mit einem hohen Anteil von sozial benachteiligten Gruppen

• geschlechtergerecht und kultursensibel zu arbeiten (insbesondere männerspezifische Angebote zu entwickeln)

• die Finanzierungsbasis zu sichern bzw. zu erweitern• Erfolge nachzuweisen (Outcome-orientierung)• Vernetzung mit anderen Präventionsbereichen zu organisieren

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3. Sozialraumorientierung als Einstieg in die zielgruppengerechte Gesundheitsförderung und Prävention

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Was erschwert die Zusammenarbeit zwischen den Präventionssektoren?

• Unterschiedliche gesetzliche Regelungsgrundlagen• Unterschiedliche Zuständigkeiten und Fördergrundlagen • Unterschiedliche Sprachen, Jargons• Nicht-Rezeption von Veröffentlichungen aus dem

anderen Sektor• Abgeschlossene Begegnungsroutinen (Gremien,

Arbeitskreise, Fortbildungen, Fachgesellschaften etc.)• Entwertung von Alltagserfahrungen der jeweils anderen

Praxis

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Was erschwert die Zusammenarbeit zwischen den Jugendhilfe und Krankenkassen?

• Unterschiedliche Präventionsbegriffe in SGB V und SBG VIII.• Der Versichertenbezug von Präventionsleistungen.• Eine generelle Unterbewertung nicht-betrieblicher Settings,

insbesondere des KiTa-Bereichs.• Förderungsprinzipien, die auf Kurzzeitinterventionen (Projekte

mit kurzen Laufzeiten, Kurse) oder Broschüren ausgerichtet sind statt langfristiges Engagement zur Verbesserung von Strukturen.

• Trägervielfalt im KiTa-Bereich (Die Kassenstrukturen werden eher zentralisiert, die Jugendhilfestrukturen schlimmstenfalls ganz kommunalisiert).

• Mangelnde Verankerung von Gesundheitsförderung in den Landesbildungsplänen.

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Warum „zielgruppengerecht“? (Kolip/Altgeld, 2006)

• QualitätsverbesserungDurch die genauere Definition der Zielgruppen (nach Geschlecht, sozialer Lage, Alter, Migrationshintergrund) kann die Passgenauigkeit von Projekten erhöht werden.

• ChancengleichheitDurch Gesundheitsförderung und Prävention müssen ungleiche Gesundheitschancen abgebaut werden.

•Gesundheitlicher OutcomeMaßnahmen müssen sich langfristig zumindest volkswirtschaftlich rechnen und zu einem verbessertem Gesundheitszustand, höherer Lebensqualität und längerer, beschwerdefreier Lebenserwartung beitragen.

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Was heißt „zielgruppengerecht“? (Kolip/Altgeld, 2006)

• Die relevanten Zielgruppen für den Problembereich müssen ausgewählt sein

• Diese Zielgruppen müssen auch erreicht werden:• Zugangswege• Methodik• Ansprache• Sozialraumorientierung

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Beispiel 1: Selbst is(s)t der Mann“ (Deneke/ Bruns)

• Ziel: Verbesserung des Ernährungsverhaltens sozial benachteiligter junger Männer; Vermittlung praktischer Alltagskompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln und deren Zubereitung

• Setting: Offene Jugendarbeit (5 Einrichtungen in NDS und HH)

• Methode: Gemeinsames Kochen und Essen in geschlechts-homogenen Gruppen

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Beispiel 1: Selbst is(s)t der Mann“ (Deneke/ Bruns)

• PersonalSchulung der pädagogischen MitarbeiterInnen, Ernährungsfachkraft zur Beratung und Qualifizierung; Vernetzung mit anderen Bereichen (z.B. Schulen, Suchtberatung)

• MethodeGemeinsames Kochen und Essen in geschlechts-homogenen Gruppen

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Beispiel 2: Projekt soziale Frühwarnsysteme in NRW (2001-2004)

Gefahrenpotenziale erkennen und Sensoren entwickeln. Wahrnehmung bewerten, prüfen und filtern

Warnmeldungen an handlungsverpflichtete Institution oder Person weitergeben

Zeitnahes Reagieren der eigenen oder gemeinsam mit anderen Institutionen

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Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Beispiel 3: Gesund leben lernen (GKV + LVGS)

Arbeit mit 8 Modellschulen

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Gesunde Schul-Entwicklung als Lernprozess

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Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

Ergebnisse gll 1. Projektphase

• 8 Schulen haben ca. 90 Teilprojekte durchgeführt– Ernährung (20)– Umgestaltung Innenräume (13) – Bewegung/Fitness (12)– Gesundheit der Lehrkräfte (9)– Gewaltprävention (8)– Verhaltensmodifikation/Regeln für Zusammenleben (8)– Umgestaltung von Schulhof/-garten (7)– Eltern(mit)arbeit (4)– Lärm (3)– Nichtrauchen (3)– Zahngesundheit/Hör-/Sehtest (3)– Kommunikation (2)– Leistungsüberprüfung (1)Alle 8 Schulen haben Befragungen von Schülerinnen und Schülern und/oder

Lehrkräften durchgeführt.

Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

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Kriterien Guter Praxis

Beispiel 4:

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Thomas Altgeld: GF im Kindes- und Jugendalter, Lüneburg 1/2008

4. Abschlussthesen:• Auch 20 Jahre nach Verabschiedung der Ottawa-Charta wird

Gesundheitsförderung in weiten Bereichen noch nicht als Aufgabe geschweige denn als Querschnittsaufgabe begriffen. Es dominieren sektorbezogene, monothematische Präventionsprogramme mit erheblichen Problemen die Zielgruppen mit den größten Bedarfen tatsächlich zu erreichen.

• Zielgruppen müssen frühzeitig mit einbezogen werden, d.h. schon an der Problemdefinition beteiligt werden.

• Das Nebeneinander von Präventionsansätzen und -konzepten macht bestimmte Settings präventionsmüde, deshalb sind integrierte und abgestimmte Herangehensweisen notwendig.

• Wesentliche Bedeutung kommt dem frühzeitigen Erkennen von Entwicklungs- und Chancendefiziten zu. Stadtteile, belastete Familien, Kindertagesstätten und Schulen sind deshalb ideale Settings für Interventionen.